Stirb Nicht Vor Mir von YouLi (Die wahre Geschichte von Draco Malfoy und Ronald Weasley) ================================================================================ Kapitel 10: Ich warte hier -------------------------- Obwohl Ron den Slytherin jede Sekunde verwünschte, so gab es im Moment – auch wenn er sich weigerte es sich einzugestehen- viel schlimmere Möglichkeiten. Früher war in seinen Augen immer Draco Malfoy der Bösewicht. Jetzt jedoch gab es weitaus grausamere Gestalten. Untiere. Bestien. So wie Greyback. Oder den Schwarzen Lord höchstpersönlich. Deswegen konnte man fast schon behaupten, dass Ron wohl Glück im Unglück gehabt hatte. Sich elend fühlend lief er durch die verlassenen Straßen. An den Seiten nichts als Unkraut und Gebüsch, bevor sich dahinter ein dunkler Wald erhob. Vor ihm in der Ferne leuchteten ihm Lichter entgegen. So wie diese in der Dunkelheit verteilt waren, mussten das Straßenlaternen sein. Zu dieser Uhrzeit schliefen wohl bereits alle. Na toll, wie sollte er denn jetzt nach einem geeigneten Versteck suchen? Wie stellte sich der kaltblütige Todesser das vor? Ganz ohne Zauberstab? Da konnte er noch nicht einmal den Zauber Homenum revelio anwenden, um zu sehen, ob irgendwelche Menschen in den Häusern waren. Wie sollte er so ein verlassenes Haus finden? Zum Glück hatte er ja noch seinen Deluminator, obwohl dieser ihm jetzt nur wenig von Nutzen sein konnte. Gut, durchatmen. Er würde es einfach mit Logik versuchen. So wie Hermine. Hermine. Sein Herz zog sich krampfartig zusammen. Wäre er nicht so stur und hitzköpfig gewesen, wäre er jetzt immer noch bei ihr. Und Harry. Das alles war sein eigener dummer Fehler! Sein eigenes Verschulden. Er musste sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Also einen kühlen Kopf bewahren. Sie waren in irgendeiner Ortschaft am Meer. Noch konnte er nicht sagen, ob es England war oder Schottland. Nein, so wie das Meer lag – nach Süden - musste es wohl im südlichen Teil Englands sein. Oder hatte es Malfoy geschafft in ein anderes Land zu apparieren? Schluckend beeilte er sich, weil ihm wieder die Worte des Slytherins ins Gedächtnis brachen. Nicht, dass der andere wirklich noch disapparieren und ihn hier ganz alleine lassen würde. Mitten im Nirgendwo! Vielleicht sogar Frankreich! Oder Deutschland! Schweden! Dort, wo er noch nicht mal die Sprache konnte! Merlin! Er flehte seine Beine stumm an, sich schneller zu bewegen. Wenn sie also am Meer waren, hieß es, dass es hier Ferienwohnungen geben müsste. Da es mitten im Herbst war, Ende Oktober, mussten diese freistehen. Immerhin war es schon kalt geworden. Und viele Familien verbrachten die kalten Tage lieber zu Hause oder in gemütlichen Hütten in den Bergen. Die ersten Häuser kamen endlich in Sicht und das ließ Ron erstmal erleichtert aufatmen. Denn sie wirkten typisch englisch. Wie aus einer Muggelpostkarte von einem Dörfchen am Meer entsprungen. So einer Postkarte, die Hermine ihm mal im dritten Schuljahr geschickt hatte. Häuser, aus hellen Sandsteinen mit schwarzen Ziegeldächern. Schwach beleuchtet von den Straßenlaternen. Auch die Gärten waren mit Backsteinen abgegrenzt, sowie er das in dem schwachen orangefarbenen Schein des Laternenlichtes erkennen konnte. Jetzt hieß es, nach einem verlassen wirkenden Haus zu suchen. Homenum revelio wäre ihm zwar lieber -und schneller- gewesen, doch er achtete genau darauf, ob Autos vor den Häusern standen. Ein Paar schlammbedeckter Stiefel standen vor einer Haustür- dieses Haus also nicht. Immer weiterlaufend und suchend war er schon ein gutes Stück in die Ortschaft hineingekommen. Und dann sah er es. Ein kleines Häuschen. Mit großem Garten. Etwas abseits. Kein Auto. Keine Stiefel vor der Tür. Er musste sein Glück versuchen. Den Deluminator gezückt, rief er nun die Lichter sämtlicher Straßenlaternen zu sich, bis die leere Straße nur in Dunkelheit lag. Dann näherte er sich leise der Tür. Innerlich gratulierte er sich selbst dafür, dass er der Bruder von Fred und George war und somit immer eine Büroklammer oder Haarnadel bei sich hatte. Verschwindend klein, leicht und ein treuer Begleiter in unerwünschten Situationen. Wären die beiden nicht, würde er wahrscheinlich bis heute nicht wissen, wie man Schlösser knackte. Mal wieder empfand er es als Segen, mit den Zwillingen aufgewachsen zu sein. Und siehe da- es brauchte nicht mal drei, vier Versuche und die Tür ging auf. Mit aufgeregt pochendem Herzen trat er in das Haus und versuchte die Tür lautlos hinter sich zu ziehen. Was, wenn er sich geirrt hatte und das Haus gar nicht leer stand? Sondern bewohnt war? Er hatte keinen Zauberstab, was machte er dann? Die Muggel würden sicher die sogenannte Polizei auf ihn hetzen. Oder einen Hund. Bei dem Gedanken fuhr es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Er würde dann wohl einfach rennen müssen. Zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag. Doch wenigstens besaßen die Muggel keine Zauberstäbe, mit denen sie ihm Flüche an den Hals jagen konnten. Das war ja schon mal etwas. Auf Zehenspitzen schlich er durch das Haus. Immer innehaltend und in die Dunkelheit nach irgendwelchen Geräuschen lauschend. Nichts. Kein Schnarchen. Kein Atmen. Er wagte es dennoch nicht, das Licht im Deluminator hier in die Lampen einzusetzen, damit er besser sehen konnte. Am Ende wäre das sein Verhängnis. Er stand jetzt wahrscheinlich im Wohnzimmer. Eine einladende Couch mitten im Raum. Zumindest hier keine Muggelseele. Auch in der Küche und im Bad alles leer. Jetzt fehlte noch das Obergeschoss. Sein Herz raste. Dort oben waren sicher die Schlafzimmer. Stumm betete er vor sich hin. Bitte, lass niemanden da sein. Er stieg die Treppe hoch. Die zweite Etage erstreckte sich über die Küche und das Bad. Oben konnte man über eine hölzerne Brüstung das Wohnzimmer unter sich überblicken. Er stand jetzt vor einer Tür. Die Sekunde der Wahrheit hatte geschlagen. Seine Lunge schmerzte, weil er vor lauter Spannung die Luft angehalten hatte. Die Türklinke quietschte leise und Ron verfluchte sie innerlich. Angestrengt lauschte er ins Nichts. Kein Laut. Seine Augen gewöhnten sich allmählich an die Dunkelheit. Das Bett war leer. Er hätte vor Freude in die Luft springen können. Die Lichter aus seinem Deluminator ließ er jetzt frei und sie suchten sich ihre Plätze in den Muggellampen. Leer! Das Haus war leer! Noch einmal lief er schnell das gesamte Haus ab. Sah in jede Ecke, auch in der Besenkammer. Leer! Er war frei! Das Gefühl berauschte ihn und er wollte sich schon in das große weiche Bett werfen, doch dann verzogen sich seine Mundwinkel unwillig. Frei! Er hatte wohl geträumt. Das Glücksgefühl hatte ihn so gepackt, dass er den Haken daran vergessen hatte. Malfoy. Verdammt. Leise zog er die Lichter wieder in seinen Ausmacher und lief aus dem Haus. Obwohl er sich jetzt überhaupt nicht auf Malfoy freute, lief er trotzdem immer schneller durch die verlassenen Straßen. Aus Angst, der andere hätte ihn alleine gelassen. Obwohl Ron sich nämlich mit der Zeit bemüht hatte – „schnell“ konnte man das nicht nennen. Vom Erfolgsgefühl beflügelte Schritte trugen ihn immer näher zu seinem Entführer. Denn wenn man es genau betrachtete, war Malfoy das auch. Hatte ihn einfach gegen seinen Willen an einen fremden Ort gebracht, wo er selbst noch – unverschämter Weise- nach einem passenden Unterschlupf suchen musste. Überlegte er es sich recht - wo gab es eigentlich so etwas? Der Entführer lässt die Geisel das Versteck für sich suchen? Daran sah man, dass nichts an ihrer Situation geplant oder durchdacht war. Weder von Ron, noch von Malfoy. Nach einer kurzen Weile erreichte er die Stelle, an die er Malfoy zurückgelassen hatte. Dunkelheit. Der Wald erhob sich zu beiden Seiten der Straße bedrohlich und verschmolz mit der Nacht. Er war nicht da. Eine unsichtbare Umklammerung legte sich kalt auf seine Kehle. Angst. Oh nein. Nein, das durfte nicht passieren. Das konnte nicht sein! Hatte ihn diese hinterlistige Schlange wirklich allein gelassen? Hier? Ohne seinen Zauberstab. So grausam war selbst Malfoy nicht. Oder doch? Immerhin war er jetzt ein Todesser. Das passte zu ihm. Sein Opfer erst in Sicherheit und Hoffnung zu wiegen, nur um das alles im nächsten Moment grausam zersplittern zu lassen. „Malfoy?“ Seine Stimme schwebte dünn im Wind. Zittrig. Er konnte die Angst einfach nicht aus ihr bannen. Zu endgültig war der Albtraum, in dem er jetzt gefangen war. Keine Antwort, nichts. „Malfoy? Bist du da?“ Hoffnung. Verzweifelte Hoffnung. Vielleicht war er hinter den nächsten Baum getreten, um zu pinkeln. Jedenfalls hoffte er es. Nichts. „Malfoy, wo bist du?“ Fordernd. Fast schon ungeduldig werdende, leise aufkeimende Wut mischte sich in seine beklemmende Angst. Das war kein Scherz mehr! Merlin, er war alleine! Und müsste alleine in diesem Muggelhaus leben?! Ohne Geld! Ohne Magie! Panisch lief er jetzt weiter, sah hinter den Büschen am Wegesrand nach. Kein Malfoy. Brauchte man ihn - einmal in seinem verdammten, verfluchten Leben- gerade dann war er nicht da! Wie oft in seiner Schulzeit hätte er auf ihn verzichten können? Aber nicht jetzt! Hilflos ließ er sich auf den Boden sinken. Malfoy hatte ihn allein gelassen. Das wars. Heiße Tränen sammelten sich in seinen Augen, bevor er kalten Atem in seinem Nacken spürte. „Na, na Wiesel. Du wirst doch wohl nicht weinen, oder?“ Höhnisches Lachen zerriss die Stille und Ron drehte sich zu dem grausamen Slytherin um, langte rasend vor Wut nach dessen Kehle. Doch im selben Moment bohrten sich wieder drei Zauberstäbe in seinen eigenen Hals. Eisiger Atem auf seinem Gesicht. „Köstlich Wiesel, meinen Namen…so herzzerreißend aus deinem Mund zu hören. Wer hätte jemals gedacht, dass ich eines Tages zu dieser Ehre kommen würde?“ Tränen des Hasses leuchteten in Rons Augen, und der kaltblütige Slytherin schien sich an seinem Leid auch noch zu ergötzen. „Mein Herz wäre mir fast zerrissen“, seine Stimme troff vor Häme. „Wenn ich eins hätte.“ Kaltes Lachen drang an sein Ohr, brandete gegen seine erhitzte Haut, wie eine Ohrfeige. In dem Moment, als er gerade das Gefühl hatte, Malfoys Stimme könnte nicht noch eisiger werden, wurde er eines Besseren belehrt. „Und jetzt, steh auf!“, forderte dieser mit einer Unerbittlichkeit in der grausamen Stimme. Die Zauberstäbe rammten sich wieder in Rons Rücken. Er würde morgen bestimmt mit Blutergüssen übersät sein! Heißer Hass legte sich schwer auf die Brust des Rothaarigen, pochte in seinen Adern. Er wollte Malfoy umbringen. Statt seinem inneren Drang Folge zu leisten, setzte er sich jedoch in Bewegung. Und erst jetzt fiel ihm auf, dass Malfoy humpelte. Auf einen dicken Ast gestützt. Er witterte seine Chance, den Blonden einfach anzugreifen und seinen Zauberstab zu schnappen, doch die Zauberstäbe in seinem Rücken erinnerten ihn an die tödliche Warnung, die klar und schwer in der Luft lag. Als sie in der unbeleuchteten Straße ankamen, öffnete Ron die Tür und trat, mit Malfoy hinter sich, in das Häuschen. „Lumos Maxima“, zischte dieser leise, nachdem er die Tür hinter ihnen geschlossen und magisch verriegelt hatte. Schweigend stand er in der Mitte des Raumes. Eines sehr merkwürdigen Raumes. Zumindest gab es hier einen Kamin. Aber der Rest? Was sollten diese komischen Geräte? Ein Kasten stand dort auf einem niedrigen Tisch. Es sah aus wie ein schwarzes Fenster. Was sollte das sein? Und dann war da noch etwas, das aussah wie ein Instrument. Eine Ziehharmonika, die aus seltsamen Rohren bestand. Was war das? Dieses Zimmer verunsicherte ihn. Was wenn diese Dinge, während er schlief, zum Leben erwachten? Er hatte in Hogwarts nie das Fach Muggelkunde besucht. Aus offensichtlichen Gründen. Nun, er hätte ja auch nie erahnen können, irgendwann in so einem Schlamassel zu landen, oder? Merlin, hoffentlich überlebte er diese Nacht! Er bemerkte den Blick des anderen auf sich. Ihm war wohl seine Unsicherheit aufgefallen, die kurz über sein Gesicht geflackert sein musste. Sofort setzte er sich wieder seine eisige Maske auf. „Wie viele Schlafzimmer gibt es?“, verlangte er gebieterisch zu wissen. „Nur eins“, antwortete Ron und deutete mit dem Finger auf das Stockwerk über ihnen. Von hier aus konnte man die Balustrade sehen und dahinter eine Zimmertür. „Ich werde das Schlafzimmer nehmen.“ Auf seinen dicken Stock gestützt humpelte Malfoy die Treppe hinauf, die drei Zauberstäbe immer achtsam umklammert. An der Zimmertür angekommen, warf er einen Blick über seine Schulter unter ihm ins Wohnzimmer. „Und du kannst ruhig…“, sein Blick fiel auf die Couch und Ron konnte sich schon denken, was er sagen würde. Und du kannst ruhig die Couch nehmen. Innerlich verrollte er seine Augen. Natürlich würde er die Couch nehmen, als ob er auf den Gedanken kam, sich mit dem ein Bett zu teilen. Nie im Leben! „…in deinem eigenen Dreck verrotten!“, spie der Blonde voller Abscheu aus und knallte seine Zimmertür heftig zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)