Zerrissen zwischen den Welten von Pureya ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Schon bald traf ich auf die erste aufgeschlitzte Dämonenleiche. Und auf die nächste. Sie waren ein perfekter Wegweiser. Lyana schien nicht viel davon zu halten sich unbemerkt durch ihre Reihen zu schleichen. Bald tauchte aus dem Rauch ein riesiges, grotesk anmutendes Gebilde auf. Es wirkte gebaut, aber auch irgendwie gewachsen. Das schwarze Metall aus dem es bestand zuckte leicht. Ich versuchte es nicht näher zu beachten. Lyana stand davor und wandte sich sofort in meine Richtung, als ich aus dem Rauch trat. "Keine Sorge, ich bin es nur", rief ich ihr vorsorglich zu. Die vielen Dämonenleichen um sie herum waren mir nicht entgangen. Sie winkte mich näher. "Ich weiß. Dämonen sehen anders aus. Beeindruckender." Ich verdrehte die Augen und holte beide Splitter hervor. "Wohin jetzt damit?", fragte ich. Die Dämonenjägerin zeigte mit einer Gleve auf das Bauwerk. "An den Seiten des Portals sind Vertiefungen für die Splitter. Setzt sie dort einfach ein." Ich kam der Aufforderung nach. Die Splitter sprangen mir fast von selbst aus der Hand und an ihren Platz. Ich spürte, wie die wirbelnde, dunkle Teufelsenergie mich umgab, während sie sich neben dem Portal ansammelte. Das scheinbar lebende Metall kam in Wallung und zuckte nun stärker und krampfhaft. Ich stand schnell auf und wollte zurück zu Lyana, die einige Meter entfernt abwartend stand. Da summte die Apparatur plötzlich laut auf. Ich drehte mich erschreckt zu ihr um und sah die hellgrüne Wand aus purer Teufelsenergie direkt auf mich zukommen. Bevor ich reagieren konnte überrollte sie mich. Etwas was ich noch nie gefühlt hatte umfing mich. Schwer. Widerlich. Erstickend. Kurz hatte ich den Eindruck lebendig von glühenden Zangen gehäutet zu werden, dann kam endlich eine gnädige Ohnmacht. Ich erwachte davon, dass mich jemand heftig schüttelte. "Kommt schon, wenn Ihr sterbt bekomm ich vermutlich Ärger", sagte eine penetrante Stimme. Ich schlug die Augen wieder auf und sah Lyana über mich gebeugt. "Ich lebe, ich lebe", sagte ich schwach und schob sie beiseite. Sie atmete hörbar auf und half mir dabei mich aufzurichten. "Was ist passiert?", fragte ich und hielt mir meinen Kopf. Er dröhnte so, als hätte ich mehrere Flaschen Mondschein getrunken. "Das Portal hatte eine Fehlfunktion. Es ist mit einem Schlag sehr viel Teufelsenergie ausgetreten und die hat Euch voll erwischt. Ich stand zum Glück ein wenig weiter weg", erklärte Lyana ungerührt. Ich blickte sie prüfend an. "Ihr wusstet, dass etwas schief gehen könnte", sagte ich misstrauisch. Sie zuckte mit den Schultern. "Ich ahnte etwas. Aber Euch geht es doch gut, also alles in Ordnung." Ich öffnete schon den Mund, um sie anzufauchen, aber ließ es dann doch bleiben und stand einfach auf. Meine Beine fühlten sich zwar unsicher an und mir war noch leicht schwindelig, aber sonst ging es mir gut. Ich drehte mich zu dem Portal um. In seiner Mitte glühte nun eine grüne, wabernde Kugel. "Fühlt Ihr Euch bereit hindurch zu gehen?" Ich atmete tief durch und horchte kurz in mich hinein. Alles schien wie immer zu sein. Ich nickte entschlossen. "Ihr werdet nicht viel Zeit haben, bevor die Legion Eure Anwesenheit auf dem Schiff bemerkt. Sobald Alarm geschlagen wird, werden zahllose Streitkräfte der Legion versuchen, durch dieses Portal an Bord des Schiffs zu gelangen. Das werde ich nicht zulassen. Ich werde dieses Portal bis zu Eurer Rückkehr verteidigen und gegnerische Verstärkung zurückschlagen. Es liegt an Euch, Azoran zu töten und sein Schiff zu vernichten. Uns bleibt nicht viel Zeit. Ihr müsst schnell und gnadenlos zuschlagen." Lyana hob ihre Waffen und wieder spürte ich ihren durchdringenden Blick. "Ich werde Euch und Dalaran nicht enttäuschen." In Gedanken fügte ich hinzu: 'Und auf keinen Fall Khadgar.' Dann zog ich Schwert und Schild und wandte mich dem Portal zu. Ich ging zu der wabernden Kugel, schloss die Augen und trat hinein. Wieder spürte ich wie die Teufelsenergie in mich eindrang. Zumindest war es diesmal deutlich weniger schmerzhaft. Plötzlich verschwand der Druck von meinem Körper. Ich öffnete meine Augen wieder und sah einen runden Raum, unverkennbar geschaffen von der Legion. Ich spürte wie der Boden vibrierte, vermutlich von starken Maschienen verursacht. Ich befand mich an Bord der Lichtbrecher. Leider war der Raum nicht verlassen. 4 Verderbnisbringer starrten mich überrascht an und brüllten dann kehlig los. Sie rannten mit erhobenen Äxten auf mich los. Zum Glück für mich behinderten sich ihre massigen Leiber gegenseitig und so schafften es nur 2 ihre Waffen auch gegen mich einzusetzen. Ich wehrte den einen Schlag mit dem Schild, den anderen mit dem Schwert ab, stieß beide zurück und konterte mit schnellen Schlägen. Ich schlug mich nicht schlecht, aber es wurde immer schwerer den unermüdlich auf mich einprasselnden Schlägen zu entgehen. Ich konnte irgendwann nur noch verteidigen und keine Schläge mehr anbringen. Die Lage begann aussichtslos zu werden. Ich stand inzwischen mit dem Rücken an einer der Wände, zumindest konnte mir so keiner in den Rücken fallen. Schweißtropfen standen mir auf der Stirn. Ich spürte jeden Schlag gegen mein Schild so hart, als hätte die Axt mich selbst getroffen. Die Verderbnisbringer schienen nicht müde zu werden, und ich hatte bereits zu viele harte Kämpfe an diesem Tag hinter mir. Ich erlaubte mir nicht zu verzweifeln. Stattdessen spürte ich wie die Wut wieder in mir hochkochte. Ich war wütend darüber, dass ich hier allein war, wütend, dass Khadgar seine eigene Stadt nicht selbst beschützen konnte, wütend darüber, dass diese arrogante Dämonenjägerin sich über mich lustig machte. Die Wut sammelte sich in meiner Brust, wurde unerträglich und schließlich brüllte ich sie hinaus. Eine Kugel aus goldenem und grünen Licht brach aus mir heraus, dehnte sich unglaublich schnell aus und warf die 4 Verderbnisbringer einfach um, als wären es Strohpuppen. Benommen lagen sie am Boden, unfähig aufzustehen. Ich stand über ihnen, verwirrt von dem was geschehen war. Dann schüttelte ich den Kopf, kam zurück ins Jetzt und machte jedem einzelnen den Gar aus, bevor sie sich wieder aufrappeln konnten. Unsicher blickte ich danach auf den Eidsucher und den Wahrheitshüter. Beide Waffen sahen aus wie immer. Ich sah die Runen und feinen Linien die das Licht auf ihre Oberfläche zeichnete. Keine davon hatte einen grünen Schimmer. Ich musste es mir eingebildet haben. Ich dankte dem Licht, dass es mich beschützt hatte und ging weiter, auf mein eigentliches Ziel zu. Ich fand Azoran eine Etage höher. Der dämonische Eredar schien in ein Ritual versunken zu sein. Mir wurde klar, dass dies bereits die Vorbereitung zum Vernichtungsschlag gegen Dalaran sein konnte. Schnell rannte ich auf ihn zu, doch bevor ich auch nur nah genug war um mein Schwert zu erheben erhob er plötzlich seinen Arm in meine Richtung. Eine unerbittliche Macht riss mich vom Boden hoch und hielt mich in der Luft fest. Ich bekam kaum noch Luft und japste hilflos. Nun wandte dieser Alptraum mir sein Gesicht zu. Er grinste bösartig. "Es scheint es hat sich Ungeziefer hier breit gemacht", lachte er. Der Griff seines Zaubers wurde noch fester. Ich konnte nicht mal mehr einen Finger rühren. "Meine Leibwächter werden wohl nachlässig. Aber, ich werde das Beste daraus machen und Euch als Spielzeug behalten." Er wandte sich wieder ab. "Doch zunächst, muss ich mich um wichtigeres kümmern." Er nahm das Ritual wieder auf. Entsetzt sah ich ihm zu. Konnte nichts tun, außer ihn zu beobachten. Nein! Es durfte nicht so zu ende gehen! Ich lehnte mich mit jeder Faser meines Seins gegen meine unsichtbaren Fesseln auf, schrie nach dem Licht und seiner Unterstützung. Aber es half nichts. Mir kamen die Tränen vor Frustration und Angst. Ja, jetzt fühlte ich Angst. Nicht um mich, aber um Dalaran, um Khadgar. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als wieder so viel Macht entfesseln zu können wie beim Kampf mit den Verderbnisbringern. Doch ich spürte wie Zweifel in meinem Kopf nagten. Ich hatte mir das grüne Licht nicht nur eingebildet. So sehr ich es auch glauben wollte, es war da gewesen. Die Farbe der Dämonenmagie. In dem Moment setzte Azoran zu einem unheimlichen Singsang an. Ich kannte die Sprache, welche er benutzte. Eredun, die Sprache der Dämonen in derer auch die Dämonenjäger sich unterhielten. Sie erzeugte eine Gänsehaut bei mir. Es nutzte nichts. Es war egal woher diese Macht kam. Die Zweifel verstummten, wurden übertönt von purer Panik davor zu versagen. Und dann spürte ich es wieder, eine Zusammenballung von Energie in mir, die plötzlich heraus brach. Mein Gefängnis wurde mit einem Schlag von mir fort gerissen und ich fiel zurück auf den Boden. Ich landete glücklich auf beiden Beinen und blickte auf. Azoran war verstummt und starrte in meine Augen. "Was hat das-?" Er kam nicht zu Ende, denn ich stürzte mich bereits auf ihn. Ich legte mein Herz und Sein in jeden Schlag. Jeder durchtrennte Muskel, jeder gebrochene Knochen feuerte mich noch mehr an. Schließlich lag der Kommandant der Lichtbrecher keuchend und zuckend am Boden. Ich trat näher an ihn heran. Zu meiner Überraschung lachte er lautlos. Seine leuchtenden Augen bohrten sich in meine. "Ihr denkt, Ihr habt gewonnen. Oh, aber Ihr wisst noch nicht, was Ihr verloren habt." Ich runzelte die Stirn. "Was meinst du damit, Dämon?" Wieder lachte er, diesmal unterbrochen von rasselndem Husten. "Tötet mich ruhig. Die Legion hat schon gewonnen." Ich erhob meine Klinge, ließ die Spitze in seinen Brustkorb gleiten und sah in sein Schmerz verzerrtes Gesicht. "Nicht so lange wir noch kämpfen", zischte ich und stieß in sein Herz vor. Der Eredar starb. Im Tod behielt er das höhnische Lachen. Ich sah nachdenklich auf ihn herab. Aber was kümmerte es mich was ein toter Dämon zu sagen hatte. Sie logen jederzeit wenn es ihren Zwecken nuzte. Ich spürte wie das Vibrieren der Maschinen schwächer wurde. Scheinbar hatte die Lichtbrecher ohne ihren Kommandant die Arbeit eingestellt. Ohne einen Wiederstand zog ich das Schwert wieder aus der Leiche. Zu meiner Beruhigung konnte ich wieder keinen grünen Schimmer auf der makellosen Klinge entdecken. Es mochte sein, dass ich Teufelsmagie gewirkt hatte, aber sicherlich waren das nur Überreste von der Fehlzündung des Portals gewesen. Und schließlich geschah es aus gutem Grund. Da fiel mir Lyana wieder ein. Ich musste schnell zurück, bevor sie von Dämonen überrant wurde. So eilte ich schnell wieder hinunter zum Portal und trat hinein. Als sich das bedrückende Gefühl endlich aufgelöst hatte war ich umgeben von Dämonenleichen. Seelenschinder und Verderbnisbringer lagen überall herum. Inmitten von ihnen stand Lyana und schaute abwartend zu mir auf. "Azoran ist tot", sagte ich. Lyana seufzte erleichtert. Sie trat näher zu mir. "Mit Azorans Tod wurde der Legion ein schwerer Schlag versetzt, von dem sie sich nicht so schnell erholen wird. Ihr habt Euch meinen Respekt verdient, Orava." Und sie reichte mir ihre Hand. Lächelnd ergriff ich sie mit meiner. Da spürte ich wie sich ihre Finger verkrampften. "Was ist das?", fragte sie hart. Verwirrt blickte ich mich um. Lyana entzog mir ihre Hand. "Ich habe etwas gespürt, nur kurz, aber... Habt Ihr Felmagie gewirkt?" Sie klang zweifelnd, als würde sie ihren eigenen Worten nicht ganz trauen. "Felmagie?" "Teufelsmagie, Dämonenmagie. Wie immer Ihr es nennen wollt. Sagt es mir! Habt Ihr Felmagie gewirkt?" Ich zögerte kurz und schüttelte dann entschieden den Kopf. "Nein, natürlich nicht. Azoran hatte mich mit Teufelsmagie angegriffen. Vielleicht habt Ihr Rückstände von seinen Angriffen auf mir gespürt." Lyana blieb noch ein paar weitere Momente angespannt stehen. Dann endlich kam sie wohl zu dem Schluss, dass es so gewesen sein musste. "Verzeiht mir. Es war ein Tag voller Sterben. Ich bin erschöpft." Ich nickte verstehend. Mir ging es nicht anders. Lyana wandte sich zum gehen. "Der brennende Kreuzzug musste heute einen schweren Schlag einstecken, aber unsere Arbeit ist noch lange nicht getan. Kehrt zurück zu Khadgar." Sie hielt kurz inne und wandte mir noch einmal den Kopf zu. "Und überbringt Ihm meinen Dank." Ihr grausames Lächeln erschien, dann verschwand sie in giftigen Rauchschwaden. Ich starrte auf das Massaker um mich herum. Ich war dankbar, dass es diese Dämonen nicht durch das Portal geschafft hatten. Aber nun wollte ich nichts lieber als weg von hier. Ich steckte 2 Finger in den Mund und Pfiff gellend 3 mal. Zunächst passierte gar nichts. Dann hörte ich vertrautes Flügelrauschen. Belore hatte mich mit seinen feinen Ohren gehört und versuchte mich nun in all dem Nebel zu finden. Ich pfiff erneut nach ihm und endlich sah ich ihn durch die Schwaden heran gleiten. Glücklich landete er vor mir und leckte mir aufmunternd über das Gesicht. Ich konnte nicht anders als aufzulachen. Ich fühlte wie die Anspannung von meinen Schultern fiel wie Steinplatten. "Gutes Tier", flüsterte ich immer wieder und kraulte das borstige Fell. Ich schwang mich in den Sattel und Belore hob ab. Trug uns weg von dem furchtbaren Gestank und den Schreien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)