Stirb Nicht Vor Mir von YouLi (Die wahre Geschichte von Draco Malfoy und Ronald Weasley) ================================================================================ Kapitel 18: Ich will, dass du mir glaubst ----------------------------------------- 6. September 1999 Die neue Schulwoche fing bei Ron sehr gut an. Seine erste Doppelstunde war eine Freistunde und nach seinem morgendlichen Training und dem Frühstück saß er im Gemeinschaftssaal seines neuen Hauses. Am riesigen Panoramafenster schwamm eine große Schildkröte vorbei und fasziniert betrachtete er sie durch die Glasscheibe. War ja abgefahren! Er saß hier schon etwa eine Stunde und die faszinierendsten Dinge tauchten vor dem Fenster auf. Wie gebannt erhob er sich von der gemütlichen blauen Samtcouch und lief am Fenster entlang, um die Schildkröte ein Stück zu begleiten. Hermine hatte heute in der ersten Stunde Arithmantik, Harry arbeitete zusammen mit Ginny an den Plänen für die Quidditchauswahlspiele – zumindest behaupteten sie das, wer wusste schon was die beiden in Wahrheit trieben und Ron wollte es auch gar nicht wissen! Die Zwillinge hatten sich in ihrem Zimmer eingesperrt und tüftelten an neuen Produkten. Er genoss die friedliche Einsamkeit. Keiner, der ihm befahl etwas zu tun oder ihm die ganze Zeit nörgelnd in den Ohren lag. Hier hatte er auch mal Zeit seinen eigenen Gedanken nachzugehen und zu sich selbst zu finden. Jetzt, da seine besten Freunde und seine Brüder sich mehr um ihr eigenes Leben kümmerten, könnte er das eigentlich auch machen. Gestern, als er so übereilt aus der Bibliothek geflüchtet war, kam ihm der Gedanke, dass er dort eigentlich nach passender Lektüre für sein Problem, das keiner ernst nahm außer er selbst, suchen könnte. Also war er am Abend, als Hermine und Malfoy schon wieder im Gemeinschaftsraum angekommen waren, zurück in die Bibliothek geschlichen. Er hatte den ganzen Abend gebraucht, bis er wenigstens ein brauchbares Buch gefunden hatte. „Mysteriös verschwundene Erinnerungen“, hieß das dünne Buch in dem ockerfarbenen Einband. Er hatte es hier in den Gemeinschaftsraum mitgenommen und sogar zwei , drei Seiten darin gelesen, bevor er sich von den Wesen im Großen See hinter dem Fenster ablenken lassen hatte. Vielleicht sollte er zurück auf die samtblaue Couch und mit Seite vier im Buch weitermachen. Sonst würde er nie erfahren, was mit ihm damals vor zwei Jahren passiert war und wie er an seine verlorene Erinnerung gelangen konnte. Doch als er sich widerwillig von dem großen Fenster abwandte, erstarrte er kurz. Auf seiner Couch saß schon jemand! Mit seinem Buch in der Hand! Kein geringerer als Malfoy! Hellblondes Haar lugte hinter dem Buch hervor. Ron stand der Mund offen, als Malfoy hinter dem Buch hervorblickte. Ihre Blicke trafen sich und zum ersten Mal wusste Ron nicht was er sagen sollte. Er schwankte zwischen. „Her mit meinem Buch!“ und „Es tut mir leid wegen gestern.“ Er konnte Malfoys verletzten Gesichtsausdruck gestern nach seinem Spruch einfach nicht vergessen. Er rang so sehr mit sich, dass er keinen vernünftigen Satz zustande bringen konnte. „Her mit meinem Gestern!“, forderte er deswegen motzig. Dracos in die Höhe gezogene, fragende Augenbraue ließ ihn stottern. „Äh..ich meine tut mir leid wegen meinem Buch!“ Jetzt grinste Malfoy belustigt und Ron lief vor Scham rot an. Was redete er da für einen Humbug! Langsam stand der ehemalige Prinz aus Slytherin auf und drückte Ron behutsam das Buch in die Hand. „Entschuldigung akzeptiert“, meinte er galant und schenkte Ron ein schelmisches Zwinkern, bevor er ihn komplett verdattert mitten im Gemeinschaftsraum stehen ließ. Was in Merlins Namen war das? Erst als die Schulglocke das Ende der Stunde verkündete, konnte Ron sich erst wieder rühren. Malfoys Zwinkern hatte sich so sehr in sein Gedächtnis geprägt, dass er an nichts anderes mehr denken konnte. So sehr, dass er sogar die Aufregung vor der nächsten Stunde vergessen hatte. Kochmagie. Es musste wieder eine neue Lehrkraft sein, so vermutete er. Außerdem fragte er sich, wer alles den Kurs besuchen würde. Mit Sicherheit wäre er einer der wenigen Jungen. Grauen erfüllte ihn, wenn er daran dachte, vielleicht der einzige Junge dort zu sein! Aber zumindest wären Hermine und Ginny auch dort. Notfalls konnte er sich zu ihnen setzen. Vorsichtig und etwas scheu betrat er den Raum. Er war wohl einer der ersten. Das Klassenzimmer erinnerte ihn merkwürdig an eine größere Version ihrer Küche im Fuchsbau. Statt Schultischen gab es einige Arbeitsplatten aus massivem Holz, ausgestattet mit je zwei Herdplatten und einem Ofen unter der Arbeitsplatte. Daneben befand sich eine kleine Schranktür mit Pfannen und Töpfen. Neben dem Herd stand ein Topf mit Kochlöffeln aus Holz, Suppenkellen, die ursprünglich halbierte, ausgehöhlte Zierkürbisse waren und Holzpfannenwender. Nach und nach trudelten kichernde Hexen in den Raum und Ron war so verlegen, dass er nicht wusste, wo er hinschauen sollte. Denn die Mädchen warfen ihm neugierige Blicke zu. Am liebsten hätte er es sich noch anders überlegt. Zu allem Übel hatte Lavender ihn schon entdeckt und warf ihm einige interessierte Blicke zu. Oh Merlin, bitte nicht sie! Um Himmels Willen, sie steuerte doch nicht wirklich auf ihn zu? Unter allen Mädchen, die den Klassenraum füllten, hätte Ron fast die blonden, zurückgekämmten Haare nicht erkannt. Malfoy? Was tat er hier? Er durfte ihn hier nicht sehen! In diesem Mädchenkurs! Geschockt starrte er von Malfoy zu Lavender und hoffte, er könnte sich in Luft auflösen. Auch Malfoy steuerte seine Arbeitsplatte an und Ron hoffte ausnahmsweise, dass Malfoy schneller wäre als Lavender. Doch da hörte er sie schon. Ihre melodisch hauchende Stimme. „Hallo, Ron.“ Sie lächelte ihn an und er fragte sich, womit er das verdient hatte. Über zweieinhalb Jahre hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen und auf einmal kam sie jetzt wieder an? Vorsichtig lächelte er sie an, bevor eine teure Ledertasche prompt auf die Arbeitsplatte abgestellt wurde. „Verzieh dich, Brown. Der Platz ist schon besetzt“, meinte Malfoy arrogant und Ron fiel ein Stein vom Herzen. Eingeschnappt stellte sich Lavender zu Parvati und Ron wagte es nicht mal Malfoy anzusehen. „Du schuldest mir ein Dankeschön, Weasley“, sprach er überheblich. „Oder wolltest du etwa das restliche Schuljahr wieder Won-Won genannt werden?“ Er musste ein hämisches Lachen unterdrücken und Ron fixierte ihn mit einem erzürnten Blick. In dem Moment traten Hermine und Ginny ein und blickten verwundert zu Ron und Draco. Sie setzten sich an die Arbeitsplatte schräg gegenüber von den beiden. Ron wusste zwar nicht, wie er diese Peinlichkeit aushalten würde. Aber auch, wenn er Malfoy hasste, besser der blonde Teufel saß hier bei ihm statt bei Hermine oder Ginny, wo Ron nicht kontrollieren konnte, was er bei ihnen im Schilde führte. Einige kichernde Mädchen drehten sich immer wieder nach hinten zu ihm und Malfoy. Darunter die Greengrass-Schwestern aus Slytherin. Und sogar Morag MacDougal aus Ravenclaw schien sich angeregt mit ihrer Sitzpartnerin im Flüsterton über Malfoy zu unterhalten. Ron, dem das nicht entgangen war, beugte sich zu Malfoy hinüber und flüsterte ihm leise ins Ohr. „Sicher, dass du hier sitzen willst? Morag sieht so aus, als ob sie dich liebend gerne zum Partner haben würde“, stichelte er leise, worauf Draco ihn kühl ansah. „Oder du tauschst mit Hermine den Platz“, schlug er stattdessen vor und Ron wollte an die Decke gehen. Das hatte er ja fast vergessen, dass Hermine in letzter Zeit so angetan von ihrem Vertrauensschülerpartner war! „Spaß beiseite, Weasley. Ich sitze hier gut. Im Gegensatz zu dir habe ich keine Lust mit einer Hexe „Zaubererfamilie“ zu spielen.“ „Ich hab auch keine Lust darauf!“, schimpfte Ron ihn leise. Er war nicht auf der Suche! Er hatte dieses Jahr wohl ganz andere Probleme. „Sicher? Das sah im sechsten Schuljahr aber noch ganz anders aus.“ Ron, bei dem die Gesichtsfarbe in die Haarfarbe überging, packte Draco am Ärmel und zischte mit gesenkter Stimme. „Das war mal! Ich habe kein Interesse mehr an Mädchen!“ Er wollte hier nicht als Schwerenöter dargestellt werden. „Du hast kein Interesse an Mädchen?“, fragte Draco leise und beugte sich näher zu Ron. „Heißt das, ich habe ein Chance?“, raunte er in dessen Ohr. Schockiert starrte Ron ihn an. Der Schalk blitzte aus Dracos kalten Augen und Ron versuchte ein gepresstes Lachen, um von seiner Fassungslosigkeit abzulenken. Flirtete Malfoy mit ihm? Provozierte er ihn? Er machte sich wohl seinen Spaß daraus! „Hör jetzt auf mit dem Unsinn, Malfoy“, motzte er lachend und auch Draco musste grinsen. Ginny und Hermine, die auf die beiden aufmerksam geworden sind, beobachteten sie total verwundert. Als eine rundliche Frau in das Klassenzimmer herein gewuselt kam, wurde es plötzlich still. Ron, der auf einmal wieder von dem gleichen Geruch wie damals in Muggeltechnologie abgelenkt war, beachtete die Lehrerin erst mal gar nicht. „Guten Morgen, Klasse!“, begrüßte die rundliche Hexe mit den kupferfarbenen Locken die Schüler und Ron schrak bei der Stimme hoch. Im Augenwinkel konnte er Ginnys knallrot angelaufenes Gesicht erkennen und er wusste auch sofort warum. „Ronald, mein Lieber! Ich bin ja so froh, dass du dich für meinen Kurs entschieden hast!“ Ron war so erschrocken, dass er es gar nicht glauben konnte. Halluzinierte er? Wurden seine Gedanken verhext? „Mum?“, stammelte er ungläubig. Was machte seine Mutter in Hogwarts? Als Lehrerin? „Deine Rühreier sind zwar schon ganz gut, aber du weißt immer noch nicht, wie man anständige Kuchen macht!“ „Mum!“, rief er empört aus. Es war peinlicher als damals im zweiten Jahr, als Ron diesen verdammten Heuler von ihr erhalten hatte. „Und Ginny, ich bin ja so glücklich, dass du dich dafür entschieden hast Harry eine anständige Köchin zu werden.“ Seine Schwester sah aus, als ob sie am liebsten gar nicht hier wäre und es war schwer zu sagen, wer von beiden roter angelaufen war. Die Mädchen in der Klasse giggelten angeheitert und warfen Ron und Ginny immer belustigte Blicke zu. „Oh und Hermine, meine Liebe. Endlich traust du dich mal weg von deinen Büchern hinter den Herd.“ Hermine lächelte gequält und spätestens jetzt entwich Draco ein gehässiges Lachen. „Draco, mein Lieber was gibt es da zu lachen? Es gibt nichts Verwerfliches daran, auf eigenen Beinen stehen zu wollen. Ein Mädchen lässt sich nicht von einem Jüngling beeindrucken, der sich rund um die Uhr von Hauselfen bedienen lässt.“ Pures Entsetzen leuchtete auf Dracos Gesicht und jetzt war es an Ronald, spöttisch aufzulachen. „Denn darum geht es in diesem Kurs. Ich habe mich von meinen Kindern dazu inspirieren lassen. Sie lassen sich nämlich bis heute noch von ihrer armen Mutter bekochen – wo sind überhaupt Fred und George, na warte wenn ich die beiden erwische! Schwänzen einfach die wichtigste Stunde in der Woche!- aber wenn ihr Kinder mal ausgezogen oder auf euch alleine gestellt seid, müsst ihr wissen, wie man ein einfaches Spiegelei zubereitet, wie man Kartoffeln schält und kocht. Ohne dieses Wissen würden wir nicht überleben. Da hilft uns auch ein gut ausgeführter Protego nicht, wenn man am Verhungern ist. Also lasst uns zusammen den Kochlöffel schwingen und uns etwas Köstliches zaubern!“ Molly Weasley war mit Leib und Seele bei der Sache, während Ron und Ginny das Gefühl hatten, sie wären in einem Alptraum gefangen. „So, heute beginnen wir mit etwas Einfachem. Pfannkuchen. Meine Kinder lieben sie! Perfekt als Frühstück mit Ahornsirpup oder Früchten. Ron isst sie auch gerne zwischendurch.“ Verlegen wandte er sein Gesicht ab und hoffte, dass seine Mutter endlich damit aufhören würde, immer seinen Namen zu erwähnen! Es war mehr als ätzend und peinlich! Auf jeder Arbeitsplatte erschien wie von Zauberhand eine Packung Mehl, Zucker, Eier und Milch, sowie Salz und Zimt. Mrs. Weasley erklärte ihnen ausführlich, wie sie den Teig anzurühren hatten. Dabei erwähnte sie herkömmliche Tricks ohne Zauberstab und die einfachsten Zaubersprüche, mit welchen man ein Ei in die Schüssel schlug. Als Draco mithilfe eines Zaubers ein Ei in die Holzschüssel schlagen wollte, rutschte es ihm jedoch aus den Fingern und zerbrach mit einem Platschen auf dem Boden. Ron brach in Gelächter aus, sehr zu Dracos Missfallen. Mit einem einfachen Ratzeputz entfernte der Rotschopf die Sauerei und Draco erntete ein tadelndes Kopfschütteln von Mrs. Weasley. Als jede Gruppe mit ihrem Teig fertig war, wurde ihnen erklärt, wie sie die Pfannkuchen in der Pfanne zu backen hatten. Gleichzeitig griffen Ron und Draco nach der selben Pfanne und unwillkürlich berührten sich ihre Finger. Es fühlte sich wie ein elektrischer Stromschlag an, verwundert sah Ron zu Draco, der seinen Blick ebenso verwundert erwiderte. Sie nahmen ihre Hände nicht von der Pfanne und blickten sich benommen an, bevor Hermine sich schnippisch einmischte. „Was macht ihr da? Streitet ihr jetzt schon um eine Pfanne?“ Erst da fiel beiden auf, dass sie die Hand des anderen nicht loslassen wollten und sie ließen die Pfanne abrupt los. In diesem Moment wäre die Pfanne beinahe zu Boden geglitten, wenn Mrs. Weasley sie nicht mit einem Schwebezauber aufgefangen hätte. „Auch, wenn ihr euch nicht sehr geschickt anstellt, bin ich stolz auf euch Jungs. Wer hätte gedacht, dass ein Weasley jemals mit einem Malfoy zusammen Pfannkuchen backen würde!“ Draco, sowie Ron wollten nur im Erdboden versinken, während Mrs. Weasley glücklich in die Hände klatschte. Als Ron versuchte den Pfannkuchen zu wenden und ihn in die Höhe warf, war er nicht schnell genug beim Auffangen und der heiße Pfannkuchen landetet mitten auf Dracos Gesicht, weil dieser dem Pfannkuchen mit seinem Blick gefolgt war. „Weasley...das wird Konsequenzen haben!“, stänkerte er unter dem Pfannkuchen nach einem gedämpften Aufschrei. Doch die anderen Gruppen waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie es bemerkt hatten. In der großen Klassenküche herrschte laute, aufgeregte Stimmung. Hermine klebten Eierschalen in ihren buschigen Haaren und Ginny hatte Mehl im Gesicht. „Hast du schonmal Pfannkuchen gemacht?“, fragte Ron Draco interessiert, während er ihm dabei zusah, wie er die Pfannkuchen wendetet. „Mh-hm. Ein Mal.“ „Wirklich?“ Ron war sehr überrascht. „Und du?“ „Jaaah...nicht so wirklich, ich hab öfter meiner Mutter zugesehen. Aber mir gelingen sie nicht so.“ Draco hob den Blick von seinem Pfannkuchen und sah Ron direkt an. „Das glaube ich nicht.“ Es hörte sich aufrichtig, ja fast sogar nett an. Verlegen drehte Ron sein Gesicht zur Seite. Schon die ganze Schulstunde über betörte Malfoys Geruch seine Sinne. Dieser frische, minzige, salzige Geruch nach Meer und Wald. „Wieso belegst du eigentlich den Kurs?“, fragte Ron nun vorsichtig. „Ihr habt doch genug Hauselfen, die hervorragend kochen.“ Seit diesem Schuljahr war Draco Malfoy ein Rätsel für ihn geworden. Ein Mysterium. Und er wollte der Sache auf den Grund gehen. Wieso verhielt er sich in manchen Dingen so untypisch? Draco rang innerlich mit sich, er wusste nicht inwieweit er Ron die Wahrheit sagen sollte. Der neugierige Gryffindor erwiderte seinen Blick und wartete gespannt auf eine Antwort. „Ich wohne nicht mehr zu Hause. Und Hauselfen besitze ich auch keine.“ Die Antwort erschütterte Ron in seinen Grundfesten. „Natüüürlich!“, lachte er sarkastisch. Fast hatte er Malfoy geglaubt. Doch Malfoys Blick war ganz ernst. „Ich lüge nicht Weasley. Du kannst dich gerne selbst davon überzeugen und mich besuchen kommen.“ Ron blinzelte verwundert. Sollte das ein Witz sein? Hatte Draco Malfoy ihn gerade zu sich nach Hause eingeladen? „Vorsicht, unser Pfannkuchen verbrennt!“, warnte Draco ihn und half Ron mit einem Zauber den Pfannkuchen aus der Pfanne schweben zu lassen. Am Ende der Stunde hatten sie ihre Pfannkuchen auf einem hübschen, antiken Porzellanteller angerichtet und Mrs. Weasley machte eine Runde. „Zuerst bewerte ich die Pfannkuchen nach Aussehen, anschließend nach Geschmack und danach dürft ihr euch durchprobieren und für einen Sieger abstimmen.“ Die Lehrmethode seiner Mutter erinnerte Ron ein wenig an Hagrid bei „Pflege magischer Geschöpfe“. Sie wirkte sehr begeistert, manchmal etwas übermotiviert und ließ die Schüler viel selbst machen. Es war keine trockene Theorie, sondern viel spielerischer. Das war es, was Ron am meisten Spaß machte. „Der Sieger erhält von mir einen Goldenen Kochlöffel.“ Sie hielt ebendiesen hoch, damit jeder Schüler einen Blick darauf erhaschen konnte. „Jede Schulstunde wird ein neuer Sieger bestimmt, das heißt der Kochlöffel wechselt seine Besitzer. Die Gruppe, welche ihn am Ende am öftesten besessen hat, darf ihn als Trophäe behalten.“ Die Mädchen freuten sich und sofort brach ein kleiner Tumult aus. Ron und Draco betrachteten skeptisch ihre etwas missgebildeten Pfannkuchen und auch Hermine rümpfte bei diesem Anblick die Nase. „Die sehen ja nicht besonders appetitlich aus, nicht?“ Draco warf Hermine einen herablassenden Blick zu und klopfte tröstend auf Rons Arm, der ziemlich geknickt dreinblickte. „Mach dir nichts draus, Wealsey. Wir sind Zauberer, keine Hexen. Da muss es nicht gut aussehen. Hauptsache es schmeckt“, flüsterte er ihm aufbauend zu und Ron nickte nur, fast schon traurig. Er wollte gerne auf das Gesicht seiner Mutter verzichten, die gleich vor ihm stehen würde. Doch da war es auch schon so weit. Seine Mutter baute sich vor ihrer Anrichte auf und die beiden Zauberer schrumpften vor ihren Augen zusammen. „Das ist schon so traurig, dass ich es kaum kommentieren möchte. Ich weiß noch nicht einmal, welche Form die Pfannkuchen darstellen sollen. Dreieckig oder ist es ein Achteck?“ Auch Draco war der Vergleich unangenehm und Ron fragte sich, seit wann seine Mutter so gemein sein konnte. „Hast du denn gar nichts bei mir gelernt Ronald? Ich schäme mich für deine Pfannkuchen.“ Sämtliche Mädchen kicherten hinter vorgehaltener Hand. Und Mrs. Weasley verkündete ihr Urteil. „Die schönsten Pfannkuchen haben Ms. Patil und Ms. Brown gezaubert.“ Tosender Applaus ertönte. Nur halbherzig klatschte Ron mit, doch Draco hatte stur seine Arme vor der Brust verschränkt. Der Schreck von Mrs. Weasleys Kritik saß ihnen noch schwer in den Knochen. Die zweite Runde begann und Ron sah ängstlich zu Draco. Dieser lächelte ihn beruhigend an. „Keine Sorge Weasley, die schmecken besser als du denkst.“ Nach einem Blick auf ihre Pfannkuchen verzog Ron mitleidig das Gesicht. „Glaubst du? Ich bin mir da nicht so sicher...“ „Glaub mir Weasley, ich weiß es.“ Selbstbewusst stellte er sich vor die Pfannkuchen, als Molly Weasley bei ihnen angekommen war. „Ich wage mich noch nicht einmal einen Bissen davon zu nehmen“, verkündete sie und die ganze Klasse lachte. Ron, zu der Größe einer kleinen Maus geschrumpft, wagte sich nicht mal mehr sich zu verteidigen, doch Draco reichte Mrs. Weasley selbstbewusst lächelnd einen kleinen Teller mit einem hässlichen Pfannkuchen. „Hier bitte, Mrs. Weasley“, sprach er vornehm höflich. „Überzeugen Sie sich selbst.“ Ihr Blick sprach Bände und Ginny rutschte bei Malfoys überheblicher Dreistigkeit ein glucksender Laut heraus. Nichts Gutes ahnend presste Ron sich die Hände auf die Augen, gleich würde seine Mutter ihn vernichten. Doch der alles vernichtende Kommentar ließ auf sich warten. In der ganzen Klasse war es still geworden und auf Molly Weasleys Gesicht hatte sich pures Erstaunen abgezeichnet. Immer noch auf Kritik wartend und verwundert, warum sie so lange auf sich warten ließ, lugte Ron scheu zwischen seine Finger hindurch. „Unglaublich“, murmelte seine Mutter überrascht und nahm noch einen Bissen. „Sie schmecken ja genauso wie meine“, murmelte sie ergriffen und strahlte ihren Sohn an. „Ich bin ja so stolz auf dich, Ronnie Spätzchen.“ Draco kicherte leise bei dem Spitznamen, woraufhin er einen Stoß von Rons Ellbogen in seine Seite kassierte. „Mein klarer Favorit sind die hässlichen Pfannkuchen von Draco und Ron. Aber probiert euch selbst durch!“ Johlen und Klatschen ertönte, bevor sich die Mädchen erhoben und zu den anderen Arbeitsplatten stürmten. Bei Draco und Ron war ein besonders großer Andrang zu finden. Doch Draco wollte die Mädchen nicht so viel probieren lassen. Auch, wenn sie von dem Geschmack schwärmten, schnitt er einen Pfannkuchen in kleine Stückchen und reichte sie zum Probieren. Zwar wollten die Hexen mehr davon, doch er zeigte sich geizig. Ron dagegen ging zu jeder Gruppe und staubte von jedem einen ganzen Pfannkuchen ab. Lavenders und Parvatis war sein klarer Favorit. Hermine war eingeschnappt, weil niemand ihre Pfannkuchen lobte, obwohl sie auch sehr hübsch aussahen. Rons Komentar dazu war nur: „Das Auge isst zwar mit, aber wenn zu wenig Salz und Zucker drin sind, kann das Aussehen den faden Geschmack auch nicht retten.“ Der Spruch hatte gesessen und Hermine zog den Rest der Stunde eine beleidigte Miene. „So, bereit zum Abstimmen!“, rief Mrs. Weasley fröhlich und fast jeder stimmte für Ron und Dracos Pfannkuchen. Hermine und Ginny hatten aus Trotz noch nicht einmal von ihren Pfannkochen probiert und stimmten für Lunas Pfannkuchen, die Ron auch sehr gefallen hatten. „Die Sieger stehen fest! Draco und Ron. Euer Goldener Kochlöffel.“ Ron war so überrascht und glücklich, dass er Draco fast um den Hals gefallen wäre. Er konnte sich gerade noch bremsen und schlug ihm stattdessen freundschaftlich auf die Schulter. „Die restlichen Pfannkuchen dürft ihr euch einpacken und aufessen.“ Es erschienen Tücher auf den Arbeitsplatten, um die Pfannkuchen einzupacken und am Ende der Stunde kam Lavender mit einem Pfannkuchen. „Ron, tauscht ihr mit mir? Pfannkuchen gegen Pfannkuchen?“ Er wollte ihr einen geben, da er ihre wirklich gerne mochte, doch Draco hielt seinen Arm fest. „Wir tauschen nicht, Brown“, sagte er unfreundlich und packte die restlichen Pfannkuchen ein, ohne einen weiteren abzugeben. Er musste schon viel zu viel mit den Weibern teilen. Es waren nur noch vier Pfannkuchen übrig! Er würde einen Teufel tun und noch einen abgeben! In dieser Hinsicht war er viel zu geizig. Wie lange hatte er schon Weasleys Essen nicht mehr gegessen?! Außerdem war Weasleys Essen nur für ihn bestimmt. Er ertrug es nicht, wenn jemand anderes sich an diesem hässlichen Essen ergötzen durfte. „Wieso stellst du dich so an?“, fuhr Ron ihn leise an, bevor ihm einfiel, dass er noch gar nicht selbst von ihren Pfannkuchen gekostet hatte. Der Saal leerte sich und bevor seine Mutter verschwinden konnte, musste er ein ernsthaftes Gespräch mit ihr führen. Er lief zu ihrem Lehrertisch, als sie laut verkündete. „Nächste Woche machen wir Strudel. Das ist Rons Lieblingsgericht. Und Merkt euch, Mädels. Liebe geht durch den Magen.“ Giggelnde Hexen verabschiedeten sich von seiner Mutter und Ron verrollte seine Augen. Seine Mutter war so peinlich! „Bis gleich, Wiesel“, rief Draco ihm hämisch zu. „Falls es in der Großen Halle Strudel gibt, heb ich dir was davon auf.“ Seinen sarkastischen Spruch garnierte er mit einem frechen Zwinkern, bevor er den Saal verließ. „Draco ist ja so aufmerksam. Ich habe nicht gewusst, dass ihr euch so gut versteht!“ , schwärmte seine Mutter prompt. „Mum, er verarscht dich doch nur, wir verstehen uns überhaupt nicht gut!“, regte Ron sich auf. „Und wieso sitzt ihr dann nebeneinander?“ „Wieso wohl, Mum! Weil wir die einzigen Jungen in diesem Kurs sind!“ „Achso“, seine Mutter schien diesen Umstand erst jetzt so richtig zu realisieren. „Aber nichts desto trotz, er ist zu einem ansehnlichen anständigen jungen Mann herangewachsen.“ Jaja...anständig...dachte Ron nur bei sich und folgte seiner Mutter durch die Tür, die auf den Flur hinaus wuselte. „Nicht so schnell Mum!“, hielt Ron sie auf. „Wieso hast du nicht erzählt, dass du nach Hogwarts kommst? Als Lehrerin!“ Er konnte es immer noch nicht fassen. Der erste Schreck und die unangenehme Scham hatte er zwar verarbeitet, aber dennoch war es so surreal. „Minerva hat mich schon in den Sommerferien angefragt. Zuerst war ich etwas skeptisch aber auf ihr ununterbrochenes Bitten hin habe ich es mir doch überlegt.“ „Und wieso hast du uns nichts gesagt?“ , fragte er erneut. „Ach Ronald“, seine Mutter griff nach seiner Krawatte und richtete sie ordentlich. „Hätte ich etwas gesagt, hättet ihr doch versucht es mir auszureden.“ „Natürlich!“ , rief Ron erhitzt aus. „Siehst du! So habe ich uns doch jede Menge Ärger erspart!“, meinte sie lächelnd und gab ihm einen liebevollen Klaps auf die Wange. „Und außerdem hättest du dich sicher nicht in diesen Kurs eingetragen, wenn du es gewusst hättest, oder?“ Bei seinem verdrießlichem Gesichtsausdruck drückte sie ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und hob tadelnd den Finger. „Und sag Fred und George, dass sie das nächste Mal gefälligst in den Unterricht kommen sollen oder ich lasse den Ghul in ihrem Zimmer leben.“ Ron grinste erheitert von der Vorstellung und seine Mutter setzte unbeirrt ihren Weg fort. „Isst du etwa mit uns?“, fragte er und versuchte das Grauen in seiner Stimme zu verstecken. „Keine Sorge, Ronald. ich werde schon nicht am Lehrertisch sitzen und kontrollieren, was du dort am Esstisch alles treibst.“ Das erleichterte Ron ungemein. „Obwohl ich das wirklich machen sollte“, überlegte sie während sie kurz stehen blieb. „Nicht nötig Mum, wirklich nicht. Dad wird doch sicher auf sein Mittagessen warten, wenn er heimkommt.“, beeilte Ron sich zu sagen. Sie lachte und wollte weiterlaufen, bevor ihm jedoch noch etwas ganz Wichtiges einfiel. „Mum, warte. Es gibt da noch etwas.“ Sie blickte ihn an, aber er wusste nicht, wie sie es ihr sagen sollte. Als er in ihre gütigen braunen Augen sah, traute er sich nicht, es anzusprechen. „Mutter“, ließ ihn eine bekannte Stimme zusammen zucken und er wagte sich nicht, sich umzudrehen. Molly Weasley ließ vor Schreck ihre Tasche fallen und drehte sich abrupt um. Erschrocken schlug sie die Hände über ihren Mund, um einen spitzen Schrei zu verhindern. Ron betrachtete sie besorgt von der Seite, doch auf einmal stürzte sie paar Schritte vor und streckte die Arme nach dem Geist aus. „Percy! Mein Junge!“, klagte sie wehmütig und griff durch ihn hindurch. Ganz perplex von der extremen Reaktion seiner Mutter und auch glücklich, schlang Percy seine unsichtbaren Arme um sie. „Mum“, flüsterte er glücklich, während Mrs. Weasley in Tränen ausbrach. „Mein Junge, mein armer Junge“, klagte sie, doch in ihre Wehmut hatte sich auch Freude gemischt. „Ich bin so glücklich dich zu sehen! Gehst es dir gut, Percy?“ Er strahlte sie an, bevor sie ihre Finger an seine Wange drückte und sie eigentlich kneifen wollte. „Isst du auch genug, Junge?“ Percy schenkte ihr einen durchdringenden Blick. „Ach richtig, tut mir leid. Ich bin so zerstreut. Mein Junge. Du lebst!“ „Mum. Ich bin tot.“ „Aber du lebst als Geist weiter! Komm uns besuchen, ja? Oder du kannst auch einfach nach Hause kommen, Percy. Wieder bei uns leben. Dein Vater und ich freuen uns über Gesellschaft. Es ist so still ohne euch Kinder. Das machst du doch, oder Percy?“ Hoffnungsvoll sah sie ihren dritten Sohn an und klammerte sich an diese dünne Hoffung. Gerührt lächelte er sie an und nickte. „Ja, Mum ich komme bald nach Hause.“ „Mein braver Junge! Du hast uns so gefehlt.“ Auch noch Minuten später hörte Ron sie neben sich schniefen. „Wir wollten es dir schon vorher sagen, Mum“, meinte Ron vorsichtig. „Aber wir wussten nicht wie.“ „Mach dir keine Sorgen, Ronald. Jetzt wird alles gut. Percy kommt nach Hause, bald sind wir wieder eine richtige Familie!“ Mit roten Augen und roter Nase strahlte sie ihn hoffnungsvoll an, bevor sie ihn fest an sich drückte und sich auf den Weg nach Hogsmeade machte. Gedankenverloren blickte Ron ihr nach. So glücklich wie heute beim Unterrichten und bei dem Zusammentreffen mit Percy hatte er seine Mutter schon lange nicht mehr gesehen. Ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus und er schlug den Weg zum Gemeinschaftsraum ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)