Blutschwur von lunalinn (Bis in den Tod...) ================================================================================ Kapitel 18: Aufbruch -------------------- Ein wohliges Seufzen kam über seine Lippen, kaum, dass er sich in das heiße Wasser sinken gelassen hatte. Er schloss die Augen, tauchte bis zur Nasenspitze hinein und genoss es, wie sich die Wärme bis in seine Zehen ausbreitete. Das Wasser war mit dem angenehm feinen Geruch von Kräutern versetzt, wurde durch einen kleinen Ofen unter dem Zuber beheizt. Wer das hier gebaut hatte, verdiente einen Orden…auch wenn er vermutlich bereits unter der Erde lag. Nach ihrer beschwerlichen Anreise bei Minusgraden kam sich Itachi jedenfalls wie im Himmel vor. Seine offenen Haare trieben im Wasser vor sich hin und auch, wenn das angesichts seiner gerade erst auskurierten Grippe nicht besonders klug war, musste er sie endlich waschen. Die Bettruhe hatte zwar gut getan, doch allmählich wurde es unangenehm, in seinen verschwitzten Sachen und mit strähnigen Haaren rumzuliegen. Außerdem fühlte er sich viel besser, was wohl daran lag, dass sie im Endeffekt noch zwei Tage länger geblieben waren. Kisame hatte sich durchgesetzt, nachdem Itachi beim Aufstehen die Beine weggeknickt waren. Zwar war Zabuza alles andere als begeistert gewesen, aber dank Hakus Hilfe hatte er sich schließlich gefügt. Itachi legte den Kopf in den Nacken, spürte seine Kopfhaut prickeln, als er ein Stück untertauchte. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit er das letzte Mal ein richtiges Bad genommen hatte, und er würde es genießen, solange er konnte. Wer wusste schon, wann sich wieder so eine Gelegenheit bot? Als er wieder auftauchte, kam ihm der Wind um ihn herum noch eisiger vor, doch er ignorierte dies und ließ stattdessen den Blick schweifen. Die Sharingan glühten in der Finsternis auf, doch es schien alles ruhig zu sein. Er lehnte sich zurück, an den Rand des hölzernen Wasserbottichs, und warf einen Blick zum Himmel, wo der Vollmond wenigstens ein bisschen Licht spendete. Genau wie damals…als alles begonnen hatte. Wobei es eigentlich schon vor seiner Geburt begonnen hatte…er war nur hineingeraten. Durch seinen Namen. Niemand sonst hätte es nach Shisuis Selbstmord tun können. Itachi senkte halb die Lider, während er zuließ, dass ihn die Erinnerungen einholten. Als er gefiebert hatte, war es besonders schlimm gewesen, weil er nicht mehr zwischen Traum und Realität hatte unterscheiden können. Kisame hatte diesbezüglich nichts Konkretes gesagt, also ging er davon aus, dass er nichts allzu Fatales von sich gegeben hatte. Sein Partner war nicht die Art Mensch, die mit solchen Dingen lange hinterm Berg hielt. Als Kisame das erste Mal einen Albtraum von ihm mitbekommen hatte, hatte er sich darüber lustig gemacht. Nicht lange, denn Itachi hatte direkt gekontert, dass er nicht der Einzige sei, der etwas im Unterbewusstsein verarbeiten musste. Daraufhin war Kisame plötzlich verstummt und hatte ihn perplex angeschaut, ehe er sich murrend abgewandt hatte. Seitdem zogen sie es vor, einander bei diesem Thema in Ruhe zu lassen. Verdrängen konnte jeder, aber im Schlaf verlor man die Kontrolle über das, was einen innerlich quälte. Selbst jemand wie Kisame, der nicht gerade selten in einen wahren Blutrausch verfiel, schien Dinge erlebt zu haben, an die er lieber nicht dachte. So wie er an seine Familie. Daran, was er ihnen angetan hatte. Wie Sasuke ihn angesehen hatte, als er seine Tat realisiert hatte. Dass es kein Albtraum war, sondern die bittere Realität. Itachis Blick verweilte noch ein wenig auf dem Mond, ehe er Luft holte und dann zum zweiten Mal abtauchte. Für ein paar Sekunden genoss er die völlige Stille um sich herum, das leichte Pochen in seinen Ohren, das durch den Druck entstand. Sie würden die Nacht noch einmal hier verbringen und sich im Morgengrauen auf den Rückweg begeben. Aufgrund seiner Krankheit hatten sie zwar Zeit verloren, doch angesichts dessen, dass sich ihr Ziel als Reinfall entpuppt hatte, war dies nicht weiter tragisch. Noch waren die Vorbereitungen nicht abgeschlossen, also traten sie nicht aktiv in Erscheinung und hatten somit auch keinen Zeitdruck. Itachi blieb unter Wasser, bis der Sauerstoff knapp wurde, erst dann kam er wieder an die Oberfläche und atmete durch. Noch immer verhielt sich seine Umgebung ruhig und er war froh, dass er die Sharingan wieder benutzen konnte, ohne Kopfschmerzen zu bekommen oder sein Bewusstsein zu verlieren. Zumindest solange er nicht die Mangekyou Sharingan benutzte. Der Uchiha wusste nicht, wie lange er in dem immer noch angenehm warmen Wasser gelegen hatte, als Schritte ertönten. Sofort schärften sich seine Sinne und er schaute auf, fixierte den dunklen Schemen, der sich auf ihn zu bewegte. Ihm fielen direkt die Holzscheite, die sich sein Gegenüber unter den Arm geklemmt hatte, auf. Wortlos erwiderte er den Blick des Hünen, hob lediglich eine Braue, was den anderen zu einem finsteren Knurren bewegte. Itachi hatte sich bereits daran gewöhnt, dass der Dämon seine Worte meistens mit solchen Lauten untermalte, schrak nicht zurück. „Bist du da drin eingepennt, oder was?“, wurde er angeraunzt. „Hoffe, du hast das Wasser nicht komplett verdreckt, sonst kannst du direkt neues holen!“ Das war wenig charmant, doch nichts Neues, so dass er nicht wirklich darauf einging. Anscheinend war das Zabuzas Art, ihm anzudeuten, dass er Platz im Badezuber machen sollte. „Es sollte noch gehen“, erwiderte er ruhig, woraufhin der Dämon schnaubte. „Dann schwing deinen Arsch raus!“, brummte er und kniete sich neben den Bottich. „Ich schau nach dem Feuer…“ Itachi nickte widerstandslos, auch wenn er innerlich bedauerte, aus dem warmen Wasser steigen zu müssen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er noch zwei Stunden darin verbracht – auch wenn das Wasser bis dahin wohl kalt gewesen wäre. Sei es drum…er griff nach dem Handtuch, das über dem Rand des Bottichs hing, und rubbelte sich die Haare wenigstens ein bisschen trocken. Sein Körper erzitterte reflexartig, kaum dass er im kalten Schnee stand, und er beeilte sich, sich abzutrocknen und in den Yukata zu schlüpfen. Er hörte Zabuza noch etwas Unverständliches grummeln, kümmerte sich aber nicht weiter um diesen, sondern beeilte sich, ins Haus zu kommen. Einen Rückfall wollte er schließlich nicht riskieren, war daher froh, als er endlich die Tür erreicht hatte. Bevor er diese jedoch öffnen konnte, nahm ihm dies jemand anderes ab. Überrascht schaute er Haku an, der wieder seinen rosafarbenen Yukata und ebenfalls ein Handtuch um die Schultern trug. Die langen Haare hatte er zu einem Knoten hochgesteckt und blinzelte kurz, ehe sich ein Lächeln auf seine Lippen legte. „Das heiße Bad hat gut getan, nicht wahr?“ „Sehr gut“, gab er zu und musterte sein Gegenüber kurz, ehe er anfügte: „Zabuza ist gerade drin.“ Hakus Aufzug ließ darauf schließen, dass dieser sich ebenfalls ein Bad gönnen wollte, und so musste er nicht umsonst durch den Schnee laufen oder gar warten. Das Lächeln wankte nicht, wirkte sogar eine Spur belustigt, was Itachi nicht zuordnen konnte. Was hatte er denn gesagt, dass Haku so reagierte. „Oh, na dann…“ Verwirrt sah er Haku, der mit diesen Worten einfach an ihm vorbeiging, nach. Für wenige Sekunden stand er nur da und runzelte die Stirn, ehe er den Kopf schüttelte und ins Innere des Hauses verschwand. Vielleicht sollte er besser gar nicht damit anfangen, darüber nachzudenken. Kisame saß am Kamin, als er den Wohnraum betrat, und war damit beschäftigt, Samehadas stachelige Schuppen zu polieren. Das ungewöhnliche Schwert gurrte leise vor sich hin, blieb brav auf dem Schoß seines Meisters liegen, ohne diesen zu verletzen. Wirkte es im Kampf wie ein wildgewordenes Monster, erinnerte es nun eher an ein zahmes Haustier – diese Seite war jedoch ausschließlich Kisame vorbehalten. Selbst nach den Jahren, die sie nun schon zusammen reisten und als Team arbeiteten, war Itachis Verhältnis zur Waffe seines Partners gespannt. Es mochte im ersten Moment lächerlich erscheinen, doch Samehada besaß ein Eigenleben – und einen fragwürdigen, Itachis Meinung nach viel zu listigen Charakter. Kisame hatte ihn recht früh gewarnt, sein Schwert besser nicht zu berühren, und als er gefragt hatte, warum er das erwähne, hatte er nur breit gegrinst. Den Grund hatte Itachi einige Zeit später erfahren, als einer ihrer lebensmüden Feinde versucht hatte, Samehada an sich zu nehmen. Auch der Griff besaß diese Stacheln, mochten diese gerade noch so geschmeidig wirken – ihrem Gegner hatten sie die Handflächen aufgeschlitzt. Als er die Tür hinter sich schloss, blickte Kisame auf, musterte ihn ein paar Sekunden aus verengten Raubtieraugen. „Du weißt schon, dass nasse Haare nicht förderlich für die Gesundheit sind?“, bemerkte er, während er den Lappen beiseitelegte. Itachi hob eine Braue, setzte sich dann aber zu seinem Partner an den Kamin, wenn auch mit genügend Abstand zu Samehadas Stacheln. Die Wärme ließ ihn angenehm schaudern, trotzdem nahm er sich noch eine der Decken und wickelte seine Beine darin ein. „Es geht mir gut“, erwiderte er und sah zu ihren Kleidungsstücken, die auf dem Sims des Kamins lagen und trockneten. Kisame hatte wohl nicht gelogen, als er gemeint hatte, dass seine Haut speziell war, denn er saß mit freiem Oberkörper da. Zwar war es relativ warm in diesem Zimmer, aber er erinnerte sich, dass der Hüne vorhin kurz draußen gewesen war – ohne sich etwas überzuziehen. „Das hab ich schon mal gehört“, brummte dieser. Itachi kommentierte dies mit einem Schulterzucken, ging jedoch nicht weiter darauf ein. Still sah er zu, wie sein Partner zu den Bandagen griff und sie sorgfältig um die Schuppen wickelte. Niemand außer Kisame hätte das wohl gedurft, so aggressiv wie Samehada sonst immer war. Aber gut, es nährte sich ja auch vom immensen Chakra seines Besitzers. „Hat dich Zabuza rausgeschmissen?“, fragte dieser plötzlich. „Ich hätte gedacht, dass du länger weg bist.“ „Hm“, machte er nur, was Kisame den Kopf schütteln ließ. „Ich frage mich echt, wie Haku mit dem Typen klarkommen kann“, redete er weiter, ehe er stutzte. „Wo ist Haku eigentlich?“ Itachi schaute weiterhin zu Samehada, von dem durch die Bandagen kaum noch etwas zu sehen war, herunter. „Baden.“ Anscheinend konnte sich Kisame zusammenreimen, was das hieß, und ihm fiel der Rest der aufgerollten Bandage aus der Hand. Perplex wurde er angestarrt, doch er entging dem, indem er in die Flammen des Kamins sah. „Mit Zabuza?“ „Hm.“ „Oh…“ Daraufhin herrschte wieder Stille zwischen ihnen, nur das Feuer im Kamin knisterte leise vor sich hin. „Du bist wirklich wieder fit, oder?“, fragte Kisame schließlich und packte das Polierzeug weg. Er erhob sich kurz, um Samehada an die Wand zu lehnen, ehe er sich wieder zu ihm setzte. Itachis Blick blieb für wenige Sekunden an dem muskulösen Oberkörper seines Partners hängen. Nicht nur dessen Chakra, sondern auch seine körperliche Kraft machten ihn zu einem gefährlichen Gegner. Er hatte oft genug dabei zugesehen, wie Kisame mit bloßen Händen Schädel zertrümmerte. Auch ohne Samehada und seine Suiton-Jutsu sollte man ihn keinesfalls unterschätzen. „Ja“, erwiderte er wahrheitsgemäß auf die Frage. „Wir können morgen weiterziehen.“ Kisame schnaubte belustigt, funkelte ihn aus seinen Raubtieraugen an. „Zabuza wird froh sein, uns loszuwerden“, merkte er an. „Und ich wette, du bist auch froh, wenn wir die Gegend hinter uns gelassen haben, ne?“ Das konnte der Uchiha nicht leugnen, nickte lediglich zur Antwort. „Ehrlich gesagt, hab ich aber auch erstmal genug von dieser verschneiten Einöde. Jetzt, wo du wieder gesund bist, käme mir ein Kampf ganz gelegen“, fuhr Kisame fort und grinste ihn an. „Kisame…“ „Was denn? Ich bin deinetwegen schon richtig eingerostet!“, behauptete sein Partner, doch Itachi hatte wenig Verständnis dafür. „Und der Kampf mit Zabuza hat nicht gereicht?“, entgegnete er trocken, woraufhin der andere mit den Schultern zuckte. „Das kannst du nicht Kampf nennen“, widersprach er ernster. „Da ging es mehr darum, die zwei daran zu hindern, dich umzubringen – im Übrigen schuldest du mir jetzt was!“ Itachi runzelte auf diese Behauptung hin die Stirn. „So? Ich nahm an, wir wären quitt.“ „Na ja, im Grunde hab ich dir nicht nur einmal das Leben gerettet, ne?“ Gut, das stimmte schon, schließlich hatte Kisame ihn nicht im Schnee liegen lassen. Er hatte ihn vor Zabuza beschützt und er war während seiner Bewusstlosigkeit an seiner Seite geblieben, hatte sich um ihn gekümmert. Itachi überlegte ein paar Sekunden, was er dazu sagen sollte, ehe er leise seufzte und den Hünen anschaute. „Ist das überhaupt notwendig?“ Kisame blinzelte, sah ihn verwirrt an, da er wohl nicht verstand, was der Uchiha damit meinte. „Wir sind ein Team, nicht wahr?“ „Das streite ich nicht ab.“ „Hättest du mich zurückgelassen, wenn du mir nichts geschuldet hättest?“ Kisame öffnete den Mund und hielt inne, schien einen Moment lang zu überlegen. Dann schüttelte er langsam den Kopf, ließ ihn dabei nicht aus den Augen. „Nein. Hätte ich nicht“, gab er zu und rieb sich den Nacken. „Irgendwo hast du schon Recht – auch wenn du das jetzt natürlich leicht sagen kannst. Schuldest mir ja was, ne?“ Bei den Worten bildete sich wieder das breite Grinsen auf Kisames Lippen, das sein scharfes Gebiss entblößte. Itachi schnaubte leise, doch seine Mundwinkel zuckten; er merkte schon, dass sein Partner verstanden hatte, worauf er hinauswollte. Itachi würde sich revanchieren, sollte es nötig sein – weil er es wollte und sie ein Team waren, nicht weil er etwas ausgleichen musste. Nach einer Weile stieß Haku zu ihnen, nahm neben ihnen am Kamin Platz, um sich an diesem zu wärmen. Seine nassen Haare hatte er wieder hochgebunden und vielleicht bildete sich Itachi das ein, aber er wirkte recht glücklich, summte leise. „Zabuza-san ist noch draußen und holt neues Holz für den Kamin“, teilte er ihnen gut gelaunt mit. Itachi nickte leicht, während Kisame ihm einen nachdenklichen Blick zuwarf, jedoch kein Wort dazu sagte. Ungewöhnlich, schließlich war sein Partner normalerweise der Gesprächige von ihnen beiden und nahm so gut wie nie ein Blatt vor den Mund. „Ich denke aber, er wird auch noch mal eine Runde gehen“, fuhr Haku ungeachtet dessen fort. „Das macht er ja jeden Abend.“ Er streckte sich einmal, ehe er einen Blick zu der Kleidung über dem Sims warf. Kurz erhob er sich, um nach dem wohl inzwischen trockenen Stoff zu fassen, setzte sich dann aber wieder auf die Felle. „Wohin werdet ihr gehen, wenn ihr morgen weiterzieht?“ Bei jedem anderen hätte Itachi einen Hintergedanken vermutet, doch Haku fragte wahrscheinlich nur, um die Stille zu brechen. Er tauschte einen Blick mit Kisame, der mit den Schultern zuckte. „Irgendwohin, wo es wärmer ist“, gab er zurück. „Genau wissen wir es noch nicht, aber wird sich schon was finden. Aufträge gibt es überall.“ Sie hatten Akatsuki mit keinem Wort erwähnt, dafür gab es auch keinen Grund. Selbst wenn er vorgehabt hätte, die beiden für die Organisation anzuwerben, wäre Kisame wohl dagegen gewesen. Zumal Zabuza wohl auch andere Pläne hatte, schließlich sah es ganz danach aus, dass er noch einmal versuchen würde, den Mizukage zu stürzen. Itachi glaubte nicht, dass er Akatsukis Zielen etwas abgewinnen konnte. „Das ist wahr“, murmelte Haku nachdenklich. „Wie lange reist ihr eigentlich schon zusammen?“ Kisame rieb sich den Nacken, schien zu überlegen. „Etwas über 2 Jahre, denke ich“, erwiderte er schließlich. „Und ihr?“ „6 Jahre“, gab Haku zurück, was Kisame stutzen ließ. „Ziemlich lange Zeit“, überlegte er laut. „Wundert mich wirklich, dass du so lange überlebt hast. Der Kerl ist nicht gerade für seine Nächstenliebe bekannt, ne?“ „Dasselbe sagt man auch über dich, Kisame.“ Sein Partner warf ihm einen irritierten Blick zu, hatte wohl nicht erwartet, dass er sich in das Gespräch einmischen würde. So wie er den Mund öffnete und schloss, schien er nach einem Konter zu suchen – vergeblich. Haku schmunzelte zuerst, doch dann fuhr er plötzlich herum, warf einen alarmierten Blick zum Fenster. Die soeben noch lockere Stimmung änderte sich auf einen Schlag und trotz der Dunkelheit fiel ihnen allen auf, was Hakus Aufmerksamkeit erregt hatte: Nebel. Es brauchte keine Absprache, sie alle griffen rasch zu den Kleidungsstücken über dem Kamin und streiften sich binnen Sekunden Pullover und Hosen über. Vermutlich hatten sie auch nicht viel mehr Zeit, auch wenn es draußen ganz still war. Allerdings wusste Itachi aus Erfahrung, dass Stille nicht für Sicherheit sprach. Er hatte sich gerade den Mantel übergestreift, als es laut schepperte – die Fensterscheibe war soeben zu Bruch gegangen. Violette Rauchschwaden vernebelten den Raum und er hörte Kisame noch fluchen, bevor sie alle drei Richtung Tür hasteten und diese aufrissen, um durch den Flur nach draußen zu gelangen. Giftgas. Itachi bezweifelte nicht, dass sie draußen von den Oi-nin erwartet werden würden. Vermutlich war der Nebel Zabuzas Art, sie zu warnen…oder auch nur Haku. Sei es drum, das spielte nun keine Rolle, schließlich wollten sie alle überleben. Wie viele Shinobi hatten sie wohl umzingelt, wenn der Dämon nicht allein mit ihnen fertig wurde? Sie hatten die Leichen gesehen und auch, wenn Kisame es aus Antipathie leugnete, war Zabuza ein gefährlicher Gegner. Kisame hechtete nun an ihnen beiden vorbei und schloss Fingerzeichen – Itachi erkannte es, noch bevor er es ausgesprochen hatte, und er blieb stehen, hielt auch Haku zurück. „Suiton: Baku Suishouha!“ Die riesige Wassermenge, die sein Partner ausspie, riss die Tür aus den Angeln und er hörte draußen bereits die ersten Schreie. Die hölzerne Tür wurde ihren Feinden entgegen geschleudert, während andere von Kisames Jutsu weggespült wurden. Es verschaffte ihnen Zeit und Itachi schloss seine eigenen Fingerzeichen, löste sich in einem Schwarm Raben auf, der in alle Richtungen davonstob. Da sich der Nebel anscheinend verzogen hatte, genügte es, um sich eine grobe Übersicht zu verschaffen – und zu begreifen, dass es zu viele waren. Zumal diese Oi-nin nicht den Eindruck machten, als seien sie Anfänger. Itachi vermutete, dass die kleine Gruppe, die Zabuza erwischt hatte, bloß ein Spähtrupp gewesen war, um die anderen herzuführen. Sie mochten vielleicht überlegen sein, doch gegen 50-60 Shinobi zu kämpfen, würde sie viel Chakra kosten…und sie wussten nicht, wie viele noch da draußen lauerten. Einen Teil seiner Raben ließ er auf ihre Gegner zuschießen, wo sie versuchten, ihnen die Augen auszustechen. Der andere Teil löste sich auf und er landete im Schnee, funkelte einen der Männer drohend aus seinen Sharingan an. „Ergebt euch sofort! Wir sind in der Überz-arg!“ Ein gigantischer Wasserdrache brach aus dem Wald heraus und verschlang den Mann, der ihnen soeben noch Kapitulation nahelegen wollte. Blut färbte das Wasser rötlich, als der Drache noch mehr Oi-nin erwischte. Haku atmete unweigerlich auf, als Zabuza aus dem Dickicht brach und das Kubikiri Houcho schwang, um eine überraschte Oi-nin zu enthaupten. „Fahrt zu Hölle!“, grollte er und spuckte aus, ehe er erneut los preschte. „Haku!“ Der Junge zögerte nicht, kaum, dass er seinen Namen vernommen hatte, und während er in der einen Hand vier lange Senbon hielt, schloss er mit der anderen Fingerzeichen. „Hijutsu: Sensatsu Suishou!“ Die Luft um Haku herum schien zu glitzern, als sich Eiskristalle in dieser bildeten – ziemlich spitze Eiskristalle, die wie Messer auf seine Gegner herunterschossen. Erneut ertönten Schreie, doch der Uchiha achtete nicht darauf, sondern tauschte einen Blick mit seinem Partner, auf dessen Lippen sich ein breites Grinsen bildete, während er einem der Oi-nin soeben die Kehle zerquetschte. Der Hai hatte Blut geleckt, Itachi sah es an den funkelnden Raubtieraugen, und auch, wenn es ihm lieber gewesen wäre, sie wären geflohen, wusste er, dass er nun keine Wahl mehr hatte. Er fuhr herum, fing das Kunai noch in der Luft, bevor es seinen Hinterkopf durchbohren konnte, und schleuderte es auf seinen Angreifer zurück. Noch in derselben Bewegung drehte er sich herum und riss den nächsten mit einem Faustschlag gegen das Kinn von den Füßen. So viel zu Kisames Ratschlag, er sollte es nicht sofort übertreiben… Der Schnee unter ihren Füßen färbte sich bald rot. Kunai, Shuriken und Senbon flogen durch die Luft – und Itachi bekam das Gefühl, als würden es einfach nicht weniger werden. Er wich einem weiteren Wurfgeschoss aus, spürte, wie ihn das Shuriken an der Wange streifte und einen Schnitt hinterließ. Das dauerte zu lange – und er schien nicht der Einzige zu sein, der so dachte, denn aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Zabuza das Kubikiri Houcho schulterte. Ein finsteres Funkeln lag im Blick des Dämons, als dieser Fingerzeichen schloss. „Ninpou: Kirigakure no Jutsu!“ Abermals legte sich dieser dichte Nebel über sie, verschluckte alles um sich herum. Er sah noch, wie Haku sich auf die Lippe biss, einen Blick mit ihm wechselte, ehe auch er im Nebel verschwand. Es wunderte Itachi nicht, vermutlich war ein Rückzug das Klügste; auch wenn Zabuza wohl eher vorhatte, sie allein mit den Feinden zurückzulassen. Das war die Abmachung gewesen, nicht wahr? Sie würden die Oi-nin von ihrer Fährte weglocken. Der Uchiha verengte die rot funkelnden Augen; im Gegensatz zu den anderen konnte er die Chakren im Nebel orten. Zabuza und Haku entfernten sich, Kisame befand sich allerdings noch in der Nähe. Abermals drangen Schreie an seine Ohren, doch er schenkte ihnen keine Beachtung, sondern bahnte sich den schnellsten Weg durch den Nebel, durchtrennte mit den Kunai in seinen Händen so viele Kehlen wie nötig. Ein paar Senbon blieben in einem der Bäume stecken – dort, wo er gerade noch gestanden hatte, doch er rannte weiter. Abermals vernahm er Schreie, dann ein vertrautes Gurren und er drehte den Kopf zur Seite, sah in funkelnde Raubtieraugen. „Wolltest du ohne mich abhauen?“, kam es verdrossen von Kisame, der, ohne stehenzubleiben, mit Samehada ausholte und einen der Oi-nin durch die Luft schleuderte. Itachi hob lediglich eine Braue, während er sich unter einem Schlag wegduckte und seine Faust in den Magen seines Gegners rammte. Rasch holte er wieder zu dem Hünen auf, der sich durch das Dickicht schlug – wenigstens lichtete sich der Nebel allmählich. „Samehada kann Chakra wahrnehmen.“ Kisame warf ihm einen verdutzten Blick zu, ehe er zu begreifen schien. „Du wusstest, dass ich dir folgen würde.“ „Hast du je einen Kampf unterbrochen, weil ich dich darum gebeten habe?“ Sie tauschten einen kurzen Blick miteinander – Itachi wissend, Kisame verärgert. Dann jedoch änderte sich der Ausdruck seines Partners und er grinste breit, entblößte das scharfe Gebiss. „Du bist durchtriebener, als ich dachte…“ Itachi zuckte mit den Schultern, wich dabei einem geworfenen Shuriken aus. „Wenn du das so nennen möchtest.“ Kisame parierte einen Schwerthieb mit Samehada und schlug seinen Angreifer zurück, wobei er ihn nicht aus den Augen ließ. „Schön, dann fliehen wir eben wie Feiglinge“, meinte er resigniert. „Ausnahmsweise…und nur, weil ich langsam genug von dem verdammten Schnee habe.“ Itachi ließ dies unkommentiert – auch wenn er dem gedanklich zustimmte. Es wurde wirklich Zeit, dass sie Yuki no Kuni verließen. Welche Mission sie auch bekommen würden, sie konnte nur besser als diese werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)