O(h) und A(h) Romanze von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 38: Folge 38 (Scheideweg des Schicksals) ------------------------------------------------ „Wir haben einen äußerst schwierigen Auftrag zu erfüllen. Unsere Abteilung hat den Befehl, sich um acht Uhr in den Tuilerien einzufinden. Unsere Aufgabe ist es, die Aufständischen unter Kontrolle zu halten und wenn es nicht anders geht, auf die Menge zu schießen. Aber soweit darf es nicht kommen. Viele von euch werden Verwandte unter den Anwesenden haben... und wenn ich den Befehl zum Schießen geben muss, werdet ihr ihn vermutlich nicht befolgen. Das kann ich gut verstehen. Ich will ganz offen zu euch sein. Ich befinde mich an einem Scheideweg. So, wie es bisher gewesen ist, kann es nicht weitergehen. Aus diesem Grund trete ich von meinem Posten als euer Kommandant zurück. Ich kann es nicht mit meinem Gewissen verantworten, auf unschuldige Menschen schießen zu lassen. Nicht vor meinem Gewissen und nicht vor dem Mann, den ich liebe, dem ich vertraue und von dem ich weiß, dass er niemals gegen sein eigenes Volk stellen würde. Ich will bei ihm sein. Wenn er es für richtig hält, an der Seite des Volkes zu kämpfen, dann werde ich das auch tun. Es gibt keinen anderen Weg für mich. Ich werde an seiner Seite das Leben einer Frau führen. Ich wollte dass ihr alle wisst, woran ihr bei mir seid.“ Oscar... Hatte sie das wirklich gesagt? Vor der ganzen Söldnertruppe? André war hin und her gerissen – zwischen Stolz, Freude und Liebe zu der Frau, die er schon sein ganzes Leben lang liebte und die noch vor wenigen Stunden in seinen Armen gelegen hatte. Nach all den Jahren hatte sie ihm endlich ihre Liebe gestanden und auch erwidert. Irgendwo im Wald und nach Einbruch der Nacht, hatte sie sich nach ihrem Geständnis mit ihm vereint und schönste Stunden in Leidenschaft verbracht. Nun offenbarte sie allen ihren Soldaten, dass sie mit ihm zusammen war. Sie war sogar bereit, das Leben eines Mannes aufzugeben, um mit ihm an ihrer Seite das Leben einer Frau führen zu können. Oscar kehrte auf einmal ihren Soldaten den Rücken und sah ihn mit ihren wunderschönen, blauen Augen an. „André, du bist mein Mann, zeige du mir den Weg und ich werde dir folgen“, beendete sie und André war endgültig die Sprache abhandengekommen. So offen hatte er sie noch nie reden gehört. Die Nacht der Liebe und der Leidenschaft zwischen ihnen, die noch wie ein Nachhall ins seinem Kopf durchstreifte und seinen Körper angenehm erschauern ließ, hatte anscheinend vieles geändert. Es war ihr Ernst, an seiner Seite das Leben einer Frau zu führen, das spürte er, aber dass sie ihm die Entscheidung überließ, hätte er nicht erwartet. Denn eigentlich war sie diejenige, die immer Entscheidungen traf und er war meistens derjenige, der ihr folgte. Aber jetzt waren die Rollen getauscht, jetzt wollte sie ihm folgen und fragte nach seiner Entscheidung. Was konnte er ihr darauf antworten? Er war es nicht gewohnt, für sie die Entscheidung zu übernehmen und über sie zu bestimmen... Aber nun war er ihr Mann, das hatte sie gerade selbst verdeutlicht und sogar vor den Augen der Söldner, ihre Liebe zu ihm versichert... André suchte nach ein paar passenden Worten, aber fand keine. Er hörte, wie Alain ihm die Entscheidung abnahm und zu Oscar sagte, wenn ihr Herz für das Volk schlüge, dann konnte sie genauso die Seiten wechseln und mit ihrer Truppe sich den Aufständischen anzuschließen. Die anderen Söldner bekräftigten die Aussage von Alain und riefen euphorisch, sie sollte sie führen. Oscar war überrascht und gleichzeitig von ihren Soldaten angetan, dass sah André ihr an. „Was sagst du?“, fragte sie ihn und André traf nun auch seine Entscheidung. „Ich bin der gleichen Meinung wie Alain.“ Oscar überlegte auch nicht lange und nickte zustimmend. Nach den Glückwünschen von Alain, dafür, dass sie beide ihr gemeinsames Liebesglück doch noch gefunden hatten, begaben sich alle ins Waffenlager, um genug Gewehre zu nehmen und dann aufbruchbereit auf ihre Pferde zu steigen. Eins nach dem anderen verließen die Söldner das Quartier, bis nur Oscar und André übrig blieben. Nur für einen kurzen Augenblick, um einen Kuss auszutauschen. „Zusammen werden wir es schaffen“, sagte André, bevor er ihre Lippen mit einem innigen Kuss umschloss. „Ja, bleibe immer bei mir...“, hauchte Oscar in den Kuss hinein, legte ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn mit noch mehr Leidenschaft. So als hätten sie vor wenigen Stunden nicht genug von einander bekommen und so, als würde es ihre letzte Zweisamkeit sein... „Ich bin immer bei dir, ich lasse dich nie alleine...“, versicherte André ihr und unterbrach den Kuss. „Ich liebe dich über alles, mein ganzes Leben lang...“ Diese Liebesworte hatte er eigentlich schon heute, in ihrer gemeinsamen Liebesnacht gesagt, aber sie rührten Oscar trotzdem zu Tränen. „Mein André... Mein Mann... Ich liebe dich aus tiefstem Herzen...“ Noch ein letztes Mal berührten ihre Lippen die seine, noch ein letztes Mal tauschten sie einen zärtlichen Kuss und verließen dann auch das Quartier... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)