Stirb Nicht Vor Mir von YouLi (Die wahre Geschichte von Draco Malfoy und Ronald Weasley) ================================================================================ Kapitel 23: Ich riech Dich nur, ich spüre Dich ---------------------------------------------- 7. September 1999 Als Ron aufwachte, war dieses unangenehme Gefühl immer noch da. Es war nicht verschwunden, so wie er es sich vor dem Schlafengehen noch versucht hatte einzureden. Es war immer noch da. Dieses Herzrasen. Und diese Gedanken. An Malfoy. Schneller atmend legte er sich seine Hände über das Gesicht. Was in Merlins Namen...? Er fühlte sich nervös und zittrig. Und das nicht nur seit gestern. Eigentlich schon seit dem 1. Schultag. Als sich ihre Blicke getroffen hatten. Schon da hatte etwas in der Luft gelegen. Und schon da hatte Ron das ungute Gefühl beschlichen, dass etwas anders war. Aber SO anders? So anders, dass er Herzrasen bekam, wenn Draco ihn nur ansah? Das hatte er da noch nicht ahnen können. Dass seine Gefühle auf einmal verrückt spielen würden... Wegen DEM? Wegen Draco? Malfoy? Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er wusste nur, dass es zum Leugnen schon zu spät war. So etwas konnte man nicht leugnen. Nicht mal er, Ron Weasley. Auch wenn sein Gefühlsvermögen sonst so klein war, dass es auf einen Teelöffel passte... Das hier konnte sogar selbst er nicht übersehen. Zuerst die Sache am See, als sie sich fast geprügelt hatten und Draco ihn mit einem sehr zweideutigen Blick angesehen hatte. Und dann gestern. Gestern. Ein verzweifeltes Schnauben verließ Rons Kehle. Was zur Hölle war gestern passiert? Sie hatten sich fast geküsst!? Geküsst! Sein Atem beschleunigte sich und sein Herz raste noch bedrohlicher in seiner Brust. Er konnte es nicht überspielen. Etwas stimmte nicht mit ihm. Und es war nicht so wie damals bei Romilda Wayne, nein, diesmal fühlte sich der Zauber ganz, ganz anders an. So, als ob er seine gesamten Gedanken außer Gefecht setzen konnte. Manchmal drehte sich alles bei ihm, er bekam Halluzinationen von Erlebnissen, die er nie gehabt hatte. Der Zauber, oder Trank - oder was auch immer es war, das der durchtriebene Slytherin gegen ihn verwendete - es musste etwas mit schwarzer Magie zu tun haben. Das war die einzige Möglichkeit. Sonst wäre das alles wohl kaum möglich! Jedes Mal, wenn er an ihn dachte, konnte er nicht mehr damit aufhören. Er sah diese eisgrauen Augen so deutlich vor sich. So undurchdringlich, und doch so hilflos. Die blonden Strähnen, die ihm sanft ins Gesicht fielen...und der Duft. Der Duft, der ihm schon öfter in der ersten Schulwoche den Verstand vernebelt hatte... Moment...der ihm den Verstand vernebelt hatte? Ja...das musste es sein! Dieser Duft! Etwas stimmte nicht mit diesem Duft! Vielleicht war es ein dunkelmagisches Elixier, das einen nach und nach willenlos machte. Zum Spielzeug des anderen. Das musste es sein! Malfoys Plan! Immer, wenn sie sich begegneten, verwendete er diesen Geruch um Rons Verstand zu verwirren. Das war es! Mit ihm war alles in Ordnung! Es war Malfoy, der seine Spielchen mit ihm trieb. Aus welchem Grund auch immer. Doch heute würde er dem ganzen ein Ende bereiten. Entschlossen hob er sich aus seinem Bett. Harry schlief noch, das hieß es war noch früh. Die Zwillinge waren auch noch nicht in sein Zimmer gestürmt, um ihn für ihr Training zu wecken. Leise zog er sich an, wusch sich eilig das Gesicht und huschte aus dem Zimmer und aus dem Gemeinschaftshaus. Den Atem immer anhaltend, weil er Angst hatte auf jemanden zu stoßen, der etwas mit ihm im Schilde führte. Er musste um jeden Preis vermeiden, ihm zu begegnen. Vielleicht wäre es bei ihrem nächsten Zusammentreffen schon zu spät. Wer wusste schon, wie lange Malfoy den hinterlistigen Plan durchführte, und wie lange er dieses Elixier verwendete. Ron wusste nur, dass es das letzte Mal schon fast zu spät war. Um ein Haar hatten sich ihre Lippen berührt. Wer wusste, was das nächste Mal passieren würde. Und ehrlich gesagt wollte Ron es gar nicht wissen. Nicht, dass er die letzten Tage nicht heimlich davon fantasiert hatte. Gerade das war ja das Schlimme! Die schleimige Made hatte erfolgreich einen Weg in seine Gedanken gefunden! Und sie stetig manipuliert. So dass er gestern fast schon darauf gehofft hatte, sie würden sich küssen. Unglaublich! Und nicht nur das, auch jetzt hoffte noch ein kleiner Teil von ihm, dass Malfoy hinter dem Eingang zu ihrem Gemeinschaftshaus stand und ihn wissend angrinste. Ron fühlte sich nicht mehr wie er selbst. Wenn er immer noch Ron Weasley wäre, würde er dann daran denken, Malfoy an die Steinmauer zu drücken und ihn zu küssen? Nein. Seine Schritte beschleunigten sich und hallten von den nackten Steinwänden der verlassenen Korridore wider. Seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen huschte Ron wie ein Schatten durchs Schloss, bis ihn schließlich die frische Morgenluft begrüßte. Endlich draußen angekommen, stolperte er hastig über die Ländereien. Er wusste nicht genau, was sein Plan war, aber als er den See erreichte, wusste er es. Dort schwamm er. Draco. Er sah den schmalen Körper. Das blonde Haar über der Wasseroberfläche. Und wieder raste sein Herz. Unnormal. Schnell. Ron schluckte. Sein Körper war wie gelähmt und seine Füße gehorchten ihm nicht mehr. Er sollte sich verstecken. Aber er konnte nicht. Alles in ihm schrie danach, auf das Ufer zuzulaufen. Sich seiner Kleidung zu entledigen. Und ins Wasser zu gleiten. Auf ihn zu. Um schließlich das zu tun, woran er die letzten Tage unaufhörlich denken konnte. Er wollte ihn zu sich ziehen. Seine Arme um ihn schlingen und ihn festhalten. So als ob er ihm gehörte. Er wollte ihn küssen. Vorsichtig. Fordernd. Gefühlvoll. Leidenschaftlich. Seine Schritte brachten ihn automatisch in Richtung See, bis er abrupt kehrt machte und auf die Büsche zusteuerte. Nein. Das war nicht normal. Nicht Malfoy. NICHT Malfoy. Aus so vielen Gründen nicht. Ron wusste nicht einmal, wo er da anfangen sollte. Dass Draco ein Arsch war, ein Slytherin, sein jahrelanger Erzfeind oder ein Ex-Todesser? Oder ein Junge? Ein Grund schlimmer als der andere. Im Dickicht versuchte Ron seinen Atem zu stabilisieren. Um ihn herum Büsche, Sträucher und Blätter, die ihm eine Art Schutz spendeten. Aber wovor? Die wahre Gefahr lauerte in ihm. Er traute sich selbst nicht mehr. Was zur Hölle machte er hier? Und dann sah er ihn. Nicht sehr weit von ihm. Ordentlich zusammengefaltet. Und auf einen flachen Stein platziert. Malfoys Zauberumhang. Rons Gedanken rasten. Ohne, dass es ihm wirklich bewusst war, hatte er die Kleidung mit einem Accio schon zu sich fliegen lassen. Und ohne es merken, war sein Gesicht in dem schwarzgrünen Stoff vergraben. Oh Himmel. Dieser Geruch. Ein leises Seufzen entkam seinen zitternden Lippen. Oh Merlin...seine Gedanken drehten sich. Es fühlte sich an wie Apparieren. Alles drehte sich, alles verschwamm vor seinen Augen. Und dieser Geruch... verwandelte seine ganze Welt in Nebel. Die Wirklichkeit löste sich in Rauch auf. Was blieb, war ein Gefühl, eine Ungewissheit. Wo war er? Er hatte das Gefühl, irgendwo anders zu sein. Im Wald. Am Meer. Oder in einer Hütte. Er roch Moos und Blätter. Salzige Meerluft. Und dann diesen unverkennbaren Geruch. Draco. „Weasley?“ Starre. Sein Atem hielt sich wie von selbst an und seine Augen weiteten sich. „Weasley, was machst du da?“ Er hörte einen ungläubigen Laut, ähnlich wie ein Lachen. Oh nein. Seine Augen huschten verschreckt durch die Büsche an das Ufer, wo ein halbnackter Malfoy stand, die Arme vor seiner Brust verschränkt und neugierig in die Büsche linsend. Er sah nicht viel, nur eine schwarze Shorts, einen definierten Oberkörper. Definierte Oberarme. Ron schluckte. Seine Gedanken waren wie weg geblasen. „Sag bloß, du machst dich über meine Robe her?“ Jetzt lachte Malfoy wirklich und Rons Augen huschten panisch zu seinen Händen, die Malfoys Zauberumhang fest umklammert hielten. Die Erkenntnis schoss wie ein kalter Schock durch seine Adern. Wieso hatte er Malfoys Zauberumhang in den Händen? Und wieso um Merlins willen war er in den Büschen versteckt? Neinneinnein...Oh nein...das durfte jetzt bloß keine Wirklichkeit sein. Wie redete er sich da heraus? Konnte man sich da überhaupt herausreden? Er wollte verschwinden...sterben...! “Weasley, ich mache dir keinen Vorwurf, wir wissen doch beide, dass du insgeheim ein Auge auf mich geworfen hast. Aber ich steh nun mal nicht gerne halb entblößt in der Gegend herum.“ Ron fühlte sich in einer halben Ohnmacht, unfähig sich zu rühren. Doch da hörte er von weitem Schritte. Die Zwillinge? Auch Draco schien die Schritte gehört zu haben, denn sein Ton wurde etwas unruhiger und schärfer. „Komm da raus, Weasley! Ich weiß, dass du meine Sachen hast! Ich meine es ernst!“ Und erst da bemerkte Ron es erst. Das Dunkle Mal, das sich unheilvoll auf der hellen Haut abzeichnete. Gefährlich und drohend. Unbewusst biss er sich auf die Lippe und dann hörte er unfreundliches Rufen. „Ey Malfoy, immer noch stolz darauf ein Todesser zu sein?“ Die Stimme dröhnte laut über den See und erschrocken zuckte Ron zusammen. Oh du heilige... Auch Draco schien sich etwas erschrocken zu haben, doch merkte man es ihm kaum an. Kühl wie eh und je drehte er sich zu dem anderen. „Du kennst mich, Finnigan“, antwortet er arrogant wie gewöhnlich. „Es gibt nichts in meinem Leben, worauf ich nicht stolz bin.“ Ron glaubte, eine Spur Sarkasmus heraus zu hören, doch Seamus anscheinend nicht. Aus Angst in den Büschen entdeckt zu werden und dann seine überaus peinliche Situation erklären zu müssen, hielt Ron die Luft an und hoffte, dass die Situation sich so schnell wie möglich auflösen würde. Damit er endlich verschwinden und so tun konnte, als wäre nichts passiert. Doch dann ging es auf einmal ganz schnell. Ein gezückter Zauberstab, ein gepresster Schrei. Ein geschockter Seamus, und ein zu Boden gehender Malfoy. Ron riss seine Augen weit auf. Unfähig, etwas zu tun. Seamus stand nur da und starrte im Schock auf Malfoy, der sich am Boden keuchend den Arm hielt. Erst als Malfoy ein gepeinigtes Geräusch von sich gab, konnte Ron schließlich aus den Büschen stürzen. Direkt auf die beiden zu. „Seamus!“, schrie er, doch der andere Gryffindor starrte nur auf das Blut am Boden. Woher kam das ganze Blut? Ron stürzte zu Draco und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. „Ron“, keuchte der Blonde schmerzerfüllt und wieder drehte sich alles bei Ron. Es war so viel Blut, dass er nicht richtig sehen konnte, woher es kam. Doch dann bemerkte er den Arm. Draco presste seine rechte Hand auf den linken Arm. „Seamus, was hast du getan?“, schrie er jetzt und riss sich geistesgegenwärtig einen Fetzen seines Zauberumhangs ab. Draco war ungewöhnlich still für seine Verhältnisse, seine Augen waren zugekniffen und er biss sich fest auf die Lippe, um bloß keinen Laut über sie dringen zu lassen. Doch als Ron ihm den Stofffetzen umbinden wollte, schüttelte er nur den Kopf. „Vulnera“, keuchte er schwer atmend und Ron hatte Mühe ihn richtig zu verstehen. „Vulnera Sanentum?“, fragte er hektisch. Draco nickte kraftlos. Wie...aber er hatte den Zauber doch erst gestern zum ersten Mal geübt! „Ron“, drängte er schwach und ohne weiter nachzudenken, zückte der Gryffindor seinen Zauberstab und sprach den Zauber. Es dauerte kurz, doch dann schloss sich die tiefe klaffende Wunde zum Teil. Zumindest schoss das Blut nicht mehr nur so aus ihr heraus. Seamus hatte Draco den ganzen Unterarm senkrecht aufgeschlitzt. Stöhnend sackte der Verwundete in sich zusammen und griff in seinem letzten Instinkt noch nach Rons Kragen. "Ich sterbe", keuchte er leicht panisch und in diesem Moment brach eine kalte Welle der Panik auch über Ron herein. "Nein, nein du stirbst nicht", versuchte er den anderen zu beruhigen. Entschlossen rief er seinen Besen mit Accio zu sich. "Du stirbst nicht", wiederholte er. Jedoch hörte es sich fast wie eine Bitte an, wie ein Hoffen. Denn bei dieser unheimlich großen Menge an Blut war er sich damit nicht sicher. "Stirb nicht", murmelte er wie im Wahn. "Nicht vor mir." Keine halbe Minute musste er warten, da kam sein Besen endlich an. Vorsichtig hob er Dracos schwachen Körper vom Boden und hievte ihn auf den Besen. Er konnte noch daran denken, seinen Umhang über den unbedeckten Körper zu legen, bevor er sich mit einer stabilen Wucht vom Boden abstieß. Der Wind zog scharf an ihnen vorbei, bei Ron drehte sich alles, es fühlte sich wie in einem Traum an. Einem Alptraum. Er dachte nicht, sondern handelte. Beschützend hatte er den verwundeten Körper an sich gepresst. Nahm den Geruch wahr, der ihm schon lange den Verstand vernebelte. Hörte das rasselnde Keuchen im rauschenden Wind und spürte das unaufhörliche Zittern unter seinem Zauberumhang. Er wusste selbst nicht genau, wie er das Fenster des Krankenflügels geöffnet hatte, jedenfalls stand er schließlich mit einem eingehüllten Malfoy auf den Armen im Krankenflügel. Blut tropfte in dünnen Rinnsälen auf den Boden. Eine Phiole zersplitterte auf dem Boden und eine herbei eilende Madame Pomfrey stieß einen erschrockenen Laut aus, als sie die halb verschlossenen Riesenwunde sah. In Sekundenschnelle war ein Bett frei gemacht und Ron wollte den Körper vorsichtig auf die Matratze legen. „Lass ...mich nicht ...los“, bat Draco mit rasselndem Atem und in diesem Moment schrie in Ron alles danach, dieser Bitte nachzukommen. Instinktiv drückte er Draco fester an sich, doch Madame Pomfreys ungeduldiges Zungenschnalzen brachte ihn wieder in die Realität zurück. „Mister Weasley, warten Sie draußen“, befahl sie ihm in Eile, doch Malfoy schüttelte den Kopf, wollte Rons Kragen unter keinen Umständen los lassen. „Mister Malfoy, nun seien Sie vernünftig!“, bat sie ungeduldig und trennte die beiden mit einem schnellen Zauber. Ehe Ron es sich versah, wurden die Vorhänge zu gezogen. Doch durch den Stoff hörte er immer noch ein wehleidiges Rufen seines Namens. Das entfachte Panik in ihm und er zerrte an den Vorhängen, um zu Malfoy gelangen. „Ron?“ Eine sanfte Hand auf seiner Schulter ließ ihn innehalten. „Miss Granger, bringen Sie Mister Weasley sofort hier raus, er behindert mich bei der Arbeit!“, tönte Miss Pomfreys Stimme streng hinter den Vorhängen und Hermine wollte der Aufforderung sogleich nachkommen. „Ron, lass mich nicht alleine“, keuchte Malfoy leicht ängstlich. Trotz des Vorhangs, der sie beide trennte, konnte Ron die Stimme noch gut hören. Sie schrillte in seinen Ohren und hinderte ihn daran, sich von der Stelle zu rühren. „Mister Malfoy, halten Sie endlich still, oder Ihnen fehlt gleich der halbe Arm!“, drohte Madame Pomfrey und Ron zerrte wieder an den Vorhängen. Der Stimme folgend, die immer und immer kläglich nach ihm verlangte. „Ron“, diesmal erkannte er Hermines Stimme , obwohl sich alles wieder bei ihm drehte und er das Gefühl hatte zu fallen. In eine Ungewissheit. Am liebsten würde er die Vorhänge entzwei reißen, um zu Draco zu gelangen, aber Hermines Zug an seinem Arm war fester, als man es ihr zutrauen würde. „Komm jetzt“, zischte sie und zog ihn vor die Krankenflügeltür. Schwindelig lehnte Ron seine Stirn gegen die kühle Wand und versuchte so irgendeine Art von Halt zu bekommen. Neben sich hörte er ein erschrockenes Zischen. „Ron! Woher kommt das ganze Blut?“ Erst jetzt schien sie das ganze Blut an seiner Kleidung bemerkt zu haben. Benommen blickte er seitlich auf seine beste Freundin, die sich die Hände vor den Mund hielt. Er sah durch eine Art Nebel, dass ihre Augen aufgerissen waren. „Keine Ahung“, keuchte er etwas angestrengt. „Er...hat geschrien...wie aus dem Nichts...sein Arm riss immer wieder auf...das Dunkle Mal...Blut überall...“ Hermine packte ihn besorgt am Arm, weil sie fast kein Wort aus seinem Mund verstand. „Was ist passiert?“, drängte sie ihn. „Ich weiß nicht“, stammelte er jetzt neben der Spur. „Das Dunkle Mal...Du-weißt-schon-wer...er muss ihn gefunden haben...als Bestrafung...aufgerissen...“ Um ihn herum wurde es ganz still. Totenstill. Er hörte nichts außer seinem eigenen Blutrauschen in seinen Ohren. Und Dracos Rufe in seinem Kopf. „Was hast du gesagt, Ron?“, flüsterte sie unheimlich leise. „Er...Du-weißt- schon-wer hat das getan“, flüsterte er ebenso leise und dann sah Hermine ihren besten Freund an. Tief in die Augen. Verwirrt und verständnislos. „Ron“, flüsterte sie vorsichtig. „Voldemort ist tot.“ Blanke Unverständnis in den braunen Augen ihres jahrelangen besten Freundes. „Nein...“, entgegnete er leise, aber so fest, dass es Hermine innerlich erschütterte. Doch bevor sie noch etwas entgegnen konnte, hallten schnelle Schritte von den Wänden und Harry kam auf sie zugerannt. „Ich...habe es gerade gehört“, schnaufte er außer Atem. „Seamus...ist zu McGonagall gegangen. Ich hab sie noch nie so wütend gesehen“, keuchte er und holte dann kurz Luft. „Wie geht es Malfoy?“ Hermine hob die Schultern. „Ich...keine Ahnung“, sprach sie leise. „Da war Blut...viel Blut“, flüsterte sie besorgt und dann sah auch Harry das Blut an Rons Kapuzenpulli und an seinen Händen. „Ron“, stieß er erschrocken aus. „Alles klar?“, fragte er besorgt. Der Rothaarige schüttelte benommen seinen Kopf, seine Augen waren glasig und er sah sehr blass aus. „Draco“, flüsterte er verzweifelt. „Ich muss zu ihm...Du-weißt-schon-wer bringt ihn um..“, keuchte er panisch und zittrig. Bestürzung spiegelte sich im Gesicht von Harry wider und ratlos blickte er zu Hermine, die eine hilflose Geste machte. „Ron“, meinte Harry sanft und berührte ihn vorsichtig an der Schulter. „Geht's dir gut?“, fragte er und so, als ob diese Berührung ihn wach gerüttelt hatte, warf der Rothaarige sich gegen die Krankenflügeltür und hämmerte mit den Fäusten dagegen. „Draco!“, schrie er verzweifelt und sofort schlangen sich Arme um ihn, die ihn von der Tür weg zogen. „Du kannst da jetzt nicht rein“, versuchte Hermine ihn energisch zu beruhigen, während Harry ihn entschlossen von dem Krankenflügeltor wegzog. „Madame Pomfrey kriegt ihn schon wieder hin, du darfst sie jetzt nicht stören!“ Doch irgendwie kamen die Beruhigungsversuche bei Ron nicht an, das laute Rauschen in seinen Ohren wurde immer bedrohlicher. Seine Gedanken überschlugen sich. Ihm war schlecht. Und er hatte Angst. Er wusste, dass er jetzt bei ihm sein musste. Irgendwie hatte Harry es aber geschafft, ihn den gesamten Korridor entlang zu schleifen. Und obwohl Ron zurück zu Draco wollte, stolperte er neben Harry her, der ihn mit eisernem Griff festhielt. Alles drehte sich, sein Leben war in einem Karussel gefangen, das nicht aufhören wollte sich im Kreis zu drehen. „Seamus“, rief Hermine plötzlich. „Was ist passiert, bist du nicht bei McGonagall?“ „Doch ...ich...Ron...wie geht es Malfoy?“ Das Karussel stoppte und warf Rons Gedanken abrupt aus der Bahn. Er sah wieder klar. Er sah Seamus vor sich stehen. Er sah dessen Zauberstab. Und er sah Draco. Auf dem Boden. Blut. Er sah rot. Mit einer starken Bewegung riss er sich von Harry los und stürzte sich auf Seamus. „Rühr ihn noch einmal an und ich bringe dich um!“, brüllte er voller Hass und schlug zu. Einmal. Zweimal. Dreimal. Und dann sah er nur noch schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)