Ära des geeinten Zeitalters von linkbravery ================================================================================ Erinnerung 19 ------------- Erinnerung 19 Ich bring ihn um. Langsam, damit ich auch etwas davon hatte. Aber nicht heute. Und auch nicht morgen. Nein. Ich würde ihn erwischen, wenn er es am wenigsten erwartete. “Autsch!” Und wenn ich wieder auf der Höhe war. Mir auf die Zunge beißend, wusch ich mir die Wunde an meiner Hüfte aus. “Das bekommst du alles zurück.” “Was habe ich denn getan?” Vor Schreck rutschte ich aus und ging unter. Dabei bekam ich Wasser in die Lunge. Hustend tauschte ich wieder auf. Dass meine Verletzung jetzt richtig brannte, war das kleinere Problem. Auch wenn es verdammt schmerzte! Immer noch Wasser aus meiner Lunge befördernd, kämpfte ich mich aus dem Nass. “Hey. Alles in Ordnung?” Ich bekam ein abgehacktes Nicken zu Stande. Langsam ging es wieder. Mein erster tiefer Atemzug endete damit, dass ich mir die die schmerzende Hüfte hielt. “Was bitte hast du gemacht?” “Ich?” Hust. “Ich habe gar nichts gemacht.” Amparo runzelte wirklich die Stirn. “Ach. So eine Verletzung kommt also von nichts?” “Offensichtlich.” Mich räuspernd bekam ich endlich wieder Luft. “Zumindest wenn man im falschen Weg steht.” Er sah mich überlegend an. “Wie kannst du dürres Etwas im Weg stehen?” “Ich bin nicht dürr!” Vorsichtig betastete ich den Rand meiner Wunde. “Dafür klaue ich mittlerweile zu gut.” “Du bist Dieb?” “Notgedrungen. Ansonsten wäre ich schon längst verhungert.” Zumindest war meine Seite nicht wieder aufgerissen. “Was seit ihr für ein Volk?” “Das frage ich mich auch manchmal.” “Das müsstest du mir erklären.” Die Augen verdrehend sah ich zu ihm auf. “Mein Volk ist zu sehr standesbewusst. Und mein Stand ist so niedrig, der hat nicht mal einen richtigen Namen.” “Ich dachte Bettler und Diebe sind der niedrigste Stand in eurer Gesellschaft.” “Bettler werden bei uns noch mehr geachtet als Diebe.” Vorsichtig zog ich mein feuchtes da gerade gewaschenes Leinenhemd über den Kopf. “Aber ich bin noch weiter unten.” Er hob aufgebend die Arme. “Ich passe.” Kurz sah ich ihn an. Wie würde er reagieren?” Er könnte mich einfach alleine lassen. Das war zwar kein Weltuntergang, aber ich mochte ihn. Irgendwie. Und nein, das lag nicht an der Uhr die momentan auf dem Felsen lag, damit das Wasser sie nicht zerstörte. Der festen Überzeugung, dass mein Leben nicht noch schlimmer werden konnte, zuckte ich mit den Schultern. “Bastarde.” Er sah mich regelrecht geschockt an. Wobei es eigentlich schon eine Kunst war, etwas in seinem Gesicht abzulesen. “Wie bitte?” Ich hatte es doch gewusst. Geknickt senkte ich den Kopf. “Welcher Depp hat denn so einen Mist beschlossen?” Mehr als verwirrt konnte ich nur mit den Schultern zucken. “Ich kenne es nur so.” “Für wen bist du der Prügelknabe?” Ich zuckte zusammen. War das so offensichtlich? Dämliche Frage, ich hatte immer irgendwelche Blessuren. “Du schützt diese Person auch noch?” “Nein!” Ich schüttelte entschieden den Kopf. “Ich habe nur gelernt, dass es nichts bringt, sich darüber aufzuregen.” “Dann wird sich nie etwas ändern.” “Ich habe genug damit zu tun, zu überleben und einige der Jüngeren zu schützen.” Ich senkte den Kopf. “Da brauche ich nicht noch mehr Probleme.” “Du schützt trotzdem noch Andere? Warum?” “Weil es sonst keiner macht.” Seufzend lehnte ich mich an den Stein. “Ich hatte früher noch das Glück, dass mein Vater auf mich achtete. Hätte ich niemanden gehabt, würde ich schon längst nicht mehr leben.” “Ist das Schwarzseherei oder die Tatsache?” “Tatsache. Ich lebe nur noch, weil mein Vater eine gewisse Macht hatte. Diese ist zwar mit den Jahren immer weniger geworden, hat mir aber trotzdem das Leben gesichert. Und das gebe ich jetzt an Andere weiter.” “Und was bringt es dir?” Ich runzelte die Stirn. “Ich versteh nicht ganz.” “Was hast du davon, Andere zu beschützen? Vor allem, wenn es nur Nachteile bringt.” “Das Wissen, dass es den Kleinen besser geht, als mir momentan.” Er seufzte. Moment, er seufzte? Warum? “Du bist viel zu nett.” Eine gefühlte Ewigkeit starrte ich ihn an. Dabei vergaß ich glatt zu blinzeln. “Mund zu, ansonsten fliegen dir noch die Bienen hinein.” Klapp. Das war mein Kiefer. “Jetzt guck nicht, als ob ich dich gleich fressen will.” “Wie kommst du darauf, dass ich zu nett bin? Ich tue nur, was wir alle machen.” “Du könntest einfach abhauen.” “Und dann?” “Neu anfangen?” “Das geht nicht.” Ich schüttelte entschieden den Kopf. Kam ich heute überhaupt noch einmal aus dieser Bewegung heraus? “Warum?” “Ich kann doch nichts, außer mich an den Wachhunden vorbei schleichen und Schmerzen ertragen. Außerdem kann ich nicht nachweisen, wer ich bin, da bleibe ich lieber gleich hier. Hier kenne ich die Gassen und Fluchtwege wie meine Kammer.” “Das ist natürlich ein Grund.” Ein weiterer Grund war, dass ich froh war, ihn kennen gelernt zu haben. Es zeigte mir, dass es auch andere Ansichten gab und mein Onkel nicht in allen Dingen Recht hatte. Ein Gott musste es ja wissen. “Du starrst.” “Schlimm?” Im nächsten Moment hätte ich mir eine reinhauen können. War ich jetzt ganz dämlich? Doch zu meinem Glück lachte Amparo einfach nur. Zwar hatte ich keinen blassen Dunst, was jetzt so lustig gewesen war, aber ich nahm es einfach hin. Es vergingen einige Momente, an deren Ende er mich amüsiert ansah. “Du trägst dein Herz wahrhaftig auf der Zunge.” Meine Antwort war irgendetwas zwischen einem Nicken und einem Schulterzucken. Wie auch immer das von außen aussah. “Du bist lustig.” Na wenigstens brachte die Aktion ihn nicht dazu, mich zu hassen. “Ich denke, dass ich mit dir noch einige Sachen erleben werde.” “Ich denke am Besten gar nicht mehr.” Kein Blinzeln später merkte ich an seinem erneuten Lachen, dass ich wieder schneller gesprochen als nachgedacht hatte. Ob ich das irgendwann noch lernte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)