Blutschwur von lunalinn (Bis in den Tod...) ================================================================================ Kapitel 23: Brüder ------------------ „Ich hätte sie allein erledigen können.“ Itachi äußerte sich nicht sofort dazu, sondern ließ den Blick langsam schweifen, versuchte dabei die Kopfschmerzen auszublenden. Es war unvermeidbar gewesen, Tsukuyomi gegen Kakashi einzusetzen, auch wenn Kisame das anders sah. Ihre Gegner waren zu dritt gewesen und auch, wenn Asuma und Kurenai keine sonderliche Bedrohung darstellten, so war Kakashi nicht zu unterschätzen. „Der Kämpf wäre ausgeartet und hätte die ANBU alarmiert“, murmelte er, während er sich gegen die Wand hinter sich lehnte. Sie hatten sich vorerst in ein kleines Dorf außerhalb Konohas geflüchtet, um ihre Verfolger, die Gai gerufen hatte, abzuhängen. Itachi wusste durch Kakashi, dessen Gedanken wie ein offenes Buch für ihn gewesen waren, dass der Kyuubi mit einem der San-nin unterwegs war. Den Gerüchten zufolge war Jiraiya ein ziemlicher Lüstling, weswegen sie diesen Ort, an dem man sich auf verschiedene Weisen amüsieren konnte, aufgesucht hatten. Es konnte nicht schaden, einen direkten Blick auf den Jungen zu werfen, um zu wissen, mit wem sie es zu tun hatten. Außerdem musste sich die Nachricht, dass er in seiner Heimat aufgetaucht war, mittlerweile verbreitet haben, so dass auch sein Bruder davon Wind bekommen haben sollte. Manchmal war der direkte Weg nicht der beste, auch wenn sein Partner langsam unruhig wurde. Itachi schloss kurz die Augen, atmete durch, ehe er dem anderen einen mahnenden Blick zuwarf. „Wir beide können keinen Krieg gegen ein ganzes Dorf gewinnen – da kann es noch so geschwächt sein.“ Es war Kisame anzusehen, dass er zwar nicht zufrieden war, jedoch keine Gegenargumente hatte. Er seufzte genervt, rieb sich den Nacken, ehe er nickte. „Also schön, du hast ja Recht“, gab er widerwillig zu. „Aber meinst du wirklich, dass wir den Kyuubi hier finden?“ „Ich denke, ihn zu finden, wird kein großes Problem darstellen“, erwiderte Itachi ehrlich. „Es wird schwieriger werden, Jiraiya-sama von ihm zu trennen.“ „Ach ja?“, kam es grinsend von seinem Partner. „Laut den Gerüchten stellt dieser Kerl doch jeder schönen Frau nach.“ Itachi hob eine Braue, fühlte sich sofort wieder an ihr Gespräch von zuvor erinnert, jedoch ging Kisame nicht noch einmal darauf ein. Tatsächlich brachte ihn dieser Einwand auf eine Idee, die zwar recht primitiv war, jedoch für sie beide von Nutzen sein konnte. Bevor sie diese jedoch in die Tat umsetzen konnten, mussten sie die beiden erst einmal finden. In so einem kleinen Dorf sollte das nicht allzu lange dauern, falls sie wirklich hier sein sollten. „Du hast es versprochen, Ero-sennin!“ „Naruto…wenn du nicht aufhörst, mir auf die Nerven zu gehen, bringe ich dich wieder zurück!“ „Was?! Das ist total unfair, dattebayo!“ Itachi sah den beiden Personen, die soeben an der Gasse vorbeispaziert waren, nach. Ein breites Grinsen legte sich auf Kisames Lippen, ließ die scharfen Zähne aufblitzen. „Wenn das kein Zufall ist…“, bemerkte er amüsiert und Itachi stimmte ihm im Stillen zu. Das Schicksal ging manchmal seltsame Wege, doch ausnahmsweise schien es diesmal auf ihrer Seite zu sein. Das sollten sie wohl besser ausnutzen, solange dieser Zustand anhielt. „Komm.“ Er wartete nicht auf Kisames Zustimmung, denn er wusste, dass er ihm folgen würde. „Also dafür, dass dieser Typ einer der berüchtigten San-nin ist, war das wirklich leicht“, bemerkte sein Partner, als sie in der Herberge angekommen waren. Jiraiya war längst nicht mehr in Sichtweite, sondern mit der Frau mitgegangen, um sich einen schönen Nachmittag zu machen. Eigentlich war es nicht Itachis Art, Zivilisten mit hineinzuziehen, doch es war der einfachste Weg gewesen, sie mit einem Gen-Jutsu zu belegen, um sie als Lockvogel zu benutzen. Zumal er nicht glaubte, dass Jiraiya ihr lange auf den Leim gehen würde, doch es gab ihnen zunächst einmal Zeit. Als Itachi den Kyuubi das letzte Mal gesehen hatte, war dieser noch ein Kleinkind gewesen. Uzumaki Naruto. Ihre Mütter waren Freundinnen gewesen, das wusste er noch, denn Kushina war damals zum Missmut seines Vaters recht häufig bei ihnen zu Gast gewesen. Laute, undisziplinierte Menschen gehörten nicht unbedingt zu den engsten Freunden seines Vaters, der diese Treffen immer als recht anstrengend empfunden hatte. „Itachi-san?“ Er hatte die letzten Treppenstufen kaum wahrgenommen, nicht bemerkt, dass sie bereits vor der richtigen Tür standen. Er durfte sich nicht mehr so oft in seinen Erinnerungen verlieren – schon gar nicht hier. Einen Moment lang blickte er still auf die hölzerne Tür, ehe er die Hand hob und zweimal klopfte. Tatsächlich wurde ihnen direkt geöffnet und dem Gesichtsausdruck des Jungen nach zu urteilen hatte dieser den San-nin zurückerwartet. Ihm entging nicht, wie sich die blauen Augen weiteten, als er ihm in die Sharingan schaute. Er sah seiner Mutter von den Zügen her sehr ähnlich, auch wenn man auf den ersten Blick meinen könnte, den Yondaime Hokage vor sich zu haben. Dieselben blauen Augen, die blonden Haare…und dennoch sah er eindeutig Kushina in ihm. „Das ist also der Kyuubi, ja? Der ist ja wirklich nur ein Kind…“, hörte er Kisame feststellen. Sein Anblick schien Naruto nicht gerade zu beruhigen, denn er wich einen Schritt vor ihnen zurück. „Wenn das so einfach ist, können wir ihn auch direkt mitnehmen!“, fuhr sein Partner fort und legte die Hand an Samehada, schob sich an ihm vorbei. „Vielleicht sollte ich ihm vorher ein Bein abschneiden – dann macht er weniger Ärger.“ Itachi machte keine Anstalten, dem Älteren Einhalt zu gebieten – auch wenn er wusste, dass dies keine leere Drohung war. Wenn er nicht eingriff, würde Kisame genau das tun, was er eben erwogen hatte. Allerdings spürte er in diesem Augenblick ein sehr bekanntes Chakra… „Lange nicht gesehen, Sasuke.“ All die Jahre, die vergangen waren, hatte er sich gefragt, was er sagen oder tun würde, wenn er Sasuke wiedersehen würde. All die Jahre hatte die Vorstellung sowohl Schmerz als auch Freude durch seinen Körper gesandt. Freude darüber, dass Sasuke lebte, und sei es nur, um ihn zu töten. Genau das wollte er ja. Sasuke sollte sich an sein Leben und seinen Hass klammern, um ihn zur Strecke zu bringen. Er war die einzige Hoffnung, die er hatte. Seine Hoffnung und die ihres Clans. Doch ebenso fühlte er Schmerz bei Sasukes Anblick, als er nun einen Blick über die Schulter warf. Er war gewachsen, die kindlichen Züge wichen langsam, was aber auch an dem hasserfüllten Blick liegen konnte. Es verzerrte Sasukes Gesicht, das seinem so ähnlich sah, umso mehr, da er sein Sharingan erweckt hatte. Jedoch durfte sich Itachi keine einzige Emotion erlauben, musste seine Rolle so perfekt spielen, wie er sie all die Jahre gespielt hatte. Das war seine Pflicht – gegenüber Sasuke und Konoha. Aus diesem Grund versuchte er, Schmerz und Freude zu unterdrücken, sich einzig und allein auf den von ihm gewählten Pfad zu bewegen – und dazu musste er seine Gefühle ausschalten. „Sieh an“, kam es überrascht von Kisame. „Noch jemand, der das Sharingan besitzt.“ Itachi reagierte nicht darauf, sondern blieb ruhig, keine Miene verziehend. Das würde später noch Fragen aufwerfen, er ahnte es bereits. „Uchiha Itachi“, zischte Sasuke seinen Namen. „Ich werde dich töten!“ Noch immer war sein Bruder zu emotional, ließ sich zu sehr von seinem Hass beherrschen, anstatt ihn in sich zu bündeln und als Kraft zu nutzen. Er war noch nicht soweit, ihn zu töten, noch war es zu früh und das würde er bald merken. „Er sieht dir ziemlich ähnlich, Itachi-san“, meinte Kisame unüberhörbar neugierig. „Wer ist er?“ „Mein Bruder.“ Nicht nur Kisame schien diese Antwort zu irritieren, denn auch Naruto starrte zwischen ihnen hin und her. „Hast du nicht alle Uchiha umgebracht?“ Sein Partner goss mit seiner Frage lediglich Öl ins Feuer und als Itachi sich langsam zu seinem Bruder herumdrehte, loderte der Hass in den roten Augen, die den seinen so ähnlich waren, auf. Es würde nicht reichen. Was Sasuke auch an Hass aufbieten konnte, er war noch nicht bereit, ihn zu töten. „Wie du gesagt hast“, hörte er seinen Bruder sagen. „Ich habe dich gehasst…“ Das plötzliche Knistern in der Luft ließ ihn kurzzeitig stutzen. Blaue Blitze zuckten um Sasukes linken Arm. Er kannte diese Technik… „…um dich zu töten!“ Zugegeben, Itachi war überrascht, dass sein Bruder das Chidori beherrschte. Kakashi musste ihm diese Technik beigebracht haben, daran gab es keinen Zweifel. Still wartete er auf den Angriff, der auch prompt folgte. Zu viele Emotionen, zu viel Geschrei…noch war die Zeit seines Todes nicht gekommen. Es gab einen ohrenbetäubenden Knall, als das Chidori mit der Wand kollidierte, ein riesiges Loch in diese sprengte. Es war viel zu leicht, es umzuleiten, denn Sasuke konnte seine Bewegungen nicht halb so gut voraussehen, wie er die seinen. Sein Sharingan war noch nicht vollständig entwickelt, Itachi war ihm immer noch weit voraus. Schraubstockartig quetschte er Sasukes Handgelenk zusammen, ließ ihm keine Möglichkeit, sich aus dem Griff zu befreien. Für einige Sekunden sahen sie einander nur an. So viel vergangene Zeit und nichts hatte sich geändert. Sasuke schien sein missglückter Versuch mitzunehmen, er las es in seinen Augen. In dem Moment vernahm er eine Bewegung aus den Augenwinkeln und gleich darauf füllte eine immense Menge an Chakra den Raum. Es war so gewaltig, dass es sogar ihn schauderte, auch wenn er sich nichts anmerken ließ. Unwillkürlich erinnerte sich Itachi an jenen Tag, an dem diese Macht gegen das Dorf entfesselt worden war. Es erinnerte ihn an so vieles…vor allen Dingen an den Schmerz und die Verzweiflung, den die Berge von Leichen mit sich gebracht hatten. Bilder, die er niemals vergessen würde. Bilder, die sich in seinen Verstand gebrannt hatten. Das Weinen des Säuglings in seinen Armen… „Du Mistkerl!“, wurde er aus den Gedanken gerissen und fasste sich. Er beendete Sasukes Versuche, sich aus seinem Griff zu befreien, indem er ihm mit einem Ruck die Hand brach. Abermals hallte der gellende Schrei durch den Flur, doch er sah ihn nicht einmal mehr an. „Du störst…“, war alles, was er sagte, während sein Bruder in die Knie ging. Gleichzeitig verschwand das erdrückende Chakra um sie herum und er wusste, dass dies seinem Partner zuzuschreiben war. Dieser schob sich nun breit grinsend zwischen sie, schien das laute Fluchen des Kyuubis sehr amüsant zu finden. „Samehada besitzt die Fähigkeit, Chakra zu absorbieren“, teilte er dem Jungen, dessen Ausdruck langsam panisch wurde, mit. „Ich denke, ich schneide dir lieber die Arme ab, damit du uns keinen Ärger machst…“ Narutos Gesicht wurde kalkweiß, ehe er angestrengt Chakra zu schmieden versuchte, dabei die Augen zusammenkniff. Es würde ihm nichts bringen. Kisame würde ihm, ohne mit der Wimper zu zucken, die besagten Gliedmaßen abtrennen – und dabei außer Acht lassen, dass ihnen der Junge verbluten könnte. Unmut überkam ihn, denn das war nicht geplant gewesen, sie sollten die Situation nur abschätzen. Selbst wenn sie den Jungen mitnahmen, so war es ratsam, ihn in einem Stück zu lassen. Er wollte Kisame gerade zurechtweisen, als ihn eine bekannte Präsenz innehalten ließ. Der Kyuubi hatte wohl sehr viel Glück an diesem Tag, auch wenn diese Wendung wohl zu erwarten gewesen war. Es klirrte einmal laut, als Samehada an der Rüstung des beschworenen Frosches abprallte. So sehr der San-nin auch den Frauen nachstellen mochte, er schien ein gutes Timing zu haben…oder einfach nur Glück. „Zu dumm, dass ihr mich so schlecht kennt“, ergriff Jiraiya das Wort, den Köder über der Schulter hängend. „Ich mache Mädels nämlich lieber an, als mich verführen zu lassen!“ Er baute sich hinter Naruto, der sichtlich erleichtert schien, den San-nin zu sehen, auf und streckte die Hand in ihre Richtung aus. „Ein echter Kerl lässt sich nicht von weiblicher Erotik verführen! Meine Erotik verführt die Frauen!!“ Nicht einmal Kisame schien Worte dafür zu finden, denn für ein paar Sekunden herrschte äußerst peinliches Schweigen. Fremdschämen war wohl ein geeigneter Begriff für dieses Verhalten… „Du bist doch voll darauf angesprungen!“, fauchte Naruto los und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Also erzähl keinen Mist, Ero-sennin!“ „Hör endlich auf, mich so zu nennen!!“ „Wir haben keine Zeit für so einen Unsinn! Die Typen da sind echt gefährlich…Ero-sennin!“ Das alberne Geplänkel wurde von Kisames hämischem Lachen unterbrochen, während sein Bruder immer noch am Boden lag, leise stöhnte. Er täte besser daran, liegen zu bleiben, doch Itachi bezweifelte, dass dies so einfach werden würde. „Trotz Ihrer beispiellosen Schwäche für Frauen haben wir auch gar nicht geglaubt, dass es so leicht werden würde. Schließlich sind Sie einer der legendären San-nin.“ Naruto stutzte merklich, sah wieder aufgeregt zu ihnen herüber. „Ihr kennt Ero-sennin?“ „Nenn mich nicht so…“ „Sie haben das Gen-Jutsu anscheinend gelöst“, überging Kisame das Gerede und musterte die junge Frau einen Moment lang. Jiraiya schwieg erst, ehe er sie von seiner Schulter hob und gegen die Wand lehnte, wo sie bewusstlos liegen blieb. Als er sich wieder aufrichtete, bohrte sich sein Blick in den seinen. „Du hast sie mit dem Gen-Jutsu belegt, um mich von Naruto zu trennen. Ein ziemlich mieser Trick…“, fuhr er finster fort. „Ihr seid wegen ihm hier, stimmt’s?“ Itachi erwiderte den Blick des San-nin ungerührt. „Sie haben Kakashi-san informiert“, stellte er fest, worauf er natürlich keine Antwort erhielt. „Ja. Unsere Organisation will ihn.“ Ihm entging nicht, wie sich Jiraiyas Miene verdunkelte. Gleichzeitig verschwand der Frosch, der bis eben noch Samehada abgewehrt hatte. „Ihr bekommt ihn aber nicht…weil ich euch beide hier und jetzt erledigen werde.“ Itachi verzog keine Miene, auch wenn er bereits innerlich ihre Möglichkeiten durchging. Einen Kampf zu provozieren, machte keinen Sinn mehr – auch wenn Kisame wie immer anderer Meinung sein würde. Er wollte sich gerade äußern, als er aus den Augenwinkeln wahrnahm, wie sich sein Bruder regte. „Misch dich nicht ein…“, knurrte Sasuke, doch er war so schwach auf den Beinen, dass er regelrecht zitterte. „Ich…werde ihn töten!“ Auf diese Weise sicherlich nicht. Nicht heute und nicht so, wie sich sein Bruder bisher angestellt hatte. Sah er nicht, dass zwischen ihnen immer noch Meilen lagen? Wäre es anders gewesen, hätte er nicht den Aufwand betreiben müssen, in die Heimat zurückzukehren. Sasuke wusste es vielleicht nicht, aber er brauchte immer noch Schutz – und das nicht einmal vor ihm. „Du interessierst mich nicht“, erwiderte er leise, ehe er herumfuhr und ihm einen Tritt in den Magen verpasste. Verstand Sasuke nicht, dass es töricht war, sich ihm in seiner Lage zu stellen? Er sah, wie sein Bruder an der Wand hinabrutschte, hörte den Kyuubi seinen Namen schreien. Anscheinend wollte er gerade ebenso kopflos losstürmen und ihn angreifen, doch Sasuke hielt ihn zurück. Obwohl er nicht mal mehr Fingerzeichen schließen konnte, hielt er immer noch daran fest, ihn töten zu wollen. Schon wieder dieses Geschrei, doch schreien würde ihm rein gar nichts bringen. Wie wollte er sein Ziel erreichen, wenn er so impulsiv reagierte? Sasukes Temperament würde ihn noch das Leben kosten…und das konnte er nicht zulassen. Eine innere Kälte erfasste ihn, breitete sich in seinem Brustkorb aus und ließ die mittlerweile vertraute Taubheit zu. Es war dasselbe Gefühl, das ihn ergriff, wenn er tötete. Dasselbe Gefühl wie damals, als er in die ANBU eingetreten war und aus dem Schatten heraus Leute ermordet hatte. Er wusste im Nachhinein nicht mehr, wie viele Schläge er seinem Bruder verpasst hatte. Da war ein Rauschen in seinen Ohren, das seinen ganzen Verstand einnahm und ihn wie in Trance handeln ließ. Es war eine Lektion. Eine schmerzhafte Lektion, die Sasukes Leben retten würde – auch wenn das niemand verstehen könnte. Blut tropfte auf seine Hand, als er Sasukes Hals packte und ihn gegen die Wand drückte, während er seinen Blick in den seines Gegenübers bohrte. Seine Kopfschmerzen nahmen zu, als sich seine Sharingan langsam veränderten. Er würde ihn an jenen Tag erinnern. Jenen Tag, der Sasukes Hass auf ihn geschürt hatte und das Feuer entfachen würde, das ihn vorantreiben würde. Es würde ihn am Leben halten und sein Überleben sichern. Erst Sasukes gellender Schrei ließ ihn innehalten, doch anscheinend hatte er es zu weit getrieben. Noch hatte sein Bruder seinem Gen-Jutsu nichts entgegenzusetzen, denn er besaß nicht das Mangekyou Sharingan. Er war immer noch zu schwach, hing mit leerem Blick in seinem Griff. „Itachi-san…du solltest die Augen nicht so oft benutzen.“ Er ignorierte seinen Partner, auch wenn dieser Recht hatte. Die Mangekyou Sharingan zerstörten die Sehkraft ihres Besitzers, je öfter man sie einsetzte. „Hör endlich auf, du Mistkerl!!“, brüllte der Kyuubi in diesem Moment los und raste an Kisame vorbei auf ihn zu. Er hörte Samehada über den Boden schrabben, wusste, dass Kisame dem Jungen hinterherhetzte. „Kuchiyose: Gamaguchi Shibari!“ Sie stockten alle drei in ihren Bewegungen, als sich der Gang, in dem sie sich befanden, plötzlich veränderte. Der Name des Jutsus machte bereits deutlich, was passierte, und Itachi zog langsam seine Hand zurück, als die fleischigen Wände seinen Bruder umschlossen. Ihm würde nichts passieren, immerhin beherrschte Jiraiya dieses Jutsu zweifellos, doch für Kisame und ihn sah das ganz anders aus. Sie würden verschlungen werden. „Es tut mir leid, Itachi, Kisame…ihr seid nun in seinem Bauch eingesperrt!“ Und das waren keine leeren Worte, denn der fleischige Boden unter ihren Füßen pochte, begann bereits, sich um ihre Füße zu schlingen. Er warf einen letzten Blick zu seinem Bruder, wisperte ihm die Worte zu, die er ihm das letzte Mal schon eingetrichtert hatte. „Du bist schwach, weil du nicht genug hasst.“ Er durfte es nicht vergessen, musste sich ans Leben klammern. Er durfte nicht zögern, wenn es soweit war. Sasuke stellte seine einzige Hoffnung dar…und gleichzeitig… „Ihr befindet euch in der Speiseröhre der Riesenkröte vom Myoboku-Berg. Ihr steht im Bingo-Buch…und auf ihrem Speiseplan“, hörte er Jiraiya sagen und wandte sich ab. Auch Samehada war bereits ein Stück im Inneren der Kröte versunken und wenn sie noch länger hier blieben, würde das äußerst unschön enden. Itachi hatte nicht vor, sich von einer Kröte fressen zu lassen. „Kisame!“ Der Hüne schnaubte leise, riss sein Schwert aus dem pulsierenden Fleisch und hastete ihm hinterher. „Hier kommt niemand raus!“ Das mochte für die meisten Menschen gelten, denn diese Wände lebten, zogen sich zusammen, um sie zu schnappen. Sie würden das langsam verschwindende Fenster am Ende des Ganges nicht rechtzeitig erreichen, um zu fliehen. Kisame war dicht hinter ihm, doch auch er merkte wohl, dass es vergeblich war, davonzulaufen. „Die Wände sind schneller als wir…“ Es gab nur eine letzte Möglichkeit, diesem Magen zu entkommen, und Itachi schloss für einen Moment die Augen. Rasch sammelte er das letzte Chakra, das ihm noch geblieben war. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er bersten, doch er hatte keine andere Wahl, musste es einsetzen. „Amaterasu!“ Das schwarze Feuer erfasste den Punkt am Ende des Ganges, fraß sich in Sekundenschnelle durch das Fleisch des Magens, so dass sie durch das entstandene Loch verschwinden konnten. Sie beschleunigten ihre Schritte noch, mussten möglichst schnell Abstand zwischen Konoha und sie selbst bringen. Wenn ihnen jetzt die ANBU folgen würden, müsste Kisame es allein mit ihnen aufnehmen – er wäre ihm in seinem jetzigen Zustand keine große Hilfe. Keuchend lief er neben seinem Partner, ließ seine Heimat ein weiteres Mal zurück. Er vernahm Kisames nachdenklichen Seitenblick, kümmerte sich jedoch nicht darum, sondern rannte weiter. „Hättest du ihn nicht ausschalten können?“ „Wir brauchen den Kyuubi nicht sofort“, murmelte er zurück. „Außerdem muss ich mich erstmal ausruhen.“ Kisame schnaubte leise. „Kein Wunder“, erwiderte er. „Du hast es heute schon dreimal eingesetzt.“ Dem war nichts hinzuzufügen und auch, wenn Kisame es vermutlich nicht nachvollziehen konnte, so hatte Itachi seine Gründe dafür. So wie auch sein Partner gewisse Gründe hatte, Dinge zu tun, die er nun einmal tat. „Du hast mir nie erzählt, dass du noch einen Bruder hast.“ Itachi öffnete langsam die nun wieder dunklen Augen, als Kisame ihn unvermittelt zur Rede stellte. Sie hatten in einem kleinen Waldstück eine Rast eingelegt, etwa eine Stunde, nachdem sie Konohas Grenzen hinter sich gelassen hatten. Es war anstrengend genug gewesen, gerade für ihn, nachdem er so viel seines Chakras verbraucht hatte. Er blieb sitzen, lehnte am Stamm eines hochgewachsenen Laubbaumes, während Kisame nun ihm gegenüber Platz nahm und ihn aus seinen Raubtieraugen anfunkelte. „Du hast nie gefragt“, erwiderte er und zuckte die Schultern. Nicht unbedingt die Antwort, die sich der Hüne erhofft hatte, man sah es an der Art, wie er die Brauen zusammenzog. Eigentlich legte Itachi es nicht einmal auf eine Diskussion an, denn auch, wenn er es nicht zeigte, so war er innerlich aufgewühlt. Alles, was vor wenigen Stunden passiert war, nagte beständig am ihm, ließ ihn kaum zur Ruhe kommen. Alles, was er Sasuke angetan hatte…und noch antun würde. Er hatte sich dafür entschieden, zur Nemesis seines Bruders zu werden, und an diesem Plan würde er bis zu seinem Tode festhalten. Und trotzdem…so sehr er es auch zu verdrängen versuchte, da war ein Teil von ihm, der unter dem Geschehen litt. Der Teil, den er immer fest verschlossen hielt, doch niemals loswerden würde. Es war nicht möglich, weil er niemals aufhören könnte, Sasuke zu lieben. „Warum hast du ihn verschont?“ Ein bitteres Lächeln legte sich auf Itachis Lippen, doch er gab Kisame keine Antwort. Er würde ihm niemals die Wahrheit sagen können und er wollte es auch nicht. So sehr er dem Hünen auch vertraute und seine Gesellschaft als angenehm empfand, er würde niemals mit ihm über das reden, was damals wirklich passiert war. Als der Ältere ihn immer noch fixierte, anscheinend nicht vorhatte, ihn vom Haken zu lassen, sah er auf. „Hast du nie jemanden verschont?“ Kisame schnaubte leise. „Jedenfalls nicht aus einer Laune heraus…und du sicherlich auch nicht. Dafür bist du nicht der Typ.“ Das mochte stimmen, auch wenn es Ausnahmen gab. Itachis Mimik blieb so stoisch wie zuvor, das falsche Lächeln war längst von seinen Lippen gewichen. „Er könnte noch von Nutzen für mich sein“, erwiderte er knapp und verwirrte Kisame damit vollkommen. „Wie kann jemand, der dich um jeden Preis tot sehen will, bitte nützlich sein?“ „Das musst du nicht verstehen.“ Abermals traf ihn dieser durchdringende Blick, so als würde Kisame versuchen, damit mehr herauszufinden. Ein vergebliches Unterfangen, das wussten sie beide. Sie mochten Partner sein und sich unterstützen, dennoch gab es Dinge, die den jeweils anderen nichts angingen. Er sah ihm an, dass er am liebsten weitergefragt hätte, jedoch gleichzeitig abzuwiegen versuchte, ob sich das lohnen würde. Zweifellos hatte auch Kisame Geheimnisse, die er lieber für sich behielt. Vielleicht war das der Grund, weswegen der Hüne schlussendlich nur langsam nickte, die gegebene Antwort wohl akzeptierte. Dann erhob er sich, um sich Samehada zu widmen…und Itachi war dankbar für die wiederkehrende Stille. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)