Crazy von Mayachan_ ================================================================================ Kapitel 3: Nichts hat sich geändert ----------------------------------- Der nächste Schultag war gekommen und Ran war eine der wenigen Schüler, die überpünktlich im Klassenzimmer saßen. Neben ihr waren nur zwei Jungs und zwei andere Mädchen bereits da. Da sie jetzt woanders wohnte, wusste sie nicht genau wie sie am besten den laufen sollte. Deshalb war sie zeitlich los gegangen um zu sehen, wie lange sie für den neuen Weg brauchte. Natürlich war sie nicht mit Kudo zusammen hergekommen. Diesen hatte sie bislang nur zu den Mahlzeiten gesehen, zu denen er immer pünktlich eintraf. Aber eine innere Stimme sagte ihr, dass ihre Mutter die Finger im Spiel hatte. Wahrscheinlich hatte sie ihn solange bearbeitet bis er nachgegeben und sich bereit erklärt hatte, wenigstens die Mahlzeiten als Familie einzunehmen. Vielleicht hatte sein Vater ihm auch mit Taschengeld sperre gedroht. Naja egal, jedenfalls war er zum Frühstück und Abendessen immer aufgetaucht und hatte sich kommentarlos hingesetzt. Nachdem die junge Mori das Essen auf den Tisch gestellt hatte, und die Eltern ein Gespräch begonnen hatten, verhielt sich Kudo anfangs still und zurückhaltend. Auch die direkte Mori sagte keinen Ton und konzentrierte sich vollkommen auf das Kauen. Bis... „Das Essen schmeckt scheiße“, sagte Shinichi nach dem dritten Bissen und warf die Gabel auf den Teller. Ran sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an, sagte aber nichts dazu. Auch Eri sah ihn fragend an. „Warum schmeckt es dir nicht? Das ist Hühnerfrikassee mit Reis und Gemüse.“ „Ich weiß was das ist, aber es schmeckt mir nicht. Ich werde mit Heiji und Kaito woanders essen“, erwiderte der junge Kudo genervt und stand auf. Sein Vater sah ihn nicht sehr fröhlich an. „Shinichi, du weißt was wir vereinbart haben.“ „Ja, aber wenn es mir nun mal nicht schmeckt, was soll ich machen? Soll ich mir jeden Bissen rein zwängen und dann alles im hohem Bogen heraus kotzen?“ Bevor Yusaku etwas erwidern konnte, mischte sich unerwartet die junge Oberschülerin ein. „Lass ihn, Yusaku. Wenn er nichts Gutes zu würdigen weiß, dann soll er sein Fast Food essen und an einem Herzinfarkt krepieren.“ „Wenn ich krepiere, dann an deinem Essen!“ Ran schnaufte. „Deine Geschmacksknospen sind vom jahrelangen Müll verschlingen verdorben und jetzt wo du was Anständiges vorgesetzt bekommst, ist es nicht gut genug für dich.“ „Ich weiß was gut ist. Das Essen von Heijis Mutter - sie macht das beste Schnitzel und die besten Koteletts“, rief der genervte Schüler überheblich. „Dann zieh doch bei ihm ein, dann kannst du jeden Tag Schnitzel und Koteletts essen“, gab sie unschuldig zurück. „Ich lasse mich nicht aus meinem eigenen Haus werfen!“ „Das ist das Haus deines Vaters, oder bezahlst du die Grundsteuer?“ „Du gehst mir so auf die Nerven!“ „Ein Hobby braucht ja jeder.“ Eri schlug sich die flache Hand gegen die Stirn und sah ihren Mann an. „Ob die beiden sich jemals vertragen werden?“ „Sicher, sobald die Hölle zufriert.“ „Das ist nicht witzig. Dir geht die Zankerei der beiden doch auch auf die Nerven!“ „Schatz, du weißt doch: Was sich liebt, dass neckt sich. Sie können weder mit noch ohne einander.“ Bei dem letzten Satz seines Vaters hielten die beiden mitten in ihrem Streit inne und sahen den älteren Kudo entsetzt an. „Spinnst du, Dad? Hör auf so einen Müll von dir zu geben!“, rief sein Sohn sehr zornig. „Echt mal“, empörte sich die hübsche Mori. „Ach, auf einmal seid ihr beiden einer Meinung. Vielleicht gibt es noch Hoffnung“, grinste Eri erfreut. Die beiden Oberschüler sahen sich kurz an, bevor sie ihre Köpfe in die entgegengesetzte Richtung drehten und ein beleidigtes „Pah.“ machten. Ihre Eltern sahen sich lächelnd an. Sie konnte nur hoffen, dass Kudo sich nicht verplapperte und niemandem weiter erzählte das sie seine Stiefschwester war. Sie würde es auch keinem erzählen, denn es gab in der Schule einige Mädchen die völlig verrückt nach Kudo waren, und die davon nicht begeistert gewesen wären. Eine davon war Shiho. Sie ging in die gleiche Klasse wie die beiden und hatte schonmal was mit dem jungen Kudo am Laufen gehabt. Das hat wohl drei Wochen gehalten und so viel sie mitbekommen hatte, war es nur auf das Körperliche beschränkt gewesen. Trotzdem schien sie ihn nicht gerne mit anderen Mädchen zu teilen, denn letztens hatte sie einem Mädchen aus der Parallelklasse eine heftige Ansage gemacht. Und auf diesen Kindergartenkram hatte sie keine Lust, dafür war sie zu alt. Und außerdem war es Kudo und wegen diesem Trottel würde sie sich nicht mit diesen verrückten Weibern anlegen. Sie war so in Gedanken, dass sie nicht mitbekam wie ihre beiden Freundinnen ins Klassenzimmer kamen. „Morgen Ran. Na, wie war dein Wochenende?“, fragte eine grinsende Kazuha und setzte sich neben ihre Freundin. Auch Aoko setzte sich, allerdings war ihr Platz hinter Ran. „Morgen Ran. Erzähl, wie war dein Wochenende?“ „Wie soll es denn gewesen sein? Es war die pure Freude und Heiterkeit“, erwiderte die brünette Mori sarkastisch. „Es war einfach prächtig. Aber das Allerbeste war wohl, dass meine Mutter den Vater des größten Vollidioten geheiratet hat und ich nun mit diesem unter einem Dach leben muss. Mit anderen Worten: Mein Wochenende war PERFEKT!“ Sowohl Kazuha als auch Aoko brachen in Gelächter aus. „Jap, das haben wir uns schon gedacht. Und wie ist es so mit Kudo? Habt ihr schon geschwisterliche Gefühle entwickelt?“, fragte die hübsche Toyama leise, damit die anderen es nicht mithörten. „Ja sicher“, brummte Ran trocken. „Er wird mein Lieblingsbruder.“ Ein Schmunzeln legte sich auf Kazuhas Gesicht. „Das hab ich mir schon gedacht. So ein Exemplar als Bruder zu haben muss die reinste Freude sein.“ „Ja, ich kotze gleich vor Freude.“ „Aber mal ernsthaft. Wie ist es mit Kudo? Und wie ist sein Haus?“, fragte Aoko neugierig. Ran lehnte sich zurück. „Es ist groß und ich habe ein Zimmer mit eigenem Bad. Außerdem habe ich gesehen, dass sie im Garten einen Pool haben. Kein Wunder also, dass Kudo's Partys so berühmt sind.“ „Echt? Wie cool. Wir müssen dich unbedingt besuchen und dann gehen wir eine Runde darin schwimmen“, strahlte die grünäugige Toyama. „Klar, können wir ja mal machen. Aber ich schätze es wird Kudo nicht gefallen“, gab Ran grinsend zurück. „Seit wann hält uns das ab?“, grinste Aoko fies. „Hallo? Ich muss lieb und nett zu Kudo sein. So als Schwester“, gab die blauäugige Mori zurück, was denn anderen beiden ein heiteres Lachen entlockte. Dieses blieb ihnen aber im Halse stecken als besagter Kudo ins Klassenzimmer kam, zusammen mit Heiji und Kaito. Die drei Jungs unterhielten sich lachend und warfen den Mädels kurze Blicke zu. Kaito löste sich von der Gruppe und trat auf die genervt blickende Aoko zu. Diese hob eine Augenbraue und wappnete sich innerlich. „Was willst du?“ „Aoko?“ „Ja?“ „Kann es sein, dass du in Wahrheit ein Junge bist?“ „Du Blödmann!“ Kaito lachte und legte den Kopf schief. „Ich frage ja nur, weil du keine Kurven hast. Deine Brüste sind klein, deine Hüfte zu schmal und dein Arsch so flach wie ein Brett. Du hast null Sexappeal. Hätte ja sein können, dass du dich als Mädchen verkleidet.“ Sie knurrte. „Halt deine verdammte Schnauze, und such dir eine andere die du nerven kannst!“ „Nö, es macht viel mehr Spaß dich zu ärgern.“ „Ich ärgere dich gleich, aber richtig“, drohte sie mit zusammen gebissenen Zähnen. „Was willst du tun? Mir in die Seite piken?“ Wortlos stand Aoko auf und ging nach vorne. In der linken Ecke stand ein Besen, der zum Fegen von den Schülern benutzt wurde. Nach der letzten Unterrichtstunde mussten immer zwei Schüler länger bleiben um das Zimmer und die Tafel zu säubern. Sie griff nach dem Besenstiel, drehte sich mit zornigen Augen um und rannte auf Kaito los. Dieser lachte und sprang weg, als seine Mitschülerin ausholte. „Du lahme Krücke, dich würde jede Schnecke überholen“, rief der attraktive Kuruba grinsend und wich einem weiteren Schlag aus. Die junge Schülerin kreischte und schlug mit dem Besen um sich. Die anderen vier schüttelten die Köpfe. Irgendwer fing immer Streit an. Wenn es nicht Ran und Shinichi waren, dann Kazuha und Heiji, oder Aoko und Kaito. Meistens ließ einer der Jungs einen dummen Spruch los. Natürlich konterten die Mädels und so war schnell ein Streit entfacht. Die junge Mori seufzte und blickte zur Tür, als diese aufging. Als sie sah wer da kam, hätte sie am liebsten ihren Kopf gegen die Tischplatte geschlagen. Shiho und ihre Freundinnen Asami und Akako kamen in die Klasse. Besser bekannt als die drei: DWBW, dumme, willige, billige Weiber. Die drei hatten schon sämtliche Kerle in der Schule durch. Zumindest die 16-18 jährigen. Dazu gehörten, wenn man den Gerüchten glauben konnten, auch Kudo, Hattori und Kuruba. Bei Kudo war es ja bewiesen, aber ob Heiji und Kaito etwas mit denen hatten, ließ sich schwer sagen. Die beiden ließen auch nichts anbrennen, aber ob sie auch so tief sinken würden wie Kudo? Wer weiß. Die – bei dem männlichen Geschlecht – sehr beliebte Miyano sah sehr gut aus. Da ihre Mutter Engländerin war, hatte Shiho eine andere Haarfarbe als gewöhnliche Japaner. Ihre Haare waren eine Mischung aus einem sehr hellem braun und einem rot-blond. Außerdem hatte sie graue Augen, die bei verschiedenem Lichtfall ins blau-violette gingen. Dazu kam, dass sie groß und sehr kurvenreich war. Shiho sah kurz zu Kaito und Aoko bevor sie den Blick abwandte und sich mit einem breiten Lächeln auf Shinichi zubewegte. Dieser verdrehte unbemerkt die Augen. Seit fast drei Wochen nervte sie ihn und suchte wieder seine Nähe. Obwohl er ihr mehrmals gesagt hatte, dass er kein Interesse an ihr hatte, wurde sie ziemlich aufdringlich. Ihr Freund – ein Medizinstudent – hatte sie für eine andere Studentin verlassen, und nun suchte sie einen Lückenbüßer und hatte sich ihren Ex dafür auserkoren. Der war davon aber nicht so begeistert und versuchte ihr aus den Weg zu gehen. Es reichte ihm, dass er die Mori jeden Tag an der Backe hatte, da brauchte er Shiho nicht auch noch! „Hallo Shinichi. Hast du nach der Schule Zeit? Ich könnte Hilfe in Biologie gebrauchen“, säuselte sie lieblich. Der Angesprochene stöhnte genervt. „Nein, such dir wen anderes.“ „Aber du bist der Beste. Keiner kann es so gut wie du“, hauchte Shiho und lehnte sich zu ihm rüber. Shinichi wich etwas zurück, sodass er gegen den Tisch von Ran stieß. Die blickte ihre Mitschülerin Kopfschüttelnd an. „Hast du es wirklich so nötig, dass du kleine Jungs verführen musst? Kannst du dir nicht richtige Männer suchen?“ „Was hast du denn, Ran?“, kam es daraufhin fragend von der Miyano. „Bist du etwa eifersüchtig, weil ich jeden Mann kriegen kann und du nicht mal einen Penner herumkriegen würdest?“ Kazuha zog scharf die Luft ein. Diese verdammte Schlampe! Die junge Mori hob die Hand, als ihre Freundin etwas erwidern wollte. Die beiden Mitschüler sahen nun gespannt zu der brünetten Mori. Auch Aoko und Kaito unterbrachen ihren Streit und gingen auf die anderen zu. „Eifersüchtig? Weil ich keine verbrauchte Matratze bin und ich mich nicht jedem notgeilen Kerl hingebe? Ja klar, ich bin ja so neidisch auf dich“, erwiderte Ran gähnend. Asami rollte mit den Augen. „Ja, roll nur deine Augen. Das hilft dir auch nicht. Dort hinten findest du auch kein Gehirn“, lächelte Shinichis Stiefschwester. „Was?“, fauchte die junge Mitschülerin. „Nicht nur dumm sondern auch taub, oder was?“, kam es fies von Kazuha. „Ihr...“, setzte Akako an, allerdings wurde sie von Shiho unterbrochen. „Lass gut sein. Kommt wir gehen auf unsere Plätze, wir haben es nicht nötig unsere Zeit mit denen zu verschwenden“, meinte die junge Miyano überheblich. Dann schenkte sie dem attraktiven Kudo ein hinreißendes Lächeln. „Überleg dir mein Angebot.“ Mit schwingenden Hüften gingen die drei davon. Mit der Hand rieb sich die hübsche Toyama die Stirn. „Herr im Himmel. Ich kenne ja viele dumme Menschen, aber die drei brechen den Highscore.“ „Ich hätte je gerne die innere Ruhe eines Stuhles“, bemerkte eine kopfschüttelnde Aoko. „Der muss auch mit jedem Arsch klarkommen.“ Ran brachte in schallendes Gelächter aus und warf den Kopf zurück. Ihre Haare flogen dabei nach hinten. Heiji brüllte vor Lachen. „Der war echt gut!“ Sogar Shinichi konnte sich ein amüsiertes Kichern nicht verkneifen. „Den muss ich mir merken.“ „Nichts da! Du kannst dir eigene Sprüche zulegen“, keifte die junge Mori plötzlich los. Die lockere Stimmung war mit einem Schlag dahin. Der junge Kudo sah seine Stiefschwester mit zusammen gekniffenen Augen an. „Kannst du nicht einmal deine Schnauze halten und dir einen Kommentar verkneifen?“ „Könnte ich schon, aber das sehe ich ja gar nicht ein.“ Gerade als der intelligente Oberschüler etwas erwidern wollte, kam die Lehrerin in die Klasse. „Guten Morgen. Setzt euch.“ Die Jungs gingen auf ihre Plätze. Shinichi warf der jungen Mori einen gereizten Blick zu. Diese setzte ihr bestes Lächeln auf. Tja, wer kann – der kann! Am Abend - als die beiden Zuhause waren - ging der Streit weiter. Die Schule hatten beide gut überstanden, da sie sich den Rest der Zeit aus dem Weg gegangen waren. Dass war hier nun nicht mehr möglich. Ran – die gerade dabei war das Essen zu machen – stand am Küchentresen und schälte Karotten. Ihre Mutter und Yusaku waren noch nicht da, aber sie würden bald kommen. Kudo hatte sie bisher nicht gesehen und das war ihr auch ganz recht. Sie summte eine Melodie und war in ihre Arbeit vertieft, als der jüngste Kudo in der Küchentür auftauchte und boshaft grinste. In den Händen hielt er einen Brief. Leise faltete er diesen auseinander und holte tief Luft. Liebe Ran, Ich bin ein großer Bewunderer von dir und schon lange in dich verliebt. Die junge Mori zuckte bei dem klang seiner Stimme zusammen, und als sie dann hörte was er da vorlas, drehte sie sich wütend um. „Was soll das? Gib sofort den Brief zurück! Wie bist du an den drangekommen?“, schrie sie außer sich. „Ich war kurz in deinem Zimmer um mir ein Blatt Papier zu leihen“, erwiderte Shinichi unschuldig. „Und da sah ich, dass der Brief auf deinem Schreibtisch lag und hab ihn mir mal angesehen.“ Er las weiter. Deine Augen strahlen schöner als das Meer. Deine Haare sind eine einzige Pracht. Dein Lächeln verzaubert jedes Wesen das deinen Weg kreuzt. „LASS DASS“, kreischte sie und rannte fuchsteufelswild auf ihn zu. Lachend rannte er um den Tisch herum. „Am besten gefällt mir diese Stelle: Deine Ausstrahlung ist die pure Sonne. Warm und Energiereich. Der arme Kerl leidet unter einer heftigen Geschmacksverirrung.“ „Gib den Brief her“, bellte sie und versuchte nach dem Papier zu greifen. Aber der flinke Kudo hielt ihn außer Reichweite. Er rannte aus der Küche und war nun im Wohnzimmer. Ran folgte ihm mit zornigen Augen. „Kudo, du gibst mir sofort den Brief, oder du wirst es bereuen!“ „Wer hat das eigentlich geschrieben? Den Typen muss ich kennen lernen. Der scheint ja überhaupt keine Ansprüche zu haben“, lachte Shinichi gehässig. „Halt deine verdammte schnauze!“ „Was ist denn hier los?“, fragte eine überraschte Eri, die gerade nach Hause gekommen war. Sie sah die beiden Oberschüler abwechselnd an. Shinichi stand hinter der Couch und hielt einen Zettel in der Hand und ihre Tochter stand mit geballten Fäusten davor. „Er hat mir etwas weggenommen und ich will es wieder haben“, rief ihre aufgebrachte Tochter und verengte die Augen zu gefährlichen Schlitzen. Zornesröte hatte sich mittlerweile auf ihrem Gesicht ausgebreitet. Eri wusste nicht was auf diesem Zettel stand, aber Ran wurde nicht ohne Grund so wütend. „Shinichi, gib ihr bitte den Zettel zurück.“ Der sah seine Stiefmutter an. „Nö, sie ist selbst schuld. Was lässt sie ihn herum liegen.“ „Er lag in meinem Zimmer, auf meinem Schreibtisch und du hast ihn einfach weggenommen“, brüllte die brünette Oberschülerin aufgebracht. „Shinichi“, sagte Eri erneut, was den jungen Kudo seufzen ließ. „Schön hier.“ Er warf ihr den Zettel entgegen. Schnell schnappte sie sich ihn und rannte nach oben. „Du hast deinem Vater versprochen dich mit ihr zu vertragen“, erinnerte ihn die Brillenträgerin. „Wieso warst du ohne Erlaubnis in ihrem Zimmer und nimmst dir etwas, dass dir nicht gehört?“ „Weil sie mir auf die Nerven geht“, keifte Shinichi. „Früher hab ich sie nur in der Schule ertragen müssen, aber jetzt ertrage ich sie auch jeden verdammten Tag zuhause! Ich kann und will mich nicht mit ihr vertragen, denn sie ist eine dumme eingebildete Zicke und versucht mich bei jeder Gelegenheit zu provozieren! Nur weil ihr beide auf heile Welt machen wollt, könnt ihr das nicht von uns verlangen!“ Eri schluckte. Sie wusste nicht genau was sie sagen sollte. Auf der einen Seite wollte sie ihre Tochter verteidigen, aber auf der anderen Seite war Shinichi nun ihr Stiefsohn und sie konnte ihn irgendwo verstehen. „Shinichi...“ „Lass es, Eri.“ Er kam hinter der Couch hervor und ging zur Tür. „Egal wie sehr du und Vater es euch wünscht, wir beide werden keine Freunde und erst recht keine Geschwister.“ Mit diesen Worten verließ er das Wohnzimmer. Die attraktive Kudo sah ihm enttäuscht hinterher. Ran war währenddessen in ihrem Zimmer und versuchte sich zu beruhigen. Dieses dumme Arschloch! Wie konnte er es wagen an ihre Sachen zu gehen und sich über den Brief lustig zu machen? Dieser Brief war die Einzige schöne Aufmerksamkeit, die sie je von einem männlichen Wesen bekommen hatte. Nachdem ihr Vater sie verlassen hatte, hatte das die junge Frau lange Zeit keinem Mann getraut. Zu tief saß der Schmerz über den Verlust ihres Vaters. Und dann vor knapp zwei Jahren hatte ihr ein älterer Mitschüler diesen Brief geschrieben. Sie hatte ihn damals in ihrem Mathebuch gefunden und war mehr als überrascht gewesen. Vor allem als sie den Namens des Jungen herausgefunden hatte. Er hieß Satoru Maeda und war zwei Klassen über ihr gewesen. Und er hatte ihr diesem Liebesbrief geschrieben. Leider war sie nie dazu gekommen ihn für diesem Brief zu danken, oder mit ihm darüber zu reden. Nach der Oberschule hatte sein Studium begonnen und so verlor sie ihn aus den Augen. Den Brief hatte sie aufgehoben. Es war der erste Liebesbrief in ihrem Leben und sie nahm ihn manchmal heraus um ihn durchzulesen. Wie heute. Ihr war klar, dass es nicht viele Jungs gab die sie attraktiv fanden. Die meisten hielten sie für kalt und eingebildet, wie Kudo. Dabei war das einfach nur zum Selbstschutz. Sie wollte keinem Kerl vertrauen, der sie dann verlassen würde. Deshalb ließ sie keinen an sich heran, aber das hieß ja nicht, dass sie ganz aus Stein war. Dieser Brief hatte ihr Herz höher schlagen lassen und war eines ihrer kostbarsten Andenken. Das der Trottel Kudo, dass nicht verstehen würde, war ihr klar. Und deshalb würde sie in Zukunft besser aufpassen und ihr Zimmer von nun an immer verschließen. Plötzlich hörte sie ein klägliches Miauen. Sofort sah sie sich suchend um. Wo war Goro? Das Geräusch wurde lauter und es kam aus dem Bad. Sie ging zur Tür und öffnete diese. Goro stand im Waschbecken und miaute laut. „Miau.“ „Oh mein Süßer. Hat dich der unmögliche Idiot ins Bad gesperrt?“ Sie nahm ihn auf den Arm und strich über sein weiches Fell. Er miaute nochmal, bevor er sich an sein Frauchen kuschelte. Dieser verdammte Kudo! Das würde sie ihm irgendwann heimzahlen! Eri saß später in der Küche und überlegte was sie mit den beiden da oben machen sollte. Sie wollte keinen Streit in ihrer Familie haben. „Hey Schatz. Ist alles okay?“, fragte Yusaku, der gerade die Küche betrat. Seine Frau sah ihn Kopfschüttelnd an. „Nein, es ist nichts okay. Die beiden haben sich vorhin fürchterlich gestritten und ich weiß nicht ob ich das auf Dauer aushalte. Ich möchte keinen Streit in unserer Familie, aber ich weiß nicht wie ich die beiden dazu bringe sich zu vertragen.“ Der ältere Kudo rieb sich das Kinn. „Du solltest dich da raushalten. Sie sind alt genug und wenn sie sich nicht verstehen, dann ist das eben so. Mir wäre es auch lieber wenn sie sich miteinander vertragen würden, aber du kannst es nicht erzwingen.“ Seine großen Hände legten sich auf ihre schmalen Schultern. „Aber mal was anderes. Was hältst du davon, wenn wir in die Flitterwochen reisen würden?“ Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht seiner wunderschönen Frau. „Wirklich? Und wohin würden wir reisen?“ „Ich dachte, wenn wir schon in die Flitterwochen reisen, dann nach Paris.“ „Paris? Wirklich? Das ist ja wunderbar“, strahlte die ältere Kudo. „Aber was ist mit Ran und Shinichi?“ „Die beiden bleiben hier, denn sie müssen ja zur Schule. Und die eine Woche werden sie schon überstehen. Wir fliegen am Freitag und kommen nächste Woche Sonntag wieder.“ „Aber.“ „Kein aber. Wir werden so schnell nicht wieder aus privaten Gründen verreisen können. Das wird für eine Zeit lang die Erste und letzte gemeinsame Reise sein'', meinte Yusaku. „Die beiden werden das schon hinkriegen.“ Davon war seine Frau nicht überzeugt, aber die Aussicht auf eine Woche in Paris mit ihrem Mann ließ sie ihre Zweifel vergessen. Shinichi lag ausgestreckt auf seinem Bett und dachte über das Geschehene nach. Das Mori wegen diesem Brief so am ausflippen gewesen war, hatte er ja nicht gedacht. Sie war richtig rot vor Zorn geworden, und das hatte er noch nie bei ihr gesehen. Er fragte sich von wen sie diesen Brief bekommen hatte und warum er ihr so wichtig war. Hatte sie vielleicht einen Freund? Er überlegte. In der Schule nicht, denn er kannte die meisten Jungs und wusste, dass sie mit keinem von ihnen jemals ausgegangen war. Egal wer es war, er würde es herausfinden und dann würde er dem Typen den Kopf waschen. Wie kam bloß jemand darauf so etwas dieser alten Hexe zu schreiben? Sie war eine nervtötende Irre. Einmal hatte sie einen Stuhl nach ihm geworfen. Damals hatte der Stuhl sein Gesicht nur knapp verfehlt, sodass er mit einem Schrecken davongekommen war. Gut, er hatte am Tag zuvor ihren Spind aufgebrochen und dort Fotos von alten, nackten Männern hineingeklebt, aber war das wirklich ein Grund gewesen gleich mit einem Möbelstück zu werfen? Nö, dass fand er nicht. Wie dem auch sei, obwohl sie nun hier wohnte musste er feststellen, dass sich nichts zwischen ihnen geändert hatte. Gar nichts. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)