Ära des geeinten Zeitalters von linkbravery ================================================================================ Kapitel 93 ---------- Kapitel 93 Langsam wurde es dunkel. Bei meinem Glück würden wir keinen Unterschlupf finden. Seufzend besah ich mir meine Teamkameraden. Die Drei waren müde, was auch kein Wunder war. Wir waren den ganzen Tag auf den Beinen gewesen, zwischendurch einmal auf Rikos Truppe gestoßen und ansonsten war nix los. Das konnte ganz schön zermürben. Auf jeden Fall würden sie gut schlafen. Wieder seufzend konzentrierte ich mich auf den nicht vorhandenen Weg. Ein paar Stimmen drangen zu uns durch. Erst dachte ich mir nichts dabei, schließlich rannten hier momentan genug Leute rum. Dann bemerkte ich aber endlich, dass die Stimmen sehr erwachsen und ernst klangen. Verwirrt blieb ich stehen und brachte auch die anderen Drei zu Stoppen - indem ich wild mit den Armen herum fuchtelte. Einen Finger auf die Lippen legend, bedeutete ich ihnen, ruhig zu sein. Sie folgten der Anweisung, auch wenn sie nicht wussten, was los war. Die Stimmen kamen etwas näher, sodass auch die Anderen sie kurz hören konnten, dann entfernten sie sich wieder. Kentin sprach netterweise leiser als sonst: “Das war niemand von uns.” Ich nickte. “Das waren mindestens vier Männer. Die klangen verdammt ernst, also glaube ich nicht, dass es Besucher waren.” Mein Blick wanderte nach oben, um den Stand der Sonne zu erahnen. “Es ist weit nach sechs. Wanderer hätten schon längst ihre Zelte aufgeschlagen.” “Vielleicht Angestellte des Nationalparks?” Aslam sah das Problem nicht wirklich. Ich legte überlegend den Kopf schief. “Könnte sein.” Wobei ich das nicht glaubte. “Was haltet ihr davon, denen zu folgen? Wir bräuchten auch langsam einen Platz für die Nacht.” Ihnen war alles egal, sodass sie einfach zustimmten. So folgten wir den Stimmen. Dabei betraten wir nie einen richtigen Pfad, weshalb ich langsam glaubte, dass es wirklich keine Ranger waren. Im dümmsten Fall waren es Verbrecher. Wilderer, Pelztierhändler, illegale Schatzsucher und ich sollte aufhören, so pessimistisch zu sein. Das waren bestimmt nur ein paar Wärter, die eine Zählung von Eichen durchführten. Oder so ähnlich. Plötzlich waren die Männer nicht mehr zu hören. Zu meinem Glück wurden die Jungs ruhiger, sodass wir hinterher schlichen. Als die Gesuchten endlich mal in Sichtweite kamen, musste ich Kentin den Mund zuhalten, damit er uns nicht verriet. “Was ist los?” Ein Hoch auf die Erfindung des Flüsterns! “Abgesehen davon, dass sie scharfe Waffen haben?” Tatsächlich war jeder mit einer Flinte ausgestattet. “Vielleicht zum Eigenschutz?” “Nein.” Ich deutete auf den Nächsten. “Seht mal, was in dem Rucksack drin ist.” Kurz waren sie ruhig, bis Finn als Erstes erschrocken die Luft einzog. “Das sind Pelze!” “Genau.” Mein Glück hatte mal wieder zugeschlagen. “Wir haben eine Truppe Wilderer aufgespürt.” “Und wenn sie den Bestand schützen?” Ich schüttelte den Kopf. “Das da ist ein Fuchsfell. Seit wir hier sind, habe ich noch keinen gesehen und nur eine Handvoll Spuren entdeckt. Hasen als ihre Beutetiere sieht man hinter jedem Baum und das, obwohl sie eigentlich Wiesenbewohner sind.” “Worauf du alles achtest.” Aslam schüttelte ebenfalls den Kopf. “Und jetzt?” “Ich lasse die auf jeden Fall nicht einfach weiter machen.” Wobei mein Pelz wahrscheinlich auch einiges bringen würde. Kurz sah ich in drei unentschlossene und fertige Gesichter, bevor ich mich abwandte. Ich schlug einen großen Bogen um die Wilderer, dabei immer ein Auge auf sie habend. Vielleicht hätte ich eingreifen sollen, bevor sie ihre Waffen schussbereit gemacht hatten… Na ja, Pech. Aber trotzdem. Vier Männer mir scharfen Schusswaffen. Nichts, womit ich mich gerne anlegte. Und meine Armbrust würde mir hier wahrscheinlich auch nicht helfen, da ich die Männer nicht einfach töten konnte. Also was tun? Und das bitte. Bevor der erste Schuss fiel! Ein Rascheln ließ mich aufsehen und die Ohren spitzen. Ach so, nur Kentin. Einige Momente später schaltete ich. Was zum Geier machte dieser Depp da? Unbewaffnet - was ich am schlimmsten fand! - schwankte er auf die Männer zu. Dabei gab er sich null Mühe, leise zu sein. Im Gegenteil! Memo an mich: Bei Gelegenheit das Kind übers Knie legen. Und ich hatte keine Möglichkeit mehr einzugreifen. Hätte ich diese Jungspunde doch nur nie alleine gelassen! “Hallo?” Nayru steh ihm bei. “Können Sie mir helfen?” Die Männer starrten ihn entgeistert an, was mich eher weniger wunderte. “Ich habe mich verlaufen. Ich…” Er brach ab. Einer der Männer trat ein paar Schritte auf ihn zu. Bei mir kam ein gewaltiger Schwall Angstgeruch an, dass es mich fast umhaute. Wobei ich es recht erstaunlich fand, dass Kentin sich am besten unter Kontrolle hatte. “Du hättest auf dem Weg bleiben sollen, Junge.” Etwas übertrieben schüttelte der Sprecher den Kopf. Ein anderer hatte sich im Schutz der Restlichen zu seiner Tasche gebeugt, um ein Seil an sich zu nehmen. “Ich weiß.” Kentin wirkte recht nervös und das war leider nicht gespielt. “Aber als ich merkte, dass meine Familie weg war, stand ich schon mitten im Wald.” Anerkennend nickte ich. Die Geschichte war einfach genug, um wahr sein zu können. Der mit dem Seil trat langsam um seine Kollegen herum. Anscheinend wollten sie nicht riskieren, einen Menschen zu töten. Ich konnte mich aber auch täuschen, da ein Anderer blind nach seinem Gewehr angelte. Ganz ehrlich? Ich konnte diesen modernen Schusswaffen nicht abgewinnen. So ein Bogen war doch viel einfacher zu bedienen. Da es langsam aber sicher ernst wurde, begann ich weiter um die Männer zu schleichen bis ich mich in ihrem Rücken befand. Kentin sah bewusst nicht in meine Richtung, um mich nicht zu verraten. Das rechnete ich ihm hoch an. Der vorderste Mann schien kurz zu überlegen, bevor er an meinem Klassenkameraden vorbei deutete. “Wenn mich nicht alles täuscht, befindet sich in etwa vierhundert Meter ein Weg, der direkt zu einem Sammelpunkt mit Notfalltelefon führt.” “Echt?” Total begeistert drehte Kentin sich um. Hier gab es keine Notfalltelefone und das wussten wir alle. Der mit dem Seil nutzte die Gunst der Sekunde um auf ihn zuzutreten. In dem Moment flogen ein paar Wurfmesser durch die Luft, welche das Seil effektiv zerkleinerten. Eines riss zusätzlich noch eine Wunde in die Hand des Angreifers. Durch den überraschten Schmerzlaut wirbelte Kentin wieder herum, diesmal mit einer Klinge in der Hand, welche eindeutig nicht seine war. Da sich der mit der Schusswaffe ungünstig bewegte, sprang ich ihn von hinten an und brachte ihn somit zu Fall. Sein weiteres Rumgehampel ließ mich nach der Waffe schnappen. Dabei stellte ich bewusst eine Pfote auf seinen Hinterkopf, um ihn am Boden zu halten. Weil ich mir nicht wirklich sicher war, ob das Ding geladen war, sah ich davon ab, es in seine Einzelteile zu zerlegen. Stattdessen verbog ich einfach den Lauf. Als ich wieder aufsehen konnte, waren auch die anderen Gegner entwaffnet und festgenagelt. “Und jetzt?” Aslams Opfer war lustigerweise ohnmächtig und hatte eine Platzwunde am Kopf. Was bitte hatte er gemacht? Kentin und Finn wirkten mindestens genauso ratlos. Ca hingegen wollte mich nicht gerade vor den Wilderern verwandeln. “Verdammte Kinder.” Mein Pfotenabtreter war anscheinend wieder da. “Diesen Mistköter bring ich als erstes um.” Leider flüsterte er so leise, dass ich ihn nur verstand, weil ich praktisch auf ihm hockte. “Und diese Möchtegernwächter kriege ich auch noch. Die haben doch keinen Dunst, wie man sich in solch einer Situation verhält.” Das reichte mir schon. Die Pfote von seinem Kopf nehmend, positionierte ich diese auf seiner Wirbelsäule. In dem Moment, wo er einen Arm etwas hob, biss ich herzhaft zu. Dabei hielt ich mich nicht an dem Widerstand der Knochen auf. Nach der ersten Schrecksekunde schrie der Mann den halben Wald zusammen. “Oh Gott.” Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ich durch den Krach hier noch einen Stimme identifizieren konnte, oder? Erst als ich mich sicher war, seinen Armknochen und seine Muskeln zu Genüge zerlegt zu haben, ließ ich von ihm ab und schüttelte mich. Bäh. Menschenblut. Meine drei Kumpanen starrten mich an, als ob ich ein Monster wäre. Ich ließ es bleiben, mit den Schultern zu zucken. “Zählt das jetzt als Körperverletzung?” Verdattert sah ich Finn an. Meinte der das Ernst? Anscheinend, denn er beachtete nicht, dass sich sein Opfer regte. Ohne lange zu fackeln, fiel ich den ebenfalls an und sorgte dafür, dass auch der nicht mehr gefährlich werden konnte. Finn - im ersten Moment noch verwirrt - lief leicht grünlich an. “Musste das sein?” Genervt nickte ich. Aslam ging auf die Rucksäcke zu, dabei eines der Gewehre vorsichtig vor sich her schiebend. Plötzlich ruckte sein Kopf hoch und er sprang zurück. Immer noch auf dem zweiten Verletzten stehend, spannte ich mich ebenfalls an, bereit zum Angriff. “Ich hoffe, du kannst bei deinen Artgenossen punkten.” “Was willst du?” Auch wenn er mich gerade nicht verstand, das musste raus. “Wölfe.” “Ne jetzt, oder?” Das war aber nicht ich. Wobei ich mich der Meinung anschloss. Die Ohren angelegt näherte ich mich Aslam. Finn und Kentin schlossen auf, damit wir alle auf einem Fleck standen. Tatsächlich tauschte nach ein paar Momenten eine Wolfsnase zwischen den Blättern auf. Das dazugehörige Tier war eindeutig nicht gut gelaunt. Und leider schien es ein ganzes Rudel mitgebracht zu haben. Ich ging leicht in die Knie um notfalls für einen Angriff gewappnet zu sein. Außerdem wirkte ich dadurch etwas kleiner. Kurz ließ ich meinen Blick über die Anwesenden schweifen und filterte dadurch schnell das Alpha-Pärchen raus. Genau die behielt ich im Auge. “Eindringlinge!” Das war nicht der Alpha, sondern ein eher kriegerisch veranlagtes Tier. “Verschwindet, oder wir töten euch.” Ich ließ ein leises Knurren hören. “Die Alten könnt ihr haben. Die drei jungen Zweibeiner stehen unter meinem Schutz.” “Als ob uns das stört.” Wieder der Krieger. “Kein Zweibeiner hat hier etwas zu suchen.” “Die Jungen beschützten euch!” “Zweibeinerliebling!” Autsch! Ich war doch kein Hund. “Du glaubst wohl alles, was sie dir weiß machen!” “Nein, das tue ich nicht.” Was der Wahrheit entsprach. “Aber ich versteh ihre Sprache.” Die Alphas, welche immer noch in meinem Blickfeld standen, zuckten zusammen. Kein Wunder. So wie die Zweibeiner die Tiere nicht richtig verstanden, so war es auch anders herum. Es zeigte, dass ich viel Zeit mit ihnen verbrachte. “Lässt dich wohl durchfüttern.” Diese abfällige Bemerkung war mir nicht einmal eine Antwort wert. “Ich hoffe, du weißt, was du da tust.” Kentin flüsterte nur, aber zumindest ich verstand ihn sehr gut. In der Hoffnung, beruhigend zu wirken, stieß ich ihn leicht an und sah kurz hoch. Tatsächlich lockerte er sich etwas. Auch unsere anderen Beiden ließen daraufhin etwas von ihrer Anspannung fallen. Als ich mich kurz weggedreht hatte, war der Krieger näher gekommen. “Noch einen Ton von den Zweibeinern und sie sind unsere nächste Mahlzeit.” Jetzt langte es mir. Ich trat eins zwei Schritte auf ihn zu, mich dabei zu voller Größe aufrichtend. So konnte ich ihn ganz bequem von oben herab anknurren. “Wenn du das versuchst, dann wirst du es sein, der stirbt.” Alle Wölfe traten einen Schritt zurück. Von irgendwo her hörte ich was von “Fenris - Wolf.” Und genau das wollte ich eigentlich vermeiden. Der Alpha trat vor und schickte seinen Krieger zurück. Bei der Begrüßung legte er den Kopf zur Seite und unterwarf sich mir damit. “Ich grüße dich, Kind des Fenris.” Gerade noch konnte ich mir ein Augenrollen verkneifen. Das wäre alles, aber nicht wolfstypisch. Stattdessen legte auch ich den Kopf etwas zur Seite, aber nicht so weit. “Sei gegrüßt, Alpha.” Er sah mich wieder direkt an. “Warum die Zweibeiner?” “Ich habe meine Gründe.” Ich deutete zu den Erwachsenen. “Diese Vier wollten euch jagen um sich mit euren Fellen zu schmücken. Meine Begleiter hielten sie davon ab.” Er akzeptierte diese Erklärung. “Wir sollten sie fressen.” “Wer Zweibeiner frisst, wird räudig.” Zu meiner Verwunderung stammte diese Aussage nicht von mir, sondern von einem älteren Rüden, der anscheinend keine besondere Stellung im Rudel inne hatte. “Zumindest schmecken sie nicht.” Das war aber ich. Was mich wieder an diesen ekeligen Geschmack erinnerte, welchen ich immer noch im Maul hatte. “Gut.” Der Alpha holte seinen Beta heran. “Regenschleier. Verjagt sie.” Und so geschah es. Mit aufgestelltem Nackenfell und knurrend gingen eine handvoll der Wölfe auf die Wilderer los. “Sie wollen sie jetzt aber nicht umbringen, oder?” Verwirrt sah ich zu Aslam. Ich hatte keine Ahnung, dass er so hoch sprechen konnte. Trotzdem antwortete ich lieber, bevor etwas dummes passierte. Ich schüttelte den Kopf. Zum Glück verstand er. Ein Stoß in die Seite zusammen mit meinem Namen ließ mich zu Finn sehen. Er deutete zu den Taschen der Wilderer. “Kann ich da mal ran?” Kurz sah ich zu den Vierbeinern, bevor ich nickte. Zusätzlich begleitete ich ihn. Finn begann die Taschen zu durchwühlen und zog nach und nach einige Ausweise heraus. Das war gar keine so dumme Idee. Einen dumpfen Laut später saß Kentin auf dem Boden und stöhnte vor sich hin. “Feierabend. Ich habe so was von keinen Bock mehr.” Ich gab einen belustigten Ton von mir. “Dein Rudel wirkt leicht geschafft.” Der Alpha stand neben mir und besah sich das Elend. “Kein Wunder.” Ich setzte mich auch erst einmal hin. “Wir sind schon den ganzen Tag unterwegs, immer quer durch den Wald.” “Bis zum Erwachen der Sonne seit ihr bei uns sicher.” Verdattert starrte ich den Kleineren an. Na, damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet. “Das braucht ihr nicht.” “Doch. Schutz gegen Schutz.” Überstimmt. Aber wie bekam ich jetzt Kentin dazu, freiwillig wieder aufzustehen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)