Stirb Nicht Vor Mir von YouLi (Die wahre Geschichte von Draco Malfoy und Ronald Weasley) ================================================================================ Kapitel 16: Und du sollst Teil des Ganzen sein ---------------------------------------------- 14. Oktober 1997 Heißer Dampf erfüllte das weiße Badezimmer, zog wie ein leichter Nebel durch die Luft. Wohlig seufzend betrachtete Draco seine Zehen des rechten Fußes, die aus dem heißen Badewasser lugten. Sein verletzter linker Fuß thronte auf dem Wannenrand, weißer Schaum reichte ihm bis zum Kinn. Noch traute er dem Muggelzeug nicht ganz, aber unter den vielen Flaschen mit Shampoos und Badezusätzen fand er etwas, dessen Geruch ihn an Hogwarts erinnerte. Ein Badeschaum aus den unzähligen Schaumspendern im Vertrauensschülerbad roch in etwa wie der Inhalt dieser Flasche. Etwas Bekanntes schwächte sein Misstrauen. Deswegen hatte er gestern ein wenig von dem Badeschaum benutzt und da er immer noch lebte und seine Haut nicht von Anti-Muggelausschlag befallen war, hatte er heute die doppelte Menge genommen. Auf dem Wannenrand stand ein sauberes Glas, das er nach Belieben mit Aquamenti auffüllen konnte. Die Hitze war ihm zu Kopfe gestiegen, seine sonst eher fahlen Wangen glühten rot und auf seinem Gesicht hatte sich ein sanfter Schweißfilm gebildet. Ja, er fühlte sich wohl. Seit drei Tagen war dieses heiße Bad nun sein Ritual geworden. Das Highlight seines Tages. Nur er und angenehme Stille. Keine Greifer, keine Todesser, kein betrunkener Vater oder eine verrückte Tante. Er fühlte sich wie ein König in seinem kleinen Reich. Schöner wäre es natürlich, wenn das Wasserglas mit Elfenwein oder Butterbier gefüllt wäre, aber man wollte ja nicht klagen. Nun, wenn er schon beim Beklagen war, der Koch des Hauses war auch nicht gerade der Talentierteste. Jeden Tag nur gebackene Bohnen. Es hing ihm schon zum Halse heraus. Aber nun, besser als nichts. Er war zwar eigentlich Wildhasenroulade und Steinpilzsuppe gewöhnt, aber was sollte es. Zumindest hatte Weasley seit letztem Mal auf Dracos Kritik hin etwas mehr Pfeffer und Salz benutzt. Perfekt wäre das Mahl natürlich mit einem schönen weichen Stück Brot, aber so etwas hatten sie nun mal nicht. Sie hatten kein Gold und haben ihr Versteck bisher auch noch nicht verlassen. Seinem Fuß ging es immer noch nicht gut, er hatte zwar noch nicht nachgesehen wie es der Wunde ging, aber es tat noch sehr weh. In den Wäldern von Schottland, dort wo er und Weasley sich über den Weg gelaufen waren, hatte er ein Geheimversteck, wo er etwas Gold, einige Tränke und Zutaten versteckt hatte. Die letzten Wochen hatte er damit zugebracht, heimlich an diesen geheimen Ort zu apparieren und nach und nach Vorräte hinzubringen. Für den Fall der Fälle. Falls er irgendwann abhauen müsste oder enterbt werden würde. Sodass er dann direkt ohne Gepäck flüchten könnte. Es war zwar nicht viel, aber es war immerhin etwas. Solange es seinem Fuß aber nicht besser ginge, traute er sich nicht dorthin zu apparieren. Das schob er erstmal auf. Was Weasley anging, so war er sich nicht sicher, was seine nächsten Schritte wären. Am vorteilhaftesten wäre es natürlich, wenn er dessen Vertrauen gewinnen und dieser ihn zu Potter führen könnte. Somit könnte er sich praktisch freikaufen. Seine Familie wäre von jeder Schuld befreit und er würde als Held gefeiert werden. Aber wollte er das überhaupt? Nein, eigentlich wollte er weg vom Dunklen Lord und weg von seinem fanatischen Vater. Er wollte frei sein. Und hier, in seiner Badewanne, mit seinem Wasserglas in seiner Hand, fühlte er sich so frei wie schon lange nicht mehr. Keine Mission wie im 6. Schuljahr, kein Dunkler Lord in seinem Anwesen. Nur der öde Alltag, in dem es wie damals in Hogwarts nur ein Ziel gab: sich die Zeit damit zu versüßen, dem jeweils anderen das Leben zu versauern. Natürlich wusste er, dass Weasley sein Feind war. Und auf der feindlichen Seite stand. Außerdem war es Weasleys Fehler, wieso sie hier so unüberlegt gelandet waren und Draco vorher keine Zeit gehabt hatte, seine Vorräte zu holen. Er war nämlich gerade auf dem Weg zu ihnen, als er über Weasley stolperte und sie angegriffen wurden. Sie mussten fliehen, noch bevor er zu seinen Vorräten gekommen war. Und sein Fuß - das war auch Weasleys Schuld. Seine alleinige! Diese Gründe reichten eigentlich schon aus, um ihn mit Crucio tot zu quälen. Aber so war er nicht. Auch wenn er ein Todesser war. Er hatte seine Grenzen. Und ehrlich gesagt, auch wenn sie auf unterschiedlichen Seiten standen, so traute er ihm trotzdem immer noch mehr als dem ganzen Todesser-Clan in seinem Anwesen. Weasley gehörte zu den Guten. Er würde niemals das fertig bringen können, was Draco in seinem Anwesen alles mitansehen musste. Und außerdem war auch Weasley auf der Flucht. Gut, er wollte wahrscheinlich zu Potter und seinem Schlammblut zurück, aber die letzten zwei Tage hatte er kein Wort über die beiden verloren. Vielleicht war er jetzt auch alleine unterwegs. Fakt war, Draco hatte ihn lieber hier bei sich, wo er ihn kontrollieren konnte, als irgendwo bei Potter, wo er ihm gefährlich werden konnte. Und hier war er Draco sogar nützlich. Wenn hier irgendwelche Greifer, Todesser oder Muggel einfallen würden – Weasley schlief unten, ihn würde es also zuerst erwischen. Und da dieser sicher nicht lautlos sterben würde, wäre das ein Warnschrei für ihn und er könnte noch schnell genug apparieren. Obendrein brauchte er Weasley als Koch- und Putzkraft. Nun, sein eigenes Zimmer und das angrenzende Bad musste er selbst putzen -mit verletztem Fuß noch dazu!- weil Weasley sich partout weigerte „feindliches Gebiet zu reinigen“. Und da Draco solch einfache Zauber wie den Ratzeputz nur sehr schwerfällig beherrschte, musste er auf Knien sein gesamtes Reich schrubben! Merlin sei Dank war Weasley nicht inmitten der Putzorgie auf Muggelart hereingeplatzt! Er konnte sich dessen Gelächter nur zu gut vorstellen! Zumindest war sein Zimmer jetzt mit reinem Zauberwasser gereinigt. Er würde in nächster Zeit also nicht von irgendwelchen Muggelkrankheiten heimgesucht werden, die seine Zauberei schwächten. Was Weasley, den Faulpelz anging, so hielt er es nicht für nötig das Wohnzimmer, das Bad unten und die Küche zu putzen. Was die ersten beiden Räume anging, so konnte ihm das egal sein, doch in der Küche wurde sein Essen zubereitet! Das hieß, er nahm diese Muggelkeime direkt zu sich! Sogar hier in der Badewanne, die seine Ruheoase geworden war, regte das Wiesel ihn auf! Plötzlich riss ein lautes Gepoltere ihn aus seinen friedlichen Gedanken und er tauchte vor Schreck unter. Ein Schwall heißen Wassers drang ihm in die Nase und hustend und keuchend tauchte er wieder auf. Was war das? Von unten waren laute Stimmen zu hören! Von mehren Personen! Frauen und Männer! Sie lachten und amüsierten sich. Also wohl keine Todesser. Hatte Weasley Freunde eingeladen? Wohl kaum. Waren das dann Muggel? Oh Merlin, bitte bloß nicht. Waren die Muggelbesitzer des Hauses etwa zurück? Merlin. Weasley! Er hatte keinen Zauberstab! Starr vor Schreck hielt er die Luft an, bevor er schnell aus der Badewanne sprang. Triefend nass schnappte er sich den weißen Bademantel und stürmte humpelnd aus dem Zimmer. „Weasley!“, rief er scharf, einen Arm mit seinem Zauberstab ausgestreckt. Mit Muggeln würde er leicht fertig werden! Immerhin besaßen die keinen Zauberstab. Unten im Wohnzimmer jedoch lag nur das Wiesel auf dem Sofa und amüsierte sich köstlich. Wo waren die Muggel? „Sieh dir den mal an. Wie er aussieht! Da würde ich lieber einen Frosch küssen!“ Erschrocken zuckte Draco zusammen. Da hatte eine Frau gesprochen! Wo war sie? „Kommen Sie raus! Sie Muggelfrau! Oder ich verwandele SIE in einen Frosch!“, drohte er warnend. Und oh, er würde es tun! „Also ich finde ihn ganz süß. Die blonden Haare und seine besserwisserische Art-“ „Raus aus Ihrem Versteck!“, kommandierte Draco und wirkte von Sekunde zu Sekunde unsicherer. Wieso redeten diese Muggelfrauen so unverschämt über ihn? Und wo versteckten sie sich? Unter der Couch? „Malfoy?“, regte sich endlich das faule Wiesel auf der Couch und Draco fuhr ihn ungehalten an. „Wir werden hier belagert und dir fällt nichts Besseres ein als faul im Bett rumzuliegen! Steh gefälligst auf und verteidige unser Heim!“ Ron sah perplex auf den triefnassen Malfoy, der nur in einen Bademantel gehüllt mitten im Raum stand und seinen Zauberstab kampfbereit hielt. Und war das etwa Badeschaum, das auf seinem Kopf thronte? „Ganz unter uns gesagt, ich glaube er ist schon in jemanden verliebt. In einen Jungen", flüsterte eine von ihnen geheimnistuerisch. Schock traf den Malfoy-Erben und er drehte sich einmal um seine Achse, um seine Angreiferinnen ausfindig zu machen. „Mein Liebesleben geht euch gar nichts an! Und jetzt zeigt euch, ihr Feiglinge!“ Ron lag immer noch auf dem Sofa, sah ihn mit großen Augen an, war sich nicht sicher, ob das skurille Schauspiel seiner Fantasie entsprang oder Realität war. Immer unsicherer und ungeduldiger sprach Draco nun den „Homenum revelio“ Zauberspruch, um die Eindringlinge zu enttarnen. Doch merkwürdigerweise funktionierte der Zauber nicht. Hier drinnen war niemand! Was war das für ein Zauber! Hatten Hexen etwa einen Fluch auf das Haus gelegt? Waren hier irgendwo sprechende Porträts aufgehängt, die er zuvor noch nicht bemerkt hatte? „Malfoy…“, meldete sich wieder Weasley zu Wort und deutete mit seinem Finger auf einen schwarzen Kasten auf einem niedrigen Tisch. Irritiert folgte Dracos Blick seinem Finger, bis – „AAAH!“ Erschrocken zielte er mit seinem Zauberstab auf den Fernseher, doch Ron stürzte sich auf ihn. „Nicht!“, rief er aus Angst, Malfoy könnte seine neue Unterhaltungsquelle in die Luft jagen. „Was - was ist das?“, stammelte Draco erschrocken. Waren das etwa echte Menschen in einem Kasten gefangen? Wieso hatten die Muggel auch bewegende Bilder? Auf dem Boden liegend schielte er auf den schwarzen Kasten, wo ihm zwei Frauen fröhlich entgegen lachten. „Das ist ein Fernseher. Da zeigt man Filme! Die Menschen da drin sind nicht echt! Also beruhig dich wieder!“, erklärte Ron ihm und brach dann auf einmal in schallendes Gelächter aus. Dracos Körper wurde von Rons Lachanfällen durchgeschüttelt. Wieder stellte ihn das hässliche Wiesel bloß! „Runter von mir!“, herrschte Draco ihn wütend an und schob Ron grob von sich. „Es reicht mir! Du liegst den ganzen Tag nur faul auf deiner Couch! Du hast noch nicht einmal angefangen zu kochen! Und wehe dir, es gibt heute wieder nur gebackene Bohnen! Geputzt hat das werte Wiesel auch noch nicht! Obwohl ich dich seit Tagen darum gebeten habe! Wenn die Muggelbakterien nicht aus der Küche beseitigt werden, wird unsere Magie blockiert! Wie verteidigen wir uns dann gegen Angreifer? Das Haus muss muggelkeimfrei gemacht werden!“, wütete er mit einer Tirade los. „Dann mach es doch selbst!“, fauchte Ron zurück. „Du hast immerhin einen Zauberstab!“ „Mein Gebiet habe ich schon steril gemacht. Jetzt bist du dran! Arbeitsteilung nennt man das!“ „Arbeitsteilung? Dass ich nicht lache! Du liegst doch den halben Tag nur in deiner geliebten Badewanne herum und kommst nur herunter, wenn du mich wieder herum scheuchen willst! Oder wenn du Hunger hast!“ „Du bist doch der Koch hier! An wen soll ich mich sonst wenden, wenn ich verhungere!“ „Ich bin nicht der Koch!“ „So, Wiesel, es reicht! Steh auf! Geh sofort in die Küche und putze sie! Und mach vorher diese komische Kiste aus!“ „Bring mich doch dazu!“, brüllte Ron nun trotzig und das ließ sich Draco nicht zweimal sagen. „Serpensortia!“, rief er und aus seinem Zauberstab kam eine gefährliche lebendige Schlange geschossen. Wie von der Tarantel gebissen sprang Ron mit einem Satz zum Fernseher, schaltete ihn aus und flog schon fast zur Küche. Den ganzen Nachmittag stand Draco in der Küchentür mit seinem erhobenen Zauberstab und wies Ron an, wie er die Küche zu putzen hatte. „Da hinten im Eck!“ „Schrubben, Weaselbee! Nicht streicheln!“ Großzügigerweise beschwor er mit Auquamenti Zauberwasser für ihn. Dafür musste er die gesamte Zeit Weasleys nervtötendes Schnauben und Motzen ertragen. Ron war wirklich geladen. Nur weil er keinen Zauberstab besaß, musste er diese Demütigung über sich ergehen und sich von Malfoy ausbeuten lassen! Als er endlich fertig war, nickte Draco anerkennend. „So, jetzt darfst du mir was zu essen kochen!“ Ron, der aussah, als ob er ihm an die Gurgel wollte, rührte sich für paar Sekunden nicht. Dracos Zauberstab an seiner Kehle flößte ihm jedoch langsam wieder Bewegung ein. „Ich bleibe die gesamte Zeit hinter dir, Weasley. Also wenn du uns beide von dieser Tortur uns gegenseitig aushalten zu müssen, erlösen willst, beeilst du dich besser. Ach, und wenn du in mein Essen spucken solltest, verwandele ich dich in eine kleine Küchenschabe!“ Am Abend saß Draco höchst zufrieden auf seinem Bett mit einem Teller Nudeln auf seinem Schoß. Diesmal war Ron auf seinen Befehl hin etwas kreativer geworden. Es gab Nudeln mit Thunfischsoße. Weasley hatte noch Dosen mit Tomaten gefunden. Diesmal hatte er auch ordentlich gewürzt und Draco musste wirklich zugeben, es schmeckte – den Umständen entsprechend - relativ gut. Zumindest schien sein Magen die willkommene Abwechslung zu begrüßen. Gerade als er wieder eine Gabel von den köstlichen Nudeln zu sich nehmen wollte – „Aaaah nein, tu mir nichts! Ich flehe dich an!“ Seine Gabel fiel mit einem lauten Poltern zu Boden. Was in Salazars Namen? „Wir waren doch Freunde! Ich bitte dich, denk an unsere schönen Momente!“ Verflucht, Weasley hatte wohl diesen Fernseher wieder angemacht! Egal, Draco stand heute nicht mehr der Sinn nach einem Streit. Er hatte den sturen Rotschopf heute schon gefühlte Stunden kontrolliert und observiert, jetzt wollte er nur noch seine Ruhe. Also legte er einen Geräuschblocker auf sein Zimmer, sodass er die nervtötenden Stimmen nicht mehr ertragen musste und sprach einige Schutzzauber aus. Weasley war heute doch schon etwas wütend geworden. Er wollte ihm keine Gelegenheit bieten, ihn in der Nacht zu überfallen. Als das erledigt war, schlief Draco zufrieden und beruhigt auf seinem gemütlichen Ehebett ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)