Paul MacLain der Privatschnüffler von BlueGenie1974 (Ein ehemaliger SAS-Offizier als Privatdetektiv) ================================================================================ Kapitel 7: 7. Fall - Die gefälschten Bilder ------------------------------------------- 7. Fall – Die gefälschten Bilder Der vierte Fall, den ich mit meiner Partnerin Jelena Romanova zu lösen hatte, führte uns nach Norwegen. Nach unserer allmorgendlichen Joggingrunde durch den nahegelegenen Park waren wir gerade im Büro angekommen. Wir hatten gerade unsere Laptops gestartet, als der Briefträger zu uns kam. „Hier ist ein Brief für euch.“, sagte er. „Lang mal rüber.“ Der Postbote gab mir den Brief. Bevor ich den Umschlag öffnete, sah ich mir den Absender an. „Aus Stokmarknes.“ „Wo liegt das denn?“, fragte Jelena. „In Norwegen.“ „So schlau bin ich auch, stell dir vor. Aber wo genau?“ „Ich war noch nie in Norwegen. Das einzige, was ich über Stokmarknes weiß, ist das dort Norwegens berühmteste Schifffahrtslinie, die Hurtigroute, gegründet wurde.“ „Was steht eigentlich in dem Brief?“, wollte Jelena wissen. „Hab ihn noch nicht gelesen.“ „Dann solltest du das mal machen. Es könnte ein neuer Fall für uns sein.“ Ein Argument, dem ich nichts entgegenzusetzen hatte. Und Jelena hatte Recht. „Und?“ „Was „Und“?“ „Was steht in dem Brief? Komm schon Paul, spann mich nicht auf die Folter.“ „Ich bin noch nicht fertig mit lesen. Aber in einem Punkt hast du Recht, Jelena. Wir haben einen neuen Fall, sollten wir uns entscheiden, ihn anzunehmen.“ „Um was geht es?“ „Soweit bin ich noch nicht. Der Absender heißt Olaf Torgesen. Seine Tochter hat sich an der Kunst- und Designhochschule Bergen eingeschrieben.“ „Welche Fachrichtung?“ „Grafik. Seine Tochter Ingrid will Malerin werden.“ „Wenn sie das Talent hat, warum nicht?“, sagte Jelena. Als ich den Brief fertig gelesen hatte, meinte ich: „Also so wie sich der Sachverhalt für mich darstellt, hat sich Ingrid Torgesen um Fördergelder beworben.“ „Ist doch ihr gutes Recht.“ „Aber so, wie es uns Olaf Torgesen schreibt, werden seit gut zwei Wochen ihre Bilder gefälscht.“ „Weiß er denn, von wem?“ „Genau das sollen wir herausfinden.“ „Ich finde, wir sollten erst Mal mit Olaf Torgesen reden. Ich bin mir sicher, dass er uns nicht alles gesagt hat.“ „Wie kommst du darauf?“ „Vielleicht weiß er, warum sich jemand die Mühe macht, ausgerechnet die Bilder seiner Tochter zu fälschen.“ „Das wage ich zu bezweifeln. Aber ich muss dir Recht geben, dass es nicht schaden kann, Mr. Torgesen mal auf den Zahn zu fühlen. Vielleicht erfahren wir noch das eine oder andere.“ In dem Moment klingelte das Telefon. „Detektivbüro MacLain – Romanova, Sie sprechen mit Jelena Romanova.“, meldete sich Jelena. „Hier spricht Olaf Torgesen. Haben Sie und Ihr Partner meinen Brief erhalten?“ „Ist heute angekommen. Wir haben ihn auch gelesen. Doch bevor wir entscheiden, ob wir den Fall übernehmen, hätten wir gerne noch mit Ihnen gesprochen. Wir haben noch ein paar Fragen.“ „Ich kann vorbei kommen. Sagen wir in 15 Minuten? Ich hab noch ein Kundengespräch.“ „Das geht in Ordnung.“ Um 13:45 Uhr kam Olaf Torgesen dann zu uns ins Büro. Er war ein athletisch gebauter Mann mit einer Körpergröße von 1,75 m. Er hatte graue Haare und ein rundes Gesicht mit grünen Augen. Die etwas breite Nase wollte gar nicht zu den schmalen Lippen passen. Der graue Schnurrbart verlieh unserem Besucher etwas Würde. 85 Bekleidet war Olaf Torgesen mit einem schwarzen Anzug, roten Socken, einem weißen Hemd und einer roten Krawatte, sowie schwarzen Lackschuhen. „Bitte setzen Sie sich doch, Mr. Torgesen.“ „Danke.“ „Wann hat man Sie darauf aufmerksam gemacht, dass die Bilder Ihrer Tochter gefälscht werden?“, fragte Jelena. „Vor einer Woche. Der Direktor der Schule rief mich an und wollte mich in seinem Büro sprechen. Und offenbar ist es so, dass der Fälscher es nicht beim Kopieren belässt. Wie mir der Direktor mitteilte, beschuldigt man meine Tochter der Gemäldefälschung.“ „Haben Sie denn einen Verdacht?“ „Eben nicht.“ „Hat die Schule denn schon Maßnahmen ergriffen?“, wollte Jelena wissen. „Man hat die Fördergelder für den Fachbereich Grafik eingefroren, bis die Sache geklärt ist.“ „Gab es schon Reaktionen der anderen Mitbewerber?“ „Noch nicht.“ „Nun gut. Wenn wir es schaffen, uns noch über das Honorar einig zu werden, dann übernehmen wir den Fall.“ „Wären 25.000 € angemessen?“, fragte Olaf Torgesen. „Was meinst du, Jelena?“ „Das ist doch ein Wort. Erwarten Sie unser Eintreffen in Bergen am kommenden Sonntag.“ „Ich danke Ihnen.“ Nachdem unser Besucher gegangen war, buchten wir unser Hotel. Wir hatten uns für das Bergen Bors Hotel entschieden. Danach buchten wir einen Flug von Frankfurt nach Bergen. Uns war klar, dass ein Transfer vom Flughafen zum Hotel nicht inbegriffen war. Doch da wir ohnehin einen Mietwagen nehmen würden, konnten wir diesen Umstand verschmerzen. Am Tag der Abreise brachte uns meine Schwester Samantha zum Flughafen. Wir gaben unsere Koffer auf und gingen zur Sicherheitsschleuse, wo sich Samantha von Jelena und mir verabschiedete. „Kommt heil nach Hause.“, sagte sie. „Mach dir da mal keinen Kopf.“ „Man weiß nie, wozu dieser Mistkerl fähig ist. Vielleicht geht er über Leichen, um sein Ziel zu erreichen.“ „Was macht dich da so sicher, dass der Böse Bube ein Mann ist?“, wollte Jelena wissen. „Bisher waren doch alle Gauner mit denen Ihr zu tun hattet, männlich.“ „Das hat nichts zu bedeuten, Schwesterherz. In diesem Fall kann auch eine Frau dahinterstecken.“ Wir brachten die Sicherheitskontrolle ohne nennenswerte Probleme hinter uns und gingen zum Gate an dem unser Flugzeug stehen sollte. Um 13:25 Uhr wurde unser Flug aufgerufen. „Alle Passagiere des Fluges SK 2003 nach Bergen werden gebeten sich an Bord der Maschine zu begeben.“ Wir gingen Bord und zeigten der Stewardess unsere Boardingpässe. „Willkommen an Bord.“, sagte sie. Um 13:45 Uhr bekam unsere Maschine die Erlaubnis zum Start. Der Pilot schob die Gashebel nach vorn. Nach einer Flugzeit von 3 Stunden und 25 Minuten, landete unsere Maschine, ein Airbus A340-300, der Scandinavian Airlines, SAS, auf dem Flughafen von Bergen. Wir holten unsere Koffer und gingen zu einer Autovermietung. Bei Rent a Car mieteten wir uns einen VW Passat aus dem Jahr 2017. Unser Wagen war ein Modell aus der Highline-Edition. Motorisiert war er mit dem 1,4-Liter TSI ACT-Motor mit 150 PS und dem 7-Gang-Getriebe. Lackiert war der Passat in Harvard Blue Metallic und hatte die 18-Zoll-Felgen Modell Marseille. Die Sitze aus Nappaleder waren in Moonrock-Schwarz bezogen. 86 Dazu kam das Business-Premium-Paket mit Navigationssystem. Um 17:50 Uhr kamen wir in unserem Hotel an. Der Concierge gab uns unsere Schlüsselkarte. „Ich wünsche Ihnen beiden einen angenehmen Aufenthalt in unserem Haus.“, sagte er. Wir bezogen unser Zimmer und packten und unsere Koffer aus. Am Abend, wir hatten das Abendessen beendet, machten wir noch einen Stadtbummel durch Bergen. Vor einem Textilgeschäft blieben wir stehen, denn Jelena hatte ein Kleid entdeckt. Es war rot und ihrem Paillettenkleid nicht unähnlich. Denn die Pailletten bildeten ein Flammenmuster, dass sich etwas vom helleren Stoff abhob. Zu Jelenas Bedauern hatte das Geschäft geschlossen. Doch ich kannte meine Partnerin nur zu gut und wusste, dass sie dieses Kleid unbedingt wollte. Doch irgendwie schien Jelena das Glück hold zu sein. Denn aus heiterem Himmel tauchte der Besitzer des Ladens auf. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte er alarmiert. „Mein Name ist Paul MacLain. Meiner Partnerin gefällt das Kleid im Schaufenster Ihres Geschäfts. Können Sie ihr das Kleid zurücklegen? Wir würden es dann morgen abholen.“ „Sie sind nicht zufällig der Privatdetektiv Paul MacLain?“ „Doch der bin ich.“ „Dann ist die Lady wohl ihre Partnerin Jelena Romanova.“ „Gut aufgepasst.“ „Ich werde das Kleid für Miss Romanova reservieren. Wann kann ich morgen mit Ihnen beiden rechnen?“ „Wann öffnen Sie?“ „Um 8:00 Uhr.“ „Dann kommen wir um 8:10 Uhr.“ „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“ Am nächsten Tag erschienen Jelena und ich um 8:10 Uhr in dem Textilladen in der Nähe des Hafens. Während meine Partnerin aus Smolensk das Kleid anprobierte, sah ich zum Hafen hinunter in den gerade ein Hurtigroutenschiff einlief. Es war die 123 Meter lange „Polarlys“. Ich war wohl so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, wie Jelena aus der Umkleidekabine kam. „Wie seh ich aus, Paul?“, fragte sie und riss mich aus meinen Gedanken. Als ich mich umdrehte um Jelena zu begutachten, blieb mir fast die Luft weg. Das Kleid bestand aus einem leicht transparenten Stoff, auf den die Pailletten aufgestickt waren, die das Flammenmuster bildeten. Dieses reichte bis zu Jelenas üppigen Brüsten. Im Gegensatz zu ihrem Paillettenkleid hatte dieses Kleid noch Ärmel, die bis zu ihren Händen reichten. Dazu trug meine Partnerin ein Paar Plateauschuhe. „Was meinst du, Paul?“ „Du siehst umwerfend aus, Jelena.“, sagte ich. „Was kostet mich der Spaß?“ „Weil Sie es sind, 520 norwegische Kronen.“ „Ich zahle mit meiner Kreditkarte.“ Später am Tag, Jelena und ich waren gerade von einem Spaziergang durch Bergen zurückgekommen, sprach uns der Concierge an. „Der Direktor der Kunst- und Designhochschule Bergen war hier. Er erwartet Sie beide morgen früh in seinem Büro.“ „Wann sollen wir da sein?“, fragte ich. „Um 10:00 Uhr.“ „Bin mal gespannt, was der von uns will.“, sagte ich, als wir in der Cocktailbar unseres Hotels saßen. „Wahrscheinlich hat er Wind bekommen, dass wir für Olaf Torgesen arbeiten. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass Mr. Torgesen ihn persönlich davon in Kenntnis gesetzt hat.“ „Das denke ich auch. Auch wenn Mr. Torgesen dem Direktor der Schule gegenüber zu nichts verpflichtet ist.“ „Hoffentlich ist das ein kooperativer Mensch und keiner, der uns 87 Steine in den Weg legt.“, sagte Jelena. „Das soll er mal versuchen.“ Am nächsten Morgen fuhren wir zur Kunst- und Designhochschule. Pünktlich um 10:00 Uhr klopften wir an das Büro des Direktors der Schule. Frode Thorsen empfing uns mit einem kräftigen Händedruck. Der 59jährige war ein groß gewachsener Mann mit einem athletischen Körperbau. Sein rundes Gesicht mit der durchschnittlichen Nase und dem markanten Kinn besaß zwei braune Augen, die uns hinter einer randlosen Brille aufmerksam musterten. Seine blonden Haare hatte der gebürtige Norweger bis auf Höhe der Ohren geschnitten. Bekleidet war Frode Thorsen mit einem schwarzen Anzug, einem schwarzen Hemd, schwarzen Socken und schwarzen Lackschuhen. Außerdem trug er eine dunkelrote Krawatte. „Sie fragen sich wahrscheinlich, warum ich Sie beide sprechen wollte.“, sagte Frode Thorsen, nachdem er uns gebeten hatte, Platz zu nehmen. „Das tun wir in der Tat.“ „Nun es gibt einige neue Entwicklungen, über die Sie Bescheid wissen sollten.“ „Dann lassen Sie uns an ihrem Wissen teilhaben, Mr. Thorsen.“ „Sehen Sie letzte Woche ist der Vater einer Kommilitonin bei mir vorstellig geworden.“ „So so. Und was wollte er?“, fragte Jelena. „Er hat von mir gefordert, Ingrid Torgesen einen Schulverweis zu erteilen. Seine Tochter Agnes hat sich ebenfalls um die Fördergelder beworben, um die sich auch Ingrid Torgesen beworben hat.“ „Gibt es sonst noch etwas, dass wir wissen müssten?“ „Ja, da ist noch etwas. Meine Entscheidung, die Fördergelder für den Fachbereich Grafik einzufrieren, ist bei der Familie Magnussen nicht gut angekommen.“ „Warum denn dieses?“ „Nun ja. Agnes Magnussen ist nur mit einem mäßigen Talent gesegnet. Ich vermute, dass sie Ingrid Torgesen als Konkurrentin sieht, die ihr die begehrten Fördergelder streitig machen könnte.“ „Das leuchtet ein. Aber was wissen Sie über die Eltern von Agnes Magnussen?“ „Ihr Vater, Harald Magnussen, gehört der Stadtverordnetenversammlung von Bergen an. Er ist für das Resort Wirtschaft und Finanzen zuständig.“ „Das bedeutet, dass er Druck ausüben kann, indem er mit der Kürzung kommunaler Zuschüsse droht.“, sagte ich. „So ist es, Mr. MacLain.“ „Was ist mit der Mutter?“, wollte Jelena wissen. „Irene Magnussen ist Architektin von Beruf.“ „Also in der Familie scheint der Geldbeutel ja ziemlich locker zu sitzen.“ „In der Tat. Die Magnussens sind eine sehr angesehene Familie.“ Nach dem Gespräch mit Frode Thorsen kehrten wir noch in ein Cafe´ am Hafen ein. „Ich würde sagen, wir haben einen Verdächtigen.“, sagte ich. „Agnes Magnussen.“ „Richtig. Und für mich stellt sich die Sache folgendermaßen dar: Agnes Magnussen bringt nicht genug Talent mit, um als Malerin durchzustarten. Sie braucht diese Fördergelder, um sich weiterzuentwickeln. Nun hat sich Ingrid Torgesen, die begabter als Agnes ist, ebenfalls um diese Gelder beworben. Und die Chancen, dass sie die Gelder zugesprochen bekommt und Agnes Magnussen hinten runter fällt sind ziemlich hoch.“ „Und der alte Magnussen versucht jetzt dafür zu sorgen, dass die unliebsame Konkurrentin von der Schule fliegt.“ „Genau das.“ Als wir ins Hotel zurückkehrten sprach uns wieder der Concierge an. „Harald Magnussen wünscht Sie beide zu sprechen. Er wartet in der Cocktailbar 88 auf Sie.“, sagte er. Ich sah ihm an, dass ihm das Überbringen dieser Nachricht peinlich war und ahnte, was Harald Magnussen von uns wollte. Als wir die Bar betraten, stand er auf. Agnes Vater war ein Mann mit einer Körpergröße von 1,81 m und einem ordentlichen Bierbauch. Sein rundes Gesicht mit den blauen Augen und der schmalen Hakennase und den wulstigen Lippen war von Nervosität geprägt. Die grauen Haare hatte er ziemlich kurz geschnitten. Bekleidet war er mit einem grauen Anzug, einem weißen Hemd, roten Socken und schwarzen Lackschuhen. Dazu trug er eine schwarz-goldene Krawatte. „Können Sie sich vorstellen, warum ich Sie beide sprechen will?“, fragte Herr Magnussen mit einer basstiefen Reibeisenstimme. „Hat es etwas mit unserem Fall zu tun, Mr. Magnussen?“ „Das hat es in der Tat. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Olaf Torgesen Sie beide beauftragt hat, die Unschuld seiner Tochter Ingrid zu beweisen. Ein sinnloses Unterfangen. Seine Tochter ist definitiv schuldig.“ Das sagen Sie. Aber wir glauben erst an Ingrid Torgesens Schuld, wenn wir diese zweifelsfrei nachweisen können.“ „WAS ERLAUBEN SIE SICH???“, brüllte uns Harald Magnussen an. Bevor ich etwas erwidern konnte, war Jelena aufgestanden und hatte dem Finanz- und Wirtschaftsdezernenten der Stadt Bergen mit dem Handrücken ins Gesicht geschlagen. „SCHREIBEN SIE UNS NICHT VOR, WIE WIR UNSEREN JOB ZU MACHEN HABEN, SIE AUFGEBLASENER FATZKE!!!!“ Ich ahnte, dass die Situation eskalieren würde, wenn ich nicht eingriff. Ich zog meine Walther und richtete sie auf den Politiker. Harald Magnussens Augen weiteten sich vor Schreck. „Sie wollen mich doch nicht etwa erschießen?“, fragte er. „Nein. Wenn ich Sie hätte erschießen wollen, hätte ich die Waffe entsichert. Betrachten Sie diese Geste als Warnung.“ „Das wird Ihnen das Genick brechen.“, sagte Harald Magnussen. „Das werden wir sehen. Wir werden den wahren Schuldigen finden und ihn zur Rechenschaft ziehen. Sollte das Ihre Tochter sein, dann wird die Luft für SIE ziemlich dünn.“ Am nächsten Tag fuhren Jelena und ich noch einmal zur Kunstschule und sprachen mit Frode Thorsen. „Mr. Magnussen hat uns gestern aufgesucht und versucht uns zu beeinflussen.“, sagte Jelena. „Das macht er immer so, wenn seine Tochter im Fadenkreuz von Ermittlern steht.“ „Mit anderen Worten, er versucht sein Kind um jeden Preis zu schützen.“ „Würden Sie es nicht genauso machen?“ „Vielleicht. Aber eines ist für uns beide ziemlich sicher. Ohne die Fördergelder, wird Agnes Magnussen ihr Talent nicht verbessern können. Wäre es möglich, beiden Bewerberinnen eine Förderung zukommen zu lassen?“ „Möglich wäre es schon. Und ich wäre der letzte der „Nein“ sagt. Allerdings müsste sich der Schuldige stellen.“, sagte Frode Thorsen. Nach dem Gespräch mit dem Direktor suchten wir Ingrid Torgesen auf. Die junge Frau war im Atelier und arbeitete an einem Bild, das den Geirangerfjord zeigte. Die 24jährige war 1,63 m groß und besaß einen zierlichen Körper. Ihre kleinen Brüste hatte sie hinter einer grünen Schürze verborgen. Oberhalb ihrer Pospalte 89 konnte ich folgendes lesen: „I Love Analsex“. Die dunkelbraunen Haare trug sie offen, so dass sie hinten bis zu ihren Hüften reichten. Als sie sich zu uns umdrehte sahen Jelena und ich in zwei braune Augen, die in einem ovalen Gesicht mit einer etwas breiten Nase und rot geschminkten sinnlichen Lippen ruhten. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte Ingrid Torgesen. „Zuerst sollten wir uns wohl besser vorstellen. Mein Name ist Paul MacLain.“ „Ich bin seine Partnerin Jelena Romanova.“ „Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches?“ „Wir arbeiten für Ihren Vater.“ „Vater erzählte mir, dass er zwei Privatdetektive angeheuert hat, um meine Unschuld zu beweisen. Aber er sagte nicht, dass er zwei absolute Neulinge beauftragt hat.“ „Unsere Erfolgsrate liegt bei 100%.“ „Ach wirklich? Dann darf ich fragen, wen Sie als letztes aus dem Verkehr gezogen haben?“ „Ariel Scharon.“ „Ach das waren Sie beide? Und wer hat Charles Kang abserviert?“ „Mr. Kang hat sich selbst das Leben genommen. Aber sein Firmennetzwerk haben wir lahm gelegt. Jelena war bei den Speznas.“ „No Way!“ Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir Ihnen ein paar Fragen stellen?“, fragte ich. „Warum sollte ich? Fragen Sie mich, was Sie wissen wollen.“ „Wann haben Sie das erste Mal festgestellt, dass Ihre Bilder gefälscht werden?“ „So richtig festgestellt hab ich das nicht. Aber ich erinnere mich, dass meine Bilder immer 3 bis 4 Tage verschwunden waren, ehe sie wieder auftauchten.“ „Und in einem anderen Atelier steht dann dasselbe Bild.“ „Bis ins kleinste Detail identisch.“ „Wessen Signatur trägt das zweite Bild?“, fragte Jelena. „Die von Agnes Magnussen.“ „Denken Sie, dass Miss Magnussen in der Lage wäre, ein Bild exakt zu kopieren?“ „Das wäre sie. Aber sie würde so etwas nicht machen.“ „Warum?“ „Agnes ist eine ehrliche Haut. Sie würde sich eher die Zunge abbeißen, als zu lügen.“ „Wer steckt dann Ihrer Meinung nach hinter diesem Skandal?“ „Na wer wohl? Der alte Magnussen höchstpersönlich. Er will seine Tochter zum Star machen um sie besser vermarkten zu können.“ „Was meinen Sie damit, Miss Torgesen?“ „Ganz einfach. Agnes ist ja nicht das einzige Kind von Harald und Irene Magnussen. Sie hat noch eine große Schwester, die Marit heißt. Sie arbeitet heute als Model und ist in einer Agentur für Models und Künstler, an der Harald Magnussen als stiller Teilhaber beteiligt ist.“ Nach dem Gespräch mit Ingrid Torgesen suchten wir ein Cafe´ in der Innenstadt von Bergen auf. Das Gehörte musste erst Mal verarbeitet werden. „Was meinst du, Jelena?“ „Wir sollten uns auf jeden Fall noch mit Agnes Magnussen unterhalten. Mal sehen, ob sich ihre Aussage mit der von Ingrid Torgesen deckt.“ „Wir sollten auch mal über Harald Magnussen Nachforschungen anstellen. Denn dass er seine Finger im Spiel hat, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“ „Politiker haben immer Leichen im Keller.“ „Sind Sie Paul MacLain und Jelena Romanova?“, fragte eine Frauenstimme. Ich drehte mich um und sah eine Frau vor uns stehen. Die unbekannte Dame war 1,78 m groß und hatte rote Haare, die offen getragen bis zur Oberkante ihrer üppigen Brüste reichten. Dazu kamen ein sexy Körper und ein ovales Gesicht mit einer schmalen Nase und sinnlichen Lippen. Ihre braunen Augen waren ebenso eine Augenweide. „Was können wir für Sie tun?“, fragte ich. 90 „Ich bin Marit Magnussen. Die älteste Tochter von Harald und Irene Magnussen. Ich habe gehört, dass Sie beide den Fälschungsfall an der Kunst- und Designschule untersuchen.“ „Das stimmt in der Tat. Aber zu laufenden Ermittlungen dürfen wir uns nicht äußern.“ „Setzen Sie sich doch.“, sagte Jelena. „Warum interessieren Sie sich so für den Fall?“, fragte ich. „Ich interessiere mich dafür, weil ich einiges dazu beitragen kann. Ich weiß viel über das persönliche Verhältnis zwischen meiner Schwester und Ingrid Torgesen.“ „Dann bitte.“ „Meine Schwester und Ingrid sind seit der Grundschule befreundet. Ingrid hat Agnes schon damals immer geholfen.“ „Und das war ihrem Vater ein Dorn im Auge?“ „Da noch nicht. Erst später im Teenager-Alter hat es ihm nicht gepasst, dass Ingrid Agnes unterstützt. Ich weiß nicht wieso, aber er hat gegen Ingrid einen tief verwurzelten Hass entwickelt. Es war für ihn unerträglich, dass seine Tochter Hilfe von einer Jugendlichen erhält, die er abgrundtief hasst. Er ist sogar soweit gegangen, Agnes die Freundschaft mit Ingrid zu verbieten. Vater hat sogar gedroht, sie auf die Straße zu setzen, wenn sie nicht nach seiner Pfeife tanzt.“ „Und wie passt das alles zu unserem Fall?“ „Liegt das nicht auf der Hand? Vater hat sehr ehrgeizige Pläne mit meiner Schwester. Er will Agnes ganz groß raus bringen, will für sie Millionen-Aufträge an Land ziehen. Und da passt es nicht in sein Konzept, dass sich auch Ingrid Torgesen um die Fördergelder bewirbt.“ „Also setzt er Himmel und Hölle in Bewegung, um die unliebsame Konkurrentin seiner Tochter um jeden Preis aus dem Verkehr zu ziehen.“ „Und wenn die Schule sowohl ihre jüngere Schwester, als auch Ingrid Torgesen fördern würde?“ „Das wäre für Vater der Super Gau.“ Nach dem Gespräch mit Marit Magnussen kehrten wir ins Hotel zurück. In der Cocktailbar trafen wir Olaf Torgesen in Begleitung seiner Tochter Ingrid und einer zweiten Frau. „Mr. MacLain, Miss Romanova. Meine Tochter Ingrid kennen Sie ja bereits. Ich möchte Ihnen noch meine Ehefrau Mette vorstellen.“ „Sehr erfreut.“ „Wie laufen eigentlich Ihre Ermittlungen?“ „Es geht voran. Wir haben vorhin noch mit Marit Magnussen, der großen Schwester von Agnes Magnussen gesprochen. Vieles deutet daraufhin, dass Harald Magnussen versucht, seinem eigenen Kind eine bevorzugte Behandlung durch die Schule zu verschaffen.“ „Macht er sich damit nicht strafbar?“, wollte Mette Torgesen wissen. „Das kann uns nur ein Rechtsanwalt verraten. Wenn Sie wollen, können wir meine Schwester Samantha hinzuziehen. Sie ist Rechtsanwältin.“ „Das ist eine gute Idee. Wann kann sie hier sein?“ „Das hängt davon ab, wie ihre Auftragslage ist. Sehen Sie, Sam ist eine sehr gefragte Anwältin.“ Am nächsten Tag fuhren wir wieder zur Kunst- und Designhochschule Bergen. Wir wollten mit Agnes Magnussen sprechen. Die 19jährige 1,75 m große Teenagerin mit den feuerroten Haaren empfing uns in ihrem Atelier. Agnes Magnussen besaß einen grazilen Körperbau und ein ovales Gesicht mit einer wohlgeformten Nase und schmalen sinnlichen Lippen. Die blauen Augen rundeten den ersten Eindruck ab. Die roten Haare trug sie offen, so dass sie bis zur Oberkante ihre kleinen Brüste reichten. Agnes Magnussen empfing uns so, wie Gott sie erschaffen hatte. „Ich male gern nackt.“, sagte sie nach einer kurzen Begrüßung. „Haben Sie keine Angst, dabei erwischt zu werden?“ „Nicht in den Ateliers.“ 91 „Wissen Sie, weshalb wir hier sind?“, fragte Jelena. „Natürlich. Sie wollen mich wegen dem Kunstfälschungsskandal sprechen. Ich bin ja mehr oder weniger die Hauptverdächtige.“ „Demnach macht es Ihnen nichts aus, wenn wir Ihnen ein paar Fragen stellen?“ „Ich habe nichts zu verbergen. Schießen Sie los.“ „Ihre große Schwester Marit sagte uns, dass Sie sehr eng mit Ingrid Torgesen befreundet sind.“ „Ja, das stimmt. Ich verdanke Ingrid eine ganze Menge. Ohne Sie wäre ich nicht hier.“ „Und das passt ihrem Vater wohl nicht?“ „Absolut nicht. Er sagt immer „Du bist eine Magnussen. Es ist deine Pflicht besser zu sein, als die anderen.“ Ich kann es langsam echt nicht mehr hören.“ „Das heißt also, dass Ihr Vater Sie unter Druck setzt.“ „Richtig. Er hat viel erreicht, und nun sollen seine Kinder es ihm gleich tun. Für Marit und mich legt er denselben Maßstab an, wie für sich. Obwohl es das so nicht ganz trifft. Wir sollen über Leichen gehen, um seinen Ansprüchen gerecht zu werden.“ „Und Sie haben sich geweigert, dieses Spiel mitzuspielen?“, fragte ich. „Na aber so was von glaub mir. Ich verdanke Ingrid viel, da falle ich ihr garantiert nicht in den Rücken.“ „Und deshalb hat Ihr Vater die Sache nun selbst in die Hand genommen, vermute ich.“ „Da vermuten Sie richtig, Miss Romanova. Er hat einen professionellen Gemäldefälscher engagiert. Ich musste nur meinen Namen unter die Kopie setzen.“ „Und Ihr Vater hat dann verbreitet, dass Ingrid Torgesen die Schuldige ist.“ „Genau das. Und dafür hasse ich ihn.“ „Hören Sie Agnes. Frode Thorsen ist bereit, Ihnen ebenfalls Fördergelder zu bewilligen. Allerdings müssten Sie sich stellen und ihm sagen, was Sie uns erzählt haben.“ Nach dem Gespräch mit Agnes Magnussen wurden wir beim Direktor vorstellig. „Ich will nicht unhöflich erscheinen, Mr. MacLain. Aber ich habe nicht viel Zeit.“ „Es dauert nicht lange. Stehen Sie noch zu ihrem Wort, dass Agnes Magnussen Fördergelder bekommt, wenn sie sich stellt?“ „Natürlich. Haben Sie mit ihr gesprochen?“ „Gerade eben. Und ihre Aussage deckt sich mit der von Ingrid Torgesen und Marit Magnussen, der großen Schwester.“ „Dann wissen Sie wer es ist?“ „Zumindest kennen wir den Drahtzieher.“, sagte Jelena. „Wer ist es?“ „Harald Magnussen. Er hat einen professionellen Gemäldefälscher angeheuert. Einen Mann namens Erik Sigurdson. Kennen Sie den Mann?“ „Der Name sagt mir was. Er war mal als Lehrer hier angestellt. Allerdings musste ich ihn entlassen, weil er viele seiner Schülerinnen sexuell belästigt und missbraucht hat.“ „Sieh an, sieh an. Wir werden uns mal mit Mr. Sigurdson unterhalten. Wo finden wir ihn?“ „Er wohnt in Svolvaer. Aber dorthin kommen Sie nur mit dem Schiff.“ „Können Sie uns die Adresse geben?“ „Ich schreib Sie ihnen auf.“ Abends um 17:00 Uhr fuhren wir mit unserem gemieteten Passat zum Hafen und checkten auf dem Schiff ein. Es war die 138 m lange „Finnmarken“. Das Schiff legte um 22:30 Uhr in Bergen ab. Die Finnmarken legte am Folgetag um 21:00 Uhr in Svolvaer an. Wir checkten aus und fuhren mit unserem Passat vom Schiff. Wir mieteten uns in einem Hostel ein, weil wir am nächsten Tag nach Bergen zurück wollten. Am nächsten Morgen fuhren wir zu der Adresse die uns Frode Thorsen gegeben hatte. Wir klingelten an der Tür und warteten ab. Ein etwas älterer Mann im Alter von 69 Jahren öffnete. Er war stark abgemagert und konnte sich 92 nur mühsam auf den Beinen halten. Im Wohnzimmer bat er uns Platz zu nehmen, während er sich in einen Ohrensessel sinken ließ. „Ich nehme an, dass Sie wegen der Gemäldefälschungen kommen.“ „Das stimmt. Wir haben für Agnes Magnussen einen Deal ausgehandelt. Sie bekommt auch Fördergelder, wenn sie gegenüber dem Direktor geständig ist.“ „Dann wird es auch so passieren. Frode Thorsen steht zu seinem Wort.“, sagte Erik Sigurdson und musterte uns aus blauen Augen, die in einem eingefallenen Gesicht mit Hakennase und spröden Lippen ruhten. „Ich hab nicht mehr lang zu leben, deswegen mein Aussehen. Die Ärzte haben bei mir Blutkrebs im Endstadium festgestellt. Ist wohl Gottes Strafe dafür, dass ich im Auftrag von Harald Magnussen Bilder gefälscht habe.“ „Wann ist Mr. Magnussen an Sie heran getreten und hat Sie um diesen Gefallen gebeten?“ „Vor zwei Monaten. Er sagte, meine Familie schulde der seinen immer noch einen Gefallen.“ „Was hat der damit gemeint?“, fragte Jelena. „Dazu muss ich in der Zeit etwas zurückgehen. Bis ins Jahr 1941. Mai, wenn Sie es etwas genauer wissen wollen. Die „Bismarck“, Deutschlands neuestes Schlachtschiff war gerade in Dienst gestellt worden. Einer Gruppe norwegischer Widerstandskämpfer war der Auftrag zugeteilt, sämtliche Bewegungen der „Bismarck“ und des schweren Kreuzers „Prinz Eugen“ zu überwachen. Am 22. Mai haben mein Vater Henrik Sigurdson und Haralds Vater Björn Magnussen die „Bismarck entdeckt, als sie zusammen mit der „Prinz Eugen“ den Ausbruch durch die Dänemarkstraße gewagt hatte. Unsere Väter haben versucht einen Funkspruch abzusetzen, aber die Deutschen hatten durch einen Verräter in unseren Reihen den Standort des Funksenders in Erfahrung gebracht. Der Funkspruch war gerade zur Hälfte abgesetzt, als die Soldaten der Wehrmacht die Hütte gestürmt und den Funker erschossen haben. Mein Vater wurde schwer verletzt. Björn Magnussen hat ihn auf seine Schulter gepackt und ihn ins Hauptquartier der Widerstandsbewegung gebracht. Vater hat überlebt. Noch am Krankenbett musste er eine Erklärung unterschreiben, die vorsah, dass die Familie Magnussen zu jederzeit einen Gefallen als Wiedergutmachung von den Sigurdsons einfordern kann.“ „Haben Sie diese Erklärung noch?“ „Oh ja. Ich hab sie die ganzen Jahre über aufgehoben. Sie können Sie mitnehmen, wenn Sie wollen Damit haben Sie etwas, um Harald Magnussen festzunageln.“ Mit dem nächsten Schiff, der „Richard With“ kehrten wir nach Bergen zurück. Im Foyer der Schule trafen wir unseren Klienten. „Nun, wie läuft es mit Ihren Ermittlungen?“, fragte er. „Sie können den Fall als gelöst betrachten.“ „Das höre ich gerne.“ „Was führt Sie hierher, Mr. Torgesen?“ „Der Direktor wünscht mich zu sehen. Sie übrigens auch.“ „Dann wollen wir ihn nicht warten lassen.“, sagte ich. Im Büro des Direktors trafen wir dann auch noch auf Harald Magnussen. „Nun, da alle versammelt sind, möchte ich verkünden, wie ich entschieden habe.“ Ich beobachtete den Vater von Agnes und Marit sehr genau. Er rieb sich vergnügt die Hände, weil er wohl dachte, dass Frode Thorsen zu Gunsten von Agnes Magnussen entscheiden würde. „Ich habe beschlossen, dass sowohl Ingrid Torgesen, als auch Agnes Magnussen eine finanzielle Förderung erhalten werden.“ „Ich glaub ich hör wohl nicht Recht.“, sagte Harald Magnussen und sprang von seinem Stuhl auf. „Sie haben 93 sich nicht verhört. Es sei denn, ich würde Chinesisch sprechen.“ „Sie wagen es tatsächlich, einer Kriminellen Fördergelder zu geben? Ich werde die Sache publik machen, und dann können Sie von ihrem Posten zurücktreten. Ich mach Sie fertig, verlassen Sie sich drauf.“ „Vielleicht sollten Sie mal die Zeitung lesen.“, sagte ich und warf eine Ausgabe der Dagens Naeringsliv auf den Schreibtisch des Direktors. Harald Magnussen ergriff sie und faltete die Zeitung auseinander. Auf der Titelseite war ein Bild seines Vaters und des Vaters von Erik Sigurdson zu sehen. „Sohn von Kriegsheld Magnussen zwingt renommierten Kunstrestaurator Sigurdson Gemälde einer jungen Nachwuchskünstlerin zu fälschen.“, lautete die Schlagzeile. Agnes Magnussens Vater wurde kreidebleich. „Na, geht dir der Arsch auf Grundeis, Fettsack?“, fragte ich. „DIESER VERRÄTER! Ich werde ihn umbringen.“ „Die Mühe können Sie sich sparen. Erik Sigurdson ist heute morgen seiner Krankheit erlegen. Wir waren bei ihm, als er starb.“ „Er hat uns alles erzählt, was er wusste. Seine letzten Worte waren: „Bringen Sie diesen Drecksack hinter schwedische Gardinen.“ Er hat uns auch sämtliche Dokumente aus dem Jahr 1941 ausgehändigt. Wir kennen jetzt die ganze Geschichte. Ihr Vater war der Widerstandskämpfer der den Deutschen den Standort der Hütte mit dem Funksender verraten hat. Sie sind genauso eine miese Ratte wie Ihr Vater seinerzeit.“ „Noch ist nicht aller Tage Abend. Keiner von Ihnen kommt ungeschoren davon. Erik Sigurdson hat sich meiner Rache entzogen. Aber mit IHNEN Frode Thorsen fange ich an, wenn Sie Ihre Entscheidung nicht zurücknehmen und Ingrid Torgesen von der Schule werfen.“ „Sie kämpfen mit stumpfen Waffen, Mr. Magnussen. Sie sollten vielleicht auch mal die Nachrichten sehen. Können wir den Fernseher mal einschalten?“ „Aber sicher.“ Als das Gerät lief, kam gerade eine Eilmeldung. „Wir unterbrechen unsere laufenden Sendungen, um Sie über ein unerwartetes Ereignis zu informieren. Heute Morgen um 8:30 Uhr wurde Harald Magnussen, der Finanz- und Wirtschaftsdezernent von Bürgermeister Marte Mjøs Persen persönlich dazu aufgefordert, von seinem Amt zurückzutreten. Desweiteren ist Mr. Magnussen bis auf weiteres beurlaubt und darf seine Tätigkeit nicht ausüben.“ „WAS??“ „Soeben erreicht uns die Meldung, dass die Stadtverordnetenversammlung die politische Immunität von Harald Magnussen aufgehoben hat.“ Der Politiker fiel auf seinen Stuhl. Nur eine Woche später wurde Harald Magnussen der Prozess gemacht. Man hatte ihn der Anstiftung zur Gemäldefälschung, Verleumdung und versuchten Bevormundung beschuldigt und schuldigen. Aufgrund seines Gesundheitszustands, der sich seit dem Publik werden, seiner Schuld rapide verschlechtert hatte, wurde er nur zu einer Freiheitsstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt. Noch am selben Tag gab Harald Magnussen seinen Rückzug von all seinen Ämtern bekannt. Nach Prozessende fuhren wir zum Flughafen und gaben den Passat zurück. Wir gaben unsere Koffer auf und gingen dann zur Sicherheitsschleuse, die wir ohne nennenswerte Schwierigkeiten hinter uns brachten. Um 22:35 Uhr landeten wir in Frankfurt am Main. Samantha wartete auf uns, als wir unser Gepäck 94 geholt hatten. „Willkommen zu Hause, Ihr zwei Hübschen. Wie ist es gelaufen?“ „Keine Probleme. Und unser Widersacher war wieder ein Mann. Dieses Mal hast du Recht behalten, Sam. Aber beim nächsten könntest du dich irren.“ „Wer war er?“, fragte Samantha. „Harald Magnussen. Wieso fragst du?“ „Er hat sich im Gefängnis das Leben genommen. Er konnte es nicht ertragen, dass du und Jelena ihm alles genommen habt, was er liebte. Seinen Posten im Rathaus, seine Familie. Seine Töchter haben sich von ihm abgewandt und seine Frau hat ihn verlassen.“ Zwei Tage später waren Jelena und ich mit Samantha und Camille im Zoo. Wir waren gerade bei den Raubkatzen, als mir jemand auf die Schulter tippte. Ganz langsam drehte ich mich um und sah in das Gesicht von Marit Magnussen. „Was machen Sie denn hier?“ „Ich bin nicht alleine hier.“ Und dann sah ich Ingrid Torgesen und Agnes Magnussen. „Noch einmal: Was machen Sie hier?“ „Wir wollten uns bei Ihnen und Miss Romanova bedanken. Sie haben uns dreien eine tonnenschwere Last von den Schultern genommen.“ „Warum denn dieses?“ „Wir hätten unseren Vater am liebsten persönlich in den Knast geschickt, aber wir konnten einfach nicht genügend Beweise zusammentragen, dass es für eine Anklage vor Gericht gereicht hätte.“ „Hat Ihr Vater vielleicht die Beweise vernichtet?“, fragte Samantha. „Leider.“ „Werden Sie auf die Beerdigung Ihres Vaters gehen?“, fragte Jelena. „Nein. Keine von uns. Und Ingrid gehört nicht zur Familie. Mutter geht zwar hin, aber sie weint ihm keine Träne nach.“ „Und was ist mit Ihnen?“ „Auch nicht. Der Mann war ein mieses Schwein. Er hat die Strafe erhalten, die er verdient hat.“ Camille wollte über den Rand des Geheges schauen, um Zarina, die junge Löwin mit ihren Babys zu beobachten. Ingrid Torgesen hob sie hoch. Samanthas Adoptivkind war beim Anblick der drei kleinen Löwen entzückt. „Gott sind die süß!“, rief sie. „Würdest wohl gern mal einen knuddeln.“ „Und wie.“ „Das würde ich lieber lassen. Eine Löwin verteidigt ihre Jungen bis zum bitteren Ende.“ Marit Magnussen hatte diese wohl gemeinte Warnung ausgesprochen. „Sind das afrikanische Löwen?“ „Nein. Das sind asiatische Löwen. Afrikanische Löwen sind viel kräftiger.“ 95 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)