Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 41: gibt es noch Rettung? --------------------------------- Doch dann kam wieder einer dieser Abende im Underground. Ich war schon ziemlich betrunken und torkelte gerade zur Bar, da bemerkte ich in meinem Augenwinkel diesen violetten Schatten. Als ich mich umdrehte, sah ich in diese wundervollen grünen Augen, die ich vor ein paar Monaten so eiskalt hatte gehen lassen. Doch zu meinem Erstaunen lächelte Selene und umarmte mich. Wir suchten uns eine ruhigere Ecke und unterhielten uns. Sie erzählte mir, dass sie jetzt Sozialpädagogik studierte und in einem Wohnheim beim Campus untergebracht war. Selbst ich war erstaunt über meine nächsten Worte. „Klingt gut. In meinem Haus ist auch noch ein Zimmer frei, da könntest du kostenlos wohnen." „Echt? Das wäre voll toll, denn das Zimmer im Wohnheim ist echt winzig und ich mag die Leute dort zwar, aber ich glaub auf Dauer wird mir das zu stressig. Ich frag morgen mal rum. Das Zimmer ist sicher schnell weg", lachte sie. Ihre Haare waren ein bisschen länger als das letzte Mal doch noch immer knallviolett. Sie reichten ihr bis zu den Schultern und hinten waren sie leicht auftuppiert. Tatsächlich fand Selene schnell einen Nachmieter für ihr Zimmer und ich half ihr ihre paar Habseligkeiten in mein Haus zu fahren. Ihr Zimmer hier war doppelt so groß und ich ließ ihr bei der Einrichtung freie Hand. Natürlich wollte sie die Wände lila streichen, das amüsierte mich und ich hätte mir nichts anderes vorstellen können. Basti hatte mir angeboten bei seinem Bruder mit in der Bar zu jobben, damit ich mal wieder ein bisschen was zu tun hatte. Selenes Gesellschaft tat mir mehr als gut und wir kochten oft zusammen, quatschten oder taten einfach nichts. An einem Abend kamen wir uns sogar wieder näher und sie landete in meinem Bett. Das widerholte sich des Öfteren, doch es schien okay zu sein. Trotzdem sprach ich sie darauf an. „Ich hoffe, du siehst das gerade auch so wie ich, dass wir nur Freunde und Mitbewohner sind?" „Klar. Das ist für mich vollkommen in Ordnung." „Ich will nur nicht, dass du denkst, ich würde dich irgendwie ausnutzen. Du bist ein tolles Mädel und der Sex mit dir ist der Wahnsinn, aber ich glaub mehr geht bei mir gerade nicht." Sie lächelte mich an. „Lukas, das ist okay! Warum auch nicht. Außerdem finde ich es auch schön, wenn wir hier so sitzen und einfach nur reden." Ich umarmte Selene und war sehr froh darüber, dass sie bei mir war. Wir teilten alles miteinander und ich erfuhr auch mehr über ihre Familie. Ihren Eltern gehörten sämtliche Hotels hier und in anderen Städten. Selene konnte sich also als die Deutsche Paris Hilton bezeichnen. Doch auch wie bei mir, hielten ihre Eltern wenig von ihrem Lebensstil und es passte ihnen auch überhaupt nicht in den Kram, dass Selene sich später, wenn sie ihr Studium beendet hatte, um Jugendliche auf der Straße oder aus schlechten Verhältnissen kümmerte. Sie hatte sich bisher alles selbst finanzieren müssen und ihre Eltern hatten keinen müden Cent beigesteuert. Sie würde wohl auch wie immer das schwarze Schaf der Familie sein. „Es ist echt der Wahnsinn, dass ich mal jemanden kennenlerne, der das nachvollziehen kann. Das hatte ich noch nie. Zwar waren meine Freunde immer da, aber auch irgendwie anders...bis Juka dann kam...!" Das war das erste Mal seit langem, dass ich seinen Namen wieder in den Mund nahm. „Juka?", fragte Selene vorsichtig. Ich erzählte ihr die Kurzfassung. Als ich mit meinen Ausführungen am Ende war schaute sie mich mitfühlend an. „Was für ein Arsch. Du solltest die Finger von solchen Typen lassen. Willst du Mitleidssex haben?" Ich brach in schallendes Gelächter aus. „Du bist echt der Wahnsinn." Oh ja, der Sex hatte mir die letzten Monate gefehlt und mit Selene war es so einfach und unkompliziert. Wir saßen uns im Bett gegenüber, draußen hatte es begonnen zu regnen. Ich nahm ihre Hände und strich behutsam mit meinem Finger über ihren Daumen. Da fielen mir die kleinen Narben auf ihrem Oberarm auf. Ich berührte sie und sie zuckte ein bisschen zusammen. „Eine meiner Jugendsünden...haben wir das nicht alle mal getan?" Ich lächelte traurig, weil ich wusste, was sie meinte. Nur konnte ich das bei mir schon lange nicht mehr unter „Jugendsünde“ verbuchen. „Ich glaub nicht alle, nur die kaputten unter uns...neulich hat jemand zu mir gesagt, dass ich es niemals schaffen werde, meinen Scherbenhaufen wieder zusammenzufügen. Jetzt denke ich, er hatte Unrecht." „Klar hatte er Unrecht. Lass dir nicht so einen Quatsch erzählen." Unsere Bindung wurde immer enger und Selene wurde einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und auch, wenn ich das niemals für möglich gehalten hätte, schaffte sie es meinen Schmerz zu lindern. Denn eines Abends trafen wir uns alle im Underground und auch Juka war mit seinem Macker dort, doch es interessierte mich nicht mehr so sehr. Das redete ich mir zumindest ein und mit Selene an meiner Seite fühlte ich mich tatsächlich nicht ganz so beschissen. Auch Jule leistete uns heute Gesellschaft und insgeheim hatte ich schon befürchtet, sie könnte eifersüchtig auf Selene sein, doch als sie mich zur Begrüßung herzlich umarmte, verflogen meine Bedenken. Sie bestätigte mir sogar, dass ich wieder besser aussah und nun wieder ein bisschen mehr Lebensenergie ausstrahlte. Ich lächelte. „Bist du verliebt?", fragte sie dann neugierig, jedoch schien sie die Antwort irgendwie schon zu kennen. Ich zuckte mit den Schultern. „Nenn es nich verliebt…aber es fühlt sich okay an." Da kam Selene, legte ihre Arme um mich und zog mich mit auf die Tanzfläche. Ich warf Jule einen unbeholfenen Blick zu. Ich tanzte wie schon lang nicht mehr und das, obwohl ich ja nie tanzte oder eben selten. Das war zumindest einmal so gewesen. Sie legte ihre Arme um mich und sah mich mit ihrem unglaublichen Augen an. Ich konnte nicht anders und küsste sie, denn genau das tat Juka gerade mit seinem Typen und ich ertrug diesen Anblick nicht, weil sich mein ganzer Körper noch immer nach diesem wunderschönen Mann verzehrte. Mit einem schiefen Lächeln löste sie sich von meinen Lippen. „Heilige Scheiße, hab ich mittlerweile echt so ne anziehende Wirkung auf dich?" Ich grinste verführerisch und zog sie wieder enger an mich, um sie erneut zu küssen. Meine Hände wanderten zu ihrem Hintern. Ich flirtete mit Selene und hoffte, dass er es sehen konnte. „Lukas ernsthaft, ich dreh gleich durch. Was zur Hölle tust du gerade mit mir?" „Soll ich aufhören?" „Himmel, nein. Ich bin nur echt ein bisschen verwirrt...er...Juka ist hier hab ich Recht?", stellte sie schon fast ein bisschen enttäuscht fest. Jetzt ließ ich von ihr ab und nickte. In ihrem Blick lag etwas, das ich zuvor noch nie so bemerkt hatte- Enttäuschung. Doch sie fing sich recht schnell wieder und dann war ich es der verwirrt war. Ihre Hand schob sich unauffällig zwischen meine Beine und bewegte sich auf und ab. „Willst du, dass ich dir gleich hier auf der Tanzfläche die Kleider vom Leib reiße?", flüsterte ich ihr ins Ohr. Zur Antwort küsste sie mich und ich konnte nicht mehr. Ich ergriff ihre Hand und führte sie in eine dunkle Ecke vor dem Club. Voller Begierde drückte ich sie an die Wand und drang in sie ein. Um ein lautes Stöhnen zu unterdrücken, biss Selene in meinen Hals. Es dauerte nicht lange, bis wir beide zum Höhepunkt kamen. „Wow, das war der Wahnsinn. Machst du das öfter?" Ich lachte und zuckte mit den Schultern. Dann kühlten wir uns vor dem Club noch ein bisschen ab und ich rauchte eine Zigarette. „Kommt ganz drauf an..." „Du spinnst und bist völlig betrunken. Lass uns wieder rein zu den anderen gehen." Ja, betrunken war ich und das schlimme war, es ging mir nicht besser. Dieser eine kurze Moment, in dem wir Sex hatten, war zwar eine angenehme Ablenkung, aber als sich mein Blick mit dem von Juka traf, wurde mein Herz wieder zerquetscht. Mein Geburtstag stand vor der Tür und glücklicherweise fiel er dieses Jahr auf einen Samstag. Meine bezaubernde Mitbewohnerin weckte mich und hielt einen Muffin, in dem eine Kerze steckte, in den Händen. Noch ein bisschen verpennt rieb ich mir die Augen. Sowas hatte noch kein Mädchen für mich gemacht. Ich pustete die Kerze aus und zog Selene zu mir ins Bett. „Happy Birthday!", flüsterte sie mir ins Ohr und schon rissen wir uns wieder die wenigen Klamotten vom Leib und hatten unglaublichen Guten Morgen Sex. Danach teilten wir uns den Muffin. Erst jetzt fiel mir auf, dass er mit kleinen Fledermäusen verziert war. „Danke Selene, du bist echt süß." „Das hast du verdient, finde ich." Wir kuschelten uns noch ein bisschen in die warme Decke und ich gab ihr einen Kuss. Das hatte ich vorher noch nie so bewusst getan, zumindest nicht nüchtern. Sie schaute mich fragend an. „Wofür war der denn?" „Einfach so...weil du so bezaubernd bist und mir dabei hilfst meinen Scherbenhaufen zu reparieren." Selene lächelte mich liebevoll an. „Glaubst du an Zufälle oder Schicksal?" Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Aber wohl eher an Schicksal...“. Plötzlich piepte mein Handy. Sicher nur eine Geburtstags SMS. Doch als ich den Namen laß, krampfte sich mein Magen zusammen. Die Nachricht bestand nur aus drei Worten: Happy Birthday Luki. Das genügte vollkommen, um meinen Kosmos wieder aus dem Gleichgewicht zu bringen. Selene entging das nicht. „Du solltest wirklich mit ihm abschließen, meinst du nicht?", sagte sie. Ich liebte ihn doch aber und schüttelte mit dem Kopf. „Ich kann nich…wahrscheinlich werde ich es niemals können. Du tust mir gut Selene…ich hoffe du siehst das auch so wie ich…ich empfinde etwas für dich, nur möchte ich gerade vorsichtig mit solchen Äußerungen sein. Ich möchte dich nicht verletzen und vermeiden, dass du dir zu viel Hoffnung machst. Ich mag dich wirklich sehr und falls dir unsere Affäre zu viel wird, dann lass mich das bitte wissen." „Ohh Lukas. Mir geht es gut und so wie es zwischen uns läuft ist alles cool. Klar bist du mega heiß und wer will dich nicht als Freund, aber ich kann und will dich keinesfalls zu irgendwas zwingen okay?" Ich küsste sie auf die Stirn. „Puh, jetzt bin ich beruhigt. Weißt du, es ist schwierig eine Affäre aufrecht zu halten und eine damit verbundene Freundschaft noch mehr. Ich will einfach nur, dass wir ehrlich zueinander sind." Sie umarmte mich und zog mich zu sich, um mich zu küssen. „Aber wenn wir schon bei ehrlich sind, der Abend im Underground, wolltest du Juka eifersüchtig machen?" „Irgendwie wollte ich das, ja und es tut mir leid", sagte ich etwas betreten. „Kein Problem, nur weihe mich das nächste Mal ein okay?“ Die Party wurde der Wahnsinn und endlich, nachdem so viel Zeit vergangen war, konnte ich es wieder genießen zu feiern. Mit Selene an meiner Seite fühlte ich mich großartig und wir waren sowas wie eine kleine Familie. Auch Jojo näherte sich ihr immer mehr und sie schienen miteinander klar zu kommen. Selene erzählte mir viel von sich, von ihrer Vergangenheit und ihren Eltern. Sie offenbarte mir auch, dass sie ihre Hoffnung nie ganz aufgegeben hatte und sie vielleicht eines Tages doch noch einmal besuchen wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)