Blutschwur von lunalinn (Bis in den Tod...) ================================================================================ Kapitel 16: Unterschlupf ------------------------ Die Sonne hatte sich bereits verabschiedet, als sie an ihrem Ziel, das man in der Dunkelheit noch schlechter erkennen konnte, ankamen. Mittlerweile schneite es nicht mehr, doch die Massen, durch die sie hatten waten müssen, hatten gereicht, um ihnen den Weg zu erschweren. Der kleine Hof lag versteckt inmitten des Waldes, der sich jedoch ein wenig lichtete, desto näher man kam. Krumm stehende, aus Holz gefertigte Zäune umrahmten die aus dem gleichen Material bestehende Hütte, die aber einen recht stabilen Eindruck machte. Nebenan gab es etwas, das wohl einen Schuppen darstellen sollte. Es wunderte ihn kein Stück, dass ihnen keine Menschenseele begegnete, als sie vor ihrer vorläufigen Bleibe standen. Sein Blick glitt kurz zur Seite, wo Zabuza mit finsterem Gesichtsausdruck stand und den Eindruck machte, als würde er mit seinem Kiefer unsichtbare Knochen zermalmen. Man konnte regelrecht spüren, wie unzufrieden der Dämon mit dem Sinneswandel seiner Partnerin war, und doch startete er keinen neuen Versuch, ihr dies auszureden. Haku schien die düstere Stimmung ihres Begleiters entweder nicht zu bemerken oder zu ignorieren. Ohne Umschweife öffnete sie ihnen die Tür, woraufhin Kisame mit seiner Last die Hütte betrat – auch wenn es ihm widerstrebte, Zabuza im Rücken zu wissen. Nur kurz sah er sich um, rückte dabei den Uchiha, der regungslos über seine Schulter hing, zurecht, damit dieser nicht herunterfiel. Die Hütte war anscheinend geräumiger als gedacht, denn es gab einen Flur mit verschiedenen, angrenzenden Zimmern, so dass sie sich wohl nicht ständig in die Quere kommen mussten. Kisame fragte sich unweigerlich, wer vor den beiden hier gelebt hatte – wobei für ihn kein Zweifel bestand, dass die Leute bereits unter der Erde verschimmelten. „Steh da nicht blöd rum!“, wurde er von Zabuza angeknurrt und verengte die Raubtieraugen. Dieser respektlose Mistkerl ging ihm allmählich ein bisschen zu sehr auf die Nerven, doch er hatte keine Wahl, als dessen loses Mundwerk noch eine Weile länger zu ertragen. Wenigstens besaß Haku ein paar Manieren, denn diese öffnete eine der Türen und winkte sie herein. „Hier entlang, Kisame-san.“ Das ließ er sich nicht zweimal sagen und folgte dem Mädchen ins Zimmer, sah sich kurz um. Es gab ein paar Kommoden, Bilder von Tieren und Landschaften zierten die Wände und das Allerwichtigste: Der Raum besaß einen Kamin, der aus dunklem Stein gefertigt war. Davor lagen Felle und Decken, so wie ein paar Kissen, die das Ganze recht gemütlich wirken ließen. „Leg ihn ruhig schon hin“, riss ihn Hakus Stimme aus den Gedanken. „Ich kümmere mich gleich um ihn.“ Hinter sich hörte er Zabuza abfällig schnauben, doch er nahm keine Notiz von ihm, sondern legte seinen Partner auf die Felle. Weil der Mantel mittlerweile durch den Schnee vollkommen durchnässt war, pellte er ihn aus dem schweren Stoff. Vorsorglich schob er ein Kissen unter seinen Kopf, ehe er ihn gleich in zwei Decken wickelte – er reiste schließlich lange genug mit Itachi, um zu wissen, dass dieser auch gesund schnell fror. Während Haku das Holz im Kamin schichtete und ein paar Streichhölzer hervorkramte, nahm er Itachi das Stirnband ab und fühlte mit dem Handrücken seine Temperatur. Es wunderte ihn nicht, dass der Jüngere immer noch glühte, und auch die hervorstechende Röte auf seinen Wangen entging ihm nicht. Itachis Atem glitt rasselnd über seine Lippen, die geschlossenen Lider zuckten unruhig, doch er schien nicht wach zu werden. „Rührend“, hörte er Zabuza, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnte, spotten. „Hätte dich nicht so sentimental eingeschätzt…“ Kisame konnte ein Augenrollen nur schwer zurückhalten, doch er wünschte sich wirklich, Zabuza würde seine blöde Fresse nur ein einziges Mal halten. Wahrscheinlich konnte er darauf lange warten, aber die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt. „Kam eigentlich schon immer so viel Dreck aus deinem Maul?“, konterte er ebenfalls gröber und sah das Funkeln in Zabuzas Augen. Bevor der andere jedoch etwas erwidern konnte, setzte sich Haku auf Itachis freie Seite und blickte ihn auffordernd an. „Holst du bitte etwas Schnee, Kisame-san? Ein Eimer sollte vor der Tür stehen“, sprach sie ihn höflich an, ehe sie sich an ihren Partner wandte. „Und du, Zabuza-san, bring mir bitte ein paar Kräuter und Lebensmittel aus dem Vorratsschuppen.“ Keiner von ihnen beiden widersprach ihr, immerhin wollte Kisame Itachi helfen und Zabuza…der schien nach der Pfeife seines Mädchens zu tanzen. Dieses fühlte nun selbst die heiße Stirn des Erkrankten und schlug die Decken zurück – besaß sie medizinische Kenntnisse? Falls ja, umso besser. Als er mit dem Eimer voll Schnee zurückkam, hatte Haku die Hose seines Partners bereits hochgekrempelt und ein paar Tücher bereitgelegt. Sie erhob sich rasch und nahm ihm den Behälter ab, stellte diesen in die Nähe des Kamins, damit die weiße Masse darin schneller schmolz. Kisame beobachtete sie dabei, wie sie aus einer Kommode einen Topf hervorkramte, wohl ganz in ihr Tun vertieft. Da Zabuza noch nicht wieder zurück war, ergriff er die Gelegenheit, sie direkt anzusprechen. „Warum hilfst du uns eigentlich?“ Haku hielt kurz inne, warf ihm einen Blick über die Schulter zu, ehe sie den Topf stehen ließ und stattdessen den Eimer nahm. Ohne ihn nochmal anzusehen, kniete sie sich neben seinen Partner und tunkte eines der Stofftücher in das Wasser. „Dein Freund hat hohes Fieber“, hörte er sie murmeln. „Es war nicht fair, euch anzugreifen, obwohl einer von euch nicht mal stehen konnte.“ Sie seufzte leise, während sie den Lappen auswrang, um ihn dann behutsam auf Itachis Stirn zu platzieren. „Wir wussten vorher nicht, ob ihr eine Bedrohung seid…und sind daher sicher gegangen.“ Kisame runzelte die Stirn. „Also hattest du Mitleid? Obwohl wir Fremde sind?“ „Mitleid…“, wiederholte sie nachdenklich und tunkte das nächste Tuch ins Wasser. „Sagen wir…ich verstehe dich, denn ich würde für Zabuza-san jederzeit mein Leben geben – so wie du deinen Freund beschützt hast.“ „Wir sind keine Freunde“, brummte er und sah zu Itachi runter. „Wir sind Partner…und ich schulde ihm was. Das ist alles.“ Er bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sie schmunzelte, dabei kalte Lappen um Itachis Waden wickelte. Der Uchiha zuckte unter ihrer Berührung immer wieder leicht zusammen, doch er blieb bewusstlos. „Mich geht das natürlich nichts an, aber für eine Wiedergutmachung bist du sehr weit gegangen.“ „Möglich“, erwiderte er ausweichend, denn er wollte sich nicht damit auseinandersetzen. „Warum ist ein nettes Mädchen wie du mit so einem Kerl unterwegs?“ Der Themawechsel schien sie zuerst zu irritieren, doch dann bildete sich ein warmes Lächeln auf ihren Lippen. Es machte sie nur noch hübscher und Kisame fragte sich ernsthaft, ob die beiden was miteinander hatten. „Weil ich ihm mein Leben verdanke“, antwortete sie sanft. „Seitdem gehört es ihm.“ Ihre braunen Augen richteten sich wieder auf ihn und sie drückten Entschlossenheit aus. „Ich würde alles für diesen Mann tun.“ Kisame zweifelte keine Sekunde daran, dass sie ihre Worte ernst meinte. So fähig, wie sie sich bislang angestellt hatte, mussten Zabuzas Feinde sie wahrlich fürchten. Er würde auf der Hut vor der Kleinen sein, auch wenn diese ihnen wohl wirklich helfen wollte. Still sah er ihr dabei zu, wie sie den Uchiha wieder in die Decken packte. „Er muss viel Flüssigkeit zu sich nehmen“, wandte sie sich erneut an ihn. Ein bisschen fühlte er sich aus der Bahn geworfen, doch dann nickte er verstehend und holte die Wasserflasche aus dem Reisebeutel. Unschlüssig sah er zu seinem Partner, schlug diesem leicht gegen die Wange, damit dieser zu sich kam. „Hey!“, murrte er nachdrücklich und hob seinen Kopf etwas an. Der Uchiha blinzelte benommen, doch die dunklen Iriden wirkten so glasig, dass es nicht den Anschein machte, als würde er wirklich etwas um sich herum wahrnehmen. Er hielt ihm trotzdem die Wasserflasche an die Lippen, flößte ihm immer wieder kleine Schlucke ein. Ein paar Mal verschluckte sich sein Partner, drehte schließlich schwer atmend den Kopf zur Seite und Kisame entschied, dass es erstmal reichte. Nur wenige Minuten später wurde die Tür lautstark aufgestoßen und wieder zugeknallt – anscheinend war Zabuza zurück. Der Hüne warf ihnen einen grimmigen Blick zu, ehe er Haku einen Beutel reichte, woraufhin ihn seine Begleiterin dankbar anlächelte. „Jetzt fressen die uns auch noch die Vorräte weg“, hörte er ihn knurren. „Zabuza-san…“ „Ist doch wahr!“ Kisame ließ seinem Landsmann einen nicht minder finsteren Blick zukommen. „Keine Sorge“, gab er zurück. „Wir verschwinden, sobald mein Partner wieder laufen kann.“ „Hast du dir den mal angesehen? Kann Tage dauern, bis der überhaupt wieder stehen kann“, kam es skeptisch von Zabuza. Kisame hielt die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, nur mühsam zurück, denn irgendwie hatte er schon Recht. Seine Raubtieraugen richteten sich auf Itachi, der dort in seiner Decke lag und zu schlafen schien. Das war gut, oder? Schlafend erholte man sich am besten und der Uchiha schien es nötig zu haben. Während Haku sich daran machte, irgendwas in dem Metalltopf zusammenzuwürfeln, setzte sich Zabuza mit dem Rücken zur Wand in die andere Ecke. Kisame sah immer wieder zu dem Mädchen, obwohl er sich sicher war, dass sie sie nicht vergiften würde; da hätte sie zumindest Itachi schon zuvor leichter töten können. „Könnt euch glücklich schätzen, dass der Junge so ein weiches Herz hat“, brummte der Hüne aus seiner Ecke heraus und Kisame verengte die Augen. „Ich hätte euch verrecken lassen.“ Er wollte gerade etwas Entsprechendes erwidern, als ihn etwas Entscheides stutzen ließ. Moment mal…hatte er sich soeben verhört? „Junge…?“, wiederholte er perplex und linste zu Haku, die neben dem Topf kniete, rüber. Mit Sicherheit hatte er sich verhört, anders konnte es gar nicht sein. Die Kleine war doch kein Junge...niemals! Haku warf ihm ein unschuldiges Lächeln, das den Haimenschen erst recht aus der Fassung brachte, über die Schulter zu. „Ich habe nie behauptet, ein Mädchen zu sein.“ Und verdammt, das stimmte. Allerdings hatte sie – nein, der Junge – seine Annahme auch nicht dementiert, sondern es schlichtweg ignoriert. Kisame konnte einfach nicht glauben, dass dieses Weibergesicht männlich sein sollte. Immer noch starrte er Haku an, als handelte es sich bei diesem um das achte Weltwunder. Itachis Züge waren ja schon feminin geprägt, doch bei dem erkannte man das Geschlecht wenigstens auf Anhieb, während er Haku im Leben nicht für einen Kerl gehalten hätte. Ein Junge...das gab’s doch nicht! Was hatte er zuvor noch gedacht? Ob die beiden was miteinander hatten? Irgendwie geriet sein Weltbild gerade komplett aus dem Gleichgewicht…das musste er erstmal verdauen. Zabuza schien die ganze Situation eher amüsant zu finden, so wie der ihn anfunkelte. Schön, dass der alte Mistkerl seinen Spaß hatte, während er gerade nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Als Erstes sollte er wohl aufhören, Haku anzuglotzen, doch das war gar nicht so einfach. „Bist nicht der erste Depp, der ihn für ein Mädchen hält“, meinte Zabuza leichthin. „Und du bist nicht der Erste, der ihn wegen so einer Lappalie unterschätzt.“ Damit hatte er ihn kalt erwischt, das musste Kisame missgelaunt zugeben, denn er hatte Haku anfangs aufgrund der Tatsache, dass er ihn für ein Mädchen gehalten hatte, nicht für voll genommen. Im Nachhinein war das vielleicht ein bisschen sexistisch, schließlich konnte auch eine Kunoichi was auf dem Kasten haben. Abermals kamen ihm Hakus Worte in den Sinn…wie war das noch, er würde alles für Zabuza tun? Nein, da wollte er gar nicht weiter drüber nachdenken, das verstörte ihn schon genug; zumal ihn das auch nichts anging. „Haku ist der Letzte seines Clans“, fing Zabuza erneut an. „Und es steckt verdammt viel Potenzial in ihm.“ Kisame wunderte es, dass der Dämon den Jungen so vor ihm lobte, doch er sagte nichts dazu. Wenn Zabuza angeben wollte, sollte er das seinetwegen tun. Es kam ihm lächerlich vor, dagegen zu halten, dass sein Partner ebenfalls aus einem aussterbenden Clan kam – und noch dazu dafür verantwortlich war. Sein Blick schweifte zu Haku, der den Topf soeben über dem Feuer einhängte, rüber. Er hatte gesehen, wie der Junge etwas, das verdächtig nach getrocknetem Fleisch aussah, in die Brühe gemischt hatte. Ob Itachi das in seinem Zustand bemerken würde? Ehrlich gesagt hatte er wenig Lust, in ihrer Lage Rücksicht auf die Essgewohnheiten seines Partners zu nehmen – ganz zu schweigen davon, dass er die Kraft brauchte, um gesund zu werden. „Würde dir also nicht raten, irgendwas Dummes zu versuchen.“ Ach deshalb prahlte der Dämon so mit seinem Begleiter – Kisames Meinung nach überflüssig, denn er hatte vor, sich an diesen Waffenstillstand zu halten. „Ich bin nicht derjenige, den man den lautlosen Meuchelmörder nennt“, konterte er trocken. Zabuza schien das allerdings für ein Kompliment zu halten, denn er brummte zufrieden. „Nun, dann ist ja alles geklärt“, mischte sich Haku in die Diskussion ein und schenkte jedem von ihnen ein freundliches Lächeln. Unfassbar, dass der Junge es tatsächlich mit Zabuza aushielt…und der ihn wegen seines sonnigen Gemüts nicht abschlachtete. Aber wie hieß es? Gegensätze ziehen sich an? Davon abgesehen hatte er den Kurzen kämpfen sehen; dass der fähig war, glaubte er sofort. Diese Eis-Technik, die er da mit nur einer Hand angewendet hatte…das war erstaunlich. Er kannte bislang niemanden, der zu so etwas fähig war. Die Raubtieraugen richteten sich wieder auf seinen Partner, der endlich etwas ruhiger zu schlafen schien. Jedenfalls zitterte er weniger erbärmlich als noch vor einigen Minuten, auch wenn er immer noch viel zu rasselnd atmete. Nun, hier half wohl nur Geduld – auch wenn ihm das gewöhnlich schwer fiel. Tatsächlich stellte sich Itachi als relativ pflegeleicht heraus, was das Essen anbelangte – auch wenn Kisame das darauf schob, dass er nur die Hälfte mitbekam. Er hatte den Uchiha in einer aufrechten Position gehalten, während Haku ihm die Brühe eingeflößt hatte. Ob Itachi sich im Nachhinein daran erinnern würde? Falls ja, würde ihm das sicher ziemlich unangenehm sein, doch Kisame konnte sich nicht mal darauf freuen, seinem Partner seine Hilflosigkeit unter die Nase zu reiben. Itachis Zustand hatte sich nicht wirklich gebessert, die Fieberschübe kamen in unterschiedlichen Abständen, wurden zeitweise schlimmer. Haku hatte gemeint, dass sie das beobachten müssten, er aber nicht mehr für den Uchiha tun konnte. Keiner von ihnen besaß eine medizinische Ausbildung und hier inmitten der Wildnis konnten sie Tage nach einem Arzt suchen – von einem Medic-nin wollte Kisame gar nicht anfangen. Es war pures Glück, dass Zabuza und Haku sich auf diesem Hof niedergelassen und sie hierher gebracht hatten. Auf die Frage hin, wo die ursprünglichen Besitzer hin seien, war Haku mit betroffenem Gesichtsausdruck ausgewichen und es bestätigte Kisames Annahme, dass sie hier ordentlich aufgeräumt hatten. Ihm persönlich war das vollkommen egal, denn ihn interessierten nur die angesammelten Vorräte, so wie die warme Unterkunft. Still blickte er zum Kamin, in dem die Flammen immer noch leise knisterten, den Raum somit beheizten. Zabuza und Haku waren bereits vor einer Weile verschwunden, würden wohl in einem der anderen Zimmer die Nacht verbringen. Kisame hatte nicht weiter nachgefragt, sondern war einfach froh, dass er Zabuzas finstere Visage und seine blöden Sprüche nicht länger ertragen musste. Er lag neben seinem Partner auf dem Rücken, die Arme hinter dem Nacken verschränkt und die Schatten, die das Feuer warf, beobachtend. Das Fell, auf dem er lag, konnte man nicht mit einem Futon vergleichen, aber es erfüllte schon seinen Zweck – ganz nach dem Motto: Besser als gar nichts. Die Decken hatte er dem Uchiha gelassen, auch wenn man von dem nun nicht mehr viel erkennen konnte, so eingemummelt, wie er war. Kisame selbst machte Kälte dank seiner Haut nicht viel aus, während sein Partner schon im gesunden Zustand eine Frostbeule war. Kaltes Wasser bedeutete für den Uchiha ein Graus, auch wenn sich dieser selten beschwerte. Es wunderte ihn manchmal selbst, wie gut sie einander in den vergangenen Jahren kennengelernt hatten, wo sie sich zu Anfang nicht hatten ausstehen können. Hätte ihm damals jemand gesagt, dass er den Jungen ein paar Jahre später anerkennen und für ihn kämpfen würde, hätte er demjenigen schon die passende Antwort gegeben. Doch es ließ sich nicht leugnen, dass er Itachi schätzen gelernt hatte. Ihre Partnerschaft harmonierte mittlerweile, sie waren aufeinander eingestimmt und vertrauten sich soweit, dass sie nicht mehr fürchten mussten, ein Messer im Rücken stecken zu haben. Nach all den Jahren konnte er sich nicht daran erinnern, dass so etwas schon einmal vorgekommen war. In der Chiffrier-Einheit, in der er lange Zeit gedient hatte, war Vertrauen ein Fremdwort gewesen. Sowohl für ihn als auch für seine sogenannten Kameraden. Seine Rolle hatte immer festgestanden und ihn damit automatisch zum Außenseiter gemacht. Wobei Kisame nicht glaubte, dass es viel anders gelaufen wäre, wenn er sie nicht hätte töten müssen. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als neben ihm ein ersticktes Keuchen ertönte. Alarmiert setzte er sich auf, warf einen Blick zu seinem Partner, der sich plötzlich hin und her zu wälzen begann. Seine Lieder zuckten unruhig, doch die viel zu schnelle Atmung machte Kisame noch mehr Sorgen. Es klang beinahe so, als würde der Uchiha keine Luft mehr bekommen. „Itachi-san?“ Sein Partner reagierte gar nicht auf seinen Namen, sondern fuhr fort, sich zu winden…beinahe so, als hätte er einen Albtraum. In den letzten Jahren war das ab und zu vorgekommen – nicht nur bei Itachi, sondern auch bei ihm selbst. In Träumen verarbeitete man vieles, über das man im Schlaf keine Kontrolle hatte. Die ersten Male hatte er sich über Itachis plötzliche Zuckungen amüsiert, wenn er diese mal mitbekam, was eher selten der Fall war. Sie hatten beide einen leichten Schlaf, was wohl als normal in ihrem Job galt. Shinobi mussten stets auf der Hut sein – vor allem Verräter wie sie beide. Jedoch konnte kein Mensch seinen Träumen ewig entkommen. Die Laute, die sein Partner gerade von sich gab, wirkten auf Kisame einfach nur bemitleidenswert. Ob er wohl wirklich bloß einen schlechten Traum hatte? Kisame beugte sich ein Stück zu ihm herunter, rüttelte ihn dabei an seiner Schulter, um ihn wachzukriegen. „Hey!“ Er hatte ihn kaum berührt, da zuckte der Uchiha heftig zusammen und riss die dunklen Augen auf. Schwer atmend starrte Itachi ihn an, als müsste er sich zweimal vergewissern, dass nicht der Teufel vor ihm saß. Sein abgehetzter Blick glitt einmal durchs Zimmer, ehe er ihn erneut fixierte. Was immer er in seinen Träumen gesehen hatte, musste ihn ziemlich mitgenommen haben. „…wo sind wir?“ Itachis Stimme glich mehr einem heiseren Krächzen, als er die Frage stellte. Nur langsam schien er sich zu beruhigen, sein Blick blieb zwar glasig, doch anscheinend war er diesmal tatsächlich wach. Kisame löste seine Hand von der Schulter des Uchihas und angelte nach der Wasserflasche. „Zabuzas und Hakus Unterschlupf“, erwiderte er knapp und drehte den Deckel ab. „Wir können hier bleiben, bis es dir besser geht.“ Wie immer konnte Kisame nur schwer in den glatten Zügen lesen, doch vielleicht realisierte Itachi auch nur zur Hälfte, was er da sagte. „Du musst was trinken!“, forderte er den Uchiha auf und half diesem beim Aufsetzen. Sein Partner war noch lange nicht wieder auf der Höhe, so wenig Körperspannung, wie er dabei zeigte. Es kam Kisame vor, als würde er einen nassen Sack aufrechthalten und selbst beim Umfassen der Flasche zitterten Itachis Finger. Nach ein paar Schlucken legte er ihn wieder vorsichtig ab, wobei es ihn wunderte, dass der Jüngere sich mit keinem Ton beschwerte. Die Raubtieraugen glitten einmal mehr über das Gesicht seines Partners, ehe er diesem die Handfläche auf die Stirn legte. Immer noch heiß, aber dass er bei Bewusstsein war, konnte er als gutes Zeichen deuten, oder? Itachi beschwerte sich nicht, auch wenn er bei der Berührung abermals zusammengezuckt war. „Wovon hast du geträumt?“, fragte Kisame, während er sich abwandte. Er konnte Itachis Ausdruck somit nicht sehen, doch er bezweifelte ohnehin, dass dieser ihm antworten würde. Krankheit hin oder her, es änderte nichts an Itachis Verschwiegenheit, was seine Person anging. Er griff nach dem Lappen und tunkte diesen in den mit Wasser gefüllten Eimer, wrang das nasse Stück Stoff fest aus. „…von den Toten.“ Es plätscherte, als Kisame der Lappen aus den Fingern rutschte, kaum dass das leise Wispern an seine Ohren gedrungen war. Irritiert sah er über seine Schulter zu dem Uchiha, der mit leerem Blick vor sich hinschaute. Driftete er schon wieder ab? Kisame wrang den Lappen ein zweites Mal aus, ehe er diesen auf Itachis Stirn platzierte, ihn dabei nachdenklich betrachtete. Sein Partner senkte langsam die Lider, schien nicht mehr dazu sagen zu wollen. Es gab auch nichts hinzuzufügen, denn der Haimensch konnte es ihm nachempfinden. Selten fühlte er beim Morden auch nur einen Hauch von Reue, doch selbst ihn verfolgten einige seiner Opfer bis in den Schlaf. „Sieh zu, dass du gesund wirst“, meinte er bloß und legte sich wieder neben seinen Partner. Dieser öffnete träge ein Auge, linste zu ihm herüber und Kisame glaubte, ein leichtes Nicken vernehmen zu können. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie unangenehm Itachi das alles sein musste, auch wenn er sich dies nicht anmerken ließ. Ihm fiel wieder ein, was Haku gesagt hatte, und er wusste nicht recht, ob er sich darüber ärgern sollte. Sie waren Partner, er schuldete dem Jüngeren etwas, ja, aber es wäre gelogen gewesen, hätte er behauptet, dass er Itachis Anwesenheit bloß ertrug. Die Raubtieraugen hefteten sich an das Feuer im Kamin, ehe er aus einem plötzlichen Impuls heraus noch einmal die Stille brach. „Wenn was ist, sag Bescheid. Bin die ganze Nacht hier.“ Ein paar Sekunden lang kam nichts von dem Uchiha, so dass Kisame schon damit rechnete, dass dieser eingeschlafen war. „Kisame?“ Er wandte den Blick nicht vom immer schwächer prasselnden Feuer ab, während er ein Brummen von sich gab. „Hm?“ „Danke.“ Kisame entgegnete nichts darauf, sondern lauschte still dem Knistern im Kamin. Es hatte sich tatsächlich einiges zwischen ihnen verändert…und wenn er ehrlich war, missfiel ihm das nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)