Blutschwur von lunalinn (Bis in den Tod...) ================================================================================ Kapitel 5: Zwischenfall ----------------------- Leise klopfte der Regen an die Fensterscheibe, einem unregelmäßigen Trommeln gleich, welches ihn jedoch nicht störte. Im Gegenteil, es hatte beinahe eine beruhigende Wirkung, machte ihn schläfrig. Nun, sie waren ja auch lange unterwegs gewesen, bis sie in diesem Gasthaus untergekommen waren. Nach dem relativ guten Essen und der heißen Dusche war er träge geworden, etwas, das eher selten bei ihm vorkam. Normalerweise war er ein eher unruhiger Zeitgenosse, doch war dies das Problem seiner Mitmenschen und nicht das seine. Apropos Mitmenschen…Kisame drehte den Kopf ein Stück, während er auf dem Rücken lag und somit den Blick von der Zimmerdecke nahm. Sein Partner saß auf einem Stuhl am Fenster und blickte hinaus, zählte wohl die Tropfen an der Fensterscheibe, während er in Gedanken versunken schien. Worüber jemand wie Uchiha Itachi wohl nachdachte? In der kurzen Zeit, in der sie zusammen reisten, gab ihm der Junge ein Rätsel nach dem anderen auf und irgendwie…empfand Kisame das als durchaus positiv; nichts war schlimmer als Langeweile. Er schob einen Arm unter seinen Nacken, während er auf dem Futon lag und seinen Partner still beobachtete. Wie er diesen alten Mann heute zum Reden gebracht hatte…was war das für eine seltsame Technik gewesen? Das Sharingan war anscheinend genauso gefährlich, wie es die Gerüchte besagten, wenn er bedachte, wie schnell Itachi den sturen, alten Knacker gebrochen hatte. Einerseits war das wahrlich beeindruckend, andererseits zeigte es Kisame, dass er vor dem Jungen auf der Hut sein musste. Mit diesen Fähigkeiten konnte er ihm gefährlich werden, Samehada und unnatürlich viel Chakra hin oder her…zumal Kisame sicher war, dass Itachi auch ohne Bluterbe einiges drauf hatte. Es musste so sein, denn sonst hätte er seinen Clan niemals allein bezwingen können. Ein bisschen redseliger hätte Itachi schon sein können, doch im Endeffekt war Kisame ein wortkarger Partner mit Talent und Intelligenz lieber als so ein überheblicher Dummschwätzer. Solche Idioten konnte er nicht ausstehen und wäre Itachi von der Sorte gewesen, hätte er ihn bei der nächsten Gelegenheit aus dem Weg geräumt. Mit Gram dachte er dabei an seine Heimat zurück, denn dort war er des Öfteren mit solchen Versagern zusammen gewesen – nun, es hatte seine Aufgabe, sie zu töten, einfacher gemacht. Kisame verdrängte den Gedanken daran und konzentrierte sich lieber wieder auf den Uchiha, der immer noch da saß und keinen Muskel rührte. Ihm war nicht entgangen, dass Itachi kaum Schlaf fand und wenn er mal weg döste, so dauerte es nie lange, bis er unruhig wurde. Jeder hatte so seine Dämonen, auch wenn man sie sich ungern eingestand. Vielleicht war es aber auch nur das Misstrauen ihm gegenüber – Kisame hatte Verständnis dafür. Schließlich hatte er Itachi bei ihrer ersten Begegnung gedroht…und auch danach hatte er es sich nicht nehmen lassen, ihn einzuschüchtern. Na ja, geschafft hatte er es zwar nicht, aber dennoch wäre sein Partner einfältig gewesen, ihn nicht ernst zu nehmen. Möglicherweise dachte der Jüngere ja über ihn nach? Immerhin hatte auch er selbst heute gezeigt, dass er nicht nur leere Reden schwang. Ihm war nicht entgangen, wie Itachi ab und an Samehada gemustert hatte. Vielleicht war er ja auch beeindruckt? Der Gedanke gefiel Kisame, auch wenn er die Anerkennung des Jungen nicht brauchte…trotzdem hatte er auch seinen Stolz, was seiner Meinung nach nicht mit Arroganz gleichzusetzen war. Manchmal kam Itachi arrogant rüber…als wäre er sich zu fein, mit ihm zu reden. Missverstand er das etwa? Noch ließ sich das nicht sagen, doch Itachis zukünftiges Verhalten ihm gegenüber würde darüber entscheiden, wie das zwischen ihnen endete. Wenn Kisame die Geduld mit ihm verlor, würde er ihm in den Rücken fallen – so, wie er es schon bei vielen Kameraden getan hatte. „Solltest du die Zeit nicht nutzen, um zu schlafen?“ Kisame sah zur Seite, wo sein Partner immer noch am Fenster saß und hinaus schaute. Seine Mundwinkel zuckten; also war dem Uchiha nicht entgangen, dass er ihn beobachtet hatte. Der Junge war aufmerksam, aber das war von einem ehemaligen ANBU wohl auch nicht anders zu erwarten. „Stört es dich, Itachi-san?“ Als keine Antwort erfolgte, gab er ein kurzes Auflachen von sich, das den anderen aber nicht dazu brachte, sich ihm zuzuwenden. „Also mache ich dich wirklich nervös…hm…?“ Es wäre amüsanter gewesen, wenn der andere darauf eingestiegen wäre, aber natürlich war dies nicht der Fall. Itachi erinnerte ihn ein wenig an Sasori, auch wenn er den Rotschopf aus Suna nicht besonders gut kannte. Trotzdem wusste er, dass der Marionettenspieler ebenfalls zu der stilleren, beherrschten Sorte gehörte. Wie Orochimaru es nur immer schaffte, seinen Partner auf die Palme zu bringen… „Du schwatzt zu viel“, wurde er ermahnt, was ihn aber nicht kümmerte. „Und du zu wenig...“, gab er zurück, ohne den Blick von Itachi zu nehmen. „Sollten wir uns nicht besser kennenlernen? Wo wir doch so viel Zeit miteinander verbringen werden?“ Auch wenn er Itachis Gesicht nicht sehen konnte und dieser sicher keine Miene verzog, ahnte er, dass er bestimmt nicht seiner Meinung war. Dabei war das nicht mal ein Scherz gewesen. Es würde auf Dauer langweilig werden, einander anzuschweigen…da konnten sie sich genauso gut unterhalten. Itachi schnaubte lediglich. Mehr kam nicht von ihm und Kisame entschied einmal mehr, die Konversation anzuregen. „Ich weiß bisher nur über dich, dass du deinen Clan abgeschlachtet hast“, begann er und ließ Itachi nicht aus den Augen. „Dass du wenig redest, dieses Bluterbe hast und dass du kein Fleisch isst. Das ist nicht wirklich viel.“ „Du musst nicht mehr über mich wissen…und ich auch nicht über dich“, erwiderte der Uchiha leise. „Ist das so…“, brummte Kisame nur. Itachi drehte den Kopf ein Stück, fixierte ihn nun aus seinen in der Dunkelheit rot glühenden Iriden. Es war anders als das Symbol, das sich bei Raikou gezeigt hatte…gab es verschiedene Stufen? Wenn dem so war, musste er sich wohl erst in Acht nehmen, wenn sich das seltsame Dreieck zeigte...aber ganz sicher war er nicht, weswegen er sich unweigerlich anspannte. „Ich vertraue dir nicht, Kisame.“ Der Hüne musste grinsen, als er das hörte. „Nun, das ist vermutlich auch das Klügste…“ „Warum sollte ich dir also etwas über mich erzählen wollen?“ Kisame zuckte mit den Schultern, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. „Um der Langeweile zu entgehen? Oder um das Ganze unterhaltsamer zu gestalten? Es ist doch viel befriedigender, wenn man weiß, wen man tötet, nicht wahr?“ Er bemerkte, wie Itachi abschätzend die roten Augen verengte, und diese kleine Reaktion reichte, um Kisame Genugtuung zu geben – nicht viel, aber es war ein Anfang. Endlich zeigte seine Provokation mal Wirkung. „Doch das wirst du ja am besten wissen…denn wer steht einem näher als die Familie?“ Itachi zuckte bei der Frage nicht mal mit der Wimper. „Ich bezweifle, dass das jemand wie du versteht“, meinte er kühl. „Nun, das mag sein. Ich hatte nie eine Familie…das Leben in Kiri-Gakure ist sehr viel härter als in anderen Dörfern. Nicht, dass ich mich beschweren würde, immerhin habe ich überlebt…doch auch ich kenne das Gefühl, Menschen umzubringen, die einem vertrauen. Es fühlt sich anders an.“ „Du genießt es also?“ Ihre Blicke bohrten sich ineinander und Kisame dachte über seine Antwort nach. „Das war meine Bestimmung…mein Team zum Schweigen zu bringen, sollte es nicht anders möglich sein. Nicht viele konnten diese Aufgabe übernehmen.“ „Du konntest es.“ Kisame überlegte kurz, ob da Verachtung in seinem Ton mitschwang, doch er war nicht sicher. Dafür war Itachis Mimik viel zu emotionslos. Außerdem hatte er seinen Clan ausgelöscht, mit welchem Recht durfte er über ihn urteilen? „So wie du.“ Etwas in Itachis Blick flackerte, doch dann drehte er sich von ihm weg. „Ja“, bestätigte er leise. „So wie ich.“ Kisame ahnte schon, dass das Gespräch damit erledigt war, und er nahm es hin, drehte sich wieder auf den Rücken und schloss die Augen. „Anscheinend sind wir uns doch ähnlich…in gewisser Weise“, bemerkte er noch, doch von Itachi kam nichts mehr. Vielleicht, weil es die Wahrheit war…oder weil es ihn beleidigte, mit ihm verglichen zu werden. Kisame war das relativ egal. Er würde schon noch mehr über seinen Partner rauskriegen…oder ihn irgendwann umbringen. Itachi hatte es schon richtig erkannt; sie waren keine Freunde…nur Verbündete auf Zeit. Möglicherweise Jahre…oder bis zum nächsten Tag. Am nächsten Morgen brachen sie recht früh auf, was vor allem an Itachi lag. Kisame wunderte dies schon, denn der Uchiha konnte die Nacht über kaum Schlaf bekommen haben. Er hatte auf dem Stuhl genächtigt und anscheinend nur gedöst. Ansehen tat man ihm das zwar nicht, aber wenn Kisame bedachte, dass er schon seit ein paar Tagen kaum Schlaf bekam, kam es ihm doch seltsam vor. Er selbst war ja auch wachsam, egal, ob Itachi Wache hielt oder nicht, aber irgendwann brauchte sein Körper die Reserven. Gut, er hatte seinem Partner mehrmals gedroht, ihn umzubringen, da war es klar, dass dieser ihm misstraute. Allerdings hatte Kisame auch so seine Prinzipien und jemanden hinterrücks im Schlaf umzubringen, war nicht seine Art. Hatte er zwar nicht erwähnt, aber wenn der Uchiha so schlecht von ihm dachte, war er selbst dran schuld. Er warf diesem einen Seitenblick zu, als sie auf dem Rückweg durch die Wälder von Kusa streiften. Itachi mochte ein Junge sein, aber er verhielt sich nicht wie ein Kind. Er stellte dies nicht zum ersten Mal fest, doch insgeheim fragte er sich, wie er in seinem Alter gewesen war. Das Leben war immer ein Kampf gewesen, von daher hatte er weitaus weniger Humor gehabt, als es heute der Fall war. Nun, er war ja auch kein Halbwüchsiger mehr…viele Shinobi bekamen schon schlotternde Knie, wenn sie vor ihm standen. Er überragte die meisten Männer und seine Statur schüchterte ein. Diejenigen, die ihn deshalb für langsam oder dumm hielten, wurden sehr schnell eines Besseren belehrt…bevor sie starben. Kisame fragte sich unweigerlich, ob Itachi ihn auch unterschätzte. Dass er schnell war, hatte er ja im Kampf mit Raikou ausreichend bewiesen, doch Taktiken traute ihm der Uchiha wohl eher nicht zu. Sollte er nur glauben, dass er planlos war…ihm war das ganz recht, wenn Itachi die Strategie übernahm. So musste er nicht diskutieren und eine Garantie dafür, dass er sich an den Plan hielt, gab es ja auch nicht. Manchmal überkam ihn eben der Blutrausch…würde sein Partner noch merken. Allerdings war es bis zum Nachmittag ruhig, kaum jemand begegnete ihnen und wie immer kam von dem Uchiha nicht viel. Es war so öde, dass Kisame sich wünschte, sie würden auf ebenbürtige Gegner treffen. Der Kampf mit ihrer Zielperson war auch so kurz gewesen, dass die Enttäuschung jetzt wieder an ihm nagte. Kisame blickte auf, als er ein bekanntes Rauschen hörte und tatsächlich sah er in der Ferne die Klippen, die darauf hindeuteten, dass sie Kusa verlassen hatten. Die Wälder hatten sich schon vor einer Weile gelichtet, so dass sie wohl ganz gut in der Zeit waren. Nicht, dass sie da ein Limit hätten, doch Itachi hatte das Tempo schon etwas angezogen – warum auch immer. Dann aber fiel Kisame ein, dass sie sich nicht allzu weit entfernt von den Grenzen Konoha-Gakures bewegten. Vielleicht beeilten sie sich deswegen so? Kisame musste zugeben, dass er selbst kein großes Bedürfnis verspürte, sich nahe seiner Heimat aufzuhalten. Nicht, dass er Angst gehabt hätte, doch er war fertig mit seinem Dorf. „Kisame.“ Der Hüne blickte seitwärts, als er von Itachi unerwartet aus den Gedanken gerissen wurde. Dieser verzog zwar keine Miene, doch sein Blick alarmierte Kisame sofort. War ihm etwas aufgefallen, das ihm entgangen war? Es schien fast so. „Wie viele?“, raunte er, während sie weitergingen, als wäre nichts. „…mindestens zehn“, kam die ebenso leise Antwort und Kisame spürte, wie sein Blut in Wallung geriet. „Fünf für dich und fünf für mich“, bemerkte er grinsend, doch Itachis Begeisterung hielt sich natürlich in Grenzen. „Wir sollten keinen Kampf provozieren, wenn es sich vermeiden lässt.“ „Denkst du, die gehen brav nach Hause, wenn wir sie drum bitten?“ „Hn.“ „Und selbst wenn…den Spaß lass ich mir nicht entgehen!“ Itachi bedachte ihn mit einem kühlen Blick, der deutlich machte, was er darüber dachte. „Wir sollten nicht mehr als nötig auffallen, also beherrsch dich.“ Kisame verengte die grünen Raubtieraugen, fixierte ihn fest. „Das ist nicht deine Entscheidung.“ Sein Partner hielt ihm stand, die Sharingan blitzten ihm entgegen. „Nein, aber es ist die vernünftigere.“ Kisame wollte widersprechen, obwohl der Jüngere sicherlich Recht hatte, doch die Zeit für weitere Diskussionen blieb ihnen nicht. Vermutlich waren ihnen die Shinobi schon eine Weile gefolgt und insgeheim ärgerte sich Kisame, dass er so unaufmerksam gewesen war – das war normalerweise nicht seine Art. Doch warum waren sie nicht in den Wäldern hervorgekommen? Hier war die Ebene überschaubarer…also eher ungünstig für eine Falle, sollte es sich um eine handeln. Den Gedanken im Kopf behaltend, aber nicht weiter ausführend, zog er Samehada und wirbelte es herum. Sein Angreifer schien mit der Wucht des Aufpralls nicht gerechnet zu haben, so dass ihm nicht nur das Schwert aus den Händen gerissen wurde, sondern er auch mehrere Meter zurückgeschleudert wurde. Sie trugen Tiermasken, so dass man ihre Gesichter nicht erkennen konnte, doch die Kleidung wies sie als ANBU aus. Sein Blick glitt kurz zu Itachi, der scheinbar kein Problem damit hatte, gegen seine Landsleute zu kämpfen – jedenfalls war seine Mimik glatt wie eh und je, als sie ihn umstellten. Kisame musste grinsen, als ihn ebenfalls sechs Shinobi umzingelten…als würde er sich davon einschüchtern lassen. „Ergebt euch! Wir sind in der Überzahl, Abtrünnige!“, rief einer von ihnen. „Passt auf! Der da ist Uchiha Itachi! Seht ihm nicht in die Augen!“ „…der andere ist Hoshigaki Kisame!“ „Das Monster aus Kiri!“ Kisames Grinsen wurde breiter, als er das überflüssige Gerede hörte; die täten besser daran, sie mit allem anzugreifen, was sie hatten. Er würde sich nicht zurückhalten, nur weil Itachi ihm das geraten hatte. „Gut erkannt“, erwiderte er heiter und funkelte einen der ANBU an. „Ihr habt wohl Todessehnsucht, da ihr noch nicht das Weite gesucht habt.“ Er lachte auf, während sich sein Griff um Samehada festigte – die ANBU hoben ruckartig ihre Waffen. „So…wem säge ich zuerst die Beine ab…?“, raunte er, ehe er auf sein Gegenüber zu preschte. Dabei hielt er Samehada wie einen Schild hinter sich, schützte somit seinen Rücken, so wie Hinterkopf und Nacken. Er hörte es klirren, als Kunai und Shuriken abprallten, und Samehada zeterte verärgert durch die Bandagen. Nun, das Chakra und Blut seiner Gegner würden es schon bald besänftigen. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Schreie ertönten – und das war nicht nur sein Verdienst. Um Itachi musste er sich wohl nicht sorgen – was er sowieso nicht getan hätte. Kisames Nasenflügel blähten sich, als ihn der Blutgeruch erreichte. Vergeblich hatte sein Gegner versucht, sein Schwert als Schutz zu nutzen, doch ein Hieb mit Samehada hatte die Klinge zerbrochen, als sei sie aus Glas. Roter Lebenssaft spritzte ihm entgegen, als die Stacheln hervorbrachen und sich durch den Brustkorb sägten. Die anderen versuchten, Fingerzeichen zu schließen, doch schon bald merkten sie, dass dies nicht funktionierte…Samehada hatte bereits begonnen, ihnen das Chakra zu entziehen. Kisame hatte jedoch nicht vor, es schnell zu beenden, weswegen er Samehada losließ. Dieses durchbrach die Verbände und stürzte sich mit fauchenden Lauten auf den halbtoten Mann, um ihm alles Chakra zu entziehen, was es finden konnte. Unter den entsetzten Ausrufen der anderen ANBU fuhr er herum und wehrte das Kunai mit der bloßen Hand ab. Sein eigenes Blut rann sein Handgelenk herunter, tropfte auf das Gras zu seinen Füßen und mit gebleckten Zähnen schoss er vor und rammte der Frau vor ihm seine Faust ins Gesicht. Die Maske zerbrach und Kisame stellte fest, dass sie jung und hübsch war – zumindest, bis er sie an ihrem ungeschützten Hals packte und mit so viel Kraft zudrückte, dass er ihr den Kehlkopf zerquetschte. Ohne loszulassen drehte er sich um und wendete dabei das blutige Kunai in seiner Hand, um es einem weiteren Angreifer durch den Schlitz der Hundemaske zu rammen. Das rechte Auge konnte der wohl vergessen…und so wie er umkippte, hatte er direkt das Hirn getroffen. Kisame benutzte den leblosen Körper der Frau als Schild, als ihn ein weiterer ANBU angriff, die bläulich leuchtende Hand in der Leiche versenkte. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihm in die Nase…das hätte eine hässliche Wunde gegeben. „Du Monster!“, wurde er angebrüllt. Kisame grinste bei der Bezeichnung bloß; es war nicht das erste Mal, dass man ihn so nannte. Kaum, dass er die Leiche von sich geschleudert hatte, schloss er Fingerzeichen – und sperrte den ANBU in einer Kugel aus Wasser ein. Das Gurgeln und Zappeln ignorierend, ließ er den Blick zum ersten Mal wieder in Richtung seines Partners schweifen. Itachi hatte inzwischen drei der Shinobi getötet – ohne besonderen Aufruhr, wenn er sich das so ansah. Er hatte Shuriken und Kunai benutzt, wohl jedes Mal tödlich getroffen – und soeben brach er einem weiteren mit einer geübten Bewegung das Genick. Taijutsu schien kein Problem für ihn zu sein und soweit Kisame das erkennen konnte, setzte er nicht mal sein Sharingan ein. Neben Kisame ertrank der gefangene ANBU in seinem Wasserkäfig, den die anderen nicht zu durchbrechen vermochten. Dazu müssten sie ihn direkt angreifen und nicht die Technik zu zerstören versuchen. Er schob sich grinsend die Finger zwischen die scharfen Zähne und pfiff einmal, während der eisenhaltige Blutgeschmack auf seiner Zunge zerging. Seine Pupillen weiteten sich, er streckte die Hand auf und hörte das Giggeln und Schleifen, das seinen verlässlichsten Kamerad ankündigte. Er packte Samehada, das geradezu auf ihn zu hechtete, am Griff und löste gleichzeitig sein Jutsu auf. „So, Zeit für den Endspurt!“, rief er aus und leckte sich das Blut von der Hand, da, wo das Kunai die Haut durchbohrt hatte. Das Gras um sie herum war mittlerweile blutgetränkt…und von den zwölf ANBU waren nicht mehr viele übrig. Er legte den Kopf schief, ließ den Blick betont langsam schweifen…er hätte gern in ihre panischen Gesichter gesehen. Das Adrenalin pumpte durch seinen Körper, ließ ihn sich so unheimlich lebendig fühlen…und er witterte ihre Angst. Das hier war seine Welt…das Kämpfe, das Töten…seine Überlegenheit zu demonstrieren…und er würde es bis auf den letzten Gegner genießen. Tief atmete er durch, würdigte seinen Partner keines Blickes mehr – er hätte sie auch allein übernehmen können. Itachi ging ihm viel zu pragmatisch vor, konnte seine Leidenschaft anscheinend nicht teilen. Sie waren eben doch verschieden und ein bisschen enttäuschte ihn diese Tatsache schon. Jedoch verdrängte er den Gedanken rasch wieder, da er ihn nur von seinem Rausch ablenkte und diesen wollte er genießen. Natürlich bemerkte er, dass sie irgendetwas planten, doch was konnten diese kümmerlichen Wichte schon tun? Er ließ zu, dass sie ihn zurückdrängten, konnte sich darüber lediglich amüsieren; wollten sie ihn die Klippen runter stoßen? Zugegeben, auch sein robuster Körper könnte an den Felsen zerschellen, wenn sie es schafften, doch daran glaubte er nicht. Er wog mehr als 80 Kilo und hatte mehr als dreimal so viel Kraft wie normale Menschen…den jämmerlichen Versuch wollte er sehen! „Kisame!“ Er ignorierte Itachis Rufen, hob nicht mal den Kopf in seine Richtung; bestimmt wollte der ihn wieder maßregeln. Als wenn er dazu in der Position war…er würde das hier auf seine Art zu Ende bringen. Erwartungsvoll hob er Samehada, um einen der Angreifer selbst über die Klippen zu schleudern – als dieser noch in der Luft zusammensackte. Verärgert schaute er zu Itachi rüber, der das Kunai treffsicher geworfen und ihm damit den Spaß verdorben hatte. „Halt dich da raus!“, brüllte er ihm entgegen und fühlte die Wut in sich aufsteigen. „Verschwinde da!“, rief ihm der Uchiha zu, bevor er einen der ANBU abwehren musste. „Sofort!“ Kisame schnaubte nur abfällig; als würde er auf den Jüngeren hören, was auch immer dieser plötzlich für ein Problem hatte. „Misch dich nicht ein!“, grollte er und parierte mit Samehada eine gegnerische Klinge. Der Blutgeruch schien mittlerweile alles zu verdecken, berauschte ihn…doch dann stutzte er. Irgendwas war komisch…nur ein Gefühl, das er nicht benennen konnte, ihn aber auch nicht losließ. Sein Instinkt meldete sich abrupt, als etwas durch den Boden brach und seine Knöchel packte. Er taumelte, rammte Samehada sogleich durch die Erde und hörte einen Aufschrei. Der Griff lockerte sich, doch da schossen bereits zwei andere ANBU auf ihn zu – und als sie die Westen aufrissen, erkannte er die Kibakufuda darunter. „Scheiße!“, fluchte er und versuchte, außer Reichweite zu gelangen. In dem Moment tauchte Itachi plötzlich auf und verpasste einem der beiden Männer einen Schlag, der diesen über die Klippen beförderte. Noch bevor dieser unten angekommen war, ertönte ein so gewaltiger Knall, dass die Erde erschüttert wurde. Vermutlich hatte sich der Mann an der Wand festzuhalten versucht. Ein zorniger Blick aus roten Augen traf ihn – für mehr war keine Zeit. Die zweite Explosion war so heftig, dass es sogar Kisame von den Füßen riss. Der Geruch nach verbranntem Fleisch und Schwefel stieg ihm in die Nase, als es den ANBU vor seiner Nase in Fetzen riss und er konnte nicht mehr tun, als das fauchende Samehada loszulassen und sich schützend den Arm vors Gesicht zu halten. Dann vernahm er mit einem Mal ein bedrohliches Knacken unter sich – und erstarrte; das durfte doch nicht wahr sein. Deshalb also hatten sie ihn Richtung Abhang gedrängt und sie zuvor auf dieser freien Ebene gestellt. Kisame knirschte mit den Zähnen, während er sich aufrappelte und versuchte, von der Klippe wegzukommen – vergeblich. Er stutzte, als ihm klar wurde, dass er sich keinen Zentimeter von der Stelle rühren konnte…als wenn seine Füße am Boden festgewachsen wären. Der Rauch legte sich langsam und dann erkannte Kisame, was ihn gefangen hielt; einer der ANBU kniete einige Meter weiter und hielt ihn mit Fingerzeichen fest. Moment…nicht ihn, sondern seinen Schatten? Jedenfalls schienen sie verbunden zu sein…und das war denkbar schlecht, besonders da es unter ihm wie bei einem Erdbeben wackelte. Gerade als er sich fragte, wo eigentlich der Uchiha war, hörte er hinter sich etwas klirren, was darauf schließen ließ, dass der andere ebenfalls beschäftigt war. So ein Dreck…und die Zeit lief zumindest ihm weg. Und dann machte sein Körper sich mit einem Mal selbstständig, so dass er herumfuhr und seinen Partner ins Auge fasste. Er sah gerade noch, wie der ANBU, mit dem Itachi soeben noch gekämpft haben musste, regungslos zur Seite fiel, als er sich schon selbst auf ihn stürzte. „Verdammt!“, entfuhr es ihm laut, doch etwas dagegen tun konnte er nicht. Kunai flogen an ihm vorbei, direkt auf den Uchiha zu, doch der schien ihn als größere Bedrohung anzusehen – zu Recht. Die Wurfgeschosse streiften den anderen nur und auch seinen Fäusten konnte er ausweichen. Er erwiderte den finsteren Blick seines Partners ebenso wenig erfreut, versuchte sein Gegenüber von der Klippe zu stoßen. Was war das für eine verfluchte Technik?! Kisame konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn er manipuliert wurde – und gedanklich rief er nach Samehada. Sonst war auf sein Schwert doch auch immer Verlass… Gerade wollte er Itachi erneut eine verpassen, als dieser unter seinem Schlag wegtauchte und ihm selbst die Faust in den Magen rammte. Der Schlag ließ ihn nur taumeln, doch es reichte, damit der andere ihn wegstoßen konnte. Rechtzeitig, wie er feststellte, denn in dem Moment schoss eine dritte Person an ihm vorbei und griff den Uchiha an, der jedoch abgelenkt schien. Kisame begriff den Sinn seiner Fingerzeichen erst, als das Gefühl in seinen Körper zurückkehrte, und er fuhr herum. Der ANBU, der ihn eben noch mit seinem Jutsu festgehalten hatte, griff sich panisch an den Hals, als würde er ersticken. Kein Zweifel, wem er das zu verdanken hatte. „Tse…“, entfuhr es Kisame, doch die restlichen Worte blieben ihm im Halse stecken, als die Erschütterung plötzlich so stark wurde, dass er beinahe sein Gleichgewicht verloren hätte. Aus reinem Reflex machte er einen Satz nach vorn – und drehte sich erst danach um. Er sah noch, wie sich Itachis Augen weiteten, als ihm der Boden unter den Füßen wegbrach. Vielleicht hätte er es schaffen können, wenn da nicht dieser ANBU gewesen wäre, der ihn immer noch bedrängte…oder wenn sich Kisame nur ein Stück näher bei ihm befunden hätte. So konnte er jedoch nur zusehen, wie sein Partner einen verzweifelten Satz nach vorn machte und an den Felsen abrutschte. Der Hüne dachte nicht nach, als er ihm nachsetzte, um ihn vielleicht an der Hand packen zu können…doch es war zu spät. Er wusste es, noch bevor er sich über die Klippen beugte und sah, wie das Geröll ins Meer stürzte. Das Wasser spritzte so hoch, dass Kisame die Nässe in seinem Gesicht spürte, und es nahm ihm die Sicht. Das Scheppern und Rauschen dröhnte in seinen Ohren, doch er sah immer noch fassungslos in die Tiefe. Von Itachi war nichts zu sehen und Kisame spürte, wie ihm ungewohnt flau im Magen wurde. Vielleicht wäre es ihm egal gewesen, wenn Itachi ihn nicht zuvor davor bewahrt hätte, durch die erste Explosion von der Klippe gefegt zu werden. Oder wenn er ihn gerade eben nicht aus dem Jutsu befreit hätte…und Kisame musste zerknirscht zugeben, dass er sich leichtsinnig verhalten hatte. Sein Blutrausch hatte ihn zu sehr angestachelt, als dass er vorsichtig hätte sein wollen. Und nun? Er starrte immer noch in die Tiefe, doch da war nur viel Gestein, Erde und Wasser…er konnte Itachi nirgends entdecken. War er an den Felsen zerschellt? Oder ertrunken? Scheiße...wieso hatte sich der Junge überhaupt um ihn geschert? Kisame hatte ihm doch auch nicht den Rücken gedeckt, sondern seine Gegner im Alleingang erledigt. Jeder war sich selbst der nächste, so lautete seine Devise…und nun stand er praktisch in Itachis Schuld. Und wenn er wirklich tot war? Kisame erhob sich langsam, wobei ihm bewusst wurde, dass er gar nicht mehr nach seinen Feinden sah. Sein Blick wanderte über die Ebene, doch er konnte niemanden entdecken…und wo war überhaupt Samehada? War es ebenfalls in die Tiefe gestürzt? Unruhe erfasste den Hünen und er sah wieder nach unten, wo er immer noch nichts außer Gestein und Wasser erkennen konnte. Was, wenn Itachi und sein Schwert weggetrieben wurden? Gut, Samehada würde ihn schon finden, immerhin war es auf sein Chakra geprägt, doch was war mit dem Uchiha? Vorausgesetzt, dieser lebte noch…würde er eines seiner Federviecher losschicken? Und wenn er irgendwo schwer verletzt angespült wurde? Verblutete? Kisame knurrte gereizt, denn der Gedanke ließ ihm wirklich unwohl werden; er stand nicht gern in der Schuld anderer Leute. Davon abgesehen, dass Itachi ihn kein Stück leiden konnte…warum hatte er das also getan? Zumal Kisame seine Warnungen auch noch in den Wind geschlagen hatte. Sei es drum, er musste ihn finden. Vielleicht mit Kuchiyose no Jutsu…und vorher seinen Haien einschärfen, dass sie den Uchiha nicht fressen durften. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)