Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 54: Vaterliebe ----------------------   Ich musste erst um neun an der Arbeit sein und so konnten Juka und ich noch gemütlich frühstücken. Als ich später nach Hause kam, fand ich Juka und Flo plaudernd am Pool. Und mein bester Freund warf mir einen vielsagenden Blick zu. Doch ignorierte ich diese Geste, gab Juka einen Kuss und gesellte mich zu den beiden. „Süßer, wäre es okay, wenn ich kurz mit Flo allein rede?“ Er kniff die Augen zusammen musste dann allerdings lächeln. So verschwand er, wahrscheinlich in meinem Zimmer. Flo wirkte noch immer irgendwie beleidigt und ich fragte mich weshalb. Ich erzählte ihm also die Kurzfassung. „Ja wie du siehst is alles wieder gut…Tokio war ziemlich abgefahren wie immer…Flo is das okay für dich, wegen Kami und so?“ „Ich geb Juka keine Schuld, das weiß er auch…ich denk es is wichtig, dass ihr euch ausgesprochen habt. Du musst mir was versprechen“, sagte Flo. Ich schaute ihn fragend an. „Das da wäre?“ „Verkack es nich…als ich damals auf Kamis Beerdigung war, hab ich mich bisschen mit Juka unterhalten…ich weiß was du ihm bedeutest und umgekehrt…nur kenn ich dich auch ziemlich gut…und nach all den Jahren glaub ich Juka is für dich dieser eine Lukas. Deshalb…schätze das.“ Ich wusste warum Flo das sagte, denn er konnte Kami nicht wieder zurückholen und ich fragte mich noch immer, wie er diesen Schmerz ertrug. Ich nahm ihn in die Arme. „Das werd ich, versprochen.“   Am nächsten Morgen ließ ich Juka schlafen und fuhr recht früh ins Büro, damit ich eher gehen konnte. Mein Chef wollte mich dringend sprechen und so machte ich mich gleich auf den Weg ins sein Büro. Allerdings traf mich dort eine böse Überraschung. Ein Mann im dunkelblauen Anzug saß dort mit verschränkten Armen. Seine Beine waren übereinandergeschlagen und sein Lächeln eisig. „Hallo Lukas, wie ich erfahren habe, kennt ihr beiden euch. Herr Sennert ist ein guter Geschäftspartner und würde uns bei unserem Auftrag für die Banken ein wenig unterstützen. Ist das nicht toll? Könnt ihr die Details in deinem Büro besprechen?“ Ich funkelte meinen Vater wütend an. „Natürlich, nichts lieber als das. Ich bin sicher Herr Sennert sprüht nur so vor Ideen.“ Natürlich entging meinem Chef meine sarkastische Bemerkung nicht, doch er ignorierte sie gekonnt und ich kehrte zurück in mein Büro, ohne darauf zu achten, ob mir mein Vater folgte oder nicht. Er schloss die Tür hinter uns und nahm vor meinem Schreibtisch platz. „Du hast es ja weit geschafft, gratuliere. Hätte ich dir nicht zugetraut.“ „Spar dir dein Gelaber, was willst du wirklich?“ „Ach Lukas, was ist das denn für eine Begrüßung? Aber gut. Ich möchte, dass du mir den Auftrag gibst. Du musst wissen, um meine Firma steht es momentan nicht sehr gut und ich brauche dringend eine Einnahmequelle.“ Ich lachte gekünstelt. „Und warum sollte ausgerechnet ich dir helfen?“ Wieder lächelte er mich eher boshaft an. „Weil ich deinem Chef sonst ein paar unschöne Dinge über dich erzählen könnte.“ Ich zog die Stirn in Falten. „Echt jetzt? Du drohst mir? Wie clever von dir.“ Er schwieg einen Augenblick und musste mir einen guten Schachzug überlegen. „Nenn es doch nicht so, ich bitte dich nur um einen Gefallen, lass es dir bis morgen durch den Kopf gehen.“ Mit diesen Worten verschwand er und ich hoffte, dass sich das alles irgendwie von selbst klären würde.   Als ich am Nachmittag nach Hause kam, traf ich dort erneut auf meinen Vater. Er saß selbstgefällig am Esstisch und trank Kaffee. „Sag bloß, du machst dein Angebot rückgängig“, begrüßte ich ihn. Er lachte höhnisch. „Glaubst du ich gebe mich so einfach geschlagen?“ Ich zuckte mit den Schultern und gab Juka einen Kuss. Mein Vater warf mir einen verstohlenen Blick zu. „Könnte doch sein, vielleicht siehst du ja ein, dass du deine Firma selbst in den Ruin getrieben hast. Erzähl meinem Chef doch was du willst. Ich lasse mich von dir nicht erpressen.“ „Ich mache dir ein letztes Angebot Lukas. Wenn du mir das Haus verkaufst trete ich zurück.“ „Verstehe ich das richtig, du brauchst Geld, würdest mir dennoch das Haus abkaufen? Wenn du wirklich so ruiniert wärst, hättest du das niemals getan. Was also willst du wirklich?“ Er schwieg einen Moment und sein Gesicht sah jetzt nicht mehr so freundlich aus. „Du hast mir alles genommen und jetzt steigst du bei der Konkurrenz ein und erntest die Lorbeeren? Das soll ich einfach so hinnehmen? Ich habe jahrelang Geld in meine Firma gesteckt und du wirst innerhalb von Monaten erfolgreich? Weiß dein Chef, dass du früher mal ein beschissener Junkie warst? Oder hast du ihm erzählt, dass du dich in deiner Freizeit mit Männern vergnügst? Glaub doch nicht, dass er dich dann noch weiter beschäftigt. Ich gebe dir bis morgen Nachmittag Zeit…sonst sorge ich dafür, dass du gekündigt wirst.“ War das gerade wirklich passiert? Ich rannte wutentbrannt an Juka vorbei, in den Proberaum hinunter, wo mein Boxsack hing. Wie verrückt und völlig betäubt prügelte ich darauf ein. Ich trat mit solcher Wucht dagegen, dass ich ihn mit der geballten Faust gerade so stoppen konnte. Dabei platzte die Haut meiner Hand auf, aber das war mir egal. Ich wollte nicht aufhören, auch als nicht als mir das Blut den Händen hinabfloss. Doch als der Boxsack ein weiteres Mal zurückkam, reagierte ich nicht so schnell und er traf mich mit seinem ganzen Gewicht, sodass ich zu Boden geschleudert wurde. Erst jetzt schoss mir der Schmerz in die Glieder und meine Hände zitterten. Dennoch fühlte ich mich ein bisschen besser. Ich schleppte mich ein wenig erschöpft wieder ins Wohnzimmer. Juka schaute mich mitfühlend an, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Was sollte ich jetzt tun? Diesen Bastard gewinnen lassen? Nie im Leben und wenn das ganze vor Gericht ging. Das Wasser brannte, als es über meine verwundeten Hände floss. Juka legte seine Arme um mich. „Alles okay?“ „Bestens, du bist hier und alles ist schön.“ Ich drehte mich zu ihm. „Das meine ich nich…ich mein das mit deinem Vater.“ Ich nickte und zog Juka enger an mich. „Ja, wie du gesehen hast noch immer ein sehr charmanter Mann.“ Er löste sich aus unserer Umarmung und begutachtete meine Hände. „Hast du Verbandszeug da?“ „Bestimmt.“ Ich nickte und holte den Kasten aus dem Badezimmer. Behutsam kümmerte sich Juka um meine Verletzungen. Ich biss mir heftig auf die Unterlippe, nicht wegen den Schmerzen, sondern, weil er so lieb war. „So fertig. Vermutlich geht es mich nichts an, aber was willst du jetzt unternehmen?“ „Was habe ich denn für eine Wahl? Zuerst muss ich mit meinem Chef reden und hoffen, dass er mich so sehr schätzt, dass ihn meine Vergangenheit nicht interessiert. Das andere, ich meine, mit wem ich zusammen bin, ist meine private Angelegenheit. Aber mein Vater ist ein übler Mensch.“ „Aber ich meine, du bist jetzt ein Geschäftsmann, was also will er von dir Luki?“ Ich ließ mich auf dem Sofa nieder und schenkte mein Whiskeyglas voll. „Juka…als ich deine Familie wiedergesehen hab, fühlte ich mich auf einmal wieder so geborgen und aufgenommen. Aber ich kann nie der Freund sein, dessen Eltern dich mit offenen Armen aufnehmen…mein Vater war schon immer ein Arsch und meine Mum…naja, sie lebt jetzt in Schottland. Sie bemüht sich zwar gelegentlich, aber im Grunde sieht sie mich jetzt als einen erwachsenen jungen Mann, der sich um sich selbst kümmert. Lustigerweise dachte sie das auch, als ich sechzehn war. Es ist irgendwie kompliziert und ich will nicht, dass du schlecht von mir denkst. Nur bin ich nicht der perfekte Vorzeigefreund.“ Juka legte seinen Arm um meine Schulter und sah mich mit seinen wunderschönen Augen an. „Warum sollte ich schlecht von dir denken? Ich kenn doch die ganze Geschichte Luki und das gehört ebenfalls zu deiner Vergangenheit. Meinst du ich habe immer den lieben, wohlerzogenen Sohn gespielt? Meine Eltern sind mit mir verzweifelt…und ich mit Kami erst, wir beide zusammen, das muss eine Katastrophe gewesen sein.“ Ich musste lachen, weil ich mir ungefähr ausmalen konnte, was die beiden alles angestellt hatten. Juka fuhr fort. „Ich will damit nur sagen, dass ich dich nicht verurteilen kann. Was zwischen dir und deinen Eltern passiert ist, kann nicht ungeschehen gemacht werden. Aber dir geht es gut und du bist ein wundervoller Mensch. Lass dich nicht unterkriegen und ich kenne einen guten Anwalt. Dein Chef wird schon Verständnis aufbringen.“ Ich seufzte und schenkte mein Glas erneut voll. „Das hoffe ich.“ Juka strahlte übers ganze Gesicht und ich küsste ihn und schlang meine Arme um seinen Hals.   Ich schlief sehr unruhig und wusste noch immer nicht genau, was ich meinem Chef denn erzählen sollte, entschloss mich dann aber doch für die Wahrheit. Mein Magen krampfte sich zusammen, als ich an seiner Bürotür klopfte. Als er herein sagte, trat ich etwas benommen und sein Zimmer. „Oh guten Morgen Lukas, das trifft sich gut, ich wollte ohnehin mit dir reden. Setz dich.“ Irgendwie wirkte er ein bisschen genervt und ich hoffte, dass mein Vater nicht schon mit ihm telefoniert hatte. „Hätten Sie jetzt Zeit, ich müsste da dringend etwas mit Ihnen besprechen.“ „Na meinetwegen, aber schnell.“ Er sah mich über den Rand seiner Brille an und in seinem weißen Hemd und den grauen Haaren wirkte er sehr respekteinflößend. „Es geht um gestern…sicher ist Ihnen nicht entgangen, dass das mein Vater war.“ „Nein, das wusste ich und deshalb dachte ich, dass du dich freuen würdest. Aber es hatte eher den Anschein, als passt dir das gar nicht…er ist ein großartiger Geschäftsmann.“ „Der kurz vor der Pleite steht“, platzte es aus mir heraus. Herr Wolff warf mir einen scharfen Blick zu. „Wie bitte?“ „Seine Firma geht bankrott, das hat er mir gestern selbst erzählt und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie ich Ihnen das beibringe. Zuerst wollte ich den Auftrag annehmen und mit ihm ins Geschäft einsteigen. Doch er will den Auftrag für sich allein, um seine Firma zu retten.“ Mein Chef stützte sein Kinn in die Hände und starrte nachdenklich an die Decke. „Seltsam, aber was hätte er denn davon?“ „Hören Sie, ich arbeite schon eine ganze Weile hier und habe immer versucht mein bestes zu geben. Ich habe kein besonders gutes Verhältnis zu meinem Vater und er hat mir gedroht, dass er Ihnen Dinge über mich erzählt, die womöglich zu meiner Kündigung führen. Ich schätze Sie sehr Herr Wolff und ich würde Ihnen das nicht erzählen, wenn mir nichts an dieser Firma liegt. Mein Vater kann ein wirklich skrupelloser Ba….Mensch sein und ich werde sein Angebot ablehnen. Ich möchte dieser Firma keinerlei Schaden zufügen und denke, dass wir den Auftrag für die Banken auch allein hinbekommen. Wir haben genügend gute Mitarbeiter, die schon seit Wochen an den Entwürfen arbeiten.“ Mein Chef sah mich lange sehr forschend an. Dann umspielte seine Lippen ein Lächeln. Sein Blick blieb an meinen Händen hängen. „Was hast du angestellt?“, fragte er eher interessiert. „Ich habe mich beim Kampfsport ein wenig zu sehr verausgabt.“ Das war ja nicht mal gelogen. „Was sind das für Dinge, die dein Vater gegen dich in der Hand hat?“ Mein Magen drehte sich. „Ich bin nicht sicher, ob Sie das hören wollen.“ „Aber ich in mir sicher, dass ich das hören will und ich verspreche dir, dass es diesen Raum nicht verlassen wird.“ Ich atmete tief durch. „Ich habe in meiner Jugend ein paar Dinge ausprobiert…war auch deshalb für kurze Zeit im Gefängnis, aber nur in der U-Haft. Ich habe daraus meine Lehre gezogen und seit dem nie mehr was angerührt. Ich bin bestimmt nicht stolz darauf, aber es ist passiert.“ Kurz überlegte ich, ob ich noch weiterreden sollte, hielt mich jedoch zurück. Ich traf mich mit Juka in der Mittagspause, redete allerdings nicht viel. An diesem Tag hörte ich weder etwas von meinem Chef, noch von meinem Vater. Ich war angespannt und stürzte mich in die Arbeit. Ich sagte Juka Bescheid, dass es heute später werden würde. Dann setzte ich mich mit meinen Kollegen zusammen, um mit ihnen über die Entwürfe für die Banken zu sprechen. Wir veränderten noch das eine oder andere, doch mit dem Endergebnis war ich mehr als zufrieden. Die meisten meiner Mitarbeiter waren bereits gegangen und ich saß noch immer an meinem Schreibtisch und erledigte Papierkram. Plötzlich klopfte es an der Tür, mein Chef stand im Rahmen. „Du bist ja immer noch hier. Meinst du nicht, dass du für heute Schluss machen solltest?“ „Nur noch ein paar Minuten, dann bin ich weg.“ Ich war so in meine Arbeit vertieft, dass ich völlig verdrängt hatte, dass mein Vater eventuell noch mal mit meinem Chef gesprochen haben könnte. „Okay. Dann hab einen schönen Feierabend. Ach und Lukas, du hattest Recht…ich mochte deinen Vater früher einmal, jetzt hat er sich sehr…verändert.“ Wie aus einem Traum gerissen, schaute ich auf. „Oh, ähm was soll ich sagen…ich wollte nur die Firma retten, mehr nicht.“ „Und das weiß ich sehr zu schätzen. Danke und jetzt geh nach Hause, nimm dir morgen frei.“ Ich riss die Augen auf. „Ernsthaft?“ Herr Wolff nickte. „Ja…und noch was, alles, was du in deinem Privatleben tust, ist mir egal. Hauptsachen du machst hier eine gute Arbeit. Gute Nacht.“ Und so verschwand er. Auch ich packte meine sieben Sachen zusammen und trat den Heimweg an. Es begann zu regnen und ich konnte mein Glück kaum fassen. Dennoch fühlte ich mich von meinem Vater verraten und das bisschen Hoffnung, das ich noch hatte, dass wir uns irgendwann doch versöhnten, war damit zerstört. Ich nahm den vorderen Eingang, da alle draußen auf der überdachten Terrasse saßen. Ich wollte einen Moment alleine sein. Natürlich durfte mein eisgekühlter Wodka nicht fehlen. Ich öffnete die Balkontür. Um frische Luft ins Zimmer zu lassen und sank erschöpft auf mein Sofa. Doch als hätte er mich doch mitbekommen, ließ Juka nicht lange auf sich warten. Etwas schüchtern trat er nur mit einer weißen, halblangen Hose bekleidet zu mir. Ich lächelte ihn an und er kam auf mich zu. „Gibt es was zu feiern?“, fragte er und nickte mit dem Kopf in Richtung der Flasche in meiner Hand. Ich zuckte mit den Schultern. „Eventuell…ich habe meinem Vater nen Tritt in den Arsch verpasst und mein Chef ist sehr stolz auf mich. Er hat mir morgen frei gegeben.“ Juka setzte sich zu mir und nahm behutsam die Flasche aus meiner Hand. Er prostete mir zu. „Herzlichen Glückwunsch Süßer. Trotzdem wirkst du irgendwie traurig…magst du drüber reden?“ Mein Mund verzog sich zwar zu einem Lächeln, dennoch behielt mein Liebster Recht, denn meine Augen taten es nicht. Ich war mir auch nicht sicher, ob ich drüber reden wollte. Aber vielleicht war es gerade das, was ich öfter tun sollte. „Weißt du, bis gestern hatte ich immer noch ein kleines Fünkchen Hoffnung, dass mich mein Vater doch irgendwie mag…jetzt isses vorbei. Mir wurde klar, dass er mich hasst Juka und ich will den Grund nich verstehen. Ich kenne ihn zwar, doch ich kann und will es nich verstehen.“ „Ist es für dich so wichtig, dass er dich mag?“ Juka hatte zwar früher eine ganze Menge von meinem zerrütteten Familienleben mitbekommen, doch es gab noch immer Dinge, die unausgesprochen waren und über die ich mit noch keinem geredet hatte. Ich atmete tief ein und wieder aus. Dann griff ich nach der Flasche. „Naja er is mein Dad…hofft nich jeder irgendwann von seinen Eltern geliebt zu werden.“ Juka nickte und hauchte mir einen Kuss auf die Wange, der mich ein wenig schaudern ließ. „Manchmal hat er noch so Andeutungen gemacht, als ich für ihn arbeitete und so. Weißt du Juka, meine Eltern schenkten mir alles, was ich mir wünschte, wir reisten viel, ich sah die Welt mit ihren Augen. Bekam immer mit, dass Geld unsagbar glücklich machen musste. Unsere Familie wurde noch perfekter, als meine kleine Schwester zur Welt kam. Ich liebte Jojo vom ersten Augenblick an und sie gab mir auch nie einen Grund eifersüchtig zu sein, denn meine Eltern waren toll. Sie sorgten für uns und kauften immer die teuersten Klamotten, überschütteten uns mit Geschenken, deren Wert mehrere Tausender sein mussten. Ich war mir immer so sicher, dass unsere Familie durch nichts zerstört werden könnte, bis ich ein Teenager wurde…naja, den Teil kennst du ja.“ Ich hielt inne und trank einen Schluck. Mein Herz wurde schwer, denn jetzt folgte der Teil, den ich weniger mochte. „Aber wie genau kam es dazu, dass ihr euch so zerstritten habt?“ „Naja, anfangs war‘s eigentlich noch nich so schlimm. Ich lernte Jule kennen und begann mich für die Gothicszene zu begeistern. Die Musik, die Kunst, die Kleidung…es war so neu und faszinierend. Außerdem mochte ich das Düstere. Wie jeder entwickelte ich eben meine Identität, doch genau das war das Problem. Denn als mir Tim über den Weg lief, wurde ich in eine ganz andere Welt gezogen. Meine ach so liebevollen Eltern wurden auf einmal komisch. Sie verhielten sich mir gegenüber sehr distanziert, machten komische Bemerkungen zu meinem Aussehen und beschwerten sich über mein Verhalten. Sie verlangten von mir, dass ich aufhörte mich weiterhin mit meinen Interessen hinzugeben, denn sonst…zu dem Zeitpunkt kam mir Tim eben gelegen, denn er zog mich noch ein Stück weiter in den Drogensumpf…das haben meine Eltern mitbekommen.“ „Was war das mit dem und sonst was?“ „Sonst würde ich nicht mehr zur Familie passen…doch ich weigerte mich, weil ich diese neue Welt weitererforschen wollte. Ich ließ mich piercen und tätowieren…Persönlichkeiten wie Marilyn Manson zogen mich in ihren Bann, ich wollte auch so begehrt sein. Ich wollte jemand sein, bei dem sich alle umdrehen, wenn er durch die Stadt läuft. Nicht aus Missbilligung oder Entsetzen, nein ich wollte, dass die Menschen mich bewundern. Ich wollte meinen eigenen Stil kreieren, der nur mich ausmacht…Mann das klingt ein bisschen größenwahnsinnig“, stellte ich belustigt fest. Auch Juka warf mir ein amüsiertes Lächeln zu. „Ja schon, aber erzähl weiter. Ich möchte wissen, was aus diesem größenwahnsinnigen, mystischen, dunklen Prinzen wurde.“ „Er fiel und fiel und fiel, weil er das bekam, was er wollte, seine geliebte Familie hingegen verlor. Denn jeh mehr ich mich zu dem entwickelte, der ich sein wollte, desto mehr wendete sich meine Familie von mir ab. Sie fragten nicht einmal nach, warum mich diese Welt so ansprach…es war egal, denn ich zerstörte mit jedem Schritt, den ich weiter tat die Familienidylle. Und sie straften mich mit Ignoranz und Gefühlskälte. Das einzige was ich weiterhin bekam war Geld. Ich war der Aussätzige, der verkommene Sohn, dem nicht mehr zu helfen war. Das verkraftete ich nicht und flüchtete immer mehr in meine Welt oder bessergesagt tauchte ich immer mehr in eine Scheinwelt…wie gesagt ich fiel tief…Drogen benebelten meine Sinne und ließen alles nur noch halb so schlimm erscheinen…ich ließ mich gehen, weil mir alles egal wurde und selbst meine Freunde spielten nur noch eine unbedeutende Rolle. Zum Glück hat Basti mich vor dem Schlimmsten bewahrt und mich völlig zugedröhnt ins Krankenhaus gebracht…damit war das Vertrauen zu meinen Eltern endgültig zerstört. Sie duldeten zwar meine Anwesenheit, aber meine Freunde blieben in ihren Augen ewige Versager, die mein und ihr Leben versaut hatten.“ Ich biss mir auf die Unterlippe und trank noch einen Schluck. „Hast du nie den Versuch unternommen deinen Eltern zu erklären, warum du das getan hast?“ „Doch natürlich, aber sie hörten mir nicht zu. Irgendwann tat es meiner Mum dann doch leid und sie hat versucht über alles zu reden, doch ich musste feststellen, dass ich schon echt abgestumpft war. Zu oft hat sie mir das Gefühl gegeben, dass ich der ausgestoßene Junge bin…ich brachte es nicht über mich, ihr zu verzeihen, auch wenn es mich todunglücklich machte. Ich ließ zwar die Finger von den harten Sachen, dennoch kiffte ich oder betrank mich bis zur Besinnungslosigkeit, weil ich das alles nicht ertrug.“ Ich musste wieder pausieren, weil ich es auch jetzt nicht ertrug darüber zu reden. Es fühlte sich so an, als würde jemand mein Herz zerquetschen. Juka ergriff meine Hand und küsste sie, doch der Ausdruck in seinem Gesicht sprach Bände. Er verflocht seine Finger mit meinen. „Das ist so traurig…“, flüsterte er. „Naja und das hat sich nie mehr richtig eingerenkt. Mittlerweile will ich es tatsächlich auch nicht mehr, dachte ich zumindest. Mit meiner Mum ist es heute nicht viel besser, sie lebt mit ihrem Lebensgefährten in Schottland, denn ich komm ja auch allein klar. Sicher, jetzt tue ich das, weil ich gelernt habe damit klarzukommen. Nur mein Schwesterchen macht mir ab und zu sorgen, ich kümmere mich um sie, doch jetzt ist sie langsam auch kein kleines Mädchen mehr. Ich habe viel erreicht und bin stolz darauf.“ Juka legte seine Arme um mich. „Luki…noch nie habe ich solch einen starken Menschen kennengelernt, wie du es bist. Immerhin bist du mehr als einmal auf die Fresse gefallen und jetzt sitzt du einfach hier und redest mit mir darüber, als wäre es ganz normal.“ Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nein, normal isses nich…denn viele kennen zwar kleine Details dieser Geschichte, doch ich habe sie noch keinem so erzählt, wie dir gerade.“ „Oh mein Gott“, wisperte Juka und ihm schossen die Tränen in die Augen. „Dabei hätte ich es schon so oft gekonnt…Juka…deshalb bin ich manchmal so wie ich bin.“ Wir schwiegen einen Moment und ich schaute in seine wundervollen blaue Augen mit den unendlich langen Wimpern, die mich so berührt und verletzlich ansahen. Ich fuhr mit dem Daumen über seine Lippen. Noch nie hatte mich jemand so angeschaut und ich musste ihn einfach küssen, doch schien in meinem Kuss mehr Verlangen zu liegen, als ich selbst wahrnahm, denn Juka krallte seine Fingernägel in meine Oberarme. „Scheiße, wie kann man von einem auf den anderen Moment so verschieden sein. Eben wollte ich dich noch einfach nur in die Arme schließen und trösten, doch jetzt will ich ganz andere Dinge mit dir anstellen.“ Ich lächelte verführerisch. „Ach ja? Was denn für Dinge?“ Er schob mich ein bisschen von sich weg, doch ich spürte sein Herz wild pochen. „Okay, ich würde gern noch ein paar Dinge klären…naja, das ist vielleicht etwas unglücklich formuliert…was ich sagen will ist…ahh, kann beim besten Willen nicht denken, wenn du mich so ansiehst…“, stammelte er und brachte mich zum Lachen. Behutsam nahm ich sein Gesicht zwischen meine Hände. „Juka…ich liebe dich…“ Er atmete ein, doch kaum hörbar aus. „Heilige Scheiße Luki…ich liebe dich auch…so sehr.“ Meine Hände glitten von seinem Hals über seinen Oberkörper. Langsam zog er mir mein T-Shirt aus. „Du wolltest vorhin versaute Dinge tun“, stichelte ich und sein eben noch verletzlicher Blick verwandelte sich in pure Leidenschaft. Mir stockte der Atmen und es machte mich fast rasend Juka so begierig nach mir zu sehen. „Wenn du darauf bestehst.“ Mein Puls schoss in die Höhe. Juka führte mich zum Bett und ich war schon ein bisschen enttäuscht. Doch dann nahm er meine Arme, kreuzte sie und band sie am Bettgestell fest. Sein Grinsen wies nun schon fast etwas Animalisches auf. Er zog mich nackt aus und holte eine kleine Kiste hervor. Ich hatte schon von diversen Massagekerzen gehört, doch ich war noch nie in den Genuss gekommen, sie auszuprobieren. Das Wachs tropfte auf meinen Oberkörper und ließ mich zusammenzucken. Juka verrieb die abkühlende Flüssigkeit und wandte sich meinem Penis zu. Ich ließ mich fallen und zögerte meinen Höhepunkt so lange möglich raus. Behutsam band mich mein schöner Japaner los und strich behutsam über die verblassten Narben, die meinen Oberkörper in ein kleines Schlachtfeld verwandelt hatten. „Wann war die?“ „Das war tatsächlich die letzte…du weißt schon, als wir getrennt waren und so. Findest du die echt nich schlimm?“ „Nein, es macht dich besonders und Narben sind irgendwie sexy.“ Ich lächelte Juka an und drehte mich zu ihm. „Nimmst du mich in die Arme?“ Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und Juka strich mir über die Haare. Das war ganz schön viel die letzten Tage und ich merkte jetzt, wie es mich mitgenommen hatte. „Danke für die letzten Tage…was denkst du, wie es jetzt weitergeht?“ Ich seufzte und setzte mich im Schneidersitz hin. Juka verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Du bist toll und wenn du willst kannst du gern hier wohnen bleiben oder in deiner Wohnung wie du denkst…nur bin ich ein echt kaputter Mensch Juka…ich hab irgendwie das Gefühl wir müssen so viel nachholen…“ „Das ist wohl wahr, aber du bist nicht kaputt Süßer, sag das nicht immer. Du bist wirklich heiß und ich mag dich sehr...bist du gern mit mir zusammen oder anders formuliert, ist es so, wie du es dir erhofft hast?“, fragte er etwas unsicher. „Klar bin ich gern mit dir zusammen und bei dir fühl ich mich wohl…ich bin ein emotionaler Krüppel aber du schaffst es, dass ich mich nich mehr ganz so beschissen fühle.“ „Ich geb mein Bestes. Was machen wir heute?“ Ich zuckte die Schultern. „Nach was steht dir der Sinn?“ „Wir könnten frühstücken gehen…“, schlug er vor und ich war nicht ganz abgeneigt von dieser Idee. Ich musste mich zusammenreißen und endlich das genießen, was ich hatte. Juka war irgendwie anders, gefühlvoller und auf einmal wieder der Mensch, den ich vor vielen Jahren kennengelernt hatte. Ich wollte ihm so gerne zeigen, dass er der wichtigste  Mensch in meinem Leben war, doch irgendetwas hemmte mich noch immer. Ich hüpfte unter die Dusche und verbrachte eine halbe Ewigkeit dort. Auch Juka machte sich fertig und wir fuhren mit der Bahn in die Stadt. Ich kannte eine kleine Bar, in der man auch frühstücken konnte. Wir suchten uns einen Platz in dem kleinen Hinterhof und gedankenverloren studierte ich die Speisekarte, ohne wirklich zu lesen, was es alles gab. Juka nahm meine Hand und küsste sie. „Willst du mir noch was sagen?“ „Ich habe Angst, dass das zwischen uns wieder schief geht…auch meinetwegen. Ich kann dich nich noch Mal verlieren Juka, doch bin ich mir nich sicher, ob unsere Liebe alles aushält. Und meine größte Sorge isses dich zu enttäuschen…“ „Wir haben doch schon so viel geschafft und ich kenne jetzt alle Seiten von dir. Auch ich habe gelernt, wie ich damit umgehen kann“, sagte er mit fester Stimme. „Ich weiß nich…ich bin ein Meister darin schöne Situationen zu zerstören, denn ich glaube nich an Glück oder ewige Liebe…ich kann damit umgehen, wenn mich jemand attraktiv findet…doch sobald Liebe ins Spiel kommt, versuche ich auszubrechen. Zumindest war das in letzter Zeit immer der Fall…ich hoffe es wird anders.“ „Weißt du, Menschen orientieren sich an dem, was sie kennen, was ja auch normal ist, doch fällt es ihnen schwer über den Tellerrand hinweg zu schauen. Bevor ich dich traf, war ich mir nicht sicher, ob ich in Deutschland bleiben will, doch du hast mich dazu motiviert. Schon allein, um dich dann besser kennenzulernen war es das mir Wert. Ich kann dich verstehen und ich werde alles versuchen, um dich glücklich zu machen, Luki.“ Nach dem Frühstück suchten wir uns ein schönes Plätzchen am Fluss. Ich war noch immer irgendwie deprimiert. „Juka, ich will nich wie ein Schwächling wirken, aber das alles geht glaub ich weit zurück, ich meine, dass ich so geworden bin.“ „Dann erzähl es mir.“ Ich seufzte und irgendwie hatte ich Schiss, dass das alles zu viel für Juka sein könnte. „Ich versuche mich kurz zu fassen…früher, so mit 16 als ich mit Nici zusammen war…die Beziehung war schön, obwohl ich mich oft wie arroganter Arsch verhalten hab…Nici hat immer versucht mich zu verstehen, sie hat es gut gemeint…aber ich ließ es nich zu. Ich wollte der coole Freund sein…dann isses aber doch das eine oder andere Mal passiert, dass sie mich völlig fertig erlebt hat. Das hat sie ziemlich schockiert und ich merkte, wie sie das abschreckt. Ich weiß, dass sie mich sehr gern hatte, aber nicht so sehr, dass es für eine gut funktionierende Beziehung gereicht hätte. Nici konnte mich nie auch nur ansatzweise verstehen. Das mit meiner Family und so…oft hab ich mit Flo geredet und mich machte ihre Eifersucht und ihr Fürsorge krank. Ich konnte mich nie jemanden öffnen, schon gar nich Nici…und dann traf ich dich. Da wurde alles anders.“ Ich vermochte Jukas Blick nicht zu deuten. „Du wolltest sie nur nicht mit deinen Problemen belasten. Ich hatte nie das Gefühl, du bist ihr gegenüber ungerecht. Aber deine Eltern…die Konflikte hast du immer erfolgreich verdrängt oder?“ Ich schaute ihn fragend an. „Was meinst du?“ „Luki, ich hab mir deine Familienprobleme immer angehört aber ich wusste nicht, dass es tatsächlich so schlimm ist. Warum hast du mir das damals nie erzählt? Erstaunt zog ich die Augenbrauen hoch. „Weil ich nich wollte?“ „Ich habe da eine andere Vermutung.“ „Die da wäre?“ „Aus demselben Grund, weshalb du auch so nicht mehr mit mir reden wolltest…du hättet dich vor mir öffnen müssen. Hättest deine Schwäche offenbaren und dir eingestehen müssen, dass es völlig okay ist, sich helfen zu lassen. Du musst nicht immer alles allein schaffen. Wenn ich gewusst hätte, wie schlimm dich das tatsächlich mitnimmt, hätte ich dir damals schon mehr beistehen können.“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte, denn darüber hatte mich mir noch nie Gedanken gemacht. Meine Eltern hatten mich immer aufgrund meines Aussehens und wegen meiner Interessen verstoßen, aber Juka hatte mich doch geliebt? Er hatte mich so sehr geliebt, dass es ihm egal war, wie ich herumlief oder wofür ich mich interessierte. Ja, er liebte mich und ich ihn, doch schon immer war er derjenige, für den ich all meine Beziehungen aufgab. Nici und Selene? Ich schaute wieder zu Juka und schluckte den Kloß runter. „Vielleicht…“, krächzte ich und fühlte mich auf einmal ausgelaugt. „Ist es okay, wenn wir darüber reden oder ist dir das gerade zu viel.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Vermutlich nich…weißt du Juka, mein ganzes Leben lang wollte ich nur Musik machen. Aber ich hab es bisher nie geschafft. Du hast mich immer wieder dazu motiviert, doch unsere Beziehung hat mich extrem gebremst…ich habe mich fast aufgegeben und erst als es vorbei war, bot mir meine Musik als einzige die Möglichkeit zu überleben.“ „Aber warum konntest du meinetwegen keine Musik machen?“ „Weil du als Produzent arbeitest und ich immer das Gefühl hatte, nicht gut genug zu sein. Du hast es immer gut gemeint, mit deinen Tipps und so…doch deine Band war so erfolgreich und ich habe dich immer bewundert…“ Juka sagte lange Zeit nichts und nahm sich eine Zigarette. „Luki…das habe ich nie gewollt…ich wollte keinesfalls, dass du dich kleiner machst, als du bist. Wenn du mich fragst, bist du ein grandioser Musiker und jeder, der was anderes behauptet, ist entweder blind oder hat keinen Geschmack…verkaufe dich nicht unter Wert, denn das hast du nicht nötig.“ „Aber ich bin oft unsicher und weiß nich, ob das, was  ich mache, gut ist.“ Juka ergriff meine Hand und zog mich hoch. „Lass uns in dein Studio gehen und wir lassen es ein bisschen krachen.“ Ich schaute ihn fragen an. „Und dann?“ „Ich will dir was zeigen.“ Schulterzuckend folgte ich ihm. Irritiert sah ich mich in meinem Proberaum um, doch mir fiel keine Veränderung auf. Er drehte uns einen Joint. „Ich habe dich schon so oft spielen gesehen und frage mich, was du mit deiner Band oder deiner Musik bezwecken willst?“ „Ich spiele, weil es mir Spaß macht.“ Juka nahm einen tiefen Zug und tat sehr geheimnisvoll. „Gut…hast du Lust auf Party heute?“ „Klar, warum nich.“ Plötzlich griff er in seine Hosentasche und holte ein kleines Plastikpäckchen mit weißem Pulver hervor. Mir fielen fast die Augen raus. Juka? Mein Juka? Das konnte ich kaum glauben. „Du meinst also diese Art von Party…okay. Ich habe bestimmt nichts dagegen.“ „Hast du schon mal gekokst?“ Ich nickte und war irgendwie erstaunt, dass gerade Juka mir diese Frage stellte. Wir zogen eine Line und nahmen den Rest mit. Ich fühlte mich, als könnte ich Bäume ausreißen und die Party, auf die mich Juka mitnahm, war alles andere als langweilig. Es gab sogar ein Koksbuffet und die Lokation glich einem Edelpuff. Grinsend brachte er mir einen Drink und setzte sich zu mir. „Wo zur Hölle sind wir hier?“, fragte ich ihn amüsiert und überrascht zugleich. „Ach ein guter Freund aus Tokio hat hier seinen Club. Wie soll ich sagen, er ist sehr speziell und liebt die Freizügigkeit, Sex, Drugs and Rock’n Roll. Lass uns Spaß haben.“ Im Nebenzimmer schien sowas wie ein Sexraum zu sein und mein Freund schleifte mich dort hin. Alles um mich herum schien viel intensiver zu sein und die Geräusche lauter als sonst. Die Wände waren mit rotem Samt überzogen und ich wollte mehr, mehr von all dem. Ich zog eine weitere Line. Ein süßer Typ, mit nur einer Hotpan bekleidet, brachte mir einen neuen Drink. Ich küsste meinen Juka und dieses intensive Gefühl verstärkte sich. Ich wollte jetzt mehr, nicht nur diesen Kuss. Die Tür im hinteren Eck des Raumes ließ sich öffnen und ich zog Juka hinein, ich hielt es nicht länger aus und rückte ihn fast mit Gewalt an die Wand, doch er lächelte nur amüsiert. Meine Hände berührten ihn und auch das schien mit viel mehr Intensität zu passieren. Seine Fingernägel krallten sich in meinen Rücken und hinterließen mit Sicherheit Kratzspuren. Mein Körper schien zu explodieren und hatte gerade den besten Sex meines Lebens. Irgendwas lag am Boden, woran ich mir die Hand verletzte, aber das störte mich nicht und nach dem gefühlt fünften Orgasmus bebte mein Körper und ich war glücklich. Unsere Klamotten lagen überall verstreut und ich beschaute meine Hand sowie Juka seinen blutverschmierten Körper. Neben mir lag ein Kleiderbügel, der scheinbar die Ursache für meine Verletzung war. Wir mischten uns wieder unter die Partygäste und der Abend wurde immer skurriler. Ein paar der Mädels tanzten an den Stangen, bis eine von ihnen zu Juka und mir kam. Sie goss uns Wodka aus der Flasche in den Mund und setzte sich zwischen uns. Zuerst machte sie mit mir rum, dann mit Juka. Das ganze endete mit einem Dreier. Wir zogen Koks von ihren Brüsten und tranken noch mehr. Ich kam mir vor wie in einem Traum und auch doch nicht. Die meisten der Leute waren fast nackt oder ganz nackt und das ganze Szenario artete zu einer Drogen- und Sexparty aus. Ich verlor jegliches Zeitgefühl und bei all dem Spaß, den ich hatte, sollte das schlimmste noch kommen, nämlich der Tag danach.   Ich erwachte neben meinem liebsten Juka und alles tat mir weh. Und wenn ich alles sage, meine ich wirklich auch alles. Ich versuchte meinen Liebsten zu wecken, was mir nach einer Weile auch gelang und er fühlte sich nicht weniger beschissen. Doch schafften wir es, uns aufzuraffen, unser Klamotten zusammen zu suchen und diesen Ort hinter uns zu lassen. Ich war noch immer völlig berauscht und die Welt um mich herum schwankte verdächtig. Ich stützte mich an der Wand ab und rauchte eine Zigarette. Juka klaute sie mir aus der Hand und nahm einen Zug. Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Ich fühle mich echt scheiße…aber so richtig…was zur Hölle haben wir gestern alles getrieben?“ „Frag dich lieber mit wem du es alles getrieben hast“, witzelte er. „Mit dir und hundert Mädels? Keine Ahnung…ich glaub ich will in mein Bett.“ Hand in Hand schlenderten wir nach Hause. Und nach einer endlos langen Dusche fiel ich wie ein Stein in die weichen Kissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)