An awkward guide how to love if you're slightly German von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 17: Das Bad Touch Trio in Action ---------------------------------------- Samstag, 15. Oktober Gilbert drehte das Bierglas in seinen Händen und starrte auf den Schaum, der sich langsam verflüchtige. Er lächelte der Kellnerin müde zu, die ihm einen sehr eindeutigen Blick über die Schulter zuwarf. Er hatte eine solche Wirkung auf Frauen, auch wenn ihm nur die eine im Kopf herum spukte und bei dem Gedanken an Elizabeta kribbelte es ein wenig in seinem Magen, ehe er dieses Gefühl mit Bier fortspülte. Obwohl er sich auf die Hochzeit freute, war es ihm unangenehm, wie ein verliebter Idiot dreinzublicken und sich Elizas wunderschönes Lächeln und die funkelnden grünen Smaragde vorzustellen, die auf ihn schmelzen ließen.  Er war wie gewöhnlich überpünktlich, wenn er sich mit seinen Jungs zum Trinken traf und es störte ihn auch nicht sonderlich, weil sie in den letzten zwölf Jahren regelmäßig hergekommen waren. Gilbert war immer der erste der drei, obwohl er es ansonsten bevorzugte, ganz besonders, wenn er sich mit Ludwig traf, mindestens eine Viertelstunde zu spät zu kommen.  Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine Gestalt auf den Tisch zukommen und kurz darauf ließ sich Francis ihm gegenüber nieder.  »Oh, unerwartet pünktlich heute«, bemerkte Gilbert mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, während er an seinem Bier nippte.  »Oui, heute Morgen war die Deadline für den Artikel über Louna Auditore fällig und ich habe daher den restlichen Tag frei genommen.«  Der blonde Franzose erwiderte Gilberts Mimik und winkte die hübsche Kellnerin heran. »Ich hätte gerne die Nummer drei auf der Weinkarte, danke. Achja, bitte als Flasche.«  Er zwinkerte ihr verwegen zu und sichtlich beschämt grinste die Kellnerin, jedoch nicht ohne einen Seitenblick auf Gilbert zu werfen.  »Nichts gegen diese wunderschöne Maus, aber ich vermisse Joan schon ein wenig. Sie hat ohne Worte verstanden, was wir brauchen…«  Sehnsüchtig schweifte sein Blick in die Ferne und Gilbert seufzte.  »Weißt du, es ist deine Schuld. Du hast sie verjagt mit deinem Antrag.«  »Es war die unverdorbene Liebe, die mich dazu verleitet hat, sie zu meiner Frau machen zu wollen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie ein Wildfang ist und lieber die Welt sehen will, statt sich mit mir in ein hübsches Vorstadthäuschen zurückzuziehen und wunderschöne Kinder in die Welt zu setzen.«  Gespielt dramatisch warf Francis den Kopf in den Nacken und strich sich die Haare aus dem Gesicht.  »Warum klingen deine Pläne immer so verdammt widerlich, obwohl sie eigentlich recht anständig sind. Liegt es an dir oder…«   »An meinem Charme. Das ist die Aura eines Mannes in der Blüte seines Lebens, die jeden erreicht, der dafür empfänglich ist.«   Gilbert verdrehte die Augen und stieß Francis spielerisch vor die Stirn. »Kein Wunder, dass sie gegangen ist, wenn du so einen Stuss von dir gibst. Es kann ja nicht jeder so ein Frauenexperte sein wie ich.«   »Warum dir Elizabeta verfallen ist, wissen wir bis heute nicht, aber irgendetwas musst du wohl richtiggemacht haben.«  Francis grinste provozierend und faltete seine Hände unter dem Kinn zusammen, während die Kellnerin den Wein und ein Glas brachte. »Merci, beauté.«   »Wo bleibt eigentlich Antonio? Hat er wieder verschlafen oder hat ihn der Jetlag gepackt?«   »War er die letzten drei Wochen nicht in Spanien? Ich bezweifle, dass man da vom Jetlag sprechen kann.«   »Ich habe keinen blassen Schimmer.«  Gilbert holte sein Handy hervor und checkte seine Nachrichten. »Geschrieben hat er jedenfalls nichts, vermutlich hält er tatsächlich noch…«  Bevor er es aussprechen konnte, ging die Tür des Lokals geräuschvoll auf und über die Köpfe aller Anwesenden hinweg hörten sie den lauten Spanier rufen. »Perdona!«  Ein paar Sekunden später quetschte er sich neben Francis auf die Bank und grinste verlegen in die Runde. »Ich habe ein wenig… verschlafen. Die Siesta war wirklich gut.«  Ein Rotschimmer lag auf seinen Wangen, doch Gilbert dachte sich nichts dabei und räusperte sich.  »Nachdem wir es nun alle geschafft haben anzukommen…«  Er winkte die Kellnerin herbei, die auch Antonios Bestellung aufnahm und als alle mit Getränken versorgt am Tisch saßen, hob der Weißhaarige das neu aufgefüllte Bierglas hoch. »Wir müssen es heute so richtig krachen lassen!«   Antonio und Francis starrten ihn einen Augenblick argwöhnisch an. »Hattest du eine so harte Woche?«, murmelte der Franzose und grinste pervers. »Ihr wollt doch nicht etwa noch vor der Hochzeit einen kleinen Gilbert zeugen?«   Gilbert prustete los und verschluckte sich beinahe an seinem Bier, während er Francis einen zweifelnden Blick zuwarf. »Nein? Ich meine…, wenn es passiert, ist es nun mal so, aber ich glaube nicht, dass wir soweit sind. Ich wäre vermutlich ein furchtbarer Vater. Ich hatte kein besonders gutes Vorbild.«   »Das hatte ich auch nicht und ich bin gar prächtig geworden, non?«  Francis zwinkerte und grinste leicht, während er ebenfalls etwas vom Wein abtrank.  »Wenn man von deinen Frauengeschichten absieht«, murmelte Antonio und nahm einen recht großzügigen Schluck von seinem Bier.  »Warum geht es immer um mich und mein Liebesleben?«, protestierte Francis und schürzte die Lippen. »Ihr tut ja beinahe so, als wärt ihr nicht selber die schlimmsten Schürzenjäger in der Uni gewesen. Ich erinnere mich an Wochenenden, an denen du jeden Abend eine andere Frau mit auf unser Zimmer gebracht hast, Toni.«   Ertappt rieb sich Antonio den Nacken und nickte zustimmend. »Frankreich mag zwar für die Liebe bekannt sein, aber wir Spanier haben die Leidenschaft erfunden, die unsere Liebhaber flüssig in unseren Händen macht.«   Gerade als Francis etwas darauf erwidern und seinen Stolz verteidigen wollte, klingelte Gilberts Handy und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. »Das ist doch…«  Ein triumphierendes Lächeln umspielte seine Lippen und er schob das Handy schnell in seine Tasche zurück, ehe jemand das Bild sah, das Feliciano ihm gerade geschickt hatte. »So ein lucky Bastard.«   »Hat dir deine Liebste eine Aufnahme im Evakostüm geschickt?«  Francis hob verspielt die Augenbrauen und lehnte sich neugierig zu Gilbert hinüber.  »Nichts dergleichen«, versicherte ihm der Deutsche und wirkte sehr zufrieden. »Das war Elizas Bruder, Feliciano.« »Was, er schickt dir Nacktbilder?«, prustete Antonio los, erntete aber nur einen bösen Blick von Gilbert.  »Was? Nein! Er hat mir nur seine Fortschritte gezeigt. Aber das geht euch rein gar nichts an.«   »Und warum hört es sich dann so an, als würde uns das sehr wohl etwas angehen? Das klingt wie einer dieser Pläne, die wir früher immer geschmiedet haben.«  Sofort war der Spanier Feuer und Flamme für die Unterhaltung. »Welche perfiden Pläne schmiedest du ohne uns und viel wichtiger ist die Frage: Warum?«  »Wie ‚warum‘? Ich… Herr Gott, es ist nicht so wie ihr denkt. Ich will niemanden verarschen oder so. Ich will Amor spielen und ihr beide würdet mir die Tour ordentlich vermiesen.«  Gilbert kicherte nervös vor sich hin. »Ich glaube außerdem nicht, dass die besagten Personen es gut finden würden, wenn noch mehr in diesen Fall involviert werden.«   »Oh, eine Liebesgeschichte. Comment excitant! Warum vertraust du uns den Fall nicht an, wir beide sind doch quasi Experten in der Liebe, im Gegensatz zu dir. Ich meine, du hast natürlich eine schöne Dame gefunden, die dich erträgt, aber ich glaube kaum, dass dich das dazu qualifiziert, andere ins Verderben zu stürzen!«   Ein leises Knurren erklang und Gilbert funkelte Francis böse an. »So, das glaubst du also? Bisher ist es ganz gut gelaufen und nur dank mir haben die beiden die gestrige Nacht miteinander verbracht!«  Stolz klopfte sich Gilbert auf die Brust. »Und dieses Bild von gerade eben… oh ja.«  Seine Miene war undurchdringlich und sein Blick schweifte ab.  »Du musst uns nichts erzählen, wir können diesen Feliciano auch einfach selber fragen, mit welcher Schönheit du ihn verkuppeln willst. Ich glaube kaum, dass es dir recht ist, wenn wir ihn so direkt belagern…«  Der Spanier leerte sein Bier und legte seinen Arm brüderlich um Francis. »Überlass das einfach uns.« »N-nein! Ihr habt ja keine Ahnung…«  Gilbert wurde nervös, weil seine Freunde weitaus scharfsinniger waren, als er ihnen zutraute.  »Dann hilf uns auf die Sprünge. Wir können deine Gedanken nicht lesen, mon ami.« Gilbert starrte einen Augenblick auf seine Hände, ein wenig schüchtern und gänzlich in Gedanken versunken. Sollte er Antonio und Francis wirklich von seinem Plan erzählen, Feliciano und Ludwig zusammenbringen zu wollen? Seine Freunde waren Tunichtgute, die seine Aufgabe ganz sicher nur halb so ernst nahmen wie er und wenn Ludwig jemals davon erführe, würde er ihn erwürgen oder verbrennen oder vierteilen. Oder einfach alles zusammen.  Aber jetzt, da er den beiden ohnehin schon genug Hinweise geliefert hatte, dass sie selbst darauf kommen konnten, wenn sie nur ein wenig forschten, seufzte er nur und senkte den Blick. »Ich schwöre euch, wenn einer von beiden davon erfährt und ich herausfinde, dass sie es von einem von euch wissen, dann werde ich sowas von die Katze aus dem Sack lassen, sodass jeder in eurem hochgeschätzten Umkreis die dreckigsten und miesesten Geheimnisse über euch zu hören kriegt.«  Recht unbeeindruckt zuckte Francis mit den Schultern. »Nur zu, Gil. Ich habe Kätzchen fauchen hören, die gefährlicher waren als du.«   Antonio boxte dem Franzosen in die Seite. »Sei still, so verrät er uns kein Wort.« Gilbert bereute jedes Wort, aber er räusperte sich dennoch, um seinen Plan zu offenbaren. Wenn Elizabeta davon erfuhr, würde sie die gute alte Bratpfanne in ihren Alltag zurückbringen und dann hatte Gilbert nichts mehr zu lachen.  »Es geht um… meinen Bruder.«   Irritiert legte Francis den Kopf schief. »Ludwig? Und was ist mit diesem Feliciano, von dem du uns gerade erzählt hast? Ist das hinfällig?«  »N-nein.«  Gilbert brauchte einen Augenblick, um seine Antwort in Worte zu fassen, dann taxierte er seine Freunde eindringlich.  Gilbert wählte seine Worte mit Bedacht. »Wie soll ich sagen… es gibt da Zeichen, dass sich mein kleiner Bruder und der von Eliza nähergekommen sind, bevor wir die beiden überhaupt einander vorgestellt haben. Sie… scheinen ein gewisses… Interesse füreinander zu hegen und Elizabeta und ich… haben überlegt, ob es nicht sinnvoll wäre, ihnen etwas unter die Arme zu greifen.«  Er räusperte sich. »Die beiden wissen jedoch nichts von ihrem Glück, also…«  Seine Stimme stockte und er brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu sortieren.  Francis kam ihm jedoch zuvor. »Wie kannst du das alles in diesem ernsten Tonfall sagen, ohne zu lachen?«, fragte er ohne jede Regung auf seinem Gesicht und er starrte Gilbert eindringlich an. »Wir reden hier von Ludwig.«   Der Spanier zeigte eine ähnliche Reaktion und legte den Kopf schief. »Bist du dir da sicher? Ich meine… Ludwig… er… ist er denn… schwul?«   »Ob er schwul ist weiß ich nicht, aber er hatte zumindest mal Interesse an ‘nem Kerl, als er jünger war. Ich habe die beiden… erwischt.«  »Gil, vielleicht war er damals einfach nur neugierig. Du weißt doch selbst, dass eine solche Erfahrung die Sexualität nicht definiert.«  Ein süffisantes Grinsen zog sich über Francis Lippen. »Oder sind wir alle plötzlich bisexuell?«  Er sah zwischen seinen Freunden hin und her, die beide plötzlich rot wurden.  »N-natürlich nicht! Halt die Klappe, Francis.« Gilbert senkte seinen Blick und stürzte das Bier in einem Zug hinunter, ebenso wie Antonio. Beide ertrugen es nicht, ihm in die Augen zu sehen.   »Ihr seid eindeutig zu verklemmt. Die Liebe ist nichts, wofür man sich schämen sollte und ob man sie unter Freunden oder Verliebten praktiziert, welchen Unterschied macht das schon? Ich gehe ohnehin davon aus, dass man sich ein Leben lang nicht auf eine Seite beschränken sollte. Vielleicht ist dieser Jemand für Ludwig nun mal wichtig. Ludwig muss nicht schwul sein und das ist, glaube ich, auch hier nicht der Punkt.«  Francis warf den Kopf zurück und starrte einen Augenblick die Decke an, bevor er fortfuhr. »Du willst diese unglücklichen Seelen also zusammenführen, non?«   »Ja«, antwortete Gilbert schlicht.  »Gibt’s dann eine Doppelhochzeit?«, rief Antonio dazwischen und erntete einen bösen Blick von seinem Gegenüber.  »Toni, nimm das gefälligst ernst!« Gilbert glaubte für einen Moment, dass es ja gar nicht so schlimm werden konnte, wie er erst dachte und im nächsten Moment sah er vor seinem geistigen Auge die bratpfannenschwenkende Elizabeta, wie sie ihn und seine beiden Freunde zum Teufel jagte.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)