Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 72: Forever in my heart ------------------------------- Die Beerdigung wurde schlimm und nichts hätte schlimmer für Flo sein können, als dieses würdelose Begräbnis, das seine Familie für ihn engagiert hatte. Ich schämte mich fremd. Am liebsten wäre ich im Boden versunken. Dennoch rührte es mich zutiefst, dass auch unsere alten Klassenkameraden kamen- Chris, Yvonne Jessica und sogar Nici. Nun stand mein Freund dort und war nur noch ein Häufchen Asche. Ich ballte die Hände zu Fäusten, sodass meine Knochen weiß heraustraten. Dieser verdammte Idiot da vorne erzählte irgendwelchen Bullshit, dem ich nicht zuhören konnte, da die Hälfte davon ohnehin nur Gelaber war, das sich seine Eltern aus dem Ärmel gezogen hatten. Nach dem andächtigen Geschwafel wollten sich schon alle erheben, doch ich sprengte wieder Mal die Party, weil ich es nicht ertrug, dass mein bester Freund einen so unwürdigen Abschied bekam. Die Trauergemeinde hielt inne und wendete sich mir zu. Ich musste wohl sehr durch wirken, mit meiner abgewetzten Röhrenjeans, dem schwarzen Tanktop und meiner Kapuzenjacke, welche ich mir tief ins Gesicht gezogen hatte. Ich räusperte mich, bevor ich ans Mikro trat. „Ich weiß, dass ich nich unbedingt erwünscht war, wie auch ein paar andere Freunde von Flo, doch gehören wir nun Mal auch dazu und ich bin mir sicher, dass ich allen hier mehr über Flo erzählen kann. Denn das, was ich zuvor gehört habe, waren nichts als nutzlose Worte, die Flo nich im Geringsten beschreiben. Und dann noch diese elendige Lüge, wie er angeblich ums Leben gekommen ist…ja, das mit dem See stimmt, aber er is nich ertrunken, sondern hat sich umgebracht…ich weiß das, weil ich‘s gesehen habe. Er kam in dieser Welt einfach nich mehr klar und seine Eltern, die ihn hätten unterstützen sollen, haben ihn aufgegeben…Flo war ein unglaublich wertvoller Mensch und zu schade, dass das seine Familie nie sehen konnte. Das war’s.“ Als ich den Pult verließ trafen mich die Blicke von Flos Eltern und ja, wenn Blicke töten könnten. Nur bei einem schienen meine Worte Anklang gefunden zu haben, Flos kleinem Bruder. Kevin stand da wie bestellt und nicht abgeholt. Niemand schien ihn zu beachten und keiner sagte etwas. Alle standen etwas betreten da und wendeten sich eher zögerlich dem Ausgang zu, doch ich blieb. Kevin sah mich lange an, als würde er etwas von mir erwarten, deshalb lud ich ihn, wie auch ein paar andere, zu mir ein, um meinem liebsten Freund eine echte, würdevolle Trauerfeier zu schenken. Ich kämpfte wieder mit dieser Leere in mir. Es war tatsächlich nicht so schlimm wie bei Juka damals, aber es war auch nicht einfach. Wie ich schnell feststellen musste, war Kevin völlig betrunken und auch sehnte mich diesen Zustand schnellstmöglich zu erreichen. Die üblichen Freunde, Nici und auch meine ehemaligen Klassenkameraden begleiteten mich und ich entzündete ein kleines Feuer in der Feuerschale im Garten, um das wir saßen und redeten. Bis Kevin einen Zusammenbruch erlitt und ich ihn nach drinnen geleitete. „Hier trink mal nen Wasser…“, sagte ich und reichte ihm das randvolle Glas. „Danke…ich glaub ich bin echt fertig.“ „Das is okay.“ Plötzlich sah er mich wieder mit diesen unendlich traurigen Augen an. „Ich wünschte wirklich, ich hätte Flo besser gekannt…er war bestimmt nen cooler großer Bruder.“ Ich seufzte und legte mir meine nächsten Worte genau zurecht. „Kev…er war vielleicht ein echter Freund, aber ein Bruder war er dir nie…wie auch…aber ich glaube insgeheim hast gerade du ihm viel bedeutet. Ich geh jetzt noch mal raus…ruh dich aus, schlaf ein bisschen oder so…“ Vorsichtshalber hatte ich Kevin einen Kotzeimer bereit gestellt, denn ich wollte nicht unbedingt, dass er mein Sofa oder den Teppich einsaute. Ich gesellte mich wieder zu meinen Freunden ans Feuer, natürlich nicht ohne meinen Wodka. Anders würde ich diesen Abend heute nicht überleben. Basti kam an meine Seite und schon fühlte ich mich nicht mehr ganz so alleine, denn er wusste, was gerade in mir vorging. Alle erzählten sich Geschichten über Flo und lachten, weil er ein so witziger Mensch war, doch ich enthielt mich. Dann ruhte Jessicas Blick auf mir. Ich drehte mir gerade einen Joint und erwiderte ihren Blick. „Lukas…sag doch auch mal was.“ Ich dachte eine Weile nach und eigentlich hatte ich keine richtige Lust mehr auf diese Pappnasen. „Ihr wisst doch alles über Flo…warum also soll ich euch was erzählen?“ „Weil gerade ihr beiden euch sehr nahe standet“, warf Nici ein. Ich nahm einen tiefen Zug und sah stumm in die Runde. „Sorry…ich kann gerade nichts sagen…bis auf das er mir fehlt. Flo war immer da und jetzt is er‘s nich mehr.“ Basti räusperte sich neben mir. „Mich erstaunt es, dass ihr heut alle hier seid. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ihr Flo so sehr mögt…bis auf du Nici und doch find ich es gut hier zu sitzen und über ihn zu reden…das hätte ihm sicher gefallen…er war ein prima Freund, wenn auch etwas eigen…und ein bisschen verrückt vielleicht. Flo hat gesagt, dass ich immer der Vernünftige bin, doch hat er dafür gesorgt, dass wir uns nie aus den Augen verlieren…ich dachte immer, Lukas, Flo und ich sind das verhasste Dreiergespann der Klasse, weil wir irgendwie dauernd aus der Reihe tanzten…“ „Das wart ihr tatsächlich, aber ich hab euch immer gemocht.“ Jessica warf gerade mir ein hinreißendes Lächeln zu, doch ich verdrehte die Augen und zog an meinem Joint. „Konnte man uns überhaupt mögen? Ich erinnere mich dran, dass diverse Leute immer über Flo und mich gelästert haben…ohh hast du Lukas heut schon gesehn? Der sieht mal wieder übel fertig aus!“ Chris Miene wurde jetzt ein bisschen feindselig. Er ließ sich einfach noch immer gern provozieren. „Na und. Hat das etwa nicht gestimmt? Ihr habt euch doch dauernd mit irgendwelchem Mist zugedröhnt.“ Ich lachte. „Klar und das tue ich heute noch…aber hieß es nich immer gerade bei Flo und mir, dass wir voll die Loser sind und nie was erreichen? Ups…ging wohl nich ganz auf.“ „Lukas, was willst beweisen? Fängst du jetzt ernsthaft Stress an?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Nö hatte ich jetzt nich vor, aber wenn du dich angegriffen fühlst, selbst Schuld Chris. Oder gib halt einmal zu, dass du gern ein bisschen mehr wie Flo und ich gewesen wärst.“ „Ja und wenn schon? Was spielt das jetzt für eine Rolle?“ „Das würde deine Anwesenheit rechtfertigen, mehr nich…mir fällt kein anderer Grund ein. Wenn ich falsch liege, kläre mich auf.“ Chris stieg eine leichte Röte ins Gesicht, die selbst im Schein des Feuers erkennbar war. „Vielleicht hast du Recht…aber ihr wolltet mich ja nie dabeihaben.“ Ein Schwall Wodka kam aus meinem Mund, weil ich losprusten musste. Mit dem Handrücken wischte ich mir über die Lippen. „Das lag ja mal nich an mir oder an Flo…weiß nich, aber du hast doch Scheiße rumerzählt. Wieso eigentlich?“ Dieses Mal zuckte Chris mit den Schultern. „Weil es mich frustriert hat nicht mehr zu euch zu gehören. Und als ich dann auch noch aus der Band geworfen wurde, war ich einfach pissig drauf. Sorry. Können wir diesen alten Zwist nicht begraben?“ „Meinetwegen…ich bin auch nich nachtragend.“ Plötzlich stupste mich Juka mit seinem Ellenbogen in die Seite. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu und er schüttelte nur grinsend den Kopf und beugte sich zu mir. „Du und nicht nachtragend? Das ist ja wohl sowas von gelogen“, flüsterte er mir zu. Ich steckte ihm die Zunge raus und trank noch einen Schluck. Zwischendurch wechselte ich zu Bier, doch ein Shot zwischendurch ging immer. Und so wurde ich immer betrunkener.   Nici stellte sich an diesem Abend mehrere Fragen. Die erste war, waren Juka und Lukas wirklich verheiratet? Sie kannte den Ring an seinem Finger, der war ihr schon aufgefallen, als er und Jojo die kleine Alice im Kindergarten angemeldet hatten. Doch dann mussten die beiden ja schon ewig ein Paar sein. War es möglich, dass Juka es tatsächlich geschafft hatte Lukas zu bändigen? Und wenn ja, wie zur Hölle hatte er das angestellt? Die beiden wirkten sehr sehr vertraut miteinander, aber sie hatten sich bisher noch nicht einmal geküsst. Juka war allgemein eher zurückhaltend. Das passte doch so gar nicht zu Lukas, der die Aufmerksamkeit förmlich anzog. Und bedauerlicherweise musste sich Nici auch noch nach so vielen Jahren eingestehen, dass ihr Ex auch heute noch echt heiß war. War sie nur aus diesem einen Grund mitgekommen? Ihr tat es schon leid um Flo, doch sie genoss es auch gerade Lukas um sich zu haben. Wie bescheuert. Dieser stritt sich gerade mit Chris oder räumten sie nur einen alten Zwist aus dem Weg? Nici hatte es immer gehasst, wenn Lukas sich so abgeschossen hatte und auch jetzt störte sie es irgendwie, weil er dann immer so frustrierend ehrlich war. Das überspielte er sonst mit seinem Charme. „Chris, ich kapier nur nich, warum du dann so geworden bist? Hast wohl Schiss vor deiner Familie gehabt was?“ „Naja, so mit der Familie brechen, wie du und Flo es getan haben, fällt nicht jedem so leicht.“ „Alter, willst du mich verarschen? Als hätte ich das absichtlich geplant…klar. Meinst du ich fand das cool? Du musst mich ja echt für dumm halten.“ „Naja, du hast immer alles auf die leichte Schulter genommen…deine Familie war dir egal. Du hattest deine Freunde, das finde ich echt cool. Dir ging alles leicht von der Hand…dafür hab ich dich bewundert und Flo auch…“ „Das is mehr als armselig…die traurige Wahrheit is, dass du mich nie so kennenlernen wolltest wie Flo oder auch Basti mich kannten. Denn für das, was du mir so an Wundertaten zuschreibst, will ich nich bewundert werden.“ „Warum nicht? Manchmal hätte ich mir auch gewünscht, ich hätte meinen Eltern die Meinung geigen können.“ Lukas lächelte traurig und sein Gesicht bekam diesen Ausdruck, den Nici nur zu gut kannte. Und es schmerzte zu wissen, dass Lukas noch immer so fühlen konnte. Sie hatte ihn nie trösten können, wenn er an diesem Punkt angekommen war. Nici hatte nie die Kraft aufbringen können bis zu ihm durchzudringen und das wurmte sie noch immer. „Das hättest du vielleicht tun sollen, aber könntest du auch mit den Konsequenzen leben Chris? Ein zerrüttetes Familienleben…Eltern die dich für immer hassen…nur eine Hand voll Freunde, die dir immer wieder den Arsch retten…das schafft man nich allein…Flo hat es nich geschafft. Deshalb is er nich mehr hier, weil er die Liebe seines Lebens verlor und seine Eltern sich nen Scheiß für ihn interessierten…der einzige der wirklich was für ihn übrig hatte, war Kevin. Dem Rest is Flo egal und soll ich dir sagen, was dich neidisch machte? Dass wir immer zusammengehalten haben, obwohl es uns beschissen ging…Flo war der beste Freund, den man sich wünschen konnte, weil er immer da war und das hast du dir insgeheim auch gewünscht, doch das Opfer konntest du nich bringen…denn das hätte bedeutet, du müsstet deine Familie verraten…dazu wärst du nie bereit gewesen…deshalb wirst du nie zu uns gehören, sorry.“ Nici blieb die Spucke weg. Das war nicht der Lukas, den sie kannte. Doch was war passiert? Der Lukas, der das gerade gesagt hatte, strotzte nur so vor Selbstvertrauen und irgendwas oder irgendwer schien ihm den Rücken zu stärken.   „Ey fick dich Lukas…ich wollte heut Frieden schließen, aber du bist echt noch immer ein Arsch.“ „Wenn ich was mit dir zu tun hätte haben wollen Chris, wäre ich schon viel früher zu dir gekommen…und echt cool, dass du Flo diese Ehre erweist, ihn hätte das sicher amüsiert. Aber ich brauch keine neuen Freunde…“ Mein kleiner Bruder baute gerade den zweiten Joint. „Ich frag mich wirklich woher du dein großkotziges Selbstvertrauen nimmst.“ „Mhh, mal überlegen? Vielleicht hab ich einfach auch nur keinen Bock mit Menschen zu reden, die mich früher scheiße fanden…oder nein, ich hab ne andere Idee…du warst neidisch auf uns, weil wir an die coolen illegalen Sachen gekommen sind? Ja Chris, es war absolut genial fast an dem Mist kaputt zu gehen…weißt du was? Verpiss dich einfach.“ Irgendwie war ich wütend auf Chris, weil er so einen geistigen Dünnschiss von sich gab, aber ich genoss auch meinen Triumph. Tatsächlich stellte ich mir das erste Mal die Frage, ob Chris schon immer so beschränkt gewesen war? Ich konnte nicht ganz nachvollziehen, was genau er sich von mir erhoffte, doch Flo hätte das sicher zum totlachen gefunden. Verdammt, schlechter Wortwitz. Chris verließ die Runde tatsächlich und mit ihm sein Gespann Jessica und Yvonne. Gut so, denn noch länger hätte ich diesen Haufen hier nicht ertragen. Blieb nur noch Nici und das war irgendwie okay. Das Feuer brannte kaum noch und wir verlegten die Party zum Pool runter. Ich holte meine Gitarre und begann zu spielen, wie Flo es früher so oft getan hatte. Jule stieg mit ihrer leicht kratzigen Punkrockstimme ein und alle lauschten uns gebannt. Doch die sonst so heilende Wirkung der Musik setzte heute nicht ein und ich fühlte mich elender als zuvor. Sie nahm die Klampfe an sich und stimmte Rosary Blue an. Aber ich konnte nicht und verzog mich an den Pool. In diesem Lied lagen zu viele Erinnerungen. Eine Weile hockte ich tatsächlich allein da, dennoch wurde ich das Gefühl nicht los von meinen Freunden beobachtet zu werden. Ich zog meinen Vollfingerring von der Hand und erinnerte mich an das Gespräch mit Juka bezüglich meiner Narben und warum ich das getan hatte. Heute spürte ich seit sehr langer Zeit das erste Mal wieder den Drang diesen Schmerz der Selbstverletzung fühlen zu müssen, weil mit Flo ein Teil von mir ebenfalls gestorben war. Aber immer als ich die Spitze des Ringes ansetzte, hielt ich Inne. Stattdessen hämmerte ich mit meinen Fäusten gegen die Wand, exte den letzen Schluck Wodka und schmiss die Flasche gegen die Wand. Heulend sank ich zu Boden. Auf einmal fühlte sich mein Körper so müde und ausgelaugt an, als hätte ich nächtelang durchgefeiert. Jukas Arme umfingen mich und ich spürte seine Wärme. Er führte mich zurück zum Sofa. Dann kam Jojo plötzlich auf meinen Schoß gekrochen und Basti lehnte sich an meine Schulter. Er drückte meine Hand. „Für uns ist‘s auch schwer, aber mach keinen Mist…ich hab versprochen auf dich aufzupassen.“ Ich schluchzte noch immer und zündete mir eine Zigarette an. „Ich brauch keine Aufpasser…werde schon nichts Schlimmes tun.“ Mein liebster brachte mir eine Flasche Wasser, die ich fast bis zur Hälfte leerte.   Nici schoss die Situation auf dem Dach der kleinen Laube wieder in den Kopf. Lukas war deprimiert wegen der Situation bei sich zu Hause und auch Nici hatte gerade Stress gehabt und zwar seinetwegen. Sie hatte ihm helfen wollen, doch er blockte ab und verschloss sich vor ihr. Dann war da noch die zerbrochene Flasche und die Glasscherbe in seiner Hand. Jetzt wiegte er nur seinen spitzen Ring in den Händen, die Situation war fast dieselbe, nur ging nicht sie zu ihm sondern Juka. Sie verstand nicht, was die beiden miteinander redeten, doch Lukas schien sich schnell zu beruhigen. Wie zur Hölle schaffte das dieser unglaublich attraktive Japaner nur? Jetzt spürte Nici die Müdigkeit in den Knochen. Sie verabschiedete sich von allen, so auch von Lukas. Etwas länger als nötig lagen sich die beiden in den Armen. Dann geschah etwas, das das Mädchen nicht für möglich gehalten hatte- Juka wollte sie nach Hause bringen. Er bestand schon fast darauf und schließlich willigte sie ein. Das erste Stück gingen sie nebeneinander ohne zu reden, doch dann begann Juka ein Gespräch. „Dir liegt noch viel an Lukas oder?“ „Irgendwie schon…er war meine erste große Liebe.“ Hoffentlich sah er nicht, wie sie errötete. „Kann ich nachvollziehen.“ „Juka, wie schaffst du es zu ihm durchzudringen? Ich meine seit ich Lukas kenne, lässt er niemanden auch nur in die Nähe seines emotionalen Zentrums…ich hab‘s nie geschafft.“ Er schien eine Weile nach den richtigen Worten zu suchen. „Weißt du Nici…ich habe dich beobachtet, wie du ihn heute angesehen hast…ich kann es dir nicht mal verübeln…er ist eben wunderschön. Einerseits unnahbar und doch verletzlich. Und doch sind meine und deine Gefühle zu ihm grundverschieden. Du magst ihn noch immer, himmelst ihn vielleicht sogar noch ein bisschen an, aber ich liebe ihn. Und diese Liebe Nici war das schwerste und das schönste, was ich je in meinem Leben gewagt habe.“ Nici warf Juka einen fragenden Blick zu. „Warum das schwerste?“ „Weil mich dieser wundervolle Mann an die Grenzen des Wahnsinns trieb, doch ich wollte ihn haben…so sehr und wir waren eine Zeit lang getrennt, weil ich glaubte, diese Liebe würde uns zerstören, dabei war genau das Gegenteil der Fall. Ich musste sie akzeptieren und ab da wurde es besser.“ „Dann hast du das geschafft was mir nie gelungen ist. Ich hab damals erlebt, wie er sich den Arm vor meinen Augen aufgeritzt hat…was sollte ich dagegen tun…“ „Vermutlich nichts…“ „Und dann kommst du und dich betet er an…so hab ich ihn noch nie gesehen.“ Juka zuckte etwas schuldbewusst die Achseln. „Naja geplant hab ich das ja auch nicht…es ist halt passiert.“ „Aber wie erträgst du seine Launen, seine Art und Weise manchmal und sein Hang zu Alkohol und Drogen? Heute hat er selbst bestätigt, dass er noch immer gern was nimmt.“ „Luki ist weit aus braver als vor ein paar Jahren. Heute war eine Ausnahme seit langer Zeit und den Grund kann ich nachvollziehen. Ich weiß er redet nicht gern über seine Gefühle, doch wenn er es tut, muss man sehr sensibel sein…auch ich kann ihn nicht vor sich selbst beschützen und er hätte sich heute genauso den Arm aufritzen können…hat er aber nicht.“ „So da wären wir…Juka versteh mich nicht falsch, ich freue mich für euch beide, vor allem, weil es Lukas gut geht. Pass auf ihn auf.“ „Das werde ich. Gute Nacht.“   Juka begleitete Nici nach Hause, war wohl besser so. Jojo lag mit ihrem Kopf auf meinem Schoß, da durchbrach ein zartes Stimmchen unsere schweigsame Runde. „Mama, ich kann nicht schlafen. Ich glaub da sind Monster in meinem Zimmer.“ Wir drehten uns alle in Richtung des kleinen Mädchens. Meine Schwester sah mich an und nickte mit dem Kopf. Ich schwang meine Beine über die Lehne und schloss Alice in meine Arme. Ihr kleiner Körper zitterte. „Schon gut mein Liebling, zeig mir die Monster und ich vertreibe sie.“ In ihrem Zimmer war natürlich nichts, trotzdem wollte sie lieber bei mir schlafen. Diesen Wunsch gewährte ich ihr selbstverständlich. Auch ich kuschelte mich zu ihr ins Bett. Vorher schaute ich unter meinem Bett nach, ob sich da Monster befanden, um meine kleine Nichte zu beruhigen. Irgendwann kuschelte sich Juka zu uns und ich zog ihn enger an mich. Sein Atem blies leicht in meinen Nacken und ich spürte seine Brust, die sich auf und ab senkte. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein. „Guten Morgen schöner Mann.“ Ich drückte mein Gesicht ins Kissen um diesen grellen Licht zu entfliehen. Juka begann mich zaghaft zu küssen. Erst im Nacken, an den Armen und auf der Wange. „Ich fühl mich wie ein Halbtoter…und Flo is Schuld.“ „Magst du Frühstück im Bett haben?“ „Mhh…vielleicht. Aber dazu musst du weggehen und das will ich nich. Is Alice schon aufgestanden?“ Juka nickte und lächelte und gab mir einen Kuss. „Aber ich bin ja bald zurück, solange kannst du ja noch ein bisschen schlafen.“ Doch irgendwie konnte ich nicht mehr schlafen. Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere und stand letztendlich doch auf. Das überraschte meinen Hübschen etwas. Jojo beerte uns auch mit meiner kleinen Nichte im Schlepptau. Allerdings war mir ganz und gar nicht nach Konversation zumute. Nicht mal rauchen konnte ich, weil mir schon allein bei dem Gedanken übel wurde. Juka hatte mir Tee gekocht und liebte ihn dafür, weil er immer zu wissen schien, was ich brauche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)