Ära des geeinten Zeitalters von linkbravery ================================================================================ Erinnerung 18 ------------- Erinnerung 18 Das laute Knurren des Alphas ließ mich und auch meinen Bruder zusammen zucken. Da hatten wir es wohl etwas übertrieben. “Himmelsauge! Blutträne! Hört auf mit dem Blödsinn! Ihr bringt nur euch und die anderen Welpen in Gefahr!” Da saßen wir nun nebeneinander, Köpfe und Ohren hängend. “Wir sind Wölfe, keine Katzen! Hört auf, auf Bäume zu klettern!” Ich öffnete das Maul, schloss es aber gleich wieder. Alles, was ich von mir geben würde, wäre nur gut um uns weiter in die Bredouille zu bringen. Blutträne warf mir daraufhin einen dankbaren Seitenblick zu. “Habt ihr mich verstanden?” “Ja, Alpha Regenbogen.” “Oh Fenris steh mir bei. Die Zwei sorgen noch dafür, dass ich vorzeitig in die ewigen Jagdgründe eingehe.” Während Blutträne wieder aufsah, zuckte ich nur erschrocken zusammen. Das wollte ich wirklich nicht. “Regenbogen, lass den Welpen doch ihr Spiel.” “Aber Erdschweif!” Er war richtig entrüstet. “Sie könnten sich verletzen!” Erdschweif stieß ihren Alpha an. “Dafür bist du ja hier.” “Ich habe doch auch nur zwei Augen! Da kann ich doch nicht auf fünf Welpen achten.” “Sei froh, dass es nur fünf sind.” Damit ließ sie ihren Partner stehen und verschwand wieder in der Wohnhöhle. Zwei andere Wölfe amüsierten sich im Stillen köstlich über ihren Alpha, was Regenbogen abermals zum Knurren brachte. “Heute habt ihr es wohl alle auf mich abgesehen!” Nicht mal seine eigenen Welpen wagten es, darauf eine Antwort zu geben. Doch Regenbogen gab es auf uns zu maßregeln, zumindest nachdem er jeden von uns noch einmal angestarrt hatte. Kaum war der Alpha außer Sichtweite, spürte ich einen Schlag im Rücken. Dabei blieb es nicht. So kabbelten wir fünf uns schon wieder und rollten als Knäuel über den Rasen. Die Standpauke von eben war schon wieder vergessen. Von irgendwo erklang der leidende Ton des Alphas. Da ich aber gerade keine Ahnung hatte, wo oben und unten war, versuchte ich nicht einmal aufzusehen. Kein Wunder, dass Oma nicht wollte, dass wir als ganze Meute ins Haus kamen. Vor allem den Welpen zu erklären, warum an Möbeln nicht gekaut werden darf, ist… schwierig. Also hielten wir uns im Wald auf und Oma wusste, wo sie uns fand. So grob. Zum Glück hatte sich das Rudel weit genug mit den Zweibeinern arrangiert, dass es keine weiteren Probleme gab. Ein Zwicken im Schweif ließ mich herum fahren und dem frechen Mädchen hinterher jagen. Und so rannten wir alle zwischen den Bäumen entlang. Schon war Regenbogen fast wieder am Verzweifeln. Der Vorteil ein Heranwachsender zu sein war, man passte auch durch Büsche durch, bei denen ein erwachsener Wolf fast stecken blieb. So waren wir wenigstens kurz unseren Aufpasser los. Während Blutträne also einem Grashüpfer hinterher jagte und ich der frechen Dame hier eine Lektion erteilte waren die anderen Zwei irgendwie verschwunden. Ich sah mich kurz um, bevor mir schon wieder etwas in den Rücken krachte. “Tschuldige Himmelsauge.” “Will ich wissen, was das sollte, Blutträne?” “Der Hüpfer hat…” Schon schaltete ich auf Durchzug. Spielende Kinder - Wolf, Hylianer, Zora, Gorone - waren alles, aber nicht zurechnungsfähig. Oh schitt! “Wo sind…” da rannte ich schon los, die anderen Welpen suchend. Wenn denen etwas passiert, dreht mir Erdpfote den Hals um! Gut, vielleicht nur im übertragenen Sinne, aber trotzdem konnte ich darauf verzichten. Ohne es zu bemerken verfiel ich wieder in meinen Beschützermodus. Verdammter Heldenkomplex! Nur Sekunden später stolperte ich über die zwei Vermissten - wortwörtlich. “Himmelsauge. Was ist los?” Ich atmete erleichtert durch und strich mir mit der Pfote über die Augen. “Alles in Ordnung. Ich habe nur etwas überreagiert.” Man bedenke das ´etwas´. Allerdings erklärte das nicht, woher mein verdammt mieses Gefühl kam. “Fenris noch mal. Himmelsauge.” Auch der Rest der Welpen trudelte gerade ein. “Was ist in dich gefahren?” “Nur ein schlechtes Gefühl.” Was sehr untertrieben war. “Was meinst du damit?” “Ich bin mir nicht sicher.” Drei Welpen und mein eigener Bruder sahen mich an, als ob sie überlegten, ob ich gefährlich war. Darauf ging ich gar nicht ein. Stattdessen versuchte ich mich zu beruhigen. Leider wurde mein mieses Gefühl dadurch nicht besser. Im Gegenteil. Das Rascheln in einem der Bäume ließ mich herum fahren. Es war ein Eichhörnchen. Mir zitterten die Beine wie Espenlaub. Irgendetwas war los. “Himmelsauge?” “Wir sollten zum Rudel zurück.” “Warum?” “Macht einfach!” Mir war bewusst, dass ich gerade aggressiv gegenüber Kindern war, aber ich hatte gerade andere Probleme. Das Knacksen eines Zweiges ließ mich kurz erstarren und nur Augenblicke später erneut herum fahren. Dabei stellte ich mich instinktiv vor die Anderen. Im Nachhinein war mir bewusst, dass ich im Notfall mit meinem kindlichen Körper nichts ausrichten konnte. Aber Nachdenken war in Extremsituationen noch nie meine Stärke. Da handelte ich einfach. Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Allerdings wagte ich nicht, auch nur einen Ton von mir zu geben. Es knackste erneut. Der Kopf eines Hirsches tauchte zwischen den Bäumen auf. Erst wollte ich erleichtert sein, doch dann zuckte ich zusammen. Das Tier hatte mehrere blutige Verletzungen am noch wachsenden Geweih. Und sein Blick war… also bei einem Zweibeiner würde ich ´total irre´ sagen. “Blutträne?” Dabei ging ich langsam rückwärts. “Weg hier. Und zwar langsam.” Tatsächlich hörte er auf mich. So schlichen wir Schritt für Schritt rückwärts, immer in der Hoffnung, dass der Verletzte uns nicht bemerkte. Parallel begann ich zu beten. Dabei war ich großzügig, von Farore und Fenris bis zum fliegenden Spagettimonster war alles dabei. Allerdings hatte irgendjemand da Oben wohl spontan beschlossen, mich nicht zu mögen. Der Hirsch drehte plötzlich den Kopf zu uns und starrte uns mit blutunterlaufenen Augen an. Ich verspürte wenig Verlangen, in meinem jetzigen Zustand gegen das Tier anzutreten. “Wölfe?” Ich vermied gerade so ein Zusammenzucken. Der klang verrückter als es Ghirahim je tat. “Ihr…” Er schlug unsere Richtung ein. “Ihr seit Schuld.” “WEG HIER!” Und ich rannte selbst. Intelligenterweise trennten wir uns und rannten in zwei Gruppen um die dicke Buche. Kaum stießen wir wieder zusammen, rumpelte es. Der Hirsch war gegen den Stamm gerannt. “Los! Hoch!” Einen Augenblick später half ich meinem Bruder, die untersten Äste zu erreichen. Zwei der Welpen gab ich ihm hoch. “Jetzt klettert schon!” In der Hoffnung, dass Scath machte was er sollte, griff ich nach dem letzten Wölfchen, achtete nicht auf die empörten Töne und steckte mir das Tier einfach unter das Shirt. Augenblicklich spürte ich die noch nicht ganz so scharfen Krallen in meiner Haut. Allerdings konnte ich darauf gerade keine Rücksicht nehmen. Mit einem gut gezielten Satz erwischte ich einen der Äste und begann zu klettern. Dabei trieb ich Scath vor mir her. Zu nicht nur meinem Horror kam der Hirsch hinter uns her. Klimmzüge sei Dank bekam ich mich gerade noch aus seiner Reichweite. Dafür wackelte der ganze Baum, als es erneut krachte. Noch ein Rumpeln später saß ich endlich auf einem breiten Ast, meinen Bruder neben mir und irgendwie die Welpen haltend. “Dabei hatte der Tag so gut begonnen.” Jetzt durfte ich mal derjenige sein, welcher der Meinung war sein Zwillingsbruder hatte gelinde gesagt einen Knall. Bemerkte er überhaupt den Ernst der Lage? Nur Knapp konnte ich mich davon abhalten ihn durchzuschütteln. Das würde die Situation nur verschlimmern. Stattdessen holte ich endlich den Welpen unter meinen Klamotten vor und verfrachtete diesen in die erstbeste Astgabel. “Wenn du dich da weg bewegst, leg ich dich übers Knie.” Nicht, dass er mich verstand. Vorsichtig kletterte ich eine Etage tiefer. Ich wollte mir das Tier genauer ansehen. Ich war noch nie einem Vierbeiner begegnet, der hassen konnte. Aber der Hirsch tat es eindeutig. Entweder war etwas passiert, was ich beim besten Willen nicht greifen konnte, oder das Tier war einfach krank. Spontan tippte ich auf eine Krankheit. Das würde zumindest erklären, warum er immer wieder gegen den Baum rannte. Mit Vollgas. Wobei ich das Gefühl hatte, mit jedem Stoß wackelte der Baum stärker. Egal. Ein Knacksen ließ mich aufsehen. Wo bei Din kam das gerade her? Ein zweites Knacksen konnte ich hingegen gleich zuordnen. Es kam von dem Ast, auf dem ich saß. Ein drittes Knacksen. “War ja klar.” Ich konnte nicht einmal mehr versuchen, mich in Sicherheit zu bringen, da fiel ich auch schon. Zwar bekam ich noch einen anderen Ast zu fassen, allerdings hielt dieser mein Gewicht nicht aus. Das Nächste was ich erwischte, war Fell. Mein Glück, hm? Zumindest verstand ich den Hirsch im Moment nicht. Was vielleicht für mein Gehör besser war, aber nicht für meine restliche Gesundheit. Das Tier stieg auf die Hinterbeine. Nur mit Mühe konnte ich mich halten. Noch schlimmer wurde es, als es erneut rumpelte. “LINK!” Leider war ich gerade damit beschäftigt, irgendwie zu überleben. Im nächsten Moment fühlte ich mich wie bei einem Erdbeben, so wackelte das. Der Hirsch bockte, das war eine wahre Freude. Schlimmer als jedes Pferd. Kaum hatte ich mich halbwegs darauf eingestellt, ging es in einem Affenzahn vorwärts mitten durchs Gestrüpp. Als der nächste große Baum in Sicht kam und das Tier genau darauf zu hielt, musste ich handeln. Ich hatte die dumme Ahnung, nicht nur ich würde das Zeitliche segnen, wenn ich jetzt nichts tat. Nur was? Leider hatte ich weder die Zeit noch die Muse mir irgendwas halbwegs Intelligentes auszudenken. Und bewaffnet war ich auch nicht. Also einfach handeln. Super. Das erstbeste was mir einfiel, war mir wieder meinen Pelz anzuziehen. So tat ich es. Jetzt aber hatte ich ein Problem. Ich hatte noch nie als Wolf ein Tier getötet. Doch der immer näher kommende Baum hatte eine gewisse Überzeugungskraft. So biss ich zu. Nur knapp konnte ich ein Würgen unterdrücken. Und der Hirsch stieg wieder nach oben. Auch wenn ich mich nach Möglichkeit in dem Fell verkrallte, hielt mich gerade nur mein Kiefer. Irgendwas riss unter dem Einfluss meiner Zähne, nur dachte ich lieber nicht so genau darüber nach. Ein erneuter Ruck ging durch mich. Dieses Mal riss das Fleisch, an welchem ich mich fest hielt. Ich flog. Das Moos machte den Aufprall weniger Schmerzhaft, trotzdem jaulte ich auf. Ich müsste raten, was mir nicht weh tat. Obwohl jeder Muskel nach Ruhe schrie, kämpfte ich mich zurück auf die Pfoten. Das Tier lag ebenfalls im Gras. Schwer atmend. Er stemmte sich weit genug nach oben, um mich anstarren zu können. Dabei kam die von mir verursachte Wunde in mein Sichtfeld. In meiner Trotteligkeit schien ich die Schlagader erwischt zu haben. Und obwohl er mich immer noch ansah, als ob ich eine Ausgeburt der Hölle war - Memo an mich: überlegen, ob das eventuell eine Tatsache sein könnte - bekam ich wahnsinniges Mitleid. “Komm nicht näher! Ich töte dich!” “Wirst du nicht.” Keine Ahnung, woher ich die Gewissheit nahm. Auf jeden Fall war mein schwankendes Getapse nicht tauglich um zu überleben. Meine Schmerzen sowie meine Erschöpfung ignorierend sprang ich an dem drohend gesenkten Geweih vorbei. Ich rutschte mehr, als dass ich eine scharfe Kurve hinbekam. Schlussendlich konnte ich mich trotzdem im Nacken des Hirsches verbeißen. Irgendwann hatte ich das mal bei einem Wolf gesehen, aber fragt mich jetzt bloß nicht nach der Ära. Er wehrte sich. Ich spannte meinen Kiefer immer weiter an, bis es irgendwann unangenehm knackste. Fast sofort erschlaffte sein Körper. Meiner schloss sich dem an, sodass ich wieder runter rutschte. Platsch. Ich versuchte nicht einmal, mich noch zu rühren. Ich war zu fertig Auch wenn ich mitten im Blut lag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)