Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 79: Versöhnung ---------------------- Erschrocken schreckte ich hoch, weil ich die wohlige Wärme neben mir nicht mehr fühlte. Da, wo Juka gelegen hatte war die Matratze noch ein bisschen eingedellt. Als das Geräusch der Dusche durch die offene Badezimmertür an meine Ohren drang, sank ich erleichtert wieder in die weichen Kissen. Und schon schweiften meine Gedanken wieder ab, Juka nackt in der Dusche. Was zur Hölle tat dieser Mann mit mir? War es normal jemanden so unendlich scharf zu finden? Naja, scheinbar schon und immerhin waren wir verheiratet. Ich schreckte ein zweites Mal hoch, verdammt, heut war Weihnachten und ich lag noch im Bett. Wie spät mochte es wohl sein? Ich warf einen Blick auf mein Handy. Noch früh am Tage, also keine Panik, deshalb schloss ich meine Augen noch mal. Juka war fertig und ich hörte ein Rascheln dicht neben mir. Wasser seiner nassen Haare tropfte auf meine Brust. Er roch nach Duschgel und Shampoo. Sogar seine Lippen waren noch ein bisschen feucht, als er mir einen Kuss aufdrückte. „Aufstehen Schlafmütze.“ Wiederwillig öffnete ich die Augen ein drittes Mal. „Ich kann nich laufen und außerdem is Weinachten und meine Mum kommt in ein paar Stunden.“ „Denk ihr habt euch wieder vertragen?“ „Mhh, schon…is halt trotzdem komisch…weiß auch nich.“ „Süßer das wird schon. Ich mach erst Mal Frühstück und dann wird alles gut.“ Juka warf sich mächtig in Schale und zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass er dieselben Klamotten trug wie an dem Tag, als wir uns kennenlernten. Nur, dass seine Haare damals blond und nicht braun gewesen waren. Ich entschied mich für eine meiner schwarzen Röhrenjeans und für ein schwarzes Hemd. Meine Schwester hatte das Kochen übernehmen wollen, was mir recht war. Ich wurde ein bisschen nervös, wenn ich an das Zusammentreffen von Juka und meiner Mum dachte. Hoffentlich ging es gut aus. Fabi war bei seiner Mum und deren Lebensgefährten eingeladen. Trotz anfänglicher Kommunikationsschwierigkeiten entwickelte sich der Tag echt ins Positive. Meine Mum wirkte sehr ausgelassen und nachdem wir beschlossen hatten nur Jojo und Alice zu beschenken fiel auch dieser Teil gemütlich aus. Und nachdem das kleine Nervenbündel endlich in den tiefen Jadgründen lag, setzte meine Schwester Glühwein auf. Allerdings zogen wir in meine Hälfte des Hauses, denn dort konnte ich rauchen. Die beiden Mädels scherzten und Jojo genoss es sichtlich ihre Mutter wieder an ihrer Seite zu wissen. Ich hingegen hielt mich dezent zurück und das entging ihr selbstverständlich nicht. Einen verpassten Anruf von Fabi. Ich ging in den Flur, um ihn zurückzurufen, doch er nahm nicht ab. Wenige Minuten später stolperte mein Halbbruder in die Wohnung und rannte mich fast über den Haufen. Meine Hand streifte seinen Arm und den Blick, den mir Fabi zuwarf, sprach Bände. Er kickte seine Schuhe weg und hängte den Mantel auf. Während Fabi kurz im Bad verschwand, klärte ich meine Mum darüber auf, wer er war. Und sie staunte nicht schlecht. Doch weitere Details verschob ich auf später. Irgendwie erschöpft ließ sich mein Brüderchen auf die Couch sinken. Dann trafen mich seine Augen wieder mit diesem flehenden Blick. „Lukas…kannst du nen Joint bauen?“ „Wenn du mir dann erzählst was los is.“ Fabi schüttelte unweigerlich mit dem Kopf und ich langte unter den Sofatisch, wo mein Drehzeug versteckt lag. „Es is so komisch drüber zu reden…schon fast peinlich. Kann Weinachten nich einmal normal ablaufen?“ Ich reichte ihm den fertigen Joint und er zündete ihn an. „Ich fürchte fast das funktioniert nich“ Plötzlich fiel sein Körper in sich zusammen und ich vernahm nur noch sein Schluchzen. Behutsam nahm ich ihm den brennenden Joint aus der Hand. „Fabi…was is passiert?“ Mein kleiner Bruder schien jetzt irgendwie ausgeblendet zu haben, dass wir nicht allein waren, denn er begann zu reden. „Heute Mittag war noch alles okay…wir ham uns unterhalten und ich hab echt geglaubt, dass wir uns nen schönen Abend machen…aber später kam dann ihr Macker und noch zwei Freundinnen. Sie haben getrunken und dann begannen sie wieder mit ihren obszönen Sexspielchen…so jeder mit jedem und so…das macht mich einfach nur fertig.“ Ich nahm einen tiefen Zug. „Heftig…aber jetzt bist du hier.“ Wieder begannen seine Augen zu flimmern und sich mit Wasser zu füllen. „Wo ich auch nich wirklich hingehöre…nirgends hab ich nen festen Platz.“ „Fabi, red keinen Mist. Du bist und bleibst mein Bruder.“ „Halbbruder wohl eher…der kleine Bastard, der durch komische Umstände das Licht der Welt erblickt hat. Mehr bin ich doch nich Lukas.“ Ich schüttelte mit dem Kopf, schleifte ihn hier raus, denn das konnte länger dauern. Juka wurde etwas mulmig zumute. Zwar verlief der Abend bisher ganz gut und er hatte auch den Eindruck, dass die Absichten von Sabine keinesfalls schlecht waren. Dennoch wollte er das für sich klären, denn seinen Liebsten noch einmal so traurig zu sehen, wollte unbedingt vermeiden. Sabine prostete ihrem Schwiegersohn zu und lächelte, wenn auch nur schwach. „Schön, dass wir uns endlich mal besser kennenlernen Juka“, begann sie das Gespräch. „Ich wünschte ich könnte das auch so unvoreingenommen sehen wie du.“ „Wie meinst du das?“ Er seufzte und nippte an seinem Wein. „Naja, ich freue mich für Lukas, dass er es endlich geschafft hat dich zur Besinnung zu bringen. Entschuldige, wenn ich mich so hart ausdrücke, aber ich hab ihn gesehen…er litt und das nicht zu wenig. Oft versuchte er seine Gefühle zu verstecken, aber ich kenne ihn einfach zu gut. Weißt du Sabine, meine Familie ist meilenweit weg, doch wir verstehen uns. Ich konnte mir nie vorstellen, wie es andersrum hätte sein können, bis ich Lukas traf. Dein Sohn ist der wundervollste Mensch, den ich jemals kennenlernen durfte…aber seine Geschichte nimmt mich noch jetzt mit, deshalb lege ich dir Nahe ihn nicht noch einmal zu verarschen. Das hat er nicht verdient.“ Sabine war fast sprachlos und die Worte des jungen Japaners waren schon fast anmaßend, aber er hatte Recht und dessen war sie sich bewusst. „Wow, klare Worte und ich muss feststellen, dass du wohl kein Blatt vor den Mund nimmst. Ich könnte mich jetzt angegriffen fühlen, aber das weiß ich selbst Juka. Ich habe nicht vor Lukas noch einmal von mir zu stoßen, das habe ich viel zu lange getan. Ich liebe ihn und es erfüllt mich mit Stolz ihn jetzt zu sehen, wie er sich um alles kümmert. Ja, er ist wahrhaftig ein toller Junge.“ „Eben deshalb. Versteh mich nicht falsch, ich würde es auch begrüßen, wenn wir uns gut verstehen, schon allein Lukas zuliebe. Aber ich fürchte das dauert noch eine Weile.“ Sabine sah diesen eigentümlichen jungen Mann an. „Es beeindruckt mich, wie sehr du dich für Lukas einsetzt. Dennoch möchte ich nicht, dass wir Konkurrenten sind. Die Fehler der Vergangenheit kann ich nicht rückgängig machen, aber ich denken es wäre kontraproduktiv, wenn wir gegeneinander arbeiten.“ Juka schenkte noch einmal nach. „Ich denke, dass sehe ich genauso und dennoch möchte ich dir den Ernst der Lage begreiflich machen. Es hat sehr sehr lange gedauert Lukas so zu haben, wie er jetzt ist…wir haben auch unsere schweren Zeiten durch und auch ich bin kein Unschuldsengel, aber ich weiß, was ich an ihm habe und dass er mich unsagbar glücklich macht. Naja und ich glaube ich würde es selbst nicht noch einmal verkraften ihn so am Boden zu sehen.“ Sabine kostete es viel Überwindung, aber sie konnte sich dazu durchringen Jukas Arm zu berühren. Sie wollte ihm zeigen, dass er sich keine Sorgen machen musste. „Ich schätze deine Ehrlichkeit und ich habe es Lukas schon versprochen, dass ich ihm nichts Böses will und dasselbe sage ich dir Juka. Ich habe mich lang genug damit gestraft, doch wenn ich jetzt nicht versuche wann dann?“ Juka lächelte das erste Mal aufrichtig. „Dann geben wir unser bestes. Cheers!“ Fabi fiel in sein Bett, als würde sich sein Körper nichts mehr wünschen und drückte sein Gesicht in die Kissen. Gerade erhob ich mich, als seine Hand meinen Arm umschloss. „Kannst du kurz bei mir bleiben? Ich weiß, dass is egoistisch und so…wegen Juka, aber ich weiß auch nich…“ Ich legte mich neben meinen kleinen Bruder und stützte meinen Kopf mit der Hand ab. „Nichts daran is egoistisch Fabi. Juka wird schon mit meiner Mum klarkommen oder ihr ein schlechtes Gewissen einreden, weil sie mich so scheiße behandelt hat.“ Fabi grinste ein bisschen. „Trotzdem musst du mir doch irgendwie Recht geben…ich meine Jojo und du, ihr wart schon immer irgendwie eure eigene Familie…du warst zwar immer nett, aber du kannst mich doch nich ernsthaft als Bruder sehen?“ Ich zog die Stirn in Falten. „Und als was sollte ich dich dann sehen? Fabi, ich will mal eine Sache klarstellen…nur, weil ich Jojo schon ihr ganzes Leben lang kenne und dich nich, bist du mir nich weniger wichtig. Ich find’s voll prima nen jüngeren Bruder zu haben…die Familie oder die Verhältnisse aus denen du kommst haben für mich nich die geringste Bedeutung. Außerdem kann ich froh sein, dass wir uns begegnet sind und ich bin mega stolz auf dich, dass du dich nich zu so nem Arschloch wie unserem Vater entwickelt hast. Du bist gut so wie du bist Süßer.“ Die jüngere Ausgabe von mir lachte nur und zündete sich eine Zigarette an. Nicht ohne auch mir eine anzubieten. „Hast du jetzt ernsthaft Süßer zu mir gesagt?“, amüsierte er sich noch immer. „Ja das hab ich und so nenne ich nur Menschen, die mir sehr am Herzen liegen.“ „Cool…manchmal wünschte ich hätte halb so viel Selbstbewusstsein wie du. Du bist der coole große Bruder den ich schon immer wollte, aber ich hab’s Gefühl ich komm da nich mit…“ Ich legte meine Hand auf Fabis Schulter und sah ihn direkt an. „Und mit was genau willst du mitkommen? Mir musst du ganz sicher nichts beweisen.“ „Weißt du…immer wenn ich meine Mutter so sehe denke ich, dass ich mich nie für Liebe oder so begeistern kann…“ Ich zog die Stirn in Falten. „Fabi, das is ein beschissenes Beispiel und nur deshalb solltest du nich auf Sex verzichten…da verpasst du was, glaub mir.“ „Aber alle Mädels, mit denen ich was anfange oder die ich süß find…da komm ich nie weit, weil sie mich irgendwann nich mehr interessieren…sag mal, wie hast du eigentlich gemerkt dass du…naja, du weißt schon…“ Mir entfuhr ein glucksendes Geräusch und ich hoffte Fabi fiel das nicht auf. „Dass ich schwul bin? Eben so…Mädels interessierten mich nich mehr, dafür schien mein Verstand immer dann mit mir Amok zu laufen, wenn mich Juka in irgendeiner Art und Weise berührt hat.“ Mein kleiner Bruder warf mir wieder diesen Blick zu, den ich nicht ganz deuten konnte. In dem Moment klopfte es an seiner Zimmertür. Fuck! Ich hatte die Zeit völlig vergessen. Meine Mum wollte sich verabschieden und ich geleitete sie zur Haustür. Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und lächelte dann verschwörerisch. „Was?“, fragte ich etwas irritiert. „Ich glaube dein Juka ist ein wirklich toller Mann. Schlaf gut und bis bald.“ „Danke, das weiß ich…tschau.“ Noch immer etwa lädiert gesellte ich mich wieder zu meinem Mann. Auch Fabi war noch Mal aus seinem Zimmer gekommen. Juka kniff die Augen feindselig zusammen und funkelte mich an. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um nicht loszulachen. Schon klar, er versuchte mir ein schlechtes Gewissen zu machen, weil ich ihn mit meiner Mum allein gelassen hatte, aber ich konnte ihn so beim besten Willen nicht ernst nehmen. Ich zündete mir noch eine Zigarette an und setzte mich zwischen Fabi und Juka. Mein kleiner Bruder wirkte noch immer irgendwie verstört. „Glaub Fabi steht auf Männer“, flüsterte ich meinem Liebsten freudig zu, jedoch so, dass Fabi es hören konnte und Jukas Gesichtszüge entspannten sich wieder ein bisschen. „Und du glaubst jetzt, dass du so ablenken kannst?“ Ich nickte und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Juka kniff mir in meine noch immer schmerzenden Oberschenkel und verfiel in eine Art Lachen und musste ebenfalls vor Schmerz aufschreien. „Du kannst echt richtig arschig sein…sorry Schatz, aber das mit Fabi war wichtig.“ Jetzt lächelte er mich selbstgefällig an und ich fragte mich was das schon wieder sollte. „Irgendwie steh ich drauf dich ab und an zu quälen.“ „Mhh, is mir nich entgangen.“ Juka verabschiedete sich dann auch ins Bett und ich wollte nachkommen, sobald sich Fabi ein bisschen beruhigt hatte. „Okay,….hast du dir auch schon mal Pornos reingezogen? Ich meine nich diese dummen billigen…es gibt ja mittlerweile schon echt gute.“ Mit weit aufgerissenen Augen sah mich mein Brüderchen an und schüttelte heftig den Kopf. „Ähm nein…wie gesagt, ich fand das Thema bisher eher komisch und naja…nen schlechten Porno hab ich wohl auch bei meiner Mutter.“ Ich seufzte. Da musste ich wohl doch echt tiefer ansetzen. Ich durchforstete die Medienbibliothek meines Tablets und fand schnell wonach ich suchte. „Bereit?“, fragte ich dann? „Ähm…bereit wofür?“ Ich nickte gen Bildschirm. „Jule und Malen kennst du ja…sie wollten unbedingt miteinander rummachen und dabei gefilmt werden. Is nichts schlimmes, versprochen…nur schau‘s dir an und sag mir, was du dabei fühlst…macht es dich an oder eher nich…“ „Lukas, ernsthaft? Weiß nich, ob ich das so cool finde.“ Ich grinste und drückte play. Diesen Film hatte ich vor ein paar Jahren mit Flo gedreht und dieser Gedanke ließ den Schmerz kurz aufflammen, jedoch verebbte er auch schnell wieder. Jule knutschte nur ein bisschen mit Malen rum und ich schielte zu Fabi rüber, dennoch blieb seine Miene unergründlich. Da ich ihn nicht mit Pornos abschrecken wollte, zeigte ich ihm als nächstes einen Ausschnitt aus King Cobra, das kam einem Porno schon verdammt nahe und selbst mir wurde ein bisschen heiß, als ich Keegan Allen und James Franco bei ihren heißen Zungenküssen zusah. Dieses Spielchen führten wir noch eine Weile und immer dann, wenn sich zwei echt heiße fast nackte Männer auf dem Bildschirm räkelten, zeigte auch mein lieber kleiner Bruder etwas Regung. Oder sollte ich lieber Erregung sagen? Amüsiert grinste ich in mich hinein. „Okay, ich glaub ich hab dich genug gequält…“, scherzte ich, doch auf einmal schaute mich Fabi mit sehnsuchterfülltem Blick an. „Fühlt es sich so an, wenn du Juka küsst…ich meine…wie soll ich sagen…ich fand’s schon irgendwie heiß. Aber ich meine wie erträgst du das bei Juka?“ „Was meinst du warum ich dauernd mit ihm im Bett bin…nur so ertrage ich es. Aber das klingt so, als wäre das etwas Schlimmes. Das, was du gerade fühlst Süßer nennt sich Lust. Und glaub mir, bist du dieser Lust einmal verfallen kann es wunderschön sein.“ Fabi zündete sich eine Zigarette an. „Wow, zu viele Infos…vielleicht sollte ich das ausprobieren.“ „Darf ich dich was fragen?“ Er nickte. „Gibt es jemanden, den du gern küssen würdest?“ Wieder nickte Fabi. „Und an diesen jemand habe ich gerade immer denken müssen, aber ich bin noch nich so weit…sag mal was anderes, seid ihr Silvester hier oder in Tokio?“ „Eigentlich würde ich übermorgen gern zurückfliegen…warum, willst du mitkommen?“ Ein leicht süffisantes Grinsen breitete sich auf Fabis Gesicht aus und begriff sofort. „Wäre cool…nur wenn‘s euch nich stört.“ „Quatsch…aber jetzt sollten wir echt Mal pennen geh’n. Gute Nacht.“ Ich zwinkerte ihm zu und begab mich zu meinem hübschen Mann ins Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)