Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 38: Eine andere Option? ------------------------------- Leider neigte sich der Sommer dem Ende zu und wir genossen noch die letzten warmen Tage um ein bisschen im Park zu chillen. Ich lehnte mit meiner Gitarre am Baum und spielte unsere Songs. Ich beschloss nur noch eine bestimmte Anzahl von Menschen in mein Leben zu lassen, dazu gehörte meine Band, meine Schwester, Juka und Julietta. Jule war einfach bezaubernd und sie schaffte es oft mich zum Lachen zu bringen. Man hätte fast meinen können, dass sie bei mir und Jojo wohnte, da sie ein gern gesehener Dauergast in meinem Haus war. Es tat mir gut, sie um mich zu haben. Wir verstanden uns und Jule schien dazu beizutragen, dass meine Wunden heilten. Ich dachte viel nach, wiedermal. War‘s das jetzt? Jule schwirrte zwar mehr als sonst in meinem Kopf umher, doch wenn ich daran dachte wieder mehr Gefühle zuzulassen, spürte ich diese unsichtbare Barriere. Mir ging es nicht gut, aber auch nicht schlecht und so sollte es auch erst Mal bleiben. Ich versuchte ein Buch zu lesen, doch das gelang mir nicht so recht und ich legte es weg, als ich Stimmen vernahm. Julietta bog um die Ecke und hielt vor dem Liegestuhl inne. Sie räusperte sich. Ich nahm meine Sonnenbrille ab. „Na du, das is ja ne Überraschung. Alles klar?“ Ich umarmte Jule. „Immer doch. Wie geht es dir?“ „Ganz gut.“ Was für ein dummes Gespräch, dachte ich. „Wo ist der Wein?“ Ich lachte und ging kurz in die Küche. „Bitte sehr Madame.“ Jule grinste, weil sie sicher auch fand, dass ich Schwachsinn redete. „Wie geht es Jojo eigentlich?“ „Sie hat gerade viel mit ihren Prüfungen zu tun, aber sonst gut.“ Ich schaute Julietta an und fragte mich, ob sie einfach so gekommen war oder einen bestimmten Grund hatte mit mir zu reden. „Lukas…ich wollte mit dir reden, weil mir eine Sache sehr am Herzen liegt.“ „Oho, ich höre?“ „Naja, es geht um Juka…ich weiß ihr versteht euch gerade wieder, aber findest du nicht auch, dass du dich besser von ihm distanzieren solltest?“ Das also war der wahre Grund ihres Besuches. Ich nippte an meinem Weinglas. „Jule…ich schätze deine Fürsorge sehr, aber Juka is ein Thema für sich…ich kann nich anders…ich dreh durch, wenn ich ihn nich um mich haben kann.“ Meine Freundin sah mich verständnislos an. „Und wartest du etwa darauf, dass ihr wieder ein Paar werdet? Ich versteh‘s nicht.“ Ich seufzte. „Ich verlange auch nich, dass du es verstehst…uns verbindet einfach zu viel…nich nur er hat Mist gebaut, ich war genauso ein Arsch…und ich mag ihn noch immer.“ „Du scheinst regelrecht besessen von ihm zu sein, merkst du das nicht? Vielleicht solltest du dich mal wieder auf andere konzentrieren. Juka ist nicht der einzige Mensch, den du lieben könntest.“ Ich lächelte etwas verlegen. „Aber der einzige, der es mit mir aushält…was soll das außerdem, ich will nich mit dir streiten.“ „Okay…mach was du denkst…aber ich warne dich…lass dich ja nicht wieder so hängen…es zerbricht dich noch immer. Wenn du darüber redest, sehe ich den Schmerz in deinen Augen.“ „Wirklich? Langsam habe ich das Gefühl, ich kann gar keinen Schmerz mehr empfinden.“ Jule schaute zu Boden und dann zu mir. „Naja, ein Kämpfer bist du schon immer gewesen.“ Ich lachte traurig, weil ich nicht wusste, ob ich das auch so sah. Immerhin war ich gescheitert. Ich bin zerbrochen und mein Körper scheint nur noch eine Art Hülle für meine leblose Seele zu sein. Und doch schien da auf einmal ein Fünkchen Hoffnung zu sein. „Warum bin ich ein Kämpfer. Sind die nich immer heldenhaft?“, fragte ich dann und war auf Jule ihre Antwort gespannt. Sie drehte sich eine Zigarette und reichte sie mir. Dann drehte sie eine für sich selbst. „Naja, ich kannte dich früher und die Ereignisse scheinen dich stärker gemacht zu haben. Scheinbar gab es doch einen Grund, der dich hat wieder aufstehen lassen. Du hängst an deinem Leben, da kann es dich noch so sehr auf die Fresse hauen. Das kann nicht jeder Lukas und du redest anders als früher. Aufgeschlossener.“ Ich musste lächeln. „Danke, solche Worte sind gerade echt aufbauend. Du sagst mir also, dass ich nicht mehr der arrogante Arsch von früher bin“, scherzte ich. „Mir gegenüber warst du eher schüchtern und zurückhaltend, deine Arschlochphase hab ich wohl verpasst.“ „Mhh stimmt, das kam danach. Siehst du mich noch immer als schüchternen kleinen Jungen.“ Jule schüttelte mit dem Kopf. „Nein...der bist du schon lange nicht mehr.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Was bin ich denn dann?“ Julietta schien mich mit ihrem Blick zu durchforsten und in meinem Inneren nach der passenden Antwort zu suchen. „Süß, aber du bist reifer geworden. Wobei sich deine Lebensweise ins exzessive gewandelt hat, ich weiß nicht, ob das so gut ist. Klar, jeder übertreibt es mal, aber auch diese Phase hat dich sehr geprägt. Es hat dich abgehärtet und dich manchen Dinge gleichgültig werden lassen.“ Ich schüttelte mit dem Kopf. „Wow, klare Ansagen waren schon immer deine Stärke." „Scheint so, als würdest du mich genau aus diesem Grund mögen." „Was meinst du damit, dass mir Dinge gleichgültig geworden sind?" Sie hielt eine Weile inne. „Du tust viel für andere, doch hast du auch mal an dich gedacht? Was dir gut tut? Glaub mir, ich weiß, wie sehr dich die Sache mit Juka getroffen hat, aber es wird Zeit nach vorne zu schauen, meinst du nicht?" „Und was ist, wenn ich das nich kann?“ Jule funkelte mich an. „Dann hast du dich bereits aufgegeben." Jetzt musste ich noch einen Joint bauen, das war harte Kost. „Was soll ich denn deiner Meinung nach machen?“ „Machen sollen tust du gar nichts. Allerdings stehen dir ein paar Optionen zur Wahl, doch diese musst du selbst erkennen." Ich nahm einen tiefen Zug und wusste nicht, was ich von all dem halten sollte. Dann geschah etwas, was ich mir heute nicht mehr erträumt hätte. Sie beugte sich vor und küsste mich. „Bist du einer der Optionen?", fragte ich nachdem sie mich so überrumpelt hatte. „Möglicherweise. Fragt sich nur, ob du das in Betracht ziehst." Ich nahm noch einen tiefen Zug und reichte Jule den Joint. So verblieben wir an diesem Abend erst einmal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)