Ära des geeinten Zeitalters von linkbravery ================================================================================ Erinnerung 9 ------------ “Also langsam reicht es mir.” Zum wiederholten Male an diesem Tag steckte ich mein Schwert zurück und schwang mich auf Eponas Rücken. Ich klopfte ihr auf den Hals und sie setzte sich in Bewegung. Seufzend lehnte ich mich vor und kuschelte mich an ihren Hals. “Das war heute der neunte Stalfos-Krieger. Wo kommen die alle her?” Epona schnaubte nur als Antwort. Ich fand es schade, dass ich sie nicht verstehen konnte. Das war nun mal das Los eines Hylianers. Manchmal wäre ich gerne ein Eichhörnchen… Ein Klappern ließ mich die Augen aufreißen und mich aufsetzen. Sofort blieb Epona stehen und horchte ebenfalls in den Wald hinein. Meine Hand wanderte wieder zum Schwertgriff. Das war jetzt schon der zehnte Stal… häh? Ein Skelett ja, aber das war eher ein Hund. Das Tier ging nicht sofort auf uns los, sondern schien irgendetwas anderes im Visier zu haben. Es bemerkte uns nicht einmal. Es war schon halb an uns vorbei, da reichte es mir. “HEY!” Augenblicklich blieb es stehen und sah uns aus seinen leeren Augen an. Ein Geräusch erklang, welches entfernt an ein Knurren erinnerte. Ich machte mich bereit für den Angriff und wollte gerade von Epona runter… … da drehte sich das Skelett weg und verschwand im Wald. Perplex sah ich dem Tier hinterher. “Also langsam fühle ich mich verarscht.” Epona war bei meinen Worten losgesprintet. Ich fingerte nach der Halterung meines Bogens, um ihn vom Gürtel zu lösen. In Ritterbestzeit konnte ich den Pfeil anlegen. Wir kamen dem seltsamen Wesen immer näher. Kaum hatte ich freie Schussbahn, warf Epona kurz den Kopf zurück und gab mir damit ein Zeichen. Ich richtete mich auf, spannte den Bogen und zielte. Noch fast in dieser Bewegung ließ ich den Pfeil über Eponas Kopf hinweg surren. Kurz hielt ich die Luft an und fingerte schon nach dem nächsten Pfeil. Doch die Sorge war unbegründet. Der Pfeil traf das Skelett genau am Schädel und heftete diesen an den nächsten Baum. Der Rest des Körpers bewegte sich noch ein paar Meter, bevor er in sich zusammen klappte. Epona wurde sofort langsamer, als sie den Jagderfolg sah. Es war unnötig, dass sie ihre Reserven derart verschleuderte. Wir hatten noch nicht einmal die Hälfte des Weges zurück gelegt, da hauchte das untote Etwas den Rest seines Lebens aus. Das war leicht daran zu erkennen, dass sich die Knochen in extrem feinen Staub auflösten. Ich beugte mich weit aus dem Sattel um meinen Pfeil wieder an mich zu nehmen. Erst besah ich mir die Wunde in dem hölzernen Fleisch. Sie sah nicht sonderlich schlimm aus, aber wer konnte das schon so genau sagen? Darum kramte ich nach einem Kristallfläschchen und goss den Inhalt über die Verletzung. Ich hatte ein halbes Vermögen für dieses Baumharz hingeblättert, aber es wirkte wie beschrieben. Die Wunde verschloss sich sofort und ohne Narbe. In der Baumkrone raschelte es leise und angenehm, als ob die Eiche mir etwas sagen wollte. Ich legte meine Hand auf die raue Rinde. “Es tut mir leid.” Das Rauschen der Blätter wurde lauter. Entfernt hörte es sich an wie ein: “Schon gut.” Ich nickte dem stolzen Baum noch einmal zu, bevor ich Epona wieder antrieb. Sie folgte der Richtung, in der das Skelett gerannt war. Währenddessen hatte ich etwas Zeit und besah mir meinen Pfeil. Ein Teil der Spitze war abgeblättert. Das würde ich austauschen müssen. Aber vorerst musste es noch so gehen. Also Pfeil zurück in den Köcher und Bogen wieder unterm Schild befestigen. “Neun Stalfos und ein Hund. Das sind heute schon balle mehr als während des gesamten Zeitenkrieges.” Epona sah mich kurz an, bevor sie sich wieder darauf konzentrierte, ein Weg durch das Gebüsch zu finden. “Ja, ist doch so. Hier muss doch irgendwo ein Nest sein. Abgesehen davon habe ich noch nie gehört, dass auch Tiere Untote sein können.” Dagegen konnte auch Epona nichts mehr einwenden. Der Tag hätte so schön werden können, wenn nicht plötzlich ein Schrei aus unserer sowieso schon angepeilten Richtung zu uns hallen würde. Epona galoppierte sofort los. Erneut kam ein Stalfos-Krieger in Sicht. Ich hielt mich nicht lange an ihm auf, sondern schnitt ihm im vollen Galopp den Schädel ab. Mein Schwert behielt ich gleich in der Hand. Eine gute Idee, denn erneut erklang ein verzweifelter Schrei. Noch zwei Krieger später brachen wir durch die letzte Baumreihe und… “Naryu steh mir bei.” Hier am Rande des Waldes stand ein kleines Dorf, keine zehn Gebäude. Es wirkte mit dem Bachlauf sehr idyllisch. Wenn ein kleiner Makel nicht gewesen wäre. Momentan rannten hier mehr Untote als Lebende herum. Schnell verschaffte ich mir einen Überblick, um festzustellen, wer meine Hilfe am Nötigsten hatte. Dabei fiel mir etwas Seltsames ins Auge. Vor einem der Gebäude stand ein älterer Mann in einer dunklen Kutte. Er war nicht bewaffnet oder dergleichen. Keine zwei Meter vor ihm war ein Skelett-Pferd mit dazugehörigem Reiter. Immer, wenn er näher ans Gebäude wollte, scheute das Tier. So hob er ein Langschwert über den Kopf. Diese Klinge war lang genug, um den Alten aufzuschlitzen. Während dieser Beobachtung hatte ich erneut den Bogen vorgeholt und angelegt. Durch die Bewegung des Kriegers war eine Schwachstelle in seiner Rüstung aufgetaucht. Noch während der erste Pfeil flog, legte ich den Zweiten an. Der erste Pfeil fand sein Ziel - genau unter dem Helm. Er durchtrennte kraftvoll den Nacken des Kriegers und ließ seinen Schädel zur Seite rollen. Der zweite Pfeil spießte den Kopf durch das Sichtfenster hindurch auf und schlug über dem armen Mann an der Türzarge ein. Der dritte Pfeil traf den Schädel des sich gerade umdrehenden Pferdes frontal. Die restlichen Stalfos-Krieger drehten sich wie ein Wesen zu mir um. Hatte ich jetzt den Anführer erwischt, oder wie? Auch die Überlebenden starrten mich teilweise wie eine Erscheinung an. Bis auf den älteren Mann. Der schien zu überlegen, wie er den Helm wieder von seinem Haus lösen sollte. Ein gestandener Feldarbeiter mit einer Sense in der Hand fand als Erster seine Stimme wieder: “Junge! Verschwinde von hier! Die bringen dich um!” Doch ich ging gar nicht darauf ein. Wie denn auch, wenn der erste Krieger auf mich zustürmte? Sofort sprang ich aus dem Sattel, über den Krieger hinweg- dabei seinen Helm mit dem Schwert spaltend. Kaum berührten meine Füße den Boden, wirbelte ich herum und griff den armen Kerl von hinten an. Einer weniger. Blieben noch… eine ganze Menge. Ich löste meinen Schild vom Rücken, um einen Hieb des nächsten Skelettes abzufangen. Sofort lehnte ich mich mit meinem gesamten Gesicht gegen die Attacke. Mein Gegner verlor das Gleichgewicht und fiel dadurch ebenfalls meinem Schwert zum Opfer. “Hey, der kann ja was!” Ich konnte mir ein Grinsen in Richtung der Dorfbewohner nicht verkneifen. Dadurch fassten sie neuen Mut und griffen erneut zu den Waffen. Hoffentlich achteten sie auf sich. Denn so leicht, wie es bei mir eventuell aussah, waren Stalfos-Krieger nicht zu besiegen. Dass sie jetzt von mehreren Seiten aus angegriffen wurden, brachte die Skelette aus dem Konzept und gab mir die Möglichkeit, einige komplett ohne Gegenwehr nieder zu strecken. Bis ich eingekeilt von vier Kriegern zusammen mit einem jungen Mann dastand. Aber nichts, was ein “Duck dich!” mit anschließender Wirbelattacke nicht beheben konnte. Einer stieß mir seinem Kollegen zusammen, also spießte ich gleich Beide auf. Zwei zum Preis von Einem. So langsam lichtete sich das Feld und ich konnte kurz durchatmen und mich nach Epona umsehen. Sie hatte sich etwas vom Getümmel entfernt, sodass sie nicht Gefahr lief, zwischen die Fronten zu geraten. Trotzdem würde sie sofort zu mir galoppiert kommen, wenn ich nach ihr rief. Egal, was und wer sich dann im Weg befand. Erleichtert atmete ich durch, da ich sie in der Vergangenheit schon mehrfach retten musste. “PIA!” Ich fuhr herum und nicht nur ich. Ein etwa vierzehnjähriges Mädchen wollte wohl mithelfen und hatte sich an einem der Krieger die Zähne ausgebissen. Schon rannte ich los. Der Stalfos war nicht nur schwer gepanzert, er schwang auch noch einen riesigen Hammer. Na hoffentlich überlebte ich das… Ich konnte mich gerade noch zwischen beide Parteien werfen und meinen Schild hochreißen. Mein Hylia-Schild war aus gutem Stahl und mit mir schon durch Dick und Dünn gegangen. Aber irgendwann brach auch ein Diamant. Kracks. Der Schmerz traf mich unvermittelt. Schätzungsweise hatte ich mir eine mittelschwere Prellung am Arm zugezogen. Das war aber nicht das einzige Problem. Einige der Bruchstücke trafen mich im Gesicht. Und das war es, was wirklich weh tat. Zudem spürte ich fast sofort, wie Blut aus zahlreichen kleinen und einem großen Schnitt sickerte. Mit Mühe zwang ich mich, wenigstens ein Auge zu öffnen. Der Stalfos hob seine Waffe ein zweites Mal. Ich griff an die Kette an meinem Handgelenk und aktivierte den Zauber. Augenblicklich brachen Flammen in allen möglichen Farben und Formen hervor und verbrannten den untoten Leib vor mir zu Asche. Schwer atmend stützte ich mich am Boden ab. Genau darum benutzte ich die Magie der Feen so selten. Jedes Mal entkräftete es mich, weil ich den Kraftfluss nicht richtig kontrollieren konnte. Mit zitternden Fingern löste ich die Reste des Schildes von meinem Arm. Erst dann wischte ich mir kurz unterm rechten Auge entlang. Blut. Verdammt viel Blut. Im dümmsten Fall hatte ich eine Verletzung am Auge. Doch bevor ich das überprüfen konnte, griff jemand nach meinem Arm und stoppte die Bewegung. Es war der alte Mann. Er fixierte sofort meine rechte Gesichtshälfte, wofür er erst einmal meine strubbeligen Haare zur Seite streichen musste. Das Mädchen, welches ich gerade beschützt hatte, trat vor mich. Sie zog geschockt Luft ein und schlug ihre Hände vors Gesicht zusammen. Mich beschlich das dumme Gefühl, dass ich ein Bild des Grauens abgab. Auch der Arbeiter mit der Sense trat zu mir. “Geht’s dir gut, Junge?” Ich wollte nicken, da machte mich ein stechender Schmerz auf die Handlung des Alten aufmerksam. Also musste ich hoffen, dass meine Stimme nicht zusammenbrach. “Ich werde es überleben.” “Remus?” Dabei sah er an mir vorbei. Ich folgte dem Blick bis zum Alten. Er hantierte immer noch an meiner Verletzung herum. Auf einem Tuch hatte er mehrere Metallsplitter gesammelt und es kamen immer wieder welche hinzu. Kurz sah er auf, um resignierend den Kopf zu schütteln. Schon machte er weiter. Aufgebend schloss ich auch mein linkes Auge. Ich hatte bestimmt nicht so viel Glück, dass mein rechtes Augenlicht erhalten blieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)