Stirb Nicht Vor Mir von YouLi (Die wahre Geschichte von Draco Malfoy und Ronald Weasley) ================================================================================ Kapitel 20: Und der Wald, er steht so schwarz und leer ------------------------------------------------------ 17. Oktober 1997 Ron rannte und rannte. Er war einige Male appariert und wusste nicht, wo er jetzt war. Er hatte komplett seine Orientierung verloren. Er wusste nur, dass er seine besten Freunde wieder finden wollte und im Moment total im Unklaren war, wo er überhaupt noch suchen sollte. Sollte er umkehren? Zurück zu Malfoy? „Vergiss nicht, wer oder was ich bin Weasley“, hauchte er ihm kalt ins Ohr. Mit einem gefährlichen Ausdruck in seinen grauen Augen zog er seinen Ärmel des dunkelgrünen Hemdes hoch.Warnend hielt er ihm sein Dunkles Mal vor die Augen. So nah, dass es fast schon schmerzte. „Und vergiss nicht, wozu Leute wie ich fähig sind.“ Rons Gesicht wurde kreidebleich. „Denk daran, dass du ohne einen Zauberstab immer noch in meiner Gunst stehst.“ Obwohl Ron es mit der Angst zu tun bekam, beherbergten seine warmen braunen Augen immer noch seine typische Sturheit, welche Malfoy in diesem Moment wohl ein Dorn im Auge war. Er duldete keine Widerworte, auch wenn sie stumm unausgesprochen blieben. Er hatte seinen Zauberstab die ganze Zeit über in Rons Kehle gebohrt. Doch dann zielte er seine Zauberstabsspitze auf das Fenster. So, dass Ron genau sehen konnte, was da gleich passieren würde. Mit einem laut und kalt ausgesprochenen „ Crucio“ ließ er eine Vase auf dem Fensterbrett zerbersten. „Wenn der Fluch dich getroffen hätte, würde dein Körper vor Schmerzen genauso bersten wie diese Vase“, flüsterte er direkt ins Rons Ohrmuschel. Sein Körper verkrampfte sich, als Malfoys schlanke Finger warnend über seine Kehle strichen. Malfoys bedrohliche Stimme in seinem Ohr und sein hartes Gesicht vor seinem inneren Auge bewegten Ron dazu, weiter zu rennen. Er konnte die Szene vor einigen Tagen immer noch nicht vergessen, geschweige denn verzeihen. Aber eigentlich war das doch klar, oder? Was hatte er auch anderes erwartet? Draco Malfoy, berüchtigter Todesser. Als ob der sich je ändern würde! Auch in einer Notlage wie sie es waren, nicht! Er war immerhin immer noch Malfoy, die hinterhältige Schlange! Der Wald verdunkelte sich, die Bäume standen immer dichter und da wurde Ron bewusst, dass er mal wieder keinen Plan hatte. Diesmal hatte er sich seine Flucht schon vorher überlegt und sich nicht nur von seinen Gefühlen leiten lassen - ohne Kopf und Verstand. Sonst wäre er schon viel früher abgehauen. Doch diesmal hatte er abgewartet, Malfoys Machtspielchen über sich ergehen lassen, nur um den richtigen Moment zu erwischen. Und er war erfolgreich gewesen. Malfoy hatte ihm vertraut und keinen Funken Verdacht bei seinem Tee geschöpft. Ha! Wenigstens ein kleiner Triumph für ihn! Ein ziehendes Stechen machte sich in seiner Seite bemerkbar und er lehnte sich kraftlos gegen einen dicken Baumstamm. Die Stirn an die knorrige Rinde gepresst atmete er flach. Seine Lunge brannte schmerzhaft. Er war Stunden gerannt, das fiel ihm jetzt erst richtig auf. Seine Beine waren wackelig und wollten schon willenlos nachgeben. Einfach in das feuchte Laub unter ihm sinken und die Augen schließen. Er hatte den gesamten Wald, in dem damals die Quidditch Weltmeisterschaft stattfand, abgesucht. Er wusste nicht, wo er sonst noch suchen sollte. Vor allem in seiner normalen Gestalt. Das war viel zu gefährlich. Und er und Malfoy besaßen leider keinen Vielsafttrank, also konnte er nicht überall suchen. Vor allem nicht in Hogsmeade oder der Winkelgasse. Obwohl die zwei dort garantiert nicht wären. Ganz weit vorne erregte ein Fetzen Stoff seine Aufmerksamkeit. Zuerst erstarrte er. Und dann begann er zu rennen. „Harry! Hermine!“, rief er immer wieder in die Tiefen des Waldes. Zum gefühlten unendlichsten Male. Und rannte immer weiter. An dem Baum angekommen, erkannte er es sofort. Hermines Schal. "Hermine! HERMINE!" Doch keine Antwort. Stundenlang suchte er die nähere Umgebung ab. Nichts. Keine versteckte Falltür im Erdboden, kein getarntes Baumhaus hoch oben in den Wipfeln. Nichts. Er hatte irgendwie noch die abstruse Hoffnung, dass sie hier waren. Irgendwo. Unsichtbar. Hermine hatte ihr Versteck immer geschützt. Vielleicht konnte Ron es als Außenstehender nun nicht sehen. Deswegen versuchte er sich auf seinen Geruchssinn zu verlassen. Vielleicht konnte er sie riechen. Hermines und Harry Geruch würde er nie vergessen. Sie rochen für ihn nach zu Hause. Nach Hogwarts. Nach Glück und Freude. Doch außer dem Geruch von altem Laub und beißender Kälte roch er nichts. Kraftlos sank er auf den Boden, Hermines Schal zwischen den Fingern. Müde und kraftlos verbarg er sein Gesicht in dem Stoff und saugte ihren Duft ein. Hermine... Plötzlich hörte er etwas in der weiten Stille des Waldes. So leise und so weit weg, dass er dachte, es wäre nur in seiner Einbildung existent. Angestrengt spitzte er seine Ohren um in die drohende Dunkelheit hinein zu horchen. Doch da – wieder. Eindeutig bewegte sich etwas in den Tiefen. Und wenn er sich nicht täuschte, kam dieses Etwas immer näher. "Harry?", rief er ängstlich. Sein Herz begann zu rasen. Waren das Greifer? Nein, nein, nein. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht schon wieder. Er war viel zu schwach, viel zu kraftlos. Schritte. Schnelle Schritte. Statt zu rennen, disapparierte er an Ort und Stelle. Mit der letzten Kraft, die er noch hatte. Alles, bloß nicht rennen. Das hatte ihm das letzte Mal nämlich auch nichts gebracht. Schweiß perlte langsam seine Stirn hinab und er biss sich keuchend auf seine Lippen, um den pochenden Schmerz in seinem Körper zu unterdrücken. Er hasste es so viel zu apparieren. Nach seinem Unfall, bei welchem er zersplintert war, bekam er vor jedem Apparieren immer extrem unangenehmes Herzrasen. Er wusste jetzt nämlich was passieren konnte. Und wie weh es dann tat. Er war nicht weit appariert, nur einige Kilometer, bis an das andere Ende des Waldes. Aber er musste den Wald verlassen. Endgültig. Er hatte Stunden lang gesucht. Und nichts gefunden. Außer Hermines Tuch. Aber was sollte ihm das sagen? Ein Hinweis? Ein letztes Auf Wiedersehen? „Danke, Ronald Weasley dass du so ein Riesen-Arsch warst. Machs gut.“ So in etwa? Er hatte verloren. Alles verloren. Aber er konnte noch nicht aufgeben. Noch nicht. Er konnte nicht zurück zu Malfoy. Das konnte nicht seine Zukunft sein. Das durfte sie nicht sein! Er wollte seine Freunde zurück! Und jetzt, nachdem er eine sechstägige Auszeit gehabt hatte, in welcher er gut gegessen hatte, sich mit Fernsehen ablenken und jeden Tag duschen konnte, da sah er die Dinge wieder klarer. Und entspannter. Er hatte wieder Kraft getankt, um mit Harry und Hermine weiter zu suchen. Das waren seine Freunde. Malfoy dagegen war sein Erzfeind! Nach einem weiteren Mal apparieren landete er in einem düsteren Wald. Hier war er vor vielen Jahren mit seinem Vater und seinen Brüdern zelten gewesen, irgendwo in Wales. So düster und dunkel hatte er den Wald damals jedoch nicht in Erinnerung gehabt... er wusste noch von einer kleinen, steinigen Höhle...nach gefühlten Stunden fand er sie auch endlich. Es war bereits mitten in der Nacht und das Rufen eines Uhus bescherte ihm jedes Mal eine kalte Gänsehaut. Die eisige Kälte durchdrang seine Kleidung und legte sich wie ein klammer Nebel auf seine Haut. Die Blätter der Bäume schienen im Wind geheimnisvoll zu flüstern und Ron verkroch sich kraftlos und frierend in der kleinen Höhle. Unheimlich. Einfach alles. Die Geräusche, die Kälte, die Bäume, die Höhle. Er entzündete ein kleines Feuer, um sich daran wenigstens ein wenig wärmen zu können. Wie es wohl Harry und Hermine ging? Sie schliefen wahrscheinlich in ihrem sicheren Zelt in einem warmen Bett. Und Malfoy? Der schlief wohl seelenruhig in seinem gemütlichen Ehebett. Und er? Gebettet auf kalten Steinen, kraftlos in sein trauriges Flämmchen starrend, das ihm wenigstens ein Fünkchen Wärme und Trost spendete. Da wünschte er sich lieber wieder auf seine geliebtes senfgelbe Couch zurück. Wieso hatte er sie nochmal verlassen? Ach ja...Malfoy...fast hätte er es vergessen. Wütend biss er seine Zähne zusammen, weil sie ständig vor Kälte klapperten. Wie gemütlich und warm doch seine Couch war! Und seine Blumendecke! Oder das warme Wasser beim Duschen. Da brachten ihm die Vorräte auch nichts, die er mitgehen lassen hatte. Er hatte zwar auch einen kleinen Topf mitgenommen und könnte so am kleinen Feuer seine Gebackenen Bohnen essen und seine Schokolade genießen. Doch es war kalt und ungemütlich. Und unsicher. Er war einfach viel zu erledigt um irgendetwas zu essen. Je länger er an sein Versteck mit Malfoy dachte, so flammte etwas in ihm auf. Sehnsucht. Doch wenn er zurück an Malfoy dachte- war er dort in ihrem Versteck auch nicht sicher. Gut, jetzt hatte er zumindest seinen Zauberstab wieder zurück. Das änderte einiges! Wenn nicht sogar alles. So musste er sich nicht mehr von Malfoy herumkommandieren lassen. Unter anderen Umständen hätte er das nie zugelassen. Auch ohne Zauberstab nicht. Da er ihn aber unbedingt zurück wollte, musste er die letzten Tage bei Malfoys Spiel mitspielen. Nie wieder! Er hatte ihm sogar paar Tropfen Diptam dagelassen, aus Mitleid! Nein, jetzt im Nachhinein gesehen, hatte Malfoy das gar nicht verdient. Lieber erfror er hier als zurück zu dem Wahnsinnigen zu gehen. Er hasste ihn! Über alles! Doch je länger er in das schwache Feuer in seiner kleinen Höhle starrte, erinnerte er sich an das prasselnde Feuer im Holzofen, das Draco entzündet hatte. Ron war damals gerade dabei gewesen seinen Fuß zu bandagieren und Draco schien sich wirklich Mühe gegeben zu haben. „Weasley, wenn wir uns beide zusammen reißen, kann das hier ein sicherer und schöner Ort werden.“ Er erinnerte sich noch an die friedliche Stille in diesem Moment. Und an den sanften Schein, den das Feuer auf Dracos Gesicht geworfen hatte. Es war das erste Mal, dass Malfoy schlichten wollte. Doch Ron hatte sich schon so seinem Plan verschrieben, dass Dracos Annäherungsversuche keine Wirkung bei ihm erzielt hatten. Und außerdem fragte Ron sich, wie viel Aufrichtigkeit in den Worten des Slytherins gesteckt hatte. Vielleicht wollte er ihn nur hinters Licht führen und für seine eigenen Vorteile ausnutzen. Das passte zu Malfoy. Doch in dem kurzen Moment damals war es tatsächlich irgendwie fast schon friedlich gewesen. Könnte er mit Malfoy wirklich einen Kompromiss schließen? Könnte er mit ihm zusammen leben? Sie fühlten sich beide in dem Haus wohl. Auch Malfoy, der jeden Tag ein etwa zweistündiges Bad nahm. Vielleicht könnte das tatsächlich noch ihre sichere Festung werden, wenn sie sich beide wirklich anstrengten. Denn ehrlich gesagt, wusste Ron nicht wo er sonst noch nach Harry und Hermine suchen sollte. Oder was er noch tun könnte. Niemand außer Harry und Hermine wussten, wo sie selbst waren. Es war unmöglich sie noch aufzufinden, Ron wusste das. Er musste den Tatsachen ins Auge blicken. Entweder er führte ein Leben, alleine auf der Flucht oder als zurückgezogener Eremit. Oder er ging zu Malfoy zurück. Es graute ihm aber vor dessen Reaktion. Doch wahrscheinlich war das die beste Lösung. Immerhin hatte er jetzt einen Zauberstab, mit dem er sich wehren könnte. Aber immer wieder blitzte das Dunkle Mal vor seinen Augen auf und verfolgte ihn bis in die unruhige Nacht. Er konnte noch nicht ganz akzeptieren, dass er seine besten Freunde verloren hatte. Und dass Malfoy seine einzige Wahl war, die ihm noch blieb. 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