Blutschwur von lunalinn (Bis in den Tod...) ================================================================================ Kapitel 2: Konversation ----------------------- Es gab so viele Gerüchte um ihn, seinen Partner…das Monster aus Kiri-Gakure. Itachi kannte viele und die wenigsten schmeichelten dem Hünen. Es hieß, er würde über ebenso viel Chakra verfügen, wie die Bijuu, weswegen man ihn auch das Biest ohne Schweif nannte. Es war bekannt, dass er seinen Vorgesetzten Suikazan Fuguki umgebracht und dessen Schwert, Samehada, an sich genommen hatte. Seine Gier nach Blut war berüchtigt, ebenso wie seine sadistische Ader, denn die wenigsten Leichen ließ er in einem Stück zurück. Er war ein Geächteter seines Heimatdorfes…gejagt von den Oi-nin und anderen Organisationen. In diesem einen Punkt waren sie sich ähnlich, doch das war es auch. Ansonsten hatten sie nichts gemein. Itachi hatte gewusst, worauf er sich eingelassen hatte, als er sich dazu entschlossen hatte, der Akatsuki unter Madaras Führung beizutreten – wobei sich Letzterer ja dezent im Hintergrund zu halten schien. Stattdessen hatte ihn Pain empfangen und den anderen Mitgliedern vorgestellt. Akasuna no Sasori war ihm ebenso bekannt wie Orochimaru. Von beiden hielt er nicht das Geringste, während er über Pain bis jetzt keine Informationen hatte…jedoch war die Bilanz wie erwartet. Die schlimmsten Verbrecher der großen Dörfer, vereint durch eine zwielichtige Organisation, deren Ziel der angebliche Frieden sein sollte. Frieden. Wie utopisch…und wenn er seine Naivität nicht schon vor Jahren abgelegt hätte, hätte er es nur zu gern geglaubt. Pain strebte eine Diktatur für die gesamte Welt an und selbst wenn er ehrliche Absichten verfolgen mochte, so wusste Itachi, dass sich diese Denkweise am Ende lediglich als Tyrannei entpuppen würde. Kein Mensch konnte das Schicksal der ganzen Welt tragen – das war vermessen. Davon abgesehen dass jemand wie der vermisste Puppenspieler aus Suna wohl kaum Frieden im Sinn hatte. Er sollte bereits ganze Dörfer vernichtet und unter seine Kontrolle gebracht haben. Itachi musste sich noch ein genaueres Bild von ihm machen, damit er ihn besser einschätzen konnte. Gefährlich musste er zweifellos sein…es wäre interessant zu wissen, was sich in dieser hässlichen Holzpuppe verbarg, doch er würde sich in Geduld üben. Orochimaru dagegen war ihm bestens bekannt, ebenso wie seine grausigen Experimente an Menschen, wegen denen er letztendlich verbannt worden war. Angeblich suchte er nach dem ewigen Leben…und dem jungen Uchiha war nicht entgangen, wie interessiert er gemustert worden war. Auch ohne die Vorgeschichte des San-nin war ihm bewusst, dass er sich vor diesem Mann in Acht nehmen musste. Einer Schlange konnte man nicht trauen und diese war besonders gefährlich. „Wir werden morgen aufbrechen.“ Itachi zeigte keine Reaktion auf die gesprochenen Worte seines Partners, sondern fuhr fort, seine Shuriken und Kunai zu sortieren. Die Holzdielen im Inneren des Schreins waren unbequem, doch weder Kisame noch er hatten einen Futon zur Verfügung stehen. Orochimaru und Sasori waren bereits zu einer neuen Mission aufgebrochen und auch Pain war verschwunden, nachdem er ihnen ihr Ziel mitgeteilt hatte. Es war eine vergleichbar simple Mission, wohl eher ein Test, wie gut ihre Zusammenarbeit klappen würde, immerhin handelte es sich hauptsächlich um Informationsbeschaffung, bei der sie nach Kusa-Gakure reisen mussten. Angeblich sollte sich in den Wäldern ein Shinobi im Ruhestand verschanzen, der einst unter dem Raikage gedient hatte. Pain hatte ihnen erzählt, dass dieser Mann einiges über die Jinchuuriki wusste, und wenn sie ihn aus dem Weg schaffen würden, würde das nachher niemanden in Aufruhr versetzen, da der Mann alle Bindungen zu seinem Dorf gekappt hatte. „Hey, Itachi-san!“ Der Angesprochene hob nun endlich doch den Blick, ließ ihn zur Seite schweifen, wo sein Partner, ebenfalls sitzend, an der Wand lehnte und ihn aus seinen Raubtieraugen anfunkelte. Alles an diesem Mann erinnerte an einen Hai, nicht zuletzt sein Name und die Waffe, die er trug. Oberflächlich wusste er alles über Hoshigaki Kisame, doch genauso konnte er sich nicht sicher sein, dass sich nicht mehr hinter diesem Nuke-nin verbarg. Dennoch hatte er keine besonders hohe Meinung von diesem, würde dessen Drohung am Steg trotz seiner eigenen, nicht zu unterschätzenden Fähigkeiten ernstnehmen. „Zunge verschluckt?“ War das der Versuch, ihn aufzuziehen? Itachi hob eine Braue, ehe er sich wieder seinen Waffen widmete. Es gab sehr viel Wichtigeres, über das er nachdenken musste, anstatt ein sinnloses Gespräch zu beginnen. Sie mussten miteinander auskommen, das sah er ein, doch Freunde mussten sie deswegen nicht werden. Itachi wollte auch keine Freunde mehr – den Tod seines engsten Vertrauten hatte er noch immer nicht überwunden. Bei dem Gedanken an Shisui wurde ihm übel, doch er ließ dieses Gefühl nicht nach außen dringen. Gefühle waren etwas, das er jetzt nicht mehr zulassen durfte, denn damit würde er sich selbst Steine in den Weg legen. Er hörte Kisame verächtlich schnauben, merkte wohl, dass diesem die Stille nicht passte. „Kommunikation fördert die Partnerschaft.“ Itachi bereute langsam, ausgerechnet jemanden als Partner bekommen zu haben, der so geschwätzig war. Ihm war nicht nach Reden zumute, davon abgesehen, dass er Smalltalk für überflüssig hielt. Worüber sollte er sich mit dem anderen unterhalten, wenn nicht über die Details der Mission? Zumal er ebenfalls vorgehabt hatte, morgen weiterzuziehen. Wozu noch weitere Zeit verlieren? „Oder ist es einfach unter deiner Würde, dich mit mir zu unterhalten?“ Itachi konnte nicht verhindern, dass ein leises Seufzen über seine Lippen glitt. Das einzige Anzeichen dafür, dass er langsam genervt war. Bemerkte Kisame nicht, dass er nur seine Ruhe haben wollte? Der Tag war lang gewesen und es fiel ihm nicht leicht, sich mit der neuen Situation zu arrangieren. Wie viel Zeit war vergangen, seitdem er seine Familie ermordet und Sasuke traumatisiert zurückgelassen hatte? Es mussten bereits einige Wochen sein, doch das machte es nicht besser. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass er nun einer Organisation angehörte, in der jeder sein potenzieller Feind war. „Nein“, antwortete er schließlich auf die Frage, da er sehr wohl bemerkt hatte, dass Kisame bereits wieder ansetzen wollte. „Ich sehe nur keinen Sinn darin.“ Abermals trafen sich ihre Blicke und da Kisame keinerlei offensive Aggressionen zeigte, verzichtete er darauf, sein Sharingan zu aktivieren. Er wollte den Hünen eigentlich nicht verärgern, doch er wollte auch nicht mit ihm diskutieren. „Es würde mir die Langeweile vertreiben“, argumentierte Kisame ohne den Blick von ihm abzuwenden. „Außerdem werden wir ab jetzt sehr viel Zeit miteinander verbringen…wäre es da nicht von Vorteil, mehr über den anderen zu wissen?“ Itachi überdachte seine nächsten Worte für einen Moment, ehe er den Mund öffnete. „Vorhin noch hast du mir gedroht“, gab er zurück. „Nun erwartest du, dass ich dir eine Schwachstelle offenbare?“ Kisame ließ ein raues Lachen verlauten, die Raubtieraugen blitzten in der Dunkelheit, welche nur durch die kleine Öllampe erhellt wurde, auf. „Anscheinend bist du nicht auf den Kopf gefallen, eh? Von einem Kind hätte ich etwas mehr Naivität erwartet…“ Itachi verengte die Augen, was Kisame jedoch nur noch mehr zu amüsieren schien. „…aber man erwartet ja auch von keinem Kind, dass es seine Familie umbringt. Erzähl mir, warum du es getan hast!“ Es erzürnte Itachi, das der andere der Meinung war, er könnte eine Antwort von ihm einfordern. Allerdings wusste er sehr wohl, dass er seine Fassung nicht verlieren durfte, weswegen er ihm nur einen kühlen Blick zuschoss. „Weil sie meinen Zielen im Weg standen“, versetzte er ohne jegliche Emotion in der Stimme und senkte den Blick dann wieder auf das Kunai in seinen Händen. Im schimmernden Schein der Lampe spiegelten sich seine Augen darin. Er fuhr fort, das Metall zu putzen, obwohl es bereits ausreichend gereinigt war. „Oh? Erzähl mir mehr davon…wie hast du es getan? Hast du sie mit der berühmten Augenkunst eures Clans zu Tode gefoltert? Oder hast du es mit dem Schwert beendet? Mit deinen eigenen Händen?“ Er vernahm sehr wohl die Erregung in Kisames Stimme, wie sie bei jeder Frage vibrierte. Diesem Mann traute er den beschriebenen Blutdurst sehr wohl zu, wenn es ihn bereits in Hochstimmung versetzte, dass ein bislang Unbekannter seine Verwandten getötet hatte. „Mit dem Schwert.“ Die Antwort war knapp gehalten, gerade weil er wusste, dass Kisame sich mehr erhoffte. Was für ein Mensch erfreute sich an dem Tode fremder Menschen? Es widerte ihn an, doch er ließ es sich nicht anmerken. „Verstehe…das ist sehr persönlich“, redete sein Partner weiter, so als würde er über das Wetter sprechen. „Mit den Händen noch mehr, da du spüren kannst, wie sie ihren letzten Atemzug tun…wie ihr Puls stoppt…“ Itachi schwieg. „…aber das Schwert ist auch gut. Du spürst das Zucken, wenn du es ihnen in den Körper rammst…je nachdem, wie du die Klinge drehst oder herausziehst, gewährst du ihnen einen qualvollen oder schnellen Tod. Du entscheidest…man verliert sich sehr schnell, wenn erstmal Blut geflossen ist, nicht wahr?“ „…“ „Der metallische Geruch von Blut…er vernebelt einem den Verstand. Du wirst wissen, was ich meine…immerhin hast du sehr viele Menschen auf dem Gewissen. Sag, wie hast du dich gefühlt, als du vor den Leichenbergen gestanden hast? War es ein befreiendes Gefühl, Itachi-san?“ Wie er sich gefühlt hatte? Itachi hätte viele Worte gefunden, es zu beschreiben, doch keines davon hätte auch nur das Geringste mit Befreiung zu tun. Wie er sich gefühlt hatte, als er bekannte Personen hinterrücks abgestochen hatte? Ob es befreiend gewesen war, sie zu enthaupten? Ihr Blut an den Wänden zu verteilen und zu wissen, dass er sich von dieser Schuld niemals würde reinwaschen können? Ob er stolz darauf war, seine Eltern umgebracht und Sasuke all seine Taten gezeigt zu haben, um ihn dazu zu bringen, am Leben zu bleiben? Ihn zu hassen? Er spürte das Zittern seiner Finger erst, als ihm das Kunai aus der Hand zu rutschen drohte und sofort wurde sein Griff fester. „Ja.“ Nur dieses eine Wort und wieder war sein Gesicht eine eiserne Maske, die keines seiner Gefühle preisgab. Trotz dessen, dass er nicht hinsah, wusste er, dass Kisame mit seiner Antwort nicht zufrieden war. Er erwartete, dass Itachi es ausschmückte…dass er seine Tat ausschlachtete, als wäre sie eine dieser Geschichten, die dazu da waren, die Langeweile auszumerzen. „Bist wohl keiner von denen, die mit ihren Taten prahlen, was? Wie bescheiden…“, höhnte der Ältere, jedoch wurde er ignoriert. „Na, wie auch immer…“ Er sah aus den Augenwinkeln, wie sich der Haimensch streckte, den Nacken knacken ließ. Hatte er das Interesse an ihrem Thema verloren? Itachi hoffte es regelrecht, denn obwohl er beherrscht war, ging ihm dieses Gespräch an die Nieren. Er wollte nichts lieber tun, als sich hinlegen und seinem Körper etwas Ruhe gönnen, doch er traute Kisame nicht. Zwar wäre es unheimlich töricht von seinem Partner, ihn anzugreifen, aber wer sagte ihm, dass der Mann kein Dummkopf war? Über besonders viel Beherrschung schien er nicht zu verfügen und von diesem Umstand einmal abgesehen, eignete sich der harte Boden ohnehin nicht zum Nächtigen. Er würde sich an die Wand lehnen und ein wenig dösen, so wie er es schon oft auf Missionen getan hatte. Die Waffen verstaute er wieder in dem kleinen Beutel, den er stets bei sich trug. Lediglich ein Kunai schob er vorsichtshalber in die Innentasche seines Mantels – nur für den Fall. Dann lehnte er sich an die Holzwand in seinem Rücken und schloss die Augen, lauschte den wenigen Geräuschen um ihn herum. Selbst wenn er wollte, würde er nicht einfach wegnicken können – dazu war er viel zu angespannt, auch wenn sich das in seiner Haltung kaum lesen ließ. Er war gut darin, die Leute um sich herum zu täuschen. Nur deshalb hatte er diese Bluttat verrichten können. Aus diesem Grund hatte er Sasukes Leben retten können. Seine Eltern hatten Unrecht gehabt…er war kein guter Mensch. Er war bloß ein talentierter Schauspieler…und genau das galt es unter Beweis zu stellen. Jetzt mehr denn je. Kisame musterte seinen neuen Partner interessiert und beinahe hätte er abfällig geschnaubt, als sich dieser zurücklehnte und es doch tatsächlich wagte, die Augen zu schließen. In seiner Gegenwart. Hatte er seine Drohung schon wieder vergessen oder nahm er ihn nicht ernst? Nein, das konnte es nicht sein, immerhin hatte der Uchiha dafür vorhin viel zu wachsam gewirkt. Kisame lauschte den ruhigen Atemzügen für einen Moment – dann entschied er für sich, dass Itachi sicher nicht vorhatte, einfach einzuschlafen. Seine Haltung wirkte zwar ebenso entspannt wie seine Mimik, doch er konnte nicht glauben, dass der Junge so einfältig sein sollte. Was er soeben von diesem erfahren hatte, war wirklich enttäuschend gewesen, doch fürs Erste musste er akzeptieren, dass sein Partner wohl eher ein schweigsamer Typ war. Wie langweilig, denn er selbst war schon sehr redselig und er sah auch keinen Grund, seinen Mund zu halten. Sein Leben war ohnehin schon eingeschränkt genug, da er überall gesucht wurde, und auch wenn ihm kaum jemand gewachsen war, so war es manches Mal doch recht anstrengend. Natürlich genoss er jede Konfrontation, lebte praktisch für den Kampf und er hatte auch seine rege Freude daran, Blut zu vergießen, aber…es war halt auch nicht immer einfach. Es gab keinen Ort, an den er gehörte und so war er schon vor Akatsuki immer auf der Flucht gewesen. Zudem fiel er mit seinem grotesken Äußeren sofort auf und musste sich daher gar nicht erst die Mühe machen, sich unauffällig zu verhalten. Es ärgerte ihn schon ein wenig, dass Itachi bei ihrer Begegnung am Steg direkt erkannt hatte, was für ein Leben er führte. Doch war ihm klar, dass er selbst nicht besser dran war? Sicher, er fiel weniger auf als Kisame, solange er sein Kekkei Genkai verborgen hielt, dennoch wurde er steckbrieflich gesucht. Sie hatten beide keinen Ort, an den sie gehen konnten. Akatsuki mochte ihre Zuflucht sein, doch sie war es lediglich auf Zeit. Schon vor dieser Teamgeschichte hatten sie sich immer nur zu Besprechungen getroffen und das würde sich nicht ändern. In der Zwischenzeit waren sie auf sich allein gestellt. Nicht, dass Kisame nicht auch allein klar käme, das war er immer. Wieder schweifte sein Blick zu dem Uchiha, der sich bislang keinen Millimeter bewegt hatte. Kisame haderte mit sich, ob er den Jüngeren schon jetzt testen sollte. Am Steg hatte er keine Miene verzogen, sich taff gegeben…regelrecht furchtlos. Ob er das auch noch sein würde, wenn er Ernst machen würde? Noch war er nicht sicher, wie weit er es treiben wollte. Bis jetzt plante er Itachis Tod nicht, doch im Eifer des Gefechts war nicht auszuschließen, dass ihm…die Hand ausrutschte. Es reizte ihn einfach, den Uchiha an seine Grenzen zu treiben…zu sehen, ob dieser ihm gewachsen war…ob er sich nur auf sein Bluterbe verließ oder auch aktiv kämpfte. Er musste irgendwo seine sadistische Ader verstecken, Kisame roch es förmlich – da musste noch mehr sein und er wollte es sehen. Nein, viel mehr erleben. Reden war nützlich, doch ein Kampf offenbarte meistens einiges mehr über den Menschen. Doch nicht jetzt. Er musste sich etwas gedulden, abwarten und den Uchiha dann erwischen, wenn er sich in Sicherheit wiegte. Kisame war oftmals unkontrolliert, doch wenn er wollte, konnte er sich zurücknehmen und geduldig sein. Er lehnte sich an die Wand und schloss ebenfalls die Augen, um seinem Körper Ruhe zu gönnen. Ein wenig musste Samehada noch ausharren, doch bald schon würde es neues Blut regnen. Wessen, das war noch fraglich, vielleicht nicht unbedingt sofort das des Uchihas, aber mit Sicherheit das Blut irgendwelcher Shinobis. Immerhin hob man sich das Beste doch bis zum Schluss auf... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)