Stirb Nicht Vor Mir von YouLi (Die wahre Geschichte von Draco Malfoy und Ronald Weasley) ================================================================================ Kapitel 21: Ich tu dir weh -------------------------- 18. Oktober 1997 Draußen war es sehr ungemütlich geworden und ein kalter Wind pfiff am großen Fenster im Wohnzimmer vorbei. Aus der warmen Blumendecke lugten einige Strähnen blonden Haares heraus. Murrend zog sich Draco die Decke weiter über den Kopf. Nein, er wollte nicht aufstehen. Er wollte liegen bleiben. Eingehüllt in seiner dunklen Wolke. Wollte nichts sehen. Und nichts hören. Keinen Wind am Fenster. Und vor allem keinen Weasley, der reumütig wieder angekrochen kam. Weasley! Wie sehr er ihn verabscheute. Und verwünschte. Doch zu allem Übel roch er ihn überall. Honig und Zimt. Er wollte brechen. Überall dieser Geruch. Wäre er nicht über alle Maßen sauer und verletzt gewesen, hätte der Geruch ihm nichts ausgemacht. Und ja, er war verletzt. Enttäuscht. Vom Leben. Von der ganzen Welt. Und besonders von diesem Blutsverräter. Nie hätte er gedacht, dass auch er ihm in den Rücken fallen würde. Und ihn einfach mit Schlaftrunk betäuben würde. Ein wütendes Schnauben verließ die Blumendecke. Es gab nur einen Grund, wieso er jetzt in Weasleys Bett schlafen musste. Er hatte Angst vor Einbrechern. Das Haus hatte er zwar geschützt, man konnte aber nie wissen. Und da die Einbrecher oder Greifer zuerst ins Erdgeschoss eindringen würden, so dachte er sich zumindest, wäre es schlauer hier auf der Lauer zu liegen. Er hatte seit zwei Tagen nichts gegessen, außer die Schokolade, die Weasley ihm gnädigerweise übrig gelassen hatte. Er wusste ja nicht, wie man kochte. Sein Leben war elendig und einsam. Nach einem Tag war er schon so unendlich tief gesunken, dass er versuchte den schwarzen Kasten anzukriegen. Er wollte nicht alleine sein. Als Weasley noch hier war, konnte er diesem auf den Geist gehen, ihn provozieren und ärgern. Es war nie langweilig geworden. Dessen aufgebrachten, wütenden Reaktionen hatten ihn immer belustigt. Besonders seine hohen Mädchenschreie, wenn er mal wieder seine kleine Spinnenarmee auf ihn gehetzt hatte. Auch jetzt schlich sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen, das er jedoch sofort wieder verbannen wollte, als er es selbst bemerkte. Weasley hatte ihn verlassen. Er musste ihn hassen! Und vergessen. Doch es fiel ihm so schwer. Die Enttäuschung zu verkraften. Letztes Jahr, im sechsten Schuljahr hatte sich sein Leben schlagartig verändert, als sein Vater nach Askaban kam. Sein Einfluss in Hogwarts hatte auf einmal abgenommen. Crabbe und Goyle, besonders Crabbe, sahen ihn mit anderen Augen und ließen sich nicht mehr von ihm herumkommandieren. Sie hatten jeglichen Respekt vor ihm verloren. Es war erschreckend gewesen. Nur weil sein Vater die Prophezeiung nicht bekommen hatte und nicht mehr in der Gunst des Dunklen Lords stand. Das waren also seine Freunde. Elende Mitläufer. Und als sein Vater zurückkam, hatte auch er sich verändert. Er sah Draco nur noch als Mittel zum Zweck- er sollte die Familienehre wieder herstellen. Und als er sich weigerte, Mr. Ollivander mit dem Cruciatus-Fluch zu quälen, um an die vom Dunklen Lord gewollten Informationen zu gelangen, wandte Lucius Malfoy den Fluch kurzerhand an seinem eigenen Sohn an. Draco würde niemals diese Schmerzen vergessen können. Und danach war er abgehauen. Wenn er diesem Schmerz nur entgehen konnte, indem er anderen das gleiche Schreckliche antun müsste, dann war er gezwungen zu gehen. Er konnte es nicht bei anderen tun. Sein Körper brannte immer vor Schmerz, wenn er daran dachte. Merlin sei Dank, hatte sein Vater den Fluch nur ganz kurz ausgeführt, doch diese Kostprobe war genug. Um ihn und sein Elternhaus zu verlassen. Er hasste ihn. Seinen Vater. Und noch mehr hasste er den Dunklen Lord. Er hatte das aus seinem Vater gemacht. Eine niedere Kreatur. Es war richtig zu gehen. Auch wenn er jetzt alleine war. Zurück konnte er nicht. Und wollte er nicht. Es sei denn, er hätte Potter. So könnte er dem ganzen Spuk vielleicht ein Ende setzen. Jedoch war es nur ein Vielleicht. Und lohnte es sich für ein Vielleicht, so viel zu riskieren und noch mehr Leid zu verursachen? Außerdem hatte sich diese Möglichkeit sowieso erledigt, da Weasley nun weg war. Weasley... Seitdem er hier alleine in ihrem Versteck war, spürte Draco ununterbrochen ein schmerzhaftes Ziehen in seinem Magen. Ein klaffendes Loch. Auch wenn er es die ganze Zeit auf den Hunger schob - er wusste, dass dieses schmerzende Gefühl von Weasley verursacht wurde. Von diesem dreckigen Blutsverräter! Er fühlte sich fast wie ein verlassener Junggeselle, dessen Frau einfach abgehauen war, ohne vorher die Wäsche zu machen oder ihm noch ein anständiges Mahl zu kochen! Es war so demütigend! Er fühlte sich sitzengelassen. Nein, betrogen und hintergangen fühlte er sich! Irgendwie hatte er geglaubt, dass einer von den Guten nie so etwas Hinterhältiges tun würde, wie ihm Schlaftrunk einzuflößen. Aber andererseits - er war Potters bester Freund. Wie hatten die beiden und Granger es sonst geschafft, die Bösen immer zu enttarnen und auszuschalten? Natürlich verwendeten sie auch ihre Tricks. Weasley durfte man nicht unterschätzen, das war ihm spätestens jetzt klar. Harry Potters dummer Freund. Dass er nicht lachte. So dumm war der Rotschopf gar nicht. „Malfoy, möchtest du einen Tee?“ Und er war auch noch so blauäugig darauf reingefallen! Weasley konnte ohne seinen Zauberstab mehr bewirken, als Draco es ohne je fertig bringen würde. Verflucht sollte dieses Wiesel ein. Dank ihm war Dracos Glaube an die Menschheit zerstört. Wenn er sogar nicht mal den Guten trauen könnte, wem konnte er dann noch trauen? Seine Familie war für ihn erst mal gestorben. Weasley hatte ihn verlassen. Er war alleine. Und das war seine Schuld. Wieso hatte er auch einen Cruciatus-Fluch haarscharf an Weasley vorbei gefeuert, um ihm zu drohen? Ihm war nach Weinen zumute. Doch weil er sich so einer niederen Eigenschaft nicht ergeben wollte, presste er seinen Handrücken fest auf seine Augenlider. Er hatte die Szene noch bildlich vor seinem inneren Auge. Er lag auf ihm. Hatte das Sommersprossengesicht direkt vor sich. Nachdem Weasley sich das erste Mal hier geduscht hatte, wirkte er viel sauberer und gepflegter. Das Wort hübsch würde Draco zwar nie in Verbindung mit diesem sturen Rotschopf bringen, aber durch die leuchtend roten Locken und der hellen Haut kam es dem Begriff schon seltsam nahe. Doch nachdem das Wiesel es wieder mit seinen Widerworten übertrieben hatte, wollte Draco ihm seine Sturheit austreiben. Er wollte ihn kontrollieren. Besitzen. Er konnte einfach keine Wiederworte von dem Wiesel ertragen. Er war es, der den Zauberstab besaß, nicht Weasley! Und dieser weigerte sich einfach, die Wäsche zu machen. Doch die Rollenverteilung in ihrer Festung war doch klar. Weasley war für alle Hausarbeiten zuständig - putzen, waschen, kochen. Während er für die Sicherheit sorgen durfte. Wieso wollte Ron das nicht einsehen? Eine heiße Wut überkam ihn, als er an die Male denken musste, als er sich ihm mal wieder widersetzt hatte. Das musste aufhören! Er gehörte jetzt zu ihm. In dieses Haus! Aso gab es auch Regeln. Nur weil er bisher zu gutmütig gewesen war, hieß es nicht, dass er sich auf der Nase herumtanzen lassen würde. „Vergiss nicht, wer oder was ich bin Weasley.“, hauchte er ihm kalt ins Ohr. Im Moment wollte er die Sturheit des Rotschopfes brechen. Er hatte sich ihm zu unterordnen. Mit einem gefährlichen Ausdruck in seinen grauen Augen zog er seinen Ärmel des dunkelgrünen Hemdes hoch. Warnend hielt er ihm sein Dunkles Mal vor die Augen. So nah, dass es fast schon schmerzte. „Und vergiss nicht, wozu Leute wie ich fähig sind.“ Er genoss das hier. Die Macht. Die Überlegenheit. Besonders als er merkte, wie Rons Gesicht bleich wurde. Sogar die süßen Sommersprossen verloren an Farbe. So war es richtig. Ihm musste endlich Respekt eingeflößt werden. „Denk dran, dass du ohne einen Zauberstab immer noch in meiner Gunst stehst.“ Weasley musste es klar werden! Dass er auch anders konnte. Und dass er von Draco abhängig war. Doch obwohl Ron etwas bleicher wurde, beherbergten seine warmen braunen Augen immer noch diese typische Weasley- Sturheit, die Draco in diesem Moment ein Dorn im Auge war. Er duldete keine Widerworte, auch wenn sie stumm unausgesprochen blieben. Er hatte seinen Zauberstab die ganze Zeit über in Rons Kehle gebohrt. Doch nun fiel ihm etwas anderes ein. Etwas, das effektiver wirken würde. Er zielte seine Zauberstabsspitze auf das Fenster. So, dass der andere genau sehen würde, was da gleich passieren würde. Mit einem laut und kalt ausgesprochenen „ Crucio“ ließ er eine Vase auf dem Fensterbrett zerbersten. „Wenn der Fluch dich getroffen hätte, würde dein Körper vor Schmerzen genauso bersten wie diese Vase“, flüsterte er direkt in Rons Ohrmuschel. Der Körper unter ihm hatte sich leicht verkrampft, er war auf jede kleinste Bewegung von Ron fixiert. Seine schlanken Finger strichen warnend über Rons Kehle. Dieser schluckte. Doch in seinen Augen leuchtete blanker Hass. Und in diesem Moment wollte Draco am liebsten das ganze Haus mit Bombarda in die Luft sprengen. Wie konnte man nur so stur sein! Er verschonte hier Weasleys Leben und dieser dankte es ihm nicht einmal! „Bist du fertig mit deiner kleinen Demonstration? Kannst du dann endlich von mir runtergehen? Mir behagt der enge Körperkontakt mit dir nicht.“ Die trotzige Stimme des Wiesels ließ ungeahnte Wut in ihm aufsteigen. „Crucio.“ Es kam automatisch über seine Lippen. Ohne, dass er es kontrollieren konnte. Der Körper unter ihm wand sich plötzlich vor ungeahnten Schmerzen. Weasleys Augen waren vor Schock aufgerissen, seine Lippen zu einem stummen Schrei geöffnet. Die Schmerzen waren wohl so groß, dass er keinen Schrei zustande brachte. Erschrocken sprang Draco auf und beendete augenblicklich den Fluch. Was hatte er getan! Merlin. Was hatte er bloß getan! Weasley am Boden, rang nach Luft und keuchte voller Schmerzen. Und der Blick, den er ihm schenkte, traf Malfoy mitten in die Magengrube. „Du bist ein Monster“, keuchte er mit gebrochener Stimme. „Nicht besser als die Todesser oder Du-weißt-schon-wer. Du hast dein Versprechen gebrochen.“ Diese Worte hingen schwer in der Luft. Viel zu schwer, als dass Draco sie ertragen könnte. „Obliviate.“ Auch dieser Zauber verließ automatisch seine Lippen. Und löschte die letzten Sekunden in Rons Gedächtnis. Doch wie er alsbald feststellen musste, war nicht der gesamte Streit gelöscht. Er hatte in Rons Erinnerung immer noch den Crucio verwendet. Das konnte er an Weasleys vorwurfsvollem Blick erkennen. Jedoch nur an der Vase. An den Schmerz konnte er sich nicht mehr erinnern. Obwohl Draco erkennen konnte, dass sein Körper immer noch geschwächt war. Und vor Anstrengung zitterte. Aber sein Blick hatte sich verändert. Er sah ihn nicht mehr als Monster. Zumindest als nicht so großes wie den Lord höchstpersönlich. Am liebsten wollte er den gesamten Streit herauslöschen, aber bei Gedächtniszaubern war er sehr, sehr vorsichtig. Er durfte es nicht noch ein weiteres Mal riskieren. Mit diesem Streit und dem Crucio, angewendet auf die Vase, konnte er leben. Und der Rest würde sein dunkles Geheimnis bleiben. Die nächsten Stunden ging er Weasley aus dem Weg, hatte fast schon Angst vor ihm. Außerdem hatte er Angst, dass sein schlechtes Gewissen ihn verraten würde. Er stand total neben sich, diese schwere Schuld erinnerte ihn an das Gefühl damals auf dem Astronomieturm mit Dumbledore. Und jetzt, Tage später auf der senfgelben Couch fragte er sich erneut, wieso er das getan hatte. Er war nicht besser als sein Vater. Er war ein Monster! Weasley hatte Recht. Er würde wohl nie vergessen, wie er sich unter ihm gekrümmt hatte. In dem Moment hatte ihn so eine große Angst befallen. Angst, dass er etwas zerstörte. Ein Lebewesen. Einen Menschen. Ein Gefühl. Vertrauen. Und auch wenn er es aus Weasleys Gedächtnis gelöscht hatte, es hatte sich letzten Endes gerächt. Er war gegangen. Das war die gerechte Strafe. Er hatte sich am nächsten Tag ehrlich gesagt gewundert, wieso Weasley noch da war. Und nicht schon längst abgehauen war. Aber jetzt wusste er es. Der andere hatte nur mitgespielt. Und dann auf den geeigneten Moment gewartet. Um abzuhauen. Die Erkenntnis wog schwer und schmeckte bitter. Jetzt fielen doch die ersten Tränen. Der Selbsthass und die Enttäuschung konnten seine Tränen nicht aufhalten. Er biss sich fest auf die Lippe, um ja keinen erbärmlichen Ton über sie kommen zu lassen, da ließ ihn ein Geräusch an der Tür auf einmal zusammen zucken. Ein Einbrecher, schoss es ihm sofort durch den Kopf. Der zweite Gedanke, war: Weasley. Doch er versuchte die aufkeimende Hoffnung zu ersticken. Mit gezücktem Zauberstab schlich er leise zur Tür und machte sich kampfbereit. Sein Herz blieb ihm fast stehen, als er draußen Gepoltere hörte. Anscheinend kam der Einbrecher nicht durch die Banne, stellte er erleichtert fest. Mit gespitzten Ohren blieb er an der Tür stehen, bis die Fensterscheibe in der Küche zerklirrte. Verdammt. Panisch stürzte er in die Küche und sah die Scherben auf dem Boden. Hatte er etwa vergessen das Küchenzimmer zu schützen? Zielsicher schleuderte Draco einen Fluch nach draußen durch das zerbrochene Fenster und er hörte, wie etwas ächzend zu Boden ging. Gerade, als er den zweiten Fluch abfeuern wollte, hörte er eine röchelnde Stimme. „Malfoy, warte!“ „...“ Sprachlos zog sich Draco am Fensterbrett hoch und blickte hinaus auf den Garten. Tatsächlich! Der Blutsverräter kam also angekrochen! Erleichterung mischte sich mit Trotz und bevor Draco wusste was er tun sollte, feuerte er einen harmlosen Luftstoß in Rons Richtung. Wie konnte das Wiesel es wagen zurück zu kehren! „Was machst du hier!“, rief er wütend durch das Fenster. „Müsstest du nicht bei dem Narbengesicht und dem Schlammblut sein?“ Gekränkt. So hörte sich Dracos Frage an. „Malfoy, mach nichts Dummes und lass mich rein!“, rief Ron beschwichtigend und wich schnell dem nächsten Fluch aus, der aus dem zerbrochenen Fenster auf ihn zugeschossen kam. „Was Dummes? Zum Beispiel abhauen? Und mich hier komplett alleine lassen?“ Draco feuerte nacheinander gleich drei Flüche ab, wovon einer Ron direkt im Gesicht traf. Es war der Furunkulus- Fluch. „Aaaah“, vor Schmerz schreiend sank Ron zu Boden und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Es brannte! Und trieb ihm Tränen in die Augen, sodass er nichts sehen konnte. Auf seiner Haut wucherten Pusteln und schmerzten wie Hölle. „Malfoy, hör auf!“ „Wieso sollte ich! Wieso bist du überhaupt zurück gekommen? Wollten Potty und Granger dich nicht zurück?“, höhnte Malfoy kalt. Normalerweise müsste er erleichtert sein, dass der Verräter zurück gekehrt war. Doch der Verrat und die Enttäuschung darüber überwogen. „Und jetzt wo du nichts mehr hast, bin ich und unser Zuhause dir gut genug?“ Er war so sauer! „Malfoy, lass mich rein und wir reden in Ruhe darüber!“, bat Ron nun eindringlich, doch der Blonde dachte gar nicht daran. „Geh dorthin zurück wo die Alraunen wachsen, Ronald Weasley!“, schimpfte er laut und wollte gerade erneut seinen Zauberstab schwingen. Doch Ron war schneller. Gekonnt wehrte er den Fluch ab und perplex starrte Draco ihn aus dem Fenster an. Er wagte es, seine Bestrafung abzuwehren? „Malfoy, beruhig dich erst mal!“, versuchte er ihn noch einmal zu beschwichtigen. Doch es war vergeblich. Bei dem nächsten Fluch reichte es Ron und kurzerhand entwaffnete er Draco. Sein Zauberstab kam ihm direkt in die Finger geflogen. Draco, der nun aussah als ob keineswegs mit ihm zu spaßen war, stand am zerbrochenen Glasfenster und war bereit, sich durch das klaffende Loch auf den Verräter zu stürzen. „Egal, was du tun willst. Lass mich erst mal rein und wir reden in Ruhe darüber. In Ordnung?“ Rons Stimme hatte einen vertrauenserweckenden Ton und er hob beschwichtigend die Hände. Die Straße entlang waren schon einige Nachbarn auf sie aufmerksam geworden. Es war nicht nur höchst unangenehm, es war auch gefährlich. Sie durften hier nicht wild in der Muggelgegend herum zaubern. Was, wenn man sie als Zauberer enttarnte? Das war auch der Grund, wieso er Draco schließlich entwaffnet hatte. Doch auch ohne Zauberstab wusste der Slytherin sich zu helfen. Als Ron dachte die Luft wäre rein, weil der andere vom Fenster verschwand und Ron sich vorsichtig dem Fenster näherte, kam ihm ein Glas entgegen geflogen, das hinter ihm auf dem Bordstein zerklirrte. Ein älterer Herrr, vom Haus gegenüber, der gerade zu seinem Auto lief, schüttelte belustigt seinen Kopf und murmelte. „Noch einmal jung sein.“ Ron wusste wirklich nicht, wie er Malfoy beschwichtigen sollte, bevor das hier eskalieren würde. Sie durften keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen! Als das zweite Glas hinter ihm am Boden zerschellte, lachte der alte Herr. „Junger Mann, beherzigen Sie meinen Rat. Verärgern Sie keine Frau, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.“ Ron versuchte hilflos ein entschuldigendes Lächeln. Frau, jaja schön wäre es. „Ich will dich nie wieder sehen, Weasley. Du hast hier nichts mehr verloren!“ Bei der Männerstimme leuchtete eine Erkenntnis auf dem Gesicht des älteren Herren auf und er zog wissend seine Augenbrauen in die Höhe. Knallrot wandte Ron sein Gesicht ab und wartete bis der Herr in seinen roten Wagen stieg und fort fuhr. „Malfoy, das ist kein Witz mehr. Hör auf, bevor die Nachbarn noch denken, wir wären ein streitendes Pärchen.“ Ganz Ohr streckte Malfoy seinen Kopf aus dem Fenster. „Ist mir doch egal, was die Muggel denken. Sollen sie denken, was sie wollen! Und jetzt runter von meinem Grundstück!“ „Hör jetzt sofort auf und lass mich rein“, zischte Ron leise und duckte sich, als das nächste Glas angeflogen kam. „Wenn wir hier länger bleiben wollen, dürfen wir die Nachbarn nicht verärgern!“ Endlich hielt Malfoy inne. Es waren die einfachen Worte. „Wir“ und „länger bleiben“, die ihn überlegen ließen. Hörte es sich so an, als ob Weasley länger bleiben wollte? Mit ihm zusammen? Unter diesen Umständen sollten sie wirklich die Nachbarn nicht verärgern. Es wäre zu mühsam, jeden einzelnen zu obliviieren. Noch unentschlossen, ob er überhaupt bereit war, dem Verräter gegenüber zu treten, lief er zur Tür und öffnete sie langsam. Erleichtert, mit noch hochrotem Kopf und einem mit Pusteln übersätem Gesicht trat Ron in ihr Haus. Herrisch streckte Draco seine Hand aus und erwartete, dass Ron ihm seinen Zauberstab aushändigte. Was dieser auch tat. Ohne Widerworte. Als Ron die Tür hinter sich geschlossen hatte, standen sie sich misstrauisch gegenüber. Blickten sich direkt an. Beide erhitzt und wütend von ihrem Streit. Doch Draco hatte seinem Ärger noch lange nicht Luft gemacht. Jetzt, wo er dem Verräter Aug in Aug gegenüberstand, schmerzte ihn der Verrat noch mehr. „Du hast mich mit Muggelschlafrtunk vergiftet!“, spie er nun wütend aus und warf sich auf Ron. Sie gingen rangelnd zu Boden. „Und du hast mir meinen Zauberstab nicht zurück gegeben, obwohl du es versprochen hast!“, schrie Ron ihm nun wütend ins Gesicht. Ihre Zauberstäbe waren ihnen aus den Händen gefallen und rollten ihnen aus dem Weg. „Du hast ihn dann ja geklaut! Zusammen mit dem Greiferzauberstab! Hast mich beklaut!“ Ein wütender Faustschlag traf Ron mitten ins Gesicht. Kurz sah er vor Schmerzen nur noch schwarz. „Du hast mich hier als Sklaven gehalten!“ Auch sein Faustschlag landete gezielt in Dracos Gesicht. „Ach ja? Du solltest die Wäsche machen und hast es bis jetzt nicht getan!“, schrie dieser nun schmerzerfüllt und spuckte ihm ins Gesicht. „Ich bin nicht deine Putzfrau!“ Es war unmöglich, Draco Schlägen zu entgehen, während sie sich wild auf dem Boden rollten. Jetzt hatte Draco die Kontrolle, war oben und drückte Rons Hände mit einer Hand fest auf den Boden, während er zum nächsten Schlag ausholte. „Du hast mich verlassen, obwohl du genau weißt, dass ich nicht kochen kann!“ Dieser Schlag hatte besonders gesessen und Ron spuckte Blut auf den Boden. Und einen Zahn. Schockiert starrte er auf seinen verlorenen Zahn und rollte sie beide mit einem Mal herum, sodass nun er auf Draco lag. „Du hast einen Cruciatus-Fluch auf eine Vase abgefeuert!“ Gnadenlos war der Schlag, der nun Dracos Nase mit einem hässlichen Knacken brach. „Und hättest du dich nicht wie ein mieses Arschloch verhalten, hätte ich dir noch gezeigt wie man kocht!“ Hasserfüllt blickte Draco ihn an. Seine Nase schmerzte und der Schmerz trieb ihm heiße Tränen in die Augen. „Du bist ein Verräter, Weasley! Nichts weiter!“ Sie kämpften weiter, auch wenn sie kaum mehr atmen konnten und irgendwann, erschöpft vom Schreien und Schlagen, lagen sie nebeneinander auf dem Boden. Schnaufend und erledigt. Jeder Muskel, den sie angestrengt haben, zitterte vor Erschöpfung und das Atmen brannte in ihren Lungen. Dennoch, sie fühlten sich seltsam befreit und losgelöst. Nach einer Weile fragte Ron kraftlos. „Besser?“ Wütend, dass Weasley es überhaupt wagte, so eine unverschämte Frage zu stellen – seine Nase war gebrochen, wie sollte es dann besser sein? - richtete er sich auf und schleppte sich ins Wohnzimmer, wo er die Treppe zu seinem Zimmer hinauf humpelte. Zum Glück hatte sein armer Fuß bei der Rauferei nichts abbekommen. Als er die Tür geräuschvoll hinter sich zufallen ließ und sich auf sein Bett warf, versuchte er zur Ruhe zur kommen. Jetzt, da er seine Wut an Weasley herausgelassen hatte, machte sich ein merkwürdig zufriedenes Gefühl in ihm breit. Das schmerzhafte Ziehen in seinem Magen, dieses klaffende Loch war verschwunden. Und er dachte wieder an Weasleys Frage. Besser? Er schnaufte erschöpft. Obwohl er nachher seine Nase richten müsste und bestimmt noch zwei Tage deswegen sauer sein würde - Weasley war wieder zurück. Ja. Es war besser. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)