Katekyo Hitman Reborn Kosmos Arc: Cradle of Eternity von Minako (Die Wächter der Kosmos-Ringe) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2: Ein neues Leben in Namimori ------------------------------------------------- „Das weiß ich.“, seufzte Mamoru und fasste sich an die Stirn. „Aber wo soll ich mit ihr hin? Ich habe in Namimori keinen Wohnsitz und wir haben keine reiche Familie wie du, das wir uns mal eben einen suchen können.“, antwortete er. „Und bis nach dem Studium soll sie hier bleiben? Was ist mit der Schule?“, hakte der Blauhaarige weiter nach. „Ich unterrichte sie hier privat.“, antwortete ihm Mamoru. Sora schüttelte daraufhin nur leicht den Kopf. „Du weißt, dass es in Japan eine Schulpflicht gibt.“ Danach war es für einen Moment still zwischen den Dreien. Minako blickte unsicher zwischen den beiden Männern hin und her und traute sich kaum etwas zu sagen. Sora schloss dann seine Augen und holte etwas aus seiner Hosentasche. Er warf es dem Gleichaltrigen zu und Mamoru blinzelte, als er sah, dass es ein Schlüssel war. „Wofür ist der?“ „Für einen Apartmentkomplex, den wir uns gekauft haben, um darin Büroräume für unsere Firma zu errichten, wenn ich mit dem Studium fertig bin. Die Umbauarbeiten finden erst in 2 Jahren statt. Der Komplex liegt in der Nähe der Namimori-Mittelschule. Und mit dem Auto brauchst du auch nur etwa 10 – 15 Minuten, wenn du gut durch die Straßen kommst.“, begann Sora zu erklären. „Warte mal.. Bietest du uns hier ernsthaft ein Apartment an..?“, fragte Mamoru perplex. „Versteh das nicht als Freundlichkeit. Ich biete der jungen Dame lediglich eine Chance ihre Zukunft nicht in den Sand zu setzen. Und wenn du in dem Apartment wohnst, muss ich dein dummes Gesicht morgens im Gemeinschaftsraum beim Frühstück nicht mehr sehen.“, zuckte Sora mit den Schultern. „Können wir das annehmen..?“, fragte Minako und drückte das Handtuch mit dem Vogel an sich. Sora blickte zu ihr und sein Blick wurde minimal sanfter. „Das könnt ihr. Die Apartments stehen derzeit sowieso leer und nach dem Studium könnt ihr die Miete ja abzahlen.“, erklärte er weiter. „Ich weiß zwar nicht, woher deine Großzügigkeit heute kommt, aber dann nehmen wir das Angebot gerne an. Ich revanchiere mich definitiv dafür Sora. Ich stehe nicht gerne in der Schuld von anderen.“, versprach Mamoru und hielt Sora die Hand entgegen, als Zeichen des Friedens der alten Rivalität und auch als Versprechen, welches er ihm gab. „Hm. Geht sorgsam mit dem Apartment um. Ich habe keine Lust es nachträglich noch mal sanieren zu müssen.“, sprach er als letzte Warnung, bevor er sich umdrehte und gehen wollte. „Und zieht am besten heute noch ein. Wer weiß wieviele Leute sie schon gesehen haben, so offensichtlich wie sie draußen auf dem Gelände herum spaziert ist.“ „Werden wir. Vielen Dank nochmal Sora. Wirklich. Ich habe dich immer falsch eingeschätzt.“, gab der Blonde dann zu und kratzte sich leicht an der Wange. Sora drehte sich zu ihm und grinste leicht. „Das beruht auf Gegenseitigkeit, Mamoru. Ich hätte dir so eine fürsorgliche Seite auch nicht zugetraut. Scheinbar haben wir beide noch viel über Zwischenmenschlichkeit und Vorurteile zu lernen. Nun, die Adresse des Apartments ist im Schlüssel eingraviert.“ Und mit diesen Worten verschwand er wieder. Minako blinzelte und blickte dann zu ihrem Bruder. „Das war dieser Sora aus deinen Briefen? Mit dem du nie richtig klar kamst und ihr euch gegenseitig immer Steine in den Weg gelegt habt? Warum hilft er uns?“, wollte sie wissen. Mamoru zuckte ratlos mit den Schultern. „Ehrlich gesagt, frage ich mich das auch. Vielleicht hat er nun endlich gemerkt, dass es keine Seuche ist, nett zu anderen Menschen zu sein. Weißt du, Sora war immer recht verschlossen hier. Er hat sich auch mit niemandem angefreundet und meidet soziale Aktivitäten vom Campus und ich habe ihn noch nie mit anderen abhängen sehen.“, erklärte er ihr. „Er hat.. keine Freunde..? Der Arme..“, nuschelte die Blonde betroffen und blickte in die Richtung, in die Sora verschwunden war. Mamoru legte die Hand auf ihren Haarschopf und winkte ab. „Er braucht dir nicht Leid zu tun. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Er selbst hat entschieden, keine sozialen Kontakte haben zu wollen. Manche Menschen sind offenbar glücklicher, wenn sie alleine sind.“, meinte der Blonde weiter. „Ich finde das nicht richtig.. Jeder Mensch braucht doch jemanden, an den er sich mal wenden kann. Der ihm zuhört oder einfach nur da ist.“, seufzte die 14jährige. Dieser Sora erinnerte sie sehr an ihre Schwester Leiko.. Und das machte sie traurig. „Versprichst du mir, ab sofort netter zu ihm zu sein?“ Mamoru blinzelte, lächelte aber dann. „Na klar. Ich meine, er hat mir heute zweimal den Hintern gerettet. Einmal vor dem Präsidenten, weil ich unerlaubt den Campus verlassen habe. Und jetzt das mit dem Apartment. Ich werde das ganz sicher nicht vergessen. Keine Sorge.“ „Gut.“, lächelte Minako und sah dann auf den Vogel. „Ich verarzte nur noch schnell den Flügel von meinem kleinen Kumpel und dann können wir zu unserem neuen Zuhause aufbrechen.“ „Alles klar.“ -.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.- Ein paar Wochen später.. Die erste Nacht in ihrem neuen Apartment verlief sehr ruhig und angenehm. Die Zimmer hatten eine respektable Größe dafür, dass es neben zwei Schlafzimmern und dem Badezimmer nur einen Wohnbereich gab. Auch lag der Komplex nicht direkt am Hauptverkehrsnetz, weswegen der Geräuschpegel sich in Grenzen hielt. Und viele Wohnsiedlungen waren in der Nähe. Wirklich der perfekte Ort für ein Bürogebäude einer internationalen Firma, die Maschinen für allerlei (Hauptsächlich Weltraumforschung) herstellte und wartete. Die ersten Tage verbrachte Minako damit, sich in der neuen Stadt zurecht zu finden. Sie lief immer mal mehr um die Straßen und lebte sich ein. An den Wochenenden fuhr sie dann mit Mamoru zurück in ihre Heimatstadt und Umgebung, um ihre Schwester Leiko zu suchen. Beide gaben die Hoffnung nicht auf, sie zu finden. Leider bisher vergebens. In dieser Zeit hatte sich auch das Jugendamt mit Mamoru in Verbindung gesetzt. Aufgrund der Inhaftierung des Vaters, wurde ihm die Vormundschaft für die Kinder aberkannt. Nach Leiko wurde nun auch polizeilich und vonseiten des Amtes gesucht und die Vormundschaft wurde Mamoru übertragen, da er bereits 21 war und somit als volljährig galt. Zusammen mit einem freundlichen Mitarbeiter des Jugendamtes, der nur ein paar Jahre älter war als Mamoru, konnte er die Formalitäten für den Schulwechsel seiner Schwester klären, damit sie nicht zu viel Unterrichtsstoff verpasste. Mamoru musste sich fertig machen, denn er musste seine Schwester noch zur Mittelschule fahren, bevor er zum Campus fahren konnte. Die beiden hatten einen Badezimmerplan erstellt und während er duschte, bereitete Minako ihnen beiden ein schnelles Frühstück, bestehend aus einer Schüssel Reis mit Tamago (pochiertes Ei), Algen und Tsukemono (gepökeltes Gemüse, wie etwa Gurken, Meerrettich und Pflaumen) zu. Sie hatte vor ihm geduscht und war bereits in ihrer Schuluniform, die ihr Bruder ihr mitgebracht hatte, als er sie in der Schule angemeldet hatte. „Ohayou.“, begrüßte sie ihren Bruder freudestrahlend, als sie hörte, wie sich Schritte vom Bad näherten. Mamoru, auch schon in seiner Uniform, setzte sich an den Frühstückstisch und hob die Hand zum Gruße. „Ohayou, Schwesterherz. Hast du gut geschlafen?“, wollte er wissen und nahm sich die Essstäbchen, bevor er kurz die Hände zusammen faltete und 'Itadakimasu' sprach. „Ja, das Bett ist total bequem und ich habe lange keine Nacht mehr durchgeschlafen. Es war fast jede Nacht laut bei uns..“, meinte sie leise und griff ebenfalls zu den Stäbchen. „Ich hätte euch da früher rausholen sollen..“, nuschelte der Blonde und stocherte in seinem Essen. „Du wusstest es nicht. Ich habe auch erst meinen Mut aufgebracht, dir davon zu erzählen, als Vater die Hand ausgerutscht ist.. Aber nun ist er weg. Und ich habe keine Angst mehr, wenn ich aufwache. Ich freue mich auf die Schule und ich freue mich darauf, wieder hierher zurück zu kommen.“, gestand sie ihm. „Das freut mich sehr. Hoffentlich findest du viele Freunde auf der neuen Schule. Ich habe gehört, dass es dort sogar eine Art Disziplinarkomitee gibt, die dafür sorgt, dass die Schüler einander respektieren.“, sprach Mamoru und las nebenbei etwas Zeitung. „Echt? Sowas gab es auf meiner alten Schule nicht. Klingt aber irgendwie beruhigend. Und was steht bei dir heute auf dem Plan? Heute fährst du mit einigen Kommitonen zum astronomischen Observatorium außerhalb der Stadt oder?“, fragte Minako neugierig und Mamoru verschluckte sich etwas lachend an dem Wort, welches sie falsch ausgesprochen hatte. „Es heißt Kommilitonen. Und ja, wir sehen uns heute die Sterne an und arbeiten dann an einer Fallstudie zum Thema Supernova und wie Sterne entstehen.“, erklärte Mamoru. „Aber braucht man die Astronomie denn als Archäologe..?“, fragte sie etwas irritiert, da Mamoru sich zwar sehr für Astrologie und Astronomie interessierte, aber sein Hauptstudium die Archäologie war. Mamoru lachte leicht. „Ja, braucht man tatsächlich. Man kann mit Sternen jeden Standort bestimmen. Sternbilder aus bestimmten Blickwinkeln verraten möglicherweise Grabungsorte von vergessenen Zivilisationen, die diese Sternbilder angehimmelt haben und für ihre Zeitrechnung verwendet haben. Und sollte die Menschheit in den nächsten Jahrzehnten herausfinden, wie man mit Lichtgeschwindigkeit durch den Weltraum saust, könnte sich unser Berufszweig sogar ausweiten auf andere Planeten. Dort sind mit Sicherheit auch interessante Funde zu entdecken.“, erklärte er ihr. „Das klingt echt aufregend! Erzähl mir dann alles, okay?“, lächelte die Blonde und sah auf die Uhr. „Aber jetzt sollten wir wirklich los. Ich möchte an meinem ersten Tag nicht zu spät kommen.“ Mamoru nickte auf ihre Worte und sie räumten das Geschirr noch in die Spüle, bevor sie sich auf den Weg machten. Unterwegs erzählte Minako ihrem Bruder von den letzten Wochen und Monaten. Das es selten einen Tag gab, an dem der Vater mal nüchtern war und wie Leiko seit einiger Zeit angefangen hatte, sich ihm zu widersetzen und frech zu werden. Sie verstand es nicht, woher ihre Schwester auf einmal diese Art her hatte und auch Mamoru war es unbegreiflich. Vor der Schule angekommen, verabschiedete sich die Blonde mit einer herzlichen Umarmung. Mamoru drückte sie an sich und wünschte ihr viel Spaß an ihrem ersten Schultag. Nachdem sie ausgestiegen war, fuhr er weiter und Richtung Universität. Die junge Blondine atmete einmal tief durch und stolzierte dann leichten Schrittes durch das Schultor und fragte sich den Weg bis zum Sekretariat. Von dort bekam sie ihren Stundenplan und in welchem Klassenraum sich ihre neue Klasse für gewöhnlich aufhielt. Sie bedankte sich und machte sich auf dem Weg zum zweiten Stock. Vor der Tür dann, zögerte sie erneut. Sie nahm ihren Mut zusammen und klopfte vorsichtig, da ihr bewusst war, dass der Unterricht bereits begonnen hatte. „Herein.“, ertönte eine Frauenstimme. Minako fühlte sich durch die tiefe und eisige Art der Stimme leicht verunsichert, aber trat dennoch ein. Sie trat vor das Lehrerpult, wo eine schwarzhaarige Frau mittleren Alters stand, mit dicken Brillengläsern und roten Iriden, die sie ein wenig gefährlich wirken ließen. „Ich nehme an du bist Hinokashi, Minako. Die neue Mitschülerin?“, fragte sie und das lange Lineal, welches sie für Zeichnungen an der Tafel benutzte, zeigte dabei auf sie. Minako konnte nur leicht nicken, da zuckte sie bei dem Geräusch zusammen, als die Frau Lehrerin das Lineal mit voller Wucht in ihre Handfläche schlug. „Gut, setzen. Du kannst dich den anderen ja in der Pause vorstellen. Wir sind mit dem Stoff ein wenig im Rückstand. Du holst es besser schnell auf.“, warnte sie noch und wies Minako ein Pult zu, ganz hinten neben einer anderen Schwarzhaarigen. Im Vergleich zur Lehrerin wirkte sie Null bedrohlich und schrieb etwas in einen Block. Nachdem Minako Platz genommen hatte und wieder Ruhe in der Klasse eingekehrt war, führte die Lehrerin das Thema von der letzten Stunde fort. „Schamanismus hat seinen Ursprung in der Türkei. Sie schlossen sich damals anderen Religionen an, um den Ursprung ihrer geisterhaften Beschwörungen zu verbergen. Laut den alten Büchern des Tengrismus steht geschrieben, dass die häufigsten Dämonen Naturgeister waren. Sie waren bekannt unter dem Namen İye und gehörten einem festen Element an, welches sie zu beherrschen wussten. Wer kann mir zwei dieser Wesen nennen und wofür sie standen?“, fragte die Lehrerin. Minako blinzelte perplex. Das war doch ein etwas eigenartiges Thema für den Unterricht. Das Fach laut Lehrplan war doch Naturwissenschaft. Schamanen und Dämonen gehörten ihres Wissens nach nicht zu Wissenschaften.. „Was haben Religiöse Glauben über dämonische Wesen mit Naturwissenschaft zu tun..?“, murmelte die Blonde leise vor sich hin. Die Frau Lehrerin schien jedoch gute Ohren zu haben und wandte sich zu ihr. „Haben Sie etwas gesagt, Miss Hinokashi?“, wollte sie wissen und Minako wurde unter dem prüfenden Blick der Lehrerin immer kleiner auf ihrem Stuhl. Sie errötete leicht vor Scham und schüttelte nur leicht den Kopf. „Nicht? Nun, mir war so, als würden Sie beanstanden, wie ich den Unterricht zu führen habe. Ein wenig vorlaut für jemanden, der diese Klasse erst seit wenigen Minuten besucht.“, schmunzelte sie erheitert. „Ich.. also.. tut mir leid..“, stammelte die Blonde und sah zu Boden. Die Lehrerin seufzte und zog ihr Brillengestell auf ihrer Nase nach oben. „Die Gestaltung des Unterrichts überlass bitte mir. Es ist ein wichtiger Bestandteil der Natur. Nun, wer kann mir zwei dieser Naturdämonen nennen? Miss Hibari?“, fragte die Lehrerin dann und die schüchterne Schwarzhaarige neben Minako zuckte zusammen. Sie stand auf und wirkte leicht panisch. „Jawohl, Saionji Sensei! Od iyesi, er ist der Naturgeist des Feuers. Er war für Waldbrände verantwortlich, aber auch für Vulkanausbrüche! Dann gab es noch den Su iyesi. Er beherrschte das Wasser und war für Überflutungen zuständig, in denen Menschen ertrinken sollten. Entgegen des Od iyesi konnte er aber auch wohlwollendes bewirken, wie zum Beispiel Regen, um Dürreperioden zu beenden.“, kam es von der schüchternen Schwarzhaarigen fast wie aus der Pistole geschossen. Frau Saionji schien mit der Antwort sehr zufrieden zu sein und grinste. „Sehr gut. Etwas anderes habe ich von der Klassenbesten auch nicht erwartet. Du kannst dich wieder hinsetzen.“, befahl sie dann etwas weniger schroff. „H-Hai..!“, die Schwarzhaarige nickte und setzte sich hektisch wieder auf ihren Platz. Dabei stieß sie ihren Block mit dem Ellbogen versehentlich von ihrem Pult. Der Block landete vor Minakos Füße und sie hob ihn auf, um ihn der anderen wieder zu geben. Dabei fiel ihr Blick auf einen sehr langen Text, der offenbar nichts mit der Schule zu tun hatte. „Scheint, als müssten wir uns eine Menge Notizen machen, wenn ich mir deinen Block so ansehe..“, lächelte sie, aber die Schwarzhaarige fühlte sich so ertappt dabei, dass sie rot anlief und den Block hastig wieder zu sich nahm und an ihre Brust drückte. „D-Das ist.. nichts.. Uhm.. nur eine.. freiwillige Hausarbeit..“, murmelte sie leise. Minako zuckte mit den Schultern und folgte dann schweigend dem Unterricht. Auch wenn sie das Thema immer noch wunderte, so war es nicht gänzlich uninteressant. In der Zwischenzeit war Mamoru mit einigen anderen Studenten, darunter Sora, im Observatorium. Der Blonde fand schon immer Gefallen an Sterndeutung und den Weiten des Universums. Auf die Frage, warum er dann nicht einfach Astronomie studierte, antwortete er: 'Meine Physikkenntnisse und meine Unfähigkeit mir dieses Wissen zu merken, verhindern so eine Ausbildung leider.' Der Dozent ließ die Studenten ihr eigenes Tempo vorlegen und beobachtete nur stillschweigend, wie die jungen Menschen selbstständig zusammen arbeiteten und an ihren Projekten mitwirkten. Natürlich wurden sie angewiesen, nicht zu laut zu sein und persönliche Gespräche nach draußen zu verlegen, um die Mitarbeiter nicht zu stören. Mamoru sah sich einen Sextant an, ein Gerät, welches schon seit Jahrhunderten Gestirne und Sterne bestimmen konnte. Er hob das Gerät an und beäugte es von allen Seiten. So simpel gebaut und doch konnte man so viel damit entdecken. Es war einfach faszinierend, fand der Blonde zumindest. Die Stille wurde jäher zerstört, als ein penetranter Klingelton durch den Raum echote. Alle sahen zu Sora, der auf das Display schaute und genervt aufseufzte. „Verzeihung. Es ist... wichtig.“, meinte er leise und ging dann nach draußen, um den Anruf entgegen zu nehmen. Mamoru hatte das nur am Rande mitbekommen und wollte den Sextant an frischer Luft ausprobieren. Er nahm das Gerät mit und ging zu einem anderen Ausgang, als Sora. Nachdem er draußen war, positionierte er den Sextant vor sich in einem bestimmten Winkel, sodass er durch die Einblicköffnung des Horizontspiegels sehen konnte. Danach schob er die Alhidade, eine drehbare Messvorrichtung, bis sich die zwei überlappenden Bilder der Spiegel veränderte und ein klares Bild des Himmels preisgab, in erstaunlicher Zoomoptik. Mamoru versuchte trotz der hellen Tageszeit etwas zu erkennen, bis er die Stimme von Sora hörte, die ihn von dem Gerät wegschauen ließ. „Vater, das kann einfach nicht dein Ernst sein. Ich bin dagegen. Nein, nein du brauchst gar nicht mit mir darüber zu diskutieren. Ich kenne diese Frau nicht und werde sie auch nicht heiraten, nur weil du und ihr Vater Geschäftsfreunde seid. Nein, nein. Wenn er nicht an einer Zusammenarbeit interessiert ist, wenn ich nicht seine Tochter heirate, dann brauchen wir seine Hilfe auch nicht. … Weil es immer noch MEIN Leben ist.“, erzählte der Blauhaarige, als Mamoru die Neugierde übermannte und er um die Wand schaute. Sora lief auf und ab und fuhr sich fast permanent durch seine Haare. So kannte er den sonst so gelassenen Sora nur während schwerer Prüfungen. Es bedeutete, dass er sehr gestresst war. „... Du kannst mich nicht dazu zwingen. Und ich werde nicht – Du kannst dir die Mühe sparen, ich werde meine Meinung nicht ändern. … …. Ja.. Ja.. Ich verstehe..“, seufzte Sora geschlagen und schloss seine Augen, bevor er das Handy vom Ohr nahm und auf den Auflegen-Button drückte. Danach lehnte er an der Tür und schaute in den Himmel. Es war nicht die Art des Blonden, sich in Belange einzumischen, die ihn nichts angingen, aber Sora wirkte gerade wirklich so, als bräuchte er jemanden zum reden. Um es nicht allzu offensichtlich aussehen zu lassen, lief er langsam und lässig um die Wand und schaute dabei in den Sextant. „Was soll das? Spionierst du mir jetzt schon nach?“, fragte der Blauhaarige dann genervt. „Natürlich nicht. Ich bin zufällig hier. Wollte das Gerät hier ausprobieren.“, log Mamoru und zuckte mit den Schultern. „Hmpf.“, antwortete Sora misstrauisch. „Alles in Ordnung? Ich habe dich laut reden gehört...“, hakte der Blonde weiter nach. „Alles in bester Ordnung. Bitte kümmere dich wieder um dich selbst.“, seufzte Sora als Antwort. „Sieht mir ehrlich gesagt nicht danach aus. Wenn du einen Ort zum Ablenken brauchst, wüsste ich da vielleicht-“ „Ich trinke keinen Alkohol.“, fiel Sora ihm direkt ins Wort. Danach hob er skeptisch eine Augenbraue. „Und überhaupt.. Wieso spielst du dich auf einmal als 'dicker Kumpel' auf?“, fragte er. „Tue ich gar nicht. Ich möchte mich nur damit für die Wohnung bedanken. Sieh es.. als eine Art ewiger Dank an.“, antwortete der Blonde lächelnd. Sora verließ ein viel lauteres Seufzen die Lippen. „Hätte ich gewusst, dass du mir danach so an der Backe klebst, hätte ich euch das Apartment niemals überlassen.“, murmelte er. „Zu spät~“ Inzwischen war an der Namimori Mittelschule Mittagspause. Minako hatte sich in der Klasse bereits ein paar Freunde gemacht, die sie in der Klasse willkommen hießen und ihr anboten, ihr das Schulgelände zu zeigen und auch später nach der Schule ein paar 'coole Locations' der Stadt vorzustellen. Die Blondine war erleichtert und glücklich, so schnell Anklang gefunden zu haben. „Oh cool, du bist auch ein Fan der Gruppe 'Synthetic Disaster'? Wusstest du, dass sie hier in Namimori nächsten Monat ein Konzert geben?“, fragte Shingo, ein junger Mittelschüler mit kastanienbraunen Haaren. „Ach wirklich? Wie cool ist das denn? Gehen wir da zusammen hin?“, strahlte Minako und die Schüler machten für den Tag schon einmal aus, wo sie sich treffen wollten und wer Snacks und Getränke besorgte. Minako lachte heute mehr, als die vorigen Monate zusammen und es ging ihr gut. Doch dann bemerkte sie etwas. Die schüchterne Schwarzhaarige, die neben ihr im Unterricht saß. Sie lehnte alleine unter einer großen Trauerweide auf dem Schulhof und wirkte nicht gerade glücklich. Sie schaute den anderen Schülern mit einem wehleidigen Lächeln zu und alle anderen schienen ihre Nähe zu meiden. „Sagt mal.. Warum sitzt sie dort so ganz alleine? Hat sie keine Freunde..?“, fragte die Blondine besorgt. Shingo blinzelte und sah dann zu der Trauerweide. Dann winkte er ab. „Aach. Beachte sie gar nich. Die is genauso durchgeknallt wie ihr gestörter Bruder.“, begann er. „Wie bitte..?“ „Achja, das weißt du ja gar nicht. Ihr kleiner Bruder geht in die zweite Klasse der Grundschule. Aber er ist schon mehrfach aus den Schulen geflogen, weil er andere Mitschüler gebissen hat und ihnen sogar mit dem Tod gedroht hat.“ „HÄÄÄÄÄ? Ein Zehnjähriger?!“, entwich es der Blonden perplex. „Ja.. er soll wohl sowas sagen wie 'Ich werde euch alle zu Tode beißen.' und biss dann zu. Du tust gut daran, dich auch von der Verrückten fern zu halten. Sie steht offenbar auf Okkultes und so'n Zeug.“, erklärte Shingo weiter. Minako schüttelte darauf nur leicht den Kopf. Wie konnte man das arme Mädchen nur in eine Schublade stecken für Sachen, die jemand anderes ihrer Familie zu verantworten hatte? Bestimmt fühlte sie sich einsam.. „Lass uns in die Mensa gehen! Dort gibt es heute Pizzabrot!“, schlug Midori, ein dunkelhaariges Mädchen der neuen Clique dann vor. Minako blinzelte und lächelte dann entschuldigend. „Klingt gut. Haltet mir einen Platz frei. Ich komme gleich nach.“, versprach sie. Die Schüler sahen sie kurz an, bevor sie mit den Achseln zuckten und ins Schulgebäude rannten. Jede Sekunde am Pizzabrot-Tag war kostbar, wenn man noch etwas ergattern wollte. Nachdem die Schüler im Gebäude verschwunden waren, blickte Minako ihnen kurz hinterher und lief dann schnurstracks zur Trauerweide. Die Schwarzhaarige bemerkte einen Schatten über sich und blickte überrascht auf. Sie blinzelte und schob ihr dickes Brillengestell zurecht. „J-Ja.. bitte?“, fragte sie schüchtern und schloss den Block, an dem sie schon während der kurzen Pausen geschrieben hatte. Minako verschränkte die Arme hinter dem Rücken und lehnte sich etwas nach vorne, damit sie nicht zu weit von oben auf die sitzende Gleichaltrige herab schaute. „Du sitzt doch neben mir? Hibari-senpai war dein Name, oder?“, fragte die Blonde freundlich. Das schüchterne Mädchen nickte leicht. „H-Hibari, Kuraiko heiße ich. Uhm.“ „Hinokashi, Minako. Du kannst mich ruhig Mina nennen!“, schlug Minako vor und streckte ihre Hand nach vorne, um sich formell bei ihrer Sitznachbarin vorzustellen. Kuraiko schaute kurz verdattert auf die ausgestreckte Hand und zögerte, bevor sie ihre eigene Hand langsam ausstreckte und die der anderen sachte schüttelte. Minako bemerkte dabei, wie wenig Druck Kuraiko ausübte und es fast so wirkte, als fiele ihr die Geste sehr schwer. Nachdem Kuraiko die Hand wieder zur Seite fallen gelassen hatte, ergriff die Blonde erneut das Wort. „Sitzt du hier immer alleine?“ Kuraiko sah etwas zur Seite und beobachtete dabei andere Schüler, wie sie verschiedenen Aktivitäten, wie Basketball, Fußball oder Fangen nachgingen. „.. Ja. Ich esse nicht mehr in der Mensa, seit..“, plötzlich stoppte sie. „Seit..?“ Kuraiko schüttelte leicht den Kopf. „Unwichtig..“ „...Wirst du gemobbt?“ … Eine unbehagliche Stille herrschte zwischen den beiden Mädchen und Minako richtete sich leicht wieder auf. Dann, ohne ein Wort zu sagen, drehte sie sich um und lief ins Gebäude. Kuraiko sah ihr irritiert nach, aber seufzte dann wieder und drückte den Block an sich. 'Alle lassen mich alleine. Ich bin einfach nicht für Freunde geschaffen.' Einige Minuten verstrichen und Kuraiko hatte die Begegnung schon beinahe verdrängt, als sie weiter in ihren Block schrieb. Plötzlich stach ein leckerer Pizzageruch in ihre Nase. „H-Huh..?“ Die Schwarzhaarige schaute auf und sah ihre blonde Mitschülerin. Sie hatte auf einem silbernen Tablett zwei Teller mit frischen Pizzabrötchen. Der Duft ließ den Sabber in Kuraikos Mund zusammen laufen und sie konnte nur mit leicht offenem Mund zusehen, wie sich die Blonde neben sie setzte und das Tablett vor sie beide abstellte. „Ehrlich gesagt, ist mir eine Mensa auch immer zu überfüllt. Im Freien zu essen hat doch auch was.“, erklärte die Blonde und nahm sich das Brötchen von ihrem Teller. Kuraiko war noch immer unsicher. „Das.. hättest du nicht tun müssen.“, sprach sie nur. „Warum nicht?“ „Wir.. kennen uns nicht. Und.. ich habe gesehen, wie du mit den anderen zu mir gesehen hast.. Sie haben dir über mich erzählt oder?“, murmelte die Schwarzhaarige betreten. „Ja, aber ich bilde mir lieber eigene Urteile. Ich höre nicht auf das Geschwätz von anderen.“, winkte die Blonde ab. Kuraiko blinzelte. „Und ehrlich gesagt nerven mich auch diese ganzen Leute, die über andere lästern. Ich denke, ich werde doch lieber nicht so oft mit Shingo abhängen.“ „Shingo schikaniert gerne Schwächere..“, erklärte Kuraiko leise. „Ich glaube, er kompensiert damit nur Probleme, die er bei sich Zuhause hat. Mein Bruder hat einen Psychologiekurs in seinem Studium und hat mir das mit den Mobbern mal erklärt.“ „Mhm..“ „Oh entschuldige, rede ich dir zu viel?“, fragte die Blonde und kratzte sich am Hinterkopf. „Ich hatte nur gehofft, mich mit dir anzufreunden.“, erklärte sie dann wahrheitsgemäß. „...Warum?“, war das einzige, was die Schwarzhaarige wissen wollte. „Warum gerade ich?“ Auf diese Frage, zuckte die Blonde ratlos mit den Achseln. „Ich schätze, weil wir uns auf einer gewissen Ebene ähnlich sind. Wir fühlen uns hier beide irgendwo verloren. Ich wohne noch nicht lange in Namimori. Außerdem finde ich Übersinnliches auch interessant. Und darin scheinst du dich auszukennen.“, schmunzelte Minako und deutete auf den Umschlag des Blocks, den Kuraiko die ganze Zeit nicht losließ. Darauf waren neben kryptischen Symbolen auch kleine Alien-Augen und ein offenbar selbst gezeichnetes Portrait der Yuki-Onna, der mythischen Schneefrau, die in Japan umher geistern soll. „Du findest das nicht irgendwie.. seltsam..?“, fragte Kuraiko dann unsicher. „M-Mit mir rumzuhängen könnte deinem Ruf schaden..“ „Ich bin lieber mit einer netten Person 'Einzelgängerin', als mit dem Strom zu schwimmen und mich dabei unwohl zu fühlen. Also was sagst du? Mina und Kura gegen die Welt?“, fragte Minako lächelnd und hob ihre Hand mit ausgestrecktem kleinen Finger. Kuraiko schaute verdattert auf die Geste und schluckte leicht. Zögerlich verhakte sie ihren eigenen kleinen Finger mit ihren, damit sie das Versprechen besiegeln konnten. „Hai, Minako-senpai.“ .-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.- „Ich hatte euch das Apartment zum Wohnen gegeben. Und nicht, damit du aus dem unteren Wohnbereich eine Bar machst.“, seufzte Sora nach Betreten des Gebäudes und schlug sich die Hand vors Gesicht. Vor ihm erstreckte sich eine voll eingerichtete Bar mit Thresen, Barhockern und einer nicht unbeachtlichen Menge an Spirituosen aufgereiht in Regalen hinter dem Thresen. „Das Apartment ist für uns zwei viel zu riesig. Und die Unterhaltskosten für das Studium und die Schule meiner Schwester sind auch nicht gerade gering. Das erschien mir die beste Lösung, um den ungenutzten Platz doch noch brauchbar zu machen.“ „Und woher hattest du das Geld für die Inneneinrichtung und.. den ganzen Alkohol?“, fragte Sora und hatte indessen seine Fassung wieder bekommen. „Die Inneneinrichtung habe ich von einem befreundeten Nachbarn, der selbst eine Bar eröffnen wollte, aber dann doch kurzfristig weggezogen ist und das alles nicht mitnehmen konnte. Selbiges für die Spirituosen. Das hier sind lediglich seine Restposten. Mit dem Geld, was ich durch den Verkauf dieser Posten bekomme, kann ich neuen Alkohol bestellen.“, erklärte Mamoru und verschränkte die Arme leicht. „A-ha.“, meinte Sora. „Und du hast mich jetzt hierher geschleppt, weil..?“, fragte der Blauhaarige irritiert. „Du wirktest ein wenig gestresst und auch neben der Spur. Darum dachte ich, ein kleiner Schluck-“ „Ich habe dir bereits gesagt, dass ich keinen Alkohol trinke.“, fiel Sora ihm direkt ins Wort. „Ich weiß, deswegen wollte ich dir auch einen alkoholfreien Mai Tai anbieten. Der wirkt erfrischend und macht deinen Kopf frei.“, schlug Mamoru vor und verschwand hinter den Thresen, um das Getränk zuzubereiten – obwohl Sora ihm noch gar nicht gesagt hatte, ob er überhaupt etwas trinken möchte. Der Blauhaarige seufzte geschlagen und setzte sich an den Barhocker. Er hatte inzwischen gelernt, dass man lieber nachgeben sollte, wenn man seine Ruhe wollte. Mamoru lächelte etwas triumphal und stellte den sonnenfarbenen Drink vor Sora. „Tadaima, Onii-san! Ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich jemanden mitge- Oh, Kaitoara-kun! Willkommen! Wir haben uns schon eine Weile nicht gesehen!“, begrüßte Minako die beiden Männer. Mamoru und Sora blickten zur Tür und sahen schnell einen schwarzen Schatten hinter der Blondine verschwinden. „Du hast jemanden mitgebracht?“, fragte Mamoru und legte den Kopf leicht schief. „Keine Angst Kuraiko-chan! Die beiden beißen nicht!“, lächelte Minako und ging zur Seite, damit das schüchterne Mädchen von den Männern gesehen werden konnte. „Sie ist eine Klassenkameradin von mir. Es könnte sein, dass sie öfter vorbei kommt, wäre das okay Bruderherz?“ „...werde ich..?“, murmelte die Schwarzhaarige errötet und Mamoru grinste leicht. „Na klar ist das okay. Freut mich, dass du direkt Freunde gefunden hast. Du bist uns jederzeit herzlich willkommen, Kuraiko-chan. Möchtet ihr etwas trinken? Ich habe auch Fruchtsäfte und Milchgetränke, wie Kakao oder Erdbeermilch.“, bot Mamoru ihnen an. „Für mich Erdbeermilch!“, rief Minako vergnügt und zog Kuraiko protestierend mit zum Thresen. „H-Haben Sie auch.. Tee..?“, fragte die Schwarzhaarige und setzte sich neben ihre neue 'Freundin'. „Hier in der Bar nicht, aber wir haben oben noch einige Teesorten. Ich kann dir gern eine Kanne aufbrühen.“, nickte der blonde Barkeeper. „Dann hätte ich auch gerne eine Tasse.“, meinte Sora dann. „Kommt sofort.“ Als Mamoru wieder da war, unterhielten sich die Vier eine Weile über das Leben in Namimori und Minako und Kuraiko trafen sich ab diesem Tag regelmäßig zum Essen und lernen bei Minako und Mamoru im Apartment. Warum die Blonde nie zu Kuraiko durfte, erklärte Kuraiko stets mit: Sie habe Angst, dass ihr Bruder auf sie losginge. Minako fand es in Ordnung, wie es war und verlebte eine harmonische Mittelschulzeit und Mamoru konnte sein Studium abschließen. Sein Verhältnis zu Sora war allerdings durch stetige Ereignisse gestört, wie etwa der Tatsache, dass er die Uni vorzeitig verließ, um das Geschäft seines kranken Vaters zu übernehmen... Fortsetzung folgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)