O(h) und A(h) Romanze von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 22: Folge 22 (Die Kette) -------------------------------- Frankreich, Oktober 1781. „Es ist ein Junge, André! Die Königin hat endlich einen Thronfolger geboren! Das Volk hat schon so lange auf einen Thronfolger gewartet und nun gibt es wieder Hoffnung für Frankreich.“ In der Tat... Oscar stand die Freude über diese langersehnte Neuigkeit im Gesicht geschrieben. „André, lass uns ein Becher Wein zu Ehren des jungen Prinzen trinken. Komm reiten wir zu einem Gasthof!“ „Wie Ihr wünscht, Kommandant.“ André salutierte spaßend im Sattel. „Folgt mir nur einfach.“ So fröhlich hatte André Oscar schon lange nicht mehr gesehen. Er führte sie zu einem einfachen Gasthof in Paris und fühlte selbst Freude aufsteigen. Aber nicht nur wegen der Geburt des Prinzen und Thronfolgers, sondern auch weil Oscar glücklich war. Die ausgelassene und feierliche Stimmung all der Menschen steckte sie an und trug seinen Teil dazu bei. Sie feierten mit ihnen zusammen, tranken Wein und wenn das eine Glas leer war, wurde es nachgefüllt. Es war auch nicht von Bedeutung, dass Oscar die einzige aus adliger Herkunft unter ihnen war. In die Gaststube kamen immer mehr Gäste um auf die Geburt des Prinzen anzustoßen. „Es wird langsam enger hier“, bemerkte Oscar mit noch immer guten Laune. „Lass uns nach draußen gehen und dort weiter feiern.“ Oscar wollte den letzten Schluck trinken, als jemand sie unbeabsichtigt stieß und die letzten Tropfen vom Wein auf ihre Uniform landeten. „Passt doch auf“, schimpfte André leicht verärgert und versuchte den Fleck auf Oscars Uniformjacke mit seinem Taschentuch trocken zu tupfen. Dann wurde Oscar erneut unbeabsichtigt von jemanden gestoßen und landete direkt in Andrés Armen. Diesmal schimpfte André nicht. Er hielt Oscar an sich und sah mit rotglühenden Wangen direkt in ihre wunderschöne blauen Augen. Auch Oscars Wangenknochen überzog ein zartes rot und sie hielt für Bruchteilen wenigen Sekunden inne. „Wir gehen lieber gleich nach Hause“, murmelte sie und André war einverstanden, auch wenn es ihm gefallen hatte, sie so in seinen Armen fest zu halten. Auf dem Anwesen schimpfte Sophie über die verdreckte Uniformjacke, aber weder Oscar, noch André nahmen das richtig zu Kenntnis. Noch immer kreiste ihnen die Szene im Gasthof vor den Augen und verursachte ein angenehmes Prickeln auf ihrer Haut. Besonders Oscar versuchte das zu begreifen und zu verarbeiten. In dieser Nacht konnte sie nicht mehr richtig schlafen und am nächsten Tag ging es ihr auch nicht besser. Irgendwie konnte sie André nicht mehr wie einen Freund und Gefährten seit Kindertagen betrachten. Etwas war zwischen ihnen geschehen und Oscar versank immer mehr darüber in Grübeleien. Eines Abends spielte Oscar am Klavier in ihrem Salon und dachte über ein Gespräch zwischen ihr und André über die Königin nach. „Seit einer Weile steigt die Zahl derjenigen, die schlecht über die Königin sprechen. Nach dem sie Tagelang unterwegs gewesen waren, um von ihr zu einer Audienz empfangen zu werden, wurde es ihnen jedoch nicht gestattet zu ihr zu gehen. Einige beschweren sich darüber, dass die Königin ihre Pflichten vergisst, die sie als Mitglied der königlichen Familie hat“, hatte André gesagt und auch wenn Oscar bewusst war, dass er recht hatte, wollte sie das nicht akzeptieren. Wuchtig donnerte Oscar auf die Klaviertasten und brach ihr Musikstück ab. „Schweig endlich, hörst du! Ich will nichts mehr davon hören!“ Sie ging ans Fenster, wo der Regen anfing gegen die Fensterscheiben zu klopfen. „Sieht sie denn niemand, wenn sie so ungezwungen mit ihren Kindern spielt? Seit langem habe ich nicht mehr so ein glückliches Lächeln gesehen.“ Anscheinend nicht. Denn in Versailles musste Oscar immer mehr unzufriedenen Untertanen des Schlosses verweisen und immer mehr gab sie André recht. Wieder spielte sie eines Abends am Klavier in ihrem Salon, aber diesmal stand André in der Nähe und erzählte ihr über etwas ganz anderes: „Es heißt, England habe die Unabhängigkeit Amerikas anerkannt. Die ersten französischen Soldaten sind inzwischen nach Paris zurückgekehrt. Ich dachte, es wäre besser, es dir zu sagen. Vielleicht war es aber auch falsch. Gute Nacht, Oscar.“ Und das war es? „André.“ hielt Oscar ihn auf. „Ich werde morgen nach Trianon reiten. Ich will die Königin bitten, die Audienzen wieder aufzunehmen. Das halte ich unbedingt für notwendig, sonst wird der Grab zwischen ihr und dem Adel immer tiefer und das hätte nur böse Folgen.“ André nickte ihr einvernehmlich zu. „Ich wünsche dir eine gute Nacht.“ Der Besuch bei der Königin brachte allerdings nicht viel und Oscar war noch niedergeschlagener. „Seit sie Mutter geworden ist, wirkt sie noch schöner als früher. Ich habe das Gefühl, dass sie gerade die glücklichste Zeit ihres Lebens verbringt und das gönne ich ihr. Deshalb hab ich beschlossen, ihr mein Rat erst später zu geben“, erzählte sie ihrem Freund auf dem Weg zum Anwesen. „André, ich brauche etwas zu trinken, lass uns in ein Gasthof gehen.“ Im Gasthof kam es allerdings zu einer Schlägerei, wegen einer Begegnung mit Robespierre. Er hat sie als Kommandant des königlichen Garderegiments entlarvt und das rief ein großes Missfallen bei den Gästen aus. Das Volk explodierte schon, als es das Wort „Adel“ hörte und so wurden Oscar und André angegriffen und aus dem Gasthof verjagt. „Da kannst du vom Glück reden, dass sie nicht gemerkt haben, dass du eine Frau bist“, scherzte André auf dem Heimweg. Ihm schmerzten alle Knochen und noch mehr schmerzte ihm das Herz, dass Oscar genauso geschlagen wurde wie er. „Aber glaube mir, ich sehe immer in dir die Frau, auch wenn du die Uniform trägst. Du bist eine Frau“, waren seine Gedanken gewesen. Auf dem Anwesen kamen sie erst spät Nachts an, als alle bereits schon schliefen. „Ich gehe schon mal auf mein Zimmer“, sagte Oscar und André half ihr die Treppen hoch und stützte sie bis zu ihrem Schlafzimmer. Er hatte sie den ganzen Heimweg gestützt und hätte das gerne noch mehr getan. „Ich bringe frisches Wasser und Tücher.“ Die Blessuren und Schrammen müssten ja gereinigt werden. Oscar begann schon ihre Uniformjacke auszuziehen und anstelle zu gehen, verharrte André reglos. „Kann ich dir behilflich sein?“ „Nein, es geht schon“, krächzte Oscar und reichte ihm die Uniformjacke, die er auch ergriff. Dabei umschloss er ihre zartgliedrige Finger und Oscars Augen weiteten sich ob dieser Berührung. Es erinnerte sie wieder an das angenehm prickelnde Gefühl von damals, als sie unbeabsichtigt in seinen Armen gelandet war. „Oscar?“ Seine sanfte Stimme ließ sie erschauern und ihre Wangen glühten wieder rot. Was geschah schon wieder mit ihr? Warum fühlte sie sich gefesselt und schwach? „Was ist, André?“ Ihre Stimme kam kaum hörbar von den Lippen. „Spürst du das auch?“, fragte er leise. „Diese Wärme? Dieses magische Gefühl nach Geborgenheit?“ „Ja...“ Wenigstens war sie nicht alleine, der es genauso erging. Das war sogar erleichternd und ihre Mundwinkel zogen sich leicht nach oben zu einem Lächeln. Sie wusste zwar noch nicht genau, was das war, aber es fühlte sich schön an. André zog sie noch näher an sich, Oscars Uniformjacke fiel ihm dabei aus den Händen zu Boden und sein Gesicht nährte sich immer mehr dem ihren. „Oscar, sag doch etwas...“ Ja, sie sollte etwas sagen oder ihn von sich schieben, aber nicht schweigen. „André...“, mehr war Oscar nicht fähig zu sagen. Ihr Herz schlug immer schneller, in ihrem Kopf rauschte es immer wilder und als er ihre Lippen mit den Seinen berührte, war es um sie geschehen. Ihre Lippen öffneten sich, ließen seine Zunge eindringen und dann brach er ab. „Es tut mir leid, Oscar...“ Was tat ihm leid? Das verstand sie nicht, denn nach seinen Worten zu urteilen, hatte er das gleiche Gefühl nach Geborgenheit und Zuneigung wie sie. „Sage es mir, André. Sag mir, was ich dir bedeute“, bat sie ihn unsicher und mit Nachdruck. André sammelte seine ganze Mut zusammen. „Du bedeutest mir alles, Oscar. Ich kann nicht ohne dich leben, aber genauso wenig kann ich dich nicht leiden sehen. Deswegen tut es mir leid, wenn ich dich jetzt irgendwie verletzt oder bedrängt habe.“ „Das hast du nicht. Ich fühle mich wohl.“ Abgesehen von den Verletzungen und den schmerzenden Knochen nach der Schlägerei, aber das war schon lange in den Hintergrund gefallen. Sie sah nur André ins Gesicht, das Feuer im Kamin spiegelte sich in seinen Augen und nach seinen Geständnis war sie zu tiefst gerührt. Aber das war nicht alles. Sie hatte das Gefühl, dass etwas fehlte und er ihr nicht alles gesagt hatte. André verstand ihren fragenden Blick, küsste sie erneut auf den Mund und flüsterte dabei: „Ich liebe dich, mehr als mein Leben... Ich habe dich schon immer geliebt, Oscar...“ Liebe... Das war das also... Dieses Gefühl nach Geborgenheit und Zuneigung, die er beschrieben hatte... Aber liebte sie ihn auch? Oscar ließ sein Kuss erneut zu. Ja, das wäre möglich... Denn sonst würde ihr das gar nicht gefallen und sie würde sich in seinen Armen nicht so geborgen und wohl fühlen. Also liebte sie ihn genauso wie er sie. Diese Erkenntnis beflügelte sie gleichermaßen wie sein zarter Kuss, der immer leidenschaftlicher wurde und in ihr das Feuer der Begierde entfachte. „Ich liebe dich auch, André... Nur mit dir will ich von nun an leben... und nur dir will ich gehören...“ Wie schön doch diese Worte sich anfühlten und noch schöner fühlte es sich an, als Andrés Hände begannen ihren Körper zu erforschen und seine Küsse sie endgültig um den Verstand brachten. In dieser Nacht sollte er ihr seine Liebe zeigen und aus ihr eine Frau machen. Seine Frau und dann würde sie niemand mehr jemals trennen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)