Katekyo Hitman Reborn Kosmos Arc: Cradle of Eternity von Minako (Die Wächter der Kosmos-Ringe) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3: Die Hüter der Kosmos-Ringe ------------------------------------------------ [Zur selben Zeit, als Minako in die neue Schule in Namimori kam – in China] [Anmerkung: 'Laoshi' bedeutet „Mentor“ oder „Lehrer“] „Mir tun die Beine weh, Laoshi Fon.“, meckerte eine rothaarige Zehnjährige, während sie im Schneidersitz hin und her wippte und mit einem kleinen Baby, der schwarze Haare und einen chinesischen Zopf hatte, unter einem Wasserfall saß. Das Baby trug einen Schnuller um den Hals und trank genüsslich eine Tasse grünen Tee. Dabei hielt er die Tasse so, dass der Wasserfall die Tasse vollkommen unberührt ließ. „Verliere nicht die Konzentration, meine liebe Taiko. Wir haben mit der Meditation gerade erst begonnen.“, schmunzelte der Arcobaleno mit der Sturmflamme gelassen und Taiko zog einen Schmollmund. „Warum muss ich hier unter dem eiskalten Wasserfall sitzen und meine Geschwister dürfen sich im Trockenen prügeln?“, fragte der Rotschopf und deutete auf eine kleine Wiese nicht weit vom Wasserfall, wo zwei Jugendliche, ein kräftiger Mann mit kurzen roten Haaren und eine zierliche junge Frau mit dunkelblauen Haaren, einige Kampfübungen durchführten, die man sonst nur Shaolin-Mönchen beibrachte. „Sie prügeln sich nicht. Sie feilen an ihrer waffenlosen Kampfkunst. Um aber deinen Körper zu trainieren, musst du zuerst deinen Geist stählen. Darum ist diese Meditation auch so wichtig.“, erklärte Fon und Taiko verschränkte die Arme. „Ich will da mitmischen..“ „Natürlich willst du das. Aber du musst dich noch gedulden.“, schmunzelte Fon und trank seinen Tee weiter. „Wenn du der Meinung bist, dass du dieses Training überspringen kannst, beweise deine Stärke. Wenn du mich fangen kannst, bevor meine Teetasse leer ist, lehre ich dir die Kampfkunst.“, schlug der Arcobaleno mit einem Lächeln vor. Taikos Schmollmund wandelte sich in ein aufgeregtes Grinsen. „Euer Ernst, Laoshi? Ha! Das ist ein Klacks!“, meinte sie enthusiastisch und wollte gerade mit beiden Händen nach dem Baby greifen. Fon verschwand aus ihrer Sicht Millimeter bevor sie ihn hätte berühren können und erschien wieder auf ihrem Kopf. „Zu langsame Reflexe.“, kommentierte der Schwarzhaarige und schlürfte den Tee weiter, während er immer wieder in die Luft sprang, als Taiko wieder und wieder über ihren Kopf griff, um ihn zu fangen. „Das ist unfair! Ich kann mich wegen dem eiskalten Wasser nicht richtig konzentrieren!“, rief die Rothaarige frustriert und versuchte weiter den kleinen Arcobaleno zu fangen. Fon konnte jedem ihrer Versuche ausweichen und schien dabei keine Probleme zu haben. „Wenn du auf mein Training hören würdest und deinen Geist stählst, wäre das Wasser kein Hindernis für deine Konzentration.“ „Meister Fon, kommt Ihr mal bitte einen Moment?“, fragte der rothaarige Jüngling und verbeugte sich hochachtungsvoll. Taiko hatte gar nicht gemerkt, dass ihr Bruder näher gekommen war. „Hiro, sag du dem Laoshi bitte, dass er mir die Kampfkunst beibringen soll!“, bat sie dann und faltete die Hände. „.. du bekommst auch mein Dessert die nächsten zwei Wochen..!“ Hiroshi, oder Hiro, wie er von seiner kleinen Schwester liebevoll genannt wurde, lachte leicht und stemmte die Hände an die Hüften. „Als ob du jemals deinen Pudding hergeben würdest. Du solltest auf Meister Fon hören, wenn du stärker werden willst. Wir wollen doch unserer Rolle als Hüter des Kosmos gerecht werden, oder?“ „Hüter des Was?“ Hiroshi und Fon stießen unisono ein Seufzen aus. „Wir haben es dir doch schon so oft erklärt.“, begann Fon. „Hab ich dabei zugehört?“, fragte Taiko und kratzte sich an der Wange. Sie war inzwischen wieder auf der Wiese neben dem Wasserfall und bekam von ihrer Schwester, der blauhaarigen Taisaki, ein Handtuch gereicht, um ihre Haare abzurubbeln. „Die Erde befand sich vor 500 Jahren am Rande der Zerstörung. Ein riesiger Asteroid mit einem Durchmesser von etwa 25-30 Kilometern, also beinahe doppelt so groß wie der Asteroid, der damals die Dinosaurier ausgelöscht hatte, befand sich auf direktem Kollisionskurs mit unserem Planeten. Damals war sich niemand der Gefahr bewusst, da die damalige Technik weit davon entfernt war, die Gefahren aus dem Weltall zu lokalisieren. Glücklicherweise befand sich in der Umlaufbahn zwischen dem Asteroid und der Erde ein weiterer Himmelskörper: Novum. Ein fast unsichtbarer 'Mond', den die Menschen nachts nur als Stern wahrnahmen.“, begann Fon zu erklären. „Häh? Wir haben zwei Monde??!“, fragte Taiko und blickte – bei helllichtem Tage – aufgeregt zum Himmel. Fon räusperte sich. „Erstens ist es unmöglich, am Tag den Mond zu sehen, geschweige denn Novum. Denn er existiert nicht mehr. Und zweitens, unterbrich mich bitte nicht.“, wurde der rothaarige Wildfang sanft von Fon gescholten. „Entschuldigung, Laoshi. Fahren Sie bitte fort.“ Fon nickte lächelnd auf Taikos Worte und erzählte weiter. „Der Asteroid kollidierte mit Novum und es gab eine Explosion am Himmel. Die Menschen empfanden es damals sicherlich wie wir, wenn wir heute Feuerwerk sehen. Normalerweise war Novum aber zu klein, um den Asteroiden aufzuhalten, aber da der Himmelskörper aus einem sehr festen – bis dato unbekannten Material bestand, wurde der Asteroid in Trilliarden – vielleicht sogar bis hin zu Septillionen kleine Partikel zerstört. Diese Partikel regneten auf die Erde herab und ein Großteil verschwand in der Erde oder in den Meeren. Nur sieben dieser Gesteinsproben gelangten in die Hände von Menschen.“ „Mhm.. Das klingt irgendwie nach einer Science Fiction Geschichte. Das sollten wir mal Hollywood geben, da verdienen wir uns dumm und dämlich dran.“, lachte Taiko. Sie schien das ganze nicht ernst zu nehmen. „Taiko, bitte. Die Proben des Asteroids wurden von einem Schmied in Ringe eingraviert. Geschmiedet in einer heiligen Flamme, die damals von alleine gebrannt haben soll und von alleine wieder aus ging, nachdem die Ringe fertig waren.“, erklärte Taisaki weiter. „Warte, die Kosmos Ringe sind aber 8? Ist ein Ring dann eine Fälschung?“, überlegte Hiroshi und verschränkte die Arme. „Nein, gewiss nicht. Einer der Gesteinsproben war zu gewaltig für einen Ring. Die Kräfte ließen sich nicht in der Flamme einfangen. Und so hatte der Schmied entschlossen, diese Probe zu spalten und zwei Ringe anzufertigen. Man sagt, eine gottgleiche Stimme hätte ihm dazu geraten.“, sprach Fon weiter. „Die Ringe sind seit dieser Zeit im Familienbesitz der Hyoushiro, also unserer Familie. Und wir behüten die Geheimnisse der Ringe solange, bis wir die Auserwählten gefunden haben, die in der Lage sind, die versiegelte Kraft der Ringe zu erwecken.“, erklärte Taisaki weiter. „Und wieso sollten gerade jetzt Auserwählte kommen, wenn wir schon seit so vielen Jahrhunderten auf diese Ringe aufpassen?!“, wollte die Rothaarige wissen. Ihre Geschwister lachten daraufhin leise und tätschelten ihren Kopf. „Eben, das wissen wir nicht, ob in dieser Generation Auserwählte kommen. Unsere Aufgabe ist es, einfach so lange auf die Ringe Acht zu geben und diese Aufgabe an unsere Nachkommen weiter zu geben.“, lächelte Hiroshi. Taiko blinzelte ein paar mal und verschränkte dann die Arme hinter dem Rücken. „Klingt echt langweilig.“ „Du wirst schon noch dahinter kommen, Schwesterchen. Aber zuerst solltest du Meister Fon's Training Ernst nehmen. Wenn du die Meditation heute meisterst, bekommst du ein riesiges Schokoladen-Eis zur Belohnung.“, versprach der Rothaarige grinsend. „ECHT JETZT? Du kannst das nicht mehr zurück nehmen!! Laoshi Fon, kommt mit, ich kann noch bis zum Abend unter dem Wasserfall sitzen!“, rief Taiko, hob einen Arm in die Luft und rannte dann enthusiastisch zurück zum Wasserfall. „Nicht, du wirst dich.. erkälten.“, seufzte Taisaki das letzte Wort nach einer Pause und schlug sich die Hand vors Gesicht. Fon lächelte und sprang auf Hiroshis Schulter. „Sie hat zwar noch einen weiten Weg vor sich, aber sie hat genau die richtigen Voraussetzungen, damit aus ihr eine richtig gute Hüterin wird. Sie hat Ausdauer und Entschlossenheit.“, meinte der Arcobaleno und folgte dann seiner energischen Schülerin zurück zum Wasserfall. Das Geschwisterpaar sah den beiden nach und dann einander an, bevor sie mit den Achseln zuckten und zu ihrem eigenen Training zurück kehren wollten. „Moment mal, jetzt habe ich vergessen, dass ich etwas mit Meister Fon bereden wollte!“, intervenierte Hiroshi und rannte den beiden nach, während Taisaki zurück blieb und sich fragte, ob sie vielleicht als einzige der Familie adoptiert war.. -.-.-.-.-.- Es war nun nach dem Abendessen und die drei Geschwister waren erschöpft. Taisaki und Hiroshi verarzteten die Verletzungen, die sie beim Sparring erlitten hatten und Taiko fragte wiederholt nach Nachschlag vom Reis. „Schätzchen, du solltest nicht zu viel essen. Dir wird noch schlecht.“, ermahnte die Mutter ihre jüngste Tochter. „Sie braucht die Stärkung, Yan-san.“, meinte Fon und trank eine weitere Tasse, diesmal mit Tee aus Chrysantemenblüten. „Ich habe von ihr heute viel abverlangt und sie braucht die Energie.“, fuhr er fort. Yan sah Fon kurz an und nickte, bevor sie ihrer Tochter eine weitere Portion gab. „Möchtest du nicht noch ein paar Tage bleiben?“, fragte Yan dann den kleinen Arcobaleno. Fon war zwar ein Mentor für die Kinder, doch auch er war viel gefragt und musste oft geschäftlich ins Ausland. „Ich würde wirklich gerne. Aber ich fürchte, dass ich mich um eine.. wichtige Angelegenheit kümmern muss.“ „Ihr sprecht immer in Rätseln. Was für eine Angelegenheit ist das denn?“, fragte Taiko mit vollem Mund und kleckerte dabei ein wenig. „Das kann ich leider nicht erklären. Es ist eine Sache von höchster Wichtigkeit und ich möchte euch nicht in irgendwas mit hinein ziehen, was euch möglicherweise- nein mit Sicherheit sogar in Gefahr bringt.“, seufzte Fon. Eigentlich hatte er schon zu viel verraten. „Jetzt bin ich auch neugierig.“, mischte sich Hiroshi ein. „Es geht nicht, Kinder. Euer Training darf aber nicht pausieren, solange ich weg bin. Taisaki, kann ich mich darauf verlassen, dass du das Training deiner Geschwister und dir solange übernimmst? Ich habe dir aufgeschrieben, worauf ihr euch konzentrieren solltet.“, fragte Fon die älteste der Geschwister. „Jawohl Laoshi. Ihr könnt auf mich zählen. In Eurer Abwesenheit werden wir nicht nachlässig werden.“, nickte Taisaki und verbeugte sich hochachtungsvoll vor dem Arcobaleno. „Das beruhigt mich.“, lächelte Fon und war danach in Gespräche mit Yan und Taisaki vertieft, bis das Essen beendet war. Nach dem Essen verabschiedete sich Fon auch von der Familie, da er noch in dieser Nacht abreisen musste. Taiko war ein wenig missmutig und hatte dann eine andere Idee. „Spielen wir verstecken?“, fragte sie plötzlich ihre Geschwister. „Wir haben heute so viel trainiert, jetzt will ich spielen!“, fügte sie mit verschränkten Armen hinzu. Taisaki und Hiroshi sahen einander an und lächelten resigniert. „Na fein. Versteckt euch, ich fange an.“, schlug Taisaki vor und verdeckte ihr Gesicht mit den Armen, als sie begann zu zählen. „Yī'(eins), èr(zwei), sān(drei)..“ Hiroshi und Taiko rannten daraufhin los und Yan schüttelte lächelnd den Kopf, als sie den Aufwasch in der Küche tätigte. Zumindest zeigten solche Dinge noch, dass ihre Kinder noch Kinder waren und das fand sie gut. Taiko versteckte sich auf dem Dachboden. Sie fand diesen Ort perfekt, da es hier sehr viele Flecke gab, wo sie sich dazwischen quetschen konnte und quasi unsichtbar war. Sie krabbelte hinter eine alte Kiste voller alter Kleider, darunter dem Hochzeitskleid ihrer Mutter, und versteckte sich an der Wand hinter der Kiste. Ein langer Stofffetzen hing vor ihr, sodass sie hoffte, das perfekte Versteck gefunden haben. „Hihihi.“, kicherte sie, als ihre Schwester ebenfalls auf dem Dachboden suchte, aber nach erfolgloser Suche wieder ging. Die Rothaarige hatte innerlich bereits gewonnen und tanzte eine Art Siegestanz, bis hinter ihr die Wand nachgab und sie in einen Zwischenraum fiel. „Āiyō.. (Autsch)..“, schmollte sie genervt und hustete, da viele Staubpartikel aufgewirbelt wurden. Offenbar hatte diesen Ort schon seit vielen Jahren niemand mehr betreten. „Nanu? Ich wusste gar nicht, dass es hier so eine tiefe Nische gibt.“, begann die Rothaarige und blinzelte, als sie etwas entdeckte. Es war wie eine Art Altar, auf dem eine Schatulle aufgebahrt war. „Sind das..“, begann sie, ihre Augen weit vor Faszination. Sie hatte die Ringe noch nie gesehen, da ihre Familie nie sagen wollte, wo die Ringe aufbewahrt wurden. Die Rothaarige schritt näher und öffnete die Schatulle. Der Glanz von acht goldenen Ringen ließ sie breit lächeln. „Sind die hübsch..“, murmelte sie leise und fast reflexartig griff sie nach einen der Ringe – der Ring unter den „Nova“ stand. … Es sollte sich allerdings als fataler Fehler herausstellen, denn ein stechender Schmerz lähmte den Rotschopf und sie schrie vor Schmerzen auf, als eine unbekannte Kraft, die das Aussehen einer Flamme hatte, ihr quer durch die Handinnenfläche schnitt. Ihre Geschwister wurden von dem Schrei hellhörig und rannten zum Dachboden. Dort sahen sie die Stelle, wo vorher eine Wand war und ein unheimliches Licht erlosch. „Taiko..!“, rief Hiroshi und nahm seine weinende Schwester in den Arm. Sie hielt sich ihre stark blutende Hand und Taisaki schloss die Ringschatulle wieder, bevor noch mehr passierte. „Was ist hier passiert? Was hast du getan?!“ Taiko schluchzte unaufhörlich und wimmerte, wie weh ihre Hand tat. „D-Der Ring hat mich .. angegriffen..“, weinte sie in die Brust ihres Bruders und Hiroshi riss einen Teil seines T-Shirts ab, um es ihrer Schwester um die Verletzung zu wickeln. Er stoppte die Blutung, aber Taiko hörte nicht auf zu weinen. „Ich werde einen Kräutertrank mixen, der die Schmerzen betäubt. Und ich muss Mutter Bescheid sagen.“, meinte Taisaki, während Hiroshi seine aufgelöste Schwester zurück zu ihrem Zimmer trug. „Mach das.. Wir hätten ihr früher sagen sollen, warum wir die Ringe so versteckt aufbewahren. Aber ich hätte auch nicht gedacht.. dass so etwas passieren wird.“, seufzte der Rotschopf genervt. Taiko lag in ihrem Bett und krallte sich an ihr Kissen. Dabei murmelte sie immer, dass sie das Bild nicht mehr aus ihrem Kopf bekam. Sie bekam von diesem Tag an Angst vor den Ringen.. und begann ihre Rolle als Hüterin zu verachten. -.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.- [6 Jahre später – in einer heruntergekommenen Stadt in Japan – 40 km von Namimori entfernt] Eine Frau mit kurzen, unsauber geschnittenen, blauen Haaren torkelte erschöpft durch die Slums einer kleinen Stadt. In den letzten Jahren, in denen sie obdachlos war, hatte sie Kontakt mit den falschen Leuten und wurde in einen Sumpf aus Drogen und Kleinkriminalität gezogen. Nach 4 Jahren Drogenkonsums war sie nun so abgewrackt und am Ende, dass sie allmählich den Willen zu Leben gänzlich verlor. Sie taumelte, geschafft von Schlafmangel, Hunger und Entzugserscheinungen, da sie die Drogen seit einigen Tagen nicht mehr nahm, durch die Straßen. Alle Menschen, denen sie dabei begegnete, ignorierten ihren Zustand oder wechselten die Straßenseite, als sie sie sahen. //Tche. Menschen sind so Abschaum. Es würde sie nicht einmal interessieren, wenn jemand auf offener Straße ein Kind vergewaltigen würde. Geschweige denn, dass eine Straßenratte wie ich zusammen bricht und verreckt.//, dachte sie sich bitter. Die junge Frau stoppte unter einer Brücke, als es begann zu regnen. Sie suchte unter der Brücke Schutz vor den kalten Tropfen, der auf ihrer geschundenen Haut eher wohltuend war. Ihre zerfetzten Klamotten wärmten sie nicht mehr und so kauerte sie sich zusammen und versuchte ein wenig Wärme zu finden. Während sie so da saß, fiel ihr etwas glänzendes auf dem Boden auf. Es war eine Spiegelscherbe. .. … //Warum nicht..?//, dachte sich die junge Frau bitter grinsend und hob die Scherbe auf. Sie hielt die spitze Seite an ihr Handgelenk, direkt über der Pulsader. In den vergangenen Jahren hatte sie schon mehrfach versucht, sich das Leben zu nehmen. Eine Überdosis Tabletten oder vor ein Auto werfen.. Aber wie durch ein Wunder überlebte sie all diese Versuche. //Fick dich, Schutzengel. Diesmal funkst du mir nicht dazwischen.//, dachte sich die Blauhaarige und schloss ihre Augen, als sie einen sauberen Schnitt über ihre Pulsader ausführte. Der Schmerz ließ sie zusammen zucken und das Blut tropfte auf den Boden, wo es sich mit dem Regenwasser vermischte. Danach nahm sie ihr Umfeld gar nicht mehr richtig wahr, als sie zusammen brach und am Boden auf ihr Ende wartete. Ihre halboffenen Augen vernahmen ein kurzes Blitzen, bevor sie wieder den Schmerz spürte, den sie sich selbst zugefügt hatte. //Warum dauert das so lange?// 'Armes Kind' Eine Stimme? 'Armes, verlassenes Kind.', sprach die Frauenstimme abermals und die Blauhaarige bekam starke Kopfschmerzen. Die Stimme dröhnte direkt in ihrem Verstand und machte sie schummrig. „Ist da jemand?“, fragte sie leise und hörte Schritte von Stöckelschuhen durch die Pfützen. Sie kamen näher, bis ein Schatten über der liegenden Frau erschien. Die junge Frau versuchte nach oben zu schauen, aber sie hatte keine Kraft mehr. Der Blutverlust und ihre vorherige körperliche Verfassung verboten ihr derartige Kontrolle über ihren Körper. Alles, was sie sah, waren schwarze Pumps und lange Frauenbeine. Ein seltsamer Geruch von exotischen Düften stach in die Nase der Blauhaarigen und ließ sie voller Ekel husten. Die fremde Frau bückte sich hinunter und schwarze Haare fielen über ihre Schulter, stechend rote Augen musterten die verletzte Frau abschätzig. „Du armes Ding. Zuerst von deiner Familie verlassen und seitdem plagen dich Alpträume jede Nacht, nicht wahr? Du fühlst dich nutzlos und alleine. Jeder, dem du vertraut hast, hat sich von dir abgewandt.“, sprach die Frau und strich der Blauhaarigen einige Strähnen aus dem klatschnassen Gesicht. Der Regen hatte noch immer nicht aufgehört. „Woher weißt-“ „Shh. Schone deine Kräfte, Kindchen.“, schmunzelte die schwarzhaarige Frau amüsiert. „Es wäre ein Jammer, wenn du diese Welt schon so früh verlässt. Wünschst du dir nicht, dich an der Welt, die dich fallen gelassen hat, zu rächen? Strebst du nach so großer Stärke, dass du dieses Gefühl von Wertlosigkeit endlich ablegen kannst?“ … Nach dieser Frage war eine kurze Stille. Die Blauhaarige konnte nicht darüber nachdenken, da ihre Lippen bereits auf eigenen Akkord begannen zu sprechen. „...Ja..“ Das Grinsen der Schwarzhaarigen wurde breiter und böser. „So sei es.“, murmelte sie und in ihrer Handfläche schien etwas zu geschehen. „fiamma dell'inferno iniezione, recupero cellulare.”, hauchte sie und eine blutrote Flamme entstand in der Handfläche. Bevor die blauhaarige Frau registrieren konnte, was da gerade passierte, berührte die fremde Frau ihr blutendes Handgelenk und die Flamme umschloss die Wunde. Der Schnitt schloss sich und die Stelle heilte binnen weniger Sekunden. “Das Blut reproduziert sich innerhalb kürzester Zeit, aber meine Höllenflamme sollte dir genug Kraft zum Aufstehen geben.”, sprach sie kühl. “Nun komm, lass uns gemeinsam Rache an der kalten und bösen Welt nehmen. Hilf mir, kleine Leiko.”, grinste die Schwarzhaarige und hielt Leiko die Hand entgegen. Wie unter einem Zauber, nahm Leiko die Hand ihrer mysteriösen 'Retterin', ihre Augen waren leer und gebrochen. Sie nickte auf die Worte der Frau. “Jawohl, Tarana-sama.” Tarana schmunzelte breiter und verschwand mit Leiko in der Dunkelheit der hereingebrochenen Nacht und im Schutze des Regen und Nebels. “Ich werde deinem Leben einen Sinn geben – zumindest solange ich dich brauche.”, lachte Tarana in die Nacht. Welche Pläne bezweckte sie und was sind diese Höllenflammen? fiamma dell'inferno = Höllenflamme iniezione = Injektion recupero cellulare = Zellwiederherstellung Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)