Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 26: Nici nervt ---------------------- Ich hatte das Gefühl, dass Nici unsere Beziehung noch immer nicht aufgegeben hatte und seitdem ich sie zum Abschlussball begleitet hatte, ließ sie nicht locker. Dauernd schrieb sie mir Nachrichten und wollte sich mit mir treffen. Das mit Juka und mir wusste sie zwar, schien es aber nicht wahrhaben zu wollen. Mir wurde es auf jeden Fall zu lästig und ich musste sie dringend zur Rede stellen. Juka machte immer seine Witze über sie und bezeichnete sie als meinen Stalker. Wie toll. Ich lungerte gerade auf meiner Couch im Wohnzimmer herum und rauchte eine Zigarette. Es war Samstagmittag. Ein Konzert hatten wir erst für das kommende Wochenende geplant und an diesen Abend würden wir höchstwahrscheinlich wieder im Proberaum verbringen, wenn uns nichts Besseres einfiel Meine Schwester wollte wieder zu mir ziehen, worüber ich mich sehr freute. Doch glaubte ich nicht, dass meinem Vater das sonderlich gut gefiel. Egal. So beschloss ich, Jojo abzuholen. Endlich zog ich meinen Bademantel aus, den ich schon den halben Tag trug. Johanna freute sich mich zu sehen. Mein Vater war gerade damit beschäftigt, irgendwelche Aufträge zu bearbeiten. Mit einem Handzeichen machte er bemerkbar, dass er Notiz von mir genommen hatte. Meine kleine Schwester tänzelte freudestrahlend um mich herum. „Ich habe schon alles gepackt.“ Ich grinste sie an. „Das ist schön. Und du meinst, das funktioniert mit uns beiden?" Jojo nickte ganz aufgeregt. Nun stieß auch mein Vater zu uns. „Aber bitte sorge gut für deine Schwester, Lukas!" Seine Stimme klang sehr ermahnend und er sah mich mit vorwurfsvollem Blick an. Ich nickte nur und wir verabschiedeten uns voneinander. Es muss schon hart sein, gleich beide Kinder auf einmal zu verlieren. Ich nahm Jojo bei der der Hand. „Ist Nici bei dir?" „Nein Süße. Die wirst du auch so schnell nich wiedersehen." Meine Schwester schien zu verstehen, was das bedeutete. Denn sie stellte keinerlei Fragen. Kurz nachdem wir bei mir angekommen waren, rief mich Flo an und fragte, ob ich Lust hätte heute Abend mit Basti und ihm zur Walpurgisnacht nach Potsdam zu kommen. Natürlich willigte ich ein. Juka und Kami wollten uns auch begleiten und ich freute mich auf meinen Süßen. „Ist es okay für dich, wenn du heute Abend ein paar Stunden alleine bist? Wenn du möchtest, kannst du dir ja eine Freundin einladen." „Ja, ist schon okay. Ich denke, ich komme zurecht." Jojo und ich quatschten und spielten noch eine Runde Schach. Dann machte ich mich fertig. Juka kam schon früher zu mir und ich machte ihn mit meiner Schwester bekannt. Er sah verdammt gut aus und als er mich dann auch noch die ganze Zeit mit diesem verführerischen Blick anschaute, hätte ich ihn am liebsten ins Schlafzimmer geschleift. Mit nur einem Handtuch bekleidet stand ich vor meinem Schrank und überlegte, was ich anziehen könnte. Juka legte seine Arme von hinten um mich und küsste mich am Hals. Automatisch schlug mein Herz schneller und es war unmöglich ihm zu widerstehen. Punkt neunzehn Uhr klingelte es an der Tür und ich bat Jojo zu öffnen. Basti kam ins Bad und musterte mich beim Schminken. „Lass das!", fuhr ich ihn genervt an. „Warum, ich guck dir gerne zu!" „Da verschminke ich mich aber." „Tja, das soll dann nicht mein Problem sein." Ich warf meinem Freund einen boshaften Blick zu. Flo wollte heute fahren, war mir auch ganz recht. Die Veranstaltung fand im Rittersaal statt, welcher schon fast überfüllt war. Wir fanden aber ganz am Ende noch einen Platz, nahe einer Gruppe Mädchen. Wir bestellten ein Radler und zwei Bier. Die Mädels schienen auch Gothics zu sein oder sie hatten sich eben nur heute herausgeputzt. Basti guckte immer ganz unauffällig zu der einen rüber. Juka und Kami tranken auch Bier und Juka lächelte mich die ganze Zeit total verliebt an und ich erwiderte es. Flo unterhielt sich sehr angeregt mit Kami. „Da frag sie doch, ob sie mit zu uns setzen wollen?“, flüsterte ich Basti ins Ohr. „Das ist doof. Ich traue mich nicht. Du kannst das besser." Ich verleierte die Augen und zündete mir eine Zigarette an. Schließlich nahm Basti seinen ganzen Mut zusammen und die Mädels freuten sich sogar darüber, als wir ihnen den Platz neben uns anboten. Wir plauderten nett miteinander. Basti und Danielle verstanden sich ausgesprochen gut, was mich freute, denn so bekam er endlich mal Ablenkung von Lena. Gegen halb zwei ließen wir den Abend so allmählich ausklingen und fuhren nach Hause. Ich erwachte mit leichten Kopfschmerzen. Jojo hatte schon den Frühstückstisch gedeckt. „Hey, das ist ja toll." Anschließend trank ich meinen Kaffee und rauchte eine Zigarette. „Hast du deine Hausaufgaben schon erledigt?" „Naja, fast." „Das machst du bitte noch und zeigst sie mir dann!" Jojo sah mich erstaunt an. „Du kannst ja richtig streng sein!" „Tja, du dachtest wohl, hier kannst du machen, was du willst? Nein, das bilde dir ja nicht erst ein!" Wir spülten gemeinsam das Geschirr. Danach ging ich duschen und anschließend wollte ich noch ein bisschen die frische Luft genießen. Ziellos lief ich umher. Mein Zigarettenstummel, den ich wegschnippte, verglühte sofort auf dem nassen Asphalt. Ich dachte darüber nach, ob ich Nici besuchen sollte, um endlich einen Schlussstrich zu ziehen. Und genau das tat ich dann auch. Im ersten Moment freute sie sich mich zu sehen. Dann spazierten wir ein bisschen durch den Park. Seit ihrem Abschlussball hatten wir uns nicht mehr gesehen. „Wie war der Abend noch, nachdem ich gegangen bin?“ „Ganz schön, aber sicher wäre es mit dir noch schöner geworden.“ Und gerade, als ich weiterreden wollte hielt mir jemand die Augen zu. Langsam nahm ich seine Hände weg und drehte mich um. Mein Lächeln wurde breiter. „Ich hab nur eine Minute Zeit und wollte dich fragen, ob ich dich heute Abend ausführen darf?“ „Gern. Kommst du erst zu mir und dann können wir gehen, wohin du willst?“ Juka grinste mich an. „Du und deine perversen Hintergedanken immer. Aber geht klar.“ „Ich und Hintergedanken? Jaja, und was hast du dann?“, fragte ich spaßhaft und küsste ihn. Okay, jetzt hatte Nici ihren endgültigen Beweis, trotzdem sah sie verletzt aus. „Wow, du scheinst ihr wirklich zu lieben oder?“ „Ja das tue ich Nici….“ „Okay…aber bitte sag mir, was er dir geben kann, was ich nicht habe.“ Ich zog die Augenbrauen hoch. „Willst du das wirklich wissen? Die Wahrheit is nich immer schön oder das, was man hören will.“ Sie sah mich fragend an. „Ja will ich…vielleicht geht’s mir dann besser.“ Das bezweifelte ich zwar, aber wenn sie es so wollte, dann bitte. „Juka kann es mit mir aufnehmen…du weißt selbst, was für ein Arsch ich sein kann und es tut mir auch leid, dass ich manchmal so zu dir war…doch Juka schafft es irgendwie, dass ich nich so bin…oder bessergesagt, er kann damit umgehen. Er sagt nich viel, aber ich hab ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen, wenn ich dauernd high bin…er macht mich einfach glücklich und scheint zu wissen, was mir gut tut.“ Meine Exfreundin warf mir einen traurigen Blick zu. „Es ist sehr schade, dass ich für dich nie eine solche Person sein konnte, aber ich freue mich für dich, wenn du jemanden gefunden hast, der es schafft dich glücklich zu machen.“ „Ich weiß, dass muss hart für dich sein, aber bitte versuche es zu akzeptieren.“ Sie schwieg und schaute betrübt zu Boden. Ein bisschen Mitleid hatte ich zwar, aber ich war mir keiner Schuld bewusst. „Klar, ich werde es schon verkraften. Aber das du dir nen Typen angelst, hätte ich nicht gedacht.“ Ich verdrehte die Augen und rauchte eine Zigarette. „Naja…was Juka angeht, das geht schon ziemlich lange…jedoch, als ich mit dir zusammen war, wollte ich die Gefühle für ihn noch nicht so wahrhaben. Es hat sich über die Jahre entwickelt.“ Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht gleich in Tränen auszubrechen und ich war mir nicht sicher, ob ich sie trösten sollte oder nicht. „Hey, es tut mir leid und ich wollte dich nicht verletzen…aber ich kann meine Gefühle nicht länger zurückhalten.“ Nici schluchzte und sah mich mit glasigen Augen an. „Aber ich weiß, wie das jetzt weitergeht…wir entfernen uns wieder voneinander und irgendwann verlieren wir uns ganz aus den Augen.“ „Das wäre möglich und ich würde es auch für besser halten, wenn wir uns erst mal nicht sehen…allerdings, wenn du mit der Situation klar kommst habe ich auch kein Problem weiterhin mit dir befreundet zu sein.“ Ich nahm sie in meine Arme, da ich mit ihr mitfühlen konnte. „Ich weiß nicht…erst mal muss ich das verdauen, aber ich möchte dich nicht ganz aus den Augen verlieren.“ „Nimm dir erst mal eine Auszeit und denk drüber nach. Ich werde auf jeden Fall immer ein offenes Ohr für dich haben.“ Ich begleitete Nici noch bis zu ihrem Haus besuchte meinen Dad kurz, weil ich noch ein paar Sachen holen musste, die ich vergessen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)