Stirb Nicht Vor Mir von YouLi (Die wahre Geschichte von Draco Malfoy und Ronald Weasley) ================================================================================ Kapitel 2: Doch ich weiß, dass es dich gibt ------------------------------------------- 1. September 1999 Ein heilloses Durcheinander nahm Einzug in die Große Halle, überall Stimmen und Rufe. Hexen, die sich überschwänglich an den Hals warfen. Zauberschüler, die sich Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatten, schüttelten sich die Hände, klopften sich herzlich auf die Schulter. Auch um Draco hatte sich eine Schar gebildet, besonders auffällig waren die jungen Hexen, die ihm verstohlen schöne Augen machen wollten. Nun, es war nichts Verwunderliches daran- bedachte man, dass seine Familie wieder rehabilitiert wurde und er in ein heiratsfähiges Alter gekommen war. Doch er setzte sich, ohne die Weiber eines Blickes zu würdigen, an den Tisch. Er hatte sich für seinen früheren Stammplatz entschieden und legte seine Hände flach auf das so vertraute Holz. Allmählich kehrte Ruhe in die Große Halle ein und die Mädchen, die ihn eben noch umringt hatten, setzten sich auch an ihre Plätze. In der kurzen Sekunde schloss er die Augen und ein kaum merkliches Lächeln glitt für einen verschwindend kurzen Moment über seine Lippen. Denn er wusste, wenn er jetzt sein Antlitz hob und die Augen öffnete, dann würde er dort sitzen. Umringt von Potty und dem Schlammblut. Einen Tisch weiter, mit dem Gesicht zu ihm. Und als er die Augen öffnete, war es tatsächlich so wie früher. Dort saß er, der Wieselkönig. Als wäre kein einziger Tag vergangen. Als hätte es keinen Krieg gegeben. Als hätten sie sich immer schon gehasst. Als würde er nur auf eine herablassende Bemerkung von dem Slytherinprinzen warten. Und er wusste, gleich würde er herübersehen. Um sich zu vergewissern, dass alles beim Alten war. Um sich zu vergewissern, ob Draco dort saß, wo er zu sitzen hatte. Es war eine unterbewusste Gewohnheit wahrscheinlich. Und wenn sich wirklich nichts geändert hatte, dann dauerte es noch 3, 2, … Warmes Braun suchte über die Tische hinweg nach dem ihnen so bekannten Grau. Und das lauernde Grau wartete schon darauf. Nahmen das Braun kalt in Empfang. Die Zeit war stehengeblieben. Es war als, ob sie im 5. Schuljahr gefangen waren. Keine Mission, kein Dunkler Lord und keine Schlacht. Nur der öde Schulalltag, in dem es damals nur ein Ziel gab: sich die Zeit damit zu versüßen, dem jeweils anderen das Leben zu versauern. Und dieses Jahr war ihre letzte Chance, das zu vollenden, was im 1. Jahr begonnen hatte. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Ihre zu Ende geglaubte Geschichte hatte eine Chance bekommen, das Ende nochmal umzuschreiben. Und genau diese Message legte er in seinen Blick. Es ist noch nicht zu Ende, Weasley. Es fängt jetzt erst richtig an. Schluckend wandte Ron sein Gesicht ab und versuchte irgendeinen unbekannten Punkt am anderen Ende der Halle zu fixieren. Er wusste nicht wieso seine ungehorsamen Augen zum Slytherintisch gewandert waren! Verflucht sollten sie sein! Es musste die Macht der Gewohnheit sein. Sechs Jahre lang waren seine Augen so trainiert, um immer zu kontrollieren, was ihr Feind als Nächstes im Schilde führte. Irgendwie ließ sich das nicht mehr so leicht abstellen- auch wenn schon zwei Jahre vergangen waren, seit er zum letzten Mal an diesem Platz gesessen hatte. Es war, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht und dann angehalten. Unheimlich merkwürdig, dieses Gefühl. Und noch merkwürdiger war das Gefühl, dass er nicht alleine mit diesen Gedanken war. Wieso sah Draco Malfoy ihn an? Wieso saß er da, als ob er schon darauf gewartet hatte, dass er rüber sehen würde? Und wieso sah er nicht weg? Wieso starrte er ihn an? Und was sollten überhaupt dessen Blick bedeuten? Es lag etwas in den grauen Augen, dass Ron irgendwie mulmig zumute werden ließ. Es war noch nicht zu Ende. Nein. Für Ron war es das jedoch. Alles war zu Ende. Und er wusste nicht, was er hier überhaupt noch machte. Es war lächerlich zu glauben, hier in Hogwarts nochmal neu anfangen zu können. Da es im Prinzip nur ein Weitermachen war. Und Ron wollte nicht weitermachen. Er wollte neu anfangen, nur wusste er nicht wie. Und Malfoy, der auf der anderen Seite der Halle saß und ihn unverhohlen anblickte… das erleichterte ihm die Sache überhaupt nicht. Was für eine Dreistigkeit! Hätte er bloß nicht hingesehen! Doch das Allerschlimmste war, dass seine Hand unentwegt zitterte. Beschämt legte er sie unter den Tisch auf sein Bein und beschwörte sie innerlich, damit endlich aufzuhören. Seine Hand hatte gezittert. Das war seinen scharfen grauen Augen keineswegs entgangen. Und Draco intensivierte seinen Blick. Wieso zittert deine Hand? , fragten seine grauen Augen nachforschend, fast schon drängend. Den braunen Augen entging die Frage nicht und diesmal reichte es Ron. Prompt drehte er seinen Kopf weg. Das wars. Nie wieder würde er zum Slytherintisch hinüber sehen. Was sollte dieses ganze Theater? Dieses Schuljahr fing ja mal gut an. Er würde sich wohl darin üben müssen, eine gewisse Person zu ignorieren. Sonst würde er noch seine Beherrschung verlieren. Obwohl er eigentlich sehr gerne seine Beherrschung verlieren würde, bei Draco Malfoy. Nur zu gern würde er ihm einiges an den Kopf werfen. Was er von ihm und seiner ganzen Sippe hielt. Wie sehr er ihn hasste. Und dass er ihm gefälligst fern bleiben sollte. Doch bevor er seine ganze Wut in den Ausdruck seiner Augen legen konnte, wurde die Stille in der Großen Halle unterbrochen und Professor McGonagall stellte sich auf das Podium. „Liebe Schüler, Hogwarts heißt euch dieses Jahr in seinen neu erbauten Wänden wieder willkommen. Nach der einjährigen Aufbauphase wird es einige Änderungen geben. Wie zuvor werden die Erstklässer vom Sprechenden Hut in ihre Häuser sortiert. Doch um den Vorurteilen, besonders unter den älteren Schülern, Einhalt zu gebieten, wird es für die Schüler ab dem 6. Jahrgang ein neues Haus mit eigenem Gemeinschaftsraum geben." Ein Tumult brach aus und auf einmal tuschelten alle wild durcheinander. Auch Harry sah ratlos aus. „Was bedeutet das?", fragte er Hermine und sie beugte sich näher zu uns herüber, sodass unsere Köpfe zusammen steckten. „Das bedeutet-" sie machte eine bedeutungsschwere Pause, bis sich die Zwillinge zwischen uns warfen. „Zimmer mit den Slytherins!", keuchten sie dramatisch und ich zuckte zusammen. War das wahr? Hermine nickte und jetzt folgte ich dem Blick von Harry und den Zwillingen. Sie alle starrten mit verzogenen Gesichtern zu den Slytherins. Und auch die blickten nicht begeistert drein. Jeder zog eine angeekelte Grimasse- jeder bis auf einen. Draco Malfoy grinste zufrieden vor sich hin. Rons Blick traf ganz kurz den seinen. Und Draco wunderte sich über dessen Ausdruck. Keiner der Gryffindors schien begeistert, doch nur in Weasleys Blick hatte sich noch etwas anderes geschlichen. Draco war sich nicht ganz sicher, aber nach einer Sekunde glaubte er zu wissen was es war. Aus irgendeinem Grund hatte Ronald Weasley Angst. Doch Angst wovor? Das weckte Dracos Interesse. Er würde es herausfinden. Ron stockte kurz der Atem bei dem Ausdruck auf Malfoys Gesicht. Was hatte der durchtriebene Slytherin vor? Jetzt hieß, vor allem eins: ihm und allen Slytherins behutsam aus dem Weg zu gehen, bis sie das 8. Schuljahr beendet hatten. „Ruhe, ich muss doch wirklich bitten!", ertönte McGonagalls strenge Stimme und der Rothaarige versuchte seinen Blick vom Slytherintisch weg zu reißen. „Vertrauensschüler für das neue Haus sind Hermine Granger und Draco Malfoy." Wenn Ron etwas in der Hand gehalten hätte, jetzt wäre es mit Sicherheit auf den Boden gefallen. Und auch Malfoy sah verdutzt aus, bevor er sich fing und zustimmend nickte. Hermine entwich ein aufgeregtes Japsen, spätestens jetzt war klar, dass sie sich über den Titel freute. Ihr gönnte Ron das ja auch, aber der Schlange aus dem grünen Haus... - er konnte sich noch zu gut an die Tage aus dem 5. Schuljahr erinnern, in denen der Slytherin seine Macht als Vertrauensschüler auf das Übelste missbraucht hatte. Und wie das überhaupt gut gehen sollte, Hermine und Malfoy, das sollte mal dahin gestellt sein. Ron zumindest würde ihm nie trauen, Vertrauensschüler hin oder her. Als die Schulleiterin ihre Rede fortsetzte, versuchte er seine Wut hinunter zu schlucken und seine Aufmerksamkeit den Zwillingen zu widmen, die leise irgendwelche Pläne schmiedeten, den Slytherins das Leben zur Hölle zu machen. Während er ihnen mit einem Ohr lauschte, versuchte er den inneren Drang zu unterdrücken, Draco Malfoy einen grimmigen Blick aus zusammen gekniffenen Augen zu schenken. Oh, wie er es ihm überhaupt nicht gönnte, wieder Vertrauensschüler zu sein. Doch er musste sich dies Mal wirklich zusammenreißen. Immerhin waren sie erwachsen geworden. Da durften sie nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit ihre Fäuste spielen lassen. Ein Gutes hatte es, wenigstens war er selbst kein Vertrauensschüler geworden, denn darauf hatte er im Moment so überhaupt gar keine Lust. Nach der Rede und der Zeremonie mit dem Sprechenden Hut erschien auch endlich das Essen auf dem Tisch und Ron versuchte sich damit abzulenken. Zufrieden schob er sich kleine Kartoffeln in den Mund und ließ seinen Blick über das ganze Essen schweifen. Es war noch genauso gut wie früher. Hier und da konnte man etwas Neues entdecken - ein kleiner Käsebrunnen zwischen Fred und George, kleine Spinatröllchen direkt vor Harrys Platz. Da ließ er es sich nicht nehmen, ein Röllchen zu schnappen und es in den Käsebrunnen zu tauchen. Da gab es sogar verschiedene Fächer mit geschmolzener Mozarella, Cheddar, Gouda - alles was das Herz begehrte. Genüsslich biss er in sein Spinat- Käseröllchen, als schon die Geister durch die Halle geschwebt kamen. „Guten Abend Sir Nicholas", grüßte Hermine freundlich und sie begannen eine Konversation über eine Einladung der Kopflosen Reiter. Gerade, als Ron sich ein zweites Spinatröllchen in den Mund schieben wollte, ertönte hinter ihm eine bekannte Stimme. „Hallo Ron. Fred, George." Ungläubig drehte er sich um und das Spinatröllchen glitt aus seiner Hand und platschte auf den Boden. Fred und George starrten die Person vor ihnen an und zum ersten Mal seit geraumer Zeit blieb ihnen der Scherz in der Kehle stecken. „Wie geht es Mum und Dad?", fragte Percy - oder besser gesagt der Geist von Percy. Ginny entwich ein erschrockener Schrei und sie schlug sich die Hände vor den Mund. Auch Ron hätte am liebsten los geschrien. Unglaublich geschockt stand er von seinem Platz auf und verließ ohne ein Wort die Große Halle. Im Flur angekommen holten ihn hektische Schritte ein und Fred und George zogen ihn in ihre Mitte. Immer noch fassunglos versuchte Ron sich zu fangen und presste sich den Handrücken gegen seine Augen. „Was…was war das?", krächzte er hilflos und hoffte, dass er sich schnell unter Kontrolle bekommen konnte, bevor ihn irgendeiner so sehen würde. „Das war Percy", antwortet Fred sachlich. „In Geisterform", fügte George sachgemäß hinzu. „Das weiß ich auch!", zischte Ron jetzt der Verzweiflung nahe und biss sich auf die Lippe. „Aber was macht er…ich meine- hat irgendwer gewusst, dass er hier- wieso hat McGonagall nichts gesagt- und wissen Mum und Dad überhaupt davon?“ Als er spürte, das sein Handrücken doch etwas feucht wurde, barg er sein Gesicht in der Armbeuge und Fred schob ihn und seinen Zwilling nach hinten in eine Nische im Gang. George strich Ron beruhigend über den Rücken und Fred versuchte kurz seine Einfälle zu sammeln. „Nachher gehe ich zu McGonagall und frage, was es damit auf sich hat. Und danach suche ich ein Gespräch mit ihm selbst -" „Oh nein-du redest nicht mit ihm", Rons Stimme war nur noch ein dünnes Raunen. „Er hat unsere Familie verraten, es wird Mum und Dad das Herz brechen, wenn-" „wenn sie erfahren, dass ihr toter Sohn in Hogwarts als Geist weiterlebt und wir es ihnen verheimlicht haben", warf jetzt George ein und klopfte seinem kleinen Bruder sanft auf den Rücken, um dessen Gemüt zu beruhigen. „Komm, Ronnie wir gehen bisschen raus", schlug der Zwilling vor und sie liefen zu dritt zu den Toren. Dort setzten sich raus in den Hof. Noch mal da rein würde Ron sicher nicht gehen. Lieber wartete er, bis sie sich alle auf den Weg zum neuen Haus machten und dann würden sie sich der Gruppe unauffällig anschließen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)