Zerrissen zwischen den Welten von Pureya ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Leicht grummelig starrte ich zu dem schwarzen Turm hinauf. Alles hier gab sich Mühe ganz besonders uneinladend zu wirken. "Ich bin genausowenig erpischt darauf hierher zurück zu kehren", sagte Khadgar neben mir. Auch er musterte den Turm mürrisch. "Keine guten Erinnerungen?" Ich wusste, dass der Erzmagier wärend seiner Ausbildung viel Zeit hier verbracht hatte. "Ein paar", antwortete er wage. "Aber wir müssen die Legion von hier vertreiben. Karazhan birgt zu viele Geheimnisse und zu viel Macht um sie gewähren zu lassen." Ich nickte ergeben. Natürlich war ich nicht wirklich böse hier zu stehen. Khadgars Nachricht war mir sehr gelegen gekommen. Das ständige Aufschrecken ermüdete und zermürbte mich. Endlich hatte ich etwas anderes auf das ich mich konzentrieren konnte. "Räuchern wir das Nest allein aus?" Khadgar schüttelte den Kopf. "So sehr ich Euren Fähigkeiten vertraue, aber dies wäre wohl eine Nummer zu groß für Euch." Er lächelte warm zu mir herab. "Ich habe ein paar weitere Champions dazu gebeten. Alle haben sich schon bewiesen, deshalb gestatte ich mir ein wenig Optimismus." Seine Augen kehrten zum Turm zurück. "Na wenn das nicht der vielbeschäftigte Hochlord ist." Beim Klang der Stimme stellten sich meine Nackenhaare auf und ich drehte mich verblüfft um. Ein Jäger der Verlassenen näherte sich, umwabert von Nebelfetzen. Eine furchteinflößende Rüstung aus Drachenknochen verdeckte seine Gestalt, doch ich erkannte ihn sofort. Hätte ihn überall erkannt. "Caethingit?", fragte ich dennoch fassungslos. Als Antwort erhielt ich ein spöttisches Lachen. Natürlich, was fragte ich auch so dumm? Mein Körper entwickelte ein Eigenleben und noch bevor ich zum Nachdenken kam warf ich meine Arme um seinen Hals. "Was treibt dich hierher, alter Freund?", fragte ich und versuchte verzweifelt das breite Lächeln aus meinem Gesicht zu vertreiben. "Das Selbe wie dich schätz ich." Und er nickte zu Khadgar, der uns wohlwollend lächelnd betrachtete. Schnell lößte ich mich wieder von Caethingit, das Gesicht rot angelaufen. "Oh Ihr kennt Meisterjäger Caethingit bereits wie ich sehe. Umso besser." In dem Moment schälten sich 3 weitere Gestalten aus dem Nebel und wurden von Khadgar begrüßt. "Du spielst also immer noch sein Haustier?", hörte ich Caethingit flüstern. Ich verengte die Augen zu Schlitzen. Warum hatte ich auch etwas anderes erwartet? "Und du hängst immer noch an der Kette der Banshee Königin?", fragte ich spitz zurück. Caethingit zuckte mit den Schultern. "Zumindest kenne ich meinen Platz." Bevor ich mir eine Erwiederung einfallen lassen konnte war er an mir vorbei zum Rest der Gruppe gegangen. Ich seufzte stumm. Der Tag versprach fantastisch zu werden. Die anderen 3 waren ein Taurenkrieger, ein Blutelfen Magier und eine Pandarische Mönchin. Ich murmelte eine Begrüßung und nickte jedem zu als Khadgar uns vorstellte. "Magier aus Dalaran haben bereits magische Barrieren um den Turm errichtet. Nun kommt zumindest nicht noch mehr Abschaum hinein. Allerdings können wir nun nicht einfach durch das Haupttor hinein spazieren." Er wieß auf einen kleinen Nebenturm, von welchem eine erschreckend alte Brücke zum Hauptturm führte. "Wir nehmen den Hintereingang. In der Hoffnung eine Weile unentdeckt zu bleiben." Wir erstiegen den baufälligen Nebenturm. Auf den zersplitterten Treppenstufen begegneten uns mehrere Dämonenleichen. Ganz oben standen mehrere hochrangige Magier der Kirin Tor, welche einen blass lila schimmernden Abwehrzauber überwachten. Ihre Gestalt straffte sich leicht als Khadgar mit uns im Schlepptau herauf kam. "Keine ungewöhnlichen Aktivitäten, Erzmagier", meldete ein Blutelf unaufgefordert. Khadgar nickte und ging schweigend an ihnen vorbei auf die schmale Brücke zu. Kleine Steine lösten sich als wir sie überquerten und vielen nach einer Ewigkeit in den schmalen Bach sehr tief unter uns. "Früher war das der Eingang für Bedienstete und Waren." Ein halb verrostetes Gatter versperrte uns den Weg. Khadgar schaffte es mit einem Fingerschnippen aus dem Weg. "Nun denn." Wir betraten Karazhan. Der leicht ansteigende Gang in den wir gelangten war durchzogen von Spinnweben. Khadgar sah sich aufmerksam um. "Ich werde vorraus gehen, es versteht sich wohl, dass Ihr wachsam bleiben müsst. Ich spüre etwas... eine Präsenz, wie ich sie seit..." Seine Worte wurden immer leiser und waren scheinbar schon lange nicht mehr für uns bestimmt. Plötzlich verwandelte er sich in einen Raben und flog davon. Leicht enttäuscht starrte ich ihm hinterher. Ich hatte angenommen er würde mit uns nach Karazhans Dämonen suchen. Unhörbar seufzte ich und drehte mich zu den anderen um. "Nun wir wollen ihn nicht warten lassen", sagte ich leise, aber bestimmt und zog Schwert und Schild. Alle nickten. Wir folgten dem Gang in die Richtung in der Khadgar verschwunden war. Jeder Schritt verursachte einen furchtbaren Missklang in der Stille des Turms. Da weitete sich der Gang zu einer art Eingangshalle, doch bevor ich mich umsehen konnte zerriss ein Schrei mir fast die Trommelfelle. Hektisch sah ich zu den Anderen. Der Schrei kam von keinem von ihnen. Alle hielten sich die Ohren zu, außer Caethingit. Er hatte keine Sekunde gezögert und bereits einen Pfeil auf der Sehne. Er fing meinen Blick auf, zwinkerte mir zu und schoss den Pfeil ab. Ich folgte ihm mit den Augen, als er an meiner Schulter vorbei auf etwas hinter mir zuflog. Ich blickte direkt in eine grauenerregend verzerrte Fratze und brachte es nicht fertig einen Muskel zu bewegen. Hätte der Pfeil die Kreatur nicht mitten in die Brust getroffen und zurück geschleudert hätten mir deren messerscharfe Klauen ohne Zweifel das Gesicht zerfetzt. Einmal mehr hatte mir Caethingits Geistesgegenwart den Hals gerettet. Leider hatte der Pfeil das vor uns schwebende Ding, dass ich mangels eines besseren Wortes Geist nannte nur kurz irritiert und nicht außer Gefecht gesetzt. Ich schleuderte ihm einen Hammer aus Licht entgegen und wütend kreischend stürzte sich das Ding erneut auf mich. Doch auch meine Verbündeten hatten sich von ihrem Schock erholt und warfen dem Geist entgegen was sie hatten. Ich rammte eine Seite meines Schildes in den widerwärtigen Schlund und sah wie sich zeitgleich ein glühender Pfeil in seine Stirn bohrte. Ein letzter, japsender Schrei verklang und das Wesen lößte sich in Nichts auf. Eine kaum wahrnehmbare Stimme flüsterte: "Endlich frei" in meine Ohren. Nervös sah ich mich um. Der Kampflärm schien nichts anderes angelockt zu haben. "Wo lang jetzt?", fragte die Pandarin. Ich musterte unsicher den großen Torbogen auf dessen anderer Seite Licht glomm. "Ich würde sagen nach oben", hörte ich Caethingits Stimme hinter mir. Versteckt im Halbdunkel hatte er eine zum Teil zerfallene Holztreppe entdeckt. Ich ging zu ihm und versuchte das Ende zu sehen, aber es war einfach zu dunkel. "Angst in der Dunkelheit, Leuchtkäfer?", flüsterte der Verlassene so leise, dass nur ich es hören konnte und begann die knarrenden Stufen hinauf zu steigen. Ich winkte die anderen herbei und folgte dem Jäger, den Wahrheitshüter vor mich haltend, um zumindest ein wenig Licht zu haben. Die Treppe führte auf einen herunter gekommenen Balkon. Ich blickte hinab und hätte schwören können, dass wir bereits höher waren als wir es eigentlich sein sollten. Eine Holztür führte uns wieder nach innen. Früher mochte es ein Treppenhaus gewesen sein, doch die Zeit oder etwas noch mächtigeres hatte die Mauern und einen Großteil der Stufen zerschlagen. Halb durchsichtige Schemen schwebten zwischen den Trümmern herum. Glücklicherweise schienen sie von uns keine Notiz zu nehmen. Mich aufmerksam umschauend um nicht noch einmal überrascht zu werden ging ich voran dicht gefolgt von Caethingit und den anderen meiner Gruppe. Ich rechnete jederzeit damit, dass eine Stufe unter mir nachgeben und ich äußerst tief stürzen würde, aber nichts geschah. Dennoch konnte ich mir ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen, als das Treppenhaus in einem erstaunlich gut erhaltenen und riesigen Korridor endete. "Hatte der Hochlord etwas Angst zu fallen?", raunte mir Caethingit zu und sah sich ebenfalls um. Ich warf ihm einen Seitenblick zu der er überraschend erwiederte. "Keine Sorge. Ich hätte dich gehalten, Kleines." Und er zwinkerte mir zu. Hitze breitete sich in meinem Magen aus und stieg viel zu schnell in mein Gesicht. Bevor ich weg sehen konnte zuckte ein triumphierendes Grinsen über das Gesicht des Verlassenen. Diesen Kampf würde ich immer verlieren. "Ich befürchte die vielen arkanen Würmer bedeuten nichts gutes." Die Stimme des Magiers riss mich aus meinen Gedanken. Er hatte recht. Überall im Gang schwebten die schwach bläulich leuchtenden Wesen herum. In und um Silbermond waren sie ein normaler Anblick. Starke Magie lockte sie an. Während ich noch hinter einem der sich langsam fort schlengelnden Würmer nachsah erzitterte plötzlich leicht der Boden. Und kurz darauf erneut. Staub rieselte von den Balken herunter. Ich packte mein Schwert fester und nickte den anderen grimmig zu. Entschlossen trat ich in die Mitte des Ganges und sah dem im dunklen liegenden Ende entgegen. Die anderen versammelten sich hinter mir. Langsam glitten die arkanen Würmer an uns vorbei und strebten fort zur Quelle der lauter werdenden Beben. Im sanften Licht das ihre Körper ausstrahlten erschienen die Umrisse eines Kolosses. Sein Körper glänzte als wäre er aus Kristallen geformt worden. Scheinbar hatter er eine Möglichkeit seine Umgebung wahr zu nehmen, Augen konnte ich nicht erkennen, denn er hielt plötzlich inne und stieß dann in einem metallischen Ton hervor: "Die Menagerie ist nur für Gäste." Dann beschleunigte er seine Schritte. "Offenbar sind wir keine Gäste", grunzte der Taure. Ich nickte und warf mein Schild nach der Maschine. Mit einem befriedigenden Klonk traf er sie an die Brust und sprenkte Splitter heraus. Bevor er mein Schild greifen konnte flog es sicher zurück in meine Hand. Mit ausgestreckten Armen stapfte der Wächter auf mich zu. Zauber, Pfeile, Äxte und meine vom Licht entfesselte Macht prasselten auf ihn ein, doch obwohl mit jedem Schlag teile aus seinem Körper heraus brachen griff er unermüdlich weiter an. Mein Schildarm erzitterte immer härter. Ich biss die Zähne zusammen und rammte mein Schwert in eines seiner Beine. Tatsächlich drang ich tiefer ein als erwartet und das Bein zerfiel in unförmige Brocken. Der Wächter knickte zur Seite weg, mein Schild rutschte von seinem Arm und eine Kristallfaust traf meine Schulter so hart, dass ich zu Boden fiel. Glücklicherweise überstand ich den Aufprall deutlich besser als der Kristallkoloss. Sein Kopf zerbrach und eine deutlich leisere metallische Stimme murmelte: "Kurator ist nicht länger in Betr-ie-b." Dann bewegte er sich nicht mehr. Ächzend setzte ich mich auf. Sofort beugte sich die Pandarin besorgt über mich. "Alles gut?" Sie bewegte ihre Hände durch die Luft als würde sie etwas heraus ziehen wollen und tatsächlich erschienen plötzlich blassgrüne Schlieren die sich wie kleine Nebelschwaden um ihre Finger legten. "Nur meine Schulter", meinte ich. Sie nickte und lenkte den Nebel genau zu der vor Schmerz pochenden Stelle. Der Nebel drang durch meine Haut und sofort fühlte ich mich besser. Ich bewegte das Gelenk vorsichtig und nickte der Mönchin dankbar zu, bevor ich aufstand. "Weiter", sagte ich bloß und folgte dem Licht der Würmer. Als wir uns dem Ende des Ganges näherten war mir als würde ich eine Stimme hören. Ich drehte mich zu Caethingit um und runzelte fragend die Stirn. Er nickte, also bildete ich es mir nicht ein. Vorsichtig kamen wir näher und ich erkannte etwas wie die durchsichtigen Schemen in dem Treppenhaus doch viel deutlicher. Ein Mann stand vor genau dem Ding was wir so eben zerstört hatten und betrachtete es stolz. "Nun bist du bereit, den Turm ohne mich zu verteidigen." Seine Stimme klang nun ganz klar zu mir. Dann verblassten die Schemen bis nichts mehr zu sehen war. Ich blieb verblüfft stehen und wandte mich zu dem Magier um. "Ist das normal?" Er wiegte unsicher den Kopf hin und her. "Bei Magie und vorallem in dieser Masse kann man kaum von normal oder unnormal sprechen. Ich würde sagen für Karazhan ist das ziemlich normal." Ich nickte verstehend. Die Schemen waren zwar fort doch schien mir als würde vor uns etwas wie ein sehr feiner Schleier wabern. Es erinnerte mich an ein Portal. Unschlüssig eine Augenbraue hochgezogen ging ich näher heran. Ich streckte vorsichtig eine Hand nach dem kaum sichtbaren Wabern aus. Als meine Fingerspitzen sie berührte verschwamm plötzlich alles um mich herum. Ich verspürte keine Angst. Halb hatte ich damit gerechnet, dass es sich tatsächlich um ein Portal handelte. Die Welt wurde fast augenblicklich wieder klar, hatte sich aber komplett verändert. Der Gang war verschwunden und ich brauchte lange um zu verstehen wo ich mich befand. Die Welt stand Kopf. Wortwörtlich. Über mir sah ich einen gekachelten Boden während ich auf mit Spinnweben überzogenen Rundbögen stand. Während ich mich noch verblüfft umsah tauchten neben mir meine Verbündeten auf. Ihnen erging es wie mir. "Wo sind wir?", fragte die Pandarin und klammerte sich halt suchend an den Tauren neben sich. "Immer noch Karazhan", antwortete Caethingit und lief zu einer der Öffnungen. "Hier kommt man raus in eine Halle." Ich nickte und folgte ihm, die anderen hinter uns her. Auf einem gemauerten Rundbogen balancierend versucht ich nur nach vorn zu schauen. Die Architectur um mich herum bereitete mir Kopfschmerzen. Plötzlich wurde ich unsanft nach vorn gestoßen. Mir gelang es gerade noch das Gleichgewicht zu halten, als hinter mir ein Feuerball einschlug. Die Wucht hätte mich unweigerlich umgeworfen, wenn Caethingit mich nicht aufgefangen hätte. "Danke", keuchte ich atemlos und schaute mich besorgt zu den anderen um. Der Blutelf, welcher den Feuerball kommen sehen und mich aus dem Weg gestoßen hatte war zum Glück noch selbst in der Lage gewesen auszuweichen. Da durchdrang eine grausame Stimme alles um uns herum. "So bin ich. Ich war besudelt von Geburt an, beschmutzt vor meiner Empfängnis, ein schlechter Samen für bittere Früchte." Ich sah zu Caethingit auf, welcher immer noch meinen Arm hielt. "Die selbe Stimme wie vorhin." Er nickte. "Schnell! Wir müssen weiter!", trieb ich die anderen an und wir rannten verfolgt von aus dem Nichts erscheinenden Feuerbällen über die Decke zu einer anderen Fensteröffnung. Kurz verschnauften wir. "Das war knapp. Ich danke Euch", wandte ich mich an den Magier und schüttelte seine Hand. Er neigte den Kopf leicht und lächelte. Wir standen in einem ähnlichen Raum wie dem in welches das Portal uns gebracht hatte, ein Korridor führte von ihm weiter. Allein in ihn hinein zu schauen drehte mir den Magen um. Wie eine Spirale war er um sich selbst gedreht. Ich schluckte und betrat ihn dann. "Das ganze wird immer wahnsinniger", schnaubte Caethingit neben mir. Ich stimmte ihm aus ganzem Herzen zu. Ich versuchte nur auf das Ende des Korridors zu starren und die gewundenen Wände zu ignorieren. Es gab kein oben und unten mehr, nur noch hier. Endlich betraten wir ein Arbeitszimmer, zumindest nahm ich das an. Uns gegenüber stand jemand. Ich sah nur seinen Rücken, verhüllt von einem schweren Mantel, doch er schien erstaunlicherweise ein Mensch zu sein. Ich trat einen weiteren Schritt in den Raum hinein, da wandte sich die Gestalt um. Es war erneut der Mann, welcher die Maschine erschaffen hatte, nun jedoch absolut real. Seine Augen ließen mich zurück weichen. So viel Hass hatte ich noch nie gesehen. "Ihr werdet für Euer Eindringen bezahlen!", brüllte er. Ein Pfeil flog bereits als er noch mitten im Satz war an mir vorbei. Doch eine simple Handbewegung ließ ihn in der Luft erstarren und in Flammen aufgehen. "Wir brauchen mehr Pfeile!", rief ich und stürzte das Schwert voraus auf ihn zu. Ein lilaner Bannkreis flammte unter ihm auf. Als ich ihn übertrat brannte meine Haut plötzlich wie Feuer, doch ich wurde nicht langsamer und stieß ihm mein Schild vor die Brust. Pfeile prasselten auf den alten Magier ein und auch der Taure trat in den Bannkreis an meine Seite, wütend aufschnaubend als er den Schmerz auf dem Pelz spürte und haute sofort umso wuchtiger mit seiner Axt zu. Leider zeigten unsere Angriffe kaum Wirkung. Wie eine Hülle umgab den Mann seine machtvolle Magie und schützte ihn vor all unseren Bemühungen. Selbst die Angriffszaubers unseres Magiers konnten kein Loch in seine Abwehr reissen. Stattdessen nahm die versengende Wirkung seines Bannkreises zu. Hätte unsere Mönchin uns nicht permanent geheilt wäre meine Haut vermutlich schon in Flammen aufgegangen. Ich begann mir langsam sorgen zu machen, als ein neues Geräusch meine Ohren füllte. Ich dachte zu erst alle Bücher wären gleichzeitig aus den Regalen im Raum gefallen und rauschten Lautstark mit ihren Seiten, dann zischte ein schwarzer kleiner Schatten an mir vorbei und noch einer. Erst auf den dritten Blick erkannte ich einen riesigen Schwarm Raben, welcher sich auf unseren Gegner stürzte. Und tatsächlich zeigte es Wirkung. Der mächtige Magier wich irritiert zurück und krümmte sich unter den Einschlägen der Vögel. Diese zersplitterten in violetten Dunst sobald sie ihn berührten. "Jetzt mit aller Kraft!", schrie ich und drang umso entschlossener auf den Mann ein. Auch die anderen fassten frischen Mut und endlich konnten ihm unsere Waffen schaden. Ein erstickter Ruf, den ich nicht verstand drang aus seinem Mund bevor er sich wie schon die Raben in Dunst auflößte. Schwer atmend sah ich zu wie sich der Nebel langsam auflößte und blickte mich dann aufmerksam in dem Raum um. Woher war die gefiederte Unterstützung plötzlich gekommen? Ich hatte einen Verdacht, aber von Khadgar fehlte jede Spur. Knarrend öffnete sich da eine Geheimtür hinter einem der Bücherregale. Ein nicht sehr vertrauenserweckender Raum wartete dahinter. Mich vorsichtig umsehend ging ich hinein. Bücher, Kerzen und andere Dinge schwebten, befreit von der Schwerkraft herum. In der Mitte des Raumes gähnte ein riesiges Loch, als ich versuchte hinein zu sehen verschwamm mein Blickfeld irgendwie. Es war unmöglich zu sehen wohin es führte. "Was nun?", fragte ich die Luft. "Wir springen", antwortete es ruhig neben mir. Ich spürte wie Caethingit meine Hand ergriff und sanft drückte. Ich lächelte. Dann sprangen wir. Wir fielen nicht wie wir fallen sollten. Es war als würden wir durch Sirup gleiten. Ich sah mich staunend um, als erst unendlich viele Räume und dann das komplette Weltall an uns vorbei glitten. Keine Sekunde dachte ich daran Caethingits Hand loszulassen. Plötzlich beschleunigte sich unser Fall und um uns erschien eine Bibliothek. Ihre vielen Etagen rauschten an uns vorbei und ich konnte mir ein erschrecktes Aufkreischen nicht verkneifen als eines der Bücherregale unter uns besorgniserregnd schnell näher kam. Schützend legte Caethingit seine Arme um mich bevor wir auf einem ledernen Buch aufschlugen. Zu unserem Glück stand es schräg an ein anderes gelehnt, so dass wir an ihm herunter rutschten und zwar unsanft, aber zum Großteil unverletzt liegen blieben. Ich sah nach oben und wir konnten gerade noch rechtzeitig zur Seite rollen bevor die anderen auf uns landeten. Der Taure rieb sich mit zusammen gekniffenen Augen den Hintern, der Rest hatte sich schneller von dem Sturz erholt und sah sich verwirrt um. "Sind wir... geschrumpft?" "Oder ist der Raum gewachsen?" Es war tatsächlich keine Einbildung gewesen, wir waren auf riesigen Büchern gelandet und standen ganz oben auf einem noch riesigeren Bücherregal. Um uns herum erstreckte sich die Bibliothek in gigantischen Ausmaßen. Ich sah fragend zu unserem Magier. "Ich denke wir sind geschrumpft... vielleicht ist es aber auch eine Illusion..." Er wirkte etwas überfordert. "Kann man das irgendwie umkehren?" Angestrengt dachte er nach. "Ich denke schon... wenn es ein Zauber ist... muss er an etwas gebunden sein. Vermutlich." "Aha." Nun, er versuchte sein Bestes. Ich trat an den Rand des Regals. "Sind wir noch in Karazhan?" Caethingit neben mir nickte kurz. "Wir waren wahrscheinlich niemals woanders." "Wir sollten hier runter... irgendwie." Ich sah mich nach einem Weg um. Caethingit hob eine knochige Hand und zeigte auf einen Stapel Bücher. "Dahinten führt eine Büchertreppe herunter. Sollte kein Problem sein." Seine stehtig suchenden Jägeraugen hatten es gleich bemerkt. Ich nickte ihm anerkennend zu, doch er wannte nur den Blick ab. Das frustrierte Seufzen unterdrückte ich genervt. Untote konnte man einfach nicht verstehen und diesen erst recht nicht. Wir machten uns an den Abstieg. Auf dem gefließten Boden angekommen wurde mir erst bewusst wie winzig wir waren. "Da...da ist... Spinne!", stotterte die Pandarin und wieß mit einem zitternden Finger auf eine kleine Hausspinne. Allerdings war sie nun so groß wie ein Pferd. Und mit ihren 8 Beinen kam sie erschreckend schnell auf uns zu. Glücklicherweise hatte das Schrumpfen unsere Kräfte nicht beeinflusst und ein paar widerliche Augenblicke später lag das Tier mit zuckenden Beinen auf dem Rücken. "Das kann nicht ewig gut gehen. Wir müssen wieder groß werden!", sagte ich nun eindringlicher zu dem Blutelf. Er schloss die grünen Augen und konzentrierte sich. Der Stab in seinen Händen wanderte wie eine Wünschelrute herum. Und blieb stehen. "Da! Von da kommt eine enorme magische Energie." Ich sah vorbei an Bücherstapeln und Staubmäusen zu einem sich unschuldig herum schlängelnden Manawurm. Er hatte ungefähr die Größe eines Großdrachen. "Oh ganz toll...", murmelte ich. "Na gut. Ich hoffe das klappt. Auf gehts!" Umso näher wir dem Wurm kamen desto furchteinflößender wurde er. Als er uns bemerkte trat ein hungriges Glitzern in seine runden Augen. Wir würden ihm seinen Appetit auf uns raus prügeln müssen. Kurz darauf erfuhr ich, dass Arkane Würmer Zähne hatten. Sie ähnelten eher Glassplittern und waren ebenso scharf, als sie sich in meinen Arm bohrten. Ich schrie vor Schmerz auf und versuchte seine Kiefer mit meinem Schild aufzuzwingen. Auch der Taure hebelte nun mit seiner Axt das Maul auf bis ich endlich meinen Arm heraus ziehen konnte ohne ihn ganz zu verlieren. Ich stolperte zurück, meine Hand krampfhaft um den Schwertgriff gekrallt. Er war rutschig von meinem Blut und selbst ohne die Schmerzen kaum noch zu halten. Das Monster spuckte die Axt aus und warf den Tauren auf den Rücken, bevor es direkt auf mich zu hielt. Es hatte Blut geleckt. Als ich das Schild hob wurde mir leicht schwummrig vor den Augen. Ich biss die Zähne zusammen und sandte einen hellen Lichtblitz aus, der den Wurm blendete. Er schwenzelte verwirrt an mir vorbei und ich ging schwer keuchend in die Knie. "Orava!" Plötzlich war Caethingit an meiner Seite und begutachtete die Wunde. "Sieht übel aus." Er hatte recht. Die Wunde ging bis zum Knochen und auch wenn die Pandarin bereits begonnen hatte ihre Heilzauber zu weben und ich spürte wie die Schmerzen weniger wurden, schloss sie sich einfach nicht. Mein Blick wanderte von der Wunde zu Caethingits Gesicht. Er wirkte ehrlich besorgt und hielt meinen Arm unendlich vorsichtig. Hinter seinem Rücken kam der Wurm wieder zu bewusstsein. Er schüttelte seinen hässlichen Muränenkopf und klappte sein Maul erneut auf. "Pass auf!", rief ich und stieß Caethingit aus dem Weg. Das Schild schien aus Blei zu bestehen, ich bekam es einfach nicht hoch und die Kiefer immer näher. Erschöpft schloss ich meine Augen. "Orava. Komm schon Kleines." Verwirrt schlug ich die Augen auf. Ich lag auf dem Boden und blickte zu Caethingit auf, der sich über mich beugte und nun erleichtert lächelte. "Sie ist wieder wach!", hörte ich die Pandarin irgendwo hinter mir. Neugierig und etwas ängstlich blickte ich zur Seite auf meinen Arm. Er war wieder heil. Ich setzte mich und sah mich zu allen um, erst da fiel mir auf, dass wir und alles andere wieder normal groß war. "Was ist passiert?" "Der Wurm wollte Euch den Kopf abreissen!", sagte die Pandarin und ihr Fell stellte sich leicht auf bei der Erinnerung. "Du hast den Meisterjäger zur Seite gestoßen und bist dann wohl ohnmächtig geworden." Prüfend schaute sie sich die ehemalige Wunde an. "Und dann war da plötzlich eine gelbe Blase um Euch rum und das Vieh prallte mit voller Wucht dagegen." "Und ich hab ihm den Rest gegeben!", rief der Taure und warf sich stolz in die massige Brust. Caethingit half mir beim aufstehen und ich bedankte mich bei allen. Mir war noch etwas schwindlig, doch ich fühlte mich nicht als wäre ich fast verblutet. Ich schob es auf die Heilkünste der Mönchin. Wir durchquerten die Bibliothek. Als der Taure und die Pandarin damit beschäftigt waren den Blutelf davon abzuhalten jedes Buch was in seiner Reichweite lag mitzunehmen wandte sich Caethingit an mich. "Geht es dir wirklich wieder gut?" Ich nickte. "Ja natürlich." Caethingit runzelte die Stirn. Er zögerte und schien sich dann doch zu entschließen etwas zu sagen. "Diese Blase vorhin, bestand aus purem Licht. Ich habe das schon einmal gesehen..." Ich nickte wieder. Diese Blase, wie er sie nannte, war der letzte Schutzwall eines jeden Paladins. Und sie hatte mich und Caethingit vor einer Ewigkeit wie es schien, bereits vor dem Tod bewahrt. Der Jäger zögerte wieder, während hinter uns eine wilde Diskussion über Eigentum und wissenschaftliche Interessen entbrannte. "Irgendwie sah sie diesmal anders aus. Unrein." "Unrein?" Ich schaute ihn zweifelnd an. Er wirkte jedoch vollkommen ernst. "Ja. Als wäre es nicht nur Licht." Ich hob eine Augenbraue. "Mach dich mit deiner Grabesstimme nicht lächerlich. Es war das Licht. Und nichts sonst." Ich warf meine Haare zurück und ließ ihn stehen. Was dachte er sich nur? Ich spürte wie das Licht alles um und in mir erfüllte. Nichts daran war unrein. "Ihr könnt Euch später mit Erzmagier Khadgar um die Bücher streiten. Wir sollten endlich weiter!", trieb ich die anderen an und ging zu dem nächsten übelkeiterregend gewundenen Gang. Bei der Erwähnung von Khadgars Namen war das Geräusch von herunter fallenden Büchern zu hören. Als wir am Ende des Ganges den nächsten Raum betraten konnte ich nicht anders als mir kurz die Augen zu reiben. So verwirrend die riesige Bibliothek auf gewesen sein mochte, zumindest war der Raum ganz. Dieser jedoch schien mitten in der Auflösung zu sein. Nicht, dass die Mauern auseinander brachen, sie lösten sich einfach langsam auf in... nichts. Und dahinter war noch mehr... nichts. Der Fussboden war gekachelt wie ein riesiges Schachbrett und ebenfalls schon halb in aufgelöst. Manche Fließen standen einzeln in der Luft. "Hochlord Orava!" Ein Rabe flog plötzlich in die Mitte des Raumes, ohne das ich hätte sagen können woher er gekommen war. Er landete und plötzlich stand Khadgar dort und winkte uns zu sich. Ein erleichtertes Lächeln trat nicht nur in mein Gesicht, sondern schien meinen ganzen Körper zu erfüllen. Ich eilte zu ihm. "Khadgar! Ich dachte schon Euch wäre etwas zugestoßen." Der Erzmagier lächelte entschuldigend. "Verzeiht, dass ich Euch Sorgen bereitet habe. Ich war auf der Suche nach dem Ursprung der Verderbtheit." Er blickte sich aufmerksam um. "Und ich denke wir sind ihr sehr nah." "Ich habe so viel von mir selbst in diesem Turm zurückgelassen..." Erklang da plötzlich eine traurig klingende Stimme. Ich erkannte sie gleich. "Medivh?" Auch Khadgar schien es so zu gehen. Mit einem fast schon bestürzten Gesichtsausdruck wandte er sich um und blickte auf den schattenhaften Mann, der auf uns zutrat und gegen den wir vor nicht allzu langer Zeit in seinem Arbeitszimmer noch gekämpft hatten. Er betrachtete uns aus melancholischen Augen. "Ihr seid ganz nah. Folgt mir." Er glitt davon. Natürlich wieder in einen der verhassten Gänge. Ich blickte zu Khadgar auf, doch er hatte nur noch Augen für diesen Medivh und folgte ihm. Ich sah mich zu den anderen um, die genauso ratlos waren wie ich und zuckte mit den Schultern. Für alles bereit folgte ich den Männern. Der Gang endete vor einer Holztür. Medivh legte eine durchscheinende Hand darauf. "Ich werde den Pfad öffnen. Während Ihr gegen die Legion kämpft, werde ich die Bande des Turms zu den Legionswelten trennen. Wir sollten aber schnell handeln!" Khadgar nickte ihm mit grimmigem Blick zu. Offenbar gab es nicht mehr zwischen beiden zu sagen, denn ein Lichtblitz blendete uns kurz und die Tür sprang auf. Medivh war verschwunden. Wir eilten durch das Tor auf einen wie es schien weiteren Balkon von Karazhan, allerdings war der Himmel übersäht von Sternen und Welten. Jede einzelne sah krank und befallen aus. Am Ende des weitläufigen Plateus schwebte eine fürchterliche Monstrosität. Es schien nur aus einem riesigen blutunterlaufenen Auge zu bestehen. Tentakel baumelten auf die Erde und unförmige Hörner brachen überall aus seinem grünen Körper heraus. Das Auge fixierte uns und die Tentakel fingen an die Luft zu schlagen. Ein klaffendes Maul öffnete sich direkt unter dem Augenlid und entblößte gelbe, spitze Zähne. Gurgelndes Lachen ertönte. "Karazhans Präsenz strahlt durch den Nether... ein Leuchtfeuer für die Macht der Legion", stieß das Monstrum hervor. "Unser Brennender Kreuzzug hat zahllose Welten verschlungen. Dieser Turm wird sie alle verbinden." Er schwebte uns langsam entgegen, immer noch erregt mit seinen Tentakeln schlagend. Die fette Zunge leckte aus dem Lippenlosen Maul. "Ein Kampf verbleibt. Eine letzte Eroberung für die Vollendung des großen Plans!" "Champions! Vernichtet den Dämon! Ich werde Medivh helfen sie um jeden Preis auszusperren." Khadgar eilte fort und ich nickte meinen Kameraden zu. "Machen wir das Mistvieh kalt!" Der Taure und ich stürmten ihm entgegen während über unsere Köpfe Pfeile und Feuerkugeln auf es zuflogen. Wir hackten auf die Tentakel ein, doch immer wenn eine der gefährlichen Waffen auf dem Boden landete wuchs der unförmigen Kugel sofort ein neuer nach. Ich wich einem Klumpen Säure aus den das Vieh auf mich spuckte. "Zielt auf das Auge!", rief ich und stach selbst den Eidsucher in die grünliche Kugel. Er brüllte auf und wedelte in meine Richtung. Zum Glück schlug in dem Moment eine Salve von Pfeilen in ihn ein und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Ich zog mein Schwert wieder aus heraus und stach es erneut hinein. Aus dem Augenwinkel sah ich wie die schwarze Pupille sich leuchtend rot verfärbte. "Passt auf!", schrie ich, doch in dem Moment schoss schon ein laut brummender roter Strahl aus dem verletzten Auge direkt auf die weiter hinten stehenden. Ich verlor keine Zeit, um mich nach den anderen umzusehen, rammte mein Schild in die untere Lidfalte und zog mich an ihm und meinem Schwert nach oben. Jede Unebenheit des Körpers ausnutzend kletterte ich weiter, bis ich zwischen den Hörnern auf seiner Schädelplatte stand. "Die Vorbereitungen sind abgeschlossen", dröhnte es unter mir. "Das Ende möge beginnen!" Ich spürte wie der deformierte Ball anfing zu vibrieren. Der Strahl wurde breiter und was auch immer es war glühte nun so heiß, dass mir Schweiß auf die Stirn trat. Ich ließ den Wahrheitshüter stecken wo er war und erhob nur das Schwert, den Griff fest mit beiden Händen umklammert und die Spitze nach unten auf dieses Wesen was meine ganze Welt bedrohte gerichtet. Ich spürte wie mehr als Wut, mehr als Hass, mehr als Verachtung in meiner Brust aufwallte. Alles in mir brüllte danach diesen Dämon nicht nur zu töten, sondern ihn komplett zu vernichten. Die Klinge des Eidsuchers begann zu leuchten genährt von allem was ich fühlte und was mir fast die Brust zerriss. Mit einem Schrei der mir die Kehle versengte stieß ich das Schwert hinunter. Ohne spürbaren Widerstand drang es durch die Haut und was auch immer für Schrecken darunter lauerten bis zum Schaft ein. Das Monstrum bockte auf und der Strahl erlosch fast sofort. Was auch immer es hatte schweben lassen versagte und wie ein nasser Sack klatschte es auf den Stein unter uns. Ich wurde dabei abgeworfen, nutzte den Schwung, um das Schwert heraus zu ziehen und landete neben dem sterbenden und zuckenden Haufen auf den Beinen. Ich sah voller Verachtung auf es hinab. Da bewegte sich das Auge in seiner Höhle bis es auf mich gerichtet war. Ein pfeifendes Geräusch drang aus dem Maul. Ich brauchte eine Weile bis ich es als Lachen erkannte. "Eine unendliche Armee trifft ein aus zahllosen Welten!", würgte er kaum hörbar hervor. "Und unsere größten Krieger sind bereits mitten unter euch." Ein letztes Röcheln erklang, dann erschlaffte der Körper und das Auge rollte nach hinten. In dem Moment wurde mir wieder bewusst, dass ich nicht allein hier war. Ich wirbelte herum. "Geht es allen gut?", fragte ich nervös und eilte zu den anderen. Auf den ersten Blick schien keinem ein Körperteil zu fehlen. "Alles in Ordnung. Wir konnten zum Glück noch ausweichen", beruhigte mich die Pandarin und lächelte mir entgegen. Auch der Blutelf und der Taure kamen zufrieden lächelnd zu mir und beglückwünschten mich zu meinem vernichtenden Schlag. Als ich zu Caethingit sah verflog mein Hochgefühl rasch. Sein starrer Blick spießte mich geradezu auf und sein Gesicht war eine undurchschaubare Maske. Ich öffnete den Mund, doch bevor ich etwas sagen konnte, legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich schaute den Arm entlang zu Khadgar auf. "Ihr habt meine hohen Erwartungen an Euch noch übertroffen, Hochlord. Ich wünschte ich hätte Euren Kampf sehen können. Aber Medivh und mir ist es gelungen die Legion von diesem Ort auszusperren." Er sah zurück zu dem schwachen Schemen. Dieser wandte sich in dem Moment ab und ging zurück in den Turm. "Medivh!", rief Khadgar und wollte ihm hinterher laufen. Doch der schon lange verstorbene Magier wandte nur halb den Kopf um und schüttelte ihn kaum merklich. "Das ist nicht mein Pfad. Außerdem hat Azeroth einen Wächter gefunden... in Euch, mein Freund." Khadgar hielt inne und richtete den Blick zu Boden. "Ich sagte es schon einmal... Ich will solche Macht nicht!" Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Auf dem nur halb sichtbaren Gesicht des Schattens zeigte sich ein Lächeln. "Ihr habte alle Macht, die Ihr je brauchen werdet, Khadgar. Euer Herz und Euer Mut machen Euch zu einem besseren Wächter dieser Welt , als ich es jemals war." Die Fäuste öffneten sich wieder und Khadgars Blick wanderte unschlüssig umher. "Ich... Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Medivh drehte den Kopf weg und setzte langsam seinen Weg fort. "Genug der Rührseligkeit! Hört diese Worte, bevor ich gehe." Khadgars Gestalt straffte sich und es war offensichtlich, dass er mit jeder Phase seines Körpers den Worten lauschte. "Eine Tür ist einfacher geschlossen als durchschritten. Aber manchmal ist es der Schritt ins Ungewisse, der die Bande des Schicksals durchbricht." Ich runzelte die Stirn. Was genau wollte er damit sagen? Der Schemen war nun bei dem Tor angelangt, er wandte sich noch einmal leicht zu uns um. "Vor uns allen liegen große Herausforderungen. Lebt wohl." Und die Tür schloss sich. Ich hörte Khadgar seufzen. Kein sehr vertrautes Geräusch. Nachdenklich drehte er sich zu uns um. "Champions. Ich danke Euch allen. Ohne Euch wäre die Legion nun fast nicht mehr aufzuhalten." Er schnippte mit einer Hand und ein Portal öffnete sich zwischen uns. "Kehrt nun zurück und kämpft weiter mutig." Er wandte sich halb ab. "Bände des Schicksals... Ich muss diese Worte überdenken. Bis zum nächsten Mal." Und erneut verwandelte er sich in einen großen Raben und flog davon in das sich auflößende Gebilde des Nethers. Ich schaute ihm lange nach. Die anderen Helden verabschiedeten sich herzlich voneinander und gingen nacheinander durch das Portal. Ich war nur halb bei der Sache, versuchte zu verstehen was Medivh gesagt und wie Khadgar reagiert hatte. Schließlich standen nur noch ich und Caethingit vor dem Portal. "Nun... es war schön dich wiedergesehen zu haben", murmelte ich und streckte bereits eine Hand zum Abschied aus. "Triff mich in Nagrand. Du weißt wo", sagte er ohne mich noch einmal anzusehen, lief in das Portal und verschwand. Ich blieb allein zurück und fühlte mich absolut nicht als hätte ich heute einen Sieg errungen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)