Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 37: ...unvorstellbar ---------------------------- Am nächsten Morgen weckte mich ein gellender Schrei aus meinen Träumen und ich hatte das Gefühl kaum ein Auge zu getan zu haben. Poltern auf der Treppe und dann wurde meine Zimmertür aufgerissen. Jojo sah mich entsetzt an, wurde jedoch ruhiger, als sie mich im Bett erblickte. „Gott sei Dank. Ich dachte schon wer weiß was ist passiert.“ Ich erklärte ihr kurz, was geschehen war und sie schüttelte nur mit dem Kopf. Ich kochte mir einen Kaffee und genoss die Sonne draußen im Garten. Meine Schwester gesellte sich zu mir. Mein Handy klingelte und ich sah, dass Selene anrief, jedoch ging ich nicht ran. Das Ereignis von letzter Nacht war wieder ein Rückschlag in Sachen Gefühle gewesen. Juka hatte Recht, ich liebte ihn noch immer, doch wie sollte es nur mit uns funktionieren? „Magst du Selene eigentlich?“, fragte Jojo nach einer Weile. Ich nippte an meiner Kaffeetasse und zuckte gedankenverloren mit den Schultern. „Mögen tue ich sie schon, aber mehr auch nicht.“ Wieder schüttelte sie mit dem Kopf. „Du bist wahrhaftig ein hoffnungsloser Fall Bruder.“ Ich grinste etwas verlegen und holte meine Gitarre. Jojo lauschte mir gern beim Spielen und ich sah, wie auch meine Schwester sehr gerührt von meinem neusten Lied war. „Das Lied ist wunderschön...du hast es für Juka geschriebenen oder?“ Ich nickte und zündete mir eine Zigarette an. „Jojo, ich kann das alles nich mehr. Ich kann nicht weiter mit Mädels Spielchen spielen und insgeheim immer noch Juka im Hinterkopf haben.“ „Und warum genau seid ihr nicht mehr zusammen? Ach ja stimmt, er fand es amüsanter sich durch halb Tokio zu vögeln, als mit dir zusammen zu sein. Er hat dich nicht verdient Lukas.“ Da hatte sie nicht ganz Unrecht. „Manchmal glaube ich, das is sowas wie ne Retourkutsche, weil ich früher auch nich besser war.“ „So ein Schwachsinn. Juka spinnt, wenn er dich gegen 100 andere eintauscht. Und doch liebst du ihn.“ Ich schlief die Nacht sehr unruhig und das erste, was ich am nächsten Tag machte, war Selene anrufen, um ihr zu sagen, dass es mit uns nicht funktionierte. Danach war Bandprobe und anschließend veranstaltete ich eine kleine Party in meinem Haus. Es wurde echt lustig und Mitternacht beschlossen wir im Pool baden zu gehen. Allerdings musste ich aufpassen, dass meine Hand nicht mit dem Wasser in Berührung kam. Ich hielt es für unnötig ein Oberteil anzuziehen und ging mir nur in Hose noch ein Bier holen. Jetzt merkte ich, dass ich schon ganz schön schwankte und dann blieb mir fast der Atem weg. Juka tauchte auch auf. Ja stimmt, ich hatte ihn eingeladen. Und warum zur Hölle musste dieser verfluchte Scheißkerl heute so umwerfend aussehen? Er gab mir einen Kuss auf die Wange und holte sich auch ein Bier. Arroganter Arsch. Ich beobachtete ihn den ganzen Abend lang, redete aber kaum mit ihm. Stattdessen trank ich mehr und kiffte mit Flo. Irgendwann war ich so platt, dass ich auf der Liege am Pool einpennte. Doch als ich nächsten Morgen erwachte befand ich mich in meinem Bett. Ich stand auf und alles war ordentlich, wie konnte das sein? Alles drehte sich, als ich aufstand. Ich trug noch immer meine Hose. Mit schlurfenden Schritten schleppte ich mich in die Küche und traf Jojo und Juka dort an. Wie in alten Zeiten, dachte ich. Das war wieder so ein Schlag in die Fresse. Ich brammelte ein Guten Morgen vor mich hin und setzte Tee auf. Warum saß er hier? Hatte er sich etwa mit Jojo unterhalten? Juka ging zum Rauchen hinaus. Meine Schwester wandte sich an mich. „Vielleicht solltet ihr nochmal miteinander reden“, sagte sie und verschwand. Das verwirrte mich noch mehr. Ich schlurfte raus, wollte jedoch keine rauchen, weil mir noch kotzübel war. Ich schaute zu Juka auf und jetzt kam mir dieser Artikel wieder in den Sinn. Es stimmte, Juka war wie eine Droge, denn so lange er hier war, fühlte ich mich halbwegs gut. Was war nur aus uns geworden? „Luki…eine Sache solltest du vielleicht wissen, ich habe mich nur das eine Mal an meinem Produzenten verloren und das nicht mal richtig, wir hatten keinen Sex, er hat mich nur zu Dingen zwingen wollen, bei denen mir zu spät bewusst wurde, dass sie so nicht richtig sind. Es war mies, dass ich das getan habe, doch du schienst mir in den letzten Monaten so fern zu sein. Ich war verzweifelt und hatte das Gefühl dich nicht mehr zu kennen.“ War das wirklich wahr? Ich hatte die ganze Zeit gedacht, Juka hätte mich ein weiteres Mal betrogen, doch dem war nicht so. In mir stieg lodernde Wut auf. „Und das sagst du mir erst jetzt? Schön! Und was erwartest du jetzt von mir? Soll ich dir um den Hals fallen und so tun, als hättest du mich nich so beschissen behandelt?“ „Vorher ergab sich noch keine Möglichkeit“, lächelte Juka etwas verlegen. „Erzähl mir doch keinen Scheiß! Es gab unzählige Möglichkeiten Juka…warum ausgerechnet jetzt?“, fluchte ich. „Ich…ich weiß es nicht.“ Wenn er mich wirklich lieben würde, hätte er mir dann nicht schon früher die Wahrheit gesagt. Meine Lippen formten sich zu einem traurigen Lächeln. Ich ließ mich auf die Wiese in die Sonne zu sinken, weil es im Schatten plötzlich furchtbar kalt war. Mich fröstelte es. Juka folgte mir. „Luki, ich bin noch gar nicht dazu gekommen, dir zu sagen, dass dein letztes Konzert wundervoll war. Ich glaube jetzt bist du dort angekommen, wo du hinwolltest.“ Ich holte aus und knallte ihm eine und mir traten die Tränen in die Augen. „Is das dein scheiß ernst Juka? Vor ein paar Wochen erzählst du mir, dass du mich nich mehr liebst…dann küsst du mich und jetzt das? Verdammt…ich ertrage das nich mehr!“ „Deshalb hab ich dir das ja heute auch gesagt.“ Es trat eine längere Pause ein. Ich biss mir heftig auf die Unterlippe und mein Körper zitterte leicht. „Na schön und jetzt?“ „Du fehlst mir Luki“, erwiderte er und strich mit seiner Hand über meinen Bauch und über dem Hosenbund ließ er sie ruhen. Ich schob sie behutsam beiseite. „Jetzt tue nicht so, als würden dir meine Berührungen nicht gefallen“, sagte er dann ein bisschen belustigt. „Und mir fehlt der Juka, den ich vor vielen Jahren kennengelernt habe und der mir ein guter Freund war. Immer ein liebes Wort parat hatte, sodass ich mich nicht mehr ganz so scheiße fühlte.“ „Aber wir haben uns beide verändert Luki, ich weiß nicht, ob wir wieder zurück können.“ „Wir haben es nie versucht. Immer gab es nur die Option mit dir zusammen zu sein oder nicht, doch nie haben wir wieder versucht nur Freunde zu sein.“ „Meinst du, das könnten wir wagen?“ „Vielleicht. Manchmal denke ich den ganzen Tag nur an dich und wünschte, wir wären wieder ein Paar, doch die letzten Monate haben mich ganz schön in Anspruch genommen und wenn das so weiter geht, dieses Hoch und Tief geh ich zugrunde.“ „Nach allem, was ich dir angetan habe, redest du noch immer von mir, als wäre ich dein größter Schatz. Warum?“ „Vielleicht, weil du es bist Juka. Es ist einfacher dir deinen Mist zu vergeben, als nich mit dir zu reden. Du hast vor ein paar Tagen gesagt, dass es uns zerstören würde, wenn wir zusammen sind, doch das glaube ich nich. Es macht uns kaputt, wenn wir es nich sind. Ohne dich habe ich gelitten, wie noch bei keinem Menschen zuvor. Nich mal, als ich vom Tod meiner Mum erfahren habe. Vielleicht müssen wir einfach ein bisschen an uns arbeiten, doch den anderen trotzdem so nehmen wie er ist und du liegst falsch. Denn nur du bist in der Lage den Wolf zu zähmen, wie auch immer du das schaffst. Wir haben eine gemeinsame Chance, in welcher Form auch immer.“ Juka schien es die Sprache verschlagen zu haben und sein glasiger Blick verriet, dass ihn meine Worte berührten. „Okay, das rührt mich wirklich sehr und ich denke nicht, dass es falsch ist, denn auch du fehlst mir sehr. Und ich ertrage es auch nicht, wenn wir ganz voneinander getrennt sind.“ „Also sind wir jetzt Freunde?“ „Sieht ganz so aus.“ Juka schaute zu mir auf. „Okay“, grinste ich. „Du solltest dringend unter die Dusche Luki.“ Ich grinste breiter. „Warum, weil ich wie ne Alkoholleiche stinke?“, witzelte ich. Jetzt grinste auch Juka. „Jepp. Wenn du magst bleib ich noch ein bisschen da. Ich bin gern bei dir.“ Wow, was für eine Wendung. Juka und ich hatte wieder zueinander gefunden, auf welche Art auch immer. Ich konnte nicht mal sagen, ob die Freundschaft zwischen uns funktionieren würde, aber es fühlte sich auf jeden Fall saugut an. Ich spürte nicht mehr diese Leere in mir. Wir gingen an dem Abend noch zusammen weg und hatten einfach jede Menge Spaß, als Freunde. Es hatte den Anschein, als würde unsere Freundschaft funktionieren. Von Selene bekam ich nur mit, dass sie und ihr Zirkus weiterzogen, vielleicht auch gut so. Ich hatte beschlossen erst mal nicht mehr über die Liebe nachzudenken, denn immer, wenn ich das tat, passierten komische Sachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)