Crazy von Mayachan_ ================================================================================ Kapitel 4: Betrunkene sagen bekanntlich immer die Wahrheit ---------------------------------------------------------- Zwei Wochen waren inzwischen vergangen und nun flogen Eri und Yusaku nach Paris, für eine ganze Woche. Es war Freitagnachmittag als die beiden mit ihren Kindern am Flughafen standen und sich verabschiedeten. Shinichi hatte alle mit seinem Auto hergefahren, sodass sich die beiden kein Taxi nehmen mussten. Ran stand neben ihrer Mutter und versuchte ihr Lächeln aufrecht zu erhalten. Die Aussicht die ganze nächste Woche mit dem Trottel allein zu sein war alles andere als berauschend. Innerlich schrie und tobte sie, aber äußerlich war sie ruhig und gelassen. Es musste auch immer die Falsche treffen! Auch der jüngste Kudo sah nicht gerade glücklich aus, aber auch er machte gute Miene zum bösen Spiel. Sein Vater nickte ihm zu, während Eri ihn herzlich in die Arme nahm. Sachte drückte er den zierlichen Körper seiner Stiefmutter an sich und grinste. „Bringt mir was aus Paris mit.“ „Ja klar, hast du einen besonderen Wunsch?“ „Eine Französische Stripperin“, antwortete er, und lachte als Eri ihn auf die Schulter boxte. „Nichts da. Du bekommst höchstens ein französisches Parfüm.“ „Bäh, ne danke. Dann lieber ein Souvenir oder so.“ „Okay.“ Die ältere Kudo drehte sich zu ihrer Tochter. „Und was möchtest du?“ „Ich brauche nichts. Hauptsache ihr zwei habt Spaß und genießt die Zeit“, meinte Ran lächelnd. „Und das ihr mir gesund und munter wieder kommt.“ „Natürlich.“ Yusaku zog seine Stieftochter in eine Umarmung. Diese ließ die junge Oberschülerin zu und drückte den berühmten Autor an sich. „Wir sollten jetzt rein gehen“, bemerkte Eri und sah ihre beiden Kinder nochmal an. „Und bitte, fackelt während unserer Abwesenheit nicht das Haus ab. Ich möchte es gerne so wiedersehen wie ich es verlassen habe.“ „Keine Sorge'', kam es grinsend von ihrem Mann. „Die beiden werden sich bestimmt benehmen.“ „Klar, wir werden artig sein“, meinte Shinichi gelassen. Auch die junge Mori nickte zustimmend. „Ihr solltet jetzt aber reingehen. Nicht das ihr euren Flug verpasst.“ „Na gut.“ So ganz überzeugt sah die attraktive Anwältin nicht aus, aber ihr blieb nichts anderes übrig als jetzt zu gehen. Nochmal umarmte sie ihre Tochter und ihren Stiefsohn herzlich, bevor sie und Yusaku sich umdrehten und davongingen. Die beiden Stiefgeschwister winkten ihnen zum Abschied. Als ihre Eltern weg waren sah Shinichi in den Himmel. „Dann lass uns gehen.“ Die brünette Schülerin nickte und folgte ihm zu seinem Auto. Eigentlich hatte sie ja damit gerechnet das Kudo irgendeinen protzigen Angeberwagen fuhr. Aber dem war nicht so. Er fuhr einen alten, schwarzen Mustang. Yusaku hatte ihr und Eri erzählt, dass der Wagen bereits zehn Jahre auf dem Buckel hatte und das Shinichi viel Zeit und Geld darin invitiert hatte. Er, Hattori und Kuruba hatten in jeder freien Minute an dem Wagen herum geschraubt. Und das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen. Es war ein schönes Auto, das musste Ran zugeben. Er öffnete die Fahrertür und setzte sich hinein. Die junge Mori nahm auf dem Beifahrersitz platz. Sie nahm sich vor während der Fahrt still und ruhig zu bleiben, schließlich wollte sie nicht im nächsten Graben landen. Außerdem hatte sie keine Lust sich mit ihm zu streiten. Der Grund war folgender: Sie hatte einen Brief von ihrem Vater bekommen und war seitdem äußerst schlecht gelaunt. Natürlich hatte sie ihrer Mutter nichts von dem Brief erzählt und das würde sie auch nicht tun. Der Brief lag Zuhause auf ihrem Schreibtisch – dieses Mal hatte sie ihr Zimmer abgeschlossen damit ihr verhasster Stiefbruder nicht wieder ungefragt ins Zimmer gehen konnte. Gelesen hatte sie ihn auch schon, allerdings hätte sie sich das auch sparen können. Das was ihr Vater geschrieben hatte, war im Prinzip für die Katz gewesen. Shinichi konzentrierte sich auf das Autofahren und ignorierte die junge Frau auf seinem Beifahrersitz. Er hatte sich diese Woche ernsthaft vorgenommen sie zu ignorieren und einem Streit aus dem Weg zu gehen. Yusaku hatte noch einmal eindringlich mit seinem Sohn gesprochen bevor sie zum Flughafen aufgebrochen waren. „Ignoriert euch solange ihr beide im Haus seid.“ Diesen Rat nahm der jüngste Kudo gerne an. Solange die beiden im Haus, oder im selben Zimmer waren würde er sie ignorieren. Und falls das auch nichts bringen würde, hatte er beschlossen bei Heiji zu pennen. Die Hauptsache war, dass sie die Woche rumkriegen würden. Kazuha war gerade im Garten hinter ihrem Haus und kniete über sich das kleine Gemüsebeet. Sie liebte die Gartenarbeit, dabei konnte sie so herrlich abschalten und entspannen. Das Beet war nicht sehr groß, aber für zwei Personen musste sie ja auch nicht so viel anbauen. Sie hatte eine Reihe Kartoffeln, Karotten, Radieschen und Gurke gesät und das Ergebnis konnte sich wahrlich sehen lassen! Ihr angebautes Gemüse sah sehr gut aus und konnte bald geerntet werden. Ihr Vater hielt nichts von Gartenarbeit und war froh, dass seine Tochter diese Aufgabe übernahm. Dafür mähte er den Rasen was Kazuha äußerst ungern tat. Sie zog das Unkraut heraus als nebenan die Tür aufging und ein gewisser Oberschüler rauskam. Als er seine Schulkameradin sah, grinste er und ging zu ihr hin. Die Grundstücke wurden von einem Zaun getrennt, sodass er seine Arme auf diesen lehnte. „Na, versuchst du immer noch dein Glück als Landwirtin? Ich glaube nicht, dass du das da essen kannst. So jämmerlich wie die Karotten aussehen. Davon kriegst man bestimmt Dünnschiss.“ Wütend sah sie Heiji an. „Weißt du was, Heiji? Geh zu Reika und steck ihr die Zunge in den Hals und hör auf mich mit deiner komischen Stimme voll zu labern!“ „Was heißt denn hier komische Stimme? Meine Stimme ist nicht komisch“, behauptete er. „Na, die Stimme eines Disneyprinzen hast du aber nicht“, spottete die hübsche Oberschülerin. „Na und? Du siehst auch nicht aus wie eine Prinzessin. Du wartet wohl darauf, dass dich ein Prinz vor einem Drachen rettet“, lachte er. Arrogant sah sie zu ihm herüber. „Ich bin keine Prinzessin, ich muss nicht gerettet werden. Ich bin eine Königin! Ich kann den Scheiß schon selbst.“ Im ersten Moment sah der junge Hattori seine Nachbarin sprachlos an, dann warf er den Kopf zurück und lachte aus voller Kehle. „Der Spruch ist gut.“ „Das ist kein Spruch sondern eine Tatsache“, erwiderte die hübsche Schleifenträgerin keck. Beide grinsten sich an. Ja, wenn sich die beiden mal nicht zankten dann verstanden sie sich ganz gut miteinander. Das lag daran, dass die beiden sich von klein auf kannten und als Kinder oft zusammengespielt hatten. Aber je älter sie wurden, desto größer gingen ihre Interessen auseinander. Heiji unternahm lieber was mit seinen Freunden - während Kazuha lieber mit Ran und Aoko abhing. Und irgendwann kam es zum ersten Streit der beiden. Das war als Kazuha zum ersten Mal mit dreizehn ihre Periode bekommen, und Heiji sich einen Spaß daraus gemacht hatte ihre Tampons aus ihrer Tasche zu klauen und um die in der Klasse herum zu zeigen. Die Schüler hatten sich über Kazuha lustig gemacht, woraufhin sie nicht nur rot angelaufen - sondern auch in Tränen ausgebrochen worden war. Sie war so wütend auf ihn gewesen, dass sie ihm so eine geknallt und er Nasenbluten bekommen hatte. Seit diesem Vorfall stritten sich die beiden bei fast jeder Gelegenheit und waren das Streitpärchen Nummer 2 in der Schule. Auf Platz Eins waren Ran und Shinichi und den dritten Platz belegten Aoko und Kaito. In der Schule liefen sogar Wetten wer welchen Streit gewinnen, oder verlieren würde. Dabei wetteten die Schüler aber nicht um Geld, sondern um die Klassenaufgaben. Wenn jemand eine Wette verlor, musste der Verlierer die Aufgaben des Gewinners übernehmen. Außerdem war so ein Streit eine gute Unterhaltung in der Schule. Sogar manche Lehrer schlossen Wetten ab und konnten sich so vor unbeliebten Aufgaben drücken. „Sag mal“, begann Heiji. „Was hältst du davon, dass Shinichi und Ran Stiefgeschwister sind? Ich glaube das die beiden sich irgendwann gegenseitig im Schlaf erwürgen werden.“ „Leicht ist es für die beiden nicht“, stimmte die junge Toyama zu und zupfte erneut Unkraut aus dem Boden. „Aber ich glaube, dass sie sich damit irgendwie abfinden werden - schon allein ihren Eltern zuliebe. Ich meine, Eri hat nach der Scheidung von Kogoro kein Glück mit Männern gehabt und ich weiß, dass Ran ihrer Mutter das Glück mit Yusaku aus tiefsten Herzen gönnt.“ „Ja, Shinichi geht es genauso“, meinte der attraktive Oberschüler. „Seit dem Tot seiner Mutter hat sein Vater ja auch keine Frau mehr gehabt. Und als das mit Eri anfing war er total happy. Shinichi hat mir erzählt, dass sein Vater sogar früh morgens gesummt hat. Gesummt! Das musst du dir mal vorstellen!“ Lachend schüttelte die junge Oberschülerin den Kopf. „Echt? Wie witzig.“ „Jap, Shinichi würde seinem Vater dieses Glück auch nicht kaputt machen. Aber ob er sich wirklich mit Ran vertragen wird kann ich mir echt nicht vorstellen. Der Zug ist schon abgefahren.“ „Kann sein.“ Schweigen. Der junge Hattori beobachtete wie Kazuha das gezupfte Unkraut in einen Behälter warf. Er musterte seine junge Nachbarin. Sie war fast einen Kopf kleiner als er und konnte sehr stur sein, wenn sie wollte. Ihre schulterlangen, braunen Haare waren oft mit einer Schleife zusammengebunden. Eigentlich sah man sie so gut wie nie ohne eine Schleife im Haar. Er erinnerte sich, dass sie früher zwei Schleifen im Haar gehabt hatte. Seine Mutter hatte ihr oft die Haare geflochten, bevor die beiden nach draußen gerannt waren um zu Spielen und Abenteuer zu erleben. Oft waren die beiden mit ihren Fahrrädern durch die Gegend gedüst und hatten viel Spaß zusammen gehabt. Diese Zeiten waren längst vorbei und die beiden unternahmen nichts mehr zusammen. Was er manchmal etwas bedauerte, denn ein kleiner Teil in ihm vermisste die Zeit mit Kazuha. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht. Ihre großen grünblauen Augen, die süße Stupsnase und der verführerisch wirkende Mund. Plötzlich überkam ihn der Wunsch, mit der Hand über die weiche Haut ihrer Wange zu streichen und seine Lippen auf ihre zu pressen. Halt, Stopp! Was dachte er denn da? War er jetzt verrückt geworden? Er schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich war er zu lange auf Frauenentzug. Die letzte Freundin - die er gehabt hatte - war bereits vier Monate her. Vielleicht sollte er sich eine neue zulegen. Die junge Toyama drehte den Kopf zur Seite und sah wie ihr Nachbar seinen Kopf schüttelte. Was hatte er denn jetzt? „Was ist los? Warum schüttelst du den Kopf?“, fragte sie verwundert. Er sah sie kurz an. „Ach, es ist nichts“, log er und hob die Hand zum Abschied. „Ich gehe wieder rein, viel Erfolg noch.“ Fragend sah sie ihm nach. Männer, warum mussten sie alle zu komisch sein? Die beiden Stiefgeschwister waren inzwischen Zuhause und hatten sich in ihre Zimmer verkrümelt. Ran lag auf ihrem Bett und las. Goro lag ausgestreckt neben ihr und schien zu Träumen, denn er machte Geräusche und schlug mit der Pfote nach etwas. Vielleicht träumte er ja, dass er eine große, gefährliche Raubkatze war und ein großes Tier erlegte. Die Vorstellung war echt süß, sodass die junge Mori Lächeln musste. Als ihr Handy piepte, legte sie den Roman beiseite und griff nach ihrem Smartphone. Eine Nachricht von Aoko. Deine Eltern sind ja jetzt nicht mehr da, was hältst davon, wenn Kazuha und ich heute bei dir schlafen und wir einen richtig schönen Filmabend machen? Bitte! Mein Vater kriegt nachher von seinen Kollegen Besuch und ich will nicht die Dienerin spielen und denen ihr Bier hinterhertragen! Grinsend tippte sie ihre Antwort ein. Meinetwegen ja, aber ich werde das mit Kudo abklären, denn ich wollte heute Abend einen Streit vermeiden. Ich schreibe dir dann, okay. Okay. Sie stand auf und verließ ihr Zimmer. Aus dem Zimmer des jüngsten Kudos kam laute Musik. Linkin Park, gar nicht mal so schlecht, hätte sie dem Trottel gar nicht zugetraut. Wahrscheinlich würde er sofort Ablehnen und sagen: Deine verrückten Freundinnen kommen nicht in mein Haus! Sie klopfte laut und wartete geduldig. Die Musik wurde leise und wenig später öffnete Shinichi seine Tür. Fragend sah er sie an. „Was?“ „Hast du was dagegen wenn Kazuha und Aoko heute Abend hier schlafen? Und keine Sorge sie werden dich in Ruhe lassen, dafür werde ich sorgen wir bleiben die ganze Zeit in meinem Zimmer.“ Innerlich zählte sie bis drei. Eins, zwei, drei. „Okay.“ Hä? Hatte er gerade okay gesagt? Sie sah ihn perplex an. „Was?“ „Sie können kommen. Ich bin eh bald weg“, sagte er und verschwand wieder in seinem Zimmer. Er war nachher weg? Vielleicht unternahm er ja was mit Hattori, oder so. Umso besser. Sie machte kehrt und ging wieder zurück um Aoko zu schreiben. Dann schlenderte sie die Treppe runter um das Essen vorzubereiten. Sie wollte heute Pizza machen und wenn Kudo wollte, konnte er mitessen ansonsten würden die drei Freundinnen die Pizza verschlingen. Gegen neunzehn kamen Kazuha und Aoko bei den Kudos an. Als die beiden die Villa sahen, wären sie fast umgekippt. „Das ist ja ein verdammter Palast!“, schrie die grünäugige Toyama fassungslos. „Ab sofort nenne ich dich Prinzessin auf der Erbse!“ „Danke, so wollte ich ja schon immer genannt werden“, erwiderte die Braunhaarige Mori trocken und ließ die beiden rein. In der Villa fielen den beiden Mädels die Kinnladen runter. „Ich glaube, ich ziehe hier ein“, seufzte die junge Nakamori verträumt und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Glaub mir, dass überlegst du dir zweimal.“ Die junge Toyama sah sich um. „Und wo ist Kudo?“ „Weg. Keine Ahnung wohin. Er hat eben ein Stück Pizza verschlungen und ist dann auf und davon“, gähnte Ran. „Hast du die Pizza gemacht?“ „Ja, es ist auch noch was übrig.“ „Dann lasst uns was Essen und den Filmabend starten“, rief Aoko euphorisch. Kazuha streckte die Fäuste nach oben und bejahte, während Ran amüsiert den Kopf schüttelte. Drei Stunden und zwei Filme später - plus kleiner Pausen, schliefen Aoko und Kazuha bereits tief und fest auf Rans Bett. Goro hatte sich auf seinem Kratzbaum lang gemacht und die Mädels bei ihrem Filmabend beobachtet. Zuerst hatten sie den Film Eiskalte Engel gesehen und dann Nur Mit Dir. Beim Anfang des dritten Films waren die beiden dann eingeschlafen. Save The Last Dance. Die junge Mori lag ebenfalls in ihrem Bett aber ganz weit am Rand, da die beiden sich ziemlich breit machten. Sie würde heute Nacht wohl auf dem Boden schlafen, sie würde sich eine Matte aus ihrem Schrank holen und diese auf den Boden legen. Für drei Personen war ihr Bett definitiv zu klein. Vielleicht sollte sie sich ein größeres anschaffen, sie würde das mal mit ihrer Mutter besprechen, wenn sie wieder da war. Sie sah gerade den Teil in dem Sara von Derek Tanzstunden bekam, als es an der Haustür klingelte. Im ersten Moment erschrak sie heftig, weil sie damit nicht gerechnet hatte - besann sich aber wieder. Wer war das? Kudo konnte es nicht sein, der hatte einen Hausschlüssel. Langsam stieg sie aus dem Bett und verließ ihr Zimmer. Schnell ging sie die Treppe herunter und nahm den Baseballschläger in die Hand den Yusaku ihr neben die Tür gestellt hatte, damit sie sich im Notfall verteidigen konnte. Mit der rechten Hand ergriff sie den Schläger und sah durch den Türspion. Als sie sah wer da vor der Tür stand, seufzte sie erleichtert. Sie legte den Schläger wieder weg und öffnete die Haustür. Kudo stand dahinter und hielt sich an der Hauswand fest. Er schwankte und seinen Augen nach zur Urteilen, war er voll bis obenhin. „Kudo? Hast du deinen Schlüssel vergessen“, fragte sie und ließ ihn eintreten. Er antwortete nicht sondern ging langsam und heftig schwankend rein. Er hätte fast das Gleichgewicht verloren, wenn sie ihn nicht schnell gestützt hätte. „Hey, alles okay?“ Warum sie ihn das Fragte war ihr schleierhaft. „Ja“, brummte er und atmete tief ein. „Muss mich setzten“, murmelte er und wollte sich prompt auf den Boden hinsetzten. „Nichts da! Komm mit ins Wohnzimmer, hier kannst du nicht schlafen“, zischte sie und brachte ihn langsam dahin. Sie dirigierte ihn zur Couch und half ihn sich hinzusetzten. Seine Augen waren die ganze Zeit über geschlossen gewesen, aber jetzt öffnete er sie und sah sie mit verklärtem Blick an. „Brauch keine Hilfe“, sagte er undeutlich. Von wegen. „Du bist voll wie ein Eimer und stinkst wie ein voller Aschenbecher“, meinte die junge Mori kopfschüttelnd. „Ich hole dir ein Glas Wasser und einen Eimer für die Nacht.“ Sie verschwand aus dem Zimmer. Kurz darauf kam sie mit einem Glas und einem Eimer wieder. Shinichi saß noch immer in der gleichen Position auf der Couch in der sie ihm zurückgelassen hatte. Sie stellte das Wasserglas auf den Tisch und den Eimer neben der Couch. „Hey, du solltest etwas Wasser trinken und dich dann hinlegen“, sagte sie leise und berührte seine Schulter. Er gab ein Knurren von sich und schüttele den Kopf. Gott war er voll, wo hatte er sich bloß rumgetrieben? Gut, er hatte heute nur ein Stück Pizza gegessen und so knallte der Alkohol natürlich dreifach so sehr rein. Ran selbst vertrug nicht viel und passte immer auf was sie trank. Vorsichtig drückte sie seine Schultern nach unten, sodass er sich hinlegen musste. Wieder brummte er aber er ließ es zu. Dann nahm sie seine Beine und legte diese auf das Möbelstück. Zum Schluss warf sie eine leichte Decke über ihn und hoffte, dass er nicht wieder aufstehen würde. Nicht das er versuchen würde die Treppe hochzugehen und dann hinfiel. Darauf hatte sie wirklich keine Lust. „Also Kudo, schlaf deinen Rausch aus. Und bleib ja liegen“, befahl sie leise und drehte sich um, als seine Hand plötzlich ihre ergriff. Fragend sah sie ihn an und beugte sich runter. „Ist dir schlecht? Hier steht ein Eimer falls du kotzen musst.“ Er öffnete mühsam seine Augen und blickte in ihre blauen Augen. „Du....“ „Ich?“ Er schluckte hörbar. „Du bist....“ Seine Stimme versagte. „Ich was?“, wollte sie leicht genervt wissen. „Schön.“ Irritiert sah sie ihn an. „Was?“ „Du bist....schön“, murmelte er und schloss die Augen. Gleich darauf ging sein Atem regelmäßig und er schlief ein. Mit aufgerissenen Augen sah sie ihren Stiefbruder an. Hatte er gerade gesagt, dass sie schön war? Was hatte er bloß getrunken? Wahrscheinlich dachte er, dass er bei einem seiner Betthäschen war und hat sie mit denen verwechselt. Sonst hätte er sie niemals als schön bezeichnet. Das musste am Alkohol liegen. Mit einem Seufzen stand sie auf und sah auf sein schlafendes Gesicht herunter. Sie hatte ihn noch nie schlafen gesehen und musste innerlich zugeben, dass er ganz niedlich aussah. Natürlich würde sie das niemals laut sagen, deshalb verwarf sie diesen Gedanken auch schnell wieder. „Gute Nacht, Kudo“, sagte sie leise und verließ das Zimmer. Sie ging die Treppe rauf und schlich leise über den Flur. Nachdem sie ihre Zimmertür geöffnet und hineingegangen war, erschrak sie. „Mein Gott, Kazuha! Musst du mich so erschrecken? Ich dachte, du schläfst“, keuchte die junge Mori entsetzt. Ihre Freundin sah sie leicht verpennt an. „Ich wollte nur was trinken und hab eben erst gemerkt, dass du weg bist. Ist irgendwas los?“ „Kudo ist gerade nach Hause gekommen und ist voll wie eine Regentonne. Ich musste ihn ins Wohnzimmer begleiten und hab ihn dort auf die Couch gelegt“, flüsterte Ran und setzte sich auf ihr Bett. Die junge Toyama gähnte. „Aha, naja einen breiten Kudo wirst du jetzt öfters zu sehen bekommen.“ „Ja.“ Die junge Mori sah nachdenklich zum Fenster. „Wenn er das nächste Mal betrunken ist, dann solltest du ihn mal ausfragen“, grinste Kazuha fies. „Betrunkene haben eine leichte Zunge und sagen bekanntlich immer die Wahrheit. So könntest du ein paar interessante Geheimnisse von ihm erfahren und hast so etwas gegen ihn in der Hand.“ Die Idee war gar nicht so schlecht, vielleicht machte sie das irgendwann mal. Einen Trumpf in der Hand zu haben war immer gut. „Gute Idee. Das mache ich“, kam es lächelnd von der jungen Oberschülerin. „Aber meinst du wirklich das Betrunkene immer die Wahrheit sagen? Nicht das er mir was sagt und das stimmt hinterher nicht, das wäre doch zu peinlich.“ „Keine Sorge, ich habe das schonmal mit Heiji abgezogen. Letztes Jahr auf der Halloween Party. Da war er so breit, dass er mir einige interessante Sachen erzählt hat und ich habe daraufhin Nachforschungen angestellt. Und alles was er mir berichtet hat entsprach der Wahrheit. Deshalb wird Kudo auch die Wahrheit sagen, wenn er besoffen ist“, zwinkerte die brünette Toyama. Na dann, so richtig konnte sich das die hübsche Mori nicht vorstellen. Sie war davon überzeugt, dass er sie mit jemanden verwechselt und deshalb gesagt hat, dass sie schön war. Außerdem würde er sich morgen bestimmt nicht mehr daran Erinnern und deshalb beschloss sie die Sache auf sich beruhen zu lassen. „Lass uns schlafen gehen“, meinte Ran und gähnte. „Gute Idee“, erwiderte Kazuha ebenfalls gähnend. Aoko schlief tief und fest, also legten sich die beiden zu ihrer Freundin. Es war sehr eng, aber es ging. Kurz darauf fiel die junge Mori in einen traumlosen Schlaf. Gegen fünf Uhr erwachte Shinichi und stöhnte wehleidig. Scheiße, er hätte nicht so viel Wodka in sich rein schütten dürfen. Blinzelnd sah er sich um. Er war Zuhause und lag im Wohnzimmer auf der Couch. Wie war er hierhergekommen? Er wusste es nicht mehr, er wusste nur noch, dass er sich mit Jade auf der Damentoilette im Club Sunrise vergnügt hatte. Jade war die Schwester des Clubbesitzers und hatte schon länger ein Auge auf ihn geworfen, und gestern Abend war er auf ihre Annäherungen eingegangen. Nun ja, natürlich hatte der viele Wodka dazu beigetragen. Normalerweise ließ er sich nicht dazu hinab auf einer Damentoilette Sex zu haben, aber jetzt war es zu spät. Er wusste noch nicht einmal ob der Sex gut war, oder nicht. Aber er wusste, dass er ein Kondom benutzt hatte, glücklicherweise. Aber wie war er vom Club hierhergekommen? Der junge Kudo wusste es einfach nicht. Seine Erinnerung war nur lückenhaft, außerdem hatte er höllische Kopfschmerzen. Seine Hände fuhren in seine Hosentaschen und fanden sein Handy. Er drückte auf das Display und sah die Uhrzeit. Die restlichen Stunden sollte er besser in seinem Zimmer schlafen, sein Bett war sehr viel bequemer als die Couch. Langsam setzte er sich hin. In seinem Kopf drehte sich alles. Plötzlich stieß er mit seinem Fuß gegen einen Eimer. Wo kam der denn her? Er konnte sich nicht erinnern den Eimer hierher gestellt zu haben, er wusste ja noch nicht einmal wann und wie er überhaupt nachhause gekommen war. Er kniff die Augen zusammen und grübelte, was mit den höllischen Kopfschmerzen nicht einfach war. Dann drang eine kurze Erinnerung durch. Mori hatte ihn an der Haustür empfangen und hergebracht und dann hatte sie den Eimer geholt und etwas von einem Glas Wasser gesagt. Er sah auf den Tisch und tatsächlich, es stand da! Gott war er echt so besoffen gewesen, dass sie ihm helfen musste!? Ach scheiß drauf, er würde einfach so tun als wüsste er nichts mehr. Stöhnend stand er auf und schwankte bedrohlich. „Okay, tief Luftholen und langsam gehen“, ermahnte er sich und ging einen Schritt vorwärts. Dabei kam eine erneute Erinnerung hoch. Er sah die junge Mori über sich gebeugt stehen und hörte seine eigene Stimme im Kopf. Du bist schön Hatte er wirklich zu ihr gesagt das sie schön war? Oh verdammt! Das konnte ja nicht wahr sein! Gerade als er weiter darüber nachdenken wollte, spürte er seinen Würgereiz. Schnell griff er nach dem Eimer und schon schoss es aus ihm heraus. Keuchend setzte er sich wieder hin und würgte erneut. Vergessen waren die Worte die er seiner Stiefschwester gesagt hatte. Jetzt zählte nur noch eines: Den Eimer halten und treffen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)