Im Bann der Dunkelheit von E-L-L-A ================================================================================ Kapitel 33: Wenn Dämme brechen… ------------------------------- 34. Wenn Dämme brechen… Seufzend ließ sich Ron gerade in einen der Sessel im Gryffindorgemeinschaftsraum fallen. Es war am vorherigen Abend echt spät geworden und allen war dies heute anzumerken. Und jetzt war Hermine doch tatsächlich auf die Idee gekommen, noch ein Treffen der DA zu organisieren. „Muss das heute sein, Mine?“, jammerte der rothaarige Zauberer und blickte zu der Hexe die ihn tadelnd ansah. „Nächste Woche sind schon Ferien und Umbridge ist gestern mit den Anderen vom Ministerium abgereist! Sie bekommt heute irgendwelche Auszeichnungen für ihre herausragende Arbeit im Schulwesen…das ist die Gelegenheit! Auch die vom Inquisitionskommando dürften heute ziemlich fertig sein…also…“, entgegnete Hermine und blickte zu Harry, der ihr stumm nickend zustimmte. Seufzend setzte sich Hermine vor den Brillenträger auf den Boden. „Harry? DA Treffen? Heute nach dem Mittagessen? Es ist jetzt halb zwölf…also so um zwei?“, sprach sie ihn direkt an. „Ja…klar…verzeih“, entgegnete er laut seufzend und blickte weiter ins Feuer. „Was beschäftigt dich?“, erkundigte sich die Löwin besorgt bei ihrem besten Freund. „Lavinia Reed…“, entkam es ihm flüsternd. „Sie spricht Parsel,…was hat das zu bedeuten?…Ihre ganze Magie…einmal ist sie ganz normal, hell wie unsere und dann damals in der Bibliothek und am Freitag, vor der großen Halle, so unendlich dunkel…und jedes Mal brennt meine Narbe“, erklärte er seinen beiden Freunden, da auch Ron nun dicht neben ihm saß, sodass kein anderer ihre Gespräche mithören konnte. „Ja an der ist wirklich was ziemlich faul! Womöglich ist sie sogar `ne Todesserin…schließlich ist sie schon 17, vielleicht hat sie Parsel ja von ihm gelernt?“, plapperte er unüberlegt drauf los. „Soweit ich weiß, kann man Parsel nicht einfach so lernen, Ron. Aber ich werde mich, die nächsten Tagen mal schlau machen. Vielleicht finde ich was in der Bibliothek“, entgegnete Hermine zweifelnd und tippte dann auf die Münze, um den anderen DA Mitgliedern mitzuteilen, dass es an diesem Tag noch ein Treffen geben wird. *** Slytherin, Lavinias Zimmer: Lavinia starrte ungläubig zu Draco. War das sein ernst? ER war ohne ihr Wissen in ihr Zimmer eingedrungen, hatte damit ihren persönlichen Bereich verletzt und stand nun vor ihr, um eine Rechtfertigung zu verlangen? Wortlos ging sie auf den Blonden zu und blieb dicht vor ihm stehen. Ihr Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von seinem entfernt. „Geh Astoria!“, sprach sie knapp. Sie wusste, dass die braunhaarige Hexe Draco gefolgt war. Sie war sich sicher, dass sie versucht hatte, Draco dies hier auszureden. Doch der blonde Zauberer, hatte soeben ihr Vertrauen bis aufs äußerste missbraucht. „Lavinia…tu ihm nichts…er hat sich Sorgen um dich gemacht!“, hörte sie Astorias angsterfüllte Bitte. „Ich sagte geh! Draco und ich haben was zu klären, danach bekommst du deinen Slytherinprinzen wieder!“, erwiderte Lavinia etwas sanfter zu Astoria gewand, ehe sie sich wieder ihrem besten Freund widmete. Nachdem Astoria mit einem besorgten Blick das Zimmer verlassen hatte, herrschte für eine gefühlte Ewigkeit absolutes Schweigen. „Wieso Draco?“, entkam es Lavinia irgendwann leise. „Wieso? Das letzte Mal, als ich dich gestern gesehen habe, bist du mit rot glühenden Augen an mir vorbeigestürmt und heute Morgen warst du nicht beim Frühstück! Ich habe mir verdammt noch mal Sorgen um dich gemacht, Lavinia! Also wo zum Teufel warst du! „Das geht dich nichts mehr an Draco. In dem Moment, in dem du diese Tür ohne meine Einwilligung geöffnet hast, hast du etwas zerstört. Mein Vertrauen…in dich…! Ich bin und war nie verpflichtet dir irgendwas zu sagen und werde es auch nie wieder tun. Denn ich weiß nicht mehr, ob ich dir wirklich trauen kann“, entgegnete Lavinia kalt. Ihre Augen waren starr auf den größeren Zauberer vor ihr gerichtet. Ihr Gesichtausdruck verbarg ihre tatsächlichen Gefühle vollkommen. „Verschwinde!“, entkam es ihr leise. „Lavinia…ich…wollte nicht…du kannst mir vertrauen…ich wollte wissen, ob es dir gut….“ „Ich sagte verschwinde Draco! Verlass diesen Raum, bevor ich mich vergesse!“, unterbrach Lavinia den Blonden bestimmt. Er musste hier raus. Sie konnte ihm nicht vergeben. Nicht im Moment. Sie wusste, dass sich Draco wirklich um sie sorgte, dass er aus keinem anderen Grund ihr Zimmer betreten hatte. Aber sie wusste, dass sie ihm alles erzählen würde, wenn er sie weiter drängte. „Geh!“, brüllte sie ihm entgegen, als der Slytherinprinz erneut ansetzte Lavinia zu einer Antwort zu drängen. „Lavinia…“ „Verdammt bei Merlin! Geh Draco, verschwinde! Du hast alles kaputt gemacht!“ wiederholte sie nun ein weiteres Mal, laut schreiend, ihre Aufforderung, zog ihren Zauberstab und richtete ihn unter Tränen auf ihren eigentlich besten Freund. „Leviscorpus“, murmelte sie und beförderte Draco aus ihrem Zimmer, bevor die Tür mit einem lauten Donnern in ihre Angeln fiel. Mit zitternden Händen richtete die schwarzhaarige Hexe ihren Zauberstab auf den Eingang ihres Raumes und murmelte die Schutzzauber, welche Severus ihr empfohlen hatte. Kraftlos ließ sich die Siebzehnjährige auf ihr Bett fallen und starrte zur Decke. Es war ihr, als wäre ein weiterer schwerer Stein auf ihrer Seele gebettet worden. Als hätte jemand ihr in diesem Moment sämtliche Kraft und sämtlichen Mut geraubt. Wie viel davon konnte sie noch ertragen, ohne völlig zu zerbrechen? Das Waisenhaus, die Tatsache, dass sie die Tochter des Dunklen Lords war, für den sie nur so lange wichtig war, bis der Tag kam, an dem sie ihm ihre Seele geben und womöglich ihr Leben verlieren würde. Der Fluch, der ebenfalls ihren Tod herbeiführen konnte, wenn man versuchte ihn zu brechen. Das Wissen, dass auch der Orden oder zumindest ein paar Mitglieder dieses Verbundes, ebenfalls nach ihrem Leben trachteten und schlussendlich die Tatsache, dass ihr einziger Lichtblick, die Liebe zu Severus, für lange Zeit, wenn nicht sogar bis zum Ende, ihr Geheimnis bleiben musste, all das hatte sie bis heute ertragen und in ihrem Geist versiegelt, um ihr Seelenheil zu schützen. Vorhin als Draco sie immer wieder angehalten hatte, mit zu sprechen, ihm zu sagen wo sie war, hätte sie ihm am liebsten alles, absolut alles erzählt, hätte sein Verständnis und seinen Trost erbeten und wahrhaftig glaubte sie daran, dass sie diesen von ihrem besten Freund, ihrem Bruder, auch bekommen hätte. Doch dies hätte die beiden Menschen in Gefahr gebracht, die ihr alles bedeuteten. Ja, Draco hatte eine Grenze übertreten und ja, er hatte sie damit zu tiefst verletzt und ihr Vertrauen in ihn erschüttert. Doch tiefes Vertrauen konnte man nicht mit einer Tat aus Sorge und Freundschaft gänzlich zerstören. Diese Wunde in ihrer Seele würde heilen und sie musste weiter stark sein und ihr Schicksal, welches ihre Geburt mit sich gebracht hatte weiterhin erdulden. Ein höhnendes Lachen entrang sich ihrer Kehle. Noch vor wenigen Stunden hatte sie geglaubt glücklich sein zu dürfen. Noch vor wenigen Stunden hatte sich ihr Herz vollkommen leicht, frei und unendlich stark angefühlt. Doch nun war es wieder schwer wie Blei. Jetzt da sie zur Ruhe kam und über all das Erfahrene und ihre Situation nachdenken konnte, kehrten Sorge, Angst und Aussichtslosigkeit in ihre Gedanken zurück. //Du musst dich zusammenreißen, Lavinia!//, schallt sie sich selbst, für ihre wirren und schwachen Gedanken. Sie durfte nicht vergessen, dass sie nicht allein war, dass Severus an sie glaubte, alles tat um eine Lösung zu finden und immer wieder sein Leben aufs Spiel setzte, wenn er sich zu ihrem Vater begab. Missmutig schaffte es die Hexe wieder aufzustehen. Sie würde nicht aufgeben, auch wenn sie in diesem Augenblick nicht wusste, wie viel Kraft ihr dafür noch zur Verfügung stand. Mit trüben Gedanken raffte sich die junge Frau aus ihrem Bett. Es war nun kurz vor eins und sie musste sich beweisen, dass sie die Kraft hatte, ihren Kummer weiterhin in ihrem Inneren zu verschließen. Sie würde sich auf den Weg in die Große Halle machen und zeigen, dass sie nichts in die Knie zwingen würde. Kein Fluch, keine Bestimmung, keine Angst um das Leben ihrer Liebsten. In schwarzen Roben gekleidet machte sich die Tochter Voldemorts auf den Weg zum Mittagessen. Als sie den Slytherintisch erreichte überblickte sie mit wachem Blick die anwesenden Schüler. Astoria saß neben Draco und Lavinia erkannte sofort, dass die Braunhaarige unverzüglich nach der Hand des Blonden griff, als dieser seine beste Freundin erblickte. https://shoplook.io/polyvore-set/923500 (Schwarzes Kleid) Wie sehr sie sich in diesem Moment wünschte, sich für Draco freuen zu können. Sie hatte schließlich darauf gehofft, dass der Ball die Beiden endlich zueinander führen würde. Doch aus irgendeinem Grund war es Lavinia nicht möglich ihrem Freund dieses Glück zu gönnen. Ohne den Slytherinprinzen eines weiteren Blickes zu würdigen, setzte sich Lavinia neben Blaise und Theo und saß so einige Meter entfernt von dem jungen Malfoy. „Hey Lavinia, willst du Snape mit deinem Aufzug heute Konkurrenz machen?“, sprach Blaise sie neckend an, als er ihr Auftreten genauer unter die Lupe genommen hatte. Sein breites Grinsen verschwand jedoch augenblicklich, als er Lavinias kalten Blick wahrnahm. „Mir war danach. Schlechte Laune Blaise. Verdammt schlechte Laune…“, entgegnete sie knapp, aber deutlich und der oft eher sorglose Zauberer, fühlte sich in seiner Annahme bestätigt die temperamentvolle Hexe heute lieber weitestgehend in Ruhe zu lassen. Das Mittagessen gestaltete sich für Lavinia, als eine sehr schweigsame Angelegenheit. Nur als Severus am Slytherintisch vorbei ging und ihr einen kurzen unauffälligen Blick zuwarf, erhellte sich ihre Miene für wenige Sekunden. Kurz darauf fiel ihr Blick automatisch auf Draco und Astoria. Obwohl sich die beiden kaum etwas anmerken ließen, war für diejenigen, die die beiden Slytherins so gut kannten wie Lavinia es tat, in jedem Blick und in jeder Geste die Zuneigung für einander zu erkennen. In diesem Moment spürte die junge Hexe ein unangenehmes Gefühl in ihr aufkeimen. Der Anblick von Draco und Astoria, die sich immer wieder anlächelten, lachten und sich liebevolle Blicke zuwarfen, war für Lavinia in diesem Moment unerträglich. Ruckartig erhob sie sich, warf dabei einige Becher Himbeerbrause um und verschwand wortlos aus der Großen Halle. „Was ist denn mit Lavinia heute los?“, entkam es Theo verwirrt und sein Blick ging zu Draco der seiner Wahlschwester am liebsten sofort gefolgt wäre, aber von Astoria mit einem Kopfschütteln aufgehalten wurde. „Draco hatte die tolle Idee einfach in ihr Zimmer zu spazieren!“, erklärte Daphne schnippisch. „Nicht dein Ernst Draco! Wundert mich, dass sie dich in einem Stück gelassen hat!“, warf Blaise daraufhin tadelnd ein. „Verdammt noch mal, ihr tut ja so als hättet ihr euch keine Sorgen um sie gemacht! Es ist ja nicht so als hätte ich in ihren Schränken herumgewühlt. Ich wollte doch nur sehen ob es ihr gut geht!“, platzte es wütend aus dem jungen Zauberer heraus. „Sie wird sich beruhigen Draco. Sie weiß, dass du ihr nicht böses wolltest und dann wird sie dir alles sagen, lass ihr Zeit...“, lenkte Astoria ein und verfestigte ihren Griff um Dracos Hand. Dracos Blick wanderte zu der Hexe neben ihm. Er wusste, dass Astoria Recht hatte und dennoch befürchtete er, dass Lavinia noch lange brauchen würde, um ihm wirklich zu verzeihen. *** Gedankenverloren erreichte die Tochter des Dunklen Lords in der Zwischenzeit den Eulenturm des Schlosses. Mit verklärtem Blick betrachtete die junge Hexe die vielen – teilweise wirklich imposanten Vögel – und fand schnell Dracos prächtige Adlereule. Seufzend ging sie auf den Vogel zu. „Hallo Eos, dein Herr ist ein Idiot, wusstest du das?“, sprach sie ruhig zu der prächtigen Adlereule und strich ihr sanft über das Gefieder. Der Vogel war mittlerweile auch der Schwarzhaarigen Hexe gegenüber zutraulich und zahm. Wie oft hatte sie das Tier schon von den unzähligen Paketen, welche sein verwöhnter Besitzer von seinem Vater erhalten hatte befreit. „Ich frage mich…“, erklärte Lavinia sanft lächelnd dem Uhu und streichelte über dessen Gefieder, was dieser mit einem zustimmenden Fiepen kommentierte, „… warum ich mir damals in der Winkelgasse kein Haustier aussuchen konnte…“, fuhr sie seufzend fort. //Wahrscheinlich, weil er damals schon wusste, dass zumindest eine Eule nicht sonderlich viel zu tun bekommen würde, weil es niemanden gibt, der mir einfach so schreiben konnte//, schoss es ihr durch den Kopf, während ihr Blick aus den hohen Fenstern der Eulerei wanderte. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, in der sie nun hier an einem der Fenster des Eulenturms stand und hinunter über den See blickte. Dabei strich sie immer wieder gedankenverloren über Eos weiches Gefieder, der sich auf den Fenstersims vor ihr gesetzt hatte. Dabei glitten ihre Gedanken immer wieder zu Draco und Astoria, zu Severus, zu ihrem Vater und durchquerten dabei alle neu gewonnen Eindrücke und Empfindungen der letzten Wochen. Plötzlich nahm die junge Hexe zwei Personen war, welche am Ufer des Sees entlang spazierten. //Draco…Astoria…//, blitzten die Namen der Beiden in ihren Gedanken auf. Während sie das junge Paar beobachtete spürte sie, wie ihre Kehle trocken wurde und es ihr vorkam als rammte jemand ihr ein Messer direkt ins Herz. Noch immer verstand sie diese Gefühle der Eifersucht, welche sie bei dem Gedanken an das Glück ihrer beiden Freunde empfand, nicht. Sie hatte es immer geahnt und irgendwann auch gewusst, was Astoria für Draco und nach einiger Zeit auch Draco für Astoria empfand. Und immer wieder hatte sie für die Beiden Situationen geschaffen, in denen sie aufeinandertrafen und die Möglichkeit erhielten über ihre Gefühle für einander klar zu werden. Warum? Warum konnte es nicht auch für sie so einfach sein? Seid sie denken konnte war ihr Leben kompliziert, düster und steinig. Als sie dann endlich zu hoffen gewagt hatte, ein neues, besseres Leben beginnen zu können, hatte sie schnell bemerkt, dass dies ein Fehlschluss gewesen war. Ihre unkontrollierten Wutausbrüche, Pansy, Umbridge, Dumbledores Lügen, die Erkenntnis wer ihr Vater war, wozu sie überhaupt geboren worden war, dass ihr Leben wahrscheinlich schon vor ihrer Geburt verwirkt gewesen war und ihre Aussichten auf ein friedliches, normales Leben nicht gerade rosig waren. Alles in allem lief es darauf hinaus, dass sie am Ende sterben würde, wenn sie eine Entscheidung traf und womöglich würde sie keine andere Wahl haben. Bisher hatte sie nur verstanden, dass sie mit ihrer dunklen Seite der Magie, ihrem Vater als letzten Trumpf das Leben retten konnte – was auch immer dies zu bedeuten hatte – und dass sie ihren Fluch, welchen Voldemort zusätzlich auf sie gelegt hatte, nur brechen konnte, wenn ihr Licht diese Dunkelheit überwand und es jemanden gab, der diesen Teil dann vernichtete. Aber wie konnte man nur einen Teil der Seele vernichten? Und wenn all dies nicht schon genug Kummer, welchen die junge Hexe mit aller Macht in die hinterste Ecke ihres Geistes, ihrer Seele und ihres Herzens verbannt hatte, mit sich brachte, so versetzte die Tatsache, dass die junge Hexe niemals die Möglichkeit haben würde so unbeschwert mit Severus um den See herumzulaufen oder ihn einfach so aus einer Laune ihrer Gefühle heraus zu küssen, ihrem Herzen einen weiteren Stich. In dem Moment, indem sie Draco und Astoria erblickt hatte, war ihr dieser Umstand nur zu deutlich bewusst geworden. Tränen der Wut, Enttäuschung und Sehnsucht nach Normalität, liefen ihr nun über die Wangen. Ihr Blick aus dem Fenster wurde unklar und nach und nach spürte die junge Hexe wie ihre selbst erbauten Maueren, in ihrem Inneren fielen. Wie jede einzelne Schatztruhe ihres Geistes sich öffnete und ihre Magie, ihre Seele preisgab. Immer mehr Tränen stiegen Lavinia in die Augen, immer mehr wurde sie sich der Tatsache bewusst, dass ihre geistige Kraft nicht mehr stark genug war, die Magie in ihr festzuhalten. Sie spürte, wie sie sich in ihr ausbreitete, wie Licht und Dunkelheit miteinander verschmolzen und ihre Magie schlussendlich aus ihr heraus brach. Lavinias Augen glühten so rot, wie es das letzte Mal am Waisenhaus geschehen war. In dem kleinen Eulenturm pulsierte sie und ließ die Eulen aus den Fenstern fliehen. Es war keine Wut, kein Zorn, der ihre Magie rief, es war die tiefe und schmerzliche Verzweiflung über all das Erfahrene, über ihr Schicksal, ihre Zukunft und die Angst all dem nicht entgegn treten zu können. „Bei Merlin, wie sehr ich das alles leid bin“, brach es schreiend und weinend aus ihr heraus, ehe die unendliche Macht ihrer Magie Lavinia überwältigte. Kraftlos sank sie zu Boden, saß mit dem Rücken an die steinernen Turmmauern gelehnt da, barg ihr Gesicht in ihren Händen und ihr Kopf ruhte auf ihren Knien. Langsam, ganz langsam zog sich ihre Magie in ihren Geist zurück, blieb dort jedoch frei und füllte das Herz Lavinias aus. Die Dunkelheit umklammerte das Licht ihrer Seele, wie ein Schutzschild. Immer noch flossen stille Tränen über Lavinias Wangen. *** „Stupor!“, rief Ron fest entschlossen und schaffte es tatsächlich seinen Fluch schneller heraufzubeschwören, als sein älterer Bruder George, der nun einige Meter durch den Raum geflogen war und es dennoch schaffte sich vor einem all zu schmerzlichen Aufprall zu bewahren. Der Protego des Zwillings, hatte wohl die Wucht des Treffers doch noch ein wenig verharmlosen können. „Nicht schlecht Ronald-Spätzchen. Für einen Trottel wie dich natürlich“, neckte Fred seinen Bruder, welcher sich mit einem Ellenbogencheck für die Sticheleien Freds rächen wollte, dies aber aufgrund eines Fluches von Georges, nicht mehr in die Tat umsetzen konnte. „Hei das war unfair George!“, beschwerte sich Ron, als der Ältere Weasley ihm seinen Zauberstab reichte, welchen George, Ron in jenem unaufmerksamen Moment, mit einem Entwaffnungszauber entrissen hatte. „Ron, wenn du gegen Todesser kämpfst, wird nichts fair sein!“, ermahnte ihn Harry, der mittlerweile zu den Duellanten heran getreten war, ernst. „Jaa, aber er ist kein Todesser!“, erklärte Ron und verdrehte genervt die Augen. Er war für das alles heute viel zu müde und hatte jetzt keine Lust auf „Was-wäre-wenn-Diskussionen“, die er mit Hermine zu genüge führte. In diesem Moment, fiel ihm ärgerlicherweise auf, dass die strebsame Löwin, gar nicht zu ihrem angezettelten Treffen, erschienen war. „Wo ist eigentlich Hermine? Das hab ich ja gerne! Erst heute an einen Sonntag, wo wir alle von dem blöden Ball gestern noch total fertig sind, ein DA-Treffen organisieren und dann nicht anwesend sein!“, meckerte der immer noch beleidigte Rothaarige drauflos. „Sie ist in der Bibliothek, Ron. Sie bringt etwas für mich in Erfahrung. Ich denke, du weißt um was es geht!“, entgegnete Harry nur ihm zugewandt, ehe er erneut zu Neville eilte, der gerade einen Querschläger verursacht hatte und erklärte ihm den Schockzauber noch einmal geduldig. Einige Zeit später erreichte eine müde und abgehetzt wirkende Zahnarzttochter den Raum der Wünsche. „Puh…gerade so geschafft. Das Inquistionskomando scheint am frühen Abend doch noch munter geworden zu sein. Jedenfalls schleichen Nott, Malfoy – wusstet ihr das der seit neustem was mit Astoria Greengrass zu tun hat – und Zabini durch die Flure, musste mir echt was einfallen lassen, um an denen vorbei zu kommen“, erklärte sie immer noch schnaufend ihren Freunden der DA. „Malfoy und Greengrass? Bist du sicher?“, stießen einige Mädels gleichzeitig aus. „Also die „heimliche“ Knutscherei hinter einer der Statuen, im Gang Richtung Treppenhaus war eindeutig“, bestätige Hermine ihre Beobachtungen und ließ einige Bücher vorsichtig auf den Boden sinken. „Was sind das für Bücher?“, erkundige sich Ron verwundert. „Sag ich dir später!“, entgegnete Hermine mit eindringlichem Blick und hoffte, dass Ron diesen richtig verstand. Doch bevor es anders kommen würde und Ron anfing genauer nachzuhacken, lenkte Harry die Aufmerksamkeit der anderen DA-Mitglieder wieder auf sich und begann einige weitere Schutz und Verteidigungszauber zu erklären. Noch eine gute Stunde trainierten Ravenclaws, Gryffindors und Huffelpuffs, die sich in der DA eingetragen hatten weiter ihre Verteidigungskünste, ehe sie sich eine halbe Stunde vor dem Abendessen verabschiedeten. Zurück blieben nur Ron, Harry und Hermine. „Jetzt sag schon was hast du herausgefunden, Mine?“, platze es aus Harry heraus, als sie alleine im Raum der Wünsche waren. „Um was geht es hier überhaupt?“, mischte sich Ron verwirrt ein. „Um den Umstand, dass Lavinia Reed Parsel spricht, Ron“, erklärte Hermine seufzend. „Noch nicht viel Harry. In der frei zugänglichen Abteilung gibt es nicht sonderlich viel darüber. Na ja und die paar Wälzer, die ich finden konnte, werde ich jetzt nach und nach mal durcharbeiten“, antwortete Hermine nun auf Harrys Frage. //Ich befürchte, dass Lavinia gefährlicher ist, als wir jemals vermutet hätten//, fügte sie jedoch in Gedanken hinzu. Dennoch würde sie ihre Vermutung nicht laut aussprechen, solange sich die junge Löwin nicht hundertprozentig sicher war. Eines stand laut einem der ersten Bücher, welche sie in der Bibliothek schon überflogen hatte fest. Parsel konnte man nicht lernen. Die Fähigkeit mit Schlangen zu sprechen wurde weitervererbt und nur die direkten Nachfahren von Salazar Slytherin hatten diese Veranlagung im Blut. Für Hermine, blieb daher nur ein einziger, unglaublicher – für sie einfach unmöglicher – Grund übrig, warum Lavinia Reed, Parsel sprach. //Nein, Hermine, such weiter! Das glaube ich einfach nicht, niemals//, rief sie sich jedoch immer wieder selbst zur Vernunft, bevor sie diese Idee in ihren Gedanken ausformulieren konnte. „Gut, ich denke…ich werde versuchen mit Dumbledore oder mit Sirius darüber zu sprechen, vielleicht wissen sie was darüber“, schlug Harry vor und nahm Hermine nun einige Bücher ab, als sie so unauffällig wie möglich aus dem Raum der Wünsche hinaus traten und sich auf den Weg zu den Gemeinschaftsräumen machten. *** „Sie ist immer noch nicht in den Gemeinschaftraum zurückgekehrt“, entkam es Draco besorgt, als er mit Astoria am späten Nachmittag wieder die Räume Slytherins erreichte. Dabei blickte er in ebenso besorgte Gesichter seiner restlichen Freunde. „Nein, wir waren auch schon in der Bibliothek, im Krankenflügel und auf dem Astronomieturm und am See war sie offensichtlich auch nicht, oder?“, entgegnete Blaise ernst. „Nein“, entgegnete der Blonde knapp und blieb grübelnd vorm Kamin des Gemeinschaftsraumes stehen. Mit starrem Blick schaute er in die Flammen. Wo war Lavinia? War das alles nur wegen seinem Fehler am Morgen? Oder steckte hinter Lavinias derzeitiger Stimmung noch mehr? Ratlos strich sich Draco durchs Haar, ging einige Male nervös vorm Kamin auf und ab, ehe Astoria auf ihn zutrat, seinen Blick einfing und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte. „Such sie! Geh und sprich dich mit ihr aus, Draco“, schlug sie ihm vor. „Sie wird nicht mit mir reden wollen“, entgegnete der blonde Zauberer niedergeschlagen. „Das weißt du nicht, wenn du es nicht versuchst! Sei nicht so feige! Sie wird dir nicht den Kopf abreißen, wenn du es versuchst!“, ermutigte Astoria ihren Slytherinprinzen mit einem Lächeln auf den Lippen. „Vielleicht hast du Recht, Astoria“, gab er zu und zog seine Freundin in eine innige Umarmung. „Ich danke dir, dass du verstehst wie wichtig Lavinia für mich ist und dass du es zulässt…“ „Sie ist auch meine Freundin Draco“, erwiderte Astoria küsste ihren Prinzen erneut, ehe sie ihn zum Ausgang des Gemeinschaftsraumes führte. Am späten Nachmittag hatte Draco bereits alle Orte des Schlosses abgesucht, an denen sich Lavinia gerne aufhielt, um ein wenig Ruhe zu finden. Seufzend stieg er gerade den Astronomieturm hinunter, als ein fiepender Vogel auf ihn zu flog und auf seiner Schulter landete. „Eos?“, entkam es Draco verwundert und suchte seine treue Adlereule nach einem Brief ab. Doch nichts. Was wollte der Vogel von ihm? Warum hielt er sich außerhalb der Eulerei auf? „Ich bringe dich zurück“, erklärte er und strich der Eule über den gefiederten Rücken. Immer noch wunderte er sich, dass Eos ohne Brief im Schloss herumgeflogen war und er hatte das Gefühl, dass sein treues Tier nach ihm gesucht hatte. Als er wenige Minuten später den Eulenturm erreicht hatte, fiel dem jungen Zauberer sofort auf, dass keine einzige Eule mehr auf ihrem Platz saß. „Was ist hier los Eos?“, entkam es ihm verwundert und setzte den Vogel, sich immer noch verwundert umschauend, auf einer der Vogelstangen ab. Als er sich zu den Fenstern wandte nahm er erst nach einigen Sekunden die schwarzhaarige Hexe wahr, welche zusammengekauert auf dem Boden saß. Ihren Kopf hatte sie an die harte Steinmauer gelehnt ihr Blick war starr und feuerrot. Ihre Knie hatte sie fast bis unter ihr Kinn an sich herangezogen und umklammerte diese mit ihren Händen. „Lavinia…?“, entkam es Draco erschrocken und lief zu der jungen Hexe „Lavinia, hörst du mich? Was ist los mit dir? Hei schau mich an…ich bin es Draco…dein Freund“, sprach er aufgeregt zu der weggetretenen Hexe. Langsam richtete Lavinia ihre Augen auf den blonden Slytherin, der vor ihr hockte und nach ihren Händen gegriffen hatte. Nur langsam nahm sie den besorgten Blick seiner stahlgrauen Augen wahr. „Was willst du hier, lass mich allein…!“, entkam es ihr krächzend und versuchte dabei ihre Hände denen Dracos zu entziehen. „Lavinia bitte rede mit mir! Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht. Ich will dir helfen“, bat Draco die junge Hexe und hielt ihre Hände fest in den seinen. „Du kannst mir nicht helfen. Niemand kann das!“, keifte sie wütend zurück, doch das Rot in ihren Augen verblasste bei Dracos Worten, es war noch da, doch das klare grün schimmerte deutlich durch es hindurch. „Rede mit mir…!“, drängte Draco weiter und festigte seinen Blick. „Ich kann nicht…Draco…ich will euch…dich…nicht…ich kann nicht, nicht wenn er in der Lage sein wird, deine Gedanken zu lesen…ich will ihn, euch, dich…nicht verlieren“, stammelte Lavinia nun unter Tränen vor sich hin und wieder schimmerte ein wenig mehr des friedlichen Grün in ihren Augen. „Verzeih mir, Lavinia. Verzeih mir meinen Fehler von heute Morgen. Ich wusste nicht wo du warst, ich wollte…du bist mir wichtig…das weißt du…und du weißt, dass du mir alles anvertrauen kannst…alles“, versuchte Draco erneut Lavinia dazu zu bewegen ihm endlich alles zu erzählen. Dabei zog er seine beste Freundin in seine Arme. Als Lavinia Dracos Nähe spürte, wusste sie, dass sie nicht mehr die Kraft haben würde, sich dagegen zu wehren. Trotzdem verneinte sie sein weiteres Bitten mit einem Kopfschütteln. „Ich kann nicht…ich kann dir nicht mehr sagen…nur, dass ich dir verzeihen werde…denn ich brauche dich. Ich brauche die beiden Menschen, denen ich voll und ganz vertraue. Aber gerade deshalb Draco, bitte ich dich mich vor Silvester nicht mehr darum zu bitten, dir mein letztes Geheimnis, welches ich vor dir verbergen muss, zu erzählen. Ich weiß nicht wie lange ich dem noch standhalten kann und dann könnte es den Menschen, den ich über alles liebe, das Leben kosten. „Ich verspreche es dir. Ich verspreche dir auch, dass ich so etwas wie heute Morgen, nie wieder wiederholen werde. Ich betrete dein Zimmer nur noch, wenn du mich hereinlässt“, entgegnete Draco und half seiner Freundin wieder auf die Füße. „Lass uns zurückgehen. Du hast viele Freunde und sie alle machen sich Sorgen um dich Lavinia“, erklärte er weiter und Lavinia stimmte ihm nickend zu. Als sie einige Minuten später den Gemeinschaftsraum erreichten, stürzten sich ihre Freunde besorgt auf die junge Hexe. Sie alle hatten auf das Abendessen verzichtet, da sie ihre Freundin nicht erneut verpassen wollten. „Lavinia!“, riefen Blaise, Theo, Daphne und Astoria wie aus einem Munde „Wo warst du? Was ist…du siehst schrecklich aus…was hast du?“, plapperte Daphne drauf los und riss die Schwarzhaarige fast aus Dracos Armen, um sie selbst in die ihren zu schließen. Müde ließ Lavinia die Umarmungen ihrer Freunde über sich ergehen. Noch immer spürte sie, ihre Magie in ihrem Innern und noch immer schien ihre Dunkelheit sich schützend und bewahrend, um den hellen Teil ihrer Magie gelegt zu haben. Aber sie spürte auch wie das Licht in ihr wieder an Stärke und Kraft gewonnen hatte. Als alle ihre Freunde sich von ihrem Wohlbefinden überzeugt hatten, trat sie erneut zu Draco, der mittlerweile neben Astoria stand. „Astoria…würdest mir deinen Draco noch für einige Minuten ausleihen?“ „Er ist dein bester Freund…er gehört mir nicht Lavinia“, erwiderte die Braunhaarige lächelnd. „Ich freue mich für euch…und danke! Draco!“, bedankte sich Lavinia bei ihrer Freundin. Draco brachte die völlig übermüdete Lavinia in ihr Zimmer. Als die Tür sich hinter ihnen schloss blickte Lavinia erschöpft aber entschlossen zu dem Blonden. „So etwas wie heute Morgen darfst du nie wieder tun, Draco…ich will nie wieder das Gefühl haben, dass du mir nicht vertraust…aber“, begann Lavinia leise zu sprechen. „Ich dir? Ich bin davon ausgegangen, dass du mir nicht vertraust…und dass du deshalb so wütend auf mich warst…was ich verstehen kann“, entgegnete Draco erstaunt. „Ja das war ich. Aber nicht, weil ich dir nicht vertraue…das sagte ich, damit du mich in Ruhe lässt. Ich konnte es jedoch nicht ertragen, dass du mir nicht vertrauen konntest, als ich dir sagte, dass ich es dir nicht sagen kann. Aber du hast mich um Verzeihung gebeten und ich habe dir verziehen…und jetzt…möchte ich dich um Verzeihung bitten“, fuhr Lavinia mit ernstem Blick fort. „Du mich?“ „Ich bitte dich mir zu vergeben, dass ich es nicht ertragen kann dich und Astoria so Glücklich miteinander zu sehen. Ich bitte dich mir zu vergeben, dass die Eifersucht in mir noch immer nicht erloschen ist, obwohl ich mich trotzdem für euch freue, fällt es mir schwer dieses Gefühl nicht zu empfinden. Ich beneide euch…“, gestand Lavinia nun bitter lächelnd. „Warum wirst du mir sehr wahrscheinlich nicht sagen können“, fügte Draco hinzu. Lavinia nickte. „Dann gibt es nichts zu verzeihen…das Einzige was ich hoffe, dass wir morgen wieder gemeinsam am Frühstückstisch sitzen…“, erklärte Draco daher lächelnd und verließ das Zimmer der Schwarzhaarigen. *** Schon früh am nächsten Morgen, erwachte Lavinia aus einem traumlosen, aber dennoch eher unruhigen Schlaf. Montag. Noch eine Woche und sie würde Hogwarts das erste Mal, seit ihrem Ausflug in die Winkelgasse mit Severus, wieder verlassen. Müde blickte sie in den Spiegel. Die dunklen Ränder unter ihren Augen, ihre fahle Gesichtsfarbe und ihr fast lebloser Gesichtsausdruck zeigten deutlich ihre Kraftlosigkeit und geistige Erschöpfung. Lustlos schwang sie ihren Zauberstab und stand Sekunden später in Schuluniform vor dem Spiegel. Ein weiterer stiller Zauber und ihre zerzausten Haare, banden sich von selbst zu einem einfachen Zopf zusammen. Als sie in den Gemeinschaftsraum trat war dieser noch vollkommen leer. Trotzdem beschloss sie sich schon auf den Weg in die Große Halle zu machen. Gestern Abend hatte sie Draco verziehen und dies hatte sie ganz und gar ehrlich gemeint. Dennoch suchte sie auch noch an diesem Morgen die Ruhe. Sie spürte seit den Stunden auf dem Eulenturm, dass sich in ihr etwas verändert hatte. Noch immer wusste sie nicht wirklich wie sie damit umgehen sollte. Ob sie erneut damit beginnen sollte ihre Dunkelheit zu verschließen oder nicht. Sie brauchte Zeit, wollte sehen wie sich alles entwickeln würde und welche Lösung die Richtige für sie war. Als Lavinia ihr Ziel erreicht hatte, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass es wirklich noch sehr früh war und sogar der Lehrertisch noch fast gänzlich unbesetzt war. Aus diesem Grund saß sie nun alleine am Slytherintisch und trank ihren Kaffee. Dabei blickte sie völlig geistesabwesend in die braune heiße Flüssigkeit in ihrem Becher. Erst spät bemerkte sie, dass Severus an ihr vorbei ging und als er in ihre Gedanken eindrang spürte Lavinia dies erst, als er in ihrem Kopf seine eigenen Gedanken verankerte. //Guten Morgen, Lavinia…du bist früh// „Guten Morgen, Professor. Ich brauchte die Ruhe am heutigen Morgen“, erklärte sie knapp. Doch ihr Blick sagte viel mehr. Severus erkannte, dass Lavinia mit irgendetwas kämpfte. „Nun, Lav….Miss Reed, dann möchte ich Sie dazu anhalten ihre Mitschüler davon zu unterrichten, dass ich am heutigen Tage die Stunde Verteidigung von Professorin Umbridge übernehmen werde. Da sie noch immer im Ministerium zu tun hat“, erklärte er sachlich und setzte seinen Weg zum Lehrertisch fort. Kurze Zeit später erreichten auch ihre Freunde die große Halle und auch wenn die Stimmung an diesem Morgen etwas entspannter war als ein Tag zuvor, blieb Lavinia ungewöhnlich still. *** Der Unterricht gestaltete sich an diesem Montagmorgen für Lavinia, als eine unendlich lange und unerträgliche Angelegenheit. Selbst in Verwandlung brachte sie keine vernünftigen Zauber zu Stande und hatte insgesamt drei Teetassen auf dem Gewissen, bis sie es wenigstens geschafft hatte die vierte in eine piepsende Tasse mit Schwanz, Augen und Mausohren zu verwandeln. „Miss Reed solche unmöglichen Leistungen bin ich von Ihnen absolut nicht gewöhnt! Sie sollten sich mal auf der Krankenstation vorstellen, wahrscheinlich fehlt ihnen etwas“, erklärte McGonagall ernsthaft besorgt. „Nein…ich bin nur etwas unkonzentriert Professor. Verzeihen Sie bitte“, entgegnete Lavinia tonlos und war froh, dass im selben Moment die Stunde endete. Fluchtartig verließ die siebzehnjährige das Klassenzimmer, ohne auf Draco und die Anderen zu warten. Noch immer befürchtete sie, dass ihre Magie, welche Lavinia seit dem gestrigen Abend wieder mit voller Macht in ihrem Geist ausgebreitet hatte, eine Gefahr für ihre Freunde darstellen konnte und noch immer wusste sie nicht, was sie tun sollte. Denn eigentlich hatte sie es Leid ihr wahres Ich zu unterdrücken. Viel zu früh machte sie sich eine Freistunde später, die sie abgeschottet in ihrem Zimmer verbracht hatte, auf den weg zum Verteidigungsunterricht. Sie bezweifelte zwar, dass sie heute selbst in ihrem Lieblingsfach – wenn Severus sie unterrichtete – eine halbwegs gute Leistung erbringen würde, aber sie freute sich ihren Tränkemeister zu sehen und endlich einmal eine richtige offizielle Unterrichtstunde in Verteidigung zu erleben. Dieser Gedanke schaffte es sogar, ein ganz leichtes Lächeln auf ihren Lippen zu zaubern. Als sie nun aus dem Treppenhaus in den Gang zum Klassenraum trat, verschwand dieses jedoch schlagartig. Scheinbar hatte Draco damit gerechnet, dass sie relativ frühzeitig hier erscheinen würde. Zögerlich ging sie auf den Blonden zu, ihren Blick starr zu Boden gerichtet. „Lavinia! Ich dachte wir hätten alles geklärt. Sag mir warum läufst du dann vor uns weg…was steht noch zwischen uns?“, sprach Draco sie nun fast flehend an. Die Schwarzhaarige nickte stumm, noch immer hielt sie ihren Blick gesenkt. „Das ist es…ich muss nur noch einige Dinge mit mir selbst ausmachen Draco!“, entgegnete sie leise. Dabei fiel es der jungen Hexe schwer, dem Blonden in die Augen zu schauen, denn das schlechte Gewissen, Draco das Gefühl zu geben, ihre Gespräche des Vortages nicht ernst genommen zu haben, erfüllte ihre Gedanken. Hinzu kam diese immer noch anhaltende Eifersucht, die im Herzen der jungen Hexe wütete. Sicher, auch Draco hatte es nicht leicht. Seine Herkunft und die Position seinen Vaters machten das Leben des Blonden sicherlich nicht einfacher, doch zumindest hier in Hogwarts war er frei und konnte tun und lassen was er wollte. Und diese Eifersucht war der eigentliche Grund, warum sie sich noch immer von Draco fernhielt. Sie wusste nicht, ob sie in ihrer derzeitigen Verfassung in der Lage sein würde ruhig zu bleiben. Sie wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn ihre Dunkelheit sich durch den Neid den sie empfand wieder nach außen drängen würde. Solange sie das nicht einschätzen konnte, war sie eine Gefahr. Auch für ihre besten Freunde. „Lavinia! Rede mit mir!“, sprach der Slytherinprinz nun deutlicher auf sie ein. „Ich kann jetzt nicht. Du wolltest mich nicht mehr dazu drängen…“, entkam es ihr aus trockener Kehle „Ja das habe ich Lavinia, aber es fühlt sich so an, als stünde noch immer etwas zwischen uns!“, platzte es aus ihm heraus. „Darum geht es nicht Draco…ich habe dir verziehen, aber ich brauche noch Zeit für mich. Ich weiß, dass das nicht so einfach zu verstehen ist. Aber ich bat dich um dein Vertrauen. Also, vertrau mir…ich…kann…einfach…nicht…ich habe Angst, dass ich die Kontrolle verliere“, erklärte sie wirr ihre Gedanken und blickte nun doch in Dracos graue Augen, welche sie nun teils erleichtert, teils besorgt musterten. „Was ist los Lavinia?“, fragte der junge Zauberer ernst und noch keine Sekunde später erblickte er erneut das rote Funkeln von Lavinias Seelenspiegeln. … tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)