An awkward guide how to love if you're slightly German von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 18: In Erklärungsnot ---------------------------- Samstag, 15. Oktober Als Ludwig die Dusche verließ und sich abtrocknete, hörte er Feliciano in der Küche laut auf Italienisch vor sich hinsingen. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, während er sich die Haare trocken rubbelte und in einen bequemen Trainingsanzug schlüpfte. Für einen Moment überlegte er, ob er sich nicht etwas Schickeres anziehen sollte. Zum Glück musste er Feliciano noch nicht gegenübertreten, um seine Kleiderauswahl noch einmal zu überdenken, weil der einzige Zugang zum Badezimmer über das Schlafzimmer führte, aber schließlich zuckte er doch mit den Schultern und entschied sich, die legere Kleidung beizubehalten. Immerhin war doch heute sein freier Tag und Feliciano vollkommen unerwünscht in seine Wohnung eingebrochen.  Er machte sich nicht einmal die Mühe, sein Haar wie in üblicher Manier nach hinten zu frisieren, sondern ließ die blonden Fransen in seiner Stirn hängen. Der Reißverschluss des dunkelgrünen Trainingsanzugs war bis knapp über seinen Bauchnabel zugezogen und entblößte dank des schwarzen Tanktops darunter nur den Nacken und seinen Hals.  »Moment mal, wo ist denn…«, hörte er Feliciano vor sich hinmurmeln und er verließ das Schlafzimmer wortlos. Wie ein Löwe, der die Antilope im Auge behielt schlich er in die Küche und beobachtete den schwer beschäftigten Italiener, wie er auf Zehenspitzen versuchte, etwas aus dem oberstem Fach zu greifen. »Das ist doch… ve. Ist diese Küche für Riesen gebaut?«  »Nein, sie ist nur auf meine Größe abgestimmt.«  Feliciano zuckte merklich zusammen, als er Ludwig bemerkte und er hielt sich zitternd am unteren Regal fest, was zur Folge hatte, dass eine Schale sich von ihrem Platz löste und Feliciano auf den Kopf fiel.  »Autsch!«  Der Italiener rieb sich die Stelle und bemerkte dann, dass Ludwig ihn eindringlich ansah. »Scusa! Ich wollte keine Unordnung machen, aber ich… komme da einfach nicht dran. Ich wollte Rührei machen, aber die Schüsseln sind alle zu klein, bis auf die eine, die da ganz oben im Schrank ist.«  Er seufzte.  »Die Blaue?«  Ludwig trat hinter den kleinen Italiener, der nickte, und hob problemlos die Schüssel aus dem Schrank, um sie seinem Gast zu überreichen. Sie standen unmittelbar nebeneinander und Ludwigs Blick war vieldeutig.  »Grazie, Ludd- Ludwig. Ich… setz dich doch, es ist alles vorbereitet. Das Rührei dauert nicht lang. Ich hoffe du magst Rührei.«  Ludwig nickte nur wortlos und ging hinüber zum Tisch, der reichlich gedeckt war mit allerlei Dingen, die er sonst nie zum Frühstück aß.  Er bemerkte, dass die Brötchen mittlerweile abgekühlt waren und dass ein prall gefüllter Korb mit Obst in der Mitte stand. Wurst, Käse und Schinken war ordentlich und ansehnlich auf weißem Geschirr drapiert und neben der Butter lagen drei verschiedene Arten von Messer. Zwei Tassen Kaffee dampften vor sich hin und da Feliciano offenbar nicht wusste, wie Ludwig seinen Kaffee mochte, waren Milch und Zucker nicht fern.  Da Feliciano noch beschäftigt war, nahm Ludwig die Zeitung, die der Italiener offenbar mit hochgebracht hatte und blätterte interessiert die ersten Seiten durch. Immer wenn er seinen Blick hob und den Italiener betrachtete, stockte dieser in seiner Arbeit, nur um dann deutlich nervöser daran weiterzuarbeiten.  Wenn Ludwig seine Aufmerksamkeit der Zeitung widmete, spürte er jedoch den eindringlichen Blick des Italieners auf sich. Er hatte keinen blassen Schimmer, was diese Spielchen sollten und ob das Teil von Gilberts perfidem Plan war. Vielleicht hatte Feliciano einfach Angst, dass er aufgeflogen und der ganze Spaß vorbei war.  Ludwig wollte nicht so schlecht von seinem Bruder und erst recht nicht von Feliciano denken, aber er war sich unsicher, worauf er sich da eingelassen hatte und ob sein Kopf ihm nicht vielleicht einen Streich spielte. Feliciano konnte diesen Kuss unmöglich ernst gemeint haben, denn er hatte sonst nie auch nur ansatzweise angedeutet, dass er irgendein ernst gemeintes Interesse an Ludwig hatte. Sie waren zwar zusammen essen gegangen, aber das war unmittelbar, nachdem er von Feli als Freund betitelt worden war und dann war in kurzer Zeit alles ziemlich merkwürdig geworden.  Diese Umarmung in der Schule und Felicianos Aussage der Schülerin gegenüber, dass sie nur gute Freunde waren und dann diese völlig verrückte Nacht, in der sie einander in den Armen gehalten hatten… Ludwigs Herz klopfte ihm bis zum Hals und er hasste diese Reaktion. Er hasste es, dass er sich Hoffnungen machte, während es für Feliciano vermutlich alles ein dummes Spiel war.  Aber warum kam er dann angelaufen um sich zu entschuldigen und ihm Frühstück herzurichten? Wollte er sich das schlechte Gewissen reinwaschen oder was beinhaltete der Plan? Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Feliciano ihm besorgt die Hand auf die Schulter legte und ihn eingehend musterte. »Luddy? Ist alles in Ordnung? Du wirkst so…«  Der Brünette kam gar nicht erst dazu, seine Bedenken zu äußern, weil der Deutsche bereits abwinkte.  »Alles ist gut, Feli. Ich habe nur über ein Ereignis in der Nachbarschaft nachgedacht«, log er und spürte die Hitze auf seinen Wangen brennen. Er war kein besonders guter Lügner, aber Feliciano konnte teilweise sehr begriffsstutzig sein und darauf baute er nun.  Erleichterung legte sich auf das Gesicht des Kleineren und er setzte sich auf den Platz gegenüber von Ludwig. »Dann ist ja gut. Ich dachte schon, du wärst mir böse…«  Seine Stimme stockte kurz, bevor er hinzufügte: »Ich weiß, ich kann eine Nervensäge sein, aber ich will nicht, dass du sauer auf mich bist.«  Ludwig spürte ein merkwürdiges Flattern in seinem Magen und seine Finger kribbelten vor Aufregung, aber er schalte sich einen Idioten, jetzt auf Felicianos Engelszunge hineinzufallen. »Wenn du das Chaos danach wieder beseitigst, soll mir das recht sein«, sagte Ludwig ernst.  »Es geht nicht um die Unordnung, Luddy. Es geht um den Kuss«, murmelte der Italiener frei heraus, sodass sich Ludwig am heißen Kaffee verschluckte, an dem er gerade nippte.  Er hatte nicht erwartet, dass Feliciano gleich mit der Tür ins Haus fallen würde und es dauerte einen Moment, bis er sich gefangen hatte. »Was redest du da, Feliciano?«, tadelte Ludwig ihn. »Ich habe dich geküsst«, sprach der Italiener das offensichtliche aus und entlockte Ludwig ein verärgertes Seufzen.  »Daran erinnere ich mich!«  »Ja, aber…«  Feliciano rührte das Essen nicht an, sondern faltete seine Hände ineinander, was der Deutsche als Geste der Reue wahrnahm. »Du hast den Kuss erwidert.«  »Ist gut, Feliciano. Wir müssen darüber nicht reden. Am besten vergisst du das einfach wieder und wir vergraben das Thema dort, wo es niemand je wiederfindet«, antwortete Ludwig monoton, während er sich ein Brötchen aufschnitt und das Thema zu wechseln versuchte.  »Ich will das aber nicht, Ludwig.«  Die Stimme des Italieners zitterte ein wenig, während er das sagte, doch sein Gesicht wirkte ernst und seine Augen waren auf Ludwig fixiert. »Ich will das Thema nicht vergessen oder vergraben. Ich will darüber reden und erklären, wie es dazu kam!«   »Das kann ich mir denken, ohne dass du das hier so detailliert ausbreitest«, widersprach Ludwig seinem Gast und machte Anstalten aufzustehen. Er konnte sich das nicht länger anhören und bereute schon, Feliciano nicht von vorn herein herausgeworfen zu haben, doch er wollte eine gute Beziehung zu ihm beibehalten, weil sie Arbeitskollegen waren und ihre älteren Geschwister einander heiraten würden, aber nun brannte eine Sicherung in Ludwig durch. »Hör einfach auf, mir das Thema aufdrängen zu wollen. Ich will davon nichts hören!«  Ihm war bewusst, dass er sich anhörte wie ein rebellischer Teenager, der von seinen Eltern gerade kritisiert worden war doch er wollte einfach nur, dass es aufhörte.  »Ludwig, hör mich an, ich will dir etwas Wichtiges sagen…«  Feliciano machte einen Satz auf Ludwig zu und griff nach dessen Händen, die ihm augenblicklich entzogen wurden.  »Halt die Klappe! Hör einfach auf zu reden und verschwinde! Verschwinde aus dieser Wohnung und aus meinem Leben und… tu dir keinen Zwang an, sag Gilbert, dass ich mich von ihm nicht verarschen lasse!«  Nun brüllte Ludwig. Sein ganzer Körper zitterte vor Wut. Er starrte auf den Italiener hinab und konnte nicht verhindern, dass sich Tränen in seinen Augen bildeten, die er mit purer Willenskraft zurückhielt. Er würde keinem von beiden die Genugtuung gönnen, ihn jemals so zu sehen und drehte sich auf dem Absatz herum.  Gerade, als er über die Türschwelle ging und sich ins Schlafzimmer zurückziehen wollte, spürte er, wie schon am Abend zuvor einen warmen Körper an seinen Rücken geschmiegt und Arme, die ihn fest umklammert hielten. »Hör auf so einen Blödsinn zu reden, Ludwig. Du machst mir Angst!«  Ein Schluchzen erklang und der Deutsche erstarrte in seiner Bewegung. »Du machst mir Angst, weil du so seltsames Zeug redest und ich will nicht, dass du denkst, dass ich oder Gilbert Spielchen mit dir treiben! Ich habe dich geküsst, weil ich es wollte und nicht, weil ich mir einen Spaß daraus gemacht habe!«   Ludwig zog hörbar die Luft ein und Schwindel packte ihn, sodass er sich an der Wand im Korridor abstützen musste, mit dem ganzen Gewicht von Feliciano auf ihm, und er senkte seine Stirn gegen die kühle Wand. War ihm schon die ganze Zeit so warm gewesen oder hatte er sich in Rage geredet?  Sein Herz klopfte und das Blut rauschte in seinem Kopf, ließ ihm keine Chance über das gerade Gesagte nachzudenken, sondern zwang ihn zu einer Antwort. »Wa-warum? Warum ich?«  Das war vermutlich die blödeste Frage, die er hätte wählen können, aber Felicianos Griff um seinen Bauch wurde fester, inniger.  »Ich weiß nicht. I-ich hab in deine Augen gesehen und dann… dann war da dieses Bedürfnis und… b-b-bevor ich klar denken konnte, hatte ich dich geküsst und a-alles hat sich plötzlich so richtig angefühlt. Ich habe keine Ahnung, warum und wieso ausgerechnet du und… ich will dich jetzt wirklich nicht loslassen, weil ich Angst habe, dass du verschwindest und mich hier zurücklässt und ich dann von der Polizei weggeschleppt werde, weil…, weil…«  Feliciano schniefte vor sich hin und vergrub sein Gesicht in Ludwigs Rücken, Worte murmelnd, die unverstanden verloren gingen.  Es kostete Ludwig einiges an Überwindung, aber schließlich schaffte er es sich irgendwie aus der Umklammerung des Italieners zu befreien, bevor er ihn an den Oberarmen packte, ihn exakt eine Armlänge von sich weghielt und das tränenüberströmte Gesicht von Feliciano Vargas eingehend studierte. Er hätte schwören können, dass in einer Ecke seines Herzens irgendwo ein kleines Stückchen herausgebrochen war, weil er Feliciano in eine solche Situation manövriert hatte. Augenblicklich fühlte er sich schlecht und beugte sich zu dem Italiener hinüber, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. »Es tut mir leid, Feli. Es tut mir wirklich aufrichtig leid.«  »Was t-tust du denn da? Ich sollte mich bei dir entschuldigen.«  Der Italiener wischte sich mit dem Hemdärmel über die Augen und senkte den Kopf. »Du denkst jetzt bestimmt ich bin eine Heulsuse oder so.«  »Das denke ich nicht… ich… war ein Arschloch, Feli. Tut mir leid, dass ich dich zum Weinen gebracht habe. Ich habe wirklich nicht darüber nachgedacht, wie du dich fühlst. Ich habe nur an mich gedacht und wurde wütend, ohne mir deine Sicht der Dinge anzuhören.«  Ludwig drückte Feliciano dicht an sich und legte seinen Kopf auf der Schulter des Italieners ab. »Ich habe dir Dinge vorgeworfen, die nur in meinem Kopf existierten.«  »Warum solltest du überhaupt darüber nachdenken müssen, ob dich jemand zum Spaß küsst oder es ernst meint? Das ist… traurig. Ludwig, ich würde so etwas nie tun und Gilbert liebt dich wirklich!«  Feliciano vergriff sich in Ludwigs Trainingsjacke und lehnte sich vertrauensvoll an Ludwigs Halsbeuge.  Jetzt, da Feliciano es offen aussprach, klang seine Befürchtung vollkommen bescheuert, aber er war fest davon überzeugt gewesen und es hatte schwer auf seinen Schultern gelastet, nach einem Abend wie dem gestrigen, der ihm wirklich Spaß gemacht hatte. Ludwig schloss die Augen und schlang seine Arme um Feliciano. »Ich hatte Angst, dass es alles ein Traum ist und er wie eine Seifenblase vor meinen Augen zerplatzt. Der Gedanke, dass mir etwas so Gutes widerfahren sollte schien absurd. Warum…«  Er stockte. Das letzte was er nun wollte war, in Selbstmitleid zu versinken, also drückte er Feliciano einen Kuss aufs Haar.  »Du hast also das Bedürfnis gehabt, mich einfach so zu küssen?«  Ludwig löste sich etwas von dem warmen Körper des Italieners und versuchte, dem Blick des Brünetten standzuhalten. »H-hast du das Bedürfnis jetzt gerade… auch?«  Unsicher biss er sich auf die Unterlippe und er musste an Feliciano vorbei an die weiße Wand schauen. Er konnte es nicht ertragen, wie sein Körper auf diesen Mann reagierte und dass es ihm beinahe die Luft zum Atmen nahm, ihm so nahe zu sein und ihn so dicht bei sich zu spüren, mit dem Gedanken, wie es sich anfühlen würde, diese Lippen noch einmal zu berühren, diesmal in der Gewissheit, dass es kein Scherz war.  »Küss mich, dann erfahren wir es, Ludwig«, verlange Feliciano lächelnd, während er seine Finger in Ludwigs Nacken verschränkte.  Es dauerte einen Augenblick, bis Ludwig den Mumm hatte, dieser Aufforderung nachzukommen, aber schließlich verdrängte er seine Nervosität in die hinterste Ecke seines Kopfes und presste seine Lippen bedächtig auf die von Feliciano.  In seinem Magen rumorte es und sein Herz schlug schneller als jemals zuvor, beinahe so, als würde es jeden Moment aus dem Brustkorb hüpfen und davonfliegen. Ludwigs Hände, die auf Felicianos Hüften lagen, verselbstständigten sich und fanden ihren Weg in die Haare des Brünetten, wo sie offenbar nach Halt verlangten.  Feliciano zog Ludwig dichter an sich heran und drückte seinen schlanken Körper an Ludwig und er legte seinen Kopf schief, während seine Zunge über die Lippen des Deutschen strichen, als wollten sie um Einlass bitten.  Ludwig konnte nicht anders, als ihm stattzugeben und er musste sich sehr zusammenreißen, dass ihm seine zittrigen Knie nicht den Dienst versagten. Feliciano entwich ein sanftes, zufriedenes Keuchen, während sie sich für einige Sekunden voneinander lösen mussten, aber als Feliciano seine Hände an Ludwigs Wirbelsäule entlang streichen ließ, trafen ihre Lippen wieder aufeinander, diesmal gieriger als zuvor.  Der Deutsche spürte, dass etwas unterhalb seines Bauchnabels an Selbstständigkeit gewann und vor lauter Aufregung, drückte er Feliciano von sich weg, was ihren Kuss unterbrach und den Italiener aus großen Augen staunen ließ. »I-ist alles in Ordnung?«  Die Wangen des Brünetten waren gerötet und seine Hände lagen auf Ludwigs Brust.  »Ja, ich-« Ludwig sah an sich herab und dann zu Feliciano hinüber, wo ihm auffiel, dass sich in der Skinny Jeans des Italieners ebenfalls eine noch recht unauffällige Beule gebildet hatte. Er musste seinen Blick abwenden, aber im gleichen Atemblick schalt er sich einen Idioten. Er war doch kein pubertärer Teenager mehr, sondern ein gestandener Mann von siebenundzwanzig Jahren, der nicht zum ersten Mal einen Penis im halberigierten Zustand sah, spürte oder selbst sein eigen nannte.  »Wir… vielleicht sollten wir es langsamer angehen lassen«, schlug Ludwig atemlos vor und Feliciano lächelte unschuldig.  »Das machen wir doch… wir sind vollständig bekleidet und nur, weil sich da unten etwas regt, heißt das nicht, dass man sich gleich damit befassen muss… oder? Ich will… einfach nur diese Lippen küssen und…«  Weiter kam er nicht, denn Ludwig umrahmte sein Gesicht mit seinen Händen, um ihre Lippen wieder miteinander zu verbinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)