Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 77: längst überfällig ----------------------------- Zwei Tage später, Sonntag und genau eine Woche vor Weihnachten tauchte unsere Mum mal wieder auf und wollte unbedingt den Nachmittag mit uns verbringen. Sie hatte sogar Stollen gebacken und ich tat anfangs so, als wäre alles gut, weil meine kleine Nichte noch anwesend war. Doch gegen Abend, als Alice dann endlich im Bettchen war, fiel der Vorhang. Ich hatte bereits mein viertes Bier. „Puh, endlich muss ich nich mehr so tun, als fände ich den Tag heut toll.“ Meine Schwester verpasste mir unterm Tisch einen Tritt. „Und ich dachte schon, du bist endlich mal zur Vernunft gekommen“, entgegnete meine Mum etwas entrüstet. „Der Tag wird nie kommen. Cheers…beehrst du uns Weihnachten eigentlich auch mit deiner Anwesenheit? Oder glänzt du mit Abwesenheit?“ „Und was wenn ja? Wirst du dann auch so charmant sein oder völlig besoffen in irgendeiner Ecke liegen? Deine arrogante Art kotzt mich langsam an, ich hab‘s kapiert okay.“ „Tja, kennst mich doch. Ich verpiss mich jetzt…hab noch was zu tun.“ „Lukas! Wenn du jetzt gehst verzeih ich dir das nie!“, rief sie mir nach. „Und warum glaubst du interessiert mich das?“, konterte ich und verzog mich meine Wohnung. Ich zog Jacke und Schuhe an, um noch ein bisschen frische Luft zu schnappen. Gegen die Kälte nahm ich auch meinen Wodka mit. Mein Ziel war der Hauptfriedhof. Ich trank einen kräftigen Schluck und hockte mich im Schneidersitz vor Flos Grabstein. Die Tränen stiegen mir in die Augen und ich trank noch einen Schluck. „Hey mein Freund…wie geht’s dir? Mir eigentlich ganz gut, doch es is noch immer verdammt schwer hier her zu kommen und zu wissen, dass du nich da bist. Du fehlst mir so…deine dummen Sprüche oder auch deine einfühlsamen Worte…Flo, ich dreh echt durch…Juka kommt erst in ner Woche…meine Mutter tyrannisiert mich…nich, dass mich das stört, naja ein bisschen vielleicht. Aber es is keiner da, mit dem ich meine Witze darüber machen könnte….scheiße Flo, ich hasse dich noch immer für deinen Selbstmord“, schluchzte ich verzweifelt und kippte zur Seite. Dabei verschüttete ich etwas Wodka. Ich presste meine Hände vors Gesicht und heulte bitterlich. Torkelnd, dreckig und nach Alkohol stinkend verließ ich den Friedhof wieder. Mit zittrigen Händen zündete ich mir eine Zigarette an. Zu Hause war es dunkel und ich wusch meine Hände. Da fiel mir die kleine Rasierklinge am Waschbeckenrand auf. Ich nahm sie zwischen Zeigefinger und Daumen. Sah sie einfach nur an. Als ich mich aufs Sofa kuschelte hielt ich sie noch immer in den Händen. Ich begutachtete meinen linken Arm und strich vorsichtig über die Narben. Was machte da eine weitere schon? Doch wann hatte ich mich zum letzt Mal geritzt? Juka, den ich zuvor nicht erreicht hatte, rief mich jetzt zurück. Es tat gut sein hübsches Gesicht während des Sprachanrufes zu sehen. „Vermisst du mich etwa schon?“ „Gerade isses unerträglich“, lallte ich, obwohl ich mich versuchte zu beherrschen. „Ich komm in vier Tagen Süßer, schaffst du das noch?“ Ich schniefte und nickte. „Bestimmt…nur hier erinnert mich so viel an Flo…und meine Mutter will Weihnachten kommen…das halt ich nich aus.“ „Oh mein armer Schatz…ich komm ganz bald, versprochen. Kopf hoch…ich würde dich so gern in die Arme nehmen. Luki…bitte halt durch…unternimm was mit Jojo und Alice, deshalb wolltest du doch früher fliegen. Ich kenne diesen Blick von dir…versuch keinen Blödsinn zu machen.“ Wieder nickte ich nur und sah die Besorgnis in Jukas Gesicht. „Okay…ich freu mich auf dich. Bis bald.“ „Ich liebe dich Luki.“ „Ich weiß…ich dich auch.“ Und dann war er verschwunden. Jayden brachte Jojo noch nach Hause. Sie sorgte sich um ihren Bruder und hatte den Film mit ihrem Schwarm gar nicht richtig genießen können. Doch sie war nicht einmal verärgert, schließlich wusste sie, dass sich ihr Bruder niemals mit ihrer Mum verstehen würde. Nichts desto trotz erwischte sie sich manchmal beim Tagträumen, in denen sie genau diesem Wunsch nachhing. Jay begleitete sie noch in ihre Wohnung. Bisher lief jedes Treffen nahezu identisch, sie unternahmen etwas zusammen und dann gab er ihr einen Kuss und verschwand in der Nacht. Sie hatten auch nach diesem einen Abend nicht noch einmal über dieses etwas zwischen ihnen gesprochen. Naja, vielleicht dachte Jay ja auch, sie würde in ihm nur irgendeinen Kumpel sehen. Einerseits war er so liebenswert und dann beeindruckte er sie wieder mit seinem derben Humor. Ihr ganzer Körper spannte sich an, wenn er seinen Arm zärtlich um sie legte und ihr dieses schiefe Lächeln zuwarf. In Jojos Magen rumorte es und je besser sie Jayden kennenlernte, desto mehr mochte sie ihn. Doch dieses Mögen war nicht mehr nur ein Gefühl, dass man für einen guten Freund empfindet, es wuchs. Doch sie traute sich nicht ihm das zu sagen. Heute bat sie ihn mit hinein und er willigte ein. „Magst du noch was trinken? Hab noch einen Wein offen.“ „Klar, aber nur, wenn du mittrinkst.“ Sie nickte und verteilte den Wein auf zwei Gläser. Dann saßen sich die beiden gegenüber. Jayden prostete ihr zu. Er stellte sein Glas auf dem Tisch ab und Zog seinen Pulli über den Kopf. Dabei rutschte sein T-Shirt hoch und Jojo versuchte sich im Zaum zu halten. Plötzlich kam ihr so ein Gedanke. „Du Jay…ich glaub ich hab da neulich jemanden kennengelernt…aber bin nicht sicher, wie ich ihm sagen soll, dass ich ihn mag…naja, vielleicht sogar mehr als nur mag.“ Er trank einen Schluck und grinste sie an. Nicht mal ein bisschen enttäuscht wirkte er. Verdammt. „Hast du etwa Angst, dass du ihm deine Gefühle nicht sagen kannst, weil dafür sonst immer der Mann zuständig ist? Ich denke ihr Mädels wollt Gleichberechtigung und persönlich finde es auch mal ganz charmant, wenn das Mädel den ersten Schritt macht.“ Na toll, jetzt wusste sie zwar, was er wollte, dennoch brachte sie das nicht weiter. „Mhh, aber ich bin da irgendwie immer ein bisschen zu schüchtern…hast du noch nen besseren Vorschlag?“ Sein Grinsen wurde breiter und er drehte sein Glas hin und her. Dabei fixierte er Jojo mit seinen Augen und dem Mädchen wurde heiß und kalt im Wechsel. „Den hätte ich allerdings, die Frage ist nur, ob du ihn genauso toll findest wie er dich.“ Jetzt war sie vollends verwirrt und schaute ihn fragend an. „Na dann, ich bin ganz Ohr.“ Bevor sich Jojo versah, hatte Jayden sein Glas auf Tisch gestellt und das Mädchen auf seinen Schoß gezogen. „Ich finde du solltest dem Typen sagen, dass du ihn echt heiß findest…ihn vielleicht küssen…und den Rest überlasse ich dir meine Hübsche.“ Während er mit ihr sprach knöpfte er langsam ihre Strickjacke auf. „Wow…du hast mich ein bisschen überrumpelt und isses nicht ein bisschen arrogant zu denken, dass es sich hier tatsächlich um dich handelt?“, neckte sie ihn. Jay löste seine Hände von ihr und verschränkte sie hinter seinem Kopf. „Dann geh doch zu deinem tollen Kerl.“ Sie wollte ihn so gern küssen. Doch vorher glitten ihre Hände unter sein T-Shirt und schoben es nach oben, über den Kopf. Zuerst kribbelten nur ihre Hände, dann wanderte dieses Gefühl in die Arme hoch. „Halt die Klappe!“, sagte Jojo und küsste ihren Jayden endlich. Dabei wanderten ihre Hände vorsichtig über seinen Oberkörper. Sie spürte die leichten Muskeln unter ihren Fingerspitzen und küsste ihn inniger. Auch Jay blieb nicht untätig und löste den Verschluss ihres BHs. „Ich befürchte meine Zurückhaltung der letzten Tage übermannt mich…jetzt kann ich dir ja sagen, dass ich seit Wochen völlig verrückt nach dir bin…“ „Das kann ich nur zurückgeben…“ Jojo befreite Jayden vom Rest seiner Klamotten und setzte sich wieder auf ihn drauf. Erst langsam und dann etwas schneller bewegte sie ihren Körper auf und ab. Dann ging alles irgendwie viel zu schnell. „Sorry Süße…ich mach das wieder gut, aber gerade ging‘s nicht anders.“ Jojo musste lachen und gab ihm einen Kuss. „Okay, ich werde bald darauf zurückkommen…bleibst du heute Nacht hier?“ „Wenn du möchtest gern.“ Raff dich endlich du dämlicher Idiot! Das sagte ich mir immer wieder und irgendwie schien es auch zu funktionieren. Ich stand gerade vor meinem Kleiderschrank und überlegte, was ich anziehen könnte. Da ich mittlerweile echt viele Klamotten besaß, fiel mir die Auswahl schwer. Während ich so vor mich hingrübelte, hörte ich meine Zimmertür auf und wieder zu gehen. Ich lugte aus meinem begehbaren Kleiderschrank heraus und ich hatte gehofft, dass es mein wunderschöner Mann war. Doch auf den musste ich wohl noch drei Tage warten, stattdessen erblickte ich meinen kleinen Bruder. Mit einer Geste machte ich ihm deutlich, dass ich mich noch anziehen wollte, er aber warten könnte. Letztendlich entschied ich mich für eine meiner leicht zerfetzten Röhrenjeans. Darüber zog ich mein schwarz weiß gestreiftes Langarmshirt mit Kapuze. Fabi freute sich wie verrückt mich zu sehen. „Ich glaub unten erwartet dich Besuch.“ Fragend sah ich ihn an. „Und wer?“ „Glaub Alice Erzieherin…aber sie wollte komischerweise nicht zu Jojo oder so…hat nach dir gefragt.“ Ich verdrehte die Augen und mir entfuhr ein tiefer Seufzer. „Dann geh ich mal besser meinen Besuch empfangen.“ „Ähm…kennt ihr euch von früher oder so?“ Ich grinste mein Brüderchen etwas unbeholfen an. „Sie is meine Ex.“ „Scheiße…die is übelst heiß…“ „Sorry Fabi, aber glaub das is nich dein Geschmack…lass uns später reden. Mich interessiert, was sie von mir will.“ Nici stand im Wohnzimmer und wirkte irgendwie fehl am Platz. Und noch immer das schüchterne Lächeln, wenn sie in meiner Gegenwart war. Etwas amüsiert schüttelte ich mit dem Kopf. „Hey.“ „Hallo. Wie geht’s dir?“ „Nici ernsthaft? Halten wir jetzt wie zwei Fremde Smalltalk? Willst du nen Kaffee?“ Sie nickte. „Naja…irgendwie muss man ja beginnen.“ Ich ließ zwei Kaffee aus meiner Hightech Maschine und erinnerte mich, dass sie ihren Kaffee auch nur mit Milch mochte, wie ich. „Das klingt fast so, als würdest du irgendwas Ernstes mit mir bereden wollen.“ Wieder huschte dieses schüchterne Grinsen über ihr Gesicht. „Naja…irgendwie schon…vielleicht. Aber ist komisch.“ „Komisch? Warum denn das? Jetzt bin ich neugierig.“ Sie räusperte sich. „Und genau das ist mein Problem mit dir…in deiner Gegenwart fühle ich mich immer so seltsam…ich hab immer Angst was Falsches zu sagen.“ „Bitte was? Jetzt hör aber auf…immerhin hast du mich schon nackt gesehen. Warum dann so schüchtern?“ „Das meine ich…du wirkst noch immer so selbstsicher. Ich meine, ja klar hab ich dich schon nackt gesehen…aber das meine ich nicht. All das damals…unsere Beziehung und so…ich wollte dir nur sagen, dass ich froh bin, dass es nicht gehalten hat.“ Jetzt war ich verwirrt und scheinbar sah sie mir das auch an. „Jetzt musst du mich echt aufklären.“ „Naja, wenn ich ehrlich bin finde ich dich noch immer wahnsinnig sexy, aber ich glaube du bist jetzt glücklich…ich hab neulich, nach Flos Beerdigung mit Juka gesprochen und er ist das, was du brauchst Lukas. Sicher haben dir das schon viele gesagt und bestimmt bist du dir auch im Klaren, das ihr ein verdammt heißes Paar seid, aber ich wollt dir das schon immer Mal sagen.“ Ich lächelte und zündete mir eine Zigarette an. „Danke Nici…du wirst es nich glauben, aber das bedeutet mir tatsächlich viel. Es gab ne Zeit, da hätte ich mir gewünscht, dir das geben zu können, was du dir so sehnlichst erträumt hast. Aber ich musste mich erst selbst finden…musste vor allem mit mir selbst klar kommen…damals…du hast mal gesagt, dass du mich bewunderst, weil ich scheinbar nichts an mich ran lasse. Aber das Ausmaß dieses Verhaltens hast du ja selbst gesehen. Und du hast mich schon ab und zu zum Nachdenken gebracht, aber wie gesagt…mein größtes Problem war immer, dass ich mir selbst im Weg stand.“ „Und das tust du jetzt nicht mehr?“ Ich zuckte mit den Schultern. „In den meisten Fällen tue ich das nich mehr. An manchen Tagen fällt es mir schwerer, vor allem jetzt, da Flo weg is…aber irgendwie geht’s schon…doch das hätte ich nie ohne Juka geschafft. Ich war nie so stark, wie du vielleicht gedacht hast. Bin ich auch jetzt nich, allerdings sehe ich viele Dinge anders als früher.“ „Das freut mich…klingt fast so, als wirst du doch noch vernünftig.“ Ich musste lachen. „Die Befürchtung hatte ich auch schon…schön, vielleicht sieht man sich ja jetzt wieder öfter. Ich will dich nich rauswerfen, aber ich will mich noch mit Basti treffen.“ Mein bester Freund und ich besorgten die letzten Geschenke für Weihnachten und ließen den Abend in meinen vier Wänden ausklingen. Fabi gesellte sich auch zu uns und so folgte Bier auf Glühwein. Wir unterhielten uns lange über Flo und dementsprechend wurde die Stimmung etwas gedrückt. Als ob das nicht ausgereicht hätte, schneite meine liebste Mutter dann noch herein. Ich sollte mir echt mal angewöhnen die Tür abzuschließen, sodass meine Gäste gezwungen waren die Klingel zu benutzen. Basti hatte sich ohnehin zum Gehen bereit gemacht und Fabi verabschiedete sich ins Bett. Sie beteuerte mir, dass sie nur reden wollte. Ich bot ihr einen Wein an, holte mir noch ein Bier und baute mir einen Joint. Sie beäugte mich mit merkwürdigem Ausdruck, verkniff sich jedoch jegliche Kommentare. Ich zündete ihn an und nahm einen tiefen Zug. Meine Mum prostete mir zu. „Du scheinst ja nich aufzugeben…das sollte ich dir fast anrechnen“, bemerkte ich sehr zynisch. „Ich wünschte du könntest erkennen, dass ich es wirklich ernst meine.“ Ich lachte traurig. „Deshalb sitzt du jetzt hier und schaust mir dabei zu, wie ich mir das Gehirn vernebeln lasse. Hast du nichts Besseres zu tun?“ Sie schaute mich leicht vorwurfsvoll an. „Früher hätte mich das wohl nicht interessiert, aber Dinge ändern sich mein Schatz.“ „Echt jetzt, Schatz? Spar dir das.“ Meine Mum nippte an ihrem Glas und stellte es auf den Tisch. „Lukas, du hast allen Grund sauer auf mich zu sein und ich weiß, dass du es mir sicher nicht einfach machst. Aber ich habe mich geändert, sehe viele Dinge anders und mir ist schmerzlich bewusst geworden, dass der Mensch, den ich am meisten liebe nahezu unerreichbar ist. Doch ich gebe nicht auf.“ „Und wer hat dir zu dieser Erkenntnis verholfen?“ „Niemand…da musste ich wohl selbst drauf kommen. Ich wohne wieder in der Stadt und dachte, dass wir uns wieder öfter sehen könnten.“ Ich zog meinen Pulli aus, weil der Kamin ganz schön einheizte. „Klar, ich hab auch sonst nichts zu tun.“ Ich schwankte ein bisschen zum Kühlschrank und holte mir ein neues Bier. „Lukas, es tut mir leid und zwar alles. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich damals für Druck bekommen habe…es stimmt nicht ganz, dass du ein unerwünschtes Kind warst…ich habe mich so gefreut, als ich erfuhr, dass ich mit dir schwanger war. Nur die Umstände waren etwas kompliziert. Ich war eben noch sehr jung und teilweise auf mich allein gestellt. Dein Vater wollte anfangs nichts von dir wissen, dann nach zwei Jahren entschied er sich dann doch uns beizustehen. Und ich…naja, ich war in vielen Dingen auch noch unerfahren…und gerade in deiner schlimmen Phase habe ich genau das getan, was ich nicht hätte tun sollen…ich habe alles falsch gemacht, was nur ging.“ Mein Magen schnürte sich zusammen und ich zündete mir eine Zigarette an. „Wow, Glückwunsch zu dieser Erkenntnis. Das hätte ich dir auch sagen können. Immerhin war ich der Leidtragende. Und die hier…“, sagte ich und zeigte auf meine Narben am rechten Arm. „Stammen von einem verzweifelten Jungen, der nich mehr weiter wusste…der oft damit gerungen hat sich vielleicht doch zu ändern…doch verstand er den Grund nie so richtig, weshalb er das tun sollte. Diese Verletzungen sind nich einfach so aus Spaß an der Freude entstanden oder weil ich es cool fand…es lenkte mich vom eigentlichen Schmerz ab, denn es is verdammt hart von den eigenen Eltern mehrmals gesagt zu bekommen, dass man ungeliebt is oder der ungewollte Sohn…das hinterlässt tiefe tiefe Narben. Und nenn mich nachtragend oder sonst was…der Grund, weshalb ich mit dir gebrochen habe ist, dass ich es nich noch einmal ertragen würde so behandelt zu werden. Ja, ich fliehe vielleicht vor diesem Problem, aber so kann ich wenigstens ruhiger leben.“ Ich merkte, wie ergriffen sie von meinen Worten war und sie schluckte, dennoch verrieten ihre glasigen Augen, dass sie den Tränen nahe war. „Lukas…ich weiß und ich erinnere mich nur zu gut an diesen einen Tag, als du blutüberströmt in deinem Zimmer standest…ich habe zu Klaus gesagt, dass ich dich aufgegeben habe…doch das hatte ich nie, wirklich. Und obwohl ich so viel falsch gemacht habe, bin ich unglaublich stolz, was du aus dir gemacht hast. Du bist dir immer treu geblieben, tust das, was du schon immer tun wolltest und du hältst deine Familie zusammen. Du bist ein hübscher junger Mann…oh mein Schatz, wie gerne würde ich dich wieder in meinem Leben haben. Nicht um die verlorene Zeit nachzuholen, sondern um bei dir zu sein, mit dir zu reden…um dir zu zeigen, dass ich dich unterstützen möchte.“ Ich seufzte tief und schrieb Juka nebenher, was hier gerade vor sich ging und ich nicht mehr weiter wusste. Sollte ich es wirklich wagen meine Mum wieder in mein Leben zu lassen? Juka stand mir bei und meinte, ich solle auf meine Gefühle hören. „Weißt du Mutti…ein Teil von mir, etwa 20% wünschen sich nichts mehr, aber die anderen 80% sträuben sich dagegen…das hab ich dir schon Mal erklärt, du hast mich zutiefst verletzt. Ich kann‘s einfach nich…weil ich nie so selbstbewusst und standhaft war…dauernd werden mir liebe Menschen entrissen und dann kommst du…ebenfalls einer der Menschen die mir viel bedeutet, doch du verlangst mir zu viel ab…weißt du, dass sich Flo vor kurzem umgebracht hat? Und kannst du dir vorstellen, wie beschissen das is? Ich hab grad noch mit der Baustelle zu kämpfen und du kommst wieder angekrochen…um mir irgendwann doch zu sagen, dass dich alles an mir tierisch ankotzt? Nein, das verkrafte ich nich…“ Jetzt kamen ihr doch die Tränen. Mein Herz raste. „Mein armer Liebling…ich verspreche dir, dass ich dich nicht enttäusche. Das mit Flo wusste ich nicht…es tut mir so unendlich leid.“ „Woher will ich denn wissen, dass du die Wahrheit sagst?“, fuhr ich sie gereizt an. „Das kannst du nicht…das stimmt, aber du kannst es versuchen und ich werde es dir beweisen.“ Ich schüttelte nur mit dem Kopf und zündete mir noch eine Zigarette an. „Wie viele zweite Chancen hattest du denn schon? Und wie viele davon hast vergeigt?“ „Lukas ich weiß…aber ich lasse nicht locker, bis du sagst, du versuchst es.“ Ich zuckte mit den Schultern, lehnte meinen Kopf in den Nacken und nahm einen tiefen Zug. „Ich glaub ich hab heut nen guten Tag…dann auf eine zweite Chance“, sagte ich und prostete meiner Mum zu. Zuerst wollte ich noch die eine oder andere Bedingung stellen, entschied mich dann aber dagegen, denn wenn sie wirklich wieder ein Teil meiner Familie sein wollte, dann müsste ihr das auch so klar sein. „Ich glaub dein Juka tut dir gut.“ „Da bist du nich die erste, der das auffällt. Bist du sicher, dass du damit leben kannst, nen schwulen Grufti als Sohn zu haben?“ Sie lächelte mich liebevoll an. „Nichts lieber als das…danke Lukas…ich gebe mein bestes versprochen.“ „Versprich mir nich so viel…zeig es mir einfach. Aber ich fürchte, ich muss jetzt ins Bett. Wenn du magst kannst du auch gern im Gästezimmer schlafen.“ „Danke, aber ich hab mir schon ein Taxi gerufen.“ Meine Mum leerte ihr Glas und zog sich an. Ich begleitete sie noch zur Tür und lang schauten wir uns an. Dann umarmte sie mich und mein Körper spannte sich an, denn dieses Gefühl der mütterlichen Liebe war mir fast fremd. Ich räumte im Wohnzimmer noch auf und plötzlich kam meine Schwester hereingeplatzt. Eigentlich hatte sie doch mit Jayden ausgehen wollen? Sie schien außerordentlich gut gelaunt zu sein. Ich warf ihr einen fragenden Blick zu. „Mutti hat gesagt, dass sie bei dir war.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Und jetzt?“ „Naja, sie wirkte recht entspannt, so als wäre es gut zwischen euch beiden gelaufen.“ „Vielleicht…ja…das wird sich noch zeigen Jojo. Ich muss jetzt ins Bett.“ Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und begab mich in mein Schlafgemach. Trotz der Müdigkeit fand ich keine Ruhe. Deshalb schrieb ich noch mit Juka, vielleicht war er ja schon wach. Seine Antwort kam schnell und er schlug vor kurz zu skypen. Ich griff nach meinem Tablet auf dem Nachtisch und wählte ihn an. Auch mein schöner Japaner lümmelte noch im Bett und sah ein wenig verschlafen aus. „Ihr habt euch also vertragen? Wie geht’s dir damit?“ „Das isses ja…ich weiß es nich…es war so komisch, als sie mich umarmt hat. Und ich hab immer noch Angst, dass es einfach nur mal wieder son Anflug von Freundlichkeit is. Kenn ich ja von ihr zu Genüge.“ Juka verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Luki…ich glaub du hast das Richtige getan…du fehlst mir ganz furchtbar.“ Ich lächelte und warf einen Handkuss zu. „Du mir auch. Noch zwei Tage, es sei denn du kommst eher.“ Ich konnte nur seinen nackten Oberkörper sehen und fragte mich, ob er eine Unterhose trug. „Hab heute noch viel zu tun, wird also schwierig. Aber in zwei Tagen, versprochen…ich finde, du solltest eindeutig weniger Klamotten tragen, wenn du mich schon weckst.“ Ich grinste und zog mein T-Shirt aus. Juka stellte seinen Laptop an den Bettrand und drehte sich in Kamera. „Und ich hab mich schon gefragt, ob du nackt bist“, sagte ich amüsiert. Er grinste nur und fing an sich herumzuspielen. Juka tat so, als hätte er das schon oft gemacht und es erregte mich ungemein. „Ja bin ich und ich hab langsam das Gefühl mir platz bald was…willst du mir dabei zuschauen?“ Jukas Stimme hatte diesen vertrauten rauen Klang und ich wünschte ich könnte das tun, was er gerade bei sich tat. Obwohl ich sowas noch nie getan hatte, wollte ich meinem Schönen auch etwas bieten. Ich postierte mein Tablet so, dass auch er mich ganz sehen konnte. Und ob ich mich nun mit mir allein vergnügte oder Juka mir dabei zusah, machte kaum einen Unterschied. Ich mochte meinen Körper und scheute mich erst recht nicht mich selbst zu berühren. „Also…stell dir vor ich würde jetzt neben dir liegen. Ich küsse dich, beiße leicht in deine Unterlippe und unsere Zungen berühren sich.“ Juka hatte die Augen geschlossen. „Und was tust du dann?“ „Ich küsse dich weiter am Hals entlang…sauge an deinen Nippeln, bis dieses Kribbeln deinen Körper erfüllt…lecke dir die Eier…nehme deinen wunderschönen Penis in den Mund und umkreise ihn mit der Zunge. Meine Finger wandern tiefer in dich hinein…“ Mein Herz raste, denn je mehr meine Vorstellungen Gestalt annahmen, desto mehr schwand meine Selbstbeherrschung. Mein Orgasmus kam schneller als gewollt, aber meine Lust war noch immer nicht gestillt. Und Juka schien es ähnlich zu gehen. Aber da war wohl nichts zu machen. Wir mussten uns noch zwei Tage gedulden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)