Ära des geeinten Zeitalters von linkbravery ================================================================================ Erinnerung 4 ------------ Und damit war sicher, Oma schlief auch. Ich schlich mich aus dem Haus und auf die Straße. Vorsichtshalber nahm ich einige hundert Meter Abstand, nicht dass meine Geschwister aufwachten. “Reon?” Es rauschte kurz, bis er vor mir landete. Er ließ seine Flügel aufgespannt, damit er gleich wieder los fliegen konnte sobald ich auf seinem Rücken saß. “Meinst du wirklich, dass das eine so gute Idee ist?” “Nö.” Ich drängte mich an das warme Fell, damit ich weniger Luftwiderstand bot. “Aber ich bin guter Dinge. Laut den Informationen, die ich von Onkel Ravio bekommen habe, muss ich mich beeilen. Wenn ich so weiter wachse, passe ich bald nicht mehr durch die Lüftungsschächte.” Reon gab ein seufz-ähnliches Geräusch von sich. “Streng genommen ist das Diebstahl.” “Streng genommen hole ich mir nur mein Eigentum zurück.” Damit gab er Ruhe und legte stattdessen einen Zahn zu. So dauerte es nicht zu lange und wir kreisten über einem großen Gebäude. Ich ging gedanklich die Pläne durch, bis ich auf einen Schacht fast in der Mitte des Daches deutete. “Da muss ich rein.” Tatsächlich warf er mich genau darüber ab. Reon war recht tief geflogen, weshalb ich mich ganz gut abfangen konnte. Hier auf dem Dach gab es recht wenige Sicherheitsvorkehrungen, weshalb ich mich nicht lange daran aufhielt. Das Gitter vor dem Schacht war schnell entfernt und ich drin. Woher ich so genau wusste, wo ich lang musste? Ich hatte den verdammten - nicht öffentlichen - Plan auswendig gelernt. Und ein Kompass ließ sich leicht mit ein bisschen Magie improvisieren. So kroch ich mehrere Minuten durch die Schächte, und stellte eins fest: Die waren noch enger als gedacht. Irgendwann -Zeitgefühl wo bist du… bist du … du - sah ich Licht am Ende des Tunnels. Das Gitter war etwas hartnäckiger, aber schlussendlich konnte ich raus und mich erst einmal strecken. Interessiert sah ich mich um und war irgendwie enttäuscht. Insgeheim hatte ich gehofft, an den Gerüchten aus der Schule sei etwas dran. Es hieß, nachts wird im Museum alles lebendig. Fehlanzeige. Schade. Trotzdem schnell weg hier. Am Eingang zum Nachbarsaal blieb ich stehen und kramte in meinen Taschen. Gefunden. Wenn Onkel Ravio rauskriegt, dass ich ihm das geklaut habe, bin ich so dermaßen geliefert. Ich aktivierte den Störsender und wartete kurz. Da nichts passierte, rollte ich ihn in den Saal. Es passierte immer noch nichts. Unschlüssig stand ich nun da. Wie bemerkte man, ob das Ding funktionierte? Irgendwann beschloss ich, auf mein Glück zu hoffen. Wenn der Sender nen Schaden hatte, würde ich es schon merken. Spätestens, wenn ich von Sicherheitskräften umgeben bin. Vor dem Podest blieb ich Stirn runzelnd stehen. Wo waren die magischen Sicherungen abgeblieben? Irgendwas lief hier gerade nicht, wie es sollte. Vorsichtshalber sandte ich einen Magiepuls aus, aber kein Zauber sprang an. Dafür kam plötzlich eine Welle zurück, dass es mich fast von den Füßen fegte. Verdattert sah ich auf und stellte fest, dass das Master-Schwert pulsierte. Was war denn jetzt kaputt? Jetzt fühlte ich mich doch etwas unwohl. Was, wenn das eine Falle war und ich geradewegs hinein rannte? Und warum bitte fing ich ausgerechnet jetzt an, darüber nachzudenken? So etwas war mir früher oft genug passiert und ich hatte jedes Mal überlebt. So steig ich die handvoll Stufen nach oben. Vor dem Schwert beugte ich mich etwas herunter, bis auf Höhe der Parierstange und sagte das Erste, was mir in den Sinn kam. “Buh!” Das Pulsieren wurde zu einem Leuchten, bis sich über dem Schwert eine mir wohlbekannte Figur abzeichnete. “Gebieter.” Also damit hatte ich nicht gerechnet, weshalb ich mal wieder losplapperte ohne nachzudenken. “Ich hab dir schon tausend Mal gesagt, du sollst mich Link nennen.” Phai starrte mich an. Ich starrte sie an. So ging das einige Augenblicke, bis ihr Verstand als Erstes etwas ausspuckte. “Die Wahrscheinlichkeit…” “Schon gut.” Ich unterbrach sie schnell. “Phai, bitte erzähl mir nichts von Wahrscheinlichkeiten. Mein Kopf brummt so schon zu genüge.” Sie akzeptierte es mit einem leichten Kopf senken. “Ihr benötigt meine Klinge.” “Momentan nicht.” Ich verschränkte die Arme vor der Brust. “Es ist eher ein ungutes Gefühl. Ich meine, ich erinnere mich. Irgendwas werden die Göttinnen sich dabei gedacht haben. Was mich zu der Frage bringt, warum bist du wach?” “Vor etwa 126 Tagen, 10 Stunden und 43 Minuten hat mich ein magischer Impuls geweckt.” Ups. “Das könnte ich gewesen sein. Sorry. Ich wollte nur wissen, ob du es wirklich bist, oder mich diese Replikat - Macher auch schon in die Irre geführt haben.” Ihr fehlende Antwort sagte alles: Sie hatte keinen Dunst, was ich gerade sabbelte. Ich seufzte. “Also, was meinst du? Ich habe zwar momentan keine Goblins zu verprügeln, aber möchtest du nicht trotzdem mitkommen? Dann kann ich dich auch mit den Eigenheiten dieser Ära vertraut machen.” “Es wäre mir eine Ehre.” Nickend überbrückte ich die Distanz, umfasste den Griff und zog. Leicht wie eine Feder fiel das Schwert der Götter in meine Hand… Was soll das? So ne heilige Klinge ist verteufelt schwer! Dazu kam noch das Gewicht der Schwertscheide, welchen plötzlich auf meinem Rücken auftauchte. Memo an mich: Bei Gelegenheit Phai fragen, wie das funktionierte. Zu meinem Glück entschied sie sich, den Rest selbst zu machen, als das Schwert aus meiner Hand flog und seinen Platz fand. Ich meine, ich bin elf. Schon mal in dem Alter versucht, mit einer Klinge für Erwachsene umzugehen? Falls ja: warum habt ihr euch nicht selbst aufgeschlitzt? Bevor ich ging holte ich noch einen Zettel hervor und steckte ihn in den Zeitfelsen. Augenblicklich sah es wieder so aus wie vor ein paar Minuten. Ich hatte das Blatt mit genug Magie vollgepumpt, dass sich die Illusion gut und gerne drei bis vier Tage halten sollte. Als kleiner Zusatz würde nur ein Häufchen Asche zurück bleiben. Auf dem Rückweg sammelte ich noch den Störsender ein und schaltete ihn ab. Vor dem Lüftungsschacht blieb ich stehen. Problem! Welches? Sperriges Master - Schwert in viel zu kleinem Fluchtweg. Ich wusste, dass ich irgendwas vergessen hatte. “Gebieter. Die Wahrschein…” Phai musste meinen Blick gemerkt haben, denn sie verstummte augenblicklich. “Wenn du ne Idee hast, nur raus damit. Aber bitte behalte die Zahlen für dich.” “Ihr tragt Schmuck.” Tat ich? Stimmt. Ich kramte kurz nach meiner Kette und zog sie heraus. “Die habe ich eher aus Jux geholt, als wir vor ein paar Monaten hier waren.” Das Schwertreplikat hing dort unschuldig vor sich hin. “Das reicht.” Was reicht? Phai griff nach dem Anhänger und ließ ihre Magie hinein fließen. “Darf ich fragen, was das wird, wenn es feraah!” Rums! “Autsch.” Ich hatte das Gleichgewicht verloren, als das Gewicht des Schwertes plötzlich wieder verschwand. Der Anhänger meiner Kette pulsierte leicht. Kurz war ich fassungslos, bis ich wieder halbwegs klar denken konnte. “Beschwer dich später nicht bei mir, wenn es dir da drin zu eng wird.” “Jawohl, Gebieter.” Das hatte sie jetzt gebraucht. Während ich das Gitter irgendwie wieder befestigte, kam mir der Gedanke, dass man mir nie etwas nachweisen konnte. Ich hatte ja schließlich kein Ausstellungsstück mit nach draußen genommen. Außer der Sender hatte doch nicht funktioniert. Der Rückweg dauerte gefühlt doppelt so lange. Reon würde so sauer sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)