Götterdämmerung (Leseprobe) von eternal-shiva ================================================================================ Kapitel 4: Die Masken fallen ---------------------------- 4. Kapitel Die Masken fallen     Faith war früh erwacht – Shuyar und Fircos schienen nach dem anstrengenden Vortag eine menge Schlaf zu brauchen, denn sie hatte keinen der Beiden bisher angetroffen – sicher schliefen sie noch. Wenn sie an den Moment an der Küste dachte schlug ihr Herz viel schneller und ihre Wangen wurden rosig – wenn dieses Monster nicht aufgetaucht wäre… hätte Shuyar sie dann geküsst? Zumindest wäre sie dem nicht abgeneigt gewesen. Sie hatte realisiert dass sie den kleinen Grünschopf sehr mochte. Sie korrigierte ihre eigenen Gedanken und sah den Tatsachen ins Auge. Sie mochte ihn nicht nur – sie war richtig verliebt. Der Gedanke dass er sie auch mögen könnte, lies sie wie auf Wolken schweben. Vor allem schien es ihm vollkommen egal zu sein, dass sie selbst nur ein einfaches Menschenmädchen war.   Doch nun war sie nervös und brauchte Ablenkung. Daher erschien es ihr am Besten das sie der Bibliothek einen Besuch abstatten – dies war ja schließlich der Grund weshalb sie überhaupt hier war. Der Tag zuvor war ja schließlich anders verlaufen als ursprünglich geplant – nicht dass sie diese Entwicklung bereuen würde, doch sie brannte darauf einen Blick in die Bücher zu werfen die sie hier finden würde.   Faith blickte beeindruckt auf die großen Wandregale der Bibliothek – auf mehreren Ebenen verteilt waren unzählige Bücher nach verschiedenen Inhalten sortiert. Sie ging zu einem Regal, dessen Titel vielversprechend klangen und nahm sich einige der Schriften heraus und brachte sie zu einem der Tische die mittig zwischen den Bücherregalen standen. Die Sonne schien bereits hell durch die großen Fenster und Faith begann motiviert mit dem Lesen der alten Schriften.   Faith stöberte emsig durch die Bücher und Schriften die ihr erschienen, als könnten sie ihr weiterhelfen. Als sich ein Schatten über die Seiten legte die sie gerade las, dachte sie dass es sicher Shuyar oder Fircos wären – sie hatte gar nicht bemerkt wie die Zeit vergangen war. Freudig drehte sie den Kopf um einen der Beiden zu begrüßen, doch schlaghaft verschwand ihr Lächeln als sie in die schmalen, roten Katzenaugen sah, welche von langen, silbernen Haarsträhnen umrahmten waren und auf seinen Lippen lag ein unheimliches Lächeln. Es war Lance, der Herrscher des Schlosses – auf der Lehne ihres Stuhls abgestützt lugte er über ihre Schulter und schien aufmerksam zu erfassen was sie gerade hier tat.   „Interessiert dich das so sehr? Diese 'Götterdämmerung'?“ Faith wusste keine Antwort und senkte nur ihren Blick „Verzeiht mir, ich wollte euch nicht erzürnen. Ich hätte um Erlaubnis bitten sollen.“ Zu ihrer Verwunderung blickte der silberhaarige Dämon sie erstaunt an, begann herzhaft zu lachen und wirkte fast schon sympathisch. Er richtete sich auf und lies sich schwungvoll auf einen leeren Stuhl fallen, welcher auf der gegenüberliegenden Seite des kleinen Tisches stand. Noch immer grinsend sah er die verschiedene Bände an welche Faith ausgewählt hatte, blätterte etwas herum und lies sie dann einfach wieder achtlos auf den Tisch fallen. „Meine Liebe, es gibt nichts zu verzeihen – du bestrafst dich selbst schon genug, indem du diesen wertlosen Schund liest.“ Seine schmalen, blutroten Augen studierten Faith ganz genau. Er verschränkte seine schlanken Finger und stützte seinen Kopf, doch sein Blick wich nicht von der jungen Frau vor ihm. „Wonach suchst du denn genau? Vielleicht kann ich dir ja helfen...“   Das war ein Angebot, dass Faith unter keinen Umständen annehmen wollte. Doch sie wollte auch nicht heraus finden was geschehen würde, falls sie ablehnen würde. Sie verfluchte ihre eigene Neugierde und dass sie nicht auf Shuyar gewartet hatte – nun saß sie Lance alleine gegenüber und nur ein falsches Wort wäre ihr sicheres Todesurteil. Demütig senkte sie ihr Haupt „Vergebt mir mein Herr, aber ich glaube nicht dass mein Anliegen eure kostbare Zeit und Mühe wert ist.“ Doch ihr Gegenüber lies sich nicht umstimmen „Keine falsche Scheu. Ich bestehe darauf.“ Er schenkte ihr ein charmantes Lächeln, dass sie ein wenig an das von Fircos' erinnerte.   „Könnt ihr mir sagen, was genau vor… 15 Jahren geschehen ist?“ noch während sie sprach bereute sie ihre Frage, doch sie schien das Interesse des Schlossherren geweckt zu haben. Er schien kurz zu überlegen „Ah. Du meinst die Schlacht. Was interessiert dich daran so?“ Faith tat sich schwer seinen Blick zu deuten – er schien ganz genau zu wissen weshalb sie hier war – doch scheinbar wollte er es aus ihrem eigenen Mund hören. Sie saß sowieso in der Falle, also konnte sie auch aufs Ganze gehen und versuchen Informationen von ihm zu bekommen. „Warum wurden nur Engel und Halbengel getötet. Dafür muss es doch eine Erklärung geben.“ sie musste all ihren Mut aufbringen um Lance in die Augen zu blicken. Es schien ihn zu erheitern dass sie all ihre Kraft brauchte um ihn direkt an zu sehen. „Weil es ihr Wunsch war.“ Faith schluckte schwer „Wie bitte? Wessen Wunsch?“   „Der unserer Göttin. Es war ihr Wunsch und wir haben ihn ihr erfüllt. Wir alle, die ihre Macht in uns tragen.“   Das war es also gewesen? Warum all die Dämonen einfach durchgedreht sind und alle niedergemetzelt hatten? Weil die Göttin es ihnen befohlen hatte? „Aber waru-“ Faith wurde in ihrer Frage jäh unterbrochen, als Lance sich vorbeugte und einen Finger auf ihre Lippen legte. „Shh….. mehr brauchst du nicht wissen. Und ich auch nicht.“ Faith verstand es nicht – vor allem nicht welches Wissen Lance aus ihren Fragen gewonnen hatte.   Er stand auf und warf den Tisch der zwischen ihnen stand mit einer Handbewegung einfach zur Seite, Faith sprang auf und wollte fliehen – doch es war zu spät. Lance hatte bereits ihren Hals gepackt und lies ihre Flucht nicht zu. „Endlich habe ich euch gefunden. Dich und die anderen dreckigen Kreaturen deiner Art. Dass ihr euch so lange vor mir verstecken konntet ist beeindruckend.“ Faith schlug nach ihm, hoffend dass er seinen Griff lockern würde, doch ihre Schläge und Tritte prallten ohne Wirkung ab. Von ihrer Gegenwehr sichtbar amüsiert zog sich Lance's gehässiges Lächeln noch breiter über sein Gesicht. Er packte Faith nun und hob sie mit seinem Arm nach oben, lies sie über dem Boden taumeln während er ihr die Luft abschnürte. Sie kratzte seinen Arm blutig und schlug noch immer um sich, doch noch immer zeigten all ihre Mühen keine Wirkung. Gerade als sie glaubte ohnmächtig zu werden, sah sie das sanfte Glühen dass ihren Körper umgab. Lance Augen weiteten sich vor Freude, als er ein letztes Mal kräftig zudrückte. Und als zerbräche er einen Spiegel, hörte Faith ein splitterndes Geräusch. Ein heftiger Schmerz durchfuhr ihren Körper als sich mächtige Schwingen aus ihrem Körper durch ihren Rücken bohrten. Sie schrie vor Schmerz auf doch Lance lockerte mit einem Mal seinen Griff – Faith nutzte den Moment und schlug mit einem ihrer Flügel nach dem Schlossherrn und wand sich aus dessen Todesgriff. In ihrer Todesangst schrien ihre Gedanken nur nach Shuyar während sie nach Luft rang „Bitte… hilf mir!!!“   Shuyar rannte in Richtung der Bibliothek, als Fircos zu ihm aufschloss. Er schrie ihn aufgeregt an „Shuyar! Was ist hier los?! Wo ist Faith?!“ Der kleine Grünhaarige zischte nur „Ich weis es nicht! In ihrem Zimmer ist sie nicht! Aber sie ist in Gefahr!“ Er hetzte weiter, gefolgt von seinem Bruder. Mit einem Mal hatte er Faiths Stimme gehört – wie ein Schrei der durch seine Kopf drang „Bitte… hilf mir!“   Shuyar und Fircos erstarrten als sie die eingeschlagenen Türen der Bibliothek erreichten. Ihr Vater stand voller Blutgier inmitten der zerstörten Einrichtung und warf Faith zu Boden. Sie schrie auf als sie gegen eines der Bücherregale prallte, welches unter dem Aufprall umstürzte.   Halb unter den Büchern begraben lag Faith und sah sie voller Todesangst flehend an. Die weißen Flügel, die aus ihrem Rücken ragten waren blutverschmiert, sie war verwundet und würde sterben wenn er nichts tun würde. Die blinde Wut kochte in Shuyar hoch, er würde ihm nicht verzeihen! Er würde seinem Vater nicht verzeihen, das er Faith so schwer verletzt hatte! Shuyar schrie auf und sprang auf seine Vater zu und wollte nach ihm schlagen, doch dieser wich geschickt auf. Sein Vater packte seinen Kopf und schlug ihn zu Boden – Shuyar schrie vor Schmerz auf und versuchte sich zu befreien, doch sein Vater löste seinen griff nicht und hob seinen Sohn am Kopf nach oben. Fircos rannte zu Faith und zog sie unter dem schweren Regal hervor, und wollte sie in sicheren Abstand zu den Kämpfenden bringen. Er legte sie neben dem Türrahmen ab und wollte seinem Bruder helfen, als dieser gegen die Steinmauer neben ihm geschleudert wurde. Gestein splitterte unter dem heftigen Aufprall ab und Shuyar kippte nur blutend nach vorne und fiel zu Boden. Fassungslos starrte Fircos auf seine schwer verletzten Freunde. Faith kroch mit letzter Kraft zu Shuyar und versuchte tränenüberströmt seine Kopfwunde zu heilen.   Fircos breitete seine schwarzen Schwingen aus und stellte sich schützend vor die Verletzten „Hör…. HÖR SOFORT AUF DAMIT VATER!!!“ Doch sein Vater lachte nur. „Du hast mir gar nichts zu sagen! Du bist genauso schwach und wertlos wie dein Bruder!“ Er schritt auf die Drei zu und Fircos stieß erneut eine Warnung aus „Wage es nicht näher zu kommen!“ Er beschwor eine Klinge aus schwarzer Magie. Er umfasste fest den Griff der Waffe und stürmte auf seinen Vater zu.   „Ist das alles, was du kannst? Ich bin enttäuscht.“ egal wie geschickt Fircos angriff – sein Vater wich den Angriffen aus, als wäre es seine leichteste Übung. Ein Schlag in die Magengrube brachte den Sohn ins taumeln und lies Sterne vor seine Augen tanzen, dann durchfuhr ihn ein höllischer Schmerz. „Es wird Zeit dieses Trauerspiel zu beenden.“ Mit diesem Worten zog Lance die Klinge seines Sohnes aus dessen Unterleib. Blut quoll aus der Wunde die ihm mit seiner eigenen Waffe zugefügt worden war und Fircos brach zusammen. Doch Lance war noch lange nicht fertig - er trat seinen Sohn in den Magen, Fircos brüllte schmerzerfüllt auf doch dann wurde er schon zu seinem Bruder und Faith geschleudert. Shuyar, wieder bei Bewusstsein stürzte nach vorn um seinen großen Bruder zu schützen, während Faith ihre Hand gegen die Stichwunde auf dessen Bauch presste und ihre letzten Magiereserven hineinfließen lies.   Lance sammelte Kraft für einen magischen Angriff um die Drei zu töten. Doch kurz bevor er den Ball aus schwarzer Energie entlud, stoppte er mitten in der Bewegung. Shuyar starrte in das entsetzte Gesicht seines Vaters – und gerade als er ihm zurufen wollt, sprach dieser seinen Zauber aus. Doch es war ein Teleport-Zauber, der sie aus dem Schloss brachte.   Lance wurde durch die Leere des schwarzen Raumes geschleudert, schrammte über den Boden. Als er versuchte aufzustehen, spürte er den Tritt in seinem Gesicht und den Schuh des Anderen, der seinen Kopf auf den Boden drückte. „Du wertloses Insekt! Wie kannst du es wagen dich zu widersetzen?!“ die Stimme seines Angreifers ging in ein zorniges Zischen über „Jetzt wo ich endlich weis wie sie mir entkommen konnten… aber gut, das ist jetzt nicht mehr zu ändern. Aber ich werde sie finden. Sie werden mir nicht ewig entkommen können.“ Ein gehässiges Lachen ertönte „Du kannst froh sein, dass ich deinen Körper noch brauche. Sei dankbar für dein Leben.“ Der schwarz gekleidete Mann lies von ihm ab und der silberhaarige Dämon versuchte von Schmerzen gekrümmt wieder aufzustehen. Er wischte sich das Blut weg, welches aus seiner Nase floss und blickte dem Anderen hinterher, als er wieder in der Dunkelheit verschwand. Lance kniete am Boden und Tränen stiegen in seine Augen. Er schlug mit seinen Fäusten auf den Boden und verfluchte seine eigene Machtlosigkeit. Weinend brach er auf dem Boden zusammen und die einzigen Worte die er sprach verhallten in der tiefen Schwärze die ihn umgab. „Shuyar… Fircos… bitte… ihr dürft nicht sterben...“   Als die Wachen in die Bibliothek eintrafen, stand ihr Herr inmitten der verwüsteten Halle und starrte ins Leere. Blut tropfte aus seiner Nase, doch er schien tief in Gedanken. „Mein Herr! G… geht es euch gut?“ meldete sich eine der Wachen zu Wort worauf hin Lance seinen Kopf herumriss und den Mann anstarrte. Die Wachmänner gingen sofort demütig in die Knie und warteten was ihr Herr tun würde. „Es ist nichts weiter. Ich brauche ein paar Männer – ich möchte gerne einen alten Freund besuchen.“ der Silberhaarige klopfte sich etwas Staub von der Kleidung, während seine Untergebenen sich beeilten seinem Befehl folge zu leisten.   Das Licht der Sonne schienen durch die Lichtung der Baumkronen auf die drei Verletzten, die sich scheinbar irgendwo in einem Wald befanden. Shuyar wusste nicht wohin sie der Zauber gebracht hatte, geschweige denn warum sein Vater sie überhaupt fort gebracht hatte. Einen Moment zuvor hatte er sie noch töten wollten und dann rettete er sie? Shuyar begriff nicht was geschehen war. Er wusste gar nichts. Er war von der ganzen Situation überfordert, doch das wäre jeder andere auch gewesen. „Shuyar! Bitte, du musst mir helfen die Wunde zu verbinden!“ Er wirbelte herum und eilte zu Faith und Fircos, welcher noch immer schwer verletzt am Boden lag. Faith hatte zwar das Schlimmste verhindern können, doch sie war mit ihrer Kraft am Ende. Die gefiederten Flügel waren auch wieder verschwunden als hätte es sie nie gegeben.   Er fasste ihr an die Schulter „Bitte Faith. Du musst dich ausruhen – Fircos hilft es auch nicht, wenn du auch noch zusammenbrichst.“ Widerwillig nickte Faith und lehnte sich erschöpft an einen der Bäume. Sie schloss ihre Augen und versuchte ihre verbleibenden Kräfte zu sammeln. 'Sie ist also ein Engel, huh?' Shuyars Gedanken drehten sich im Kreis. Wie konnte es sein, seines Wissens wurden vor 15 Jahren alle Engel getötet. Wie konnte Faith nun hier vor ihm sitzen – und wann immer sie ihre Magie beanspruchte, wuchsen ihr diese Flügel aus Licht und auch an ihren Ohren waren kleine Schwingen sichtbar, so anmutig wie derer einer weißen Taube. Doch das Rätsel um Faiths Engelsdasein musste warten.   Denn wichtiger war, dass sie herausfanden wo sie eigentlich waren. Shuyar beschloss kurzerhand eine magische Barriere zu erschaffen und wand sich dann an Faith, die ihn irritiert ansah. „Ich werde versuchen herauszufinden wo wir eigentlich sind. Die Barriere müsste die meisten Monster vorerst abhalten. Pass mir gut auf Fircos auf.“ Eigentlich wollte Faith ihn aufhalten, doch so erschöpft wie sie war antwortete sie nur mit einem stummen Nicken. Shuyar kämpfte sich einige Zeit durch das Dickicht der Pflanzen bis er einen Baum fand, der ihm geeignet erschien. Vorsichtig kletterte er die starken Äste hinauf und schaffte es tatsächlich die Spitze zu erreichen – von dort aus konnte er den Wald ein gutes Stück überblicken. Ein bekanntes Gebäude fiel ihm in einiger Entfernung in die Augen. Es war Cathral, Sakuras Heimatstadt – und auf der Anhöhe im Schutze des Berges sah er die Burg in der sie wohnte. Doch mit einem Mal stieg aus der Stadt Rauch auf und ein ungutes Gefühl machte sich in dem grünhaarigen Dämon breit. „Verdammt…!“ Hastig kletterte er den Baum hinunter, und kämpfte sich in Richtung der Stadt durch die immer dunkler werdenden Pfade des Waldes, denn inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt.   Hisaki stand vor dem kleinen Ratsraum wache. Ein Bote hatte seinen Herren um eine Unterredung gebeten, trotz der späten Stunde – es schien wohl extrem wichtig zu sein. Der Dunkelelf war als Vertrauter und Leibwächter des Stadtregenten einer der Wenigen der wusste, dass dieser im Geheimen die Rebellen unterstützte. Durch die Verbindung seiner Tochter zum Prinzen war es jedoch ein Spiel mit dem Feuer – und irgendwann würde sich jemand verbrennen. Als Hisaki Schritte vernahm, wechselte er sofort in seine Kampfhaltung und sprach mit fester Stimme „Wer ist da – Zeigt euch!“   Doch die Person die aus den Schatten trat, hätte er als letztes erwartet. Lance, der Herrscher der Dämonen schritt unbeeindruckt auf ihn zu. Lächelnd erwiderte er nur „Was ist das denn für eine Begrüßung? Darf ich denn nicht überraschend alte Freunde besuchen?“ Hisakis Anspannung lies nicht die kleinste Bewegung zu – Sein Herr musste das Eintreffen des Dämons inzwischen bemerkt haben, denn die Stimmen im Ratsraum waren verstummt und ein hastiges Flüstern ertönte – doch er musste versuchen Zeit zu schinden. Lance blickte enttäuscht in die Augen des Elfs der ruhig zu sprechen begann „Hättet ihr uns von eurem Besuch in Kenntnis gesetzt, hätten wir euch angemessen Begrüßen können mein Herr.“   Lance stand nun direkt vor dem Elfenkrieger und musterte ihn eindringlich. Mit einem Mal packte er Hisaki mit einer Hand an der Hüfte und zog ihn nah an sich heran, seine andere Hand strich über die gebräunte Wange. „So eine Verschwendung...“ Hisaki war so überrascht sodass er gar nicht reagieren konnte, alles was er tat war Lance verwirrt anzustarren. Die Finger des Dämons glitten über seine Wange und als Hisaki sprechen wollte, stoppten sie seine Lippen. „Schade dass du auf der falschen Seite stehst.“ Die schwarzen Augen Hisakis weiteten sich geschockt, als ihn ein jäher Schmerz durchfuhr – Lance hatte seine Finger durch den Unterkörper des Elfen gebohrt, als bestünde er nur aus Butter. Hisaki spuckte Blut und starrte den Herrn der Dämonen entsetzt an. Seine Stimme zitterte als er das Sprechen begann „W...was….was hat das zu bedeuten?!“   Lance lächelte ihn an während er sadistisch seine Hand weiter in Hisakis schlanken Körper bohrte. Der Elf krallte seine Hände in den Mantel des Anderen doch dem Schmerz konnte er nicht entkommen, egal wie sehr er versuchte sich aus dem Griff des Silberhaarigen zu lösen. „Ich brauche keine falschen Freunde – daher werde ich diesen Status umgehend korrigieren.“ mit diesen Worten riss er seine Hand aus dem verkrampften Körper und der Elf schlug blutend auf den Steinboden auf. Lance schritt unbeeindruckt in den Ratsraum ein und begrüßte Sakuras Vater. Hisaki konnte sich nicht bewegen, auch nicht als er die Schreie aus dem Raum vernahm. Er sah nur, wie der der silberhaarige Dämon seltsame, schwarze Wesen beschwor - und hörte die Todesschreie die ihnen folgten. Sein einziger Gedanke war jetzt Sakura, welche irgendwo in dieser Burg in Lebensgefahr war.   Seltsame Geräusche liesen die rothaarige Vampirin aus dem Schlaf schrecken. Es waren Geräusche, die sie nicht zuordnen konnte. „Was… ist das? Schreie? Und… was ist das für ein Geruch?“ Sie erhob sich von ihrem Bett, und schritt vorsichtig zu ihrem halb geöffneten Fenster – als sie die den Ursprung ihrer Verwirrung sah. Die Stadt unterhalb der Burg stand in Flammen. Überall huschten dunkle Kreaturen umher und töteten all die Bewohner die panisch auf die Straßen flüchteten. Sie erblickte auch die Burgwachen, welche erbittert versuchten sich zu verteidigen, doch sie wurden einer nach dem anderen niedergestreckt.   Panik stieg in dem Rotschopf auf, als sie schwere Schritte hörte die auf dem Weg in ihr Turmzimmer stampften. Sie riss ihren Bogen an sich, breitete ihre Schwingen aus und lugte aus dem Fenster als ihre Tür schon von einer riesigen Axt in zwei gespalten wurde. Erschrocken blickte sie in die Grimassen von Kreaturen wie sie sie noch nie gesehen hatte. Aus den Schwarzen Körpern leuchteten nur rote Augen und grässliche Stimmen krochen aus ihren Kehlen „Die Letzte! Sie ist die Letzte!“ schrie eines der Wesen „TöTEn! tÖTEn!“ brüllte das Andere seltsam verzerrt. „Die… Letzte?...“ Der Schock durchfuhr das Vampirmädchen „VATER! MUTTER!“ Nach diesem Ausruf sprang sie einfach aus ihrem Fenster, die Kreaturen eilten hinterher und sahen nur noch wie ihre schwarzen Schwingen sie sicher zum Boden brachten. Panisch sah Sakura den Berg der Leichen – alles Menschen und Dämonen die sie gekannt hatte. Übelkeit stieg in ihr hoch, als sie sah wie einige zerfetzt und ausgeweidet worden waren – doch dann sah sie das auch die Burg selbst, ihr Heim inzwischen ein Opfer der Flammen geworden war. Sie sah die dunkle Kreatur nicht, die sich hinter ihrem Rücken aufbaute und ihr Schwert auf sie niederschlug – Sakura drehte herum und glaubte schon das es das Ende sei, doch die Klinge stoppte kurz über ihrem Kopf. Die dunkle Kreatur fiel gurgelnd vornüber und tot zu Boden. Hinter der Kreatur stand ein junger blutüberströmter Elf der ihr wohlbekannt war.   „H..Hisaki!!!“ Sakura schrie seinen Namen erleichtert hinaus, bis sie sah wie dem Elfen das Schwert aus der Hand glitt. Blut quoll aus einer tiefen Wunde zwischen seinen Fingern hindurch aus seinem Bauch und er kämpfte damit auf den Beinen zu bleiben. Sie eilte zu ihm und stützte ihn. Keuchend begann er zu sprechen „S..sakur..a… du… du musst ..fliehen!“ Seine Augen blickten tief in Sakuras „Aber… was ist mit Vater und Mutter?! Hisaki! Was ist hier los?!“. Der Elf schüttelte den Kopf und blickte zu Boden „Verzeih mir… ich… konnte nicht...“ Tränen stiegen ihn Sakuras blaue Augen. Ihre Eltern waren bereits tot? Ermordet von diesen Kreaturen? „Nein!...das… das will ich nicht glauben!“ Hisaki packte Sakura und schüttelte sie an ihren Schultern „Reiß dich zusammen, verdammt! Deine… Eltern sind tot...aber… du.. DU lebst! Flieh verdammt nochmal! Rette dich selbst!“ Die Entschlossenheit in den fast schwarzen Augen des Elfen schien sie endlich aus ihrer Starre zu holen.   Sie biss sich auf ihre rosigen Lippen und drängte ihre Tränen zurück. „Wenn… wenn ich jetzt sterbe werde ich sie nie rächen!… und ich lass dich hier nicht zurück!“ Sie packte Hisakis Arm und zog einen Teil seines Gewichtes auf ihre Schulter. Der junge Elf ächzte vor Schmerz auf, doch Sakura lies ihm keine Zeit sich zu beschweren. Und so hastete die junge Vampirin während sie den Elfen stützte durch versteckte Pfade und verlassene Gassen, hoffend außerhalb der Stadt Schutz und Hilfe zu finden. Sobald sie die Schatten der Kreaturen erblickte, verbarg sie sich in den Schatten der Gebäude und wartete auf ihre Chance unbemerkt weiterzugehen. Hisaki, der langsam am Ende seiner Kräfte war und deutlich zu viel Blut verlor, wurde von ihr völlig geistesabwesend mitgezogen und stolperte nur noch hinterher. „Stirb mir nicht weg… bitte… du darfst mich jetzt nicht auch noch alleine lassen!“ doch Sakura wusste nicht ob der junge Mann den sie schon seit ihrer Geburt kannte, sie überhaupt noch hörte.   Shuyar staunte nicht schlecht, als ihm nahe des Waldrandes Sakura in die Arme stolperte – und nicht nur das, sie hatte einen schwer verletzten Elfen bei sich den Shuyar als Leibwächter ihres Vaters erkannte. „S...shuyar?!“ Ihre Überraschung wurde schnell von einem emotionalen Zusammenbruch verdrängt „Bei den Göttern, ich bin so froh dich zu sehen! Alle… alle sind tot!“ Tränen rannten ihre Wangen hinab und ihre Stimme wurde von einem Schluchzen erstickt.   Ein schwaches Stöhnen von der Seite lies sie jedoch ihre Nerven wieder sammeln. „Bitte! Du musst mir helfen! Wenn wir nichts tun stirbt er!“ Shuyar untersuchte kurz die Wunde und fluchte leise „Scheiße!… Schnell, wir müssen zurück zu Faith und Fircos!“ Sakura verstand nicht was hier vor sich ging, noch weniger warum die Drei in dem Wald vor der Stadt waren. Shuyar lud sich Hisaki über die Schultern, welcher kaum noch Reaktion zeigte und mehr tot als lebendig war. So schnell es ihm möglich war folgte er dem Pfad zurück den er gekommen war während Sakura neben ihm rannte und immer wieder ängstlich zurückblickte.   „Bitte, lass es noch nicht zu spät sein!“ Sakura vergrub ihr weinendes Gesicht an Fircos Schulter, welcher langsam wieder zu Kräften kam und seiner Verlobten sanft über den Kopf strich. Shuyar lief angespannt auf und ab, immer spähend ob ihnen jemand gefolgt war. Inzwischen war es stockdunkel, nur ein kleines hastig errichtetes Feuer spendete noch Licht – und das Leuchten das von den Schwingen auf Faith's Rücken ausging. Faith kniete an der Seite des Dunkelelfen und Schweiß perlte ihr zartes Gesicht hinab, während sie versuchte mit ihrer Magie die tödliche Wunde zu heilen.   Sakura war erst überrascht gewesen die Flügel auf Faith's Rücken zu sehen, doch in diesem Moment war es wichtiger dass sie Hisaki zu retten versuchte. Schließlich nahm sie ihre Hände von Hisakis Wunde und drehte sich Sakura zu „Er… schläft jetzt… es war verdammt knapp. Noch ein wenig und ich hätte ihn nicht mehr retten können.“ Ihre Flügel lösten sich in Licht auf und waren nicht mehr zu sehen. „Wir… brauchen alle Ruhe...“ schwerfällig stand sie auf und ging zu Shuyar, der noch immer Wache stand. Zaghaft lehnte sie ihren Kopf an seiner Schulter an.   Keiner der beiden sagte ein Wort – doch dann rollten Tränen über ihre Wangen. „Verzeih mir… das… das ist alles meine Schuld...“ Dann geschah etwas, das sie nicht erwartet hatte – Shuyar drehte sich ihr zu und schloss sie fest in seine Arme. „Red nicht so einen Quatsch. Es ist nicht deine Schuld! Ohne dich… würden Fircos und Hisaki jetzt nicht mehr leben!“   Die Erleichterung stand in Sakuras Gesicht geschrieben. Erschöpft sah sie zu dem Dunkelelfen, der nun wieder ruhig und gleichmäßig atmete. Fircos hatte ihr erzählt was geschehen war – auch das Faith scheinbar ein Engel war. So betrachtet überraschten sie Faiths heilende Fähigkeiten nicht mehr. Auch sie berichtete den Anwesenden was geschehen war, zumindest das von dem Wenigen, dass sie wusste.   Sie stand auf und ging neben Hisaki erneut in die Knie, strich vorsichtig über sein langes, weißes Haar. Sie war froh so froh das er lebte, das wenigstens einer außer ihr dieses Massaker überlebt hatte. Bei den Gedanken an ihre Elten stiegen erneut die Tränen in ihre Augen doch sie hielt sie zurück. Sie musste jetzt stark werden, stark genug um das zu beschützen was ihr lieb und teuer war – sie konnte es sich nicht mehr erlauben wie eine verwöhnte Göre dauernd zu weinen. Fircos blickte seine Freunde an – sie hatten heute alles verloren. Heim. Familie. Er hoffte nur dass der Elf etwas wusste, was Licht in dieses verwirrende Chaos bringen konnte – doch dazu mussten sie waren bis er erwachen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)