Blutschwur von lunalinn (Bis in den Tod...) ================================================================================ Kapitel 46: Geselligkeit ------------------------ Wie nicht anders zu erwarten, zog sich ihre Besprechung im Onsen hin, was größtenteils an Hidan lag. Da der Jashinist gerade erst zu ihnen gestoßen war, stellte er viele Fragen, die Pain ihm bereitwillig beantwortete. Allerdings vermittelte er das Gefühl, dass ihm ihre Ziele vollkommen egal waren, recht gut, so dass sich bestätigte, was sich Itachi von Anfang an gedacht hatte; Akatsuki bedeutete für Hidan bloß eine abgesicherte Möglichkeit, um weiter in aller Ruhe rituelle Morde zu begehen. Wie widerlich er das auch fand, es war nicht seine Entscheidung, wer sich ihnen anschloss – und in Bezug auf Kakuzu war er der Einzige, der für diese Teamkonstellation infrage kam. Was ihr neues Ziel anging, so war Itachi nicht sicher, wie er zu Suna-Gakure stand. Nur weil das Dorf zurzeit immer noch keinen neuen Kazekage ernannt hatte, war es nicht schutzlos. Im Gegenteil, seitdem es Orochimaru durch seine Intrige geschafft hatte, Konoha und Suna gegeneinander aufzuhetzen, war dort zweifellos äußerste Vorsicht geboten. Es würde kein Vergleich zu ihren Erlebnissen von vor einigen Jahren sein, da machte er sich keine Illusionen. Zumal sie da nicht mit dem Jinchuuriki des Ichibi aneinandergeraten waren, was nun anders aussehen konnte. Laut diverser Gerüchte hatte sich Sabaku no Gaara mittlerweile in Suna integriert, bewegte sich dadurch auch freier, da er nicht mehr ausschließlich als gefährliche Geheimwaffe gesehen wurde. Da ihre Mission lautete, die dortige Lage auszukundschaften, würden sie dies vermutlich bald persönlich beurteilen können. Obwohl sich Kisame nicht beschwert hatte, ahnte Itachi, dass ihre neue Route bei ihm auf ähnliche Begeisterung stieß wie bei ihm die Aussicht auf einen Trip nach Yuki-Gakure. Sunas Hitze war dem Hünen schon beim letzten Mal an die Substanz gegangen, auf Wasser basierende Jutsus hin oder her. „Ey, lasst uns gleich noch was trinken gehen! Ist doch noch viel zu früh zum Pennen und mit dem Alten is eh nix los! Der zählt dann nur wieder sein Geld!“ Natürlich kam der Ausruf von dem Jashinisten, kaum dass Pain ihr Meeting für beendet erklärt hatte und verschwunden war. Kisame schmunzelte merklich, schien dem Vorschlag aber nicht abgeneigt zu sein, wobei sie ja auch noch nicht gegessen hatten. „Bist du überhaupt volljährig?“, fragte der Haimensch amüsiert nach, woraufhin Hidan die Arme verschränkte und das Kinn reckte. „Na klar!“ „Ist er nicht.“ „Woher willst du das bitte wissen, Mumie?!“ Kakuzu zuckte mit den breiten Schultern, hielt dem funkelnden Blick stand, doch es war Konan, die ihm antwortete. „Vor deiner Rekrutierung haben wir alle möglichen Informationen über dich zusammengetragen.“ „Tse…Stalker…“, moserte der Jashinist. „Also, was ist jetzt? Seid ihr dabei? Püppi? Blondie? Kommt schon! Wehe, ihr enttäuscht mich genauso wie die alten Säcke!“ Itachi hob eine Braue, konnte dieselbe Reaktion bei Deidara erkennen; ausnahmsweise schienen sie sich in ihrer Meinung einig zu sein. Der Blondschopf seufzte hörbar, strich sich die nassen Strähnen aus dem Gesicht, ehe er zu seinem Partner blickte. „Ein bisschen Geselligkeit könnte Euch auch nicht schaden, Sasori no Danna, hmm?“ Sasoris Ausdruck blieb so emotionslos wie eh und je, als er seinen Kopf in Richtung des Jüngeren drehte. „Und diese Annahme begründest du wie?“ „Na ja…kann auf Dauer nicht gesund sein, immer nur an Euren gruseligen M-…ich meine…interessanten Kunstwerken zu sitzen, hmm.“ Die braunen Augen wurden eine Spur schmaler, was nie ein gutes Zeichen war und Deidara deutlich machte, dass er sich auf dünnem Eis bewegte. Itachi fragte sich, wie die Reisen der beiden wohl abliefen. Schließlich diskutieren sie fast ausschließlich in ihrer Anwesenheit – dass der Blonde noch lebte, erschien einem wie ein Wunder. Vor allem bei Sasoris geringer Geduldsspanne. „Ist natürlich Eure Entscheidung, was Ihr macht“, fügte Deidara an. „Aber ein oder zwei Stunden bringen Euch nicht um, hmm.“ „Physisch nicht, nein“, gab Sasori trocken zurück. „Jetzt hab dich nicht so und tu ihm den Gefallen halt“, mischte sich Kisame grinsend ein, woraufhin beide Künstler stutzten. „Keine Ahnung, was da bei euch läuft, aber ist echt offensichtlich, dass Blondie dich dabei haben will, Kurzer!“, pflichtete Hidan ihm ausnahmsweise bei. „So hab ich das überhaupt nicht-“ „Du schließt dich uns doch auch an, oder? Konan-san?“, überging Kisame den Widerspruch und wandte sich an die Blauhaarige. Zetsu war bereits verschwunden, nachdem sich Pain verabschiedet hatte, und sie schien es ebenso halten zu wollen. Bei Kisames Frage neigte sie leicht den Kopf, als würde sie überlegen. „Etwas Zeit kann ich erübrigen“, erwiderte sie schließlich in ihrer monotonen Art. „Ey Kakuzu, sogar die Alte kommt mit! Da kannst du jetzt aber nicht den Schwanz einziehen und dich wieder verpissen, klar?“, krakeelte Hidan durchs Onsen, was den Ältesten genervt seufzen ließ. „Da ich dich noch länger ertragen muss, klingt Sake gar nicht so schlecht…“ „Dann fehlt ja nur noch Püppi!“, überging Hidan seinen Partner, zeigte diesem allerdings den Mittelfinger. Itachi verspürte zwar wenig Lust auf die Gesellschaft der übrigen Mitglieder, aber sich als Einziger abzuschotten, kam ihm falsch vor. Außerdem konnten Kisame und er dabei ihr verpasstes Essen nachholen, es gab also auch etwas Positives daran. „Meinetwegen.“ Eine Weile später saßen sie alle zusammen in einem separaten, gemütlich eingerichteten Raum um einen Tisch herum, während ihnen zu essen und zu trinken gebracht wurde. Vermutlich gaben sie für die Angestellten eine seltsame Truppe ab, so verschieden, wie sie waren – und das war noch milde ausgedrückt, so schnell wie diese aus dem Zimmer verschwanden. Aus dem Grund interessierte es wohl auch niemanden, dass nicht alle volljährig waren – was vermutlich besonders Hidan freute. Dessen Yukata war so locker gebunden, dass er seine halbe Brust entblößte, doch er schien sich darum nicht zu scheren, sondern griff direkt zu seinem mit Sake gefüllten Schälchen. „Kanpai!“, rief er aus und die anderen stimmten mit ein. Nun, abgesehen von Sasori, der stumm blieb und nichts anrührte. Kein Wunder, da er aller Wahrscheinlichkeit nach keinen funktionstüchtigen Magen mehr besaß. Itachi konnte dem Alkohol wie die Male zuvor nichts abgewinnen, würde es auch bei einem Schälchen belassen. Nicht bloß, weil er den Geschmack widerlich fand, wenn er sich die Gesellschaft so besah. Kisame neben ihm schien damit kein Problem zu haben, denn er beließ es nicht bei einem Schälchen. Allerdings wusste der Uchiha, dass sein Partner eine Menge vertrug und nicht leichtfertig agierte. Sein Blick glitt für einen Moment zu Deidara, der sich schüttelte und die Lippen zusammenpresste – immerhin war Itachi nicht der Einzige, dem es so ging. Bloß dass er sich im Gegensatz zum blonden Künstler unter Kontrolle hatte, es nicht offen zeigte. „Es ist unsinnig, etwas zu sich zu nehmen, das einem nicht mal schmeckt und noch dazu den Körper schädigt“, kommentierte Sasori das Verhalten seines Partners trocken. Eine Zornesfalte erschien an Deidaras Stirn, während er langsam den Kopf drehte. „Was geht Euch mein Körper an, Sasori no Danna?“ Der Rotschopf erwiderte den Blick des Jüngeren ohne jegliche Regung, schien sich von dessen patziger Tonlage nicht beeindrucken zu lassen. „Nun, falls du meine Geduld eines Tages überstrapazierst, kann es gut möglich sein, dass ich dich meiner Sammlung hinzufüge. Deine Fähigkeiten wären eine interessante Ergänzung…“ Deidaras gerade noch recht finstere Miene wurde schlagartig blasser und er schien zu überlegen, wie ernst Sasori seinen Plan meinte. Vermutlich sehr ernst, so wie man ihn kannte. „Was ein Schwachsinn!“, krähte Hidan dazwischen und wedelte mit seinem leeren Schälchen herum. „Keine Ahnung, was ihr zwei für komische Fetische habt – ist mir auch egal! Jedenfalls…Alkohol muss nur ordentlich knallen! Darauf kommt’s an!“ Kisame neben ihm konnte sich ein belustigtes Glucksen nicht verkneifen. Es wunderte Itachi, dass er so erheitert wirkte, obwohl ihm der Jashinist in den letzten Tagen dauerhaft auf die Nerven gegangen war. Vermutlich lag es daran, dass sie ihn nicht länger allein ertragen mussten. „Wärst du nicht unsterblich, wärst du mit dieser Einstellung schon lange tot“, versetzte Kakuzu trocken. „Tja, Pech für dich, dass ich alles überlebe!“, frotzelte sein Partner zurück und hielt ihm das Schälchen vor die Nase. „Na los, füll nach! Wird’s bald?“ „Damit du noch penetranter wirst? Wir teilen uns ein Zimmer.“ „Ich bin überhaupt nicht penetrant, du Drecksack!“ Das Gezeter war zumindest für Kisame und ihn nichts Neues, für den Rest schien es sehr…gewöhnungsbedürftig zu sein. Konan hob eine ihrer schmalen Brauen, schenkte den beiden aber ansonsten keine Aufmerksamkeit. Stattdessen richteten sich ihre bernsteinfarbenen Augen zuerst auf seinen Partner und schließlich auf ihn. Itachi fiel unweigerlich ein, was ihm im Onsen durch den Kopf gegangen war; ahnte sie etwas? Der einzige Grund, aus dem ihn dies störte, nannte sich Uchiha Madara. Er wollte seinem Verwandten keine Angriffsfläche bieten, jedenfalls nicht noch mehr. „Bleibst du ebenfalls über Nacht hier, Konan-san?“, sprach Kisame sie an, woraufhin sie sich ihm zuwandte. „Ich benötige nicht lange, um nach Ame-Gakure zurückzukehren. Daher ist dies nicht notwendig.“ Durch ihr Jutsu war sie wesentlich schneller als die meisten von ihnen, Deidara einmal ausgenommen, schließlich benutzte der Blonde häufig seine Kunst, um per Luft zu reisen. Davon abgesehen konnte sich Itachi nicht erinnern, dass sie je lange irgendwo ohne Pain blieb. So, wie die beiden miteinander umgingen, wurde deutlich, dass sie einander sehr lange kannten. Sie widersprachen einander nie, ergänzten sich und manchmal hatte Itachi das Gefühl, sie würden sich ohne Worte verstehen. Konan stand jederzeit felsenfest hinter Pain, vertrat seine Interessen in jedem Konflikt und fuhr dabei nie aus der Haut. „Pain fehlt dir wohl?“, feixte Kisame und Itachi warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Ihm erschloss sich nicht, was sein Partner damit zu erreichen versuchte, denn ihm kam es wie Provokation vor. Teilte Kisame vielleicht den gleichen Gedanken wie er? Itachi wusste, dass ihn viele unterschätzten, doch der Hüne war recht aufmerksam. „Wir sind Partner…ebenso wie ihr beide.“ Obwohl sich Konans Stimmlage kaum verändert hatte, klang der Nachsatz eindringlicher, ebenso wie ihr Blick…da funkelte etwas Wissendes. Es glich einer Warnung, sich nicht weiter vorzuwagen – und Kisame schien sie zu verstehen. Sekunden lang sagte er nichts, ehe sich ein sehr breites Grinsen auf seine Lippen legte. „Ja…“, erwiderte er gedehnt und Itachi spürte, wie sich unterm Tisch eine Hand auf sein Knie legte. „Wie wir beide.“ Obwohl es niemand sehen konnte, sandte die Berührung heißkalte Schauer durch seinen Körper, was sich allerdings nicht in seinem Gesicht spiegelte. Kisames Finger streichelten über den Stoff des Yukata, was eigentlich nicht mal unangenehm war, bloß ungünstig in dieser Situation. „Anfangs habt ihr sogar Wetten auf uns abgeschlossen“, fuhr sein Partner bestens gelaunt fort. „Wie lange es dauert, bis ich ihm den Kopf abbeiße, nicht wahr?“ „Hauptsächlich hat Orochimaru dies angenommen“, gab Konan zurück. „Ich vertraute darauf, dass du dich beherrschen kannst.“ Itachi musste unweigerlich daran denken, wie lange sie kaum Schlaf gefunden hatten, weil sie einander ohne Unterlass gedroht hatten. Von einer Partnerschaft hatte man zu diesem Zeitpunkt nicht reden können…wenn man bedachte, dass Kisame selbst jetzt die Finger nicht von ihm lassen konnte. Wobei er annahm, dass ihn die Geste beruhigen…oder ärgern sollte. Warm und schwer ruhte die große Hand auf seinem Knie, bis Itachi diese kurz berührte und dann wegschob. Ohne, dass sie einander ansahen oder sich sonst etwas anmerken ließen. „Dann kennst du mich wohl besser als ich mich selbst.“ Konan setzte erneut ihr Schälchen an die Lippen, zuckte dann mit den Schultern. Sie schien sich nicht weiter dazu äußern zu wollen, was für den Uchiha auch vollkommen in Ordnung war. Was alles in den letzten Jahren passiert war, ging niemanden etwas an. Er griff nach den Stäbchen, würde sich lieber dem Essen widmen, bevor Hidan ihnen nichts mehr übrig ließ. Fast schon bewundernswert, wie er gleichzeitig essen, trinken und mit Deidara diskutieren konnte – Kakuzu ignorierte ihn mittlerweile nämlich. „Ach, du verstehst das eh nicht“, maulte Hidan, der wohl mal wieder versucht hatte, jemandem seine Religion aufzuschwatzen. „Vergebliche Mühe…genau wie bei dem Alten oder den Turteltäubchen da!“ Er zeigte mit den Stäbchen auf Kisame und ihn, was über alle Maßen unhöflich war. Itachi fragte sich, wie Hidan aufgewachsen war, dass er so konsequent jegliche Regeln missachtete. Vielleicht war das auch Absicht, um sie zu provozieren – ebenso wie er es mit seinen Worten tat. Turteltäubchen? „Ich spür doch, dass da was zwischen euch läuft! Braucht gar nicht so zu tun! Ich meine, warum sonst hätte Püppi mir ‘n Korb gegeben? Ich bin verdammt heiß!“ Wie konnte man so ein riesiges Ego besitzen? Glücklicherweise schien er nicht der Einzige zu sein, den diese selbstherrliche Rede sprachlos machte. Auch die anderen starrten den Jashinisten an, als hätten sie sich verhört. „…du hast Itachi angebaggert, hmm?“ „Klar!“, gab Hidan ohne Schamgefühl zu. „Dich würd ich auch anbaggern, Deidara-chan, also kein Grund, eifersüchtig zu sein~“ Dem blonden Künstler entgleisten die Gesichtszüge, während Hidan vielsagend mit den Augenbrauen wackelte, was ziemlich lächerlich aussah. „Vielleicht bist du auch einfach nicht sein Typ“, meinte Kisame schmunzelnd, was den Silberhaarigen stutzen ließ. „Aber du, oder was? Ich hab genauso viele Muckis wie du! Und ich seh‘ um einiges besser aus!“ „Gut, dass es dir nicht an Bescheidenheit fehlt“, erwiderte Kisame gelassen, während Itachi ihm Sake nachschenkte. Mittlerweile wusste er nicht mehr, wie er selbst dieses peinliche Gerede nüchtern ertragen sollte. Nicht, dass er sich deswegen betrinken würde, vor allem da er vermutlich nichts vertrug, aber möglicherweise hätte es das einfacher gemacht. „Was willst du denn damit sagen, huh?“, murrte Hidan. „Ist halt ne Tatsache, dass ich heiß bin!“ „Ansichtssache.“ Itachi musste nicht den Kopf heben, um zu wissen, dass nun alle ihn ansahen. Sei es drum, schließlich hatte er damit überhaupt nichts zugegeben. Warum war das überhaupt Thema? Als Shisui damals wegen Izumi nachgehakt hatte, war das ebenfalls unangenehm gewesen. Shisui war jedoch sein Freund gewesen, weswegen er es ihm nicht sonderlich übel genommen hatte. Die Menschen um ihn herum dagegen standen in keiner Beziehung zu ihm, außer, dass sie derselben Organisation angehörten. Zweckgemeinschaft – Kisame ausgenommen. „Ha! Ich hab’s ja gew-“ Weiter kam der Jashinist nicht, da sich in diesem Moment eine große Hand mit so viel Wucht auf seinen Mund presste, dass er nach hinten fiel. Strampelnd und sich windend versuchte er, die Hand, die an dunklen Schnüren hing, von seinem Gesicht zu lösen – vergeblich. Kakuzu hielt ihn scheinbar mühelos unten, ohne sich zu seinem Partner umzudrehen. „Genug von dem Unsinn“, brummte der Taki-nin finster. „Wir sollten uns lieber über die Ausgaben der letzten Monate unterhalten…“ Nicht unbedingt ein Thema, das sich größerer Beliebtheit erfreute, vor allem, da sie bereits vorhin darüber gesprochen hatten, aber gut. Wenn es dafür sorgte, dass Hidan den Mund hielt, war das die angenehmere Alternative. „Kakuzu ist nicht zu beneiden, oder? Ich meine, klar, irgendwie haben die sich schon verdient, aber trotzdem. Ich würde keinen von denen auf Dauer aushalten…“ Itachi warf einen Blick zu seinem Partner, der sich soeben rücklings neben ihn auf den Futon fallen ließ, dabei an die Decke blickend. Kisame hatte zwar einiges getrunken, dennoch merkte man es ihm kaum an, abgesehen davon, dass seine Stimme rauer klang. „Oder Sasori…wundert mich, dass da noch keiner den anderen umgebracht hat. Wie die miteinander auskommen, ist mir ein Rätsel. Kunst hin oder her…“ Und er redete noch mehr als sonst, fiel Itachi auf, auch wenn er es nicht aussprach. Der Uchiha lehnte an der Wand, die Beine ausgestreckt, was Kisame zum Anlass nahm, sich auf die Seite zu rollen und mit den Kopf in seinen Schoß zu legen. Déjà-vu. Damals hatte er um das Leben des Hünen bangen müssen, während es nun einfach eine vertraute Geste war. Wie von selbst vergrub er eine Hand in dem dunkelblauen Haar, streichelte ihm durch dieses. „Konan-san kann man jedenfalls nichts vormachen, oder?“ Itachi blickte vor sich hin, antwortete nicht sofort darauf; wie erwartet, war es Kisame nicht entgangen. „Es spielt keine Rolle“, murmelte er, obwohl er nicht sicher war. Für Konan mochte es unerheblich sein, was zwischen ihnen lief oder nicht, doch Madara war eine Komponente, die ihnen Ärger machen konnte. Andererseits…warum sollte Konan ihm dies mitteilen? Was würde es ihr bringen? Oder Pain? Ihre Beziehung zueinander würde nichts ändern. „Nein, vermutlich nicht“, stimmte ihm Kisame zu. Itachi fuhr mit den Fingern durch die Wirbel in seinen Haaren, genoss die Ruhe, die ihnen vorhin nicht gegeben gewesen war. Die Vertrautheit, die sie nicht vor den anderen zeigen wollten, weil diese nur Kollegen auf Zeit waren. Auch das mit Kisame würde nicht von ewiger Dauer sein, aber daran wollte Itachi gerade nicht denken. Ein paar gemeinsame Jahre würden sie noch haben. Trotz dieses Wissens verursachte es eine Bitterkeit, die er schwer verdrängen konnte. Wie so oft schnürte es ihm die Luft ab, ließ einen dicken Kloß in seinem Hals entstehen. Manche Nächte lag er stundenlang wach, weil ihn der Gedanke an den Tod nicht losließ. „Willst du mir eigentlich noch erklären, was gestern mit dir los war?“ Es wäre heuchlerisch gewesen, zu behaupten, Itachi wüsste nicht, wovon sein Partner sprach. Er wusste es ganz genau, doch eine Erklärung konnte er ihm nicht liefern. Seine Finger verharrten in Kisames Haaren, bewegten sich aber nicht mehr. Ein Verhör hatte er eigentlich vermeiden wollen. „Ist das von Bedeutung?“, murmelte er defensiv. „Ich habe mich entschuldigt.“ Ein Schnauben ertönte von dem anderen. „Darum geht’s nicht. Du weißt, dass ich nicht frage, damit du zu Kreuze kriechst oder so…ich will nur wissen, ob’s dir gut geht.“ „Ja.“ „Das kam jetzt etwas zu schnell…“ „Kisame…“ Der Hüne drehte sich etwas, blickte zu ihm auf, um seine Raubtieraugen in die seinen zu bohren, dabei blieb er jedoch in seinem Schoß liegen. Wahrscheinlich war Kisame wirklich der Mensch, der sein Lügengerüst am meisten gefährdete. Es war nicht so leicht, jemanden anzulügen, für den man etwas empfand…und Itachi empfand eine Menge. Geborgenheit, Zuneigung…und er war nicht gewillt, dies aufzugeben, bevor es nötig war. Einmal egoistisch sein – durfte er sich das erlauben? Auf Kisames Kosten? Sicherlich war es falsch, doch andererseits…wie viele falsche Dinge hatte er bereits getan? Er konnte nicht einfach abbrechen und so tun, als wäre nichts gewesen. Nicht jetzt. Nicht, nachdem sie all diese Grenzen überschritten hatten. „Schon gut.“ Verwirrt sah er zu dem Hünen herunter, war eher versehentlich in seine Überlegungen abgedriftet. Es wunderte ihn, dass der andere direkt aufgab, normalerweise versuchte er länger, etwas aus ihm rauszubekommen. War er wütend auf ihn? Weder die Tonlage noch seine Mimik deuteten darauf hin, doch Itachi wollte nicht, dass der Vorfall zwischen ihnen stand. „Ich…“ „Das war ernst gemeint. Lass gut sein“, unterbrach ihn der Hüne seufzend. „Es bringt mir nichts, dich zum Reden zu zwingen. Entweder weichst du aus oder du lügst mich an – da will ich lieber keine Antwort.“ Es klang immer noch nicht zornig, nicht mal schnippisch, sondern resigniert. Kisame hatte natürlich Recht; genau so würde es laufen und das wollte auch Itachi nicht. „Es ist kompliziert“, erwiderte er leise. „Unser komplettes Leben ist kompliziert“, kam es schroff zurück. Das traf den Kern der Sache, trotzdem Kisame nicht ahnte, wie es um seine Beweggründe stand. Seine Existenz basierte auf so vielen Lügen und Geheimnissen, dass ihm selbst manchmal davon der Kopf schwirrte. Nach wie vor, er hatte sich dafür entschieden und würde es bis zum Ende durchziehen. „Ich will nur…du weißt schon. Wenn was ist…so wie damals, als es dir nicht gut ging“, drückte sich der Hüne undeutlich aus. „Du kannst dich auf mich verlassen. Ich verlass mich ja auch auf dich…wir sind ein Team, nicht wahr?“ Itachi brauchte einen Moment, um das Gesagte zu realisieren, obwohl er das ja bereits wusste…und genauso sah. Sie waren ein Team und vertrauten einander - bis zu einem gewissen Grad. Bei Itachi war dieser Grad halt gravierend. Kisame würde das bestimmt nicht so locker sehen, wie er es jetzt tat. Verständlicherweise…und obwohl Itachi sich deswegen schuldig fühlte, konnte er die Dankbarkeit nicht unterdrücken. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem schwachen Lächeln, weil der Druck auf seiner Brust nicht mehr zuließ. Aus seinem Teufelskreis gab es kein Entrinnen. „…irgendwann vielleicht“, umging er die selbstverständliche Antwort und wusste nicht, ob er auch diesmal log. Wenn es ausschließlich um ihn selbst gegangen wäre, hätte er ihm einiges mehr erzählt. Allerdings hingen Sasuke und Konoha mit dran. Beides bedeutete ihm mehr als sein Leben. „Irgendwann, huh?“ Es linderte sein schlechtes Gewissen, dass Kisame grinste, trotzdem er ihn schon wieder abwies. Gerade weil sein Partner so ehrlich zu ihm war, machte er es ihm noch schwerer. Dieser richtete sich etwas auf, funkelte ihn aus seinen Raubtieraugen auf eine Weise an, die Itachi jedes Mal angenehm schaudern ließ. Die warme, raue Hand, die sich an seine Wange legte, ließ ihn kurz die Augen schließen. Ja, Geborgenheit war das richtige Wort für das, was er in der Nähe des Haimenschen fühlte. „Ich komm drauf zurück.“ Itachis Lächeln wurde eine Spur sanfter, als er die Lider wieder hob und sich herunterbeugte, um seine Stirn an Kisames zu lehnen. Dass der Hüne ihm keinen zusätzlichen Druck machte, sondern ihm Halt gab, bedeutete ihm mehr, als er ihm jemals mitteilen konnte. „Davon gehe ich aus.“ Das helle Grün bohrte sich in seine schwarzen Iriden…dann trafen ihre Lippen aufeinander. Verlangend, heiß…nein, Itachi konnte nicht mehr zurück…er wollte nicht zurück. Und er wusste, dass es Kisame nicht anders ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)