Blutschwur von lunalinn (Bis in den Tod...) ================================================================================ Kapitel 24: Erfahrungen ----------------------- Wochen vergingen, in denen sie die Anweisung erhielten, sich vorerst ruhig zu verhalten. Pain hatte nicht besonders glücklich darüber gewirkt, dass Jiraiya ihnen anscheinend nachspioniert und die vorhandenen Informationen an Kakashi weitergeleitet hatte. Ihr Auftritt in Konoha hatte sich zudem herumgesprochen, was ja nicht anders zu erwarten gewesen war. Ihre Organisation würde sich zu gegebener Zeit offenbaren, doch jetzt war es noch zu früh, um die Aufmerksamkeit der Nationen auf sich zu ziehen. Aus diesem Grund hatte Pain ihnen befohlen, Augen und Ohren offen zu halten, sich aber nicht bis zum nächsten Zusammentreffen präsent zu zeigen. Ab und zu tauchte Zetsu auf und erkundigte sich nach den Neuigkeiten, die er dann an ihren Anführer weitergab, doch ansonsten verlief ihr Alltag zumeist ohne besondere Vorkommnisse. Obwohl vor allem Kisame durch sein Äußeres auffiel, wurden sie recht selten in Kämpfe verwickelt. Es mochte daran liegen, dass sie sich zurzeit von den Shinobi-Dörfern fernhielten und lieber die kleinen, abgrenzenden Dörfer passierten, was ja auch ihre Absicht war. Beziehungsweise war es Itachis Absicht, denn Kisame folgte ihm zwar, wirkte jedoch alles andere als zufrieden mit dieser Vorgehensweise. Vermutlich war es seiner Loyalität gegenüber Akatsuki geschuldet, dass er sich kaum beschwerte. Trotzdem verhielt er sich ihm gegenüber nicht anders als sonst, so dass Itachi diese Zeit als regelrecht angenehm empfand. Zwar mussten sie dennoch immer auf der Hut sein, doch daran hatte er sich bereits gewöhnen müssen, seitdem er Shinobi war. Wobei, vielleicht sogar schon früher, denn als er seinen ersten Krieg erlebt hatte, war er gerade mal vier Jahre alt gewesen. Es hatte alles verändert, vor allem seine Sicht auf die Welt. „Hey!“ Itachi hielt inne, war eher unbewusst in seine Gedankenwelt abgedriftet, und er warf einen Blick zu seinem Partner, der in der Tür stand und ihn fixierte. Sie hatten sich ein Zimmer in einer Taverne genommen und verbrachten bereits die dritte Nacht dort. Da sie nicht die einzigen auffälligen Gäste waren, hatten sie entschieden, dass es wohl einigermaßen sicher war, etwas länger zu bleiben. Der Wirt und seine Belegschaft schienen zwielichtigen Besuch gewohnt zu sein, denn sie hatten Kisame zwar misstrauisch beäugt, jedoch keine Furcht gezeigt. Das Zimmer war sauber, ebenso wie das angrenzende Bad, womit ihr einziges Kriterium erfüllt war. Kakuzu predigte bei jedem Treffen, dass sie sorgsam mit dem Geld umgehen sollten – und er konnte überaus unangenehm werden, wenn man seine Worte nicht beherzigte, zumal Pain diese Ansicht unterstützte. Normalerweise stellte das aber auch kein Problem dar. „Bist du soweit?“, kam es von dem Hünen, der immer noch im Türrahmen lehnte und ihn auffordernd ansah. Itachi, der bis eben auf der Fensterbank gesessen und hinausgeschaut hatte, runzelte die Stirn. „Wofür?“, erkundigte er sich und erhob sich. Kisame schnaubte ungeduldig, funkelte ihn aus seinen Raubtieraugen an. „Ich wollte dir was zeigen, du erinnerst dich? Ach, und lass den Mantel und das Stirnband hier…ist sicherer.“ Tatsächlich hatte Kisame schon am Morgen gemeint, dass ihm in der letzten Nacht auf seinen Streifzügen etwas aufgefallen war. Er hatte ihm nicht sagen wollen, worum es ging, nur dass er sich am besten selbst ein Bild davon machen sollte. Itachi hatte vorgeschlagen, dass sie direkt loszogen, doch Kisame war dagegen gewesen. Es würde keinen Sinn machen, da es sich nur in der Dunkelheit zeigte. Itachi fand dies zwar suspekt, vor allem da es Kisame nicht ähnlich sah, etwas nicht direkt auszusprechen, doch er vertraute ihm. Kisame würde schon einen Grund haben, ihm dieses Etwas zu verschweigen, und zudem würde er es ja gleich sehen. Ihm kam unweigerlich der Gedanke, dass er vielleicht einen Jinchuuriki gefunden haben könnte. Das war naheliegend, nicht wahr? Nachdem sie ihre Sachen verstaut hatten, zogen sie los – Diebstahl brauchten sie wohl Dank Samehada nicht fürchten, auch wenn sich Itachi fragte, warum Kisame es zurückließ. Das hatte er auch in der Nacht zuvor getan. Ein wenig beunruhigend war das schon, auch wenn sie aufgrund ihrer Jutsu nicht hilflos waren. Die Nachtluft war immer noch angenehm warm, obwohl es schon ziemlich spät und dementsprechend dunkel geworden war. Itachi hatte die Sommerzeit schon immer der Winterzeit vorgezogen, da er Kälte noch nie gemocht hatte. Sein Blick glitt wieder zu seinem Partner, der ein Stück vor ihm ging und irritierend entspannt wirkte. So langsam kam ihm das hier recht dubios vor, doch es handelte sich nicht um Henge no Jutsu – Itachis Sharingan hätten dies durchschaut und zudem ließ sich Samehada von niemand Fremdem anfassen. Da das Schwert friedlich gurrend an der Wand lehnen geblieben war, konnte er wohl sicher sein, dass es sich um den echten Kisame handelte. Der Weg gabelte sich bald, führte eine Straße hinab, die anscheinend direkt in ein kleines Dorf führte. Schon von weitem konnte Itachi die blitzenden Lichter und den lauten Geräuschpegel vernehmen, was in erster Linie abschreckend auf ihn wirkte. Was wollten sie an solch einem Ort? „Komm schon!“, forderte Kisame ihn auf, als er kurz stehen blieb. „Es ist nicht mehr weit.“ Itachis Blick sagte bestimmt genug darüber aus, was er von diesem Dorf hielt, doch er fügte sich und ging weiter. Was auch immer Kisame ihm hier zeigen wollte, um die Spielhallen und Bars konnte es sich ja wohl nicht handeln. Itachi fiel auf, dass sich überwiegend Männer auf den Straßen aufhielten, er sah nur wenige Frauen. Zudem schienen sie gut angeheitert zu sein, wenn er so beobachtete, wie sie durch die Gegend wankten. Einige grölten laut, hielten einander im Arm, doch das schien normal zu sein, da sich niemand daran störte. Itachi selbst fand es unangenehm, folgte einfach Kisame, dem die meisten Menschen ohnehin lieber auswichen. Niemand schien Gefahr laufen zu wollen, die Wut des Hünen auf sich zu ziehen, indem man ihn anrempelte. Als Kisame endlich zum Stehen kam, brauchte der Uchiha einen Moment, um zu realisieren, wo genau er ihn hingeführt hatte. Das konnte nicht das sein, was Itachi dachte, was es war. Niemals. Kisame würde nicht…doch in dieser Sekunde drehte sich sein Partner zu ihm um und Itachi erkannte schon an seinem belustigten Blick, dass es genau das war, wonach es aussah. Die Miene des Uchihas kühlte merklich ab und er wandte sich ab, wollte direkt kehrtmachen. „Itachi! Jetzt warte doch mal!“ Eine vertraute Pranke schloss sich um seine Schulter und Itachi sah nur mit viel Beherrschung davon ab, sie abzuschütteln. Stattdessen atmete er tief durch und drehte sich zu dem Hünen um, erwiderte dessen Blick eisig. „Das ist ein Bordell.“ Kisames Mundwinkel zuckten bei seinen Worten, es fiel ihm wohl sehr schwer, sein Grinsen zu unterdrücken. „Das erkennst du also…“ „Lass mich los.“ „Schön, aber du bleibst hier stehen, verstanden? Hör mir erstmal zu, bevor du abhaust.“ Itachi konnte sich zwar nicht vorstellen, welcher Grund ihn dazu bringen sollte, hierzubleiben, aber er nickte knapp. Die roten Leuchtbuchstaben sprangen einem geradezu obszön ins Auge und der Name ließ keinen anderen Schluss zu. Auf die Erklärung war er ja mal gespannt… „Erstmal, wir sind nicht hier, weil ich dich bloßstellen will oder so“, begann sein Partner und Itachi hob unbeeindruckt eine Braue. „Sieh es einfach als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk – du wirst doch diesen Monat 18? Ich dachte mir einfach, dass es langsam Zeit wird und dass es dir gut tun würde. Was die Kosten angeht, da lass ich mir schon was einfallen, keine Sorge. Der Laden ist sauber und die haben einige hübsche Mädels da, hab ich gestern schon überprüft, also musst du diesbezüglich keine Bedenken haben.“ Itachi starrte ihn ohne jede Regung an und bekam das Gefühl nicht los, dass ihr Gespräch bezüglich Frauen in Konoha nicht ganz unschuldig an dieser Misere war. „Ich bin minderjährig“, erinnerte er Kisame trocken, was diesen jedoch grinsen ließ. „Ja, was das angeht, das habe ich bereits geregelt.“ Itachi wollte erwähnen, dass er nichts hätte regeln brauchen, doch er wusste, dass er damit auf taube Ohren stoßen würde. Vermutlich war seine Abneigung gegen dieses Milieu spürbar, doch Kisame ignorierte es. Abermals schweifte sein Blick an Kisame vorbei, erfasste eine leicht bekleidete Blondine, die neben einem der Türsteher posierte und ihm doch tatsächlich zuzwinkerte. Was um alles in der Welt hatte Kisame nicht daran verstanden, dass er an so etwas kein Interesse hatte? Sein Blick glitt wieder zu seinem Partner, der ihm soeben beide Hände auf die Schultern legte. „Ernsthaft, gib der Sache eine Chance, Itachi.“ Erst jetzt fiel dem Uchiha auf, dass der Hüne auf das höfliche Suffix verzichtete und ihn ungewohnt vertraut ansprach. Nun, in dieser verqueren Situation war das wohl auch angebracht…und er selbst bestand ohnehin nicht darauf. „Du wirst dich danach besser fühlen“, behauptete Kisame überzeugt und drückte einmal seine Schultern, ehe er ihn wieder losließ. „Du bist kein Kind mehr, also hab dich nicht so!“ Itachi verbiss sich einen entsprechenden Kommentar, während er mit sich haderte. Er hatte nur zwei Optionen, es durchziehen oder nicht. Auch wenn er lieber gegangen wäre, wusste er, dass Kisame in dem Fall beleidigt sein würde. Davon abgesehen, dass er ihn wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit damit aufziehen würde. Was hatte er schon zu verlieren, wenn er da reinging und es sich zumindest mal ansah? Seine Würde, seinen Stolz…und das, worauf Kisame wohl hoffte, dass er es verlor. Er atmete durch, schoss dem Hünen einen finsteren Blick zu. „Na gut.“ Für wenige Sekunden starrte Kisame ihn an, als sei er eine Erscheinung – er hatte also nicht mit seinem Einverständnis gerechnet. Kein Wunder, schließlich hatte Itachi das bis jetzt auch nicht vorgehabt. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf Kisames Gesicht und er bedeutete ihm, ihm zu folgen. Itachi hatte bislang keinen Grund gehabt, sich für solche Milieus zu interessieren. Sicher, er hatte schon geahnt, wohin Kisame in manchen Nächten verschwand, doch es war ihm stets gleichgültig gewesen. Er war mit 7 Jahren Ge-nin geworden und von da an hatte sich sein Leben um Missionen und das Überleben gedreht. Das hier war eine Situation, mit der er sich nie hatte konfrontieren müssen. Das Licht im Inneren des Bordells war gedämmt, was die rot gefärbten Wände nicht so aufdringlich wirken ließ, wie es sonst der Fall gewesen wäre. Es gab cremefarbene Sitzecken, in denen schon einige Männer saßen und sich Drinks bestellten, während sie den beiden knapp bekleideten Frauen, die jeweils auf einem Podest an der Stange tanzten, zusahen. Die Musik war eine schwere Melodie, die die anrüchige Stimmung im Raum noch verstärkte. Das Alter der jungen Frauen, die bei den Männern saßen oder Getränke brachten, variierte, jedoch schätzte er keine über 30 Jahre. Itachi fragte sich, wie viele wohl minderjährig wie er selbst waren – und wie viele dies durch die Schminke kaschierten. Er fühlte sich nicht wohl hier, konnte daher nicht verstehen, wieso Kisame solche Orte manchmal aufsuchte. Sein Partner winkte ihn mit sich, deutete auf die Bar, wo er bei einem bulligen Kerl Sake orderte. Itachi lag der Widerspruch auf der Zunge, doch er schluckte ihn herunter; ein Schälchen würde ihn nicht umbringen, nicht wahr? „Entspann dich“, riet Kisame ihm. „Deswegen sind wir schließlich hier.“ „Du bist deswegen hier“, erwiderte Itachi leise und nahm eines der Schälchen an sich. Er hatte sich bislang immer geweigert, Alkohol zu probieren, schon allein weil er die Sinne trübte. Jetzt allerdings erschien ihm das gar nicht so verkehrt. „Du könntest dich ruhig etwas mehr über meine Bemühungen, dir etwas Gutes zu tun, freuen“, bemerkte Kisame mit seinem typischen Grinsen. Itachi schnaubte bloß, ehe sie ihre Schälchen hoben und einen Schluck nahmen. Der scharfe Geschmack brannte sowohl auf seiner Zunge als auch in seiner Kehle. Er musste sich zusammennehmen, um nicht das Gesicht zu verziehen, und trank stattdessen einen weiteren Schluck. Es wurde dadurch nicht wirklich besser, aber immerhin wärmte die Flüssigkeit von innen. „Also...sieh dich in Ruhe um“, forderte Kisame ihn auf. „Was ist dein Typ?“ Um nicht antworten zu müssen, nippte er wieder an dem Schälchen, ließ den Blick schweifen. Was sein Typ war? Itachi konnte nicht behaupten, einen Typ zu haben…er hatte sich nie Gedanken darum gemacht, was er als attraktiv einstufte. Die meisten Frauen, mit denen er ein wenig Kontakt hatte, waren seine Feinde – und dementsprechend schnell tot. Sicher, er schätzte Konan und man konnte wohl sagen, dass sie recht hübsch war...Punkt. Damit hörte es auf. „Kurvig? Schlank? Dunkelhaarig? Blond?“, zählte der Hüne auf und heftete seinen Blick dabei auf eine üppige Brünette, die einen sehr knappen Slip und einen ebenso knappen BH trug. Das schwarze Stück Stoff bedeckte gerade mal die Brustwarzen und Itachi wandte sich ab. Es gehörte sich einfach nicht, Frauen so anzustarren, auch wenn sie ja unter anderem deswegen hier waren. Es war nicht mal so, dass es ihn peinlich berührte…es kam ihm falsch vor. Mochte Kisame seine Reaktion deuten, wie er wollte. „Also eher nicht“, murmelte sein Partner und sah sich weiter um. In diesem Moment kamen zwei junge Frauen auf sie zu, von denen die Dunkelhaarige zierlicher gebaut war. Itachi konnte sich nicht helfen, aber die knappen Röcke trugen nicht dazu bei, dass sich seine Meinung großartig änderte. Das Unwohlsein blieb und er nahm noch einen Schluck Sake, während Kisame sich nicht genierte, die beiden ausgiebig zu mustern. „Schönen Abend“, säuselte die Blonde und stützte sich am Tresen ab. „Hm…dich kenn ich doch! Du warst gestern schon hier, richtig?“ Ihre blauen Augen funkelten Kisame an, welcher ihren Blick mit einem amüsierten Grinsen erwiderte. „Erwischt“, gab er zu. „Muss ja mächtig Eindruck gemacht haben, wenn du dich an mich erinnerst.“ „Wer weiß~“ Flirteten die gerade miteinander? Es schien ganz so und als wäre das nicht unangenehm genug, sah ihn die andere mit einem Ausdruck an, der ihn an eine Katze, die Beute im Visier hatte, erinnerte. „Dein Freund sieht aus, als könnte er ein wenig Spaß vertragen…“, meinte die Blonde und zupfte beiläufig an ihrem Ausschnitt. Kisame gab ein kehliges Lachen von sich, ehe er zum wiederholten Mal mit viel Schwung seine Pranke auf Itachis Schulter niedersausen ließ. „Das kann man wohl sagen!“, erwiderte er und funkelte ihn an. „Ist sein erstes Mal…“ Wie war das noch gleich? Er wollte ihn nicht bloßstellen? Schade, dass Kisame mittlerweile gegen seine vernichtenden Blicke immun war. „Oh?“, kam es nun interessiert von der anderen. „So ist das also…deswegen bist du so schüchtern, hm? Dabei gibt’s dafür gar keinen Grund~“ Itachi war tatsächlich versucht, zurückzuweichen, als die Brünette sich vorbeugte und ihm somit nicht nur zu nahe kam, sondern ihm auch noch einen großzügigen Blick in ihr Dekolleté gewährte. Kisames Finger umklammerten immer noch seine Schulter, was die Sache nicht besser machte. Kein Fluchtweg. Andererseits…wollte er sich diese Blöße wirklich geben? „Bist wohl nicht der Gesprächigste, was?“, fuhr sie fort und grinste verschlagen. „Keine Sorge…ich hab bisher noch jede Zunge gelockert~“ Itachi erwiderte den lauernden Blick ihrer grünen Katzenaugen unbeeindruckt. „Da bin ich sicher…“, murmelte er knapp und sie schmunzelte. „Ich merke schon, wir werden uns gut verstehen~“ Itachi kam der Gedanke, dass er der Einzige war, der keinen Spaß an der Sache hatte, denn Kisame griff direkt in seine Hosentaschen und holte ein Bündel Scheine hervor. Unweigerlich stellte er sich vor, wie sein Partner Kakuzu erklärte, für was er das kostbare Geld verschleudert hatte. „Da es so schön zwischen euch beiden funkt…hier! Macht was draus! Wir treffen uns später draußen.“ Mit diesen Worten drückte er ihm die Scheine in die Hand und schubste ihn nach vorn, so dass er beinahe gegen die junge Frau stolperte. Bevor er etwas sagen konnte, hatte diese schon sein Handgelenk gepackt und mit sich gezogen. „Viel Spaß!“, hörte er Kisame noch rufen und verfluchte ihn stumm. Als Itachi wenig später auf der Matratze eines schwarzen Lederbetts saß, wusste er, dass er spätestens jetzt keinen Rückzieher mehr machen konnte. Die junge Frau strich sich ihre halblangen, dunkelbraunen Haare zurück, ehe sie ein paar Schritte auf ihn zumachte, bis sie vor ihm stand. Itachi fand es schwer, ihr Alter zu schätzen, doch viel älter als er selbst war sie vermutlich nicht. Der Raum unterschied sich nicht sonderlich von dem, was er unten gesehen hatte, ebenso verhielt es sich mit der Musik. Er blickte auf, als sie plötzlich begann, ihre Hüften zu bewegen und dabei betont langsam ihren Rock herunterschob. Ihre Taille war recht schmal, die Beine schlank…allgemein konnte man sie wohl als gut gebaut bezeichnen. Sie streifte ihr Top und den BH ab, ließ beides auf den Boden fallen, ehe sie ihm noch näher kam und sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf seinem Schoß niederließ. Unweigerlich spannte er sich an, verspürte direkt das Bedürfnis, sie einfach von sich runterzuschieben und Abstand zwischen sie beide zu bringen. „Bist wohl nervös?“, raunte sie ihm zu, während sie ihre Brüste gegen seinen Oberkörper drückte. „Das vergeht gleich…“ Vielleicht war er tatsächlich nervös. Möglicherweise war das der Grund dafür, dass er absolut nichts fühlte – abgesehen von dem Bedürfnis, sie wegzuschieben. Er zuckte zusammen, als sie ihre vollen Lippen gegen seinen Hals presste, dabei ihr Becken auf ihm kreisen ließ. Er vernahm den Duft ihres süßlichen Parfüms, ihre Finger, die unter sein Shirt fuhren. Er hatte unten Männer gesehen, die sich bei weit weniger Körperkontakt an die Hose gegriffen hatten. Bei ihm regte sich nichts. Weder emotional noch körperlich. „Nicht schlimm…“ Itachi hob eine Braue, als er die Worte gegen seinen Hals genuschelt hörte. Dachte sie, dass ihn das beschämte? Dass er sich nun gekränkt fühlte, weil es nicht funktionierte? Wie auch immer das normalerweise funktionierte...er kannte da nur die Theorie. Sie schubste ihn nach hinten aufs Bett und beugte sich über ihn, suchte seinen Blick, während sie sein Shirt hoch schob. Itachi heftete die Augen an die Zimmerdecke, sich fragend, wie viele Menschen es schon auf dieser Matratze miteinander getan hatten. Wahrscheinlich nicht der beste Gedanke, um in Stimmung zu kommen. Die junge Frau schien das nicht zu stören, denn sie küsste sich gerade über seinen Bauch. Es fühlte sich nicht furchtbar an, sogar ein bisschen angenehm, da ihre Lippen recht weich waren… Ob Kisame wohl gerade mehr Spaß hatte als er? Gut vorstellbar, so wie er von Sex sprach. Diese Blonde schien ihm gefallen zu haben, obwohl der Hüne im Allgemeinen öfter Dunkelhaarigen nachsah. Kurvige Brünette oder Schwarzhaarige, die obenrum gut gebaut waren. Wenn er jedoch an Kisames muskulösen Körper und das entsprechende Gewicht dachte, war das wohl auch besser so. Zierliche Frauen würden unter ihm wohl zerbrechen, vor allem wenn er so an das Temperament des Hünen dachte, wenn dieser in einen Kampf verwickelt war. Kisame verlor im Rausch gern mal die Kontrolle. Er schrak hoch, als sie plötzlich die Hand in seine Hose schob, und damit Stellen berührte, an denen er nicht berührt werden wollte. „Das wird dir gefallen~“ Wenn er ehrlich war, bezweifelte er das doch stark. Vielleicht lag es auch an der Tatsache, dass er diese Frau bezahlte, er hatte keine Ahnung. Fazit war, dass er es versucht hatte und nicht mochte. Als sie die Hand noch weiter in seine Hose schob, packte er sie am Gelenk, hielt sie fest. Ein verärgerter Blick traf ihn, als er die Hand aus seiner Hose entfernte. „Du musst mich schon loslassen und machen lassen!“ Er ignorierte die Worte und erhob sich, richtete seine Kleidung, während sie sich seitlich aufs Bett legte und ihn aus verengten Augen musterte. „Damit das klar ist – du bezahlst mich trotzdem!“, meinte sie eine Spur zickiger und stützte das Kinn auf die Hand. „Ist ja nicht meine Schuld, dass das hier nicht funktioniert.“ Nun, das konnte er nicht leugnen, schließlich schien ihre Masche bei anderen Männern anzukommen, so gut wie das Bordell besucht war – und Kisame schien ja auch der Meinung zu sein, dass man hier gut seine Zeit vertreiben konnte. Von daher zog er das Bündel Scheine aus der Tasche und reichte es ihr, wobei sein Blick noch einmal flüchtig über ihre halbnackte, schlanke Gestalt glitt. Schön anzusehen war sie zweifellos – aber nichts daran reizte ihn. Vielleicht lag es ja wirklich an der Situation an sich. Wie auch immer, es spielte eigentlich keine Rolle. Sie fing seinen Blick auf, runzelte die Stirn, ehe sie das Bündel Scheine an sich nahm. „Mach dir keinen Kopf, ich werde es deinem Kumpel nicht stecken, okay?“, versprach sie dann etwas versöhnlicher, ehe sie schmunzelte. „Ich kann mir schon denken, was los ist…leider können wir hier nicht damit dienen. Da musst du schon woanders hingehen.“ Itachi stutzte für einen Moment, sah sie irritiert an. „Woanders?“ Sie grinste bloß und winkte ab, schien das nicht weiter ausführen zu wollen. Na ja, es war nicht so, dass er es unbedingt wissen musste. Diese Frau kannte ihn kaum, also konnte sie sich darüber, was er brauchte, keine allzu qualifizierte Meinung bilden. Wie er es sich gedacht hatte, schien Kisame die Zeit nicht ungenutzt verstrichen lassen zu haben, denn Itachi wartete mehr als eine halbe Stunde draußen auf ihn. Seine Haare wirkten zerzauster als sonst und er machte einen überaus zufriedenen Eindruck. „Und? Wie war es?“, erkundigte sich der Hüne gut gelaunt bei ihm. Er rieb Kisame besser nicht unter die Nase, dass er ihr Geld für nichts verschwendet hatte. Wobei auch negative Erfahrungen wertvoll sein konnten, aber das würde Kisame wohl nicht gelten lassen. Innerlich seufzte er, auch wenn er äußerlich stoisch wie eh und je wirkte; was machte eine weitere Lüge schon aus? „Es war eine Erfahrung“, gab er reserviert zurück und Kisame blinzelte. „Eine gute, hoffe ich doch?“ „Eine kurzweilige.“ Er verstand nicht ganz, warum Kisame daraufhin noch breiter grinste. Die scharfen Zähne blitzten ihm entgegen, doch mittlerweile fühlte er sich dadurch nicht mehr bedroht. „Keine Sorge, das ist beim ersten Mal immer so!“, behauptete sein Partner. „Die Ausdauer kommt mit der Zeit.“ Na gut, jetzt verstand er, was Kisame in seine unbedachte Aussage hineininterpretiert hatte. Von ihm aus konnte er das ruhig denken. Und schon wieder legte sich die große Hand des Hünen auf seine Schulter, drückte diese einmal fest. Das wurde an diesem Abend wohl zur Gewohnheit. „Gern geschehen!“, verkündete Kisame schmunzelnd. Glücklicherweise erwartete er anscheinend keinen Dank von ihm, denn das wäre wirklich zu viel verlangt. Er nickte nur, woraufhin der Hüne vorschlug, dass sie wieder zurück zum Gasthaus gingen. Die erste vernünftige Idee an diesem Abend, doch er hütete seine Zunge, das laut auszusprechen. Wie er Kisame bereits mitgeteilt hatte – es war eine Erfahrung gewesen. Eine eigenartige Erfahrung, die er nicht zu wiederholen gedachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)