Blutschwur von lunalinn (Bis in den Tod...) ================================================================================ Kapitel 27: Team ---------------- Er würde nicht entkommen können, hatte keine Zeit mehr, sich aus der klebrigen Masse, die ihn an Ort und Stelle festhielt, zu befreien. Das riesige, achtbeinige Monster stürmte auf ihn zu, würde ihn unter sich begraben. Waffen würden ihm nicht viel bringen, um sie abzuwehren – ihm blieb keine andere Möglichkeit, als Katon zu nutzen, auch wenn er somit Gefahr lief, den Wald niederzubrennen. Viel Zeit zum Überdenken seiner Optionen blieb ihm nicht, so dass er die Hände hob, um Fingerzeichen zu schließen. Er holte Luft, bereit, das Feuer zu speien und die Spinne davon abzuhalten, ihm jeden Knochen im Leibe zu brechen. Bevor er dies jedoch tun konnte, verlor das riesige Tier plötzlich das Gleichgewicht und kippte zur Seite, bretterte die letzten Meter über den Boden und ließ ihn erbeben. Itachi stockte, ließ die Finger sinken – anscheinend wurde sein Vertrauen in seinen Partner nicht enttäuscht. Kisame wirkte ein wenig mitgenommen, doch sein Blick war entschlossen, als er Samehada, mit dem er der Spinne soeben eines ihrer Beine abgetrennt hatte, schulterte. Das Tier hatte nur wenige Meter vor ihm gestoppt, schien jedoch nicht am Ende zu sein, denn es rappelte sich gerade wieder hoch und stieß ein kreischendes Geräusch aus, ehe es sich erneut auf seinen Partner stürzte. Itachi fuhr herum, wich den Kunai, die auf ihn zurasten, aus, indem er sich unter ihnen hinwegduckte. Kisame würde das Monster übernehmen – er selbst hatte seine eigenen Gegner, um die er sich kümmern musste. Einer tauchte direkt vor ihm auf, versuchte ihm das Knie ins Gesicht zu rammen, solange er in der Hocke war. Itachi riss rechtzeitig beide Arme hoch, schützte sich somit, wobei ihm beinahe die Bewegung hinter ihm entgangen wäre. Er fuhr direkt wieder hoch, rammte dem Mann in seinem Rücken den Kopf gegen das Kinn und verpasste dem anderen einen gezielten Schlag gegen die Gurgel. Röchelnd sackte der Mann in sich zusammen, schien keine Luft mehr zu bekommen. In der nächsten Sekunde fand er sich in einem Würgegriff wieder, spürte, wie ihm nun selbst die Luft abgedrückt wurde. Der Uchiha spannte sich an, während ihn der Anführer der Bande zu erdrosseln versuchte. Er kratzte mit einer Hand über die Arme des Mannes, rammte diesem den freien Ellenbogen mit so viel Wucht wie möglich in den Magen. Die Haut kam ihm vor wie Stahl, doch er vermutete, dass der Mann einen Brustschutz unter der Kleidung trug. Itachi wand sich, so gut es ihm in der momentanen Lage gelang, riss den Kopf nach hinten und versuchte dabei, ruhig zu bleiben. Etwas, das nicht einfach war, wenn man langsam erwürgt wurde. Vor seinen Augen begann die Umgebung zu flackern, das Rauschen in seinen Ohren dämmte die Geräusche um ihn herum. Ohne Vorwarnung ließ er seinen Körper erschlaffen, sackte in sich zusammen, was den Mann unweigerlich stocken ließ – und Itachi die Gelegenheit gab, nun sein ganzes Gewicht gegen ihn zu schmeißen. Der Mann strauchelte und lockerte den Griff, woraufhin Itachi sich aus diesem befreien konnte. Keuchend rang er nach Luft, spürte sein Herz rasen, doch er hatte keine Zeit, sich zu erholen. Immer noch steckte er in den klebrigen Fäden fest, konnte daher keinen Abstand gewinnen. So schnell es ihm möglich war, zückte er ein Shuriken, rammte es dem Mann in die Halsschlagader, als dieser ihn erneut packen wollte. Blut spritzte ihm entgegen, die Augen seines Gegenübers weiteten sich panisch, während er sich verzweifelt die Finger auf die zerfetzte Stelle drückte. Ein Schrei ertönte hinter ihnen und Itachi riss den dem Tode geweihten Mann an dessen Kleidung herum, um ihn wie einen Schutzschild zu nutzen. Noch mehr Blut besudelte ihn, doch zumindest hielt der Körper den Angriff des verbliebenen Shinobi ab. Das Wakizashi blieb in der Brust stecken und sein Gegner starrte ihn schockiert an, während Itachi ihn mithilfe eines einfachen Gen-Jutsus paralysierte. Er riss das Wakizashi aus der Brust des Toten und befreite sich damit mühselig aus der klebrigen Masse an seinen Schuhen, ehe er es dem immer noch gelähmten Shinobi durch die Kehle zog. Mit einem dumpfen Geräusch fiel der leblose Körper zu Boden und noch mehr Blut färbte ihn rot. Im selben Moment ertönte hinter ihm ein Knacken und er fuhr herum, sah, wie sein Partner mit dem verbliebenen Greifer der Spinne gegen einen Baum gedrückt wurde. Unter dem Gewicht des Tieres schien das Holz zu bersten, doch bevor dies passieren konnte, bewegte sich der haarige Unterkörper nach vorn und der Stachel an diesem bohrte sich durch Fleisch und Knochen des Haimenschen. Ein Ruck glitt durch Itachis Körper und er packte das Wakizashi so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Blut rann seinem Partner aus dem Mund, als sich der Stachel in dem verletzten Fleisch bewegte und Itachi spürte, wie ihm übel wurde. Das Vieh würde Kisames Organe zerreißen. Er verlor keine Zeit mehr, wetzte los, um sich mit schnellen Bewegungen auf den breiten Rücken der Spinne zu schwingen und ihr das Wakizashi in den Panzer zu rammen. Das Monster stieß erneut dieses furchtbare Kreischen aus, begann, sich herumzuwerfen, um ihn abzuschütteln. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Kisame an dem Baum hinabsackte, jedoch mit zusammengebissenen Zähnen nach Samehada griff, welches gerade auf ihn zu robbte – anscheinend hatten beide viel abbekommen. Kisames Magengegend blutete stark und er presste seine Hand so fest auf das Loch in seinem Fleisch, als befürchtete er, seine Eingeweide könnten herausfallen. Itachi hoffte, dass sein Partner in der Lage war, die Blutung schnell genug zu stoppen. Sie brauchten einen Medic-nin, der das wieder in Ordnung brachte. Bei der Vorstellung, Kisame könnte hier sterben, setzte sein Verstand für wenige Sekunden aus… Er reagierte zu spät und konnte sich gerade noch von der Spinne werfen, bevor diese ihn unter sich zermalmte, indem sie sich auf Rücken schmiss. Er kam hart und viel zu schnell auf dem Boden auf, so dass er sich nicht abrollen konnte. Mühsam raffte er sich auf, denn die riesige Spinne tat es ebenfalls, stürmte wieder auf ihn zu. Bevor diese ihn jedoch erwischen konnte, riss ihr eine riesige Flutwelle die Beine weg und obwohl Itachi jeden Knochen im Leib spürte, schaffte er es, ihr zu entgehen, indem er in der letzten Sekunde auf einen der Äste über ihm sprang. Er sah, wie Kisame unter ihm erneut Fingerzeichen schloss, während Samehada von allein auf das benommene Tier zuschoss, um sich in einem der Beine zu verbeißen. „Suiton: Daikoudan no Jutsu!“ Kaum vernahm das geschuppte Schwert die Stimme seines Besitzers, ließ es von der Spinne ab, die von dem riesigen, aus Wasser bestehenden Hai verschluckt wurde. Ein Knall ertönte, noch bevor man irgendetwas erkennen konnte – und das Vieh war verschwunden. Itachi starrte seinen Partner an, der von seiner Wunde nicht das Geringste zu spüren schien, so aufrecht, wie er stand. Als sich Kisame zu ihm umdrehte und nach oben sah, lag das altbekannte Grinsen auf seinem Gesicht. „Was denn?“, meinte er spöttisch. „Dachtest du, dass ich so leicht zu töten sei?“ Itachi dämmerte, was passiert sein musste, als er bemerkte, wie Samehada zurück an die Seite seines Meisters robbte und sich an dessen Seite schmiegte, als sei es ein Hund, der nach Streicheleinheiten verlangte. Sicher, Samehada fraß Chakra und es war in der Lage, dieses an Kisame weiterzugeben. Itachi konnte sich nicht einmal darüber ärgern, nicht gleich darauf gekommen zu sein, denn dazu war er zu erleichtert, auch wenn er es nicht zugegeben hätte. Er sprang von dem Ast, landete neben seinem Partner, der gerade seine Wunde begutachtete, von der nichts mehr zu sehen war. Die Haut war noch gereizt, daher ein wenig gerötet, doch das Loch beschränkte sich nur noch auf den Stoff des Mantels, das Fleisch war bereits zugeheilt. „Wenn es dir so gut geht, sollten wir direkt weiter“, erwiderte er, ohne auf die Worte zuvor einzugehen. Kisame tätschelte Samehada einmal die violetten Schuppen, ehe er es sporadisch wieder in seine Verbände wickelte. Nicht so ordentlich wie sonst, aber dafür hatten sie auch keine Zeit – ihr Kampf war nicht besonders unauffällig gewesen. „Was ist mit dir? Dein Hals sieht übel aus…“, bemerkte der Haimensch, während er Samehada auf seinem Rücken befestigte. „Es ist nichts.“ Das war nicht ganz die Wahrheit, denn wenn er ehrlich war, schmerzte er schon. Sicher würde sein Hals in ein paar Tagen in schillernden Farben leuchten, doch damit konnte er leben. Kisame verdrehte die Augen, schüttelte nur den Kopf, ehe er sich nach dem Metallkoffer umsah. Er fand ihn schnell, hob ihn vom Boden auf und nickte ihm dann zu. „Von mir aus können wir-“ Itachi warf seinem Partner einen fragenden Blick zu, als dieser plötzlich stockte. Bildete er es sich ein oder war Kisame gerade noch etwas blasser geworden? Bei seiner Hautfarbe war das schwer zu sagen, doch der Hüne winkte schließlich ab. „Ist nichts“, wich er ihm aus und kam auf ihn zu. „Lass uns weiter.“ Itachi zog die Brauen hoch, sagte aber nichts dazu, sondern folgte Kisame, der anscheinend schnell los wollte. Vielleicht war die Wunde doch nicht vollständig verheilt und sein Partner wollte sich bald in einer Unterkunft ausruhen. Er tat es dem anderen gleich und sprang auf einen der Äste, um ihren Weg über die Bäume fortzusetzen. Zwar bekam er schlecht Luft, doch ansonsten fühlte er sich gar nicht so furchtbar – bei Kisame war er in diesem Fall nicht so sicher. Er schloss zu diesem auf, wollte ihn gerade ansprechen, als er bemerkte, dass seinem Partner der Schweiß auf der Stirn stand. Abwesend starrte er vor sich hin, wobei seine Sprünge mit jedem Mal kraftloser wurden. Beim nächsten rutschte er ab und Itachi konnte ihn gerade noch an der Schulter packen, jedoch nicht verhindern, dass er mit ihm zu Boden stürzte. Sie landeten auf den Füßen, doch Kisame zog ihn sofort neben sich auf die Knie. Itachi stützte ihn, hielt ihn einigermaßen aufrecht, was das Gewicht des Hünen – inklusive Samehada – allerdings erschwerte. Er hörte ihn leise keuchen, eine Hand presste er wieder auf die Stelle, wo ihn der Stachel durchbohrt hatte. „Kisame?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf, schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. Der Metallkoffer lag ein paar Meter weiter, doch keiner von ihnen verschwendete gerade einen Gedanken daran. Sie konnten so nicht weiter und wenn Itachis Vermutung stimmte, benötigte Kisame dringend medizinische Hilfe. Mit Gift kannte sich der Uchiha nicht gut genug aus, als dass er eine große Hilfe sein würde. Wieder wurde ihm die Kehle eng, seine Gedanken fieberten…wie sollte er so schnell jemanden auftreiben, der Kisame behandeln konnte? Es war schwer genug, hier draußen einen Arzt zu finden, doch als Nuke-nin war es noch einmal eine ganz andere Sache. „Mach nicht so ein Gesicht.“ Itachi warf dem Hünen einen Seitenblick zu, als dieser plötzlich die Stille brach. „In ein paar Stunden…wird es mir besser gehen. Das sind vermutlich nur…die Nachwirkungen vom Gift…“ Itachi glaubte ihm nicht ganz, ließ aber zu, dass Kisame aufstand, auch wenn er dabei wankte. Abermals stützte er ihn und der Fakt, dass ihn der Ältere kommentarlos machen ließ, bekräftigte nur, dass es diesem alles andere als gut ging. Sein Atem ging rasselnd und seine Augen wirkten trüber als sonst, das Funkeln darin fehlte. „Ich muss mich nur ausruhen“, murmelte er. „Dann…geht das schon…“ Itachi wusste nicht, ob er dem Glauben schenken konnte, doch er nickte bloß. Erstmal mussten sie irgendwo unterkommen, wo sie einigermaßen geschützt waren. Vielleicht hatte Kisame ja Recht und Samehadas Chakra konnte das Gift neutralisieren? Vielleicht würde es ihm wirklich schnell besser gehen. Oder er starb an den Folgen. Der Gedanke fuhr ihm durch Mark und Bein, löste ein Gefühl in ihm aus, das viel zu unangenehm war. Kisame und er reisten nun so viele Jahre zusammen, dass er sich an ihn gewöhnt hatte. Kisame war die einzige Konstante in seinem Leben auf der Flucht. „…das Geld“, hörte er ihn brummen, während er ihn beim Gehen stützte. Itachi blickte starr nach vorn, kein Muskel zuckte in seiner Mimik. „Ist egal.“ Sie würden später zurückkommen können, um zu sehen, ob der Koffer noch herumlag, oder neues Geld beschaffen. Es war nicht von Bedeutung. Sein Partner äußerte sich nicht weiter dazu. Sie fanden schließlich Unterschlupf in einer Herberge nahe der Grenzen, auch wenn dies eigentlich Itachis letzte Wahl gewesen wäre. Zu viele Shinobi hielten hier Rast, so dass sie Gefahr liefen, erkannt und erneut gejagt zu werden. Allerdings blieb ihnen kaum eine Wahl, so dass er sich kurzerhand entschieden hatte, das Risiko einzugehen – und die Leute mit einem Gen-Jutsu zu belegen. Sie würden sich nur noch an das nette, junge Paar, das das Zimmer im Dachgeschoss gemietet hatte, erinnern. Sein Blick schweifte zu Kisame, der an der Wand lehnend saß und immer noch miserabel aussah. Samehada lag neben ihm, hatte ihm gerade noch etwas Chakra abgegeben, doch es war fraglich, ob das reichen würde. Itachi atmete durch, ehe er sich daran machte, den Futon auszurollen. Kisame blinzelte müde, als er ihn an der Schulter berührte, hob nur langsam den Kopf. „Kannst du aufstehen?“, fragte der Uchiha ruhig. Ein bejahendes Brummen folgte, doch Itachi stützte ihn lieber bis zum Futon, wo sich der Hüne auch direkt niederließ. Kurz zögerte er, half Kisame dann jedoch, sich aus dem Mantel zu schälen. Ihm entging nicht, wie sich dessen muskulöse Brust ungleichmäßig hob und senkte. Kein gutes Zeichen. Dass sich sein Partner überdies mit keinem Wort beschwerte, dass er das allein könne, half auch nicht wirklich. Itachi erhob sich, um sich ebenfalls den störenden Mantel auszuziehen und ins Bad zu verschwinden. Er kam mit einem nassen Lappen wieder und kniete sich neben Kisame, der sich auf die Seite gelegt und die Augen geschlossen hatte. Behutsam nahm er ihm das Stirnband ab, tupfte die Stelle darunter und den Nacken des Hünen ab. Er beobachtete, wie Kisame zuerst zusammenzuckte, ihn dann aber machen ließ. Immer noch fühlte sich Itachi nicht wohl bei dem Gedanken, einfach bis zum nächsten Tag zu warten. Sollte er nicht wenigstens versuchen, einen Medic-nin zu finden und ihn zu zwingen, Kisame zu behandeln? Was, wenn sie warteten und das Gift seinen Partner bis zum Morgen töten würde? Er konnte seine Bedenken nicht einfach abschalten, überlegte, ob er es verantworten konnte, Kisame allein zu lassen. Schließlich war Samehada hier – das Schwert würde seinen Partner im Ernstfall schützen – und Itachi hatte nicht vor, sonderlich lange wegzubleiben. Er war kein Fachmann, aber es sah nicht gesund aus, wie Kisame da lag, zitterte und Schweißausbrüche zu bekommen schien. Abermals tupfte er die Stirn des Hünen ab, haderte mit sich, ehe er einen Entschluss fasste. Kisame hob die Lider ein Stück, als er ihn zudeckte, doch es folgte kein Spott. Stattdessen wurde er irritiert dabei beobachtet, wie er sich aufrichtete. „…wohin gehst du?“, kam es gemurmelt. „Ich bin bald wieder da“, gab er zurück. „Ruh dich aus.“ Kisame sah aus, als würde er noch etwas sagen wollen, allerdings nickte er nur, schloss die Augen wieder. Vielleicht ahnte er, dass Itachi nicht einfach nur abwarten konnte – oder er vertraute Samehadas Chakra doch nicht hundertprozentig. Als er etwa zwei Stunden später zurückkam, lag Kisame immer noch auf dem Futon. Einerseits erleichterte dies den Uchiha, andererseits entging ihm nicht, dass der Hüne unter dem Stoff auch jetzt noch zitterte. Es ging ihm also dem Anschein nach nicht besser und Itachi war froh, dass ihm der Wirt eine Apotheke hatte nennen können. Auf dem Weg hatte er auch gleich Kakuzus Kopfgeld eingesammelt, um das Gegengift bezahlen zu können. Zwar hatte der Apotheker gemeint, dass man bei einer Vergiftung lieber ins Krankenhaus gehen oder einen Arzt zu Rate ziehen sollte, doch er hatte ihm letztendlich das Mittel verkauft – Itachi hatte ihm auch keine große Wahl gelassen. Er stellte den Koffer in der Ecke ab, neben Samehada, das regungslos auf dem Boden lag, und setzte sich dann zu Kisame. Ein paar Sekunden lang beobachtete er seinen Partner, der in einem unruhigen Schlaf gefangen zu sein schien. Die Augen zuckten unter den geschlossenen Lidern und sein Atem ging rasselnd. Die Decke war zur Hälfte heruntergerutscht und Itachi stellte fest, dass Kisame sein zerstörtes Shirt ausgezogen hatte – der Stoff lag zusammengeknüllt auf dem Boden. Vermutlich war es ihm zu warm gewesen, so wie er schwitzte. Aus einem plötzlichen Impuls heraus beugte er sich vor und streichelte dem Hünen vorsichtig über die heiße Wange. Kisame zuckte leicht, ehe er langsam die Lider hob, wohl einen Moment brauchte, um ihn zu erkennen. Itachi zog seine Hand wieder zurück, sah ihm dabei zu, wie er sich schwerfällig in eine sitzende Position aufrichtete. „…du bist zurück“, brummte er dann und rieb sich einmal über das Gesicht. „Ich habe ein Gegengift auftreiben können.“ Kisame schnaubte, als Itachi die kleine Spritze mit der grün schimmernden Flüssigkeit hervorholte. Es gab keine hundertprozentige Garantie, dass das Mittel gegen diese Art von Gift half, aber laut dem Apotheker konnte es auch nicht mehr Schaden anrichten. „Ich hab dir doch gesagt, dass das nicht nötig ist.“ „So, wie du aussiehst, bin ich mir da nicht sicher“, erwiderte der Uchiha, worauf Kisame kein gescheites Argument einzufallen schien. „Schon gut…danke“, meinte er und hielt ihm die Hand hin. „Gib her…ich mach’s selbst.“ Itachi zog skeptisch die Brauen zusammen. „Du zitterst“, bemerkte er und drückte ihn nach hinten. „Leg dich hin. Ich werde es machen.“ Zwar verdrehte Kisame die Augen, doch er protestierte nicht weiter, sondern legte sich auf den Rücken. Vielleicht konnte sein Körper das Gift tatsächlich von allein abbauen, doch Itachi war wesentlich wohler dabei, wenn er wusste, dass er alles getan hatte, um ihm zu helfen. Schließlich hatte Kisame damals in den Bergen auch sein Überleben gesichert – sie waren ein Team. Sein Partner verzog keine Miene, als Itachi ihm die Spritze in den Bauch gab, was nicht so schwierig war wie befürchtet; Kisames Haut war widerstandsfähiger als die anderer Menschen. Er legte die leere Spritze beiseite und holte eine Wasserflasche hervor, die er dem anderen reichte. „Du solltest mehr trinken.“ „Hm…“ Der Hüne setzte sich auf und nahm einen Schluck, ehe er ihm die Flasche wieder zurückgab. Abermals schien ihn die Müdigkeit zu überkommen, denn er fuhr sich über das Gesicht, schloss für ein paar Sekunden die Augen. Itachi gab ihm die Zeit, griff nach dem Lappen und ging noch einmal ins Bad, um ihn auszuwaschen. Als er zurückkam, lag Kisame wieder auf dem Rücken, die Decke über seinen Beinen ausgebreitet. Er sah nicht auf, als sich der Uchiha neben ihn kniete, um ihm wie schon zuvor den Schweiß von der Stirn zu tupfen. Er wusste nicht, ob Kisame es überhaupt mitbekam, denn er blieb still liegen, schlief möglicherweise wieder. Ungewöhnlich, denn sein Partner war sonst ein sehr wachsamer Mensch. Itachi kam jedoch sogleich der Gedanke, dass er dies selbst auch war – dennoch hatte er sich damals im Fieberwahn in Kisames Hände begeben. Gut, ihm war auch nichts anderes übrig geblieben, da er mehr als einmal ohnmächtig geworden war. Trotzdem hatte das ihr Vertrauen ineinander gestärkt. Viele ihrer Erlebnisse hatten dafür gesorgt, dass sie einander nicht mehr als Gefahr ansahen, sondern als Partner, die einander den Rücken freihielten. Itachi hätte zu Beginn ihrer Partnerschaft nicht damit gerechnet, dass sie sich auch nur im Entferntesten würden leiden können. Nun, hier saß er, direkt an Kisames Seite und kühlte dessen Stirn. Er hielt inne, als der Hüne sich plötzlich auf die Seite drehte und dabei leise brummend den Kopf in seinen Schoß schob. So tief schien er also nicht zu schlafen. Unschlüssig sah er auf Kisame herunter, der einfach so liegen blieb, das Gesicht halb an seinem Oberschenkel vergraben. Es gab zumindest für den Uchiha bequemere Möglichkeiten, doch er wollte Kisame auch nicht einfach so wegschieben. Er erinnerte sich daran, dass er früher so bei seiner Mutter gelegen hatte, während sie ihm die Haare gestreichelt hatte. Gerade wenn er krank gewesen war, hatte ihn das beruhigt. Auch Sasuke hatte schon in seinem Schoß gelegen…aber das war Familie gewesen. Unangenehm wäre die falsche Bezeichnung dafür gewesen, dass Kisame so bei ihm lag – dennoch war es irgendwie…intim? War das das richtige Wort? Er war nicht sicher. Musste er sich darüber überhaupt Gedanken machen? Dann lag Kisame eben in seinem Schoß. Was war schon dabei? Er versuchte die Wärme, die ihm unweigerlich in die Wangen stieg, zu ignorieren. Vermutlich hatte Kisame Recht gehabt und sie waren verkorkst. Itachi zumindest empfand es als ziemlich verkorkst, plötzlich so etwas wie Schamgefühl zu empfinden, nur weil sein Partner sich nicht wohl fühlte und daher seine Nähe suchte. Er drängte diese Gedanken beiseite und sah zu Kisame herunter, ehe er ihm zögernd durch die Haare fuhr. Da der Hüne den Schlaf brauchte, um sich zu erholen, würde er ohnehin wachbleiben müssen. Er musterte Kisames Gesicht, das nun etwas entspannter wirkte, während er die Finger in seinen Haaren vergrub, ihn zu kraulen begann. Wie lange es her war, dass er sich um jemanden gekümmert hatte. Ihm wurde dabei wieder einmal bewusst, wie schnell er hatte erwachsen werden müssen. Viel zu schnell. Er konnte sich nur noch an Bruchstücke seiner Kindheit erinnern, doch das meiste davon war von seiner Entwicklung zum Shinobi überschattet. Kisame meinte immer, er sei zu ernst, nicht locker genug…er bräuchte mal Spaß. Die Wahrheit war, dass Itachi nicht mehr wusste, wie sich das überhaupt anfühlte. Obwohl er seinem Partner vertraute, konnte er sich selten fallen lassen – schließlich standen sie auf der Fahndungsliste sehr weit oben. Sein Überleben sicherte das seines Bruders, weswegen es umso wichtiger war, sich keinen Fehler zu erlauben. Kisame konnte das nicht nachvollziehen, weil er nur für sich selbst lebte. Manchmal beneidete Itachi ihn darum. Ein leises Seufzen entwich seinen Lippen, während seine Finger Kreise durch Kisames Haar zogen. Er spürte die kleinen Wirbel darin, spürte den leichten Widerstand, wenn er hindurchfuhr. Still lauschte er dabei dem ruhiger werdenden Atem des Hünen, seinen Blick auf dessen Profil gerichtet. Kisame und er unterschieden sich äußerlich so sehr, wie es charakterlich der Fall war; angefangen bei dessen markanten Zügen und der blassblauen Haut, die sich untypisch rau anfühlte, wenn man darüber strich. Seine dunklen Augen blieben einen Moment lang auf den Kiemen ruhen, ehe er diese vorsichtig mit den Fingerkuppen berührte. Als Kisame daraufhin leicht zuckte, zog er die Hand wieder zurück, widmete sich lieber wieder den blauen Haaren. Er wollte ihn nicht wecken. Unweigerlich glitt sein Blick zu Kisames Torso, der sich schon viel regelmäßiger hob und senkte – nicht mehr so abgehackt wie zuvor. Ein gutes Zeichen, das Itachi ein bisschen beruhigte, denn viel mehr, als er bereits getan hatte, konnte er nicht machen. Während er Kisame so betrachtete, musste er daran denken, wie harmlos das sogenannte Monster aus Kiri-Gakure gerade wirkte. Wenn er an den Blutrausch von vor einigen Tagen dachte, war das irgendwie ironisch. Andererseits hatte er im Laufe der Jahre festgestellt, dass diese blutrünstige Seite nur eine von vielen war, die Kisame ausmachten. Der Hüne war paradoxerweise ein angenehmer Gesprächspartner und sehr loyal, wenn man sich mit ihm anfreundete. Freunde…waren sie das? Der letzte Freund, den Itachi gehabt hatte, war Shisui gewesen und nach dessen Selbstmord hatte er niemanden mehr an sich herangelassen. Es war auch nicht möglich gewesen. Dass Kisame und er ein Team waren, lag auf der Hand…vielleicht war Freundschaft etwas zu viel des Guten. Schließlich waren sie nur eine Zweckgemeinschaft, nicht wahr? Man belog seine Freunde nicht und Itachi hatte Kisame nicht nur einmal belogen, seitdem sie zusammen reisten. Trotzdem konnte er nicht leugnen, dass er den Haimenschen gern hatte. Andernfalls hätte er abgewartet, anstatt nach einem Gegengift zu suchen. Nein, er schätzte Kisame als Person und er war ihm wichtig geworden. Ihn hier bei sich liegen zu haben und zu sehen, dass er nicht mehr so stark zitterte und gepresst atmete, erleichterte ihn. Itachi war froh, dass er für ihn da sein konnte, so wie er damals dankbar gewesen war, dass Kisame sich um ihn gekümmert hatte. Vielleicht war es gar nicht so wichtig, als was man ihre Beziehung bezeichnete…solange sie beide damit zurechtkamen. Zumindest Itachi hatte kein Problem damit – im Gegenteil, es fühlte sich gut an, gebraucht zu werden. Für jemanden da zu sein, der einem wichtig war. Auch wenn er wusste, dass es nicht für immer sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)