Ära des geeinten Zeitalters von linkbravery ================================================================================ Kapitel 64 ---------- “Hat einer von euch eine Ahnung, wer das da ist?” Dabei deutete ich grob in Richtung des Trainingsplatzes. “Gerodu.” Ich rollte genervt mit den Augen. “Danke, Scath, das ist mir durchaus bewusst. Ich rede von dem Anderen.” Ein kollektives Schulterzucken ging durch unsere Reihe. “Ich glaube, dass ist unser Direktor.” Womit bewiesen wäre, dass Finn kommunikationsfreudiger war, als Andere seines Volkes. Schon sahen wir alle wieder auf die Erwachsenen, die sich offensichtlich wegen irgendwas stritten. Wir sahen uns an. Aber keiner schien eine Ahnung zu haben, was da los war. “Schlage vor, wir rennen schon einmal unsere Runden.” Allgemeines Nicken. Also los. Während wir unsere Aufwärmübungen absolvierten, schaute ich immer wieder zu den Streitenden. Allerdings waren sie zu leise, als dass man etwas verstehen konnte. Wer fertig wurde, setzte sich in gebührenden Abstand zu Ganon und hielt die Klappe. Ich selbst war mal relativ spät dran. Hatte mich verzählt… Nun, ich war trotzdem nicht der Letzte. Geschlossen sahen wir weiterhin auf die Älteren. Selbst als Theska schon wartend bei uns saß, regte sich Ganon nicht in unsere Richtung. Ich würde sitzen bleiben und mich ruhig verhalten. Ganze zwölf Sekunden hielt dieses Vorhaben stand. Dann fiel ein kleiner Stein in mein Sichtfeld. Ich langte danach. Er war keine zwei Zentimeter groß und weiß. Meine Augen wanderten zwischen den Erwachsenen und dem Stein in meiner Hand hin und her. “Woran denkst du gerade?” “Nichts.” Was ausnahmsweise die Wahrheit war. Alles war besser, als störrische Langeweile. Ich holte aus. Der Stein flog zwischen Ganondorf und dem Direktor durch. Unser Lehrer drehte sich sofort zu uns. Erst sah er über die gesamte Klasse, bevor er mich fixierte. Ich zuckte mit den Schultern und sah ihn auffordernd an. Daraufhin runzelte er die Stirn und kramte in seinen Taschen, bis er eine Uhr zu Tage förderte. “Verdammt noch eins!” Endlich kam er zu uns. “Wie lange wartet ihr schon?” “Theska ist seit Minuten fertig mit ihren Runden.” Ich sah Ganon mit schief gelegten Kopf an. “Was machen wir heute?” Er wollte gerade den Mund aufmachen, als er schon unterbrochen wurde. “Wir sind noch nicht fertig!” “Doch! Sind wir!” Knurrend drehte Ganondorf sich wieder zum Direktor um. “Ich war vor ein paar Jahren auch noch Schüler. Höchstens eine Hand voll der hier Anwesenden wird im Sommer auch nur einen Finger rühren. Um die mache ich mir auch keine Sorgen. Aber der Rest wird im nächsten Schuljahr wieder von vorne anfangen können, einfach weil sie zu faul sind!” “Sollen sie doch!” Hatte der gerade wirklich gesagt, dass ihm die Leistung unserer und anderer Klassen egal war? Ich beugte mich an Aslam vorbei, sodass ich praktisch auf seinem Schoß lag, um Finn ansprechen zu können. “Sicher, dass ausgerechnet Der unser Direktor ist?” “Ja?” Es klang eher wie eine Frage. “Was erlaubst du dir, junge Dame?” Klack. Nicht nur mein Kiefer hatte sich hörbar geschlossen. “Nur, weil du das einzigste Mädchen in der Klasse bist, brauchst du nicht auf andere herab zu sehen.” Mittlerweile starrte ich ihn an. Da ich meiner Stimme gerade nicht traute, deutete ich auf mich und legte einen fragenden Gesichtsausdruck auf. “Natürlich du. Oder siehst du noch ein Mädchen hier?” Gelinde gesagt fühlte ich mich verarscht. “Ja, drei. Und das sind auch Mädchen.” “Wie jetzt?” Ganondorf stand am Rand und ließ mich machen. Täuschte ich mich, oder grinste er? Ich packte es endlich mal - zu Aslams Erleichterung - mich aufzurichten und den immer noch Namenslosen anzustarren. “Warum werde ich andauernd für ein Mädchen gehalten? Und wie schaffen Sie es Miriam, Zelda und Theska zu übersehen?” Zu meiner Belustigung meldeten sich die Drei auch noch. “Wie heißt du Junge?” Meine übliche Antwort: Ich verschränkte die Arme vor der Brust, kniff die Augen zusammen und hielt ausnahmsweise mal die Klappe. Damit traf ich voll einen Nerv, denn er drehte sich wieder zu Ganondorf um und verlangte zu wissen: “Wer ist er?” Ganon hob abwährend die Hände. “Datenschutz.” Drei Sekunden Ruhe und die ganze Klasse grölte los. Direktor ohne Namen starrte ihn an. “Was erlaubst du…” “Ach, halts Maul.” Ganon wurde ausfallend? Verdammt, es wurde ernst! “Was denn, hat es dir die Sprache verschlagen, nur weil ich deine eigenen Worte gegen dich verwende?” Mund auf, Mund zu. Fischimitator. “Wenn du nichts weiter zu melden hast, schwirr ab und lass mich meinen Unterricht machen.” Ich drehte mich wieder zu Aslam, der langsam betete nie wieder neben mir zu sitzen. “Sag mal, seh ich wirklich aus, wie ein Mädchen?” “Du bist schwer.” Na das war doch mal eine Antwort. Aber ich bestritt es nicht, da Aslam wirklich nicht der Kräftigste war. Ganon hatte währenddessen wieder mal sein Büchlein heraus gekramt und blätterte darin herum, wobei er murmelte: “Plan für heute. Plan für heute.” Scath begegnete meinem Blick und grinste. Er hatte das auch gehört und fand es lustiger als ich. “Link Bravery!” Ich drehte mich wieder zum Direktor, dabei Ganons genervten Gesichtsausdruck registrierend. “Tach.” “Ich hätte wissen müssen, dass du noch Probleme bereitest.” Ich hingegen blinzelte verwirrt. “Eigentlich bin ich mir sicher, ausnahmsweise mal nicht Schuld zu sein.” Abgesehen davon hatte ich keinen Dunst, was los war. “Deine alte Schulakte…” Ich unterbrach ihn. “Das Ding haben sie gelesen? Ist ihnen langweilig? Die wiegt doch bestimmt mehrere Kilo.” Dass mich einige verstört anstarrten, nahm ich einfach hin. Scath währenddessen versuchte, einen ausgewachsenen Lachkrampf zu unterdrücken. Auch der Direktor wirkte leicht neben sich stehend. “Du weißt um den Stand deiner Akte?” “Natürlich.” Ich zuckte mit den Schultern. “Mein alter Direx hat Strichliste geführt, wann ich wie oft bei ihm war.” Mein momentaner Direktor drehte sich wieder zu unserem Lehrer. “Ist der Junge in deinem Unterricht auch so aufmüpfig?” Ganon sah erst ihn verwirrt an, dann mich und wieder ihn, bis er den Kopf schüttelte. “Nicht einmal ansatzweise.” “Wie jetzt?” Des Direx Aufmerksamkeit lag wieder auf mir. Ich zuckte nur mit den Schultern. “Vielleicht hätten Sie sich nicht nur auf die Tatsache versteifen sollen, dass ich mich auf Teufel komm raus nicht mit dem Leiter des Schwert-Kurses verstanden habe. Ich hatte gute Gründe, ihm mehrmals die Woche die Meinung zu geigen.” “Einem Lehrer sollte man Respekt zeigen.” “Der Kerl war ne Witzfigur.” “Das reicht!” Ganondorf schritt ein. “Marek, in dein Büro! Keine Widerrede, oder ich lass mich auf dein Kindergartenniveau herunter und häng dich wieder ein Mal an deiner Unterhose an den Fahnenmast!” Die Geschichte dahinter würde mich echt interessieren, aber der Direktor zog den Schwanz ein und rannte förmlich zurück in die Schule. “Und ihr wiederholt die Techniken, die wir dieses Jahr durchgenommen haben. Ich habe keine Lust, jetzt noch etwas Neues anzufangen.” Also hoch… “Link! Herkommen!” … War klar. Während sich meine Klasse aufstellte, um das Angewiesene durchzuführen, war ich auf dem Weg nach vorne. Wirklich Bammel hatte ich vor der Konfrontation nicht. Ganondorf wirkte leicht gereizt, als ich bei ihm ankam. “Eine Erklärung!” Also gut. “Der Name des eben genannten Lehrers war Nire. Er hatte sehr festgefahrene Ansichten über den Schwertkampf und ist jedes Mal durch die Decke gegangen, wenn ein Schüler anderer Meinung war. Gab jedes Mal einen riesen Trabbel und nen Besuch beim Direx. Ist doch kein Wunder, dass ich meine Klappe nicht halten konnte.” Ganon hob nur eine Augenbraue. Und ich zuckte mit den Schultern. “Dem Direktor ging das schon nach ein paar Wochen auf die Nerven. Hat Nire einige zusätzliche Seminare zur Konfliktbewältigung und mir etliche Verweise eingebracht. Der letzte dauerte fast einen Monat.” “Warum so lange?” “Nire ist ausfallend geworden und das habe ich nicht auf mir sitzen lassen. Doof, dass es im Direktorat war.” Für das nächste senkte ich lieber den Kopf. “Na ja. Eine meiner eher netteren Ausdrücke war ´fachliches und pädagogisches Rindvieh´, sodass dem Direx der Kragen geplatzt ist.” “Du nimmst kein Blatt vor den Mund, hm?” Ich riss die Augen auf. Genau den gleichen Wortlaut hatte er schon mal verwendet. Schluckend hob ich den Kopf, bevor ich diesen schüttelte. Ganondorf musterte mich, ohne jede Abneigung in den Augen. “Ich nehme es mal als positiven Aspekt, dass du dich in meinem Unterricht weitestgehend benimmst.” Ich konnte nicht anders, ich blies die Wangen auf. Das brachte ihn wirklich zum Grinsen. “Komm mir nicht so. Ein Musterschüler bist du nicht.” “Hab ich auch nie behauptet.” Ich sah ihn weiterhin an. “Frag.” “Worum ging es bei dem Streit?” Kurz wirkte er verwirrt, bevor er seufzte. “Es ging wie schon erwähnt, um die langen Sommerferien. Ich habe nur versucht ein zweiwöchiges Trainingslager zu organisieren.” “Wann und wo soll ich stehen?” Tatsächlich brachte ihn das zum Lachen. “Danke.” “Gerne. Also?” Doch Ganon schüttelte den Kopf. “Leider nie. Es ist nicht tragbar, dass nur ein Lehrer auf euch Chaoten achtet.” Mist. Obwohl… “Fragen Sie doch mal Frau Lonley. Sie ist unsere Klassenlehrerin und kennt uns daher schon.” “Meinst du?” “Fragen kostet nichts.” Ich zuckte mit den Schultern. Ganondorf schien es sich durch den Kopf gehen zu lassen. “Ich schau mal.” Zufrieden nickte ich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)