Blutschwur von lunalinn (Bis in den Tod...) ================================================================================ Kapitel 7: Bedrängnis --------------------- „Sasuke?“ Auch wenn es nicht sein Name war, reagierte er, als wäre er es. Es waren zwei weitere Tage vergangen und mittlerweile konnte er wieder ein paar Schritte machen, ohne direkt zusammenzuklappen. Tori schien tatsächlich keine Gefahr darzustellen…und sie besaß das friedvollste Gemüt, das ihm je begegnet war. Dass sie das noch nicht umgebracht hatte, grenzte seiner Meinung nach an ein Wunder – was er natürlich nicht laut ausgesprochen hatte. Tori hatte ihm Kleidung von ihrem Freund gegeben. Zwar war sie etwas zu weit, aber die erfüllte schon ihren Zweck. Er saß auf einem der Stühle in der kleinen Küche am Esstisch und dachte darüber nach, was er tun sollte, wenn sein Rabe keine Neuigkeiten brachte. Zugegeben, es war riskant gewesen, in seinem Zustand Kuchiyose anzuwenden, und wenn Tori dies gesehen hätte, wäre das auch ungünstig gewesen, doch es blieb ihm kaum eine andere Wahl. Wobei Itachi sich fragte, ob er seinen Partner überhaupt wiedersehen wollte…nachdem er wegen diesem beinahe das Zeitliche gesegnet hatte. „Wohnst du eigentlich hier in der Nähe? Ich meine, wenn du nach Hause willst, kann ich dich vielleicht begleiten.“ Es war mehr ein Versehen, dass ihm das Schnauben entwich, doch Tori hörte es und sah ihn verwirrt an, wobei sie ihre Küchenarbeit kurzzeitig unterbrach. Bevor sie fragen konnte, entschied er sich lieber dazu, etwas zu sagen. „…es ist ziemlich weit.“ „Ach ja? Wo liegt dein Zuhause denn?“ „In der Nähe von Kiri-Gakure“, log er, ohne mit der Wimper zu zucken. „Echt? Okay, das ist weit…meinst du denn, du schaffst den Weg allein?“ Anscheinend hielt sie ihn tatsächlich für einen wehrlosen Jungen, der so unvorsichtig war, dass er von einer Klippe fiel…und das beruhigte ihn. „Ich reise oft allein“, gab er monoton zurück und sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Sagen deine Eltern nichts dazu? Ich meine, sie müssen sich doch Sorgen machen…gerade jetzt, wo du so lange weg bist…“ Seine Eltern würden sich nie wieder um irgendwas Sorgen machen…und das war seine Schuld. Doch selbst, wenn sie noch gelebt hätten, hätte keiner daran gezweifelt, dass er von seinen Missionen zurückkommen würde. Was sein Vater wohl zu dieser Aktion gesagt hätte? Ging man nach den Grundsätzen eines Shinobi, wäre es seine Pflicht gewesen, seine eigene Haut zu retten und Kisame entweder aus dem Weg zu räumen oder zurückzulassen. Itachi fragte sich, ob der Hüne ihm auch geholfen hätte…er bezweifelte es jedoch arg. „Sie sind es gewöhnt“, antwortete er nach einer Weile und Tori nickte verwundert. „Oh…okay…“ Überzeugt klang sie dabei nicht, doch das konnte ihm egal sein. Probeweise bewegte er seine Beine ein wenig, streckte das linke aus…die Schmerzen waren zu einem dumpfen Pochen verklungen. Na gut, das konnte auch daran liegen, dass Tori ihm diverse Schmerzmittel verabreicht hatte, aber im Endeffekt machte es keinen Unterschied. Sein Blick glitt kurz zum Fenster, wo die Sonne langsam unterging und die Umgebung in warmes, rotes Licht tauchte. Er würde noch in dieser Nacht verschwinden…das war sicherer für sie beide, denn er wollte das Mädchen nicht töten müssen, weil es zu viel wusste. „Bitte, bediene dich!“ Er blickte auf, als sie ihm eine Schüssel mit Reis und verschiedenem Gemüse vor die Nase stellte. Kurz erwiderte er ihren freundlichen Blick, ehe er sich leise bedankte. Erst als auch sie saß und zu essen begann, griff er nach den Stäbchen. Sie hatte nur anfänglich überrascht geschaut, als er Fleisch und Fisch abgelehnt hatte, sich aber direkt daran gewöhnt. Abermals musste er an Kisame denken und nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob dieser bereits bei Pain angekommen war. Vielleicht war er ja froh, ihn losgeworden zu sein, ohne dass er sich die Hände schmutzig machen musste. Er traute es ihm zu, das Ganze so zu drehen, dass er die Schuld an dem Geschehen trug – immerhin konnten sie einander nicht ausstehen. „Du siehst traurig aus…ist alles in Ordnung?“ Er hob eine Braue, als sie ihn unvermittelt ansprach; traurig sollte er aussehen? Nun, das war wohl das falsche Wort dafür. Er machte sich lediglich Sorgen, was Madara davon halten würde, wenn er erfuhr, dass er wegen seines Partners beinahe von Felsbrocken zertrümmert worden und ertrunken wäre. Besser Kisame hielt den Mund, so dass niemand davon erfuhr, doch davon war nicht auszugehen. Nicht, wenn er bedachte, wie geschwätzig der Hai war. „Oder hast du wieder Schmerzen?“ Itachi schüttelte nur den Kopf, aß still weiter, doch Tori schien das nicht vom Weiterreden abzuhalten. „Du bist aber auch wortkarg…hm…hast du eigentlich Geschwister?“ Ganz falsche Frage, wenn sie seine Laune auflockern wollte, die ja angeblich schlecht sein sollte. Der Gedanke an Sasuke trug nicht dazu bei, dass es ihm besser ging, doch er nickte knapp. Wer wusste schon, welches Thema sie sich sonst rauspicken würde. „Oh, eine Schwester? Oder einen Bruder? Oder beides? Bist du älter als sie?“ Vielleicht hätte er ja doch lieber verneinen sollen; und er hatte gedacht, Kisame würde viel reden. Im Gegensatz zu Tori war sein Partner ja geradezu angenehm – von den Drohungen einmal abgesehen. „Einen jüngeren Bruder“, erwiderte er kurz angebunden und sie lächelte. „Wie alt ist er denn?“ „Acht Jahre.“ „Oh! Bestimmt ist er total niedlich, oder? Ich wollte auch immer Geschwister haben…eine kleine Schwester vielleicht, die mir nachläuft und mich als Vorbild sieht!“ Etwas in seiner Brust krampfte sich schmerzhaft zusammen, doch er verzog keine Miene. Sasuke würde ihm nur noch aus einem Grund nachlaufen – um sich an ihm zu rächen, indem er ihn zur Strecke brachte. „Es muss toll sein, so jemanden zu haben!“ Er zwang sich zu einem Nicken, doch ein Lächeln konnte er nicht über sich bringen. Er konnte nicht mal mehr sagen, wann er das letzte Mal ehrlich gelächelt hatte. Oder Freude verspürt hatte. Es schien ihm viel zu lange her, dass er ohne Lügen gelebt hatte. „Dein kleiner Bruder freut sich bestimmt, wenn du wieder da bist!“ „…bestimmt“, murmelte er, wobei er ihrem warmen Lächeln auswich, indem er in die Schüssel sah. So naiv, wie Tori war, glaubte sie sicher, dass er nun niedergeschlagen war, weil er seinen Bruder vermisste. Nun, Letzteres war ja nicht mal falsch… „Du siehst ihn ja bald wieder.“ Nein, würde er nicht. Noch lag seine Tat nicht lange genug zurück, von daher musste er warten, bis er sich wieder würde zeigen können. Er schob die Schüssel von sich, denn der Appetit war ihm mittlerweile vergangen. Tori schien etwas sagen zu wollen, doch sie brach sogleich ab, als ein Klopfen an der Tür ertönte. Sofort spannte sich Itachi an, denn jeder Besucher stellte eine potenzielle Gefahr für ihn dar. Still blieb er sitzen, während sie zur Tür ging und den Geräuschen lauschte. Am vorigen Tag war es nur jemand gewesen, der die Post hatte bringen wollen…doch er hatte das miese Gefühl, dass es diesmal nicht so lapidar sein würde. Spätestens Toris freudiges Jauchzen ließ Itachi erahnen, dass ihr Freund zurückgekommen war, und das war schlecht. Laut dem Mädchen war er seiner Heimat nämlich immer noch sehr nahe, so dass er davon ausgehen musste, dass ihr Shinobi-Freund Missionen von Konoha annahm. Sein Gesicht stand auf der Fahndungsliste ganz weit oben – er würde also direkt erkannt werden, wenn dieser Typ auch nur ein bisschen gescheit im Kopf war. Er musste jetzt verschwinden, es duldete keinen Aufschub mehr, ob er nun in der Verfassung war oder nicht. Allerdings machte ihm Tori einen Strich durch die Rechnung, indem sie ihren Freund binnen weniger Sekunden in die Küche schleifte. Nun gut, wenn es drauf ankam, konnte er sie immer noch beide mit dem Sharingan aus dem Weg schaffen. Toris Freund konnte nicht viel älter als sie sein, er trug das typische Konoha-Stirnband, welches unter seinem dunkelblonden Haar hervor schaute. Seine grauen Augen erfassten ihn, musterten ihn…doch da war nichts. Kein Aufblitzen, keine auffällige Bewegung…entweder hatte er seine Emotionen sehr gut im Griff oder er erkannte ihn wirklich nicht. „Das ist Sasuke, er ist von einer Klippe gefallen und ich habe ihn wieder aufgepäppelt!“, berichtete Tori stolz und klammerte sich an den Arm ihres Freundes. Itachi überlegte derweil, wie groß das Risiko war, die beiden am Leben zu lassen. Es würde die Leute in Aufruhr bringen, wenn sie erfuhren, dass er wieder in der Gegend war…doch musste ihn das kümmern? Würde es ihm vielleicht nicht sogar Nutzen bringen? „Und das ist mein Freund, ich habe dir von ihm erzählt…er heißt Takeshi.“ Itachi widerstand dem Impuls, vom Stuhl zu springen und sich mit einem Jutsu in einem Krähenschwarm aufzulösen, nur sehr schwer. Doch dieser Takeshi lächelte ihn nur freundlich an und nickte ihm zu. „Freut mich!“, teilte er ihm mit und runzelte die Stirn, als Itachi keine Anstalten machte, irgendetwas zu erwidern. „Er ist immer so zurückhaltend – wundere dich nicht!“, meinte Tori und winkte ab. „Setz dich, es ist noch etwas vom Mittagessen übrig! Und dann kannst du uns von deinem Auftrag erzählen…ist alles gut gegangen? Oh, oder möchtest du vorher duschen? Du bist aber nicht verletzt, oder?“ Besorgnis lag in ihrer Stimme, doch er lächelte bei ihrem Redeschwall nur und schüttelte den Kopf. „Nein, alles gut…mach dir keine Sorgen.“ Sein Blick glitt wieder zu ihm und irgendwie hatte Itachi das Gefühl, dass er sich lieber Sorgen machen sollte. Obwohl Takeshi so offen auf ihn zuging, machte ihn gerade das misstrauisch. Er sollte auf der Stelle verschwinden, doch das musste er möglichst unauffällig tun. Wenn es sich nicht vermeiden ließe, müsste er die beiden beseitigen. Er wollte es zwar nicht, denn er verdankte Tori mit ziemlicher Sicherheit sein Leben, aber er konnte auch nicht riskieren, dass plötzlich die ANBU vor der Tür stand. Er beobachtete Takeshi, der sich soeben auf einen der Stühle fallen ließ und Tori von seinem Auftrag berichtete. Dabei schenkte er ihm recht wenig Aufmerksamkeit, was Itachi nicht einordnen konnte. Hatte er etwas übersehen? Vielleicht hatte er längst eine Nachricht rausgeschickt und es war bereits Verstärkung auf dem Wege. Das würde diese Ruhe erklären. Wortlos wollte er sich erheben, doch das funktionierte bei Tori natürlich nicht, denn diese sah direkt alarmiert auf. „Alles in Ordnung, Sasuke? Musst du ins Bad? Soll ich dir helfen?“, fragte sie und wollte ihn schon stützen, obwohl das mittlerweile nicht mehr notwendig war. Eigentlich war es ja wirklich nett von ihr, doch gerade eben war es mehr lästig, dass sie ihn wie einen Pflegefall behandelte. Ihm entging der Blick ihres Freundes nicht, der sich nun auf ihn fokussiert hatte. „Es geht schon“, wiegelte er sie ab und sie nickte, ehe sie sich zögerlich auf ihren Stuhl setzte. Die Blicke in seinem Nacken behagten ihm einfach nicht, so dass er rasch ins angrenzende Bad verschwand und abschloss. Tief atmete er durch, lehnte sich für einen Moment gegen die Tür…in seinem Kopf rasten die Gedanken, doch er mahnte sich zur Ruhe. Vielleicht reagierte er angesichts seines Zustandes über und machte sich zu viele Sorgen. Er würde einfach jetzt verschwinden. Er sah zu dem kleinen Fenster im Raum, öffnete dieses dann und schaute hinaus. Es war vielleicht nicht der eleganteste Weg, doch es würde Chakra sparen, wenn er raus kletterte – davon abgesehen, dass ein Schwarm Raben ziemlich auffällig gewesen wäre. Allerdings hatte er dabei vergessen, wie angeschlagen sein Körper noch war…gut, dass ihm niemand hierbei zusah. „Willst du schon gehen? Sasuke?“ Er war gerade auf dem Boden aufgekommen, als ihn die Worte innehalten ließen. Äußerlich ruhig drehte er sich um, erwiderte den Blick aus grauen Augen ohne jede Regung. Anscheinend hatte ihn sein Instinkt nicht im Stich gelassen, so wissend, wie Takeshi ihn ansah. Es bestand kein Zweifel mehr, dass er genau wusste, wen er vor sich hatte. Tori wollte neben ihn treten, doch er hob sofort den Arm, um sie zurückzuhalten. Ihr sonst so heiterer Gesichtsausdruck drückte Verwirrung und Ungläubigkeit aus – sicher hatte ihr Freund sie bereits aufgeklärt, wen sie da aufgelesen hatte. „Was…hat das zu bedeuten?“, hörte er sie leise fragen. Anstatt ihr darauf zu antworten, wandte er sich an Takeshi. „Du hast mich direkt erkannt?“ „Tse…als Verräter deines Heimatdorfes stehst du auf der Fahndungsliste ziemlich weit oben. Jeder Shinobi kennt dein Gesicht…Uchiha Itachi.“ Innerlich seufzte er, hatte so eine Konfrontation vermeiden wollen, doch er ahnte, dass daraus nichts werden würde. Kurz sah er zu Tori, die geschockt wirkte und daher ausnahmsweise mal still blieb. „Deine Freundin hat mir das Leben gerettet“, erwiderte er leise. „Ich will keinen von euch beiden töten müssen…also solltet ihr mich besser gehen lassen.“ Takeshi lachte so trocken auf, als hätte er einen schlechten Witz gemacht. „Du kannst dich noch nicht lange auf den Beinen halten…deshalb machst du diesen Vorschlag, nicht wahr? Du befürchtest, dass du unterliegst…und das wirst du.“ Itachi bemerkte, wie sein Blick für eine Sekunde zur Seite glitt…und auch ohne Sharingan ahnte er, was er plante. „Du hast die ANBU gerufen, nicht wahr?“, umging er die zuvor gesprochenen Worte und sah, wie Takeshis Blick wieder zu Tori zuckte. „Und nun schindest du Zeit, bis sie kommen.“ Ein grimmiges Lächeln legte sich auf die Lippen des jungen Mannes und im nächsten Moment zückte dieser ein Kunai. „Scharfsinnig“, kommentierte er seine Vermutung und nahm Haltung an. „Tori, geh rein!“ Allerdings schien seine Freundin so stur wie geschwätzig zu sein, denn sie sah ihren Freund fassungslos an, rührte sich kein Stück von der Stelle. „Was?! Ihr…wollt doch nicht…nein! Nein, hört auf damit! Alle beide!“ „Der Kerl ist gefährlich!“, zischte Takeshi und funkelte sie über seine Schulter hinweg an. „Aber er…ist doch ein Kind und-“ „Er hat seine komplette Familie abgeschlachtet! Er ist ein Nuke-nin! Ein skrupelloser Mörder, verdammt, also geh rein!“ Itachi wusste, dass er keine Zeit zu verlieren hatte, sich nicht aufhalten lassen durfte. Waren die ANBU erst einmal da, würde es eng für ihn werden…denn Takeshi hatte Recht – er war noch nicht wieder hergestellt. Eigentlich war klar, was er tun musste…so sehr es ihm widerstrebte. Als er aufschaute, hatten sich seine Augen blutrot gefärbt und Takeshi schien zu wissen, was es damit auf sich hatte. „Sieh ihm nicht in die Augen!“, zischte er seiner Freundin zu, die natürlich nicht darauf hörte. „Er…oh Gott…“, nuschelte diese und wich einen Schritt zurück. So, wie sie sich verhielt, begriff sie nun, dass er tatsächlich so gefährlich war, wie behauptet wurde. Umso besser…und er hoffte, dass sie endlich reingehen würde. Er wollte ihr nichts antun. Keinem von beiden eigentlich. Jedoch wurde ihm da keine große Wahl gelassen, denn schon in der nächsten Sekunde musste er dem Kunai ausweichen. Er packte die Waffe im Flug und schleuderte sie direkt wieder auf seinen Angreifer zurück, der seinen Blick nun konsequent mied. Itachi würde den Teufel tun und ihn wissen lassen, dass er gerade lieber kein Gen-Jutsu anwenden wollte. Allein die schnellen Bewegungen ließen seine Wunden unangenehm pochen…er durfte sich nicht überanstrengen, vor allem wenn die ANBU auf dem Weg waren. Takeshi raste soeben auf ihn zu, machte einen Satz und warf mehrere Shuriken nach ihm, denen er allerdings entgehen konnte. Den unerwartet heftigen Schmerz in seinem rechten Bein ignorierte er, auch wenn er ihm den Schweiß auf die Stirn trieb. Vielleicht hatte er seine Genesung überschätzt. Er musste das schnell beenden. Takeshi schien ihm auch nicht viel Zeit geben zu wollen, denn er schoss auf ihn zu und griff ihn nun mit den Fäusten an. Obwohl Itachi die Schläge parieren konnte, vibrierte jeder in seinen Gelenken. Er zog ihm mit einem Tritt beide Beine unter dem Körper weg und rammte ihm den Ellenbogen in den Rücken, ehe er Abstand zwischen sie brachte. Während Takeshi röchelnd am Boden kniete und Tori die Hände vor den Mund schlug, versuchte er, nicht zu wanken…sein Limit war viel zu schnell erreicht. Ohne auf einen der beiden zu achten, schloss er Fingerzeichen und löste sich nun doch in einem Schwarm aus Raben auf. Womit er nicht gerechnet hatte, war das Katana, das plötzlich aus dem Nichts herausschoss und ihn beinahe aufspießte. Er hatte seine Umgebung aus den Augen gelassen, das begriff er, als sich sein Jutsu auflöste und er nur ein paar Meter weiter auf dem Boden aufkam. Während er dort kniete, erfasste er die Situation in vollem Ausmaß…es war längst zu spät für eine Flucht. „Na endlich…“, brummte Takeshi, der sich wohl wieder gefangen hatte. Itachi erhob sich, wobei sich seine Beine viel zu zittrig anfühlten, doch er wollte ihnen seine Schwäche nicht zeigen. Viele waren es nicht…nur vier, doch vielleicht war die Verstärkung bereits unterwegs. Er verengte die Augen und die maskierten Shinobi, zu denen er selbst einmal gehört hatte, hoben ihre Waffen. „Uchiha Itachi! Wir sind in der Überzahl, also ergib dich besser sofort!“, wurde er gewarnt und lächelte zur Antwort kühl. Als wäre es eine Option, sich einfach so zu ergeben…da konnten seine Chancen noch so schlecht stehen. „Packt ihn!“ Kaum ertönte der Ruf, konnte er keine Rücksicht mehr auf seinen lädierten Körper nehmen. Er musste Wurfwaffen ausweichen, Schlägen und Tritten…und er war auf sich gestellt. Es kostete ihn Kraft, die Sharingan zu benutzen…Kraft, die ihm gerade fehlte. Er keuchte auf, als sich plötzlich etwas um seinen Hals wickelte...und ihn strangulierte. In der nächsten Sekunde wurde ihm die Faust in den Magen gerammt und er kippte röchelnd nach vorn. „Tse…Kinderspiel…und der soll seinen gesamten Clan umgebracht haben?“, hörte er denjenigen höhnen, der ihn mit dem Draht würgte. „Nicht! Ihr bringt ihn noch um!“, ertönte Toris Stimme und während er gegen die Bewusstlosigkeit kämpfte, fragte er sich, warum sie ihn überhaupt noch schützte. „Sei still, Tori!“ „Aber…aber er ist doch noch nicht wieder gesund!“ „Da er sowieso bald exekutiert wird, spielt das keine Rolle, Mädchen!“ „Verbindet seine Augen!“ Sofort kam wieder Leben in ihn und obwohl es sich anfühlte, als würde sein Kopf explodieren, riss er die Sharingan auf. Etwas darin veränderte sich…es war nicht das erste Mal. Er wusste, wie es ging, hatte diesen Kumo-nin bereits damit gefoltert…und er zögerte nicht länger, es anzuwenden. Noch während die ersten Schreie ertönten, spürte er, dass sich der Draht um seinen Hals löste…und dass er am Limit war. Er schnappte nach Luft, spuckte Blut…und gleichzeitig rann es warm über seine Wangen. Kein gutes Zeichen…ebenso wie seine verschwommene Sicht. Lange konnte er die Illusion nicht aufrechterhalten, doch es reichte wohl, denn die ANBU um ihn herum fielen zu Boden, blieben zuckend liegen. Die ANBU…nicht aber die Person, die er nicht weiter beachtet hatte – und das wurde ihm bewusst, als sein Kopf in den Nacken gerissen und ihm ein Kunai an die Schlagader gehalten wurde. „Keine Bewegung…oder ich schlitze dir die Kehle auf!“, drohte Takeshi leise, doch seine Stimme zitterte. Itachi schwieg, blickte aus halbgeschlossenen, nun wieder schwarzen Augen vor sich hin. Sein Körper fühlte sich taub an…und sein schmerzender Kopf ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen. „Sie…sie sind ohnmächtig…aber nicht tot!“ Anscheinend kümmerte sich Tori um die außer Gefecht gesetzten ANBU…doch nichts hätte Itachi gleichgültiger sein können. Er schloss die Augen nun gänzlich, wollte Takeshi keinen Grund geben, ihn zu töten…er durfte nicht sterben. Nicht, bevor er nicht seine Aufgabe erledigt hatte. Seine Gedankengänge wurden abrupt unterbrochen, als hinter ihm ein seltsam gurgelndes Geräusch ertönte. Der Griff löste sich langsam, das Kunai fiel zu Boden…und etwas Warmes sickerte durch seine Kleidung. Er fuhr herum, sah in weit aufgerissene, graue Augen…so viel Blut, das aus Takeshis Mund floss…und Toris viel zu schriller Schrei. „Bin spät dran“, drang die ihm bekannte Stimme zu ihm durch. „Dachte schon, du hättest ins Gras gebissen, Partner!“ Das breite Grinsen entblößte ein beeindruckend scharfes Gebiss…und es wankte nicht, als er Samehada aus der Seite des Shinobi zog. Fleisch und Haut wurden zerrissen, hinterließen eine viel zu große, blutige Wunde…Rippen blitzten hervor…und dann kippte der junge Mann zur Seite. „Hast ja ordentlich aufgeräumt hier“, bemerkte Kisame und ließ den Blick über die am Boden liegenden ANBU schweifen. „Aber gut siehst du nicht aus.“ Ein zustimmendes Krächzen untermalte Kisames Worte und erst jetzt fiel Itachi der Rabe auf, der auf dessen breiter Schulter thronte. Hatte er ihn also doch gefunden. Itachi sparte sich eine Antwort und versuchte stattdessen, aufzustehen – was er besser gelassen hätte. Zu seiner Überraschung schlang sich ein kräftiger Arm um seinen Oberkörper und zog ihn auf die Beine, so dass er nicht wieder auf dem Boden landete. „Solltest besser-“ „Takeshi!!“ Der gellende Aufschrei ließ ihn zusammenzucken und auch Kisame runzelte die Stirn, als Tori sich neben ihren Freund fallen ließ. Panisch sah sie auf die klaffende Wunde, dann mit tränenverschmiertem Gesicht zu ihnen beiden…und wieder zu Takeshi. „Oh nein…nein, nein, nein…oh Gott…nein, warum…ihr…du…“, stammelte sie und legte ihm zittrig die grün leuchtenden Hände auf die Verletzung. Itachi bemerkte das Zucken in Kisames rechter Hand, die Samehada umklammert hielt, nur aus den Augenwinkeln – und es alarmierte ihn. Verdutzt wurde er angeschaut, als er Kisames Handgelenk so schwach umklammerte, dass es regelrecht lächerlich war. „Was soll das denn?“ „…lass sie“, murmelte er. „Sie…hat mir das Leben gerettet.“ Kisame zog die Brauen zusammen, ehe er einen knappen Blick zu dem Mädchen warf. Tori schien in ihrer Verzweiflung kaum noch etwas mitzubekommen, doch sie schluchzte und wimmerte, während sie ihr heilendes Chakra anwandte. Es tat ihm leid, dass es so hatte kommen müssen. „Verstehe“, hörte er Kisame sagen, ehe er Samehada schulterte. „Ausnahme, eh?“ Itachi war nicht zu mehr als einem Nicken fähig und es wunderte ihn, dass er noch keinen abfälligen Spruch von dem Haimenschen bekommen hatte. Dieser musterte ihn kurz, schien zu überlegen…ehe er ihn sich ohne Vorwarnung über seine freie Schulter warf. Itachi keuchte auf, wehrte sich aber nicht, während der Rabe krächzend davon stob. „Keine Sorge, das wird nicht zur Gewohnheit“, brummte Kisame. „Siehst nur nicht danach aus, als könntest du laufen.“ Nun, das entsprach wohl der Wahrheit, auch wenn es ihm sehr unangenehm war. Hatte er nicht beschlossen, sich Kisame gegenüber keine Blößen zu erlauben? Gerade war das wohl hinfällig. Er warf keinen Blick zurück, als sich der Hüne umdrehte und mit ihm verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)