O(h) und A(h) Romanze von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 9: Folge 9 (Der König stirbt) ------------------------------------- Wie konnten die Menschen so selbstsüchtig und intrigant sein?! Der König, Louis XV lag im sterben und die Höflinge hatten nichts besseres zu tun, als schon seine Tage zu zählen und auf das neue Königspaar sich vorzubereiten! Was ging denn in ihren hohlen Köpfen überhaupt vor?! Oscar wäre am liebsten vor Wut ausgerastet! Aber nein, sie musste die Nerven behalten und für Ordnung sorgen – so wie ihre Pflicht als Kapitän des königlichen Garderegiments es von ihr erforderte! Oscar streckte ihr Gesicht dem Nachthimmel empor, zog scharf die Aprilluft ein und atmete ihn langsam wieder aus. Es war doch ein guter Gedanke, eine Pause zu machen und auf Balkon ihres Gemachs in Versailles für kurze Zeit rauszugehen. „Ich mache mir Sorgen. Wie soll es weitergehen? Der Gesundheitszustand seiner Majestät wird nicht besser“, hörte sie neben sich eine Stimme leise sagen und nickte nur einvernehmlich zu. Oscar hatte fast nicht mehr daran gedacht, dass André auch noch da war. Wenigstens er war ihrer Meinung und es war ein beruhigendes Gefühl, dass sie nicht alleine da stand. Plötzlich spürte sie eine Bewegung und dann ein leichtes Gewicht um ihre Schultern. In einem anderen Fall hätte sie Andrés Arm von sich geschoben, aber gerade jetzt empfand sie diese Geste von ihm als tröstend. Nun aber musste sie gehen und ihre Stellung bei den Gemächern des Kronprinzen und der Kronprinzessin wieder beziehen. Dennoch wusste sie, dass sie auf ihren Freund immer zählen konnte und sie musste sich doch noch eingestehen, dass seine Anwesenheit ihr schon gut tat. Sie war froh, ihn an ihrer Seite zu haben, auch wenn die Umstände gerade nicht zu Freude beitrugen. - - - André krempelte seine Ärmel hoch, nahm ein Taschentuch und tauchte ihn in das Wasser, das in der Schüssel auf einem Tisch in Oscars Salon in Versailles stand. Dabei seufzte er tiefsinnig, wrang das Tuch aus und betupfte vorsichtig die blutende Schramme auf Oscars Wange. „Das brennt!“, zischte sie zwischen zusammengepressten Zähnen, aber blieb dennoch reglos und angespannt sitzen. „Ich hätte mitkommen sollen“, erwiderte dagegen André und fragte sich insgeheim, warum Oscar überhaupt so eine offensichtliche Verletzung zugelassen hatte?! Sie hätte nicht zu der Mätresse des Königs gehen sollen! Madame Dubarry hatte Oscar bei der Inspektion der königlichen Soldaten gleich am frühen Morgen zu sich rufen lassen und nun durfte André ihre Wunde versorgen, die durch einen Dolch entstanden ist. „Nein, es war schon richtig, dass ich alleine zu ihr gegangen bin. Und es ist auch nichts weiter passiert – der Kratzer wird ja wieder verheilen.“ Oscar schmerzte zwar die Wunde, aber da Dubarry mit ihrem Dolch nicht tief eingeschnitten hatte, würde später nicht einmal eine Narbe zurückbleiben. Die Mätresse des Königs wollte sie für sich gewinnen, weil seine Majestät im sterben lag und ihr dabei bewusst war, dass ihre Macht am Hofe damit schwand, wenn er sterben würde. Oscar jedoch hatte abgelehnt und Dubarry hatte darauf ihren Dolch gezückt. Was Oscar natürlich nicht eingeschüchtert hatte, sie selbst den Dolch nahe kam und sich so die Schramme auf ihrer Wange zugezogen hatte. Dubarry hatte daraufhin erschrocken den Dolch fallen gelassen und Oscar ihren Salon gleich verlassen. Nun saß sie hier in ihren eigenen Gemächern und ließ die Wunde von ihrem Freund reinigen. Und wieder musste Oscar insgeheim zugeben, dass sie bei Andrés Behandlung sich wohl fühlte und im tiefsten Winkel ihres unnahbaren Herzens es genoss. Irgendwann würde sie sich dafür revanchieren, denn er war nicht nur ein Freund für sie – in ihrer gemeinsamen Kindheit hatten sie Leid und Freude geteilt, waren beinahe unzertrennlich und so sollte es auch weiter, bis in alle Ewigkeiten bleiben! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)