Blutschwur von lunalinn (Bis in den Tod...) ================================================================================ Kapitel 32: Ame-Gakure ---------------------- Düstere Wolken hatten sich über ihnen zusammengebraut, während sie dem Dorf, das seinen Namen zu Recht trug, näher kamen. Obwohl es erst Mittagszeit war, kam es ihnen vor, als neigte sich der Tag bereits dem Ende. Die hohen, ungleichmäßigen und oftmals schiefen Gebäude ragten vor ihnen auf, wobei ihr Ziel besonders hervorstach. Die groteske Fratze einer erzürnten Gottheit starrte ihnen bereits aus der Ferne entgegen, als würde sie Eindringlinge mit ihrem bloßen Blick verscheuchen wollen. Es gab kaum Wachposten, doch dies war auch nicht nötig, denn durch das Ukojizai no Jutsu würde Pain ihre Anwesenheit sofort bemerken. Ob sie wieder einmal zuletzt eintreffen würden? Sie hatten durch den Zwischenfall mit Orochimarus Experiment Zeit verloren und die anderen waren bei ihren seltenen Zusammenkünften überraschend pünktlich – wobei dies bei dem Künstler-Duo zweifellos Sasori zuzuschreiben war. Er bemerkte Kisames Seitenblick, blieb jedoch nicht stehen, während ihnen der Regen ins Gesicht peitschte. Ame-Gakure war stets nass und kalt, es schien nicht oft ein Sonnenstrahl durch die graue Wolkendecke. Trotzdem Itachi das Rauschen des Regens als beruhigend empfand und ihm aus dem Trockenen gern zusah, ließ es ihn nun unangenehm schaudern. Seine Haare klebten ihm feucht im Gesicht und er wischte die Ponysträhnen beiläufig zur Seite, ohne dabei weiter auf seinen Partner zu achten, der sich wahrscheinlich mit Mühe seine Bedenken bezüglich einer Erkältung verbiss. Itachi dankte es ihm still, auch wenn er Kisames Sorge schätzte. Generell war er froh, dass sie ihren Streit beigelegt hatten, bevor sie hierhergekommen waren – und das nicht nur, weil Madara es ihm praktisch befohlen hatte. Der Hüne zeichnete sich unter anderem durch Loyalität aus, doch wie er am eigenen Leib erfahren hatte, gab es da Grenzen, die man lieber nicht überschritt. Nun, zumindest konnte man nicht behaupten, dass Kisame nachtragend war, denn der zweite Teil ihrer Reise war deutlich angenehmer ausgefallen als der erste und ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. „Mann, das Teil ist echt hässlich…“, hörte er ihn leise brummen, erwiderte aber nichts darauf. Durch das permanente Prasseln des Regens fiel es schwer, überhaupt etwas zu verstehen, doch sie waren ohnehin fast da. Itachi widerstand dem dringenden Bedürfnis, seine Haare auszuwringen, und war einfach froh, dass zumindest der Eingang des Turms überdacht war. Niemand erwartete sie dort, doch sie kannten den Weg und wussten, dass sie passieren durften – andererseits hätte man sie viel früher aufgehalten. Eine steile Wendeltreppe führte sie nach oben, von wo sie bereits vertraute Stimmen vernehmen konnten. „…das ist ja wieder einmal typisch, dass Ihr mir die Schuld in die Schuhe schiebt, Sasori no Danna, hmm!“ „Weil es deine Schuld ist und nun hör auf, mit mir über das Offensichtliche zu diskutieren.“ „Etwas Selbstreflexion würde Euch nicht schaden, hmm…“ „Und das aus deinem Munde, Balg.“ Kisame, der vor ihm ging, warf ihm einen amüsierten Blick über die Schulter zu, bevor sie den Raum betraten. Anscheinend waren sie nicht viel später als die beiden Künstler angekommen, wenn man bedachte, dass Deidara sich soeben den nassen Pony aus dem Gesicht strich. Vermutlich war Sasori in einer seiner Puppen angereist, denn selbst sein Mantel war trocken. Die beiden Künstler hatten an dem großen, rechteckigen Tisch in der Mitte des Raumes Platz genommen, während Konan an der Wand lehnte und dem Wortgefecht mit gelangweilter Miene zuhörte, ohne sich in dieses einzumischen. Vom Balkon, der keine Tür besaß und somit die Aussicht auf Ame-Gakures triste Landschaft freigab, ertönte einem ewigen Mantra gleich das leise Geräusch des fallenden Regens. Deidara holte gerade Luft, um etwas Entsprechendes auf Sasoris abwertende Worte zu erwidern, als sich seine Aufmerksamkeit auf sie beide richtete. Mit einem Satz war er aufgesprungen, wobei er fast seinen Stuhl umwarf und mit dem Finger auf sie zeigte. „Ha! Da seht Ihr es, Danna! Wir sind immer noch pünktlicher als Kisame und Itachi! Und Kakuzu ist auch noch nicht da, hmm!“ „Kakuzu ist schon seit zwei Tagen hier“, widersprach Konan ruhig und fixierte die Neuankömmlinge aus ihren Bernsteinaugen. „Wusste nicht, dass wir ein Wettrennen machen, wer zuerst hier ist“, meinte Kisame grinsend, was Deidara schnauben ließ. „Eigentlich nicht, aber sag das mal Sasori no Danna…“, brummte dieser und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. Seinen nassen Mantel hatte er über die Lehne gehängt, lehnte sich nun kippelnd nach hinten, wobei er seinem rothaarigen Partner einen genervten Blick zuwarf. Dieser schien sich keiner Schuld bewusst zu sein, sah ihn kühl aus seinen braunen Augen an. „Es geht nicht nur um verschenkte Zeit, sondern auch darum, dass du mit deinen fälschlicherweise als Kunst betitelten Knallfröschen die Aufmerksamkeit unserer Gegner auf uns gezogen hast.“ „Wenn wir es gleich so gemacht hätten, wie ich es gesagt habe, hätten wir das viel schneller erledigen können, hmm!“ „Du hättest das ganze Dorf mit deinem D3 vernichtet – und unsere Mission lautete, die Zielperson ohne großes Aufsehen zu beseitigen.“ „Es heißt C3, hmm!“ „Das ist nicht die Kernaussage…“, kam es trocken von Sasori. Itachi verstand Kisames Humor manchmal nicht, denn dieser lauschte den beiden Künstlern mit größter Belustigung, während es ihn selbst nur ermüdete. Wenn er ihre Teamdynamik mit der der anderen beiden verglich, war er wirklich froh, den Hünen an seiner Seite zu haben. Ihn erschöpfte schon die Vorstellung, sich jeden Tag mit solchen unsinnigen Themen auseinandersetzen zu müssen. Schweigend nahm er den beiden gegenüber Platz, woraufhin sich Kisame neben ihn setzte. Auch wenn es nicht besonders warm im Raum war, war es wohl besser, wenn er den nassen Stoff ablegte, wie es auch sein Partner gerade tat. Spott hin oder her, sie waren keine kleinen Kinder, nicht wahr? „Was hast du denn getrieben, Uchiha, hmm?“ Vielleicht nahm er das besser zurück, denn Deidara lehnte sich direkt ein wenig über den Tisch, musterte ihn neugierig. Er spürte auch die Blicke der anderen auf sich, verzog aber keine Miene, während er den Blondschopf ansah. Was sollte er schon darauf antworten? „Gab ein paar Komplikationen auf der Reise“, sprang Kisame ein. „Nichts Wildes...“ „Dafür schillert sein Gesicht aber ganz schön“, ließ der Künstler nicht locker und wandte sich recht selbstzufrieden wieder an ihn. „Dein Sharingan ist wohl doch nicht so toll, hmm?“ Itachi hob eine Braue, wissend, dass Deidara nicht übertrieb, denn der blau angelaufene Bluterguss ging allmählich in Grün und Gelb über, zog sich vom Kinn bis zur Wange. Es sah nicht sonderlich hübsch aus, doch dass sich gerade der Explosionsfanatiker das Maul über ihn zerriss, fand Itachi recht ironisch. Schließlich kam dieser selten ohne irgendwelche Blessuren zu ihren Treffen, ob das nun an seiner Vorgehensweise oder seinen explosiven Lehmfiguren lag, sei dahingestellt. Itachi überlegte einen Moment, ob er nicht einfach fortfahren sollte, Deidara zu ignorieren, doch flackerten seine Augen rot auf. Nur kurz, aber es reichte, um den anderen zusammenzucken zu lassen. „Wenn du meinst“, gab er monoton zurück, ehe er sich an Konan wandte. „Ist Kakuzu auf dem Weg?“ Auch ohne Deidara anzusehen, spürte er dessen Giftblicke, und er ahnte, dass er ihm gerade die Pest an den Hals wünschte. Neben ihm gluckste Kisame leise, äußerte sich aber ansonsten nicht dazu. „Ich habe ihn benachrichtigt, dass nun alle anwesend sind“, antwortete Konan und stieß sich von der Wand ab. „Er hat sich ein Zimmer in der Nähe genommen.“ Ihre Absätze hallten auf dem Boden, der ebenso wie die Wände aus zusammengenagelten Stahlplatten bestand, wider, bis sie sich auf den freien Platz neben Itachi setzte. „Vermutlich ein Einzelzimmer…“, bemerkte Kisame, woraufhin die einzige Frau in ihrer Organisation nickte. „Es gab in der Tat einen Zwischenfall, bei dem sein Partner ums Leben kam.“ „Was du nicht sagst…“ „Als wäre das etwas Neues“, nuschelte Deidara, der immer noch etwas zerknirscht wirkte. „Wie viele Partner hat er jetzt schon verloren? Vier? Fünf, hmm?“ „Sieben“, grollte es hinter ihnen und sie drehten sich synchron zur Tür. Anscheinend traf dieser Spruch mit dem Teufel doch recht häufig zu, kam es Itachi in den Sinn, als Kakuzu den Raum betrat. Die blutunterlaufenen Augen schweiften einmal über die Anwesenden, ehe der vermummte Nuke-nin den Stuhl neben Deidara fixierte. Dadurch schien die Laune des Künstlers noch etwas mehr zu sinken und am liebsten wäre er wohl ein Stück weg gerückt. „Ihr habt lange gebraucht“, knurrte Kakuzu finster. „Zeit ist Geld, falls euch das noch nicht geläufig war. Euretwegen ist mir mindestens ein Kopfgeld verloren gegangen.“ „Bedank dich dafür bei Deidara.“ „Eins muss man euch lassen, Danna, Ihr steht wirklich immer felsenfest hinter mir, hmm“, murrte Deidara sarkastisch. „Ja…mit einem Messer, das er dir in den Rücken rammt“, scherzte Kisame, worüber jedoch niemand lachte. Sasori zuckte die Schultern, ehe er sein rundes Puppengesicht in Deidaras Richtung drehte, welcher ihn beleidigt anblickte. „Dann wäre wenigstens Ruhe…“ „Ihr solltet allmählich lernen, miteinander auszukommen“, mahnte Konan. „Kisame und Itachi schaffen das schließlich auch.“ „Sieht man…“, spottete Deidara provokant. Dem Haimenschen schien es nichts auszumachen, im Gegenteil, er grinste so breit, dass seine scharfen Zähne aufblitzten. Itachi hatte Mühe, seine teilnahmslose Miene beizubehalten, als ihm sein Partner mit so viel Wucht auf den Rücken schlug, dass er nach vorn ruckte – Deidara beobachtete dies natürlich mit Genugtuung. „Hast du gehört, Itachi? Wir sind das Paradebeispiel einer glücklichen Teambeziehung!“ Konan ließ ein Seufzen verlauten, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und überschlug die schlanken Beine. Ihr Blick war ebenso mahnend wie ihre Worte, als sie Kisame ansah. „Es wäre nett, würdest du ein seltenes Lob nicht ins Lächerliche ziehen.“ „Verzeihung, Konan-san“, gab der Hüne höflich zurück, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. Itachi vermied es lieber, auch noch etwas dazu zu sagen. Kisame hatte ja nicht einmal Unrecht, auch wenn er zweifellos mit Absicht übertrieben hatte – ihr Team funktionierte, wenn auch mit einigen Hindernissen zwischendurch. „Wenn nun alle da sind, sollten wir beginnen.“ Keiner von ihnen zeigte sich sonderlich überrascht, als Pain plötzlich vom Balkon hinein schritt. Zweifellos war er schon eine ganze Weile in der Nähe, hatte ihre Gespräche möglicherweise mitangehört, wobei ihn der Regen wohl nicht gestört hatte. Seine emotionslosen Rinnegan schweiften über jeden Einzelnen von ihnen, ehe er am Kopf des Tisches Platz nahm, sich dabei ein Stück vorbeugte. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die übergroße Venusfliegenfalle neben ihm aus dem Boden wuchs. Die Blätter der Pflanze öffneten sich ein Stück, gaben Zetsus zweifarbiges Gesicht frei. „Wie schön, euch alle zu sehen!“, begrüßte sie die weiße Seite enthusiastisch, während die andere knurrte. „Wurde ja auch Zeit…“ Keiner kommentierte das, wenn Deidara auch einen vielsagenden Blick mit Kisame tauschte, der wohl bedeuten sollte, dass Zetsu sie nicht mehr alle beisammen hatte. Die beiden verstanden sich allgemein recht gut, wie Itachi nicht zum ersten Mal auffiel, was vielleicht an ihrem ähnlichen Temperament lag. Pain wartete, bis sich der Pflanzenmann gesetzt hatte, ehe er in die Runde sah, dabei die Fingerspitzen aneinander legte. „Wie mir bereits im Vorfeld berichtet wurde, habt ihr alle eure Missionen erfüllt“, begann er ruhig. „Abgesehen von der Tatsache, dass Kakuzu einen neuen Partner benötigt, gab es keine Zwischenfälle – ist das korrekt?“ Der Nuke-nin aus Taki wirkte kein bisschen betroffen von diesem Umstand, im Gegenteil – jeder von ihnen konnte das unheimliche Lächeln unter der Maske erahnen. Seit Itachi in die Organisation eingetreten war, konnte er sich nicht erinnern, dass einer von Kakuzus Partnern auch nur ein halbes Jahr durchgehalten hatte. So gut wie immer war er bei ihren Treffen allein anwesend, so dass Pain diesen Punkt meistens nur noch in einem Nebensatz erwähnte, anstatt Kakuzu die genauen Details erläutern zu lassen. Er nahm den flüchtigen Seitenblick, den Kisame ihm zuwarf, zur Kenntnis, blieb allerdings stumm, woraufhin es ihm der andere gleichtat. Es gab keinen Grund, die Angelegenheit mit Orochimaru vor den anderen zu erwähnen, denn es würde bloß Fragen aufwerfen. In Sasoris Fall war er nicht einmal sicher, ob dieser nicht selbst losziehen würde, um die Schlange zu erledigen. Jedes Mal, wenn sie auf das Thema zu sprechen kamen, umgab den Marionettenspieler eine regelrecht mordlüsterne Aura. Demnach konnte es ihn mit Deidara nicht ganz so schlecht getroffen haben, wie er es immer darstellte. „Also gut“, fuhr Pain fort, als niemand verneinte. „Zetsu hat bereits einen neuen potenziellen Partner für dich gefunden, Kakuzu. Er wird dich auf dem Weg in Richtung Kiri-Gakure begleiten, damit unsere Lücke bald wieder geschlossen werden kann.“ „Wie erfreulich…“, kam es finster von dem vermummten Nuke-nin, während Kisame interessiert aufblickte. Zweifellos interessierte es ihn, welcher seiner Landsleute für die Organisation infrage kommen mochte, doch bevor er nachfragen konnte, fuhr Pain schon fort. „Kisame, Itachi, ihr habt euch das letzte Mal für das Kopfgeld bewährt, daher werdet ihr Kakuzus Aufgabe für diesen Zeitraum übernehmen, damit er sich ganz auf seinen neuen Partner konzentrieren kann.“ Das war unangenehm – und wie auf Kommando zog Kakuzu die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Wenn es um Geld ging, verstand dieser keinen Spaß, was somit gleich eine zweifache Strafe für den Taki-nin bedeutete. Dieser verengte die grünen Augen zu schmalen Schlitzen, die rechte Hand, die auf dem Tisch lag, ballte sich zur Faust, doch er widersprach nicht. „Schön“, kam es säuerlich von ihm, ehe er Kisame und ihn anfunkelte. „Ich rate euch, diese Mission nicht zu versauen.“ „Beim letzten Mal haben wir auch nichts versaut“, brummte der Haimensch zurück. „Glaub nicht, dass wir uns um deinen Job reißen. Ich meine…wer wickelt bitte ein Kopfgeldgeschäft in einer öffentlichen Toilette ab?!“ „Wie jetzt?“, kam es ungläubig von Deidara. „Ihr habt auf einem Klo eine Leiche verscherbelt? Okay, das ist…irgendwie abartig. Und ich weiß, was abartig ist – Sasori no Danna bastelt schließlich an Menschen rum, um sie in seine gruselige Sammlung aufzunehmen, hmm.“ „Wenn du nicht langsam lernst, deine Zunge zu hüten, Balg, wirst du vielleicht mein nächstes Meisterwerk“, erwiderte Sasori kühl, woraufhin sein jüngerer Partner das Gesicht verzog. „Schmeichelhaft, aber nein danke, hmm.“ „Dieses Versteck hat sich über die Jahre bewährt, aber wenn ihr einen besseren Ort wisst…“, schnitt Kakuzu das ursprüngliche Thema wieder an, doch Pain beendete die Diskussion rasch. „Genug jetzt. Es ist entschieden. Kakuzu, du wirst den beiden die nötigen Informationen geben, damit die Mission reibungslos verläuft. Sasori, Deidara, ihr werdet eine wichtige Schriftrolle aus einem Schrein von Kumo-Gakure besorgen – sie enthält Instruktionen zur Kontrolle von Bijuu, die uns für die Zukunft von Nutzen sein können. Seid auf der Hut und verhaltet euch unauffällig. Der Raikage ist ein Gegner, den wir nicht unnötig auf uns aufmerksam machen müssen.“ „Warum bekommen wir nie Missionen, bei denen wir einfach alles in die Luft jagen können, hmm…“, murrte der Blonde enttäuscht, verstummte aber unter Pains Blick. Sasori gab bloß ein verächtliches Schnauben von sich, das deutlich machte, was er von der Aussage hielt. „Gibt es sonst noch Fragen?“ Deidara blies die Backen wie ein trotziges Kind auf, schwieg jedoch, da seine Frage ja schon zuvor abgeschmettert worden war. Auch Kakuzu blickte recht zerknirscht drein, entschied anscheinend aber für sich, dass es sich nicht lohne, noch mal auf die Aufgabenverteilung und die Partner-Sache zurückzukommen. „Gut. Dann nutzt die Zeit in Ame-Gakure, um euch auszuruhen und für die Missionen vorzubereiten. Zimmer sind bereits für euch reserviert worden, folgt einfach Kakuzu.“ Stühle kratzten über den Boden, als sich die Mitglieder erhoben, um den Raum zu verlassen. „Itachi. Bleib noch einen Moment, ich möchte mit dir unter vier Augen sprechen.“ Der Uchiha konnte nicht sagen, dass ihn das überraschte, und er ahnte bereits, um was es ging. Kisame runzelte die Stirn, sah ihn fragend an, obwohl er wusste, dass Pain nicht erlauben würde, dass er blieb. Ein Nicken seinerseits reichte seinem Partner schließlich und er folgte den anderen, während nur sie zwei zurückblieben. Itachi setzte sich wieder auf seinen Platz, erwiderte den Blick der grauen Augen stoisch. „Du warst bei Orochimaru.“ Da Konan ihm die Nachricht überbracht und Madara ihn danach abgefangen hatte, war es klar, dass Pain Bescheid wusste. „Ja.“ Pain nickte, die Miene ebenso steinern wie seine eigene. „Wird er Probleme machen?“ Langsam schüttelte der Uchiha den Kopf, unsicher, ob nun sein Bruder oder die Schlange gemeint war. Da er lieber über Letzteren sprach, bezog er sich auf den San-nin, als er antwortete. „Er hat gerade erst einen neuen Körper übernommen, was bedeutet, dass ihn die Wunden, die ihm der Sandaime Hokage zugefügt hat, nicht mehr beeinträchtigen. Er kann seine Arme nun wieder bewegen, wirkt aber noch angeschlagen, so dass er in nächster Zeit keine weiteren Aktionen durchführen wird. Ich denke, er ist klug genug, sich nach seiner Niederlage vorerst bedeckt zu halten, um nicht auch noch unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“ Pain erwiderte nicht sofort etwas auf seine Worte, schien darüber nachzudenken. „Du bist also der Ansicht, wir sollten ihn fürs Erste ignorieren?“ „Ich bin der Ansicht, dass wir ihn im Auge behalten, aber unsere Prioritäten nicht auf ihn ausrichten sollten. Er hat sich für die nächsten Jahre ein Ziel gesetzt, das Akatsuki nicht beinträchtigen wird.“ „Ist das so...“, erwiderte er ruhig, fixierte ihn mit seinem Rinnegan. „Du bist auffallend gesprächig, wenn es um deinen Bruder geht, Itachi, und das ist verständlich…doch bist du auch objektiv?“ Die Frage brachte ihn innerlich ins Stocken, denn er hatte sie nicht erwartet – solche getarnten Anschuldigungen entsprachen eher Madaras Art. Sicher hatte Pain dennoch das Recht, sie zu stellen, vielleicht sogar im Auftrag ihres eigentlichen Anführers. „In diesem Fall bin ich es. Es wird drei Jahre dauern, bis er Sasukes Körper übernehmen kann…und er hat sich zu sehr auf das Sharingan versteift, als dass er nicht warten würde.“ „Du behauptest also, dass Uchiha Sasuke keine Bedrohung für uns darstellt?“ „Ich sprach bisher lediglich von Orochimaru…aber ja, in diesen drei Jahren wird er mit Sasukes Training beschäftigt sein. Folglich wird mein Bruder erst nach diesem Zeitraum eine Bedrohung darstellen – und zwar hauptsächlich für mich. Madara weiß das.“ Etwas in Pains Blick flackerte für eine Sekunde auf, vermutlich weil er Madara von sich aus erwähnt hatte. Sei es drum, man konnte ihm nicht vorwerfen, dass er nicht sein Möglichstes tat, um Akatsuki zu unterstützen, so wie es abgemacht war. Er hatte keinen Grund, irgendetwas zu befürchten – das wussten sie beide. „Ich verstehe“, meinte Pain schließlich und es klang, als sei ihr Gespräch beendet. „Ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Du kannst gehen.“ Itachi nickte, wobei er zwar immer noch skeptisch bezüglich dieses Gesprächs war, sich allerdings erhob. Er griff nach seinem immer noch feuchten Mantel und streifte ihn sich über. Noch während er den Raum verließ, vernahm er den scharfen Blick des anderen in seinem Nacken. Er drehte sich nicht noch einmal um. Es wunderte ihn nicht sonderlich, dass Konan unten auf ihn gewartet hatte, um ihn zu dem Gebäude zu führen, in dem sie nächtigen würden. Während des Weges schwieg die Blauhaarige und auch Itachi sah keinen Grund, ein Gespräch zu beginnen. Der Regen schien ihr nichts auszumachen, trotzdem ihre Jutsu auf Papier basierten, doch viel hatte sie in diesem Dorf wohl ohnehin nicht zu befürchten. Im Gegensatz zu ihm und den anderen standen weder Konan noch Pain auf der Fahndungsliste – zumal sie in ihrer Heimat regierten. Gott und sein Engel nannte man sie ehrfürchtig. „Hier ist es.“ Konans Stimme ließ ihn innehalten und den Blick heben. Es handelte sich um ein kleines Gasthaus westlich des Turms, das der Struktur der anderen Behausungen angepasst war. Durch die Kriege, durch die vieles zerstört worden war, litten die Menschen in Ame-Gakure an Armut, so dass sie oft an Krankheit oder Hunger starben. Dank ihres neuen Gottes schien sich die Lage etwas gebessert zu haben, so dass mehr Menschen als früher über die Runden kamen. Soweit er informiert war, nahm Ame-Gakure auch Leute aus anderen Dörfern auf, solange sie sich loyal zeigten und etwas beisteuerten. Konan schritt voran, schien noch mit hineinkommen zu wollen, so dass er ihr folgte. Es wirkte von innen ebenso heruntergekommen wie von außen, doch keiner von ihnen hatte diesbezüglich hohe Ansprüche. Wichtiger war es, dass es ruhig war und sie vor allem vor neugierigen Blicken verschont blieben, was nicht immer der Fall war. Konan achtete nicht weiter auf ihn, sondern ging auf den Wirt zu, um sich mit ihm zu unterhalten, während er Kisame, Deidara und Kakuzu in der Ecke ausmachte. Er setzt sich neben den vermummten Nuke-nin, der ihn jedoch keines Blickes würdigte, sondern soeben den letzten, ziemlich roh aussehenden Bissen seines Fleisches verschlang. „Wo ist Sasori?“, fragte Itachi, bevor Kisame etwas sagen konnte. Dieser verstand, dass er hier wohl nicht über die Angelegenheit mit Pain reden wollte, und nahm stattdessen einen Schluck von seinem Sake. Deidara schnaubte leise, stocherte in seinen gebratenen Nudeln herum. „Der hatte keine Lust auf uns und ist schon aufs Zimmer gegangen“, brummte er. „Meinte, er nutze die Zeit lieber sinnvoll, um an Hiruko ein paar Verbesserungen vorzunehmen. Als könnte man da irgendwas besser machen, hmm…“ „Vielleicht fängt er mit der Visage an?“, bemerkte Kisame grinsend. „Ha! Das sag ich ihm ständig, aber er hat so eine verdrehte Ansicht von Ästhetik, hmm.“ Itachi kam der Gedanke, dass Deidaras Lehmfiguren auch nicht unbedingt schön anzusehen waren, doch da sie beide sowieso nur bedingt miteinander auskamen, äußerte er sich nicht. Stattdessen sah er zu der Bedienung, die seine Bestellung aufnehmen wollte, und entschied sich ebenfalls für Nudeln und dazu grünen Tee. „Hey Konan-san, setz dich doch zu uns!“, bot Kisame der blauhaarigen Kunoichi an, als diese auf sie zukam. Es zeigte sich keine Regung in ihrem ebenmäßigen Gesicht, als sie sich nach kurzem Überlegen einen Stuhl nahm und tatsächlich dazu setzte. Konan war Itachis Meinung nach eines der angenehmsten Mitglieder, da sie genau wie er selbst stets recht reserviert wirkte. Sie redete nicht mehr als nötig, war klug und zielgerichtet. Als die Bedienung mit seiner Bestellung zurückkam, stellte sie Konan ein Glas Wasser hin, welches sie dankend annahm. „Also, was ist das für ein Typ, den ihr rekrutieren wollt? Den aus Kiri, meine ich“, fragte Kisame interessiert, woraufhin sie eine Braue hob. „Kurosuki Raiga.“ Itachi entging nicht, dass Kisame sein Schälchen so fest umklammerte, dass sich Risse im Porzellan bildeten. Kurosuki war ebenfalls einer der Shinobigatana Nananinshuu und anscheinend niemand, den sein Partner sonderlich gut leiden konnte. „Sicher, dass ihr euch so jemanden ins Haus holen wollt?“, brummte er missgelaunt und goss sich Sake nach. „Der Kerl kennt weder Loyalität noch Zurückhaltung…“ „Nun, Letzteres sagt man auch über dich“, erwiderte Konan, nippte dabei an ihrem Wasser. „Und Loyalität ist in vielen Fällen reine Verhandlungssache.“ Kisames Kiefer malmte geräuschvoll, doch ihm fiel wohl kein gegenteiliges Argument ein. Unrecht hatte sie ganz sicher nicht, wenn man bedachte, dass so gut wie jeder von ihnen weiterhin seine eigenen Ziele verfolgte. Währenddessen schob Kakuzu seinen leeren Teller von sich, ehe er sich ebenfalls am Sake bediente, dabei Konan fixierte. „Behindert der Kerl meine Arbeit, stirbt er“, grollte er warnend, woraufhin die Blauhaarige die Arme verschränkte. „Es ist nicht einfach, jedes Mal neue Kandidaten aufzutreiben, Kakuzu“, gab sie ruhig zurück. „Es wäre daher schön, wenn du Teamarbeit wenigstens in Erwägung ziehen würdest, anstatt dich jeden neuen Mitglieds direkt zu entledigen.“ „Ich habe nie darum gebeten, einen Partner zu haben“, hielt der Ältere dagegen und verengte seine blutunterlaufenen Augen zu schmalen Schlitzen. „Da dies jedoch unsere Vorgehensweise ist, wirst du dich fügen.“ Obwohl Konan dem Taki-nin rein äußerlich unterlegen war, zeigte sie sich so autoritär und unbeeindruckt von seiner Tonlage, dass direkt deutlich wurde, wer hier die Entscheidungen traf. Konan war Pains rechte Hand und handelte stets in seinem Sinne, weswegen Kakuzu ihr bloß einen weiteren Todesblick zuwarf, aber nichts dagegen sagte. Dann griff er erneut nach dem Schälchen, trank dieses leer und erhob sich, zog aber vorher noch ein zusammengerolltes Stück Papier aus seiner Manteltasche. „Das sind die Informationen für eure Mission“, brummte er und reichte Kisame den Schnipsel. Ohne eine Verabschiedung wandte er sich um und verschwand in Richtung der Zimmer. Deidara streckte sich einmal, ehe auch er aufstand. „Na dann, ich werde auch mal gehen. Nicht, dass Sasori no Danna mich noch vermisst, hmm…“ Das Grinsen und die sarkastische Tonlage ließen an der Ernsthaftigkeit dieser Worte zweifeln, davon abgesehen, dass sie alle wussten, dass Sasori vermutlich erfreut wäre, würde Deidara die ganze Nacht außerhalb seiner Reichweite bleiben. „Gute Reise, Kisame. Danke für das Essen, Konan. Man sieht sich, hmm!“ Auch Konan schien aufbrechen zu wollen und verabschiedete sich knapp von ihnen, ehe sie sich in Papier auflöste. Kisame betrachtete den Zettel, den Kakuzu ihm gegeben hatte, wirkte dabei jedoch nachdenklich – und unzufrieden, auch wenn er nichts sagte. Allein diese Schweigsamkeit war unüblich für den Hünen, denn normalerweise hätte er ihn nun über das Gespräch mit Pain ausgefragt. Itachi schob die leere Schüssel samt Stäbchen beiseite und schloss die Hände um den noch warmen Teebecher. „Wieso ist er dir dermaßen zuwider?“ Kisames grünlich funkelnde Raubtieraugen eisten sich von dem Papier los, bohrten sich nun in die seinen. „Hn...wir können uns untereinander alle nicht besonders gut leiden“, begann er vage und es schien, als wollte er noch mehr sagen, ließ es aber schlussendlich. „Mit Zabuza bist du damals einigermaßen ausgekommen“, erwiderte Itachi ruhig. „Aufgrund der Umstände haben wir uns geduldet, ja, aber sagen wir es so…gegen Raiga war Zabuza ein Heiliger. Der Kerl leidet an Größenwahn…ist nicht ganz richtig in der Birne, wenn du verstehst. Er wird uns definitiv Probleme machen.“ Itachi fielen auf Anhieb einige Shinobi aus seiner Heimat ein, auf die solch eine Beschreibung ebenfalls zutreffen würde. Ein wenig konnte er Kisames Abneigung nachvollziehen, doch er hatte über die Jahre lernen müssen, dass es nichts brachte, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. „Nun, er wird Kakuzus Partner, nicht wahr?“, meinte er nur und zuckte die Schultern. Kisame maß ihn mit einem langen Blick, ehe sich seine Mundwinkel hoben. „Versuchst du mich aufzumuntern?“, fragte er belustigt. „Tut man das nicht in einer glücklichen Teambeziehung?“, stellte er die spontane Gegenfrage. Sein Partner schüttelte amüsiert den Kopf, füllte sein Schälchen mit dem letzten Rest Sake. „Wusste nicht, dass du Humor besitzt. Ziemlich trockenen Humor, übrigens“, fügte er noch an und entblößte eine Reihe scharfer Zähne. „Gewöhn dich nicht daran.“ „Würde ich nie wagen.“ Itachi erlaubte sich ein seltenes Lächeln, welches der Hüne grinsend erwiderte. Es kam ihm nicht zum ersten Mal surreal vor, mit Kisame zusammenzusitzen und diese Art von Konversation zu betreiben. Vielleicht, weil es sich normal anfühlte. Normal und vertraut. Ein wenig wie mit Shisui und doch anders, ohne dass er es beschreiben konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)