Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 28: Die besten Freunde der Welt --------------------------------------- Die besten Freunde der Welt Mir machte der Streit mit Flo noch immer zu schaffen und ich fühlte mich nicht ganz so gut, wie ich gewollt hätte. Doch Juka schaffte es wie immer mich aufzubauen. Er kochte sich einen Tee gegen Halsschmerzen und zog das Tuch um seine Hals etwas enger. „Weißt du eigentlich, dass du mich echt überrascht hast?“ „Warum das denn?“, fragte ich etwas verwirrt. Juka holte sich eine Packung Taschentücher und musste husten. „Naja, ich hätte dir nie zugetraut, dass du dich auf das andere Geschlecht einlässt. Ich war vor Polly ziemlich lange Single und das mit ihr war auch nicht das Richtige.“ „An deinem Aussehen lag das wahrscheinlich nich oder?“ „Nein, aber ich bin wählerisch. Außerdem habe ich auch schon oft die Erfahrung gemacht, dass hübsche Menschen nicht immer gleich nett sind…kennst du sicher.“ „Wann hast du bemerkt, dass du dich in mich…verliebt hast?“ „Mh…ich glaub so richtig, als wir zum ersten Mal Sex hatten.“ Wieder musste Juka husten und langsam machte ich mir Sorgen. „Vielleicht solltest du morgen mal zum Arzt gehen.“ Er winkte mit der Hand ab. „Es wird schon gehen. Das ist meine Erkältung, die ich jedes Jahr um diese Zeit bekomme.“ Juka ließ sich dann ein Erkältungsbad ein und währenddessen besorgte ich eine schöne DVD. Er protestierte zwar, dass ich mich anstecken könnte, doch ich wollte unbedingt bei ihm sein. Mit feuchten Haaren, einer grauen Jogginghose und einem Tuch um seinen Hals saß er mit angezogenen Beinen auf dem Sofa und trank seinen Tee. Wir wollten uns a chinese tall story und forbidden kingdom ansehen, denn Juka als auch ich liebten asiatische Fantasyfilme. Damit sich Juka nicht ganz so krank fühlte, trank ich mit ihm Tee. Er schüttelte nur mit dem Kopf und lächelte mich an. „Du bist echt süß.“ In eine Decke gekuschelt legte er seinen Kopf in meinen Schoß und in der Hälfte von forbidden kingdom schlief er ein. Ich blieb die Nacht über bei meinem Juka.   Als ich meine Wohnung betrat, traf mich fast der Schlag. Im Flur stolperte ich fast über drei Schlafsäcke, wahrscheinlich mit Menschen darin. In der Küche standen leere Alkoholflaschen herum. Mein Wohnzimmer war glücklicherweise verschont geblieben. Wütend rief ich nach meiner Schwester, die total verpennt aus ihrem Zimmer trat und mich weit aufgerissenen Augen anstarrte. „Ich dachte, du kommst später!“, sagte sie mit etwas unsicherer Stimme. Ich sah sie mit bösem Blick an. „Mach, dass die Leute hier raus kommen und wenn ich in einer halben Stunde wieder hier runter komme, ist alles blitzsauber! Das kann ja wohl nicht wahr sein!“ Ich knallte die Wohnzimmertür hinter mir zu und musste auf diesen Schock erst mal eine Zigarette rauchen. Das hätte ich nie im Leben von meiner Schwester gedacht, dass sie so hinterhältig war und das machte mich wütend und traurig zugleich. In der Küche hatte ich auch eine Wasserpfeife entdeckt, also schienen sie sich ja nicht nur mit Alkohol zugedröhnt zu haben. Jetzt konnte ich das erste Mal wirklich nachvollziehen, wie sich meine Mum gefühlt haben muss, als sie erfuhr, dass ich Drogen nehme. Ich weiß nicht, wie lange ich so da gesessen habe, aber irgendwann öffnete sich die Tür und meine Schwester trat ein. Ich würdigte sie keines Blickes. „Es ist wieder alles ordentlich. Es tut mir leid Lukas, ich hätte dich vorher fragen sollen.“ Ich erhob mich und knallte ihr eine. „So missbrauchst du also mein Vertrauen? Das ist echt toll Johanna! Bei deinem Vater hättest du dir das sicher nicht getraut oder?“ Sie schüttelte mit dem Kopf und rieb sich ihre Wange. „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“ „Nicht viel. Ich wollte auch mal eine tolle Party schmeißen.“ „Mit Alkohol und Drogen? Das ist wirklich unheimlich toll! Gestern erst habe ich dir gesagt, dass du die Finger davon lassen sollst!“ „Du hast ja auch mal Drogen genommen!“ „Ach, und das veranlasst dich dazu auch Drogen zu nehmen? Ja?“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Weißt du Johanna, ich könnte dich das alles auch einfach ausprobieren lassen, wenn du mir egal wärst. Aber ich weiß, wie es ist abhängig zu sein und das ist eine Erfahrung, die ich dir ersparen will. Ich frage mich wirklich, wann das endlich mal in deinem Köpfchen ankommt!“ Meine Schwester kam auf meinen Schoß gekrochen und fing an zu weinen. Ich strich ihr über den Kopf. „Es tut mir so furchtbar leid. Hast du mich trotzdem noch lieb?“ „Natürlich. Aber deshalb musst du mir trotzdem erst mal beweisen, dass ich dir wieder vertrauen kann. Und das geht nicht so einfach, wie du denkst.“ Jojo hatte sich wieder beruhigt und versprach mir, jetzt immer ein liebes Mädchen zu sein. Wie süß. Ich nahm sie in die Arme und gab ihr einen Kuss. „Ach übrigens, Nina und ich kommen heut zu eurem Konzert.“ „Das ist schön.“ Mir wurde ganz flau im Magen, wenn ich an heute Abend dachte. Eigentlich wünschte ich mir, Flo dabei zu haben und ich überlegte sogar, ob ich ihn nicht anrufen sollte? Doch mein Stolz siegte am Ende doch. Ich legte mich noch ein Stündchen aufs Ohr, da die Nacht sehr kurz gewesen ist. Halb drei begann ich mich zu duschen und anschließend zu stylen. Dann holte ich Juka ab. Jojo wollte um sechs im Proberaum sein. Lena, Basti und ich spielten nochmals alle Lieder durch. Dann tranken wir uns noch etwas Mut an und da wurde es auch schon ganz schnell um sieben. Meine Schwester und ihre Freundin saßen etwas abseits und tuschelten miteinander. Nun trafen auch Bastis Bruder und dessen Kumpel ein, unsere Türsteher. Ich war wirklich mal gespannt, wie die Fans auf unseren heutigen Auftritt reagierten. Ich war total nervös. Kurz nach acht nahmen wir dann unsere Plätze auf der Bühne ein. „So, wie ihr sicher bemerkt habt, sind wir heute nur zu dritt. Zwei Leute von uns sind verhindert und so schnell haben wir keinen Ersatz gefunden. Trotz alledem wollten wir das Konzert nicht absagen. Also, lasst euch überraschen.“ Die Massen jubelten und als ich mit dem ersten Lied begann, sah ich schon die ersten Feuerzeuge leuchten. Wir hatten doch drei schnellere Lieder mit ausgewählt, weil es sonst vielleicht zu langweilig geworden wäre. Nachdem wir etwa fast eine halbe Stunde gespielt hatten, machten wir eine kurze Pause, um etwas zu Trinken, weil es verdammt heiß war. Als ich wieder auf die Bühne trat, traute ich meinen Augen kaum. Flo hatte seinen Platz eingenommen und war damit beschäftigt, seine E- Gitarre anzuschließen. Mein Herz machte einen Sprung. Dann bewegte er sich in Richtung Mikrofon. „Ich habe es doch noch geschafft, meine Jungs zu unterstützen, auch, wenn nicht ganz pünktlich. Aber die Wahrheit ist eigentlich, dass wir nen heftigen Streit hatten und ich kurz gehofft hatte, das Konzert würde nich stattfinden. Aber ich hab meinen lieben Lukas wohl unterschätzt…naja und jetzt bin ich halt doch da. Also dann auf nen coolen Abend Leute!“ Ich war sehr gerührt von Flo seinen Worten. Langsam ging ich nach Vorne und umarmte ihn. Das Publikum tobte. „Da kann ich nur danke sagen und ich werde dich auch nie wieder Florian nennen.“ Flo grinste mich an und ich übernahm nun wieder das Mikro. „So, jetzt geht es erst richtig los!“ Nun spielten wir auch einige rockige Songs, die das Publikum voll mitrissen und das Konzert wurde wiedermal zum totalen Erfolg. Am Ende der Show holte Flo noch eine Flasche Sekt und spritzte mich von oben bis unten nass. Ich rächte mich an ihm und tat mit meinem Bier das Gleiche. Dann griff Lena nach Flos Sektflasche und spritzte Basti nass. Wir mussten alle anfangen zu lachen und gesellten uns nun zu unseren Fans. Ich fühlte mich eigentlich total ekelig, war aber auch zu faul, um nach Hause zu laufen und mir frische Klamotten anzuziehen. Ich zog nur mein T- Shirt aus und trocknete mit einem Handtuch meinen sektdurchtränkten Körper. Flo kam mit eisgekühltem Wodka zu mir. „Alles gut?“ Ich nickte. „Sorry, dass ich son Arsch war…mir is die Band doch genauso wichtig…aber du hättest mich auch mal fragen können, was los is…“ „Kann ich dich das jetzt immer noch fragen?“ „Klar.“ „Dann erzähl’s mir.“ Ich trank einen Schluck aus seiner Flasche und verzog das Gesicht. „Einerseits zu Hause und dann is da Malen…ich glaub ich kann nich länger mit ihr zusammen sein.“ „Warum denn das?“ „Wie soll ich sagen…da gibt’s noch jemanden…Kami. Irgendwie mag ich ihn voll.“ „Oha…Flo mein Schatz…tob dich nur aus.“ „Das muss erst Mal in meinem Kopf ankommen…glaub ich brauch noch Zeit dafür. Wie hast du das mit Juka gemerkt?“ Ich musste lachen. „Naja, sagen wir‘s Mal so…ich mochte ihn ja schon immer, doch je öfter wir uns getroffen haben, desto mehr machte er mich an…meine Gefühle spielten in seiner Gegenwart vollkommen verrückt. Und irgendwann haben wir uns dann halt geküsst.“ Flo seufzte. „Mh, vielleicht bekomm ich das auch irgendwann hin.“ Ich gab ihm einen motivierenden Kuss auf die Wange. „Ich glaub an dich Süßer.“ Unsere eigene kleine Party dauerte noch bis früh um sechs. Ich war zwar klatschkaputt, aber guter Dinge. Juka war leider schon etwas eher gegangen, weil er sich immer noch nicht ganz so gesund fühlte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)