Ära des geeinten Zeitalters von linkbravery ================================================================================ Kapitel 68 ---------- Auf dem Rücken liegend, ließ ich den Kopf vom Dachrand hängen. Es war ein richtig toller Ausblick von hier oben. Oma würde sich aufregen, wenn sie mich so sehen würde. Da sie aber gegenwärtig zwei Etagen unter mir saß, war ich davor recht sicher. “Renk dir den Hals nicht aus.” Kurz hob ich den Kopf, um zu Finn sehen zu können, bevor ich ihn wieder fallen ließ. “Keine Lust.” Hey! Ein lachender Shiekah! Der letzte Beweis, dass nicht alle eines Volkes gleich waren. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich setzte. "Belauscht du wieder die Erwachsenen?” “Nein. Dafür reden sie zu sehr durcheinander.” “Ich finde es erstaunlich, dass du überhaupt etwas hörst.” Nur kurz sah ich ihn an. “Glaub mir, es hat nicht nur Vorteile. In der Stadt ist ein gutes Gehör Folter pur.” “Glaub ich dir.” Vor mich hin grinsend, sah ich mich weiter in der Gegend um. “RUHE!” Vor Schreck stieß ich mir den Kopf. Parallel griff ich nach Finn, um ihn am Fallen zu hindern. Während ich mir noch den schmerzenden Schädel hielt, ließ sich Zelda auf meiner anderen Seite nieder. “Was hat Herr Gerodu denn so wütend gemacht?” “Erwachsene, die die Klappe nicht halten können und quer durcheinander quasseln.” Vor mich hin grummelnd setzte ich mich auf, um besser an die schmerzende Stelle zu kommen. “Das gibt ne Beule.” In den darauf folgenden Sekunden kam von unten tatsächlich Stille entgegen. Doch schon kurz darauf hörte ich Zeldas Vater: “Was erlauben Sie…” “Schnauze!” Ich schloss mich Ganons Meinung an. “Da sind ja selbst eure Kinder besser erzogen! Die lassen uns wenigstens ausreden und quatschen dann auch nicht alle mit einmal.” Seufzend beschloss ich, dass es keinen Sinn hatte, mich noch einmal hin zu legen. Also drehte ich mich um und ließ meine Beine vom Rand baumeln. Auch Scath hatte sich bei uns nieder gelassen, um etwas mit zu kriegen. “Herr Gerodu! Mäßigen Sie sich!” Das war Lonley. “Sofort, wenn die Herrschaften hier sich benehmen!” “Ich lass mir doch von einem Jungspund nichts sagen!” Die Stimme kannte ich nicht, aber sie klang Riko sehr ähnlich. Da es unten wieder lauter wurde, drehte ich mich zu unserer anwesenden Gerodu. “Sag mal Nani, wie alt ist dein Onkel überhaupt?” Sie sah mich mehr als nur verwirrt an. “Warum?” “Weil irgendjemand ihn gerade als Jungspund bezeichnet hat.” Nani verdrehte die Augen. “Er ist 23. Ihr seit praktisch die erste Klasse, die er unterrichtet.” “Dafür macht er es aber recht gut.” Wir sahen geschlossen zu Kentin. “Was denn?” Er zuckte mit den Schultern. “Wir haben mindestens gelernt die Zähne zusammen zu beißen. Neben der Tatsache, dass jeder Stiel die Chance hat, gegen andere zu gewinnen.” Wo er Recht hat… Ganon verurteilte absolut niemanden aufgrund seiner Technik. Stattdessen rastete er immer noch regelmäßig wegen der Faulheit einiger Schüler aus. Unten wurde es wieder ruhiger, bis ich plötzlich Omas Stimme hörte. “Na, geht doch.” “Frau Bravery?” Also, wenn ich das Quietschen herausfilterte, könnte es abermals unsere Klassenlehrerin sein. “Was…” “Reg dich nicht auf Mädchen.” Ob sich irgendjemand da unten bewusst war, dass Oma sauer war? “Und der Rest von euch gibt Ruhe. Ansonsten behandele ich euch so, wie ihr es verdient.” Zahon gab auch noch seinen Senf dazu. “Ich kenne einen guten Lieferanten für Kleinkinderspielzeug.” Die anderen Erwachsenen regten sich abermals auf, wohingegen meine Geschwister anfingen zu grölen. Ich hingegen drehte mich grinsend zu Miriam und erzählte ihr, was ihr Vater angestellt hatte. Ihr war es offensichtlich sehr peinlich, während der Rest es ebenfalls sehr lustig fand. Wobei mich interessierte, was Oma getan hatte, um die Meute ruhig zu bekommen. Und sie tat es wohl wieder. “Frau Bravery! Bitte unterlassen Sie…” “Mädchen sei ruhig. Es merkt doch jeder, dass du keine Kontrolle über diese Leute hier hast.” Da sagte Oma was wahres. Uns Schüler bekam sie meistens ruhig - wenn ich mich nicht gerade über irgendeine historische Theorie lustig machte - aber Eltern ließen sich bekanntlich nichts sagen. Ein Klatschen erklang von unten und kurz darauf erneut Omas Stimme. “Worum ging es eigentlich, bevor sich alle wie Kleinkinder benommen haben?” Bevor sich erneut jemand aufregen konnte, antwortete Zahon: “Ich glaube, Herr Gerodu hatte das Wort.” “Also bitte.” Oma hatte die Führung an sich genommen. “Und ihr benehmt euch zur Abwechslung mal wie Erwachsene und quatscht nicht alle durcheinander! Kapiert?” Sie war immer lauter geworden. “Also bitte. Sie können.” “Vielen herzlichen Dank.” Ganon klang nicht gehässig oder dergleichen, sondern wirklich dankbar. “Noch mal von vorne. Ja, ich wollte mit den Schülern ein Trainingslager machen. Und ja, sie wissen auch davon.” “Ach papperlapapp!” Ich tippte immer noch auf Rikos Vater. “Mein Sohn hätte mir davon erzählt! Er freut sich jedes Jahr auf das Familientreffen.” “Sicher doch.” Ganondorfs trockener Ton triefte nur so vor Sarkasmus. “Fragen wir die Schüler doch einfach.” Wieder Oma. “Es müssten doch alle Mitglieder der Klasse hier sein, dann ist das doch kein Problem. Link komm mal her.” Blinzelnd sah ich zu Scath, der nur mit den schultern zucken konnte. Seufzend stand ich auf. “Finn, rutsch mal zur Seite.” Er tat, was ich sagte. Noch einmal besah ich mir die Wand des Gebäudes. Erst als ich sicher war und angestarrt wurde, drehte ich mich vom Abgrund weg. Und ließ mich rückwärts fallen. In der Luft drehte ich mich, damit ich einen der Vorsprünge erwischte und mich mit den Beinen abfederte. Autsch. Kurz sah ich zur Seite. Keinen halben Meter neben mir begannen die Fenster. Ich brauchte nur kurz nachzufassen, bin ich vor dem Fenster hing, wo Zahon mich schon belustigt ansah. “Was gibt es, Oma?” Geschockt drehten sich mehrere dutzend Köpfe zu mir. “Als Erstes kommst du mal bitte rein.” Nickend schwang ich mich durch das offene Fenster und ließ mich auf dem Rahmen nieder. “Also?” Oma schien recht belustigt, aufgrund der geschockten Gesichter der Anderen. “Was weißt du über den Plan eines Trainingslagers?” “Leider nicht alles.” Ich lehnte mich leicht vor. “Aber ich habe Herrn Gerodu gesagt, er soll doch für eine zweite Aufsichtsperson mal Frau Lonley fragen.” “Und weiter?” “Nichts weiter.” Ich zuckte mit den Schultern. “Sie hat uns bei der nächsten Gelegenheit darauf angesprochen. Es hatte niemand etwas dagegen.” “Ja, haben sie.” Lonley fixierte mich. “Nachdem du dafür argumentiert hast.” “Von wegen. Ich erwähnte nur, dass es Herrn Gerodu nicht interessieren würde, wenn jemand über die Ferien abbaut. Danach waren alle recht positiv auf diese Idee zu sprechen.” Lonleys zustimmendes Nicken bemerkten genug Eltern um beruhigt zu sein. Dafür beobachtete mich Ganon schon die ganze Zeit. Und er machte kein Geheimnis daraus. Ich begegnete seinem Blick offen und legte dabei den Kopf schief. Er atmete mit geschlossenen Augen tief durch, bevor er mich wieder ansah und den Mund öffnete. “Wo kommst du eigentlich auf einmal her?” “Vom Dach.” Das ´dumme Frage´ verkniff ich mir lieber. Frau Xia starrte mich geschockt an. “Aber da oben ist abgeschlossen!” Ich schnaubte nur. Ganon hingegen grinste meine Magie-Lehrerin an. “Also als abgeschlossen kann man das nicht bezeichnen.” Ich nickte nur. “So schnell habe ich selten ein mir unbekanntes Schloss geöffnet.” Einer der Erwachsenen, dessen Ähnlichkeit mit Riko unbestreitbar war - außerdem saß er auf dessen Platz - schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. “Ich kann das nicht hinnehmen, dass die Ferienplanung einfach über unsere Köpfe hinweg entschieden wird!” Bevor das Chaos wieder ausbrechen konnte, wandte sich Oma wieder zu mir. “Wer ist gerade alles auf dem Dach?” Blinzelnd sah ich nach vorne. Was wollte sie denn damit? “Bis auf unsere Familie? Zel, Finn Aslam und Kentin. Remus noch.” Meine Augen wanderten zu Ganondorf. “Ach und Nani.” “Warum wundert mich das jetzt nicht?” Er lehnte sich zurück und erwartete nicht einmal eine Antwort. “Hol sie mal runter. Und der Rest holt auch seinen Nachwuchs her, damit wir das klären können.” Was Oma sagt, wird gemacht. Also lehnte ich mich zurück, um nach oben sehen zu können. Ann hatte sich über die Dachkante gebeugt, sodass sie zu mir sehen konnte. Sie nickte und zeigte mir einen erhobenen Daumen. Dann verschwand ihr Gesicht. Sie hatte also gehört, was los war. Also machte sich die Truppe auf den Weg. Einige der Erwachsenen - nach Aussehen und Sitzplatz die Eltern der eben genannten - starrten mich an. Der Rest hantierte an Handys rum. Ganon beugte sich währenddessen zu meiner Oma. “Sagen Sie gar nichts, dass ihr Enkel einfach vom Dach gesprungen ist?” “Nein, warum denn?” Oma schien verwirrt. "Bei Scath würde ich mir noch Sorgen machen, aber bei Link doch nicht.” Es war ja auch kein Anderer so dämlich. Wer sprang schon freiwillig von einem mehrstöckigen Gebäude? Während die Eltern also alle mehr oder weniger beschäftigt waren, besah ich mir die Tafel genauer. Mehrere rot ausgemalte Herzen in unterschiedlichen Größen prangten dort. Das erklärte, wie Oma die Meute ruhig gekriegt hatte - kindisches Verhalten mit kindischem Verhalten bekämpfen. Ich erahnte die Schritte eher, als dass ich sie durch den anhaltenden Lärm wirklich hörte. Aber es reichte, dass ich nicht erschrocken zusammen zuckte, als die Tür lautstark aufgerissen wurde. Es war auf einmal wunderbar ruhig im Klassenzimmer, Aber leider nicht lange, denn schon kam Zelda hereingestürmt. Noch von ihrem Platz dort vorne brüllte sie mich an. “Sag mal, tickst du noch ganz richtig?” “Nein, ich weiß nicht, wo meine Uhr ist.” Nicht, dass mich das interessierte. Ich hatte sie ernsthaft sprachlos gekriegt. Erst dann tauchte der Rest der bunt zusammen gewürfelten Truppe auf. Ein Mann - dem Sitzplatz nach Aslams Vater - fixierte den Halbzora. “Du warst auf dem extra abgesperrten Dach?” Aslam zuckte zusammen. Aus dem Augenwinkel funkelte er mich wütend an. Dann erst drehte er sich zu dem Sprecher und nickte. Ich war raus. Es war nicht meine Idee gewesen, ihn dazu zu holen. Dass ich kurz vorher davon berichtet hatte, war mir schon wieder entfallen. Nicht nur zu meiner Verblüffung ließ sich Aslams Vater kopfschüttelnd im Stuhl nach unten rutschen. “Und ich habe mir schon Sorgen gemacht, weil du nie über die Stränge schlägst.” Ein Mann von vielleicht dreißig musterte jeden Einzelnen, bevor er wieder auf seinen Blätterstapel starrte und den Stift ansetzte. Ich musste schlucken. Der Kerl hatte eine Karte am Hemd befestigt mit einem amtlichen Logo. Er war ein Sozialarbeiter. Und wo er saß… Das hieß, Remus war Waise. Wahrscheinlich auch zu unserer Ersten Begegnung. Oh je. Zwischenzeitlich war Zelda auf mich zu getreten. “Komm mal runter.” “Nö.” Sie wollte mir wahrscheinlich eine reinhauen. Kein Bedarf. Lachend klopfte Miri ihr auf die Schulter. “Lass den Sturkopf. Augen rollend ging Zelda wieder nach vorne, um sich auf ihren Tisch zu setzen - zum Missmut ihres Vaters. Scath schwang sich neben mir auf den Fensterrahmen. Er stieß mich an und nickte - kaum dass ich zu ihm sah - in Richtung Amtsträger. Ich verzog nur das Gesicht. Nani hatte irgendwie ihrem Onkel den Stuhl abspenstig gemacht und teilte sich diesen mit Ann. Ganon schien recht belustigt darüber, während einige andere Lehrer nur entgeistert zusehen konnten. Nach und nach trudelte der Rest unserer Klasse ein. Theska setzte sich einfach auf meinen unbenutzten Stuhl. So sichte sich jeder seinen Platz, größtenteils auf dem Boden. Verdammt sei der kleine Raum! Selbst der Lehrertisch musste als Sitzplatz herhalten. Tatsächlich ging das recht ruhig von statten. Die meisten Schüler hatten einen zu großen Respekt vor Ganon. Und das schien die Erwachsenen zu wundern. Drei Ansätze brauchte Frau Lonley, nur um fest zu stellen, dass sie keinen Ton heraus brachte. Also erhob Ganon die Stimme. “Warum hat keiner von euch euren Erwachsenen von den Sommerplänen erzählt?” Lüge! Mindestens Oma uns Zahon wussten Bescheid. Miris Dad grinste vergnügt, also hatte er es bewusst verschwiegen. Unsere Klasse hingegen tauschte Blicke und Schulterzucken. Dachte jeder, nur er hätte nichts erzählt? Theskas Mutter besah sich nur kurz meine Sitznachbarin, schüttelte den Kopf und drehte sich wieder nach vorne. “Wie genau haben Sie sich das vorgestellt?” “Trainingslager. Für zwei Wochen. Für weitere Vorschläge bin ich gerne offen.” Ne, oder? Keine Planung? Aber Zahon hatte schon eine Antwort darauf. “Ich wüsste schon was. Aber das klären wir später.” “Paps?” “Nein.” Er verdrehte die Augen. “Ich bin sicher, ihr würdet es lieben, zu zelten.” Zustimmendes Gemurmel. “Aber…” Oma würgte Rikos Vater sofort wieder ab. “Also eine demokratische Abstimmung. “Wer von den Eltern ist erst einmal grob für die Idee?” Und selbst hob sie gleich die Hand. Es folgten weitere. “Wer strikt dagegen?” Sechs Hände hoben sich. Darunter Zeldas und Rikos Väter, sowie Remus Vormund. “Jetzt die Schüler. Dafür?” Ich sah nicht, wer sich nicht meldete. “Dagegen?” Niemand ergriff Partei. “RIKO!” Der Angebrüllte zuckte zusammen. “Ja?” “Warum hast du dich nicht gewährst?” “Weil ich der Einzige gewesen wäre.” Eindeutig verschwieg er die Wahrheit. “Du gehst nicht!” Ilyas sah kurz zu seiner Mutter, bevor er seinen Senf dazu gab. “Dann entführen wir ihn.” Die Truppe der Beiden schlug einander ein. “Nein!” Warum hielten sich die andern Eltern eigentlich raus? Und hatte Ganondorf einen Roman in der Hand? Aus dem Augenwinkel bemerkte ich einen Blick auf mir liegen. Es war Riko, der einen Ausdruck irgendwo zwischen fragend und hilfesuchend aufgesetzt hatte. Also zauberte ich seinen Vater stumm. Und fing mir damit einen drittklassigen Todesblick von Frau Xia ein. Ich lächelte nur. Und Oma riss wieder das Ruder an sich. Scath und ich wechselten einen gequälten Blick. Der Tag konnte noch lang werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)