Stirb Nicht Vor Mir von YouLi (Die wahre Geschichte von Draco Malfoy und Ronald Weasley) ================================================================================ Kapitel 11: Er kommt zu mir jede Nacht -------------------------------------- Ich bin immer noch allein Und wieder lieg ich wach Niemand schläft mit mir ein Wie jede Nacht seh ich aufs Dach Ich weiß nicht wo du bist Doch ich weiß, dass es dich gibt Draco wachte mitten in der Nacht auf. Wie automatisch griff seine Hand auf das Kissen neben sich. Ins Leere. Verdammt. Ist er wieder abgehauen? Hatte ihn hier alleine gelassen? Sollte er ihm hinterher? Ihn suchen? Was, wenn ihm etwas zustoßen würde? So tollpatschig, wie er immer war. Was, wenn die Greifer ihn wieder gefunden hatten? Angst brach über ihn herein und der Schweiß rann kalt seinen Rücken hinab. „Ron“, keuchte er heiser. Vielleicht…war er auch nur ins Bad gegangen? „Ron.“ Ängstlich und suchend. Ächzend setzte er sich im Bett auf und griff nach seinem Wasserglas. Und da brach die Realität über ihn herein wie eine Welle bitterer Erkenntnis. Er hatte geträumt. Das war nicht mehr die Realität. Leidend keuchte er auf und stürzte das Glas Wasser hinunter. Obwohl er jetzt etwas ganz Anderes als Wasser vertragen könnte. Langsam kamen die Erinnerungen des gestrigen Tages zurück. Verdammter Weasley. Ihr erster gemeinsamer Unterrichtstag war eigentlich besser gelaufen als gedacht. Doch für ihn war es schmerzhaft gewesen. Schmerzhaft, diese Maske des Vergessens aufsetzen zu müssen. Und immer in die unwissenden Augen von Weasley zu blicken. Jedes Mal, wenn er hoffte, irgendeinen Erinnerungsfetzen darin aufglimmen zu sehen, wurde er bitter enttäuscht. Das erste Mal, als er seinen Blick gesucht hatte, war bei der Stundenplanvergabe. Da wollte er sehen, ob sich etwas in Rons Gedächtnis rührte. Nichts. Obwohl er das auch nicht erwartet hatte. Jedoch – als Slughorn dann die Diptam- Essenz erwähnt hatte und den Incendio- Fluch , da gab es endlich eine Reaktion. Und zwar hatte das Wiesel ihm auf den Fuß getreten. Und dann auch noch auf den linken! Verrückt! In dem Moment hatte Draco das als eindeutiges Zeichen aufgefasst. So, wie als ob Ron wusste, dass dieser Fuß damals mit dem Incendio- Fluch in Berührung gekommen war. Alles andere wäre auch ein merkwürdiger Zufall gewesen. Aber- mal wieder - hatte Draco sich getäuscht. Ron wusste nicht im Geringsten auch nur irgendetwas. Das hatte er spätestens dann bemerkt, als der dreiste Rotschopf ihn einfach aus Muggeltechnologie rauswerfen wollte! Obwohl das eigentlich auch eine indirekte Anspielung sein konnte- aber Draco bezweifelte es sehr. Denn danach schien Weasley es sichtlich nicht zu fassen, dass Draco eine Waschmaschine anschmeißen konnte. Was eine bittere Ironie. War Weasley es doch damals gewesen, der ihm die Anwendung dieser Maschine erklärt und gezeigt hatte. Bitter. Das war das treffendste Wort, mit dem er diese ausweglose Lage beschreiben konnte. Und leider konnte er niemand anderen dafür verantwortlich machen als seine eigene Familie. Dafür, dass er als einziger diese Bürde der Erinnerung tragen musste und ganz alleine mit diesen ungeteilten Eindrücken und Empfindungen war. Hatte sie doch damals immerhin selbst dafür Sorge getragen. Und Draco dem beraubt, was ihm so heilig war. Bereute er das damals Geschehene? Mit jedem Atemzug. Obwohl er wusste – jetzt im Nachhinein - dass es zu der Zeit wahrscheinlich das einzig Richtige gewesen war. Dennoch- hätte er noch einmal die Wahl, er würde sich für das Falsche entscheiden. Seiner Selbstsucht und seinem Egoismus nachgeben. Sich gleichzeitig seiner Angst stellen und seinen Mann stehen. Und dann alles in seiner Macht Erdenkliche tun, um den Lauf der Dinge zu verhindern. Aber er hatte keine Wahl mehr. „Malfoy?“, hörte er ganz leise durch die Wand und im ersten Moment glaubte er, es war seine eigene Hoffnung, die ihn leise rief. Aber es war eindeutig Weasley. Anscheinend hatte er ihn mit seinen leisen Rufen wach gemacht. Schweigend legte er seine Hand auf den Backstein, den er eine Nacht zuvor unsichtbar werden ließ. Aber heute nicht. Heute konnte er diese Unwissenheit des anderen nicht noch weiter ertragen. „Malfoy, bist du das?“ „Nein.“ Verdammter Weasley – hatte heute an ihm gerochen. Und ihn somit in eine äußerst zwiespältige Lage gebracht. In dem einen Moment hatte er sich für die Reaktion entschieden, wonach ihm überhaupt nicht gewesen war: die Fassung zu bewahren und seine kalte Maske aufzusetzen. Jetzt schlich ihm trotzdem noch ein Lächeln auf die Lippen. Wenigstens schien Rons Geruchsinn noch auf seinen Duft zu reagieren. Die Magie der Gerüche durfte man nicht unterschätzen, bargen sie doch die Erinnerungen und konservierten sie für eine lange Zeit. Sein Duft musste für Weasley also immer noch unheimlich anziehend wirken. Den Geruch des Rotschopfes hatte er schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen gestern wahrgenommen. Als Weasley sich wütend auf ihn gestürzt hatte, nachdem er ihn mit den Zimmern ausgetrickst hatte. Da hatte er ihn gerochen. Und dieser Duft hatte ihn bis in seine Träume gestern verfolgt und ihm die realsten Rückblenden beschert. Diesen Duft würde er wohl nie vergessen. Unter Tausenden wiedererkennen. Er war schwer zu beschreiben – roch er irgendwie nach brennendem Holz oder kochendem Wasser. Und Zimt? Nein, das war es alles nicht. Egal was es war - für diese Weasley- Mischung musste erst noch ein passender Name erfunden werden. Hochexplosiv, würzig. Und dennoch mild. Warm war vielleicht das beste Gefühl dafür. Und geborgen. Trotzdem mit einem Hauch des Unberechenbaren. Konnte man einen Duft mit diesen Worten beschreiben? Draco war sich nicht sicher. „Hast du wieder geträumt?“ „Nein.“ Es war kein Albtraum. Nicht wirklich. Zum Albtraum wurde es erst, als er bemerkte, dass der Traum nicht real war. Wenn man es so sah, war die Realität sein bitterer Albtraum, der er jede Nacht entfliehen wollte. Vergeblich. „Ich auch“, hörte er die Stimme des Jungen. Dracos Blick wurde weicher in der Dunkelheit und nun drehte er sein Gesicht dem Backstein zu. Weasley hatte so viel verloren im Krieg. Seine beiden Brüder. Und seine Unbeschwertheit. Doch wie viel Draco verloren hatte, dass wusste keiner. Außer er selbst. Und seiner Mutter. Vielleicht. „Willst du wissen, was ich geträumt habe?“, fragte der Blonde jetzt leise in die Dunkelheit. Seine Stimme war etwas rau, seine Kehle trocken. Er konnte Weasley jetzt nicht alleine lassen. „Ja?“ Die Stimme des Rothaarigen hörte sich neugierig an. Draco grinste. „Ich wurde von einer sogenannten ‚Waschmaschine‘ angegriffen.“ Von der anderen Seite der Wand kam kein Ton. Und dann Lachen. Leise und erstickt. Draco musste selbst ein Lachen unterdrücken und schüttelte seinen Kopf. Weasley war manchmal einfach nur…Weasley. Seine Finger strichen gedankenverloren über den rauen Backstein, ein körniges, steiniges Gefühl unter seiner Haut. Das Lachen ließ ihn wieder entspannter und ruhiger werden. Und auch dem anderen musste es so gehen. Denn als Rons leises Lachen langsam verebbte, hörte sich sein Atem durch die Wand wieder gleichmäßiger und tiefer an. Ein ruhiges Gefühl machte sich in Draco breit und mit einem Lächeln auf den Lippen ließ er sich vom Schlaf übermannen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)