Götterdämmerung (Leseprobe) von eternal-shiva ================================================================================ Prolog: Schatten der Vergangenheit ---------------------------------- Prolog – Schatten der Vergangenheit     Es war ein Zeitalter der Dunkelheit. Horden der dunklen Kreaturen hatten die Welt überschattet und nahmen ihr jegliches Licht und Hoffnung. Die Bewohner des Planeten versuchten in ihrer Verzweiflung sich den alptraumhaften Wesen entgegen zu stellen, doch jeder erbitterte Kampf endete in einer vernichtenden Niederlage, ihnen blieb nur der Tod und die Verzweiflung. Die letzten Überlebenden – egal ob Menschen, Halbwesen oder Tiere und Bestien – sie flüchteten sich in die letzten Stätten, welche noch unter ihrer Herrschaft standen. Orte die sie als Sicher ansahen, auch wenn es nur Wunschdenken war.   Sie beteten. Beteten dass sie gerettet werden würden – doch der Geist des Planeten, Gaia, der sie seit jeher beschützt hatte, war fort. Er erhörte ihre Gebete schon lange nicht mehr. Man sagte, dass er im Kampf gegen die Dunklen fiel, als diese über seinen Planeten hereinbrachen wie eine Heuschreckenplage. Wie Gift breitete sich die Hoffnungslosigkeit in den Herzen der Lebenden aus und zerfraß sie – zurück blieb nur Angst und Tod.   Als es schien dass alles Leben kurz vor der Auslöschung stand, geschah es. Ein letztes Mal beteten diejenigen, die noch Hoffnung in ihren Herzen trugen.   Doch dieses Mal wurde ihr Flehen erhört.   Zwei Götter - wie Schwerter durchschlugen sie die Dunkelheit und all ihre Kreaturen. Ein göttliches Zwillingspaar dass sich gegen die Dunklen erhob um das verbleibende Licht dieser Welt zu retten. Es waren Junggötter der Dämmerung – und mit dem dem Anbruch des neuen Tages reinigten sie die Welt von allem Übel.   Yugure, die Abenddämmerung - langes rotes Haar und wache Augen, ein sanftes braun wie das Fell eines Reh's. Makellose Haut wie Elfenbein. Eine zarte Blume im ihrem Haar, welche ihre Anmut nur noch stärkte. Ihre Magie lies einen Hagelsturm aus Kristallen auf ihre Feinde niederregnen. Sanft wie eine Blüte, doch ein standhaftes Herz.   Yoake, die Morgendämmerung - blondes, wildes Haar und entschlossene grüne Augen. Seine gebräunte Gestalt schlug mit einem riesigen Bihänder Schneisen durch die Horden der Dunklen frei. Doch für all jene, die er rettete strahlte sein schönstes und liebevollstes Lächeln. Gnadenlos gegenüber seinen Feinden doch voller Liebe für die, die ihm am Herzen lagen.   Als der letzte der Dunklen Herrscher, die große Schlange fiel kamen die göttlichen Zwillinge zur Ruhe. Der unzähligen Schlachten müde, beschlossen sie in dieser Welt zu verweilen – und wurden als Retter von all jenen verehrt, die diesen zerstörten Planet ihre Heimat nannten. Es würde Jahrhunderte dauern, bis die Narben der Welt verheilen würden – doch so lange die Götter bei ihnen sein würden, traten die Überlebenden des Dunklen Zeitalters voller Hoffnung in das zurück eroberte Licht.     Aylon blätterte in den staubigen Schriften und Büchern und seufzte schwer. Die Dokumente waren alt und staubig, doch es gab kaum Überlieferungen aus der Schlacht des Dunklen Zeitalters, die den meisten nur als „Götterdämmerung“ bekannt war. Entweder war die Tinte bereits so verblasst, dass sie kaum noch sichtbar war oder die Seiten lösten sich unter der Berührung seiner Finger schon auf. Entnervt klappte er das zerfallende Buch schwungvoll zu und wirbelte dabei eine kleine Staubwolke auf. Hustend versuchte er den Staub fort zu wedeln.   Seine erfolglose Suche nach Hinweisen bereitete ihm Kopfschmerzen. Ein pulsierender Schmerz zog sich gefühlt von seinem linken Auge durch seinen ganzen Schädel und er glaubte dass er bald bersten müsste. „Verdammter Mist...“ fluchte der blasse junge Mann, während er sich in seinen Stuhl zurücklehnte und seine schmerzenden Schläfen massierte. Es dauerte eine Zeit lang, doch der Schmerz lies nach. Es war eine anstrengende Zeit und Momente der Ruhe wie dieser waren selten. Sein Körper war von all dem erschöpft, doch er konnte sich keine Auszeit erlauben – dafür hing zu viel von dem Gelingen seiner Aufgabe ab.   Sein Blick lag auf der Unordnung, die in seinem Zelt herrschte. Überall lagen alte Bücher und Schriftrollen, sein Mantel lag einfach über seiner Liege geworfen. Seine Rüstung lag ebenso achtlos auf einer alten Holzkiste, nur sein Schwert steckte säuberlich in seiner Scheide und lag auf einigen Decken gebettet. Eigentlich verachtete er Kämpfe und Kriege, doch es waren keine Zeiten, in denen man sich davon beeinflussen lassen konnte. Wenn man etwas beschützen wollte, musste man dafür kämpfen, notfalls auch töten.   Seinen Kopf auf seinen Armen gebettet, starrte er ins Leere und beobachtete die Staubkörner, die in dem Dämmerlicht des Zeltes auf und ab tanzten. Grübelnd strich er sich durch sein dunkles violettes, fast schwarzes Haar welches ihm stufig in den Nacken und in sein zartes Gesicht fiel.   Die Alten, die damals gelebt hatten und voller Hoffnung diese Schriften geschrieben hatten und gehofft hatten dass alles gut werden würde… Sie hatten sich getäuscht. Es waren 1000 … oder 1200 Jahre gewesen, in denen der Segen der Zwillingsgötter das Land hatte neu erblühen lassen. Sie hatten einen Teil ihrer Macht den Wesen dieser Welt überlassen, auf dass sie neu erstarken würden. So entstanden Engel, Dämonen und all jene Wesen, die dazwischenliegen. Es ging auch einige Jahrhunderte gut, alle lebten in Frieden und Harmonie – die Schrecken des Dunklen Zeitalters waren nicht mehr als Schatten der Vergangenheit.   Doch nur weil etwas vergessen wurde, war es nicht verschwunden. Es geschah so schleichend dass es kaum bemerkbar war, doch die Dunkelheit erwachte erneut in den Herzen. Und dann geschah es ohne jede Vorwarnung. An diesem schicksalhaften Tag vor 15 Jahren brach die Dunkelheit aus den Herzen derer, die Yugure ihre Macht verdankten hervor und metzelten die Wesen Yoakes nieder. Die Götter selbst zeigten sich nicht und erhörten auch nicht das Flehen ihrer Schützlinge. Yoakes Macht erlosch mit einem Mal und somit waren auch seine Schützlinge ihrer Kräfte beraubt. Kraftlos konnten sie ihrer Vernichtung nichts entgegensetzen und wurden von Angesicht dieser Welt getilgt. Yugure erschien ihren Günstlingen, welche wieder zu Sinnen gekommen waren und beanspruchte den Planeten für sich und erhob die stärksten unter ihren Anhängern zu ihren weltlichen Vertretern. Sie sollten ihre Herrschaft über die Welt sicherstellen. Ihren Thron schützen, der auf einem Meer aus Blut von Unschuldigen Seelen erbaut war. Und erneut war die Welt dabei in die Finsternis zu fallen.   Aylon konnte sich erinnern. Sicher, er war auch erst sieben oder acht Jahre alt gewesen, aber in der Stadt in der er lebte waren auch einige Engel gewesen – Wesen mit gefiederten, mächtigen Schwingen, die ihren Segen von Yoake erhalten hatten. Es gab auch einige Günstlinge Yugures, Dämonen und andere Wesen, doch es war ein friedliches Zusammenleben und alle halfen einander.   Da war dieses kleine Engelsmädchen dass mit dem er immer gespielt hatte, wenn er es schaffte sich von zu Hause fort zu schleichen. Sie war damals ebenfalls getötet worden. Er hatte es nicht verstanden… und er hatte nichts tun können um sie zu retten. Die Kreaturen Yugures hatten die Wesen ihres Bruders angegriffen und getötet. Ohne jegliche Vorwarnung hatte sich ein normaler Sommertag in ein Blutbad verwandelt. Doch selbst er als Kind hatte gemerkt dass etwas im Argen lag. Diese Dämonen, die plötzlich so wirkten als hingen sie an den Fäden eines Puppenspielers... Sie hatten nur Engel und Halbengel getötet und jene andere, die sich in ihren Weg stellten. Und mit einem Mal, als wären sie aus einer Trance erwacht, hatten sie mit Panik in den Augen um sich auf die Berge von Leichen geblickt und schienen nicht zu verstehen was geschehen war.   Diesen Tag würde er nie vergessen können. Egal was er auch tun würde – dieser schreckliche Moment aus seiner Vergangenheit griff immer wieder in seinem Geist nach ihm, als wollte er sicherstellen, dass er ihn nie vergessen könnte.   Er schüttelte seinen Kopf um diese Gedanken der Vergangenheit zu vertreiben und stand auf, während er seine müden Glieder streckte. „Mein Herr, darf ich eintreten?“ eine helle Frauenstimme drang von außerhalb des Zeltes herein. Aylon erwiderte nur „Natürlich Sierra, tritt ein...“ Die Eingangsplane des Zeltes wurde beiseite geschoben und ein Mensch trat herein. Kurzes blondes Haar umspielte frech ein burschikoses Gesicht. In eine schwere Rüstung gehüllt und mit dem großen Schwert an der Hüfte baumelnd, hätte man die junge Frau leicht für einen Mann halten können, wäre nicht ihre zweifellos weibliche Stimme als Kontrast gewesen. Sie verneigte ihren Kopf voller Respekt bevor sie zu sprechen begann.   „Ein Bote der Elfen aus Férroinée ist soeben eingetroffen. Er wünscht mit euch zu sprechen.“ diszipliniert sprach sie ihren Report, bis etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Besorgnis stand in ihrem Gesicht, als sie Aylon ansah. „Fühlt ihr euch nicht wohl? Ihr seid noch blasser als sonst… Ihr solltet euch endlich ausruhen.“   Aylon zuckte mit den Schultern und scherzte „Schlafen kann ich wenn ich tot bin… Ich habe keine Zeit für so etwas.“ Sierras Blick verfinsterte sich „Mit so etwas solltet ihr nicht scherzen. Nach dem Treffen ruht ihr euch endlich einmal aus, und wenn ich euch an euer Bett fesseln muss!“ ihre Stimme war nun so hart, dass sie kein Widerwort zulies. Der junge Mann seufzte, doch dann nickte er widerwillig „… Ja, in Ordnung… Ich… ich versuch's… ich kann ja nicht zulassen dass bekannt wird, dass meine 1. Generälin mich knebeln und fesseln muss wenn ich nicht auf ihren Rat höre.“   „Arrghhh! Ihr seid wirklich unmöglich!“ beschämt lag etwas Röte auf ihren Wangen als sie beleidigt zur Seite sah. „Aber ich danke euch für eure Fürsorge. Ich weis das wirklich zu schätzen.“ Aylon lächelte die Kriegerin an, worauf ihr Gesicht nur noch roter wurde. Doch er wusste dass Sierra sich nur Sorgen um ihn machte. Schließlich war er, der dies alles hier ins Leben gerufen hatte. Der sich als Anführer bewiesen und Verbündete um sich geschart hatte. Er war der Anführer der Rebellen, die sich gegen die grausame Herrschaft der Göttin erhoben. Zielstrebig schritt er auf seine Untergebene zu.   Sierra blickte auf ein langes, in groben Stoff geknotetes Bündel „Ich bin immer noch überrascht, dass sie die Wahrheit gesagt hat und wir das Schwert dort gefunden haben. Meint ihr, der Rest ihrer Vorhersehung tritt auch ein?“ unsicher wand sich die junge blonde Kriegerin an den etwas kleineren Schwertkämpfer vor ihr. Aylon blickte auf das verhüllte Schwert, welches auf einer Holzkiste lag.   „Niemand kann mit Sicherheit wissen, was geschehen wird. Doch ich hoffe, dass Lady Miraell in ihren Vorahnungen Recht behält…“ Sierra durchzog ein kalter Schauer und sie fröstelte leicht. „Auch wenn sie uns hilft, ich kann Geister nicht ausstehen!“ Aylon grinste nur. Wenn es ihm helfen würde sein Zeit zu erreichen, würde er sogar einen Pakt mit dem dem Herrn der Unterwelt schließen. „Es scheint die Zahnräder des Schicksals haben endlich begonnen, sich erneut zu drehen.“ Er schritt in das gleißende Licht der Sonne und musste seine Augen vor dem Licht schützen, bevor er sich seinen Weg durch das Getümmel des Lagers bahnen konnte.     Kapitel 1: Das Mädchen, das vom Himmel fiel ------------------------------------------- 1. Kapitel 'Das Mädchen, das vom Himmel fiel'     Shuyar senkte seine Hand wieder nachdem er seinen Blick von dem strahlend blauen Himmel wieder abwandte, welcher zwischen den Baumkronen hindurch schien. Gelangweilt fing er an mit seiner Hand an einer seiner zwei langen Haarsträhnen seiner sonst kurzen, dunkelgrünen Haares herumzudrehen, welches er im Nacken hochgesteckt trug. Ihm war warm, die ganze Zeit flog ihm irgendein Insekt um die Ohren herum und es waren einfach keine Monster in der Nähe an denen er seinen Frust hätte ablassen können – es war einfach zum Kotzen. Eigentlich war ja eine ruhige Lichtung an dem sonst so monsterüberannten Wald schön. Wahrscheinlich lag es an der Aura der Ruine die noch tiefer im Wald lag, dass Monster diese Gegend mieden – auch ihn fröstelte es manchmal kurz trotz der Sommerwärme.   Aber es war einfach zu dumm. Er hätte gerne etwas Dampf abgelassen. Er mochte das Kämpfen – was man wahrscheinlich darauf zurückführen konnte dass er ein Dämon war, auch wenn man es ihm nicht sofort ansah. Lediglich seine roten, katzenhaften Augen und die leicht spitzen Ohren konnten Andere auf seine dämonische Herkunft schließen lassen. Er war klein, schlank, hatte weder Hörner noch Flügel – er besaß also kaum die eindrucksvolle, gefährliche Ausstrahlung die andere Dämonen umgab. Dazu kam noch sein recht feminines Gesicht, wegen dem nicht wenige Fremde hatten ihn schon mal für ein flachbrüstiges Mädchen gehalten hatten.   Wenn man dagegen seinen Zwillingsbruder Fircos ansah konnte man kaum glauben dass sie Zwillinge waren. Sie waren so verschieden wie Tag und Nacht. Sein Bruder hatte dieselben silbergrauen Haare wie ihr Vater, ebenso wie die Hörner und Flügel – er selbst hatte nur die selben blutroten Augen. Auch in Sachen Magie hatte er kaum eine Spur von seinem Vater geerbt – während Fircos die schwarze Magie beherrschte lag ihm mehr das Element Wasser. Er fragte sich oft warum er so anders war als sein Bruder – warum sein Vater ihn kaum beachtete. Plötzlich fiel ihm ein was einmal ein inzwischen verstorbener Bekannter seines Vaters gesagt hatte: Du siehst genau aus wie deine Mutter.   „Mutter….“ flüsterte er. Er konnte sich nicht an seine Mutter erinnern obwohl er schon sechs Jahre alt war als sie starb. Das war während des Krieges. Doch auch Fircos erinnerte sich nicht an sie – und sein Vater antwortete ihm nie auf solche Fragen, er versuchte es schon gar nicht mehr irgendwelche Antworten aus ihm zu heraus bekommen. Nun versuchte er krampfhaft sich wenigstens an eine Situation, eine Geste oder an das Aussehen seiner Mutter zu erinnern – doch da war einfach nichts. Nicht einmal der Klang ihrer Stimme wollte in seinem Gedächtnis aufleben.   Seine geistigen Anstrengungen wurden von einem stechenden Kopfschmerz unterbrochen. Der Schmerz blieb jedoch nicht nur in seinem Kopf, sondern breitete sich über seinen gesamten Körper aus und er sackte auf die Knie. Als wollte er verhindern, dass sein Kopf von dem plötzlichen Schmerz zerspringen würde, presste er seine Arme an seinen Kopf bis jetzt auch noch ein schriller, unerträglicher Ton in seinem Kopf hallte. Der Wald begann sich immer schneller um ihn herum zu drehen, ein kleiner Vogel sah ihn verwirrt an. Er wollte schreien, brachte jedoch nur einen krächzenden Ton aus seiner Kehle. Er spürte wie etwas warmes aus seiner Nase tropfte, wahrscheinlich war es Blut. „Auf...hören… es soll… aufhören!!“ krächzte er mit seiner Stimme die zu versagen schien. Tränen rollten über seine Wangen – das war da Letzte, das er spürte.   Plötzlich war der Schmerz, der Ton, einfach alles weg – nichts drehte sich mehr, aber es war auch nichts anderes mehr da außer Schwärze. Er hatte wohl das Bewusstsein verloren.   Langsam kam er wieder auf die Beine und sah sich verwirrt um. „Was zum… Wo bin ich?“ Um ihn herum herrschte eine drückende Stille und Dunkelheit. Zudem war die Atmosphäre so unangenehm und angespannt dass er eine Gänsehaut bekam und ihn ihm der Drang aufkam zu flüchten. Doch es gab nichts wohin er hätte flüchten können, denn nirgends sah er etwas anderes als diese undurchdringliche Dunkelheit. „Das ist kein Traum…oder?“ Plötzlich meint er Schritte hinter sich zu hören und wirbelte herum. Einige Meter von ihm entfernt eine stand mit einem Mal eine Person welche ein sehr schwaches, jedoch beständiges, warmes Licht umgab.   Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten konnte er sogar zu erkennen, dass es die Form einer Frau gehörte. Mit einem mal begann die fremde Person zu sprechen „Shuyar… ich habe nicht viel Zeit…. Sonst entdeckt 'Er' mich…“ in ihrer Stimme lag ein trauriger Ton. Und mit einem Mal konnte er ihre Gestalt erkennen – es war eine schlanke Frau, langes blondes Haar welches mit einer Haarspange zusammengehalten wurde, hing über ihrem Rücken. der Mantel den sie über ihrem leichten weißen Kleid trug, hatte das selbe Himmelblau wie ihre sanften Augen. „Wer bist du? Und was willst du eigentlich von mir? Ich will wissen was hier los ist!“ brüllte der verunsicherte Grünhaarige nur zurück. Die Frau senkte betroffen ihren Blick „Es tut mir leid… es liegt wohl an dem Bann… Doch ich… nein, wir brauchen deine Hilfe.“   Fircos erreichte gerade Lichtung und freute sich wie ein kleines Kind, dass er das Buch so schnell gefunden hatte. Sein Brüderchen hatte ihm zwar gesagt wo das Buch lag – doch dass in dem Zimmer seines Bruders herrschte ein unheilbares Chaos. Die Beschreibung hatte auf unzählige Bücher gepasst die überall verteilt lagen – das hatte sein Bruder wohl nicht bedacht.   Dem fröhlichen, silberhaarigen Dämon glitt das Buch jedoch einfach aus der Hand, als er die Lichtung erreichte. Seine roten Augen weiteten sich in Panik, als er seinen Bruder gekrümmt am Boden liegen sah. So verkrampft würde niemand liegen der einfach eingeschlafen wäre. „Shuyar!“ Er rannte schnell in die Lichtung und warf sich neben seinen bewusstlosen Bruder auf die Knie. sein Gesicht war teils blutverschmiert, doch das Nasenbluten schien inzwischen gestoppt zu haben.   „Scheiße…“ Er hob ihn sanft an den Schultern an und schüttelte ihn leicht in der Hoffnung, dass er aufwachen würde „Mach bloß keinen Scheiß…“ Fircos wusste einfach nicht was er tun sollte. Ab und zu sah es aus als wenn Shuyars Gesichtsausdruck sich leicht verändern würde, dass seine Lippen sich so schwach bewegten als würden sie versuchen Worte zu formen. 'Verdammt! Wach doch einfach auf du Dummkopf!' Während er seinen Bruder nun näher zu sich herzog und ihn einfach nur in den Armen hielt gingen ihm alle möglichen Befürchtungen durch den Kopf – doch er hoffte dass sein 'kleiner' Bruder gleich aufwachen, und ihm für seine Umarmung einen Kinnhaken geben würde.   Shuyar sah die Frau skeptisch an „Und warum sollte ich gerade dir helfen? Ich kenne dich nicht. Außerdem wüsste ich nicht was ich davon hätte. Und ich weis ja nicht einmal wer du bist.“ „Ich? Ich bin… Miraell… ich weis genau wer du bist, ich weis was vor 15 Jahren geschah... das ist es doch was du dir am Meisten wünscht? Zu wissen was damals passierte… und warum du so bist wie du bist.“   Shuyar wurde blass: Sie sollte seine Vergangenheit kennen? Nun kämpfte er innerlich mit sich - vielleicht wusste sie tatsächlich was, vielleicht nicht. Sein Blick verfinsterte sich „Was bist du?“ Miraell sah in die Dunkelheit „Ich muss gehen, er hat mich bemerkt…“ sagte sie und verwand langsam in der Dunkelheit „Halt warte! Antworte mir!“ rief er ihr hinterher. Er hörte sie nur noch flüstern „Ich... bin ein Engel.“ Plötzlich traten grell leuchtende Schwingen aus ihrem Rücken hervor und Shuyar wurde von dem Licht zurückgedrängt.   Fircos erschrak als sein Bruder plötzlich die Augen aufriss und ihn verwirrt ansah. Dem Größeren fiel ein Stein vom Herzen und er drückte sein Brüderchen fest an sich. „Hey! Was soll das? Lass mich los!“ Shuyar schien es gut zu gehen, denn er zappelte wild und wollte sich so aus seinem Griff lösen – das schaffte er jedoch erst nachdem er ihm leicht in die Rippen geboxt hatte. Wehleidig hielt sich Fircos seine schmerzende Rippe während Shuyar aufstand und sich den Schmutz von der Hose klopfte. Noch etwas neben sich, wischte er sich mit seinem Ärmel sein Gesicht sauber, bis er meinte alles getrocknete Blut entfernt zu haben.   Fircos stand ebenfalls auf „Sag mal, warum warst du eigentlich bewusstlos?“ man sah wie Shuyar nachdachte „Hmm…. Weis nicht… Ich hatte plötzlich starke Kopfschmerzen… und dann war da noch dieses komische Geräusch… und dann war…“ er verstummte und sein Gesicht verfinsterte sich. „Dann war was?“ hakte sein Bruder nach. „Ich… Ich kann mich nicht daran erinnern!“ „Dann war es sicher nichts Wichtiges“ sagte Fircos scherzhaft, doch ganz geheuer schien ihm das Ganze trotz allem nicht zu sein.   „Doch, es war etwas Wichtiges… Ich kann mich nur einfach nicht mehr daran erinnern!“ Shuyar hatte während des Denkens nun den Gesichtsausdruck eines schmollenden Kleinkindes. Fircos konnte sein Lachen nicht unterdrücken. Shuyar antwortete darauf einfach nur „ Ach lass mich doch… ist ja jetzt auch egal.“ plötzlich schien ihm etwas einzufallen „Hast du das Buch?“   Fircos schrak hoch, als er merkte dass er das Buch ihn seiner Panik irgendwo hingeworfen hatte „Ich hatte es doch irgendwo ---“ noch während des Redens begann er in den nahen Gebüschen herumzukriechen und bot seinem Bruder einen höchst seltenen, seltsamen Anblick. Shuyar überlegte schon ob er seinem Bruder helfen sollte weil er feststecken könnte, doch dann meldete er sich triumphierend zu Wort „Ich habs!!!“   Fircos fischte ein etwas verstaubtes und nun auch etwas dreckiges Buch heraus und gab es seinem Bruder. “Danke“ sagte Shuyar nur und begann darin zu blättern „Wenn ich fliegen könnte hätte ich es selber schnell geholt.“ Deshalb war Fircos zurück zum Schloss geflogen, außerdem wollte Shuyar seinen Vater nicht sehen wenn es nicht unbedingt sein musste. Er dachte an die verachtungsvollen Blicke die er immer erntete. Sein Vater verachtete ihn wirklich, er behandelte ihn immer wie einen Schwächling, einen Außenseiter. Er konnte doch auch nichts dafür dass er kaum etwas Dämonisches hatte. Fircos dagegen behandelte er relativ normal – auch wenn es hier ebenfalls eine unsichtbare Linie gab, die sein Vater nie überschritt. Zumindest konnte sein Bruder normal mit ihrem Vater reden, und dieser bevorzugte Fircos auch deutlich. Manchmal hasste er seinen Bruder dafür – doch Fircos war auch der Einzige der ihn so akzeptierte wie er war und ihn nicht verspottete oder bemitleidete. Er hielt immer zu ihm egal was war. Ja – sein Bruder war die wichtigste Person in seinem armseligen Leben und er liebte ihn wirklich von ganzem Herzen.   Fircos riss Shuyar aus seinen Gedanken „ Sollen wir zur Ruine gehen? Es ist noch ein ganz schönes Stück – wenn wir bis zum Einbruch der Nacht wieder zurück sein wollen, sollten wir uns beeilen.“ „Ja, lass uns gehen“ ein Lächeln schlich sich auf Shuyars oft so mürrisch dreinschauendes Gesicht. Er war wirklich froh dass er seinen Bruder hatte.   Sie gingen eine ganze Zeit lang einen alten, überwucherten Pfad entlang. Auf beiden Seiten des kleinen Weges wuchsen gigantische Bäume die dort schon seit Jahrhunderten stehen mussten. Nach einiger Zeit erreichten sie eine Lichtung – und trotz der überall wachsenden wunderschönen, roten Blumen war es ein gespenstischer Ort. Ein Ort des Todes. Denn inmitten der Blumenpracht stand die Ruine eines Tempels, nur noch ein Schatten des prachtvollen Gebäudes welches es einst war. Die kunstvollen Mosaikfenster zerbrochen, Die Säulen an der Vorderfront zerstört und riesige Löcher zierten die dicken, hellen Mauern. Es war nur schwer vorstellbar das vor 15 Jahren dies ein Ort war in den die Leute kamen um zu beten, Heiler aufsuchten oder einfach redeten. Doch als das änderte sich mit dem Krieg. Die letzten, geschwächten Engel verschanzten sich in den Tempeln, ihren einzigen übrig gebliebenen Zufluchtsorten und kämpften um ihr Leben. Doch keiner der Engel entkam seinem Schicksal in jener Schlacht. Die Aura des Todes in lag so dick in der Luft, dass Shuyar meinte sie greifen zu können.   Dem grünhaarigen Dämon lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, je näher sie der Ruine kamen. Auch Fircos wirkte extrem angespannt als wartete er nur darauf das etwas passierte. Sie schritten langsam über die zerbrochenen, hellen Steinplatten die zum Eingang führten wo einst hölzerne, verzierte Torflügel gewesen sein mussten. Es hing nur noch ein Teil davon in den Angeln, überall lagen morsche Splitter und Teile der einst prachtvollen Tore auf dem Boden und verwitterten allmählich. Das verrottende Holz knackte unter ihren Füßen als sie die große Halle betraten, wo sich einst die Leute trafen. An den Wänden konnte man Überbleibsel von Reliefen und davor zerstörte Statuen ausmachen. Sie gingen durch die Haupthalle und betraten das Herz des Tempels, ein Raum indem eine zerstörte Statue von dem Gott Yoake stand. Halb zerfallene Bänke und ein dem Zusammenbruch naher Altar ergänzten die gespenstische Atmosphäre.   Die einst wunderschönen, riesigen Buntglasfenster waren zerbrochen und ließen den Raum in einem teils bunten Dämmerlicht erscheinen. „Es ist... irgendwie unheimlich.“ Shuyar brach das Schweigen „Find' ich auch - ich will gar nicht wissen was hier während des Krieges alles passiert ist.“ Es lag eine unheilvolle Aura in der Luft – man konnte meinen die Schreie der Toten hören zu können, die hier ihr Leben ließen. Ihren Zorn, Hass und ihre Angst hatte diesen Ort für immer verändert. Fircos sah sich angespannt um. Auf der linken Seite war zwar eine Tür, doch dahinter war nichts Interessantes. Es waren nur Zimmer für die Priester und für Gäste, eine Küche und ein Speiseraum. Es gab zwar auch etwas was an eine Bibliothek erinnerte, doch mit den halb verbrannten und vermoderten Büchern konnte keiner mehr etwas anfangen.   Der kleine Gang der links von ihnen lag weckte das Interesse der Brüder schon mehr. Shuyar nahm das Buch aus seiner Tasche und blätterte darin während sie dem Gang folgten. Nach einigen Ecken und Windungen versperrte ihnen ein großes Holztor den Weg. In dessen Mitte leuchtete schwach ein blaues Pentagramm, ähnlich eines Zaubersymboles. Es hatte sie zuvor gehindert die Tür zu öffnen, sie hatten alles Mögliche versucht um in diesen Raum zu kommen, doch nichts hatte gewirkt. Doch es hatte die Tür in ihrem perfekten Zustand erhalten, während der Rest des Gebäude zerfiel.   Fircos grinste seinen Bruder an und meinte nur „Willst du nicht lieber noch mal versuchen sie einzutreten?“ Shuyar wandte seinen Blick vom Buch ab und funkelte Fircos finster an „Ach lass mich doch in Ruhe“ Diese Aktion war wie die Meisten eher peinlich verlaufen und sein liebster Bruder würde ihm sie noch als alten Mann unter die Nase reiben. Er hatte versucht die Tür mit Anlauf einzutreten – das Einzige was es gebracht hatte war, dass er danach eine Stunde gehumpelt war.   Danach hatte er keine Lust mehr gehabt diese dumme Tür aufzubekommen. Doch dieses Symbol lies ihm keine Ruhe – als er dann eines Tages in der Bibliothek des Schlosses einige alte Bücher durchforstete wurde er schließlich fündig – es war ein magisches Siegel welches früher an besonderen Orten angebracht wurde um etwas zu schützen. Es lies sich nur zerstören wenn man den entsprechenden Zauber wusste und einigermaßen magiebegabt war. So waren die Schätze gegen einfache Diebe und Räuber perfekt geschützt gewesen.   „Warum… haben sie nicht in diesem Raum Schutz gesucht?“ fragte Fircos. Shuyar wusste, dass er von den hier getöteten Engeln redete, die einst hier Schutz gesucht hatten. Ab und zu überraschte sein Bruder ihn mit für seine Verhältnisse recht tiefgründigen Fragen – Fircos war eine Frohnatur und lebte mehr in den Tag hinein, als alles und jeden zu hinterfragen. „Nun ja. Wenn man nicht den darauf abgestimmten Zauber kennt… bekommt man sie nicht auf – sie standen wortwörtlich vor verschlossenen Türen. Wenn ein oder zwei Priester den Spruch kannten und diese schon tot waren – dann wars das.“ Der Blick des Silberhaarigen verfinsterte sich. Es schien ihn sehr zu bedrücken, doch er sagte nichts weiter.   Shuyar begann sich zu konzentrieren und Fircos ging vorsichtshalber ein paar Schritte zurück. Shuyar flüsterte eine fremdartige Formel und plötzlich erschien unter ihm ein Pentagramm, das langsam immer größer wurde und die Form des Siegels annahm. Von ihm ging eine solche Kraft aus, dass es Shuyars Haare und seinen Mantel regelrecht nach oben wehen ließ. Shuyar ließ das Buch los und es schwebte in derselben Position weiter. Fircos fand es immer wieder beeindruckend seinem „kleinen“ Brüderchen beim Zaubern zuzusehen, denn er selbst war mit der Magie nicht so begabt. Er merkte dass Shuyar seine Formel nun dunkler und mit einer energischen Stimme aussprach. Das Pentagramm löste sich auf und das nun sanfte Glühen bündelte sich um Shuyars rechte Hand. Er berührte die Tür und das Siegel der Tür und das Glühen des Zaubers verschwand.   Das Buch fiel zu Boden und wirbelte Staub auf während Shuyar seine Frisur richtete. Das Siegel war gelöst und der Weg war nun frei. Er hob das Buch auf und schnaufte ein paar Mal tief durch, Fircos trat wieder näher und klopfte ihm stolz auf die Schulter „Du warst echt toll Brüderchen“ Shuyar legte seinen Kopf schräg und erwiderte nur „Das hättest du sicher genauso gut geschafft“ und lächelte verlegen.   Fircos stellte wieder einmal fest dass sein Bruder sich unterschätzte – er meinte nie stark genug zu sein, und wenn er einmal etwas gut gemacht hatte wertete er es selbst als „durchschnittlich“ ab. „So, da du die Tür jetzt auch schon mal entriegelt hast kannst du sie doch gleich noch aufmachen oder?“ Shuyar setzte wieder seinen störrischen Gesichtsausdruck auf „Natürlich, sonst würde der gnädige Herr sich ja die Finger schmutzig machen“ „Wozu sind kleine Brüder sonst da?“ neckte Fircos ihn weiter.   Shuyar drückte die schweren Türflügel langsam auf und spähte vorsichtig hindurch – das war sein Glück. Denn gerade als er die Tür mit einem letzten Drücker schwungvoll ganz öffnen wollte, sah er nur einen Schatten der ihn ansprang. Reflexhaft riss er seine Arme hoch um sein Gesicht zu schützen, doch dann pulsierte schon ein pochender Schmerz durch seinen Arm. Es war der Schmerz von messerscharfen Zähnen, die sich in seinem Arm verbissen und versuchten ihn zu zerfleischen.   „Shuyar!!!” Fircos zog blitzschnell sein Schwert und wollte seinem Bruder helfen als die Kreatur von Shuyar abließ und seiner Attacke elegant durch einige Sprünge auswich.   Nun konnten die Brüder den Angreifer klar erkennen – es war ein großer, weißer Wolf dessen Fell an einigen Stellen ins tiefe Türkis überging. In einem Ohr hatte er einige kleine goldene Ringe, an den Backen hingen dünne, lange Strähnen herunter die mit Perlen zu kleinen Zöpfen gebunden waren. Der angespannte Blick der beiden eisblauen Augen haftete fest an ihnen. Die Zähne gefletscht knurrte der Wolf sie noch immer an, doch dann schleckte das Tier seine Zähne und sein Blick änderte sich. Verwirrung lag in seinen Augen, und während sein Gesicht sich entspannte, schien er tief in Gedanken.   Shuyar hielt seinen verwundeten Arm und versuchte die Wunde abzudrücken, als er voller Wut nur brüllte „Das Mistvieh mach ich fertig!“ Doch als er gerade wieder auf den Beinen stand machte der Wolf kehrt und sprang einfach durch eine Mauer hindurch. Er war einfach so verschwunden.   „Was war das?!“ fragte Fircos stutzig, als er sein Schwert zurücksteckte „Frag mich was leichteres…“ antwortete Shuyar barsch, als er seinen Arm genauer untersuchte – sein Ledermantel hatte ihn anscheinend vor dem Schlimmsten bewahrt. Der Biss war nicht so tief wie auf den ersten Blick gedacht und die Blutung stoppte schon fast. „Ich frag mich eher was dieses Vieh überhaupt hier in diesem…“ Shuyar unterbrach seinen Satz als er sich erst einmal genauer umsah „… leeren Raum gemacht hat.“ Fircos war sichtbar enttäuscht - die ganze Mühe war umsonst, in diesem Raum war nichts.   Außer verstaubten Ornamenten an Wänden und Decke, zwei Statuen und einer halbhohen, verzierten Säule in der Mitte war der Raum leer. „So eine Scheiße...“ Shuyar stampfte wütend in dem Raum herum, das alles kotzte ihn schon wieder an. Fircos sah sich die Verzierungen genauer an, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches oder Interessantes entdecken „So eine Pleite…“ seufzte er nur. Shuyar lehnte sich mit seinem Rücken an die Säule und begann zu grübeln. Denn warum sollte man einen leeren Raum versiegeln und was wollte dieser Wolf hier? War er all die Zeit in diesem Raum gewesen? Wie hatte er das überleben können? Und warum hatte er von ihm abgelassen nachdem er… weiter kam Shuyar nicht – er hörte eine Stimme rufen „Erinnere dich!“   Auf einmal war es wieder da, dieser unerträgliche Kopfschmerz,der seinen Körper lähmte. Bilder flossen in seinen Kopf. Doch sie waren verschwommen und schienen wie Fetzen einer verblassten Erinnerung.   Er sah eine Frau, und er hielt ihre Hand… er war noch klein höchstens drei oder vier Jahre und sie spazierten über eine Wiese. Er sah zu ihr herauf, sie sprach zu ihm doch er konnte weder ihr Gesicht erkennen noch hören was sie zu ihm sagte. Sie kamen einer Baumgruppe näher als er plötzlich ihre Hand losließ und losrannte. Jetzt sah er seinen Vater, welcher lachend mit Fircos herumalberte und als er ihn erreicht hatte hob sein Vater ihn hoch in die Luft und anschließend spielten sie zu dritt noch einige Zeit.   Doch der Schmerz lies nicht nach und Shuyar glaubte dass sein Kopf einfach zerspringen würde.   Die Frau setzte sich zu ihnen und Fircos rannte gleich zu ihr und umarmte sie.   „M…Mama?“ Shuyar brachte nur ein kleines Krächzen heraus.   Plötzlich sah er andere Bilder, voller Blut und Leichen… doch es waren nicht irgendwelche Toten – es waren tote Engel. Und er sah seinen Vater inmitten der leblosen Körper – er lachte.   Es machte ihm Angst.   „Fircos…“ flüsterte Shuyar – dann wurde sein Kopf ganz leicht, die Bilder hörten auf. Er hörte eine sanfte Stimme die weit entfernt zu sein schien „Vielleicht war es zu viel für den Anfang“ Der Schmerz wurde schwächer und sein Körper gab einfach unter ihm nach.   Fircos drehte sich herum weil er meinte dass Shuyar seinen Namen gesagt hatte und sah nur noch wie sein Bruder zusammenbrach. Er eilte zu ihm und schaffte es grade noch ihn vor dem Sturz aufzufangen und ging neben ihm in die Knie. „Shuyar? Bist du ok???“ Panik stieg erneut in ihm auf. „Fi…. ich...ich muss hier raus...“ krächzte Shuyar leise. Fircos war entsetzt – Shuyars Augen waren entsetzt geweitet, sein Gesicht war schmerzverzerrt und kalter Schweiß lief seine Stirn hinunter. Er zitterte und schien mit einem Mal völlig kraftlos. Fircos half ihm auf und stützte ihn während Shuyar sich einfach nur an ihn klammerte und sich auf das Laufen zu konzentrieren schien. Fircos machte sich Sorgen – Shuyar war nie krank gewesen. Er war derjenige, der immer topfit war und vor Energie nur so sprühte – doch in letzter Zeit litt er immer öfter unter diesen Kopfschmerzen.   Die frische Luft tat gut, sie vertrieb die Schmerzen. Shuyar schob Fircos zu Seite, er wollte keine Hilfe mehr „Es geht wieder…“ brummelte er. Fircos sagte nichts darauf denn er wusste was für ein Dickkopf sein Bruder war. „Lass und nach Hause gehen Shuyar...“ schlug Fircos vor. Shuyar war allein der Gedanke seinen Vater zu sehen unangenehm, doch er willigte trotzdem ein. „Du hast wohl Recht“ erwiderte Shuyar bedrückt. „Ich habe immer Recht“ sagte Fircos während er liebevoll durch Shuyars Haare wuschelte. „Lass das! …. Toll, jetzt seh' ich sicher aus wie ein Wischmopp…“ nörgelte Shuyar als er leicht genervt wieder den Waldweg entlang stampfte den sie gekommen waren. Fircos kicherte nur und schlenderte hinterher. Er war nur froh dass Shuyars Schmerzen scheinbar nachgelassen hatten.   'Wäre ich doch bloß nicht hergekommen' – das war momentan der einzige Gedanke den das rennende, junge Mädchen hatte. Langsam kam sie außer Atem, doch sie musste weiter rennen wenn sie überleben wollte. Innerlich hielt sie sich ihre Strafpredigt „Toll hast du das gemacht Faith – nicht nur dass du trotz aller Warnungen in diesen gefährlichen Wald gegangen bist, dich verirrt hast und nun noch deine einzige Waffe verloren hast, nun wirst du auch noch anscheinend von dem einzigen Drachen im ganzen verfluchten Wald gejagt!“ Ihre langen, weinroten Haare wehten im Wind, ihr hellgelbes Gewand war verschmutzt und zerfleddert. Ihre leichte Lederrüstung war an einigen Stellen stark beschädigt – zerrissen von riesigen Krallen. Sie blieb kurz stehen und lauschte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und die Anspannung lies sie den Atem anhalten. Doch da hörte sie auch schon einige Bäume hinter sich stürzen und der riesige Drache brüllte vor Zorn.   Sie rannte weiter. Sie kam an den Waldrand, stolperte regelrecht hinaus – und sah dass sie in der Falle saß – vor ihr war nur noch ein Felsvorsprung. Sie rannte hin um zu sehen ob sie möglicherweise springen oder klettern konnte, doch als sie sah wie hoch der Abgrund war, wurde ihr ganz flau im Magen. „Was ist wohl besser: von einem Drachen gefressen zu werden oder hier ungefähr 40 Meter hinunter fallen und als Matschhaufen enden – klingt beides nicht sehr schmeichelhaft“ sagte sie laut zu sich selbst. Sie starrte einfach nur noch auf die weit entfernten Baumkronen unter sich. Sie hörte Bäume ächzen und als sie sich umdrehte stieg die Panik in ihr hoch, denn der Drache war nur noch höchstens 30 Meter entfernt. Jetzt erkannte sie wie aussichtslos ihre Lage war. Der Drache war mindestens sechsmal so groß wie sie, nein noch viel größer – er war einfach gigantisch. Sie wich einige Schritte zurück bis sie merkte dass hinter ihr der Boden aufhörte. Sie hatte Angst und schrie: „Ich will noch nicht sterben, nicht hier, nicht jetzt und nicht so!“ Kaum hatte sie ihren Satz beendet hob der Drache seine Pranke und schlug nach ihr. Ihr kam alles vor wie in Zeitlupe: Sie wich aus Reflex aus, doch der Schlag erwischte sie trotzdem. Sie spürte den Schmerz des Hiebes in ihrem Magen, fühlte regelrecht wie ihre Rüstung sich in Fetzen auflöste, wie sie ihr Gleichgewicht verlor und fiel. „So endet es also… Verdammt...“ das waren ihre letzten Gedanken bevor sie ihr Bewusstsein verlor und immer schneller fiel – doch sie bemerkte auch nicht das sanfte Leuchten dass sie umgab.   Shuyar schreckte hoch als er das grollende Gebrüll hörte. „Hört sich an wie ein Drache – ich frage mich was der hier macht.“ Fircos versuchte gerade herauszufinden woher das Geräusch gekommen war, als etwas plötzlich durch das Blätterdach krachte – genau über dem Platz an dem Shuyar stand und entsetzt nach oben starrte. „WA---ARRRGHHH!!!“     Es war ein Mädchen – umgeben von einem seltsamen hellen Leuchten. Shuyars erschrockenes 'ARGH' war der letzte Laut den Fircos von seinem Bruder hörte. Denn das Mädchen fiel ihm regelrecht in die Arme, sein kleiner Bruder verlor das Gleichgewicht, stürzte nach hinten, prallte ungebremst auf den Boden und lag wie so oft heute durch den Sturz bewusstlos am Boden.   Der einzige Unterschied war, dass dieses Mal quer über ihm dieses bewusstlose Mädchen lag. Fircos stand völlig perplex da – seine Gedanken überschlugen sich und sein Gehirn würde sicher bald Rauchsignale aus den Ohren geben. Die einzigen Worte die er in dieser eher ungewöhnlichen Situation aus sich herausbrachte waren: „Scheiße… was mach ich denn jetzt?!“ Kapitel 2: Home, sweet home --------------------------- 2. Kapitel Home, sweet home     Es dämmerte bereits und die letzten Strahlen der Sonne machten den ersten Sternen Platz. Fircos hoffte, dass sein gesammeltes für die Nacht reichen würde und kehrte zu der Lichtung zurück, wo er einige Stunden zuvor Shuyar gefunden hatte. Nun lag sein Bruder erneut dort auf seinem Ledermantel am Boden – doch dieses Mal lag unweit von ihm noch das fremde, rothaarige Mädchen dem Fircos seinen eigenen Mantel untergelegt hatte – keine Dame sollte auf dem Waldboden schlafen, selbst wenn sie seinen Bruder bewusstlos geschlagen hatte. Zudem glaubte der Silberhaarige nicht, dass sie absichtlich dieses Attentat auf seinen kleinen Bruder ausgeübt hatte.   Er erreichte die Lichtung und fand die beiden immer noch schlafend vor. Er hatte es zuvor geschafft einen notdürftigen Schutzwall zu zaubern, der zumindest die schwächeren Monster abhalten würde den Beiden zu nahe zu kommen. Er legte das Holz auf einen kleinen Haufen und versuchte anschließend ein Lagerfeuer zu entzünden. Denn obwohl es Sommer war, waren die Nächte in dieser Region kühl und der Schein der Flammen würde auch einige wilde Tiere fernhalten.   Die Zeit verging nur langsam. Er hörte ein Käuzchen schreien, hier und da raschelte es im Laub – ab und zu leuchtenden ihn kleine, reflektierende Augen an die jedoch rasch wieder im Dickicht des Waldes verschwanden. Er träumte vor sich hin und stocherte mit einem Holzstock im Feuer herum als er plötzlich ein leises Stöhnen von der Seite vernahm.   Er sah, wie das Mädchen sich langsam aufrichtete und sich verwirrt umsah. „Na, endlich wach?“ fragte Fircos lächelnd während er seinen Blick nicht von den Flammen abwand. Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen, denn sie hatte ihn anscheinend noch nicht bemerkt gehabt. „W-Wer bist du? Und wo bin ich?“ stotterte sie panisch, während sie wirkte als wollte sie jede Sekunde flüchten wollen. „Ich bin Fircos, und das ist mein Bruder Shuyar“ antwortete er und zeigte zu seinem Bruder, welcher scheinbar auch langsam wieder zu Bewusstsein kam. „Du bist noch im Wald.“ Das Mädchen musterte Fircos und ihr klarer Blick wechselte zwischen den beiden Brüdern hin und her, doch sie hakte weiter nach „Wie habe ich überlebt?“   Fircos drehte sich schließlich und sah sie an. Erst jetzt bemerkte sie seine zwei Hörner und die roten Katzenaugen und fuhr bei der Erkenntnis die sie traf zusammen 'Dämonen. Scheiße.' Fircos schien ihre Besorgnis zu spüren, und lächelte charmant in ihre Richtung, während das Feuer unheimliche Schatten auf ihn warf. „ Keine Sorge, wir beißen nicht. Also ich zumindest, bei meinem Bruder bin ich mir oft nicht so sicher.“ und grinste dabei verschmitzt. „Du bist übrigens weich gelandet.“ Bei diesen Worten stand er auf und ging vor seinem Bruder in die Hocke. Shuyar richtete sich langsam auf. Er sah sich leicht irritiert um als er seine Gedanken sortierte.“Fircos? Was… zum Teufel ist eigentlich passiert?“   „Oh mein Gott! Es tut mir ja sooo leid!!!“ das Mädchen sprang mit einem Mal auf und und entschuldigte sich immerzu, als sie verstand was Fircos angedeutet hatte – sie war auf diesen armen Jungen gefallen! Sie stand auf und eilte zu dem irritierten Grünhaarigen, ging neben ihm in die Knie und entschuldigte sich abermals. Shuyar sah sie nur verwirrt und misstrauisch an – erschien nicht Recht zu wissen, wie er über das Ganze denke sollte. Sie reichte ihm reichte ihm ihre Hand um sich bekannt zu machen „Ich bin Faith – Sehr erfreut dich kennen zu lernen“ Shuyar schien kurz zu zögern kurz und wollte ihr seine Hand geben als er schmerzerfüllt zusammenfuhr und sich seinen rechten Arm hielt. Verstört schob er seine Armstulpe hinauf und begutachtete abfällig seine Verletzung. „Das sieht nicht gut aus...“ kommentierte Fircos nur. Auf seinem Unterarm war eine relativ große Bisswunde – zwar scheinbar nicht tief, doch sie hatte sich entzündet und begonnen zu eitern.   „Oh – warte, ich erledige das“ meinte Faith nur seelenruhig. Shuyar verstand nicht was das Mädchen meinte, doch bevor er irgendetwas machen konnte, legte Faith schon ihre beiden Hände auf die Wunde und eine angenehme Wärme durchströmte seinen Körper. Ein sanftes Licht umgab die Beiden und vertrieb seine Schmerzen. Als sie ihre schmalen Hände fortnahm, staunte der Dämon nicht schlecht, denn die Wunde war in wenigen Sekunden verheilt, nicht einmal eine Narbe war zurück geblieben.   Die Blicke der beiden Brüder wechselten nur erstaunt zwischen Shuyars Arm und Faith hin und her. „Wie hast du das gemacht?“ durchbrach Shuyar die Stille und starrte Faith düster an. „Ich weis auch nicht genau, ich konnte das schon immer…“ Faith wirkte nachdenklich, Fircos erwiderte nur gefasst „...Heilmagie ist eine ungewöhnliche Gabe für einen Menschen...“   Keiner der Drei sagte ein Wort, alle schienen über diese ungewöhnliche Situation nachzudenken - keiner wusste was er sagen sollte. „Was machst du eigentlich hier im Wald? Es ist gefährlich für Menschen.“ fragte Shuyar schließlich während er Faith eingehen musterte. Sie schien nicht besonders stark zu sein, ihrer Statur nach war sie eher ein ganz normales Mädchen wie man sie in jedem Dorf finden konnte - kaum jemand der sich alleine in einen Wald wagen würde der als verflucht und Brutstätte von Monstern galt. Faith's fliederfarbene Augen verengten sich düster als sie zu sprechen begann. „Ich… suche nach der Vergangenheit. Ich suche nach Engeln.“   „Engel?“ Fircos klang sehr verwundert „Es gibt keine Engel mehr – sie starben alle im Krieg“ Faith sah ihn an, ihr Blick wirkte verletzt. „Ich… ich weis dass es noch welche gibt – und ich werde sie finden. Doch dazu muss ich erst einmal Informationen sammeln. Deshalb bin ich hier… Ich hörte, dass es hier eine Ruine gäbe die verhältnismäßig gut erhalten wäre...“ „Echt? Was für ein Zufall…“ trotz seiner Worte schien Shuyar das ganze zu reichlich wenig zu interessieren „Wir waren gerade heute dort… und dort gibt es absolut nichts.“ Faith´s Gesicht entglitt ihr kurzzeitig – damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Aber konnte sie den beiden überhaupt trauen? Aber sie hatten sie wenn auch vielleicht unfreiwillig gerettet und ihr bisher keinen Schaden zugefügt, außerdem schienen sie kein Geheimnis daraus zu machen was sie in diesen Wald geführt hatte. Sie kannte die Brüder nun gerade mal ein paar Minuten – aber trotzdem, irgendwie mochte sie die beiden. Es kam ihr so lächerlich vor – irgendwie hatte sie das Gefühl dass sie den Beiden vertrauen konnte, doch genau das machte Faith auch ein wenig Angst.   Fircos legte seinen Kopf leicht schräg, wie er es immer tat wenn er überlegte. „Ich wüsste vielleicht wo du Informationen finden könntest. Aber ich bin mir nicht sicher...“ „Wirklich? Wo?“ Faith horchte auf und sah Fircos mit großen Augen an. „In der Bibliothek… bei uns zu Hause. Du könnest..-“ „Das kommt gar nicht in Frage!“ zischte Shuyar seinen Bruder an und unterbrach ihn mitten in seinem Satz.   Faith sah bedrückt in die Richtung des Grünhaarigen. Sie mochte ihn recht gern, doch er konnte sie anscheinend nicht besonders gut leiden – nun ja, sie hatte ihn ja irgendwie bewusstlos geschlagen, aber das war doch keine Absicht gewesen! Irgendwie stimmte es sie traurig dass Shuyar sie scheinbar überhaupt nicht ausstehen konnte.   „Ich weis ja nicht was mit euch ist, aber ich bin todmüde – Ich werde jetzt schlafen“ und mit diesen Worten legte sich Shuyar wieder hin und rollte sich auf die Seite – für ihn war das Gespräch somit beendet. Faith konnte nicht mehr als irritiert in seine Richtung schauen . Fircos jedoch setzte sich neben sie und flüsterte ihr ins Ohr „Ich denke wir sollten jetzt auch noch etwas schlafen. Und hör nicht auf diese Giftzwiebel – ich regle das morgen schon.“ Fircos begann zu grinsen und stand auf. Er warf noch das restliche Holz im Feuer, so dass es noch etwas brennen würde – die Sommernächte waren in dieser Region zwar nicht sehr kalt, doch besonders warm waren sie auch nicht. Faith setze sich noch ein wenig ans Feuer und versank in ihren Gedanken während sie in die Flammen starrte. Heute war so vieles passiert, dass sie die Zeit nun nutzte um alles zu verarbeiten.   Aus den Augenwinkeln sah sie noch, wie auch Fircos sich hingelegt hatte. Sie blickte wieder in die Flammen und grübelte weiter. Fircos war sehr nett und aufgeschlossen – was man von seinem Bruder nicht sagen konnte. Shuyar sah für ihren Geschmack zwar besser aus, aber das schien sich leider nicht auf seinen Charakter auszuwirken schien. Schon seltsam wie sich das alles so entwickelte – sie kannte die beiden kaum und trotzdem würde sie wahrscheinlich die Beiden nach Hause begleiten. Erst jetzt kam es ihr wieder in den Sinn, dass die beiden ja Dämonen waren. Sicher, es gab auch „gute“ Dämonen wie ihre Ziehmutter, doch die Mehrzahl war leider anders gesinnt. Aber… sie hatten sie gerettet oder? Dann konnten sie doch nicht böse sein oder etwa doch?   Faith dachte noch lange darüber nach, doch sie fand keine Antwort. Ihre Augenlider wurden schwer und so beschloss sie einfach das Schicksal seinen Lauf nehmen zu lassen und nun auch etwas zu schlafen. Sie ging ein einige Schritte vom Feuer weg und legte sich ein paar Meter von Shuyar entfernt auf den Boden. Sie rollte sich so weit es ihr möglich war zusammen und versuchte zu schlafen.   Nur ein kleines Käuzchen, welches am Rande der Lichtung in einem Baum saß, bemerkte was diese Nacht geschah. Es war kurz nachdem das Feuer, das diese Menschen gemacht hatten erloschen war. Das Weibchen mit den langen Haaren begann sich herumzuwälzen. Vielleicht schlief es schlecht oder es fror einfach. Auf jeden Fall tat es das so lange, bis es an diesen Grünhaarigen stieß. Er schien es nicht zu bemerken, er drehte sich nur einmal grummelnd um und einer seiner Arme lag nun über dem Mädchen. Diese schien nun wieder etwas ruhiger zu schlafen – sie kuschelte sich regelrecht an ihre neue Wärmequelle. Etwas entfernt raschelte es im Laub und das Käuzchen drehte seinen Kopf. Ein kleiner Nager suchte anscheinend nach etwas Fressbarem. Es war eine gute Möglichkeit Beute zu machen, so flog der kleine Vogel weg um sich nun seinen eigentlichen Aufgaben zu widmen, denn bald würde es dämmern.   Shuyar kitzelten die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht, doch als er sich noch schlaftrunken strecken wollte, spürte er einen Widerstand vor sich. Er konnte sich aber an nichts erinnern, was in seiner Nähe gelegen haben könnte. Seine Fingerspitzen tasteten etwas herum, doch außer dass es weich und warm war, fand er nichts heraus. Endlich schaffte er es seine Augen zu öffnen – doch das, was er erblickte lies ihn erstarren . Diese Faith lag schlafend direkt neben ihm und sein Arm lag auch noch über ihrer Schulter. Nun ja, zumindest eine davon. Die andere lag an einer eher persönlichen Stelle an ihrem Oberkörper. Er wagte es nicht sich zu bewegen, sein Körper war wie gelähmt.   Faith bewegte sich schließlich – müde rieb sie sich ihre Augen und blickte verwirrt umher. Doch als ihr wandernder Blick zu Shuyars Kopf kam, wusste sie was dieses warme Etwas war, an dem sie gelegen hatte. Ihr stieg die Röte ins Gesicht, doch sie sah auch dass es Shuyar genauso erging. Erst jetzt merkte sie dass eine seiner Hände durch ihre Nachtwanderung direkt unter ihren Brüsten lag. Die Blicke die die Beiden austauschten ohne ein Wort zu sagen waren voller Entsetzen und Scham. Es lag eine Spannung in der Luft, die man fast sehen konnte. Doch dann schien das Fass mit einem Mal überzulaufen.   Fircos wurde unangenehm von zwei kurzen, mehr oder weniger lauten Schreien geweckt. Er sprang erschrocken auf und sah sich hastig um „Was zum- w….was soll denn das?… Was wird das wenn es fertig ist?“ Shuyar und Faith saßen einige Meter auseinander am Boden und drehten sich gegenseitig den Rücken zu. Er konnte ihre Gesichter nicht erkennen und hatte auch keine Idee was vorgefallen sein könnte. Faith stotterte los, doch ihre Stimme klang gekünstelt und etwas nervös „A...Ach nichts… da…. da war nur… eine Spinne...“ „Eine… große... Spinne...“ bestätigte Shuyar. Fircos seufzte tief, denn ihm wurde klar dass er nicht herausfinden würde was hier vorgefallen war.   Fircos streckte sich ausgiebig und elegant wie eine Katze, während Shuyar versuchte sein in alle Richtungen weg stehendes Haar zu bändigen. Faith nutzte die Zeit um die Überreste ihres Lederharnisch zu begutachten, was ihr ein tiefes Seufzen entlockte. Am Boden sitzend fluchte sie leise vor sich hin „Oh man, den kann ich ja total vergessen... und ein Neuer ist so teuer... und Geld hab ich auch bald mehr keins...“ Sie kramte in ihrer Hüfttasche nach einem kleinen braunen Lederbeutel und begann ihre Münzen zu zählen. Egal wie oft sie zählte, es wurde leider nicht mehr.   Während Faith in Gedanken ihre Finanzplanung führte, merkte sie nicht das Fircos hinter ihr stand – erst als er seine Hände auf ihre Schultern stützte „Können wir aufbrechen?“ Sie drehte sich leicht erschrocken zu ihm um, doch nickte dann eifrig. Sein Blick fiel auf die zerrissene Lederrüstung „Diese Fetzten willst du doch nicht etwa mitnehmen? Lass den hier, wir haben zu Hause sicher etwas, was dir passen wird. Und unterwegs passen wir erst einmal auf dich auf.“ Faith sah ihn etwas misstrauisch an „Ich will ja jetzt nicht unhöflich sein, aber warum bist du so freundlich zu mir? Wir kennen uns doch kaum...“   „Das frag ich mich auch.“ Diese sarkastische Kommentar stammte zweifelsfrei von Shuyar, welcher sich inzwischen zu ihnen gesellt hatte. Sein Blick lag eindringlich auf seinem Bruder, während auch er auf die Antwort auf Faiths Frage wartete. „Hmmmm... einfach so – ich finde dich eben sympathisch.“ sein Blick wechselte zu seinem Bruder „Und du könntest einfach mal ein Gentleman sein und einer Dame in Not helfen.“ dabei sah Fircos Shuyar ziemlich ernst an. Dieser rümpfte nur die Nase und entgegnete trocken „Ich dachte es reicht für den Anfang, wenn ich Polster spiele, mein Fehler.“ Es lag eine gewisse Anspannung in seinem Blick den Faith nicht deuten konnte „Ich bin immer noch dagegen, dass sie-“   Fircos schnipste seinem Bruder gegen die Stirn „Sie ist mein Gast, und sie kommt mit – Ende er Diskussion.“ Shuyar seufzte – es hätte wohl keinen Sinn gehabt weiter zu diskutieren. „Na schön, dann soll sie doch mitkommen – aber sie ist DEIN Gast.“ Faith entging es nicht, wie deutlich er betonte dass er nichts mit ihr zu tun haben wollte. Der kleine Grünhaarige wand sich einfach ab und lief langsam los. Faith stand nun recht betreten da und flüsterte „Er... kann mich wohl überhaupt nicht leiden...“ „Ach, mach dir da keine Sorgen – der kleine Giftzwerg ist nur etwas... schüchtern und unbeholfen... aber eigentlich glaub ich dass er dich schon leiden kann – er kann es nur gut verstecken~“ versuchte Fircos sie aufzuheitern. „Das kann er ja dann wirklich gut“ antwortete sie bedrückt, doch dann setzten auch sie und Fircos sich in Bewegung.   Sie sprachen nicht viel während sie dem Pfad durch den Wald folgten. Nun ja, Fircos und sie schon, doch Shuyar hielt sich dezent im Hintergrund. Doch dann schloss der Grünschopf zu ihnen auf, und auf einen kurzen Blick zu seinem Bruder setzte dieser sich etwas ab. Angespannt stellte Faith fest, dass die beiden sich wohl auch ohne Worte verstanden.   „Tut mir leid.“   Die Entschuldigung aus dem Nichts überraschte Faith. Sie blickte Shuyar nur verwundert an „Was? Wofür denn?“ „Wegen vorhin. Ich weis es klang anders, aber ich… mache mir nur Sorgen wegen unserem Vater. Unser Zuhause ist kein Ort für Menschen.“ Faith sah wie er mit sich kämpfte um diese Worte über sich zu bringen, doch sie freute sich innerlich, dass er auf sie zugekommen war. Sie lächelte ihn freundlich an „Danke dass du dir Sorgen um mich machst.“ Faith musste sich ihr Lachen verkneifen, da Shuyar mit einem mal rosige Backen bekam und verlegen wegsah „Ach vergiss es.“ Nun verstand sie Fircos – Shuyar war eigentlich wirklich ein netter junger Mann.   Sie liefen schon einige Stunden durch den dichten Wald und bahnten sich ihren Weg durch die überwucherten Wege. Sie begegneten zwar keinen Monstern oder gar Drachen, doch trotz allem Lag eine Spannung in der Luft, bei der sich Faiths Nackenhaare aufstellten. Da die beiden Brüder jedoch nichts zu bemerken schienen, sagte sie nichts trotz der unangenehmen Atmosphäre die hier herrschte.   Es lag etwas in der Luft, eine dunkle Aura, die mit jedem Schritt den sie machte stärker wurde. Erst so schwach dass sie es kaum bemerkte, doch inzwischen jagte ihr eine Gänsehaut über den Körper. „Was ist denn los?“ fragte Fircos, Faith schreckte auf „Äh.. nichts – alles in Ordnung... denke ich...“ der zweifelnde Blich des Silberhaarigen lies darauf schließen dass er ahnte, dass dem nicht so war, doch er sprach nicht weiter darüber.   Nach den Stunden des Wanderns erreichten sie endlich den Waldrand – und obwohl jede Stimme der Warnung in Faith laut aufschrie, schritt sie weiter voran. Sie erreichten auf einen Klippenpfad, und die Anhöhe auf der der Wald lag brach steil unter ihnen ab. Und dann sah Faith es – in der Ebene thronte an der Klippe zum Ozean ein Schloss, erbaut aus weißem Stein. Doch trotz dem hellen Äußern war es von einer bösartigen Aura umgeben. Einst stand es wahrscheinlich stark und majestätisch am Rande der flach auslaufenden Ebene, doch nun wirkte es nur noch bedrohlich und furchteinflösend. Faith konnte ihr Zittern nicht unterdrücken.   'Das… ist das Schloss vor dem mich die Dorfbewohner gewarnt hatten. Das Schloss der Dämonen. Das Schloss des weltlichen Vertreters der dunklen Göttin. Von hier aus regiert der König der Dämonen in Yugures Willen über die gesamte Welt.'   „ ’Home, sweet home’ ist wohl kaum zutreffend, was?“ diese Frage richtete Shuyar an Faith. Ihr Gesicht war käseweiß und ihr Blick war starr auf das Schloss in der weiten Ebene gerichtet. „Wir sollten weitergehen, sonst kommen wir ja nie an...“ quengelte Fircos und ging weiter den Weg der von der Klippe ins Tal führte. Shuyar schlenderte hinterher und Faith blieb nah bei ihm – in seiner Nähe fühlte sie sich zumindest ein wenig sicherer, denn innerlich fühlte sie sich wie ein Lamm, dass zu seiner Schlachtbank geführt wurde. „…. Ist… es denn wirklich in Ordnung… dass ich mitkomme?… Ich hörte der Herrscher der Dämonen ist nicht besonders gut auf Menschen zu sprechen...“   Umso mehr überraschte es sie, das Fircos einfach herzhaft loslachte „Pffff…. mach dir da keine Sorgen, wir passen schon auf dich auf! Du solltest dich einfach nur von unserem Vater fernhalten.“ sein typisches Grinsen zog sich über sein blasses Gesicht.   „V..Vater??!!“ Faith war wie vor dem Kopf gestoßen „Hab ich das nicht erwähnt? Naja, dann besser spät als nie: Shuyar und ich sind die Zwillingssöhne des Herrschers über Gaia. Aber so besonders ist es auch wieder nicht, glaub mir.“ Doch für Faith brach gerade ihre Welt zusammen – klar, als sie von einer Bibliothek gesprochen hatten, lag die Vermutung nahe dass die beiden aus wohlhabenden Hause kamen. Aber gleich etwas wie Prinzen? Das war zu viel für ein einfaches, mittelloses Mädchen. Doch es war zu spät um nun umzukehren – so war Faiths einzige Möglichkeit weiter zu gehen und ihren Plan durch zu ziehen. Faith sah aus als würden ihre bald die Augen aus dem Kopf fallen, mit solch aufgerissenen Augen starrte sie das Schloss an als sie die Tore erreicht hatten. Ihr Mund war vor Staunen geöffnet und sie schien sich gar nicht mehr zu fassen. Erschrocken drehte sie ihren Kopf als Shuyar ihr Kinn mit einer Hand anhob und ihren Mund schloss „Wenn du den Mund länger offen hast, kommt noch ein Vogel und baut ein Nest drin.“ Faith schämte sich, dass sie sich benahm als hätte sie noch nie ein Schloss aus der Nähe gesehen – wie ein Tourist. Sie schüttelte kurz ihren Kopf und schloss dann wieder zu den beiden Jungs auf, welche bereits im Torbogen standen und sich mit einem der Wachmänner unterhielten. Faith fühlte sich schrecklich unwohl unter den kritischen Blicken der Wachen – Es waren große und eindrucksvolle Dämonen, in starke weiße Rüstungen gehüllt. Ihre Blicke folgten Faith noch lange nachdem sie mit den Brüdern eingetreten war – erst als sie sich ein Stück entfernt hatten lockerten die Wachen den festen Griff ihrer Waffen.   Allerlei Leute tummelten sich im Vorhof – Wachen auf Schichtwechsel, Diener die Nutz- und Reittiere versorgten, Händler die Nahrungsmittel und andere Waren lieferten. Doch unter all den Voll- und Halbdämonen fühlte sich Faith so beobachtet wie ein seltenes Tier das zur Schau gestellt wurde. Doch die Meisten waren zu beschäftigt um sich länger Gedanken über sie zu machen. Es war beruhigend dass sie keiner eines weiteren Blickes für wert befand.   Die Drei schritten durch einen weiteren Torbogen und erreichten den Vorgarten. Gigantische, uralte Eichen die schon seit Jahrhunderten hier wurzelten säumten den gepflegten Pfad zum Eingangstor des Schlosses. Doch auch durch die Bäume wurde die Atmosphäre deinen Deut angenehmer – neben ihrer mächtigen Erscheinung fühlte man sich klein und verletzlich. Die hohen Blätterkronen liesen keinen Lichtstrahl hindurch und tauchten die Fläche unter sich in Schatten.   „Faith kommst du?“ erschreckt drehte sie sich herum und stellte fest, dass sie erneut so in Gedanken gewesen war und einfach wieder ins Leere gestarrt hatte. „Äh ja, wartet!“ bei diesen Worten schritt sei eilig zu den Zwillingen die ein paar Meter vor ihr standen. Mit einem Mal zweifelte sie erneut, ob sie hier das Richtige tat. Auf den Wehrgängen patrouillierten Soldaten und schienen sie zu beobachten. Sie fühlte dass sie hier trotz der Einladung von Fircos nicht Willkommen war – dies war kein Ort für Menschen. Fircos fing an ihr irgendetwas über die Geschichte des Schlosses zu erzählen, aber ihr gingen zu viele Gedanken durch den Kopf um sich im Moment auf seine Erzählungen konzentrieren zu können. Ihr Blick wanderte suchend umher, als suchte er mögliche Gefahren. Sie erschrak als ihr Blick den kleineren der Zwillinge streife, denn dieser schien sie schon die ganze Zeit zu beobachten. Sie konnte seinen Blick nicht deuten, doch es ihr Unbehagen schien ihm nicht entgangen zu sein.   Als Shuyar merkte dass seine musternden Blicke nicht unbemerkt geblieben waren wand er schnell seinen Blick ab. Faith war so angespannt dass er hoffte dass sie nicht vergessen würde zu atmen. Aber er konnte es ihr auch nicht verübeln – er war an das Alles hier gewohnt, doch für sie war alles neu. Er fragte sich erneut was sich sein Bruder dabei gedacht hatte, sie hierher einzuladen denn für Menschen war es alles andere als sicher. Shuyar musste sich jedoch eingestehen dass er Faith inzwischen gut leiden konnte. Sicher, sie hatten einen eher unglücklichen Start gehabt, doch das rothaarige Mädchen hatte ihn einfach in ihren Bann gezogen. Auch wenn sie bisher kaum ein Wort gewechselt hatten, überkam ihn das Gefühl dass er sie schon seit Ewigkeiten kennen würde.   Fircos klappste ihn spielerisch in den Rücken „Lasst uns rein gehen, bevor wir hier auch noch Wurzeln schlagen!“ er nickte seinem Bruder zu und deutete Faith an, dass sie unbedingt in ihrer Nähe bleiben sollte – das war dem verunsicherten Mädchen mehr als nur recht.   Ihre Schritte hallten laut in den leeren Hallen und Gängen die sie durchschritten. Ihr Weg führte sie zielstrebig in den Thronsaal. Es war ein heller, lichtdurchfluteter Raum. Weiße Marmorböden ergänzten sich mit den edlen, roten Teppichen und Wandbehängen – die tief stehende Sonne warf ihre Strahlen durch die gigantischen Buntglasfenster und tauchte den Saal in ein buntes, künstlerisches Zwielicht. Faith drängte sich an die Zwillinge, als sie geblendet von dem Halbschatten des relativ schlichten Thrones sah, dass jemand darauf saß. Es war ein schlanker, großer Mann, der Fircos stark ähnelte. Dies musste der Vater der beiden sein. Der Herrscher der Dämonen.   Eigentlich wirkte er nicht wie ein großer Herrscher – er lag mit einem stetigen Lächeln mehr lässig auf seinem Thron als dass er auf ihm saß. Doch man merkte man sofort, dass er genau wusste wie mächtig er war. Er hätte leicht eine ältere Version von Fircos sein können, so sehr ähnelte ihm sein silberhaariger Sohn. Die silbergrauen Haare waren bis auf einige Strähnen kurz gehalten, der Pony war jedoch länger und hing ihm lang und fransig in sein junggebliebenes Gesicht.   Als sie näher traten knieten Fircos und Shuyar vor ihm nieder und Faith tat es ihnen gleich. Vorsichtig hob sie ihren Kopf etwas an um einen weiteren Blick auf diesen Mann erhaschen zu können. Nun konnte sie sein Gesicht viel deutlicher erkennen. Das einzige in dem Shuyar seinem Vater ähnelte waren wohl die roten, katzenähnlichen Augen. Doch diese waren etwas schmaler und wirkten amüsiert zusammengekniffen während sie Faith kritisch musterten. Schnell blickte Faith wieder zu Boden – das letzte was sie wollte, war diesen Mann zu erzürnen.   „Ihr seid spät.“ seine tiefe Stimme hallte in dem Saal nach und wirkte dadurch noch bedrohlicher. Fircos richtete seinen Blick weiterhin auf den Boden „Entschuldige Vater. Uns ist... etwas Unerwartetes dazwischen gekommen.“ Ein amüsiertes Grinsen huschte über die Lippen des Herrschers. „Und kniet das 'Etwas' gerade dort neben dir?“ Sein Blick fixierte Faith noch immer, und man konnte sehen dass Faith versuchte sich noch kleiner zu machen um diesen Blicken zu entkommen. Fircos und Shuyar erhoben sich wieder und Shuyar nickte Faith zu es ihnen gleich zu tun. Shuyar konnte die Angst in ihren Augen sehen, ebenso wie die Schweißperlen die auf ihrer Stirn standen. Doch auch wenn er gerne es unternommen hätte – im Moment konnte er nichts tun um ihr bei zu stehen. Die Stimme seinen Bruders hallte ebenso in dem leeren Saal wie die ihres Vaters. „Faith ist MEIN Gast Vater – ich lasse es nicht zu dass ihr etwas geschieht.“ Obwohl Fircos keine Miene verzog konnte man an seinem Tonfall deutlich hören dass er nichts anderes akzeptieren würde. Shuyar war immer wieder von Willensstärke seines Bruders beeindruckt – und von seinem Mut sich sogar mit ihrem Vater zu messen.   „Schade. Ich hatte schon fast gedacht, dass ihr mir ein Spielzeug mitgebracht habt. Dann eben nicht.“ schwungvoll sprang er schon fast vom Thron auf und schritt unmittelbar vor die Jugendlichen. Leicht gehässig grinste er in die Runde und wand sich schließlich an den größeren seiner Söhne „Dann pass' mir gut auf 'deinen' Gast auf - wir wollen ja nicht das 'deinem' Gast etwas passiert.“ Es war wirklich auffällig wie abfällig er es jedes Mal betonte dass Faith Fircos' Gast war. Er sah kurz in die Richtung seines jüngeren Sohnes und seufzte kurz enttäuscht, doch dann er lies die Drei einfach stehen und schlenderte grinsend aus dem Saal hinaus.   Shuyar biss die Zähne zusammen. Schon wieder. Er hasste seinen Vater. Immer wieder streifte er ihn nur mit seinen verachtenden Blicken. Nun ja sie waren vielleicht nicht immer verachtend, aber es sah es in seinen Augen. Sein Vater belächelte seine Schwäche, seine Erscheinung, er nahm ihn gar nicht als Dämonen wahr – und erst recht nicht als seinen Sohn. Für ihn war er ein Schandfleck den er notgedrungen erdulden musste. Bei diesen Gedanken schnürte sich in ihm alles zusammen und sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen 'Ich… ich will doch nur-' doch seine Gedanken wurden jäh unterbrochen.   Er spürte die sanfte Berührung einer Hand an seiner Schulter und sah auf – Faith sah ihn besorgt an. „Alles ok?“ ihre Stimme klang so sanft und mitfühlend, dass es Shuyar zum ersten Mal beruhigte, dass sie in diesem Moment hier bei ihm war. Shuyar nickte auf ihre Frage hin, aber es dauerte einen kurzen Augenblick bis er sich wieder gesammelt hatte „Ja… alles in Ordnung… aber du solltest dir mehr Sorgen um dich machen.“ Er blickte sie besorgt an, denn er machte sich große Sorgen um sie. Er hoffte zwar, dass sein Vater ihr nichts antun würde, doch man konnte sich nie sicher sein – seine Laune drehte sich wie eine Fahne im Wind. Shuyar war von sich selbst überrascht – er hätte nie erwartet dass ihm jemand Fremdes in der kurzen Zeit so wichtig werden konnte. Er fragte sich ob er mit ihr vielleicht sogar über seine Probleme würde reden können. Ob sie ihn verstehen würde?   Faith wurde es fast etwas unangenehm als Shuyar sie so treuherzig ansah. Er sorgte sich um sie – doch langsam wurde ihr die Stille unangenehm und blickte sich verlegen um. „Äh und jetzt?“ Shuyar sah sie etwas verwirrt an, er war anscheinend mit den Gedanken wo anders gewesen, von daher entglitt ihm nur ein unbeholfenes „Hä?“ „Naja, was machen wir jetzt?“ fragte Faith während sie etwas hin und her wippte. „Wo ist denn Fircos?“ Erst jetzt hatte Shuyar bemerkt dass er alleine mit Faith im Saal stand, er hatte gar nicht gemerkt dass sein Bruder gegangen war. „Ähm, der ist glaube ich… eurem… Vater nachgelaufen...“ Sie blickte etwas nachdenklich in die Gegend als Shuyar nach kurzem Überlegen nur trocken antwortete „Naja… dann werd' ich dich mal zu deinem Zimmer bringen.“   „Was mein Zimmer? Aber ich wollte doch gar nicht so lange…“ Shuyars blickte sie daraufhin ernst an „In ein paar Stunden geht die Sonne schon wieder unter – heute kannst du nicht mehr viel machen. Es war ein anstrengender Tag heute, verschieb das mit der Bibliothek lieber auf morgen. Nicht zu erwähnen dass es hier vor blutrünstigen Dämonen und Kreaturen nur so wimmelt, denen solltest du dich lieber mit vollen Kräften stellen.“   Jetzt woh Shuyar es erwähnt hatte, merkte sie wie erschöpft sie von dem heutigen Tag war. Nun, nachdem die Anspannung nachgelassen hatte, kam zum Austausch die Müdigkeit. „Ja du hast recht – danke. Ich würde mich freuen wenn du mich zu meinem Zimmer bringst.“ „Du kannst natürlich auch im Stall bei den Tieren schlafen wenn dir das lieber ist!“ Shuyar grinste sie frech an. „Ouhhh DU! Nein danke ich bevorzuge dann doch ein Zimmer!“ entgegnete sie ihm schnippisch und schmollte leicht und der grünhaarige Dämon machte leicht sarkastisch ihre schmollende Schnute nach. Als sie dann einander so ansahen, konnten sie gar nicht anders als herzhaft lachen.   Shuyar lächelte sogar als er ihm noch eine viel bessere Idee einfiel „Wie wäre es mit Abendessen? Ich bin mir sicher dass wir etwas finden dass dir schmeckt.“ Faith's Augen wurden wieder groß. Allein der Gedanke an Essen lies ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. „Essen. Das klingt verdammt gut!“ willigte sie begeistert ein.   Die beiden neckten sich noch etwas, während sie sich über verschiedene Dinge unterhielten und sich in Richtung der Schlossküche aufmachten. Sie waren so in ihre Unterhaltung vertieft dass sie nicht einmal die beobachtenden Blicke von Lance, dem Schlossherrn bemerkten. Der Vater der Brüder stand im Halbschatten der Säulen die den langen Gang zierten und blickte den Beiden nach bis sie abbogen und aus seinem Sichtfeld verschwanden. Sein Lächeln verzog sich zu einem bösartigen Grinsen „Das wird noch interessant...“ dann drehte er um und verschwand im Dunkel des Korridors. Kapitel 3: Wölfe im Schafspelz ------------------------------ 3. Kapitel Wölfe im Schafspelz       „Hey Aufstehen“ Faith kitzelten die ersten Strahlen der Morgensonne im Gesicht, doch da ihr federweiches Bett so schön warm war drehte sie sich nur herum und kuschelte sich noch tiefer in ihre Bettdecke. Es war das erste Mal nach gefühlten Jahrhunderten, dass sie in einem so weichen Bett gelegen hatte. Umso schockierender war die Kälte ihr die Decke mit einem kräftigen Ruck entrissen wurde. Mürrisch über den Verlust ihrer Bettdecke richtete sie sich langsam auf und rieb sich müde ihre Augen. „Mhhh… was ist denn los?“ ihre Frage kam noch im Halbschlaf über ihre Lippen und noch immer noch gähnte sie und dehnte ihre müden Muskeln. „Ich soll dich wecken - Fircos will mit uns was unternehmen.“ Erst jetzt sah sie wer neben ihrem Bett stand – es war Shuyar der ihre Bettdecke in der Hand hielt. Er blickte selbst noch etwas verschlafen unter seinem wilden Pony hervor, es schien als wäre er erst vor kurzem selbst so liebevoll geweckt worden. „Wenn du fertig bist, ich warte draußen. Ich habe dir frische Kleidung bringen lassen.“ Mit diesen Worten verließ Shuyar wieder das Zimmer. Faith Blick wanderte auf die kleine Holzkommode ihres Zimmers, auf der verschiedene Kleidungsstücke lagen. Sie schlüpfte aus dem Bett und begutachtete neugierig was man für sie ausgewählt hatte.   Shuyar stand an einem Fenster des Ganges der den Gästeflügel mit den anderen Teilen des Schlosses verband. In der Luft lag ein frischer morgendlicher Duft - es roch nach Gräsern und Pflanzen die im Schlosspark wuchsen. Es dauerte nur kurze Zeit bis sich die Tür von Faith's Zimmer knärzend öffnete und sie etwas schüchtern heraus tapste. Ihr langes Haar hatte sie sich wieder zu einem dicken Zopf gefochten und sie trug ein helles, mittellanges Trägerkleid mit einem kurzen Bolero-Jäckchen da die Temperatur doch noch etwas frischer war. Etwas unsicher schaute sie in seine Richtung, doch dann huschte ein Lächeln auf ihre Lippen „Ich bin fertig. Wo wollen wir denn hin?“ kurz verschlug es ihm die Sprache, denn Faith sah wirklich liebreizend in ihrer Garderobe aus. Er verdrängte jedoch schnell diesen Gedanken und räusperte sich.   „Ich weis nicht genau aber ich glaube Sakura kommt heute. Zumindest redet er die ganze Zeit davon. Er will dich ihr sicher vorstellen.“ Da Faith diesen Namen das erste Mal hörte hakte sie neugirig nach „Sakura? Wer ist das denn?“ Der Grünhaarige grinste verschmitzt „Sakura? Das ist seine Verlobte.“ Faith hatte das Gefühl dass ihr in letzter Zeit so oft die Gesichtszüge entglitten waren, wie in ihrem bisherigen Leben noch nicht.   „Er ist schon verlobt? Das hätte ich jetzt wirklich nicht erwartet...“ Die Rothaarige schaute etwas betreten, doch Shuyar konnte ihr keine Vorwürfe machen – sein Bruder benahm sich auch nicht so, als wäre er schon in festen Händen. Plötzlich sah Faith ruckartig zu ihm herum „Hast du auch schon zufällig eine Verlobte oder Angebetete, ich möchte ja keine Missverständnisse bereiten!“   Sein Grinsen wandelte sich in eine ausdruckslose Miene, von der man nicht deuten konnte was in ihm vorging. Faith konnte sich innerlich für ihr loses Mundwerk eine reinhauen – sie wollte ihm mit ihrer unbedachten Frage doch nicht zu nahe treten wollen. „Nein.“ Er blickte mit einem makaberen Grinsen aus dem Fenster. „Wer will mich denn schon - einen zahmen Handtaschendämon der weder eindrucksvoll aussieht, noch irgendwelche besonderen Fähigkeiten hat. Ich bin eine Schande für Vater.“ Verbittert wanderte sein Blick zum Boden. Faith wollte am liebsten dass der Boden sich unter ihr auftat und sie verschluckte. Es war eine wirklich unangenehme Situation, und alles nur weil sie so taktlos gefragt hatte. Doch Shuyar schüttelte nur seine Kopf und versuchte Faith etwas anzugrinsen. „Wie dem auch sei, wir sollten gehen. Die Beiden warten sicher schon.“ Ohne ein weiteres Wort machten sie sich in Richtung des Haupttores auf.   „Geht es ihm… gut?“ Shuyar schüttelte den Kopf über Faiths Frage „Ich denke schon... er dreht immer so ab wenn Sakura da ist...“ Shuyar schien sich für seinen Bruder zu schämen, der wie verrückt in der Gegend herumsprang und sich wie ein kleines Kind freute. Als sie ihn erreichten umarmte er Faith und wirbelte sie zu ihrem Erschrecken herum „Guten Morgen Faith! Ist heute nicht ein besonders schöner Tag? Ich könnte die ganze Welt umarmen!“ Als er sie wieder abgesetzt hatte und Faith nur erschrocken in Shuyars Richtung sah, deutete dieser nur mit einer Geste, dass sein Bruder vollkommen verrückt war. Sie konnte Fircos nur irritiert zusehen, wie er wie ein junges Reh umhersprang und über alles mögliche philosophierte. Verrückt war nicht annähernd das passende Wort dafür.   „Äh…. Shuyar hat gesagt dass deine Verlobte heute kommt?“ fragte Faith mit Sicherheitsabstand, doch Fircos sprang ihr direkt vor die Füße und begann zu schwärmen „Ja! Sie ist ein Phönix, voller Feuer und Anmut! Kein Mädchen könnte ich mehr lieben als sie!“ Faith war mehr als verstört, diese Seite von Fircos… irritierte sie. „Sie ist wie ein Sturm der über mein Herz hereinbricht und mich- “ Den restlichen Gleichnissen konnte Faith nicht mehr folgen – es war nicht mehr ersichtlich ob Fircos über ein Mädchen, einen Gewittersturm, eine ansteckende Krankheit oder eine exotische Speise sprach. Shuyar hielt nur beschämt seine Hand vor seinem Kopf und schien zu überlegen wie er Faith überzeugen konnte, dass sie vielleicht doch nicht Zwillinge waren.   Sie warteten am Eingangstor des Schlosses, als eine Gruppe Reiter eintraf. Es waren ein älterer Mann, ein junges Mädchen und ein Dunkelelf, der Rest schien Geleitschutz zu sein. Nachdem der Elf dem Mädchen von dem Tier geholfen hatte, verabschiedete sie sich und rannte in Richtung der Drei los. „Sakura!“ Das Mädchen mit dem feuerroten Haar sprang Fircos in die Arme und er wirbelte sie herum, als wäre sie federleicht. „Oh ich freue mich so euch wieder zu sehen! Wie geht es euch?“ wandte sich das Mädchen mit einem strahlenden Lächeln nun auch an Shuyar. „Gut, ich hoffe bei dir ist auch alles in Ordnung?“ antwortete der Grünschopf lächelnd, als sein Bruder seine Verlobte endlich wieder absetzte. Ihr Blick traf Faith und neugierig sprach sie sie gleich an „Oh! Wer bist du denn? Ich bin Sakura – sehr erfreut dich kennen zu lernen!“ sie streckte ihr sogleich ihre Hand zur Begrüßung entgegen. Faith war von ihrer offenherzigen und fröhlichen Art überrascht. Sakura trug ein eng geschnürtes blaues Kleid, dass ihre Reize nicht verbarg – es zeigte fast schon mehr als das es verdeckte – Faith war beeindruckt von dem Selbstbewusstsein des Mädchens mit den goldgelben Augen.   Faith nahm Sakuras Hand und schüttelte sie höflich „Gleichfalls – ich bin Faith. Ich… bin hier nur kurz auf Besuch… glaube ich...“ Fircos hakte sich in die Unterhaltung der Damen ein „Wir sind Faith zufällig begegnet, und sie wollte sich unsere Bibliothek anschauen, daher haben wir sie hierher eingeladen.“ Sakura lachte, denn an Shuyars Blick konnte sie dessen Gedanken klar ablesen: 'Es war seine Idee sie einzuladen, ich hab damit nichts zu tun.“   „Hmmm… und was machen wir jetzt? Mein Vater meinte dass er wohl bis heute Abend bleiben will…“ wand sich Sakura an ihren Freund. „Ich dachte dass wir vielleicht zum See könnten – es scheint heute ja richtig heiß zu werden.“ Sakura klatschte begeistert in die Hände „Oh, das klingt toll! Los lasst uns gehen!“ Doch sie schnappte sich Faith's Arm und hakte sich ein „Dann können wir noch ein bisschen reden!“ Faith war etwas überrascht, doch Sakuras offene Art war einfach ansteckend.   „Wie war das mit ein bisschen reden?“ Shuyar dröhnte sein Kopf als sie den Waldweg zum See entlang schlenderten. „Die schnattern die ganze Zeit ohne Pause!“ „Ich freue mich dass sich die Beiden so gut verstehen~“ kommentierte Fircos nur während er die Mädchen beobachtete. Faith schien erst überrascht dass Sakura ein Vampir war – es gab über diese Dämonenart ja genug Gerüchte und Schauergeschichten – umso erleichterter schien sie, dass kaum etwas davon wahr war. Sakura vermied es nur lange in der Sonne zu sein, da sie leichter als andere einen Sonnenbrand bekam – und sie saugte auch nicht jedem das Blut aus dem Körper. Es war lediglich so, dass ihr Körper nicht genug eigenes Blut produzierte – und sie und ihre Rasse daher diese fehlende Menge direkt über fremdes Blut aufnehmen mussten – und es musste nicht von Jungfrauen sein – im Prinzip konnte ihr Körper jedes Blut verarbeiten, egal welchen Ursprungs. Im Grunde war sie fast ein normales Mädchen wie Faith, nur dass sie ab und zu Blut trinken musste. Ein Umstand, mit dem Faith scheinbar gut leben konnte.   Die Vier hatten sich etwas aufgeteilt, die Mädchen schlenderten ein paar Meter voraus und redeten die ganze Zeit während die Jungs hinterher trotteten. Shuyar stöhnte auf, da er diese Nacht wieder schlecht geschlafen hatte. Er wurde von Alpträumen heimgesucht – ähnlich der Visionen die er in der Ruine hatte. „Du…. Ich glaub ich hatte wieder so einen seltsamen Traum…“ Fircos horchte auf „…wie vor ein paar Tagen im Wald.“ Die beiden Brüder blieben stehen und keiner wusste so recht was er sagen sollte. Shuyar fuhr schließlich fort „…und dann hab' ich immer diese mörderischen Kopfschmerzen und seltsamen Träume und Visionen – aber ich kann mich nie richtig erinnern sobald es vorbei ist...“   Fircos fehlten die Worte. Sonst konnte er seinen Bruder immer aufmuntern und auf andere Gedanken bringen aber jetzt machte machte er sich einfach nur Sorgen um seinen Zwilling. „Bruder? Ich hab Angst…“ Shuyars Stimme klang schwach und verletzlich. Fircos sah ihn an und es tat ihm schrecklich weh seinen Zwilling so zu sehen.   Schreie zerrissen die Stille, gefolgt von einem tiefen Brüllen. „Oh mein Gott die Mädchen!“ entfuhr es Fircos und beide hasteten so schnell sie konnten den Weg entlang.   „Was zum-?! Ein Drache? Was sucht der hier?!“ Fircos Stimme war mehr als entsetzt. Die beiden jungen Männer staunten nicht schlecht als ein riesiger Drache unmittelbar vor den beiden Mädchen stand und sie bedrohte. Die beiden Rothaarigen schienen vor Schock wie versteinert, unfähig sich zu bewegen. Das Untier hob auch schon seine mächtige Pranke um die beiden Mädchen zu zerschmettern. Shuyar und Fircos sprangen los und schafften es gerade noch die starren Mädchen aus der Bahn zu stoßen. Die Mädchen stöhnten schmerzhaft auf als sie von den Jungs zu Boden geschleudert wurden.   „SEID IHR WAHNSINNIG?!?! IHR KÖNNT DOCH NICHT EINFACH STEHENBLEIBEN!!!“ fuhr Shuyar sie scharf an. Doch es war weder die richtige Zeit noch der richtige Ort für Belehrungen. Fircos wollte gerade sein Schwert ziehen als Shuyar vor ihn trat „Lass mich das machen – ich muss eh mal ein bisschen Dampf ablassen!“ Der Drache brüllte aggressiv auf und wollte sich auf den Grünhaarigen stürzen, doch Shuyar wich dem Prankenhieb elegant wie eine Raubkatze aus. Er zog sein Schwert und ein unheimliches Grinsen zierte sein Gesicht.   Blut spritzte als sich Shuyar’s Schwert in den mächtigen Drachenlaib bohrte, welcher schmerzerfüllt aufbrüllte. Als der Drache nach ihm schlug wich der junge Kämpfer geschickt aus, nur um den Angriff zu kontern. Alles lief wie ihn Zeitlupe an Faith vorbei. Sie konnte es gar nicht fassen wie Shuyar, der auch so lieb sein konnte, diesen Drachen regelrecht im Blutrausch abschlachtete. Jetzt erinnerte Shuyar viel mehr an seinen Vater - auch durch das bösartige Lächeln welches sich über sein Gesicht zog. Ihre Erkenntnis traf sie wie ein harter Schlag ins Gesicht – trotz allem war Shuyar ein Dämon, den man nicht unterschätzen durfte..   Sakura riss sie aus den Gedanken, als sie Faith auf die Beine zog und ihr irgendetwas zuschrie – doch sie hörte gar nicht zu. Zu sehr war ihre Aufmerksamkeit dem Kampf einige Meter vor ihr gewidmet, der nun sein Ende fand. Der Drache fiel leblos zu Boden, in einem See seinen eigenen Blutes. Shuyar stand mit dem Rücken zu dem toten Drachen und blickte ins Nichts. Shuyar wirkte vielmehr wie ein Geist - blutverschmiert und einem apathischen Blick. Er wirkte einfach so unwirklich. Faith konnte nicht verstehen dass er so unglaublich grausam, aber auch so freundlich sein konnte.   Ein kalter Schauer durchzog jagte ihr Gänsehaut über den ganzen Körper als sie merkte das Shuyars rote Augen sie plötzlich anstarrten. Panik stieg in ihr hoch als er schließlich vor ihr stand. „Hey... geht es dir gut?“ Shuyar streckte seine Hand nach ihr aus, wollte Faith beruhigen, die anscheinend immer noch unter Schock stand. Doch als er fast ihre Wange berührte, zuckte sie zurück und Shuyar lies von ihr ab. 'Sie hat Angst – vor mir…' Geplagt von Schuldgefühlen wand er sich von dem zitternden Mädchen ab und überlies es lieber Fircos und Sakura sich um das Häufchen Elend zu kümmern, welches er verursacht hatte. Von seinen eigenen Gefühlen verwirrt lief er wie in Trance weiter in den Wald hinein.   Faith schien sich auch wieder beruhigt zu haben, nachdem Sakura und Fircos auf sie eingeredet hatten. Sie war so dumm – Shuyar hatte ihr das Leben gerettet. Und was hatte sie getan? Sie hatte Angst vor ihm und ihn zurückgewiesen. Sie hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. „Bitte nimm es ihm nicht übel. Manchmal… geht es einfach mit ihm durch wenn er kämpft. Er wollte dir keine Angst machen.“ sprach Fircos ruhig zu ihr. „Ich weis… ich… bin so dumm...“ Mit einem Mal sprang Faith auf und rannte in die Richtung, in der Shuyar verschwunden war. Sakura wollte hinterher, doch Fircos hielt sie an ihrem Arm fest und schüttelte den Kopf. „Lass den Beiden einen Moment. Das wird schon wieder...“ Sakura seufzte, doch sie wusste dass ihr Verlobter wohl Recht hatte.   Als Faith den See erreichte, saß Shuyar an dessen Ufer und starrte aufs Wasser. Er umklammerte seine Beine und schien tief in Gedanken. „Darf ich mich zu dir setzen?“ er schrak hoch, als er Faiths Stimme hörte – erst starrte er sie verwirrt an, doch dann blickte er wieder auf das Wasser und nickte wortlos. Faith setzte sich neben ihm in das hohe Gras und zupfte nervös an ihrem Kleid herum.   „Danke. Danke dass du mich gerettet hast.“ Shuyar blickte auf und sah vorsichtig in die Richtung des Mädchens, dass neben ihm saß. „Ich… wollte nicht, dass du dich vor mir fürchtest. Manchmal wenn ich kämpfe… passiert es einfach...“ er glaubte das Faith ihn ablehnen würde, doch das Mädchen lächelte ihn sanft an. „Das weis ich. Du bist sehr nett und sensibel nicht wahr? Es tut mir leid wenn mein dummes Verhalten dich verletzt hat. Ich hoffe wir können trotzdem noch Freunde sein?“ Shuyar sah das rothaarige Mädchen mit großen Augen an – er fühlte sich, als könnte sie direkt in sein Herz sehen.   „Ich fürchte ich bin nicht gut in Freundschaften. Oder allgemein mit Anderen. Irgendwann mache ich immer alles kaputt.“ er blickte deprimiert auf die Wellen die sanft auf der Wasseroberfläche tanzten. Doch Faith begann ihm zu widersprechen „Ich finde dich ganz wunderbar...das… das wollte ich dir nur sagen.“ Faiths Wangen wurden knallrot und sie sprang regelrecht auf und rannte zu Fircos und Sakura, welche auch den See erreicht hatten. Shuyar blickte ihr nach und ein verschmitztes Lächeln schlich sich in sein Gesicht. „Wie schnell sich die Dinge ändern können… ich danke dir Faith… du… du bist wirklich ein Geschenk des Himmels...“ es war kaum mehr als ein Flüstern, welches vom Wind fortgetragen wurde. Der grünhaarige Dämon stand auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung bevor er zu den Anderen ging.   Es war schon spät als die Vier zurück zum Schloss gingen. Sakuras Vater würde bald zurückkehren wollen, da sie zu Pferde auch noch einige Stunden bis nach Cathral ritten. Daher wollte Sie gern noch einige Zeit allein mit Fircos verbringen. So standen Shuyar und Faith dann alleine auf den Wehrgängen und blickten auf den endlos scheinenden Ozean. Shuyar war in Moment jedoch vollkommen ratlos, mit was er mit dem schönen Mädchen neben sich reden sollte.   Sie blickte nach unten und erschauderte kurz vor der Höhe – das Wasser war weit entfernt und der kleine Sandstrand wirkte aus dieser Perspektive winzig. Doch sie liebte es den Wellen zuzusehen und ihrem Rauschen zu lauschen. Der Wind wehte durch ihr weinfarbenes Haar und ihr langer Zopf flog im Wind. „Willst du ans Wasser oder... hast du heute genug davon?“ Shuyars Frage überraschte sie doch sie lächelte vor Freude „Ja, liebend gern! Aber… kommt man denn hier runter?“ Shuyar zuckte mit den Schultern „Wir können natürlich einfach hinunter springen, aber das ist nicht zu empfehlen sofern man nicht fliegen kann - aber ich kenne auch ein paar Stufen die uns an den Strand bringen.“ Faith lugte erneut in die Tiefe vor ihr und schüttelte wild den Kopf „Nein, du solltest doch am Besten wissen, das ich keine besonders guten Flugeigenschaften habe – nehmen wir lieber die Treppen!“   Shuyar schmunzelte als er an ihre erste Begegnung dachte – Faith hatte sicher genug davon, aus solchen Höhen in die Tiefe zu stürzen. Er deutete ihr an ihm zu folgen und führte sie durch verwinkelte Seitengänge zu den steilen Stufen, die zu dem kleinen verborgenen Strandabschnitt führten. Faith zog ihre Schuhe aus und schien den Sand unter ihren Füßen zu genießen. Sie wirbelte herum und wirkte als könnte ihr nun nichts mehr die Stimmung verderben. Shuyars Herz machte einen Satz als sie sich zu ihm herumdrehte und strahlend anlachte. „Nun komm doch! Es ist hier atemberaubend schön! Das Wasser ist sogar warm!“ sie tänzelte vorsichtig durch die einlaufenden Wellen und genoss die letzten Sonnenstrahlen.   Verlegen stellte Shuyar fest, dass er die ganze Zeit wie angewachsen da stand und Faith beobachtete. Nur ein einziger Gedanke ging ihm durch den Kopf. 'Nein Faith… du bist atemberaubend schön...“ Trotz der einen oder anderen Narbe war sie für ihn das schönste Wesen auf dieser Welt. Er konnte sich nicht sattsehen an der puren Lebensfreude und der Liebe die sie ausstrahlte – wenn es noch Engel gäbe, müssten sie wohl so sein wie sie. Sie kam auf ihn zu und packte seine Hand und riss ihn einfach aus seinen Gedanken mit sich „Komm! Steh doch nicht nur da!“   Doch schon verfing sich Shuyars Stiefel in einem Stück angeschwemmten Treibguts, und er fiel schreiend nach vorne. Da lag er nun in der Brandung die Hände in den nassen Sand gestemmt und Faith lag unter ihm und sah ihn mit ihren großen, fliederfarbenen Augen an. Obwohl das Meerwasser die Beiden immer wieder umspülte, versuchte keiner der Beiden aufzustehen. Sie sahen sich nur tief in die Augen, bis Faith mit ihrer Hand über Shuyars Wange strich. Er beugte sich hinunter zu ihr und sie schlossen ihre Augen. Er konnte ihren heißen Atem spüren als er seine Lippen so nah an ihren bewegte. Er wünschte dass dieser Moment nie enden würde.   „Ahhhhja… und warum nochmal seid ihr völlig durchnässt?“ Fircos konnte sein Lachen nicht verbergen und gluckste in sich hinein. Sein Bruder und Faith standen völlig durchnässt wie begossene Pudel vor ihm, das eine oder andere Stück Seetang hing in ihren völlig verstrubbelten Haaren. „Wie oft soll ich es noch sagen du Spatzenhirn! Da war dieses verdammte Seemonster was uns angriff und fressen wollte!“ „Ja genau, weil du so gut schmeckst Brüderchen~ ein richtiger kleiner Leckerbissen~~“ Fircos quietschte auf als sein kleinerer Bruder auf ihn losging und sie nun wie kleine Kinder miteinander rangelten.   Faith beobachtete seufzend das Treiben der Beiden und versuchte dabei sich das Salzwasser aus den Haaren und Kleidung zu wringen. Auch wenn Fircos es nicht glauben wollte – das war es, was tatsächlich passiert war. Gerade in dem Moment, als Shuyar sie fast geküsst hätte stand dieses große Monster vor ihnen. Shuyar versuchte völlig überrumpelt es zu vertreiben und Faith bewaffnete sich notgedrungen mit einem Stück Treibholz - es hätte sie nicht überrascht, wenn bei dem Anblick den sie geboten hatten ihr Angreifer vor Lachen gestorben wäre.   Nach einigen Hieben flüchtete sich das Tier jedoch wieder ohne Beute in die Fluten und die Beiden konnten durchatmen. Doch Shuyar blickte verlegen zur Seite – dieser romantische Moment war zerstört worden und Faith hoffte das es einen Zweiten geben würde.   „Ähem...“ Die Jungs beruhigten sich endlich, nachdem Faith räuspernd um Aufmerksamkeit bat. „Waaff--?“ Fircos tat sich nicht leicht mit dem Reden, denn sein Bruder hielt noch immer seine Backe nach oben gezogen und machte keine Anstalten ihn los zu lassen. „Ich würde gerne… baden… oder so etwas in der Art. Könnt ihr mir zeigen wo ich hin muss?“ Shuyar löste sich endlich von seinem Bruder und lies ihn einfach am Boden liegen „Ich zeige dir ein Bad und lasse dir trockene Kleidung bringen.“ Schmunzelnd fügte er nur hinzu „Aber Baden klingt nach einer verdammt guten Idee.“   Fircos blickte den Beiden noch immer am Boden liegend hinterher und trotz seines schmerzenden Rückens lächelte er. „Siehst du Brüderchen? Ist doch gar nicht so schwer~“ Er quälte sich auf die Beine und streckte seine Muskeln, seine Schritte führten ihn jedoch pfeifend in Richtung der Schlossküche – schließlich musste er ja wissen, was die Köche heute auftischen würden. Er freute sich schon auf das gemeinsame Abendessen, auch wenn er traurig war, dass Sakura schon wieder abgereist war. Sein Vater aß nur selten mit ihnen, daher genoss er die gemeinsamen Mahlzeiten mit Shuyar und Faith. Immer gab es etwas zu lachen und es freute ihn zu sehen, wie sein Bruder immer mehr auftaute und sein wahres Ich zum Vorschein kam. Faith schien ihm so unglaublich gut zu tun, dass Fircos darauf hoffe dass sie noch etwas länger hierbleiben würde. Er freute sich jedoch auch genauso auf sein weiches Bett – heute war ein anstrengender Tag gewesen.   Doch auch diese Nacht wurde Shuyar von Alpträumen der Vergangenheit gequält. Stimmen, die in seinem Kopf nach ihm zerrten. Verstörende Bilder voller Angst und Tod. Doch dann fühlte er eine beruhigende Hand, die über seinen Kopf strich. Die bösen Träume verschwanden und endlich ging sein Körper in einen ruhigen Schlaf über, denn er war erschöpfter als vorher. Die zarten Hände strichen über seine Stirn, als er träumte auf einer weitläufigen Wiese zu liegen. Die Krone eines einsamen, alten Baumes spendete Schatten – und in der sanften Berührung der anderen Person fühlte er sich sicher. Eine Stimme, die er nicht kannte sprach leise zu ihm „Schlaf mein lieber Shuyar. Du wirst deine Kraft brauchen, mein lieber Sohn.“ Shuyar riss seine Augen auf, doch als er sich umblickte sah er nur die Dunkelheit die in seinem Gemach herrschte. Er vergrub sein Gesicht in seiner Bettdecke und seine Finger krallten verkrampft in den Stoff. „… Mama...“ es war kaum mehr als ein ersticktes Flüstern, welches über seine Lippen hauchte. Es dauerte lange bis er wieder einschlief – denn er fürchtete sich vor seinen Träumen inzwischen noch mehr, als vor seinem Vater. Erschöpft fiel der dieses Mal jedoch glücklicherweise in einen tiefen, traumlosen Schlaf.   Kapitel 4: Die Masken fallen ---------------------------- 4. Kapitel Die Masken fallen     Faith war früh erwacht – Shuyar und Fircos schienen nach dem anstrengenden Vortag eine menge Schlaf zu brauchen, denn sie hatte keinen der Beiden bisher angetroffen – sicher schliefen sie noch. Wenn sie an den Moment an der Küste dachte schlug ihr Herz viel schneller und ihre Wangen wurden rosig – wenn dieses Monster nicht aufgetaucht wäre… hätte Shuyar sie dann geküsst? Zumindest wäre sie dem nicht abgeneigt gewesen. Sie hatte realisiert dass sie den kleinen Grünschopf sehr mochte. Sie korrigierte ihre eigenen Gedanken und sah den Tatsachen ins Auge. Sie mochte ihn nicht nur – sie war richtig verliebt. Der Gedanke dass er sie auch mögen könnte, lies sie wie auf Wolken schweben. Vor allem schien es ihm vollkommen egal zu sein, dass sie selbst nur ein einfaches Menschenmädchen war.   Doch nun war sie nervös und brauchte Ablenkung. Daher erschien es ihr am Besten das sie der Bibliothek einen Besuch abstatten – dies war ja schließlich der Grund weshalb sie überhaupt hier war. Der Tag zuvor war ja schließlich anders verlaufen als ursprünglich geplant – nicht dass sie diese Entwicklung bereuen würde, doch sie brannte darauf einen Blick in die Bücher zu werfen die sie hier finden würde.   Faith blickte beeindruckt auf die großen Wandregale der Bibliothek – auf mehreren Ebenen verteilt waren unzählige Bücher nach verschiedenen Inhalten sortiert. Sie ging zu einem Regal, dessen Titel vielversprechend klangen und nahm sich einige der Schriften heraus und brachte sie zu einem der Tische die mittig zwischen den Bücherregalen standen. Die Sonne schien bereits hell durch die großen Fenster und Faith begann motiviert mit dem Lesen der alten Schriften.   Faith stöberte emsig durch die Bücher und Schriften die ihr erschienen, als könnten sie ihr weiterhelfen. Als sich ein Schatten über die Seiten legte die sie gerade las, dachte sie dass es sicher Shuyar oder Fircos wären – sie hatte gar nicht bemerkt wie die Zeit vergangen war. Freudig drehte sie den Kopf um einen der Beiden zu begrüßen, doch schlaghaft verschwand ihr Lächeln als sie in die schmalen, roten Katzenaugen sah, welche von langen, silbernen Haarsträhnen umrahmten waren und auf seinen Lippen lag ein unheimliches Lächeln. Es war Lance, der Herrscher des Schlosses – auf der Lehne ihres Stuhls abgestützt lugte er über ihre Schulter und schien aufmerksam zu erfassen was sie gerade hier tat.   „Interessiert dich das so sehr? Diese 'Götterdämmerung'?“ Faith wusste keine Antwort und senkte nur ihren Blick „Verzeiht mir, ich wollte euch nicht erzürnen. Ich hätte um Erlaubnis bitten sollen.“ Zu ihrer Verwunderung blickte der silberhaarige Dämon sie erstaunt an, begann herzhaft zu lachen und wirkte fast schon sympathisch. Er richtete sich auf und lies sich schwungvoll auf einen leeren Stuhl fallen, welcher auf der gegenüberliegenden Seite des kleinen Tisches stand. Noch immer grinsend sah er die verschiedene Bände an welche Faith ausgewählt hatte, blätterte etwas herum und lies sie dann einfach wieder achtlos auf den Tisch fallen. „Meine Liebe, es gibt nichts zu verzeihen – du bestrafst dich selbst schon genug, indem du diesen wertlosen Schund liest.“ Seine schmalen, blutroten Augen studierten Faith ganz genau. Er verschränkte seine schlanken Finger und stützte seinen Kopf, doch sein Blick wich nicht von der jungen Frau vor ihm. „Wonach suchst du denn genau? Vielleicht kann ich dir ja helfen...“   Das war ein Angebot, dass Faith unter keinen Umständen annehmen wollte. Doch sie wollte auch nicht heraus finden was geschehen würde, falls sie ablehnen würde. Sie verfluchte ihre eigene Neugierde und dass sie nicht auf Shuyar gewartet hatte – nun saß sie Lance alleine gegenüber und nur ein falsches Wort wäre ihr sicheres Todesurteil. Demütig senkte sie ihr Haupt „Vergebt mir mein Herr, aber ich glaube nicht dass mein Anliegen eure kostbare Zeit und Mühe wert ist.“ Doch ihr Gegenüber lies sich nicht umstimmen „Keine falsche Scheu. Ich bestehe darauf.“ Er schenkte ihr ein charmantes Lächeln, dass sie ein wenig an das von Fircos' erinnerte.   „Könnt ihr mir sagen, was genau vor… 15 Jahren geschehen ist?“ noch während sie sprach bereute sie ihre Frage, doch sie schien das Interesse des Schlossherren geweckt zu haben. Er schien kurz zu überlegen „Ah. Du meinst die Schlacht. Was interessiert dich daran so?“ Faith tat sich schwer seinen Blick zu deuten – er schien ganz genau zu wissen weshalb sie hier war – doch scheinbar wollte er es aus ihrem eigenen Mund hören. Sie saß sowieso in der Falle, also konnte sie auch aufs Ganze gehen und versuchen Informationen von ihm zu bekommen. „Warum wurden nur Engel und Halbengel getötet. Dafür muss es doch eine Erklärung geben.“ sie musste all ihren Mut aufbringen um Lance in die Augen zu blicken. Es schien ihn zu erheitern dass sie all ihre Kraft brauchte um ihn direkt an zu sehen. „Weil es ihr Wunsch war.“ Faith schluckte schwer „Wie bitte? Wessen Wunsch?“   „Der unserer Göttin. Es war ihr Wunsch und wir haben ihn ihr erfüllt. Wir alle, die ihre Macht in uns tragen.“   Das war es also gewesen? Warum all die Dämonen einfach durchgedreht sind und alle niedergemetzelt hatten? Weil die Göttin es ihnen befohlen hatte? „Aber waru-“ Faith wurde in ihrer Frage jäh unterbrochen, als Lance sich vorbeugte und einen Finger auf ihre Lippen legte. „Shh….. mehr brauchst du nicht wissen. Und ich auch nicht.“ Faith verstand es nicht – vor allem nicht welches Wissen Lance aus ihren Fragen gewonnen hatte.   Er stand auf und warf den Tisch der zwischen ihnen stand mit einer Handbewegung einfach zur Seite, Faith sprang auf und wollte fliehen – doch es war zu spät. Lance hatte bereits ihren Hals gepackt und lies ihre Flucht nicht zu. „Endlich habe ich euch gefunden. Dich und die anderen dreckigen Kreaturen deiner Art. Dass ihr euch so lange vor mir verstecken konntet ist beeindruckend.“ Faith schlug nach ihm, hoffend dass er seinen Griff lockern würde, doch ihre Schläge und Tritte prallten ohne Wirkung ab. Von ihrer Gegenwehr sichtbar amüsiert zog sich Lance's gehässiges Lächeln noch breiter über sein Gesicht. Er packte Faith nun und hob sie mit seinem Arm nach oben, lies sie über dem Boden taumeln während er ihr die Luft abschnürte. Sie kratzte seinen Arm blutig und schlug noch immer um sich, doch noch immer zeigten all ihre Mühen keine Wirkung. Gerade als sie glaubte ohnmächtig zu werden, sah sie das sanfte Glühen dass ihren Körper umgab. Lance Augen weiteten sich vor Freude, als er ein letztes Mal kräftig zudrückte. Und als zerbräche er einen Spiegel, hörte Faith ein splitterndes Geräusch. Ein heftiger Schmerz durchfuhr ihren Körper als sich mächtige Schwingen aus ihrem Körper durch ihren Rücken bohrten. Sie schrie vor Schmerz auf doch Lance lockerte mit einem Mal seinen Griff – Faith nutzte den Moment und schlug mit einem ihrer Flügel nach dem Schlossherrn und wand sich aus dessen Todesgriff. In ihrer Todesangst schrien ihre Gedanken nur nach Shuyar während sie nach Luft rang „Bitte… hilf mir!!!“   Shuyar rannte in Richtung der Bibliothek, als Fircos zu ihm aufschloss. Er schrie ihn aufgeregt an „Shuyar! Was ist hier los?! Wo ist Faith?!“ Der kleine Grünhaarige zischte nur „Ich weis es nicht! In ihrem Zimmer ist sie nicht! Aber sie ist in Gefahr!“ Er hetzte weiter, gefolgt von seinem Bruder. Mit einem Mal hatte er Faiths Stimme gehört – wie ein Schrei der durch seine Kopf drang „Bitte… hilf mir!“   Shuyar und Fircos erstarrten als sie die eingeschlagenen Türen der Bibliothek erreichten. Ihr Vater stand voller Blutgier inmitten der zerstörten Einrichtung und warf Faith zu Boden. Sie schrie auf als sie gegen eines der Bücherregale prallte, welches unter dem Aufprall umstürzte.   Halb unter den Büchern begraben lag Faith und sah sie voller Todesangst flehend an. Die weißen Flügel, die aus ihrem Rücken ragten waren blutverschmiert, sie war verwundet und würde sterben wenn er nichts tun würde. Die blinde Wut kochte in Shuyar hoch, er würde ihm nicht verzeihen! Er würde seinem Vater nicht verzeihen, das er Faith so schwer verletzt hatte! Shuyar schrie auf und sprang auf seine Vater zu und wollte nach ihm schlagen, doch dieser wich geschickt auf. Sein Vater packte seinen Kopf und schlug ihn zu Boden – Shuyar schrie vor Schmerz auf und versuchte sich zu befreien, doch sein Vater löste seinen griff nicht und hob seinen Sohn am Kopf nach oben. Fircos rannte zu Faith und zog sie unter dem schweren Regal hervor, und wollte sie in sicheren Abstand zu den Kämpfenden bringen. Er legte sie neben dem Türrahmen ab und wollte seinem Bruder helfen, als dieser gegen die Steinmauer neben ihm geschleudert wurde. Gestein splitterte unter dem heftigen Aufprall ab und Shuyar kippte nur blutend nach vorne und fiel zu Boden. Fassungslos starrte Fircos auf seine schwer verletzten Freunde. Faith kroch mit letzter Kraft zu Shuyar und versuchte tränenüberströmt seine Kopfwunde zu heilen.   Fircos breitete seine schwarzen Schwingen aus und stellte sich schützend vor die Verletzten „Hör…. HÖR SOFORT AUF DAMIT VATER!!!“ Doch sein Vater lachte nur. „Du hast mir gar nichts zu sagen! Du bist genauso schwach und wertlos wie dein Bruder!“ Er schritt auf die Drei zu und Fircos stieß erneut eine Warnung aus „Wage es nicht näher zu kommen!“ Er beschwor eine Klinge aus schwarzer Magie. Er umfasste fest den Griff der Waffe und stürmte auf seinen Vater zu.   „Ist das alles, was du kannst? Ich bin enttäuscht.“ egal wie geschickt Fircos angriff – sein Vater wich den Angriffen aus, als wäre es seine leichteste Übung. Ein Schlag in die Magengrube brachte den Sohn ins taumeln und lies Sterne vor seine Augen tanzen, dann durchfuhr ihn ein höllischer Schmerz. „Es wird Zeit dieses Trauerspiel zu beenden.“ Mit diesem Worten zog Lance die Klinge seines Sohnes aus dessen Unterleib. Blut quoll aus der Wunde die ihm mit seiner eigenen Waffe zugefügt worden war und Fircos brach zusammen. Doch Lance war noch lange nicht fertig - er trat seinen Sohn in den Magen, Fircos brüllte schmerzerfüllt auf doch dann wurde er schon zu seinem Bruder und Faith geschleudert. Shuyar, wieder bei Bewusstsein stürzte nach vorn um seinen großen Bruder zu schützen, während Faith ihre Hand gegen die Stichwunde auf dessen Bauch presste und ihre letzten Magiereserven hineinfließen lies.   Lance sammelte Kraft für einen magischen Angriff um die Drei zu töten. Doch kurz bevor er den Ball aus schwarzer Energie entlud, stoppte er mitten in der Bewegung. Shuyar starrte in das entsetzte Gesicht seines Vaters – und gerade als er ihm zurufen wollt, sprach dieser seinen Zauber aus. Doch es war ein Teleport-Zauber, der sie aus dem Schloss brachte.   Lance wurde durch die Leere des schwarzen Raumes geschleudert, schrammte über den Boden. Als er versuchte aufzustehen, spürte er den Tritt in seinem Gesicht und den Schuh des Anderen, der seinen Kopf auf den Boden drückte. „Du wertloses Insekt! Wie kannst du es wagen dich zu widersetzen?!“ die Stimme seines Angreifers ging in ein zorniges Zischen über „Jetzt wo ich endlich weis wie sie mir entkommen konnten… aber gut, das ist jetzt nicht mehr zu ändern. Aber ich werde sie finden. Sie werden mir nicht ewig entkommen können.“ Ein gehässiges Lachen ertönte „Du kannst froh sein, dass ich deinen Körper noch brauche. Sei dankbar für dein Leben.“ Der schwarz gekleidete Mann lies von ihm ab und der silberhaarige Dämon versuchte von Schmerzen gekrümmt wieder aufzustehen. Er wischte sich das Blut weg, welches aus seiner Nase floss und blickte dem Anderen hinterher, als er wieder in der Dunkelheit verschwand. Lance kniete am Boden und Tränen stiegen in seine Augen. Er schlug mit seinen Fäusten auf den Boden und verfluchte seine eigene Machtlosigkeit. Weinend brach er auf dem Boden zusammen und die einzigen Worte die er sprach verhallten in der tiefen Schwärze die ihn umgab. „Shuyar… Fircos… bitte… ihr dürft nicht sterben...“   Als die Wachen in die Bibliothek eintrafen, stand ihr Herr inmitten der verwüsteten Halle und starrte ins Leere. Blut tropfte aus seiner Nase, doch er schien tief in Gedanken. „Mein Herr! G… geht es euch gut?“ meldete sich eine der Wachen zu Wort worauf hin Lance seinen Kopf herumriss und den Mann anstarrte. Die Wachmänner gingen sofort demütig in die Knie und warteten was ihr Herr tun würde. „Es ist nichts weiter. Ich brauche ein paar Männer – ich möchte gerne einen alten Freund besuchen.“ der Silberhaarige klopfte sich etwas Staub von der Kleidung, während seine Untergebenen sich beeilten seinem Befehl folge zu leisten.   Das Licht der Sonne schienen durch die Lichtung der Baumkronen auf die drei Verletzten, die sich scheinbar irgendwo in einem Wald befanden. Shuyar wusste nicht wohin sie der Zauber gebracht hatte, geschweige denn warum sein Vater sie überhaupt fort gebracht hatte. Einen Moment zuvor hatte er sie noch töten wollten und dann rettete er sie? Shuyar begriff nicht was geschehen war. Er wusste gar nichts. Er war von der ganzen Situation überfordert, doch das wäre jeder andere auch gewesen. „Shuyar! Bitte, du musst mir helfen die Wunde zu verbinden!“ Er wirbelte herum und eilte zu Faith und Fircos, welcher noch immer schwer verletzt am Boden lag. Faith hatte zwar das Schlimmste verhindern können, doch sie war mit ihrer Kraft am Ende. Die gefiederten Flügel waren auch wieder verschwunden als hätte es sie nie gegeben.   Er fasste ihr an die Schulter „Bitte Faith. Du musst dich ausruhen – Fircos hilft es auch nicht, wenn du auch noch zusammenbrichst.“ Widerwillig nickte Faith und lehnte sich erschöpft an einen der Bäume. Sie schloss ihre Augen und versuchte ihre verbleibenden Kräfte zu sammeln. 'Sie ist also ein Engel, huh?' Shuyars Gedanken drehten sich im Kreis. Wie konnte es sein, seines Wissens wurden vor 15 Jahren alle Engel getötet. Wie konnte Faith nun hier vor ihm sitzen – und wann immer sie ihre Magie beanspruchte, wuchsen ihr diese Flügel aus Licht und auch an ihren Ohren waren kleine Schwingen sichtbar, so anmutig wie derer einer weißen Taube. Doch das Rätsel um Faiths Engelsdasein musste warten.   Denn wichtiger war, dass sie herausfanden wo sie eigentlich waren. Shuyar beschloss kurzerhand eine magische Barriere zu erschaffen und wand sich dann an Faith, die ihn irritiert ansah. „Ich werde versuchen herauszufinden wo wir eigentlich sind. Die Barriere müsste die meisten Monster vorerst abhalten. Pass mir gut auf Fircos auf.“ Eigentlich wollte Faith ihn aufhalten, doch so erschöpft wie sie war antwortete sie nur mit einem stummen Nicken. Shuyar kämpfte sich einige Zeit durch das Dickicht der Pflanzen bis er einen Baum fand, der ihm geeignet erschien. Vorsichtig kletterte er die starken Äste hinauf und schaffte es tatsächlich die Spitze zu erreichen – von dort aus konnte er den Wald ein gutes Stück überblicken. Ein bekanntes Gebäude fiel ihm in einiger Entfernung in die Augen. Es war Cathral, Sakuras Heimatstadt – und auf der Anhöhe im Schutze des Berges sah er die Burg in der sie wohnte. Doch mit einem Mal stieg aus der Stadt Rauch auf und ein ungutes Gefühl machte sich in dem grünhaarigen Dämon breit. „Verdammt…!“ Hastig kletterte er den Baum hinunter, und kämpfte sich in Richtung der Stadt durch die immer dunkler werdenden Pfade des Waldes, denn inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt.   Hisaki stand vor dem kleinen Ratsraum wache. Ein Bote hatte seinen Herren um eine Unterredung gebeten, trotz der späten Stunde – es schien wohl extrem wichtig zu sein. Der Dunkelelf war als Vertrauter und Leibwächter des Stadtregenten einer der Wenigen der wusste, dass dieser im Geheimen die Rebellen unterstützte. Durch die Verbindung seiner Tochter zum Prinzen war es jedoch ein Spiel mit dem Feuer – und irgendwann würde sich jemand verbrennen. Als Hisaki Schritte vernahm, wechselte er sofort in seine Kampfhaltung und sprach mit fester Stimme „Wer ist da – Zeigt euch!“   Doch die Person die aus den Schatten trat, hätte er als letztes erwartet. Lance, der Herrscher der Dämonen schritt unbeeindruckt auf ihn zu. Lächelnd erwiderte er nur „Was ist das denn für eine Begrüßung? Darf ich denn nicht überraschend alte Freunde besuchen?“ Hisakis Anspannung lies nicht die kleinste Bewegung zu – Sein Herr musste das Eintreffen des Dämons inzwischen bemerkt haben, denn die Stimmen im Ratsraum waren verstummt und ein hastiges Flüstern ertönte – doch er musste versuchen Zeit zu schinden. Lance blickte enttäuscht in die Augen des Elfs der ruhig zu sprechen begann „Hättet ihr uns von eurem Besuch in Kenntnis gesetzt, hätten wir euch angemessen Begrüßen können mein Herr.“   Lance stand nun direkt vor dem Elfenkrieger und musterte ihn eindringlich. Mit einem Mal packte er Hisaki mit einer Hand an der Hüfte und zog ihn nah an sich heran, seine andere Hand strich über die gebräunte Wange. „So eine Verschwendung...“ Hisaki war so überrascht sodass er gar nicht reagieren konnte, alles was er tat war Lance verwirrt anzustarren. Die Finger des Dämons glitten über seine Wange und als Hisaki sprechen wollte, stoppten sie seine Lippen. „Schade dass du auf der falschen Seite stehst.“ Die schwarzen Augen Hisakis weiteten sich geschockt, als ihn ein jäher Schmerz durchfuhr – Lance hatte seine Finger durch den Unterkörper des Elfen gebohrt, als bestünde er nur aus Butter. Hisaki spuckte Blut und starrte den Herrn der Dämonen entsetzt an. Seine Stimme zitterte als er das Sprechen begann „W...was….was hat das zu bedeuten?!“   Lance lächelte ihn an während er sadistisch seine Hand weiter in Hisakis schlanken Körper bohrte. Der Elf krallte seine Hände in den Mantel des Anderen doch dem Schmerz konnte er nicht entkommen, egal wie sehr er versuchte sich aus dem Griff des Silberhaarigen zu lösen. „Ich brauche keine falschen Freunde – daher werde ich diesen Status umgehend korrigieren.“ mit diesen Worten riss er seine Hand aus dem verkrampften Körper und der Elf schlug blutend auf den Steinboden auf. Lance schritt unbeeindruckt in den Ratsraum ein und begrüßte Sakuras Vater. Hisaki konnte sich nicht bewegen, auch nicht als er die Schreie aus dem Raum vernahm. Er sah nur, wie der der silberhaarige Dämon seltsame, schwarze Wesen beschwor - und hörte die Todesschreie die ihnen folgten. Sein einziger Gedanke war jetzt Sakura, welche irgendwo in dieser Burg in Lebensgefahr war.   Seltsame Geräusche liesen die rothaarige Vampirin aus dem Schlaf schrecken. Es waren Geräusche, die sie nicht zuordnen konnte. „Was… ist das? Schreie? Und… was ist das für ein Geruch?“ Sie erhob sich von ihrem Bett, und schritt vorsichtig zu ihrem halb geöffneten Fenster – als sie die den Ursprung ihrer Verwirrung sah. Die Stadt unterhalb der Burg stand in Flammen. Überall huschten dunkle Kreaturen umher und töteten all die Bewohner die panisch auf die Straßen flüchteten. Sie erblickte auch die Burgwachen, welche erbittert versuchten sich zu verteidigen, doch sie wurden einer nach dem anderen niedergestreckt.   Panik stieg in dem Rotschopf auf, als sie schwere Schritte hörte die auf dem Weg in ihr Turmzimmer stampften. Sie riss ihren Bogen an sich, breitete ihre Schwingen aus und lugte aus dem Fenster als ihre Tür schon von einer riesigen Axt in zwei gespalten wurde. Erschrocken blickte sie in die Grimassen von Kreaturen wie sie sie noch nie gesehen hatte. Aus den Schwarzen Körpern leuchteten nur rote Augen und grässliche Stimmen krochen aus ihren Kehlen „Die Letzte! Sie ist die Letzte!“ schrie eines der Wesen „TöTEn! tÖTEn!“ brüllte das Andere seltsam verzerrt. „Die… Letzte?...“ Der Schock durchfuhr das Vampirmädchen „VATER! MUTTER!“ Nach diesem Ausruf sprang sie einfach aus ihrem Fenster, die Kreaturen eilten hinterher und sahen nur noch wie ihre schwarzen Schwingen sie sicher zum Boden brachten. Panisch sah Sakura den Berg der Leichen – alles Menschen und Dämonen die sie gekannt hatte. Übelkeit stieg in ihr hoch, als sie sah wie einige zerfetzt und ausgeweidet worden waren – doch dann sah sie das auch die Burg selbst, ihr Heim inzwischen ein Opfer der Flammen geworden war. Sie sah die dunkle Kreatur nicht, die sich hinter ihrem Rücken aufbaute und ihr Schwert auf sie niederschlug – Sakura drehte herum und glaubte schon das es das Ende sei, doch die Klinge stoppte kurz über ihrem Kopf. Die dunkle Kreatur fiel gurgelnd vornüber und tot zu Boden. Hinter der Kreatur stand ein junger blutüberströmter Elf der ihr wohlbekannt war.   „H..Hisaki!!!“ Sakura schrie seinen Namen erleichtert hinaus, bis sie sah wie dem Elfen das Schwert aus der Hand glitt. Blut quoll aus einer tiefen Wunde zwischen seinen Fingern hindurch aus seinem Bauch und er kämpfte damit auf den Beinen zu bleiben. Sie eilte zu ihm und stützte ihn. Keuchend begann er zu sprechen „S..sakur..a… du… du musst ..fliehen!“ Seine Augen blickten tief in Sakuras „Aber… was ist mit Vater und Mutter?! Hisaki! Was ist hier los?!“. Der Elf schüttelte den Kopf und blickte zu Boden „Verzeih mir… ich… konnte nicht...“ Tränen stiegen ihn Sakuras blaue Augen. Ihre Eltern waren bereits tot? Ermordet von diesen Kreaturen? „Nein!...das… das will ich nicht glauben!“ Hisaki packte Sakura und schüttelte sie an ihren Schultern „Reiß dich zusammen, verdammt! Deine… Eltern sind tot...aber… du.. DU lebst! Flieh verdammt nochmal! Rette dich selbst!“ Die Entschlossenheit in den fast schwarzen Augen des Elfen schien sie endlich aus ihrer Starre zu holen.   Sie biss sich auf ihre rosigen Lippen und drängte ihre Tränen zurück. „Wenn… wenn ich jetzt sterbe werde ich sie nie rächen!… und ich lass dich hier nicht zurück!“ Sie packte Hisakis Arm und zog einen Teil seines Gewichtes auf ihre Schulter. Der junge Elf ächzte vor Schmerz auf, doch Sakura lies ihm keine Zeit sich zu beschweren. Und so hastete die junge Vampirin während sie den Elfen stützte durch versteckte Pfade und verlassene Gassen, hoffend außerhalb der Stadt Schutz und Hilfe zu finden. Sobald sie die Schatten der Kreaturen erblickte, verbarg sie sich in den Schatten der Gebäude und wartete auf ihre Chance unbemerkt weiterzugehen. Hisaki, der langsam am Ende seiner Kräfte war und deutlich zu viel Blut verlor, wurde von ihr völlig geistesabwesend mitgezogen und stolperte nur noch hinterher. „Stirb mir nicht weg… bitte… du darfst mich jetzt nicht auch noch alleine lassen!“ doch Sakura wusste nicht ob der junge Mann den sie schon seit ihrer Geburt kannte, sie überhaupt noch hörte.   Shuyar staunte nicht schlecht, als ihm nahe des Waldrandes Sakura in die Arme stolperte – und nicht nur das, sie hatte einen schwer verletzten Elfen bei sich den Shuyar als Leibwächter ihres Vaters erkannte. „S...shuyar?!“ Ihre Überraschung wurde schnell von einem emotionalen Zusammenbruch verdrängt „Bei den Göttern, ich bin so froh dich zu sehen! Alle… alle sind tot!“ Tränen rannten ihre Wangen hinab und ihre Stimme wurde von einem Schluchzen erstickt.   Ein schwaches Stöhnen von der Seite lies sie jedoch ihre Nerven wieder sammeln. „Bitte! Du musst mir helfen! Wenn wir nichts tun stirbt er!“ Shuyar untersuchte kurz die Wunde und fluchte leise „Scheiße!… Schnell, wir müssen zurück zu Faith und Fircos!“ Sakura verstand nicht was hier vor sich ging, noch weniger warum die Drei in dem Wald vor der Stadt waren. Shuyar lud sich Hisaki über die Schultern, welcher kaum noch Reaktion zeigte und mehr tot als lebendig war. So schnell es ihm möglich war folgte er dem Pfad zurück den er gekommen war während Sakura neben ihm rannte und immer wieder ängstlich zurückblickte.   „Bitte, lass es noch nicht zu spät sein!“ Sakura vergrub ihr weinendes Gesicht an Fircos Schulter, welcher langsam wieder zu Kräften kam und seiner Verlobten sanft über den Kopf strich. Shuyar lief angespannt auf und ab, immer spähend ob ihnen jemand gefolgt war. Inzwischen war es stockdunkel, nur ein kleines hastig errichtetes Feuer spendete noch Licht – und das Leuchten das von den Schwingen auf Faith's Rücken ausging. Faith kniete an der Seite des Dunkelelfen und Schweiß perlte ihr zartes Gesicht hinab, während sie versuchte mit ihrer Magie die tödliche Wunde zu heilen.   Sakura war erst überrascht gewesen die Flügel auf Faith's Rücken zu sehen, doch in diesem Moment war es wichtiger dass sie Hisaki zu retten versuchte. Schließlich nahm sie ihre Hände von Hisakis Wunde und drehte sich Sakura zu „Er… schläft jetzt… es war verdammt knapp. Noch ein wenig und ich hätte ihn nicht mehr retten können.“ Ihre Flügel lösten sich in Licht auf und waren nicht mehr zu sehen. „Wir… brauchen alle Ruhe...“ schwerfällig stand sie auf und ging zu Shuyar, der noch immer Wache stand. Zaghaft lehnte sie ihren Kopf an seiner Schulter an.   Keiner der beiden sagte ein Wort – doch dann rollten Tränen über ihre Wangen. „Verzeih mir… das… das ist alles meine Schuld...“ Dann geschah etwas, das sie nicht erwartet hatte – Shuyar drehte sich ihr zu und schloss sie fest in seine Arme. „Red nicht so einen Quatsch. Es ist nicht deine Schuld! Ohne dich… würden Fircos und Hisaki jetzt nicht mehr leben!“   Die Erleichterung stand in Sakuras Gesicht geschrieben. Erschöpft sah sie zu dem Dunkelelfen, der nun wieder ruhig und gleichmäßig atmete. Fircos hatte ihr erzählt was geschehen war – auch das Faith scheinbar ein Engel war. So betrachtet überraschten sie Faiths heilende Fähigkeiten nicht mehr. Auch sie berichtete den Anwesenden was geschehen war, zumindest das von dem Wenigen, dass sie wusste.   Sie stand auf und ging neben Hisaki erneut in die Knie, strich vorsichtig über sein langes, weißes Haar. Sie war froh so froh das er lebte, das wenigstens einer außer ihr dieses Massaker überlebt hatte. Bei den Gedanken an ihre Elten stiegen erneut die Tränen in ihre Augen doch sie hielt sie zurück. Sie musste jetzt stark werden, stark genug um das zu beschützen was ihr lieb und teuer war – sie konnte es sich nicht mehr erlauben wie eine verwöhnte Göre dauernd zu weinen. Fircos blickte seine Freunde an – sie hatten heute alles verloren. Heim. Familie. Er hoffte nur dass der Elf etwas wusste, was Licht in dieses verwirrende Chaos bringen konnte – doch dazu mussten sie waren bis er erwachen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)