O(h) und A(h) Romanze von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 5: Folge 5 (Die Demütigung) ----------------------------------- „Was sagst du eigentlich dazu, Oscar? Wird Marie Antoinette klein beigeben und der Dubarry zu ihrem großen Sieg verhelfen?“ „Höre auf André!“ Oscar tat es leid, dass sie ihn anfahren musste, aber die ganzen Hofintrigen gingen ihr einfach gegen den Strich. Marie Antoinette, die Kronprinzessin und zukünftige Königin von Frankreich richtete noch immer kein Wort an die Mätresse des Königs. Sogar die Anordnung des Königs hatte sie ignoriert! Die Menschen in Versailles begannen schon langsam Wetten darüber abzuschließen, wer von den beiden denn siegen würde. Dass André dazu auch zählte, hätte Oscar von ihm nicht erwartet und war deshalb aufgewühlt. Sie verließ mit langen Schritten das Schlossgewölbe und nahm den Weg zu dem Garten, wo Marie Antoinette in Begleitung von den unverheirateten Töchtern des Königs und nach erneuten Begegnung mit Madame Dubarry einen Spaziergang unternahm. Die besagten drei Damen konnten die Mätressen abgrundtief nicht ausstehen, weil sie eine dunkle Vergangenheit hatte und aus ärmlichen Verhältnissen stammte. Die Kronprinzessin ließ sich von ihnen beeinflussen, was die drei natürlich ausnutzten, sie noch mehr auf ihre Seite zogen und somit den Zwist noch mehr anheizten... „Es tut mir leid, Oscar.“ André holte seine langjährige Freundin ein und entschuldigte sich. Diese hatte seine Anwesenheit vorerst nicht wahrgenommen. „Was tut dir leid, André?“, fragte sie ihn deshalb leicht irritiert. Ihre Gegenfrage verwirrte dagegen André. Wusste sie das etwa nicht mehr? Weshalb hatte sie ihn dann angefahren?! Aber er wäre nicht er, wenn er ihr dafür Vorhaltungen machen würde. „Das was ich dir wegen dem großen Sieg vorhin gesagt habe.“, wiederholte er deshalb geduldig und gelassen. Ach, das war das! „Ich bin dir nicht mehr böse.“, erwiderte sie ihm daher kühl und beruhigte ihr aufgewühltes Gemüt. „Beim nächsten Mal aber überlege dir es vorerst was du sagst. Ich will nämlich nicht, dass du auch zu diesen Intriganten zählst, die nur darauf warten, wenn Marie Antoinette ein Fehler macht!“ Das beschäftigte sie also! „Das werde ich, Oscar, versprochen“, versicherte er ihr und beließ es dabei, was Oscar glücklicherweise zufriedenstellte. Sie hatte ja schon genug damit zu tun, auf die Kronprinzessin achtzugeben und da hätte es ihr gerade noch gefehlt, wenn André es ihr mit seinen zweifelhaften Aussagen noch schwerer machte. Es war gut, dass er einen Einsehen hatte und nicht zu der Sorte von Intriganten gehörte. - - - - Endlich! Endlich hatte Marie Antoinette am Neujahresfest mit der Mätresse des Königs gesprochen! Zwar waren das nur sieben kleine Wörter und es hatte sie immense Überwindung gekostet, sie auszusprechen, aber dennoch hatte sie es getan und der Zwist war damit beigelegt! „Trotzdem hatte sie mir Leid getan.“, meinte Oscar, als sie während des Frühstücks ihrem Freund über die gestrigen Ereignisse am Neujahresfest erzählte. Marie Antoinette hatte sich so gedemütigt gefühlt, wie noch nie in ihrem Leben, weil die Dubarry ihren Sieg nun in vollen Zügen auskostete und hatte auch triumphiert dabei gelacht. Welch eine Schmach! Die Kronprinzessin war dann auf ihre Gemächer geflüchtet und Oscar hatte sie getröstet. „Sie hat alle Vorzüge, die eine zukünftige Königin braucht und ich habe mir geschworen, den Rest meines Lebens treu an ihrer Seite zu dienen“, fügte sie selbstsicher hinzu und nahm einen Schluck Tee. „Und ich werde das Gleiche bei dir tun.“ André biss in die mit Wurst belegten Scheibe Brot und hätte sich beinahe an Oscars direkten Blick verschluckt. Schnell trank er Tee, um den Bissen herunterzuspülen. „Was ist, Oscar?“ Er dachte, er hätte schon wieder etwas falsches gesagt, aber Oscar belehrte ihn eines besseren: „Das musst du nicht tun.“ Von einer Seite betrachtet, diente er ihr schon seit sie sich kannten, aber sie brauchte ihn mehr als einen Freund und Gefährten an ihrer Seite. André verstand das und lächelte angetan. Er hatte ein nettes Lächeln, musste Oscar sich unwillkürlich eingestehen und kam nicht umhin, ihm das Lächeln zaghaft zu erwidern. Wie schön, dass sie sich immer so gut verstanden. Dann spürte sie plötzlich seine Hand auf ihrem Handgelenk. „Nein, das muss ich nicht, aber ich tue es gerne Für dich. Wir sind doch Freunde.“ „Ja, das stimmt.“ Vielleicht lag das an dem aufrichtigen Klang in seiner Stimme oder dem sanften, freundlichen Blick seiner grünen Augen, die Oscar für einen kurzen Wimpernschlag auf ihrem Platz innehalten ließen. Auf jeden Fall konnte sie ihm nicht einfach so ihre Hand entziehen – das war einfach ein angenehmes Gefühl, das sie schon in ihrer gemeinsamen Kindheit oft verspürt hatte. Das war das Gefühl nach Freude, nach Glückseligkeit und nach Sicherheit, weil er immer bei ihr war und für sie immer da sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)